Anton Bruckner - Symphonien 00 - 9: Welcher Zyklus ist der Beste?

  • Mittlerweile besitze ich auch die Box von G. Wand mit dem Kölner RSO. - Ich tat mich immer schon schwer mit Wand, hatte aber dann einige Sachen von ihm gehört, die mir gut gefielen. Sogar eine Bruckner-Aufnahme (Keine Ahnung, was das war). Da kam ein Sonderangebot von JPC und zack hatte ich sie. - Und bin enttäuscht, sehr enttäuscht. so enttäuscht, dass ich die ganze Box nochmal gehört habe, weil ich dachte, dass könne doch gar nicht sein und läge evtl. nur an einer persönlichen Stimmungslage oder so was. Pustekuchen. Mir sagt das alles nichts, berührt mich nicht, keine Träne quillt. Nicht mal bei der 7.
    Ich empfinde alles als blutleer, akademisch, reserviert und kalt.
    Ich denke, dass für einen emotionalen Hörer, wie ich einier bin, diese Art der Interpretation einfach nicht geeignet ist. Ich will gepackt werden, fortgetragen. Und genau Bruckner ist für mich der, der in diese Kerbe am tiefsten haut. Dem dann diese Exaktheit entgegen zu halten, ist für mich dann einfach nur enttäuschend und, ja, langweilig. Ich erwischte mich sehr oft, dass ich mit meinen Gedanken ganz anderswo war. - Verschwendung!
    Schade dass es keine GA von Jansons gibt.

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • Ich glaube, die Wand-Fans bevorzugen typischerweise die späteren (live?) Aufnahmen mit dem NDR oder den Berliner Philharmonikern.
    Obgleich ich mit Wand nur drei oder vier Bruckner-Sinfonien (und nur in den alten WDR-Aufnahmen) kenne (dazu noch Wands Studio-Brahms und -Beethoven) konnte ich die außerordentliche Faszination auch nie so ganz nachvollziehen. Ich vermute, dass die Strenge, Transparenz und Nüchternheit der Wand-Aufnahmen in den 1970ern, in denen die Auswahl bei Bruckner-Aufnahmen nicht gerade üppig und die Eindrücke vermutlich stark vom weit "romantischeren" Jochum sowie einzelnen noch exaltierteren Interpretationen Furtwänglers u.a. geprägt waren, gerade ihr besonderes Merkmal gewesen ist. Wobei Schuricht ähnlich "streng" und m.E. energischer und packender ist (aber es gibt nur 3,8,9 in guter Studioqualität).
    Aber da ich gewiss weder Experte für Bruckner noch für Wand bin, muss ich die Verteidigung anderen überlassen (ich habe noch die Kölner 3. und 5., mehr oder minder aus Nostalgie im Regal - die 5. war 1989 oder 90 meine erste selbstgekaufte Bruckner-CD).

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Mir ist es bei Wands Bruckner-Zyklus mit dem Kölner RSO ganz ähnlich gegangen, die Begeisterung blieb aus. Ich habe es zum Teil auf die nicht gerade gute Klangqualität der alten RCA-Aufnahmen geschoben. Für kleines Geld habe ich mir dann später noch einmal die Box mit den neu gemasterten CDs gekauft, aber bislang noch nicht gehört. Auch die Aufnahmen mit dem NDR-Sinfonieorchester sind noch ungehört auf meiner Festplatte, ich werde es wohl als nächstes mit denen probieren. Auf jeden Fall beruhigt es mich, dass ich nicht der einzige bin, der die weit verbreitete Begeisterung für Günter Wand (noch) nicht zu teilen vermag.


    Als letztes habe ich die SACD-Aufnahmen von Jaap van Zweden mit dem Niederländischen Radio-Philharmonie-Orchester gehört und war davon sehr angetan:


    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Schade dass es keine GA von Jansons gibt.


    Vielleicht ist es gut, dass es (noch) keine GA von Jansons gibt … :untertauch:
    Habe zuletzt seine Int der 9. mit dem Royal Concertgebouw Orchestra gehört – und bin auch enttäuscht: Akademisch, mechanisch, kühl, irgend etwas fehlt (mir) dabei.
    Dabei können die Amsterdamer einwandfrei und vor allem klangschön auftrumpfen …

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)

  • Ich schätze Mariss Jansons sehr, aber was am allerwenigsten vermisse, ist eine Gesamtaufnahme der Bruckner Sinfonien...


    Es geht mit ähnlich wie Maurice: Wenn ich mir die Frage stelle, warum diese oder jene Bruckner Sinfonie von Jansons (ich kenne die 3., 4., 6., 7. und 9., alle aufgenommen mit dem Concertgebouw Orchester) auf CD erschien, finde ich keine Antwort darauf.
    Jansons Bruckner erscheint mir wie "Noten runtergespielt, fertig". Nicht bei allen Sinfonien, die 6. Sinfonie empfinde ich als recht gelungen, aber die 7. ist weder "Fisch noch Fleisch". Kein "Bekenntnis", aber auch kein Bemühen um das Offenlegen der sinfonischen Strukturen. Mit einem Wort: Belanglos.


    Das darf natürlich gerne anders gesehen werden. ;)


    Zu Günter Wand und den Aufnahmen mit dem Kölner RSO: Der Bessere ist des Guten Feind. ;) Klangtechnisch sind die Aufnahmen aus Köln für mich keine Offenbarung, die Orchesterqualität ist es, namentlich bei den Blechbläsern, auch nicht.
    Aus der schier unüberschaubaren Anzahl von Bruckner Aufnahmen mit Günter Wand ziehe ich die Aufnahmen mit "seinem" Orchester, dem NDR-Sinfonieorchester, vor. Man merkt den Aufnahmen die jahrelange gute Zusammenarbeit an.
    Die Einspielungen mit den Berliner Philharmonikern sind mir, abgesehen von der 5. Sinfonie, etwas zu "altersmilde".


    Aber auch diese Meinungen haben keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit... ;)

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Richtig grandios gelungen ist Wands Kölner Einspielung der 5. Symphonie. Vermutlich die beste des gesamten Zyklus. War das nicht sogar der Auftakt für seine Alterskarriere? Müsste 1974 gewesen sein. Zumindest die Fünfte muss sich überhaupt nicht hinter seinen späteren Aufnahmen (NDR, BBC, Chicago, Berlin) verstecken.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões


  • Da bin ich aber platt! Für mich ist die 7. von jansons mit dem Bayerischen Rundfunkorchester mit Abstand das beste, das ich von Bruckner auf CD gehört habe. Mitreissend, hochemotional. Überhaupt habe ich vielleicht noch nie gehört, dass er einfach Noten runterspielt.
    Donnerwetter!

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • Ich habe die 7. mit dem Concertgebouw Orchester. Es ist nicht auszuschließen, dass Jansons mit dem SO des Bayer. Rdfs. einen ganz anderen Interpretationsansatz gewählt hat.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Richtig grandios gelungen ist Wands Kölner Einspielung der 5. Symphonie. Vermutlich die beste des gesamten Zyklus. War das nicht sogar der Auftakt für seine Alterskarriere? Müsste 1974 gewesen sein. Zumindest die Fünfte muss sich überhaupt nicht hinter seinen späteren Aufnahmen (NDR, BBC, Chicago, Berlin) verstecken.


    So ist es.
    Günter Wand hatte erzählt, dass er vor der 5. Sinfonie eine solch große Ehrfurcht hatte, dass er sie nicht traute zu dirigieren, obwohl er die Partitur in- und auswendig kannte.


    Nach seiner Zeit als Gürzenich Kapellmeister erhielt er vom WDR das Angebot, die 5. Sinfonie zu dirigieren. Er nahm an, es folgte erst die Schallplattenaufnahme, dann die Aufnahme der Sinfonien 1-9 und danach die "Weltkarriere".

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Ja, die WDR-Aufnahmen haben sich wohl über einige Jahre hingezogen. Die 5. wurde 1974 eingespielt ((P) allerdings erst 1977 lt. meiner CD), die 3. 1981 (andere habe ich nicht). Dann ging es aber zügig weiter mit Brahms 1982-84 und Beethoven 1985-88 beim NDR. Jedenfalls war Wand, als ich Ende der 1980er begann, mich für Bruckner zu interessieren, schon kein Geheimtip mehr, sondern eher eine Standardempfehlung.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Ja, richtig, und diese "Standardempfehlung" führt inzwischen dazu, dass die Anzahl an Bruckner Aufnahmen mit Günter Wand schier unübersichtlich geworden ist.


