Wirklich nur DREI ?

  • Aber mit nur drei wäre ich ja nur
    Musikgernhörer, ich bin aber auch leidenschaftlicher Sammler.


    Bitte jetzt nicht als Kritik auffassen, sondern nur als neugierige Frage: Überwiegt da jetzt eigentlich das "haben wollen" das "hören wollen"?


    :hello:
    Reinhard

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Hallo Reinhard,


    das ist natürlich eine sehr gute Frage. Aber, ich sammele ja schon lange und
    bin erst morgen 1 Jahr im forum. Die Zeitschrift fonoforum lese ich mir kurzer
    Unterbrechung seit 1968. Dort holte ich mir meine Anregungen. Schallplatte
    habe ich grundsätzlich vorher in Auszügen angehört, in Göttingen gab es zwei
    Supergeschäfte. Heute ist das alles anders. Reinhören in die Schnipsel reicht mir
    schon häufig aus, ja oder nein zu sagen, bei Stimmen. Bei OpernGA oder sinfonischer
    Musik ist das schon nicht mehr so ganz einfach. Aber, wenn ich mich heute frage,
    welche CD oder DVD würde ich gerne missen, kommen vielleicht 3 - 5 % von
    inzwischen rund 6000 dabei raus. Das ist nicht viel. Deswegen möchte ich die
    Frage doch nach reiflicher Überlegung so beantworten:
    Erst hören wollen, dann haben wollen. Also nur Reihenfolge umgekehrt.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Wenn es ums Sammeln geht, stellt sich die Eingangsfrage des Threads ja gar nicht. Wer alle Aufnahmen von Horowitz oder alle erhältlichen der Winterreise, oder alle RCA living Stereos oder alle DGG Tulpenrand mit Bestellnummern xxx bis yyy sammelt, wird sich ja kaum davon leiten lassen, wieviele Aufnahmen eines Werks "ausreichen". Das ist dann aber offensichtlich Sammeln, bei dem das Hören häufig sekundär ist. Bei 30-40 Aufnahmen eines Werks weiß ich es nicht. Ein ehemaliger Forianer hatte inklusive Funkmitschnitten etwa 200 Aufnahmen von Schuberts Großer C-Dur-Sinfonie. Anscheinend hat er die meisten davon tatsächlich mindestens einmal gehört (von einem Teil findet sich in den Archiven eine Tabelle mit Spieldauern von Sätzen).


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)


  • Und dann eben Faustregeln:
    - 2 Aufnahmen eines Werks sind i.d.R. gar nicht begründungsbedürftig, zumal wenn es in eine Zeit fällt, wo ich sowohl HIP als auch traditionell für sinnvoll halte (z.B. Haydn, Mozart, Bachs Clavierwerke)
    - Spätestens ab 4 muß bei Werken ohne Sonderstatus mal überlegt werden, ob man alle benötigt, jedenfalls wird sehr gründlich überlegt, eine weitere Interpretation anzuschaffen. (Ich habe z.B. die neue Box mit Beethovens Violinsonaten mit Faust/Melnikov erstmal zurückgestellt, da ich schon 3 Gesamtaufnahmen und einige einzelne CDs besitze.
    (zum Vgl.: von Mozarts Violinsonaten habe ich eine GA (ohne die Frühwerke) und ca. 4 weitere einzelne CDs, was mir völlig ausreicht, bis auf weiteres.)
    - Etwa ab 6-7 wird auch bei Werken mit Sonderstatus überlegt, ob alle benötigt werden und Neuanschaffungen sind begründungsbedürftig


