KARNEVAL - auf der Opernbühne und im Konzertsaal

  • Bei lateinamerikanischen Komponisten kann man vielleicht noch mehr Karneval hören!
    Mit fällt im Augenblick gerade dazu Ginastera: Suite De Danzas Criollas Op. 15 Para Piano ein. Der letzte Satz führt in übermütiges Karnevalstreiben: Scherzando; Coda: Presto energico.
    Ein köstliches Stück, das eigentlich nur für Klavier geschrieben ist!


    . .


    Es gibt bei Youtube jede Menge Aufnahmen der Suite zu hören - meist von guten jungen Pianisten. Eine perfekte Aufnahme dieses Stückes habe ich nicht gefunden. Bei dieser hier kommt man gleich zu dem Karneval:



    Es gibt aber auch eine Fassung mit Flöte, Oboe, Cello und Klavier sowie Bearbeitungen für zwei Gitarren.



    Auch noch ein Stück von Astor Piazzola lässt den Karneval aufklingen: "Fracanapa"


    Eine übermütige, lebenslustige Musik!
    Der Name des Stückes verweist auf eine venezianische Karnevalsmaske hin. Aber Masken sind ja verbergend. So verbirgt sich vielleicht dahinter auch ein Wortspiel: Das Wort Fracanapa könnte eine Botschaft enthalten "Francisco Canaro Pasó" - was so viel bedeutet wie Francisco Canaro, das war der Vertreter des orthodoxen Tangos, hat ausgedient.



    Viel Spass im Karneval wünsche ich allen, die das mögen!


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!


  • Die Oper "Violanta" komponierte Erich Korngold im Alter von 17 Jahren.
    Die Handlung spielt im Karneval von Venedig.
    Bruno Walter dirigierte die Uraufführung 1916 in München,
    1927 wurde Violanta an der Met in New York aufgeführt.


    KORNGOLD ~ VIOLANTA Opus 8 ~ PRELUDE & CARNIVAL MUSIC [Horenstein]

    mfG
    Michael

  • Danke, lieber Schneewittchen, für den Hinweis auf Violanta.


    Ehrlich: obwohl ich das Werk gut kenne hatte ich bisher im ZUsammenhange mit diesem Thread nicht daran gedacht.
    Dabei muss man ja eigentlich sogar sagen, dass der Karneval für das Geschehen in dieser Oper nicht nur den Hintergrund bietet. Vielmehr ist der Karneval mit dem Haß, den Leidenschaften, der Eifersucht, dem Rachedurst und der Liebe, die hier so stark entfaltet werden, aufs engste verwoben ist.
    Das Leitmotiv, das die ganze Oper durchzieht, ist das venezianische Karnevalslied "Aus den Gräbern selbst die Toten tanzen..."! Und es ist nicht nur eine vordergründige Abneigung, die Simone gegen den Karneval hegt: sein Hass auf dieses Karnevalslied ist das treibende Momentum der gesamten Handlung. Dieses Karnevalslied leitet die Oper ein und bestimmt in seiner Ambivalenz zwischen Tod und Lebensgenuß gleichsam die Grundkonstellation der Geschichte. Aber nicht nur das! Es soll das Signal zur Ermordung Alphonsos geben. Als es aber die inzwischen in Liebe zu Alphonso entflammte Violanta mit rauschhafter Ekstase singt, führt es zu ihrem eigenen Tod. "Lustvoll und hymnisch" endet die Oper mit einer unheimlichen Steigerung dieses Motivs!
    Irre!
    Wer das Werk nicht kennt, sollte Schneewittchens Hinweis ernst nehmen und sich die lohnende Aufnahme unter Janowski besorgen!


    Da wir gerade bei einem Lied aus dem venezianischen Karneval sind:



    Vielleicht das berühmteste Lied aus dem Karneval ist noch gar nicht genannt:
    "Il carnevale di Venezia" Es wird als Volkslied bezeichnet, stammt eigentlich aus Neapel und hat wohl keinen Komponisten, sich im Venezianischen Karneval aber einen festen Platz gesichert.
    Jeder von uns kennt es - zum bespiel mit dem deutschem Text "Mein Hut, der hat drei Ecken" oder auch dem englischen Text "My hat, it has three corners"


    Rodolphe Kreutzer verwendete die Melodie für sein Ballett "Le Carnaval de Venise " (1816).
    So richtig angekommen in der Klassischen Musik ist es dadurch, dass Niccolò Paganini Variationen über diese so eingängige Melodie schrieb: Carnevale di Venezia op. 10 (1829)
    Und damit gab es kein Halten mehr! Die Zahl der Kompositionen, in denen diese Melodie in Variationen entfaltet wurde, ist schier unübersehbar!
    Ich nenne jetzt nur mal Frédéric Chopin dessen Rondo Nr. 1 unter dem Titel Souvenirs de Paganini ja nach wie vor zu den gern gespielten Bravoustücken gehört.


    Weiter:
    Giovanni Bottesini:Introduction and Variations on "Il carnevale di Venezia" für - natürlich - Kontrabaß!
    Theodore Lalliet : Prélude et variations sur "Il carnevale di Venezia "für Oboe und Klavier
    Francisco Tárrega: Variationen über" Il carnevale di Venezia" für Gitarre
    Jean-Baptiste Arban: Thema et variations sur "Le Carnaval de Venise"


    Die Variationen von Arban sind ursprünglich für Cornet und Piano geschrieben. Inzwischen haben es sich allerdings Solisten aller möglichen Blasinstrumente vorgenommen und immer wieder bei ihrem Publikum enthusiastische Begeisterung damit hervorgerufen. So auch Maurice André und zuletzt Sergei Nakariakov:



    Und noch ein Hinweis:


    Auch in der Oper wurde die Melodie heimisch - und zwar in
    Victor Massé: "La Reine Topaze" darin die Bravourarie 'Carnaval de Venise' !
    Mit dieser Arie will die Protagonistin ein verlassenes und entäuschtes Mädchen von ihrem Liebeskummer ablenken.


    Frida Hempel hat sie gesungen und Mado Robin und viele andere Nachtigallen.
    Sumi Jo singt sie auf ihrem Album:


    Helau und Alaaf


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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  • Lieber Caruso,


    ein Werk zum Karneval ist mir noch eingefallen. Hakon Børresens Oper "Der Königliche Gast" (Orig.: Den kongelige Gæst) aus dem Jahr 1919 spielt nicht nur direkt an Karneval - nein, Prinz Karnenal erscheint sogar persönlich auf der Bühne. Die einaktige Oper Børresens, gilt als sein größter Erfolg - ich indess halte allerdings seine Kaddara qualitativ um weiten besser - und galt als eine Art dänische Nationaloper, wobei sie, wie auch der Komponist selber, spätestens nach dem 2. Weltkrieg in Vergessenheit geriet und von der Masquerade eines Carl Nielsen überstrahlt wurden. Populär blieb jedoch die Ouvertüre und in ihrer Spritzigkeit die Carnevalsstimmung gut einfängt. Eine umfangreiche Handlungsbeschreibung findet ihr hier!



    LG
    Christian

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  • ein Werk zum Karneval ist mir noch eingefallen. Hakon Børresens Oper "Der Königliche Gast" (Orig.: Den kongelige Gæst) aus dem Jahr 1919 spielt nicht nur direkt an Karneval - nein, Prinz Karnenal erscheint sogar persönlich auf der Bühne.


    Lieber Christian,
    das ist ja eine Oper, von der in noch nie gehört habe!
    Ganz toll! Werde ich mich mal mit beschäftigen. Habe ich gleich mal im Internet gesucht und gefunden. Sogar spottbillig!
    Bisher kenne ich von Hakon Børresens eigentlich nur die zweite Sinfonie.


    Übrigens habe ich inzwischen nachgedacht, ob nicht auch der Maskenball, auf dem König Gusav III von Schweden ermordet wurde, in einem Karneval stattfand. Dann hätten wir auch Verdis Oper "Un ballo in Maschera "nennen können. Aber der Maskenball war mitten in der Fastenzeit: am 16. März 1792.
    Aschermittwoch: war 1792 schon am 22. Februar!


    Aber ich bin zuversichtlich, dass sich noch weitere Opern oder Operetten finden lassen, die uns ins Karnevalstreiben führen.
    Was meinst Du?


    Beste Grüße


    Caruso41

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  • Weiss jemand etwas Näheres über das Programm??


    Alaaf


    Caruso41


    :jubel:

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  • Hallo!


    Die Zeit passt ja wieder - wenngleich sie spurlos an mir vorüber zieht.


    Ich hoffe, ich habe es bei Durchsicht des Threads nicht übersehen - es fehlen die Jahreszeiten von Tschaikowsky, deren 2. Teil Februar ausdrücklich auf "Carnaval" Bezug nimmt.



    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Ich war vor einer Woche in Belgrad. Dort gab es gerade ein Chopin-Festival. Ich habe an vier verschiedenen Abenden Konzerte besucht, wobei mir ein Dimitri Shishkin sehr gut gefallen hat.
    Am Freitag gab es eine Darbietung von Rita Kinka, einer Serbin, die mich durchaus überzeugen konnte.
    Als ich nach dem Konzert hinter die Bühne ging und ihr gratulierte, teilte ich ihr mit, dass es für mich eine große Überraschung war, Carnaval von Franz Schubert zu hören. Natürlich war es das opus 9 von Robert Schumann gewesen, das sie gespielt hatte. Sie war selber überrascht, denn das Programmheft hatte sie selbst offensichtlich noch nicht gelesen.
    Ich war aber überrascht, dass ich auf den ersten Seiten zu diesem Thema das Werk gar nicht erwähnt fand. (Ich gestehe, ich habe nicht alle Seiten durchgeblättert.)
    Grüße, derzeit aus Wien

    Eine Signatur, die ich 1990 verwendet habe:
    "Better to create than to consume"