    Neben den schon erwähnten Einspielungen mit dem NDR SO, den Berliner Philharmonikern und dem Kölner RSO sind Konzertmitschnitte mit den Münchner Philharmonikern, dem DSO Berlin, dem RSO Stuttgart, dem NHK Symphony Orchestra, dem BBC Symphony Orchestra und den Bamberger Symphonikern erhältlich. Bestimmt habe ich noch das ein oder andere Orchester vergessen. Ach ja, das Gürzenich Orchester mit früheren Konzertmitschnitten.


    Auch der akribischste Sammler und der größte Anhänger von Günter Wand verliert irgendwann den Überblick, und nicht jede Veröffentlichung ist ein "Muss", denn die Sichtweise auf Bruckner ist bei Günter Wand im wesentlichen gleich geblieben.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Zitat

    Norbert: denn die Sichtweise auf Bruckner ist bei Günter Wand im wesentlichen gleich geblieben.


    Ich melde mich heute aus dem Krankenhausbett und möchte dir da unbedingt beipflichten, lieber Norbert. Auch wenn die Aufnahmen, nicht nur von der Neunten, von der ich neun von ihm habe, mit dem Alter etwas länger wurden, so blieb doch das zeitliche Binnenverhältnis der Sätze stets gleich. Und nicht nur die Tempi waren ihm heilig, sondern auch die Unversehrtheit der Partitur, meist von des Komponisten letzter Hand. Am besten und ganz lapidar kommt das in der Überschrift zu seiner Biografie zum Ausdruck: "So, und nicht anders".


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Lieber Willi, alles Gute!! Auf, daß Du bald wieder nach Hause in die gewohnte Umgebung darfst.


    Zu Bruckner. Für mich in der Gesamtheit die Berliner unter Karajan mit Aufnahmen von 1976 bis 1982.
    Begeistert hatte mich Thielmanns Antrittskonzert in München mit der 7.
    Und eine Aufführung mit dem Philharmonischen Orchester Gera zum 100. Geburtstag des Theaters unter Leitung von Gabriel Feltz. Natürlich sind die Berliner besser als die Geraer, aber ein wenig Lokalstolz hat noch nie geschadet.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.


  • Wand lässt die Musik, von den Berlinern so tadellos und perfekt spielen ,hier hört man eine grandiose Schönheit, aber zugleich von Schlichtheit und klarer Reinheit geschmückt.

    Es gibt etliche andere Einspielungen, die vielleicht vom Klang her "knalliger" sind, aber keine der mir bekannten sind so INNIG, fast intim, so musikalisch und treu gespielt und wiedergegeben, dass beim Hören dieser Musik ein Schauer nach dem anderen meinen Rücken durchläuft und eine große kosmische Sehnsucht innere Saiten meines Körpers in zuckenden Schwingungen zu versetzen vermag! Der Bruckner Zyklus klingt ganz anderes als z.B mit dem Kölner Rundfunk Sinfonie Orchester

    hier ist er mehr ein moderater, reflektierter, düsterer und ein gelassener Bruckner.


    Für mich sind das auch sehr gute Einspielungen und von einer Altersmilde, was viele sagen kann ich nicht wirklich zustimmen . :)

    Musik ist höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie. Wem meine Musik sich verständlich macht, der muß frei werden von all dem Elend, womit sich die anderen schleppen.

    Ludwig van Beethoven


    Bruckner+Wand So und nicht anders :)

  • Ich besitze die Originale RCA Bruckner Box und nicht diese lieblose 0815 Aufmachung.


    Man merkt bei jeder einzelnen Aufnahme, wie vertraut Wand mit seinem Orchester durch die sehr lange Zeit der Zusammenarbeit ist bzw. wie harmonisch das Kölner Orchester sich auf Wand einstellen kann. Man spürt förmlich die tiefe Verehrung dieser lange gewachsenen Symbiose von Künstlern für das Schaffen Bruckners in jedem einzelnen Takt. Wand legte seiner Gesamtaufnahme die Haas Edition zu Grunde und verzichtet auf übliche Kürzungen.


    Wand atmet Bruckner, die Kölner atmen Wand.
    Einfach empfehlenswert


    Musik ist höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie. Wem meine Musik sich verständlich macht, der muß frei werden von all dem Elend, womit sich die anderen schleppen.

    Ludwig van Beethoven


    Bruckner+Wand So und nicht anders :)

  • Hallo Klassikfan,


    die Bruckner-Wand-GA mit dem Kölner RSO (RCA) zählt auch bei mir zu den 3 favorisierten Bruckner-Sinfonien-GA.

    Interessant zu erwähnen, dass Wand in der Kölner GA die letzten Fassungen der Sinfonien verwendet:

    Zitat

    Es hatte seinen Grund, warum Bruckner und seine Schüler Bearbeitungen vornahmen. Wenn alles TOP gewesen wäre, hätte man die Erstfassung ja so lassen können.

    Wie man in der Praxis sieht werden die Sinfonien auch meist in diesen Spätfassungen aufgeführt.

    :thumbup: Ein ganz hervorragenpositives Beispiel sind die Wand-Aufnahmen / Kölner RSO (RCA) an denen ich mich erst seit ca.1 Monat höchzufrieden erfreuen kann - Wand verwendet nur die Letztfassungen.

    Ich besitze von Günter Wand nur diese Bruckner-CD´s. Sicher werden die Späteren ihre Meriten haben. :/ Aber was ich so in den Kritiken zwischen den Zeilen lese, sollen diese (bes. mit den Berliner PH) in Richtung Altersmilde gehen … also nix für mich !


    Abgesehen von diesen Letztfassungen sind auch die Frühfassungen der Sinfonien Nr.3, Nr.4 (beinahe ein ganz anderes Werk !) und Nr.8 mit Inbal (TELDEC) von ganz grossem Interesse.


    Meine weiteren Favoriten bei den Bruckner-Sinfonien-GA sind Karajan / Berliner PH (DG) und Solti / Chicago SO (Decca).

    Bei Solti ist aber unbedingt zu erwähnen, das man hier für die Sinfonie Nr.8 die Einzel-CD mit den Wiener PH (Decca), 02/1993), braucht, die der CSO-Aufnahme noch einmal haushoch überlegen ist.


    Da müsste man jetzt auf die einzelnen Sinfonien eingehen … und könnte Bände über diese Aufnahmen schreiben schreiben.

    - siehe in den jeweiligen Bruckner-Sinfonien - Threads ...

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Ich besitze von Günter Wand nur diese Bruckner-CD´s. Sicher werden die Späteren ihre Meriten haben. :/ Aber was ich so in den Kritiken zwischen den Zeilen lese, sollen diese (bes. mit den Berliner PH) in Richtung Altersmilde gehen … also nix für mich !

    Hallo Wolfgang, Ich besitze selbst die Berliner Aufnahmen und von einer Altersmilde höre ich gar nichts.

    Siehe meine obere Kritik

    Musik ist höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie. Wem meine Musik sich verständlich macht, der muß frei werden von all dem Elend, womit sich die anderen schleppen.

    Ludwig van Beethoven


    Bruckner+Wand So und nicht anders :)

  • Diese DVD-Box habe ich mir gegönnt, nachdem ich von meinen KollegInnen am Ende des Schuljahres einen sehr üppigen Gutschein für Morawa bekommen hatte. Enthalten sind nur 4, 5, 7, 8, 9 (also Hauptsache meine Lieblingssymphonien 5 und 9).

    Bislang habe ich nur die Achte und Neunte gehört/angeschaut und bin zu hundert Prozent überzeugt, obwohl ich die Achte in dieser Version gar nicht soo gerne mag. Das Cleveland Orchestra "mit dem richtigen Dirigenten" - was für ein Klang! Lange Zeit hatte ich keine Lust auf Bruckner. Und jetzt habe ich Lust auf noch mehr Bruckner.

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Zitat von teleton

    Ich besitze von Günter Wand nur diese Bruckner-CD´s. Sicher werden die Späteren ihre Meriten haben. :/ Aber was ich so in den Kritiken zwischen den Zeilen lese, sollen diese (bes. mit den Berliner PH) in Richtung Altersmilde gehen … also nix für mich !

    Ja, lieber Wolfgang, man sollte eben nicht nur die Kritiken lesen. Als ich im Juli 2001 in Lübeck in Günter Wands

    letztem Konzert beim SHMF saß, da präsemtierte ein 89jähriger seine "Altersmilde" in den beiden "Unvollendeten", der von Schubert in h-moll und der von Bruckner in d-moll.

    Das Konzert war wahrhaft von einem anderen Stern, wie in den Lübecker Nachrichten hinterher zu lesen war. So, wie Wand die dramatischen Steigerungen in beiden Symphonien voran und auf die Spitze getrieben hat, habe ich sie nie wieder gehört. Das war reine Apokalypse und wiederum auch in den "Finalsätzen" reines Elysium.

    Nein, altersmilde war er fürwahr nicht, vielleicht ein wenig langsamer geworden, aber das war gegenüber seinem Antipoden Sergiu Celibidache immer noch "Turbotempo", wie du dich hier selbst überzeugen kannst:



    Liebe Grüße


    Willi:)


    P.S. Auch die von Melot1967 empfohlene Bruckner.Box von Franz Welser-Möst kann ich weiterempfehlen. Ich habe sie mir schon einiger Zeit nach einem Konzert auf Classica angschafft.

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Meine am öftesten gehörte Bruckner-Aufnahme ist die Achte mit Celibidache und den Münchner Philharmonikern, schon lange her. Vielleicht auch deshalb meine Fixierung auf genau diese Version der Achten. Ich hatte besagte Aufnahme seinerzeit als Videokassette, habe sie aber in den letzten Jahren nie als DVD gefunden. Weiß jemand mehr? In Youtube kann man sie aufrufen und ich lade sie gerade herunter.

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Diese DVD-Box habe ich mir gegönnt, nachdem ich von meinen KollegInnen am Ende des Schuljahres einen sehr üppigen Gutschein für Morawa bekommen hatte. Enthalten sind nur 4, 5, 7, 8, 9 (also Hauptsache meine Lieblingssymphonien 5 und 9).

    Bislang habe ich nur die Achte und Neunte gehört/angeschaut und bin zu hundert Prozent überzeugt, obwohl ich die Achte in dieser Version gar nicht soo gerne mag. Das Cleveland Orchestra "mit dem richtigen Dirigenten" - was für ein Klang! Lange Zeit hatte ich keine Lust auf Bruckner. Und jetzt habe ich Lust auf noch mehr Bruckner.


    Welche Version ist es denn, lieber Melot?


    In der Aufnahme der 8., die ich besitze, dirigiert er die Nowak-Fassung und macht das ausgezeichnet.


    Überhaupt sind die Bruckner-Aufnahmen, die ich mit ihm besitze



    von sehr hoher Qualität. Abgesehen vom Kopfsatz der 7. Sinfonie von den Salzburger Festspielen, den ich mit 17:27 als zu schnell empfinde, gefällt mir die Tempogestaltung ebenso sehr wie die Wucht, die Franz Welser-Möst insbesondere den Sinfonien 5 und 8 angedeihen ließ.


    Bruckner ohne "Weihrauch", dafür mit viel Gespür für die Architektonik der einzelnen Sinfonien. Durch Deinen Beitrag angeregt denke ich, sollte ich mir die Aufnahmen bei Gelegenheit auch mal wieder zu Gemüte führen...

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Welche Version ist es denn, lieber Melot?

    1. Fassung 1887 vermeldet die Beschreibung bei JPC

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)

  • Ja, gut, da hätte ich auch selbst nachschauen können...;):saint:


    Danke für's abnehmen der Arbeit, lieber Maurice. :thumbup:

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Ja, lieber Wolfgang, man sollte eben nicht nur die Kritiken lesen. Als ich im Juli 2001 in Lübeck in Günter Wands

    letztem Konzert beim SHMF saß, da präsemtierte ein 89jähriger seine "Altersmilde" in den beiden "Unvollendeten", der von Schubert in h-moll und der von Bruckner in d-moll.

    Das Konzert war wahrhaft von einem anderen Stern, wie in den Lübecker Nachrichten hinterher zu lesen war. So, wie Wand die dramatischen Steigerungen in beiden Symphonien voran und auf die Spitze getrieben hat, habe ich sie nie wieder gehört. Das war reine Apokalypse und wiederum auch in den "Finalsätzen" reines Elysium.

    Danke lieber Willi, für die INFO.

    Ja, das ist oft so, dass man sich nicht generell nur auf Kritiken verlassen. Man muss das selber hören und wenn man, wie Du so ein apokalyptisches LIVE-Erlebnis hat, dann wirkt das doppelt.

    8) Ich bin nun nicht mehr so "verrückt" und hole mir nun noch weitere Bruckner- Aufnahmen, da ich mit meiner persönlichen CD-Auswahl absolut zufrieden bin.


