Ein Liederabend am Samstag, 19. März in der Montagehalle des Nationaltheater Mannheim
Wieder einmal wurde das Arbeitsgerät zur Seite geräumt, um dem Konzertflügel Platz zu machen, wieder einmal erklangen Lieder im rustikalen Ambiente der Montagehalle des Nationaltheaters Mannheim. Der serbische Bariton Nikola Diskić sang Lieder von vier Komponisten und stellte den Abend unter das Motto: »FREMD BIN ICH ...«
Das Programm
Franz Schubert (1797-1828)
Der Wanderer, D 489 Georg Philipp Schmidt von Lübeck
Der Wanderer an den Mond, D 870 Johann Gabriel Seidl
An mein Herz, D 860, Ernst K. F. Schulze
Der Wanderer, D 649 Friedrich Schlegel
Auf der Bruck, D 853 Ernst K. F. Schulze
Gerald Finzi (1901-1956)
Let Us Garlands Bring op. 18, William Shakespeare
I. Come away, death
II. Who is Sylvia?
III. Fear no more the heat o´the sun
IV. O mistress mine
V. It was a Lover
- Pause -
Gustav Mahler (1860-1911)
I. Ich atmet´ einen linden Duft
II. Liebst du um Schönheit
III. Blicke mir nicht in die Lieder
IV. Ich bin der Welt abhanden gekommen
V. Um Mitternacht
Henri Duparc (1848-1933)
L´invitation au voyage, Charles Baudelaire
Chanson triste, Jean Lahor
Phidylé, Charles-Marie René Leconte de Lisle
Lieder von Gerald Finzi haben beim deutschen Publikum sicher nicht den Bekanntheitsgrad von Schubert-Liedern. Um nicht während des Konzerts googeln zu müssen, war es gut, dass das Programmheft eine kurze Information zu Finzi und seinen Liedern gab:
»Gerald Finzi greift im bekanntesten seiner neun Liederzyklen, von denen die meisten Thomas Hardy vertonen, zu älterer Literatur: Let Us Garlands Bring (1942) vertont Liebesgedichte von William Shekespeare, dem großen Vorbild der Romantiker. Hier lässt sich gut sehen, wie die Melancholie angesichts der Endlichkeit des Lebens oder auch als Kontrastfarbe zum Liebesglück schon zentral im Raum steht, sogar in vordergründig heiteren Liedern über das »Tirili« der Vögel.«
Natürlich hat man bei »Who is Sylvia« Schuberts Töne im Ohr, aber auch hier hat das Programmheft - wie bei allen fremdsprachigen Texten - die deutsche Übersetzung parat.
Als Liedsänger hörte ich Nikola Diskić erstmals im April 2013 während eines Meisterkurses bei Thomas Hampson im Rahmen des HEIDELBERGER FRÜHLING.
Die Stimme hat inzwischen einiges an Umfang zugelegt; der Sänger ist mittlerweile Ensemblemitglied des Nationaltheaters Mannheim. Er verfügt einerseits über ein sensibles Piano, andererseits aber auch eine Lautstärke, die für den Vortrag eines Kunstliedes nicht immer gebraucht wird.
Ohne Frage war die Beleuchtung für einen Liederabend entschieden zu »laut«, denn das knapp hundertköpfige Publikum, Konzertflügel und die beiden Protagonisten, wurden von 25 kräftigen Montagescheinwerfern bestrahlt, so dass von einem intimen Rahmen keine Rede sein konnte - die ursprünglich vorgesehene intimere Beleuchtung hatte kurzfristig ihren Geist aufgegeben.
Insgesamt war es ein Abend, der künstlerisch weitgehend gelungen war, was das Publikum mit herzlichem Beifall kund tat. Es ist schon bemerkenswert, wenn ein Opernsänger, der normalerweise drüben auf der Opernbühne vor1200 Leuten singt, hier vor 80 Leuten Kunstlieder anbietet, das allein ist schon ein »Bravo!« wert.
Begleitet wurde der Sänger von dem brasilianischen Pianisten Marcolo Amaral, den Nikola Diskić beim Applaus immer wieder demonstrativ in den Vordergrund rückte.
Und das war die Zugabe ...