    Hm. Die Regeln wirken nicht... :D (ich habe inzwischen nicht nur die o.g. Box der Beethovenschen Violinsonaten, sondern noch eine weitere...) Dann kann man natürlich auch überlegen: Noch keine drei Aufnahmen der Brahms-Sextette, warum nicht doch noch eine? Oder ein Werk rutscht in den "Sonderstatus" hinein... Im Ernst, auch wenn das wohl nicht unbedingt zu einer stabileren Sammlung führt, tendiere ich momentan ein wenig zu (wenigstens geplant) stärkerem Einschränken oder Aussortieren bei "Sonderstatus"-Werken, dafür evtl. doch noch mehr Alternativen bei solchen mit <3-5. Also letztlich mehr Werke in 5 Aufnahmen, dafür weniger in 10-15. Aufgrund von Boxen ist das allerdings schwierig, da ich ja ein Stück kaum aus einer Box aussortieren kann.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
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    (Bob Dylan)

  • Man muß sagen, daß sich zumindest in preislicher Hinsicht in den letzten Jahren viel getan hat (darüber starte ich vielleicht noch heute einen eigenen Thread) Das relativiert natürlich die Entscheidung des Kauf von weiteren Interpretationen gewaltig, wenn man jetzt eine 4, 5, oder 6 CD-Box optuimaler Qualität zum Pres bekommt der kaum wesentlich über dem einstigen einer Einzel-CD liegt.


    Vom "Ausmustern" von selten gehörten CDs hate ich wenig, kann doch sein, daß man derartige CD in 5 Jahren vermißt. Ausnahme ist natürlich, wenn man eine Aufnahme überhaupt nicht mag.....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Nein, Ausmustern ist quatsch. Man erinnert sich dann ja gar nicht mehr, das Ausgemusterte je besessen zu haben.
    Die Gefahr eines erneuten Kaufs ist viel zu groß. Dem kann und sollte man vorbeugen... :angel::D


    Viele Grüße
    Frank

  • Da sich meine gesamte CD-Sammlung auf einer Festplatte befindet (mit Ausnahme von SACD und Bluray-Audio), ist die Motivation zum Ausmustern gering. :D


    Von einer pauschalen Beschränkung auf drei Einspielungen halte ich gar nichts. Es gibt Werke, von denen mir eine Aufnahme reicht, von anderen sind zwanzig noch nicht genug.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Gegenüber einer pauschalen Beschränkung wurde im Thread ja mehrfach differenziert, u.a. auch in meinem posting, das ich wieder zitiert habe. Da auch bei einer Kopie auf Festplatte die physische CD irgendwo hin muss, verschiebt das das Unterbringungsproblem nur. Ich will in diesem Thread nicht noch einmal wiederholen, warum ich auf eine Verdoppelung meiner Infrastruktur keine Lust habe.
    Zwar ist das hier auch nicht das Thema, aber ein erheblicher Teil ausgemusterter CDs sind bei mir echte Dubletten aufgrund von Boxenkäufen. So habe ich immer noch zwei oder drei Dubletten aufgrund der großen Rubinsteinbox, die ich Ende 2013! gekauft habe, übrig.


    Der Punkt ist einfach, dass, wenn man nicht beliebig viel Geld (und Platz und Zeit) hat, man eine Auswahl treffen muss. Und dass aufgrund einer pauschalen Grenznutzenüberlegung normalerweise jede weitere Einspielung weniger "Gewinn" bringt. Wenn man nicht ganz besessen von einem Stück ist, wird man auch kaum 20 oder mehr Einspielungen "auf dem Schirm" haben können. Es kommt natürlich auch immer drauf an, wie viele unterschiedliche es bei einem bestimmten Werk gibt.
    Wenn meine Sammlung nicht explodieren soll, sobald ich bei Werken, von denen ich bisher mit einer oder zwei Aufnahmen zufrieden war, einen breiteren Überblick erhalten möchte, muss ich bei denen, die 10mal oder häufiger vorhanden sind, ggf. aussortieren.

    Struck by the sounds before the sun,
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    (Bob Dylan)

  • Da auch bei einer Kopie auf Festplatte die physische CD irgendwo hin muss, verschiebt das das Unterbringungsproblem nur.


    Ich habe keine "physischen" CD mehr.


    Der Punkt ist einfach, dass, wenn man nicht beliebig viel Geld (und Platz und Zeit) hat, man eine Auswahl treffen muss.


    Zeit und Geld sind natürlich auch bei mir limitierende Faktoren. Aber trotzdem leuchtet mir der Sinn von irgendwelchen Regeln, anhand derer ich dann eine Kaufentscheidung treffe, nicht ein. Wenn ich auf eine Aufnahme stoße, die ich hören möchte, und ich noch Geld habe, dann erwerbe ich sie. Und wenn das Geld nicht für alles reicht, dann beschränke ich mich auf das, was mir am wichtigsten ist. Ob mir in solchen Fällen der 25. Beethoven-Zyklus wichtiger ist, auf den ich des Interpreten wegen neugierig bin, oder ein Exot, der noch nicht in meiner Sammlung ist, entscheide ich spontan nach Lust und Laune. Dazu brauche ich keine Regeln.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Ich habe keine "physischen" CD mehr.

    Dann hast Du entweder alles neu als Download gekauft oder Du hast die gerippten CDs verkauft, verschenkt oder vernichtet. In diesem Fall hättest Du auch die entsprechenden Dateien auf der Festplatte löschen müssen.


    Aber das Platzproblem ist natürlich auch dann entschärft, wenn man die gerippten CDs noch in seinem Besitz hat, weil man sie dann ja nicht mehr unbedingt leicht zugänglich aufbewahren muss – Kellerregale oder Schachteln auf dem Dachboden tun es auch.

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  • In diesem Fall hättest Du auch die entsprechenden Dateien auf der Festplatte löschen müssen.


    Darüber haben wir an anderer Stelle schon ausgiebig diskutiert, das Ergebnis war ein anderes. Ich finde gerade den Thread nicht, aber das ist hier ohnehin OT.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.


  • Zeit und Geld sind natürlich auch bei mir limitierende Faktoren. Aber trotzdem leuchtet mir der Sinn von irgendwelchen Regeln, anhand derer ich dann eine Kaufentscheidung treffe, nicht ein. Wenn ich auf eine Aufnahme stoße, die ich hören möchte, und ich noch Geld habe, dann erwerbe ich sie. Und wenn das Geld nicht für alles reicht, dann beschränke ich mich auf das, was mir am wichtigsten ist. Ob mir in solchen Fällen der 25. Beethoven-Zyklus wichtiger ist, auf den ich des Interpreten wegen neugierig bin, oder ein Exot, der noch nicht in meiner Sammlung ist, entscheide ich spontan nach Lust und Laune. Dazu brauche ich keine Regeln.


    Wie aus meinen postings hervorgeht, ist es ein wenig komplexer als eine schlichte Regel. Die Faustregeln gelten auch weniger für eine einzelne Kaufentscheidung als für ein "mittel- bis langfristiges Sammlungsmanagement". Ich finde es auch keineswegs exotisch, eher zu überlegen, ob ich CD X kaufen soll, wenn ich schon 10 Aufnahmen des Stücks habe, als wenn ich erst drei besitze.


    Z.B. ist bei Schuberts Streichquintett irgendwann 2011 oder so die Anzahl in meiner Sammlung von 3 auf über 10 Aufnahmen angestiegen. Dann gab es in einem englischsprachigen Forum einen Blindvergleich, bei dem ich sicher nochmal 10+ weitere Aufnahmen sozusagen probehören konnte. Dabei habe ich festgestellt, dass für mich die meisten Unterschiede sehr gering sind (es gibt Ausreißer wie etwa die berüchtigte mit Heifetz oder eine ältere russische mit dem Taneyev Quartett oder auch das Tatrai Quartett, die deutlich herausstechen, nicht notwendigerweise positiv...) und wenig Einfluss auf den Hörgenuss haben. Soweit ich erinnere, habe ich danach eine Aufnahme aussortiert und zwei weitere gekauft. Aufgrund der Erfahrung eigentlich Unsinn... aufgrund dieser Erfahrung müsste ich eigentlich noch ein paar mehr aussortieren, weil 12 oder mehr unnötig viel ist, zumal ich ein so langes und intensives Stück auch gar nicht so häufig höre. (Das ist auch noch so ein Paradox: Musik, die mir sehr viel bedeutet, wie späte Beethovenquartette u.ä. höre ich de facto nur selten, weil ich sie normalerweise mit voller Aufmerksamkeit hören will und auch eher in "Stimmung" sein muss wie bei anderer Musik.)

    Struck by the sounds before the sun,
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    (Bob Dylan)

  • Die Faustregeln gelten auch weniger für eine einzelne Kaufentscheidung als für ein "mittel- bis langfristiges Sammlungsmanagement".


    Ich bin noch nie auf die Idee gekommen, dass meine Sammlung eines Managements bedarf, der Gedanke ist für mich in der Tat exotisch und nur schwer mit der Tatsache vereinbar, dass ich Musik einzig und allein des Genusses wegen höre. Genuss zu managen ist mir fremd, aber das kann und soll natürlich jeder so sehen, wie er will.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Ein vergnüglicher Thread, den ich bisher noch nicht sah. Besonders die Eingangsfragen zur Fünften reizen mich, eine Beantwortung aus meiner Sicht zu wagen:


    Werfe ich eine der beiden Karajan Einspielungen aus dem Fenster oder opfere ich meinen geliebten Karl Böhm ?


    Einen Karajan auf jeden Fall behalten, Böhm am besten in der späten Live-Aufführung aus Japan


    Der Zyklus von Zinnman - ist er verzichtbar ? Oder laß ich lieber Roger Norrington links liegen ?


    Auf beide kann man m.E. gut verzichten.


    Gab oder git es da nicht noch einen Nikolaus Harnoncourt ?


    Ja, den gab es in der Tat. Sehe bei Beethoven eher nicht seine stärksten Seiten.



    Wie klingt die 5 Beethoven unter Gardiner ?


    Perfekt, hektisch, vor allem im ersten Satz zu schnell, barockverwandt, und es mangelt vor allem an (interpretatorischer, orchestraler und ideologisch dargestellter) Größe und Wucht. Eher verzichtbar, doch wenn es in die historisch informierte Richtung gehen soll, zöge ich Järvi oder Harnoncourt vor, unabhängig jetzt vom Instrumentarium, vielleicht auch Brüggen, der alte Instrumente verwenden lässt.


    Wer hat den besseren Zyklus eingespielt Abbado oder Rattle ?


    Abbado, aber besser den älteren ( auch schon digital) mit den Wiener Philharmonikern nehmen. Ergänzend dazu auch sehr gut: die 9. mit Abbado und BPO auf Blue-ray. Erreicht für mich jedoch Karajan nicht. Bei Rattle sollte man den neuen Zyklus mit dem BPO vorziehen.


    Meine drei Aufnahmen für die Fünfte ( zum Glück brauche ich mich nicht auf die drei beschränken, und Reihenfolge nicht als Wertung):


    Karajan, BPO ( die zweite oder dritte)


    Solti, WPO ( Decca, gibt es zusammen mit einer Mendelssohn-Symphonie zu kaufen, ist erstaunlich gut!)


    Thielemann, WPO ( Blue-ray)


    Es kann übrigens sein, dass ich viel mehr als drei Aufnahmen kaufte, um meine eine, oder von mir aus auch meine 3 besten davon nach Jahren des Hörens und Nachdenkens etc. gefunden zu haben. Oft gibt es auch mehr als 3 Aufnahmen, deren Vorteile ich für bestechend halte. Ich bringe es aber nicht über Herz, die anderen dann zu verkaufen, es sei denn, ich finde sie richtig schlecht, was sich durch Vorhörmöglichkeiten wie Spotify oder Youtube aber minimieren lässt.
    Man bekommt ja eh kaum etwas dafür, es ist immer mit Arbeit verbunden, und im schlimmsten Fall bereut man es später, wenn man dann ggf. klüger geworden ist.



    Gruß
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)