    Gerade mit Bruckner-Aufnahmen, die recht langsam sind, hätte ich meine Schwierigkeiten.

    Ich schätze in dem Zusammenhang mit Tempo und straffem Zugriff auch (neben Karajan, Solti, Wand) die Szell - Aufnahmen der Sinfonien Nr. 3 und 8 mit dem Cleveland Orchestra ganz hoch. Für die Romantiker bei Tamino, mag das weniger etwas sein - aber ich finde diese ganz ausgezeichnet und megaspannend.

    Leider gibt es mit Szell keinen Gesamtzyklus. Ich hatte mir vor längerer Zeit die Szell-Aufnahme der Sinfonie Nr.7 von den Salzburger Festspielen gekauft, doch die CD war ein absoluter Reinfall, weil technisch unmöglich aufgenommen und trotz des Aufnahmejahres auch noch =O Mono.


    Vor kurzem war hier bei Tamino in einem anderen Bruckner-Thread von Karajans frühen Aufnahme der Sinfonie Nr.8 mit den Berliner PH (EMI, 1957) die Rede. Diese EMI-CD hatte ich dieser Tage auf dem Hörprogramm ... war dann recht enttäuscht, denn erst Karajans DG-Aufnahme und Szells Hammerinterpretation kommen zu einem aufwühlenderen Erlebnis. Und die verfärbte EMI-Klangqualität hat mich trotz Stereo auch nicht gerade begeistern können. Das kann man ungleich besser haben ... so wie auch mit meinem 1.Favorit für die Achte Solti / Wiener PH (Decca, 1993).

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • 1.Favorit für die Achte Solti / Wiener PH (Decca, 1993)

    Die habe ich auch als sehr gut in Erinnerung. Allerdings kann 1993 nicht stimmen. Das ist allenfalls das Erscheinungsjahr der CD oder das Remastering. Die Einspielung entstand in den Sofiensälen bereits zwischen 24. November und 5. Dezember 1966. Hört man ihr offenkundig nicht an.

    So sah die Original-LP aus:


    R-6515427-1502291256-5516.jpeg.jpg


    Übrigens hat Solti mit den Wiener Philharmonikern auch die Siebente eingespielt, zwischen 20. und 28. Oktober 1965 am selben Ort, ebenfalls für Decca:


    R-5714403-1514294546-1964.jpeg.jpg

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Solti und die Achte


    Mit dieser Decca - CD von Soltis Bruckner 8 / Wiener PH hat es ja auch einen ziemlichen Hickhack gegeben.

    Darüber haben wir einen ausgiebige Diskussion bei Tamino geführt:


    Die Decca-CD aus der eloquence-Serie hatte nämlich in der ersten Auflage die falsche Aufschrift mit "Chicago SO". Selbst die Spielzeiten sind im CD-Faltblatt (hier gibts kein Textheft) falsch übernommen. Ich habe auch nur die fehlerhafte CD-Auflage und habe dort alle Falschangaben handschriftlich eingetragen.

    Die schwächere aber ebenfalls bestechende tatsächliche CSO-Aufnahme befindet sich aber nur in der Bruckner-Sinfonien - GA und ist von November 1990 (Aufnahme bei einem Gastspiel in der Grossen Halle St.Petersburg). Der Orchesterklang ist dort allerdings weit weniger gut eingefangen, als alle anderen Bruckner-Sinfinien in der GA und der Achten aus Wien.


    Die Aufnahme mit den Wiener PH ist tatsächlich 11 und 12/1966 entstanden.

    Danke für die Richtigstellung - da habe ich falsch abgelesen, denn C1993 bezieht sich auf das Erscheinungsjahr der eloquence-CD.


    Decca, 1966, ADD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hiroshi Wakasugi und seine Bruckner-Aufnahmen sind für jeden Bruckner Liebhaber empfehlenswert. Dieser Live Zyklus wurde zwischen 1996- 98 aufgenommen, die Aufnahmequalität ist sehr gut.

    Eines der wichtigsten Dinge zu jeder Bruckner-Aufnahme ist, welche Edition im Angebot ist, diese Aufnahmen sind wie folgt:

    Sinfonie Nr.1: erste Fassung Linz, Nowak Fassung

    Sinfonie Nr.2: zweite Fassung Nowak

    Sinfonie Nr.3: dritte Fassung Nowak

    Sinfonie Nr.4 1878/1880 Nowak Fassung

    Sinfonie Nr.5 Nowak Fassung

    Sinfonie Nr.6 Nowak Fassung

    Sinfonie Nr.7 zweite Fassung, Nowak

    Sinfonie Nr.8 zweite Fassung, Nowak

    Sinfonie Nr.9 Nowak Fassung

    Wenn man Bruckners Musik liebt, wenn man einfach pure Musik liebt, wenn man sich der grenzenlosen Schönheit eines "breiten", sich räumlich entfaltenden und GROSSEN Klanges hingeben möchte und auch die Details dieser gigantisch symphonischen Musik (wieder) oder erst entdecken will, sollte man sich diese Box unbedingt kaufen!

    Wohl gemerkt unter dem Aspekt, dass das Live-Erlebnis meistens unmittelbar ist und tiefer unter die Haut geht! Diese Einspielungen hier, die Live-Mitschnitte sind, haben OFFENSICHTLICH etwas vom Geist dieser Abende in der Suntory Hall, Tokyo mitgespeichert und sind das BESTE, was ich je von Bruckner gehört habe. Alle hier aufgeführten Sinfonien sind HERVORRAGEND aufgenommen, und zeichnen sich durch einen unglaublich räumlichen, klaren aber zugleich WARMEN Klang aus, der bei meiner Musikanlage das Gefühl entstehen lässt, dass man dorthin transferiert wird. Was die Tonmeister hier geleistet hat, ist für mich einfach phänomenal und großartig.

    Denn der Tontechniker hat hier ein unverfälschtes Zeugnis dieser Abende auf Tonträger liefern können, was normalerweise leider selten gelingt. Man hört einen Bruckner voller Wehmut und feiner Details, ruhig aber dennoch dynamisch und gewaltig zugleich.

    Die Musik ist mit respektvollem Umgang und großer Achtung durchgespielt, dass der Geist des Komponisten hier im Mittelpunkt steht und nicht von persönlichen Allüren oder ähnlichem Gehabe gestört oder gar entweiht wird!!!

    Das Zusammenspiel zwischen dem Orchester und dem Dirigent ist HÖRBAR geprägt von gegenseitigem Respekt und einer unter die Haut gehenden Symbiose. Es sind für mich Momente der Ewigkeit hier zu hören von einer grandiosen Schönheit, aber zugleich von Schlichtheit und klarer Reinheit geschmückt. Es gibt etliche andere Einspielungen, die vielleicht vom Klang her "knalliger" sind, aber keine der mir bekannten sind so INNIG, fast intim, so musikalisch und treu gespielt und wiedergegeben, dass beim Hören dieser Musik ein Schauer nach dem anderen meinen Rücken durchläuft und eine große kosmische Sehnsucht innere Saiten meines Körpers in zuckenden Schwingungen zu versetzen vermag!

    Die Achte Sinfonie stellt für mich hier den Höhepunkt dar, denn sie ist von einer solchen Erhabenheit und klaren Universalschönheit mit wahnsinnigen Bögen der Streicher und Bläserfanfaren ausgespielt, dass hier nicht nur apokalyptische Visionen sondern auch mythische gar paradiesische Bilder vor Augen mit unsichtbaren Pinseln zauberhaft gemalt werden!. Dieses Erlebnis hier macht einfach süchtig!!!

    Das Booklet ist auch informativ gestaltet, die Sprache ist japanisch.

    Liebe Grüße Patrik :):jubel::hail:


    Musik ist höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie. Wem meine Musik sich verständlich macht, der muß frei werden von all dem Elend, womit sich die anderen schleppen.

    Ludwig van Beethoven


    Bruckner+Wand So und nicht anders :)

  • Lieber Patrik,


    eine kurze Korrektur: Die 7. Sinfonie ist zum Glück von verschiedenen Fassungen oder Kürzungen durch Bruckner oder wohlmeinender Freunde bzw. Anhänger verschont geblieben. Es existiert daher keine "zweite Fassung, Nowak".


    Deine Begeisterung hast Du sehr schön beschrieben. :thumbup:


    Ich kenne und besitze Hiroshi Wakasugis Aufnahmen der 2. und 9. Sinfonie mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Saarbrücken, die seinerzeit bei "Arte Nova" erschienen sind:



    Die Interpretation der 2. Sinfonie hat bei mir einen positiveren Eindruck hinterlassen als die der 9.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose