Alle reden über S. Prokofieff: 1. Violinkonzert

  • Das erste Violinkonzert von Prokofieff war eine meiner "Einstiegsdrogen" und von Anfang an eines meiner liebsten Violinkonzerte und Stücke von Prokofieff. Das liegt vielleicht daran, dass ich als junger Mensch viel gitarrenlastige Rockmusik gehört habe und mich Passagen des Violinkonzertes an Solopassagen von Jimi Hendrix erinnert haben. Die Aufnahme, die ich bis heute für die Schönste halte, trotz Mono und übertriebener Hervorhebung des Solisten ist die von David Oistrakh und Kirill Kondrashin. Ich habe sie vor kurzem wieder einmal genossen.
    Heute aber eine klanglich frischere Version, die ich ebenfalls sehr schätze, nämlich die geigerisch ebenfalls überragende Aufnahme die Itzhak Perlman in London mit Gennadi Roshdestvensky für die EMI eingespielt hat. Daneben schätze ich weitere z.T. hier schon genannte Aufnahmen. Zwei Geigerinnen würde ich gerne mit diesem Stück einmal hören, Patricia Kopatschinskaja und Vilde Frang. Vielleicht tun sie mir ja noch einmal den Gefallen.


  • Zwei Geigerinnen würde ich gerne mit diesem Stück einmal hören, Patricia Kopatschinskaja und Vilde Frang.


    Finde ich Klasse, dass Du diesen Thread, der zuletzt 2008 bedient wurde, aus der Versenkung holst. Auch wenn das VC Nr.2, das bekanntere und meistgespielte ist, für das Violinkonzert Nr. 1 lohnt sich das auf jeden Fall, auch als Höranreiz für Tamino allgemein.


    Meine "heuer" favorisierte Aufnahme ist neben den bisher in diesem Thread früher genannten Aufnahmen die mit Isaac Stern / New Yorker PH / Zubin Metha, die ich seit 2012 besitze:



    SONY, 1982 (Prokofieff-VC), DDD



    Die herausragende Geigerin Patricia Kopatschinskaja würde mich in ihrer Aufnahme auch interessieren ... ;):!: der Gefallen kann Dir getan werden:



    Naive, 2013, DDD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Da ist leider nur das 2. Konzert drauf, das auch Vilde Frang schon eingespielt hat.


    Von Isaac Stern habe ich die frühere Einspielung beider Konzerte mit Eugene Ormandy.


  • Im Rahmen den in den letzten Tagen aufkeimenden Prokofieff-Begeisterung habe ich in meinem Archiv gekramt und in der Tat zwei CDs gefunden, die auch das Violinkonzert Nr 1 enthalten. Itzhak Perlman war um 1980 geradezu DER Interpret wenn es um Violinkonzerte ging, er spielte gleichermaßen für EMI und DGG.
    Im der Zwischenzeit ist es eigenlich recht still um ihn geworden, was ich nicht recht verstehen kann. Als ich die CD fand, musste ich unwillkürlicih lächeln, denn ich hatte damals nach meinem peraönlichen Geschmack gekauft, Perlman galt für mich als Meister des schönen Violintons und der briliianten publikumswirksamen Interpretation. Ob das den Tamino- Mitgliedern gefallen würde ?
    Schon eingen Anwesenden der Uraufführung in Paris erschien das Konzert zu "mendelsohnisch, altmodisch und gekünstelt" - Vielleicht ist gerade das der Grund, warum es mir gefällt.
    Schon nach den ersten Klängen waren alle Zweifel wie weggeblasen. Brilliant, klangschön und vielleicht ein wenig vordergründig klang es aus den Lautsprechern. Für mich geradezu bezwingend überzeugend. Nicht nur "schön" (was ich eigentlicherwartet hatte) sondern auch mitreissend (ja ich glaube, das ist das richtige Wort), was ja angesichts des Dirigenten, Gennady Rozhdestvensky letzlich kein Wunder ist. Prokofieff dürfte nicht nur eine Vorliebe für (relativ) kurze Sinfonien gehabt haben sond dern auch für Konzerte von moderater Länge: Das Konzert dauert nicht ganz 22 Minuten
    Meine Alternativaufnahme stelle ich in den nächsten Tagen vor....

    mit freundlichen Grüßen aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Perlman ist über 70 (*1945) und seit seiner Kindheit körperlich eingeschränkt (Kinderlähmung). Vielleicht muss er inzwischen etwas kürzer treten. Er scheint aber noch aktiv zu sein, hat seit den frühen 2000ern auch dirigiert.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • So, nachdem ich jetzt auch die Aufnahme von Julia Fischer hören konnte, möchte ich mir hier auch äußern. Ich habe die Aufnahme von Julia Fischer und Vilde Frang, jeweils mit dem ersten Violinenkonzert.


    Besonders geistert mich natürlich das spielerisch, rhythmische des 2. Satzes. Und auch das Eingansthema des dritten Satzes. Und die Weiterentwicklung des Themas. Es gibt ein Motiv das durch Bläser (eine Posane?) gespielt wird, das gefällt mir richtig, richtig gut. Erstaunlich finde ich, das mir hier Satz 2 und drei besser gefallen als der erste Satz. So herum ist es selten.


    In meinen Ohre betont Vilde Frang etwas mehr das rhythmische und das Bläser-Motiv im dritten Satz kommt bei ihr besser raus und gefällt mir von daher bei ihr besser. Im Gegensatz dazu spielt Julia Fischer melodiöser und wie ich finde auch emotionaler, lebendiger, und wärmer. :untertauch: Vielleicht betont Frau Frang auch etwas mehr die modernen, leicht grotesken Elemente und Frau Fischer etwas mehr die klassischen Elemente. Ich bin mir aber nicht sicher.


    Beide Interpretationen sind großartig und gefallen mir auf unterschiedliche Weise sehr, sehr gut. Ich höre mal die eine gerne, mal die andere, weil jede ihre Stärken hat. Von daher würde ich sagen Unentschieden. Wobei sich das natürlich noch ändern kann, wenn ich mal eine Surround Anlage habe, weil die Aufnahme von Julia Fischer ist ja eine SACD.


    Wenn man eine zeitlich moderne Aufnahme haben will, macht man mit den beiden sicherlich alles richtig.

  • Ich habe heute die hier gezeigte Naxos Aufnahme der Violinkonzerts Nr 1 angehört von 10. Jänner 1996 mit dem albanischen Geiger Tedi Papavrami und dem Polnischen National Radio Sinfonieorchester unter Antoni Wit angehört., und ich muss sagen, sie macht keine schlechte Figur. Ich habe allerdings darauf verzichtet sie unmittelbar im Vergleich mit der Perlman - Aufnahme zu hören. Die Aufnahmetechnik ist gut, die Geige stellenweise spitz und aggressiv, sicher aggressiver als ich es von Perlman in Erinnerung habe, Der Rezensent W. Wendel von Stereoplay beschreibt in Ausgabe 5/1997 seine Eindrücke so:


    Zitat

    "Papavrami erweist sich bei vorliegenden Werken wiederum als Interpret völlig eigenständigen Profils. Mit schlankem, modulationsfähigem Ton formt er seinen Part mit leuchtend- spannender Klarheit. Wo es sein muss, spielt er auch mit - zuweilen schneidendem - Witz und Sarkasmus; beides darf bei Prokofieff nicht fehlen. Dirigent Antoni Wit lässt sein Orchester ebenfalls sehr transparent erzählen.


    Auch die englische Musikzeitschrift "The Strad" streut dem damals 26 jährigen Tedi, einem Mullova- Schüler, Rosen..


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !