Gitarre - mon amour

  • Der Name des Komponisten Shaun Rigney, Jahrgang 1960, wird nicht jedem geläufig sein. Mag der Grund darin zu finden sein, dass er am anderen Ende der Welt seine Wurzeln hat? Der Australier hat einige Werke für Gitarre komponiert, die auf einer CD vereinigt sind: Solostücke, ein Streichquartett mit Gitarren, ein Gitarrenkonzert, ein Duett für Gitarre und Oboe. Meine Neugierde hat sich gelohnt, denn ich habe Perlen der Gitarren-Literatur gefunden. Moderne Tonsprache, welche die Herzen des Zuhörers erreicht.
    Der Gitarrist Slava Girgoryan spielt einfühlsam mit makelloser Technik. Die Aufnahmetechnik lässt keine Wünsche offen. Dem australischen Label ABC Classics kommt das Verdienst zu, diese Werke zugänglich gemacht zu haben. Die Produktion stammt aus dem Jahr 2004.

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928





  • Bei Animusic wird oft auch die Musik mit dem Computer gemacht. So weit ich es beurteilen kann, ist dies hier nicht der Fall. Die Animation gefällt mir natürlich außerordentlich.

  • Mal wieder zum Thema "Adäquatheit der Gitarrenversion", hier anhand einer großen und berühmten Vorlage, der Chaconne G-Dur von Händel (HWV 435) -


    zunächst das Original (soweit man geneigt ist, Kompositionen für Cembalo auf dem Piano als Original durchgehen zu lassen):


    Murray Perahia mit einer sehr guten Interpretation:


  • Die Version von Enno Voorhorst, einem der zur Zeit bekanntesten Gitarristen -
    er spielt notwendigerweise langsamer als Perahia, was dem Stück einen anderer Charakter verleiht.


  • mit zwei Gitarren ist es aber wieder keine Hexerei mehr, auf hohe Geschwindigkeit zu kommen -
    die Katona Twins, eines der wohl technisch besten Duos, führen es vor:


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  • Eine Polonaise von Corelli - gespielt von 2 Professoren für Gitarre der Musikhochschule Detmold. Thomas Kirchhoff ist darüberhinaus der Hauptorganisator des jährlich stattfindenden Iserlohner Gitarrensymposiums.


  • Barrios´ Catedral, weiter oben schon einmal vorgestellt, ein echtes "Schlachtschiff" der klassischen Gitarre, von der man mehrere Versionen hören sollte, hier in einer weiteren sehr guten Interpretation:


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  • Barrios´ drittes Schlachtschiff ist ebenfalls ein Tremolo-Klassiker: Una limosna por el amor de dios,


    hier gespielt von einer der besten zeitgenössischen Gitarristinnen, der Südkoreanerin Kyuhee Park


  • Serenata del mar, ein Tremolo-Stück des zeitgenössischen Komponisten Rex Willis, der dieses Stück der Interpretin widmete:


  • Eine weitgehend makellose (u.a. rutscharme) Aria aus den Goldberg Variationen. Die Aria gefällt mir gut, die "Innerlichkeit", die Versammeltheit als Grundtendenz der Musik tritt sehr schön hervor. Die Variation 1 ist dagegen nicht mehr so adäquat, das Feeling, das das Klavier verbreitet, ist ein anderes.


  • Unter dem Titel "Weltbester Gitarrist" wird bei youtube ein Herr gezeigt, der ein paar Griffe aus dem Flamenco einigermaßen beherrscht und relativ eindrucksvoll "kloppen" kann. Mit echter Virtuosität hat das furchtbar wenig zu tun, aber die Leute werden anscheinend unterhalten. Ab 6:10 min schafft er es, mit den einfachsten Griffen (A, G, F, E) ein Publikum immerhin an der Harvard University zu begeistern. Und bei youtube mehr als 52 Millionen Aufrufe zu ergattern.


    Da fällt einem der Spruch ein: Sch.... muß gut schmecken, Milliarden Fliegen können sich nicht irren.


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  • Ein echter Virtuose dagegen ist der große Pavel Steidl, der hier mit seiner unnachahmlichen Mimik und seiner unglaublichen Technik 4 Stücke aus dem technisch anspruchsvollen Repertoire spielt.


  • Ganz klar - gewisse Solostücke von Bach sind instrumental nicht festgelegt. Aber wenn schon Zupfinstrument dann nicht Gitarre (die ist bei mir für eine andere Art von Musik reserviert), sondern Barocklaute oder Theorbe.

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Wäre ja langweilig, wenn's eine einheitlich Meinung gäbe.

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  • Ein ziemlich merkwürdiges Stück ist die Koyunbaba-Suite des zeitgenössischen italienischen Gitarristen Carlo Domeniconi. Koyunbaba war ein Schafhirte im 15. Jahrhundert in der Türkei, der als Heiliger in der Nachfolge Mohammeds bekannt wurde.


    Das Stück wird häufig auf den großen Festivals gespielt, teilweise auch nur der 4. Satz, der ziemlich virtuos ist.


    Ich würde mir das Stück nicht häufig anhören wollen, dazu hat es m. E. zu wenig musikalische Substanz (Melodie), aber es ist eine Komposition für klassische Gitarre aus unserer Zeit, und insofern also schon rar.



  • Ein weiteres Stück von Händel, die Suite Nr. 7, komponiert für Cembalo, gespielt von David Russell, einem der besten Gitarristen unserer Zeit


  • Eine epochale Einspielung der BWV 1004 ist die von Pepe Romero, zu seiner Hoch-Zeit der wohl beste Gitarrist weltweit. Ich habe mir die Aufnahme dutzende Male angehört und bin immer noch begeistert über die technischen Fähigkeiten und die Musikalität Romeros.


    BWV 1009 ist nicht so spektakulär, aber immer noch sehr anhörenswert.



    Die Stücke zu einem sehr moderaten Preis:

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  • Hallo m-mueller,


    ist auch die 5-chörige Barockgitarre dein "mon amour"?


    Viele Grüße
    zweiterbass

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  • Hallo zweiterbass,


    dieses Instrument hört sich schon ein bißchen in Richtung Laute an, der Klang liegt aber wohl näher an der Gitarre.


    Ich schätze so ziemlich alle Typen gitarren- und lautenartiger Instrumente, allerdings nicht unbedingt alle Zupfinstrumente. Also auch bei der Barockgitarre: Teil von "mon amour".

  • Hier zum Beispiel auch eine eher selten zu sehende Variante: Gitarre, gespielt wie ein Cello, um die Töne auf einen verstärkenden Resonanzraum (Holzkasten) zu übertragen. Zudem ist die Gitarre 8-saitig, was auch ziemlich rar ist. Die Stimmung scheint dieselbe wie bei normalen Gitarren zu sein, die Griffe sehen auch "normal" aus, anscheinend ist der Baßbereich um 2 Saiten ausgeweitet, was wohl auch den Resonanzraum notwendig macht.


  • Wo wir schon bei besonderen Bauformen sind: hier eine Gitarre mit einem quaderförmigen Korpus - ich finde den Klang etwas nasal, nicht so ganz mein Fall. Ich vermute, daß es zu diesem Instrument keine historischen Vorbilder gibt, sondern es sich um eine spezielle Form aus unserer Zeit handelt.


  • Einen wunderbaren Klang hat z.B. die Theorbe, auf die Du ja auch schon häufiger hingewiesen hast, die allerdings wohl modernen Logistik-Anforderungen nicht ganz entspricht...


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