Lieber Stimmenliebhaber,
und zu einer der v o r g e s t e l l t e n Stimmen weißt Du nichts zu sagen?
Beste Grüße
Caruso41
Lieber Stimmenliebhaber,
und zu einer der v o r g e s t e l l t e n Stimmen weißt Du nichts zu sagen?
Beste Grüße
Caruso41
Lieber Stimmenliebhaber,
und zu einer der v o r g e s t e l l t e n Stimmen weißt Du nichts zu sagen?
Beste Grüße
Caruso41
Lieber Caruso41,
doch, zu Frau Margaine habe ich etwas gesagt, da sie die einzige der hier Vorgestellten ist, die mir live schon untergekommen ist.
Ansonsten ist diese Rubrik einfach nicht mein Thema, und ich bitte das zu respektieren. Ich finde es sehr gut, dass du dieses Thema eröffnet hast und dich hier so engagierst (obgleich ich deine regelmäßigen Klagen und Schelten aufgrund der angeblich schwachen Beteiligung eher kontraproduktiv finde), aber ich interessiere mich nunmal mehr für die Sänger, die ihre überragenden Fähigkeiten in einer jahrzehntelangen Karriere bewiesen haben und heute - ob schon tot oder noch lebend - immer mehr dem Vergessen anheimfallen, weil sich niemand mehr wirklich für sie interessiert - wie bei Rennpferden, die keine Rennen mehr laufen können. Die Agenturen verdienen an ihnen nichts mehr und kümmern sich demzufolge nicht mehr um sie. An sie zu erinnern ist mir persönlich daher wichtiger als mich um die neuen Stimmen zu kümmern und den Agenturen, die an diesen neuen Stimmen gut verdienen, die Arbeit abzunehmen...
Mein Repertoire ist so Belcanto-feindlich nicht, vieles von Puccini und Verdi gefällt mir sehr gut. Ich finde nur die Komponisten aus der 2. Reihe nicht so überzeugend
Lieber Dottore Pingel!
Also Rossini und Bellini würde ich wirklich nicht zu den Komponisten der zweiten Reihe zählen. Sie waren ganz Große! Aber das gehört nun nicht in diesen Thread.
Ich habe verschiedentlich nach jungen Sängern Ausschau gehalten, die Janacek singen und die hier vorzustellen, sich lohnen würde. Ich hätte auch ein paar Namen im Blick. Das Problem ist: man findet einfach keine Aufnahmen, die man hier einstellen könnte. Also müssen wir unsere Liebe zu Janacek woanders pflegen. Im Thread "Neue Stimmen" scheint es nicht realistisch.
Beste Grüße
Caruso41
....ich interessiere mich nunmal mehr für die Sänger, die ihre überragenden Fähigkeiten in einer jahrzehntelangen Karriere bewiesen haben und heute - ob schon tot oder noch lebend - immer mehr dem Vergessen anheimfallen, weil sich niemand mehr wirklich für sie interessiert
Lieber Stimmenliebhaber!
das kann ich nicht nur respektieren sondern gut verstehen.
Ich interessiere mich ja nicht weniger für die Sänger, die ihre überragenden Fähigkeiten in einer jahrzehntelangen Karriere bewiesen haben. Deshalb schreibe ich auch hin und wieder über sie: Zuletzt Gwyneth Jones, Galina Vishnevskaya, Benno Blachut und so weiter. Man muss schon die Erinnerung wach halten. Solche Sänger haben oft Massstäbe gesetzt, an denen sich auch die junge Generatíon messen lassen muss. ´
Die Neugier, was die Zukunft bringen wird, mag ich mir freilich von dem Interesse an den überragenden Großen nicht verstellen lassen.
Each must live as he sees fit.
Oder eben: jeder nach seiner Fasson.
Beste Grüße
Caruso41
Lieber Caruso, Rossini muss ich dir zugestehn, den hatte ich glatt vergessen. Ich erinnere mich an viele witzige und spritzige Inszenierungen, vor allem in Düsseldorf unter Ponnelle.
Eure Debatte um den Nachwuchs kann ich nicht so ganz verstehen. Ich beleuchte das jetzt mal aus einem anderen Blickwinkel, dem Theater, genauer gesagt, dem Schülertheater. Ich habe immer zwei Theatergruppen gehabt, eine für die Unterstufe, eine für die Oberstufe. Es war immer faszinierend zu sehen, wie die Kleinen sich entwickelten und dann die Großen ablösten. Grundsätzlich ist es in allen Künsten ein Faszinosum, wie sich da was entwickelt. In meinen Oberstufenstücken sind damals in Oberhausen sehr viele Leute zu uns gekommen, weil sie Regietheater am Oberhausener Stadttheater nicht mehr ertrugen. Ein Freund erklärte mir, warum er sogar aus Bonn in unsere Stücke kam: "Du hast immer so hinreißende Mädchen!" Und das stimmte, und hier stimmt es auch.
Lieber Caruso41,
wir beide sind uns ja völlig einig, dass es junge Stimmen geben muss, damit du, ich und andere auch zukünftig Live-Vorstellungen erleben und genießen können. Deshalb schätze ich ja dein diesbezügliches Engagement in dieser Rubrik auch, selbst wenn ich mich nicht rege beteilige.
Mein Problem ist: Die jungen Stimmen braucht es für live, da sind sie unverzichtbar und alternativlos. Beim Anschauen von Youtube-Videos, die hier eingestellt werden, sind die nicht mehr aktiven Sänger aber durchaus eine Alternative, und zwar eine sehr ernst zu nehmende.
Und wenn ich mir dann, nachdem ich mir fast alle Videos davor nicht angesehen bzw. angehört habe, diese "Che gelida manina"-Arie reinziehe und dem Entsetzen nahe bin, weil abgesehen vom extrem weit aufgerissenen Mund, kaum ein ruhiger, tragfähiger ungepresster Ton dabei ist, dann musst du mein Entsetzen und meine Demotivation, weitere Videos in dieser Rubrik anzuklicken, schon verstehen. Bei Alfreds "Frisch zum Kampfe"-Rubrik habe ich mir ja auch nich ein Video zu Gemüte geführt und hatte danach genug.
Also mache hier bitte weiter, aber schmolle bitte nicht, wenn ich mich hier eher ausklinke.
Lieber Stimmenliebhaber!
.......nachdem ich mir fast alle Videos davor nicht angesehen bzw. angehört habe, diese "Che gelida manina"-Arie reinziehe und dem Entsetzen nahe bin, weil abgesehen vom extrem weit aufgerissenen Mund, kaum ein ruhiger, tragfähiger ungepresster Ton dabei ist, dann musst du mein Entsetzen und meine Demotivation, weitere Videos in dieser Rubrik anzuklicken, schon verstehen. .....
Sébastien Guèze war keine der hier vorgestellten Stimmen!
Inzwischen aber könnte man ihn vielleicht als Neue Stimme vorstellen. Ich habe ihn ja als als Pyrrhus in "Andromaque" von Gretry (immerhin unter Hervé Niquet), als Floreski in Lodoiska (immerhin unter Jérémie Rhorer) und eben in "Jerusalem" (unter Will Humburg) gehört und würde danach sagen, dass er schon ein interessanter Sänger ist. Nicht nur wegen seiner Spielfreunde!
Aber etliche der hier vorgestellten Sänger brauchen doch schon heute den Vergleich mit den Größen von ehedem nicht mehr zu scheuen.
Ich denke an Sabine Devieilhe, Olena Tokar, Benjamin Appl, Makoto Sakurada, Anna Lucia Richter, Julie Fuchs und eben Anna Princeva.
Ja selbst ein so junger Sänger wie Levy Sekgapane muss mit seiner Interpretation von "Laguir per una bella" hinter keinem der Tenöre, die in den 40er, 5oer oder 60er Jahren dieses Repertoire gesungen haben, zurückstehen - allenfalls Cesare Valetti war wirklich besser.
Also: man muss den neuen Stimmen schon erst einmal zuhören! Manche sind vielleicht allenfalls ein Versprechen. Andere schon mehr. Einige sogar veritable Entdeckungen.
Dr. Pingel hat ja sehr schön aus seiner Erfahrung mit jungen Leuten heraus geschildert, wie aufregend es sein kann, zu verfolgen, wie sich Potentiale entfalten.
Aber dazu hat nicht jeder Lust. Ich kann und will auch niemanden dazu überreden - schon gar nicht Dich. Wenn Du Dich "eher ausklingst" ist das voll OK. Aber ich bedauere es, weil Dein Urteil schon interessant wäre.
Also bleibe ich einfach wie immer mit besten Grüßen
Caruso41
Aber dazu hat nicht jeder Lust. Ich kann und will auch niemanden dazu überreden - schon gar nicht Dich. Wenn Du Dich "eher ausklingst" ist das voll OK. Aber ich bedauere es, weil Dein Urteil schon interessant wäre.
Also bleibe ich einfach wie immer mit besten Grüßen
Lieber Caruso41, das klingt ja schon viel motivierender, sich mal wieder zu beteiligen, als die sonstigen Klagen über die mangelnde Beteiligung.
"Bedenken will ich's! Wer weiß, was ich tu!"
Im NEW YORKER vom 17.10. findet sich eine Rezension des Tristan (MET) und eine des Rheingolds in Chicago. Hier fand ich diese Sätze bemerkenswert: "The Lyric Opera (i.e. das Chicagoer Haus) cast had impressive depth, with fine younger Germans (Tanja Ariane Baumgartner as Fricka, Okka von der Damerau as Erda)... Habt ihr die irgendwo auf dem Schirm?
Ja, wir haben sie auf dem Schirm und deshalb möchte ich heute vorstellen:
Okka von der Damerau
Ich kenne sie bereits aus ihrer Zeit in Hannover, wo sie mir in meist kleinen Partien mit ihrem pastosen Mezzosopran auffiel.
2013 wechselte sie an die Bayrische Staasoper nach München.
Zunächst wurde sie auch da in kleinen Partien lediglich eingesetzt: 3. Dame, 3. Waldnymphe, 3. Zofe, Floßhilde, Grimgerde, Dryade, dann aber bald schon auch Emilia, Suzuki und Mary. Inzwischen ist die Stimme weiter gereift und sie singt nun auch Partien wie die Ulrica in "Un ballo in maschera", die Anna in "Les Troyens" und eben die Waltraute und Erda im "Ring". Ganz sicher eine Sängerin auf dem Weg nach oben.
Im letzten Jahr habe ich sie in Partien gehört, die auf verschiedene Weise anspruchsvoll sind. Magdalene in den Meistersingern, Ulrica im Ballo und Waldtaube in der Gurreliedern.
Immer wieder war ich beeindruckt von diesem schönen Mezzosopran, der mit sehr intensiven, markigen und durchweg ausgeglichenen Tiefen brilliert, aber auch über eine betörend leuchtende Höhe verfügt. Bei aller Üppigkeit der Stimme läßt sie sich nie dazu verführen, einfach die Mezzo-Orgel anzuschmeißen. Sie singt durchweg ausgesprochen textdeutlich und mit weich, sicher und maßvoll geformten Phrasen. Dabei aber sehr ausdrucksstark! Das machte etwa den Gesang der Waldtaube in Schönbergs Gurreliedern (Hannover unter Metzmacher) zu einem Ereignis, das lange und tief nachwirkte.
Sie hat auch die dramatische Kraft und Imagination für die Beschwörung und die Erzählung der Ulrica. Mich stört ein wenig das weithubige Vibrato, das die Stimme eigentlich in jeder Lage hat. Da es aber gut kontrolliert ist, kann man sich damit abfinden. Es fällt live weniger auf, als wenn man Aufnahmen von der Stimme hört.
Sicher wird sie sich schnell weitere Partien aneignen. Im Frühjahr ist die Brangäne angekündigt.
Bei Youtube gibt es bisher wenig von Okka von der Damerau.
Immerhin
Zur Biografie teilt ihr Stammhaus ziemlich wenig mit.
Mehr erfährt man auf der Homepage der Bayreuther Festspiele:
ZitatAlles anzeigenOkka von der Damerau
Die gebürtige Hamburgerin Okka von der Damerau studierte an der Hochschule für Musik und Theater in Rostock, an der Opernschule Stuttgart sowie an der Hochschule für Musik Freiburg und schloss ihr Studium 2006 ab. Bereits während ihrer Ausbildung wurde sie als Gast am Volkstheater Rostock und am Theater Freiburg engagiert.
In der Spielzeit 2013/14 war Frau von der Damerau als Charlotte in einer Neuproduktion von Zimmermanns Die Soldaten, Mary in Der fliegende Holländer, Suzuki in Puccinis Madama Butterfly und als Solistin bei Konzerten wie Mahlers Dritter Symphony mit dem Bayerischen Staatsorchester unter der musikalischen Leitung von Kirill Petrenko am Münchner Nationaltheater und Berliner Konzerthaus zu hören. In derselben Spielzeit konnte das Berliner Publikum sie dank Debüts an der Deutschen Oper Berlin als Floßhilde in Das Rheingold unter Sir Simon Rattle und Donald Runnicles und an der Staatsoper Berlin mit der Partie der Page in Salome unter Zubin Mehta erleben.
Einen Konzertauftritt hatte sie als Solistin bei Beethovens Neunter Symphony in der Philharmonie am Gasteig mit dem Chor und Orchester der KlangVerwaltung unter Enoch zu Guttenberg. In Bayreuth singt sie seit 2013 Floßhilde in Das Rheingold sowie die 1. Norn und Floßhilde in Götterdämmerung in Castorfs Ring des Nibelungen-Inszenierung unter dem Dirigat von Kirill Petrenko.
Höhepunkte zukünftiger Spielzeiten stellen ihre geplanten weiteren Projekte an der Bayerischen Staatsoper und Debüts an der Mailänder Scala, Oper Frankfurt, Lyric Opera of Chicago und zahlreiche Konzertauftritte dar.
Sie debütierte in der Spielzeit 2008/2009 als Erste Magd in Richard Strauss' Elektra an der Bayerischen Staatsoper und ist dort seit 2010/2011 Ensemblemitglied. Am Münchener Nationaltheater wurde sie als Hänsel in Humperdincks Hänsel und Gretel, als Dryade in Richard Strauss' Ariadne auf Naxos, Mary in Wagners Der fliegende Holländer, La Voix de la Tombe in Offenbachs Les Contes d'Hoffmann und Floßhilde in Wagners Das Rheingold gefeiert. Sie sang Bruckners Te Deum mit dem Orchester der Bayerischen Staatsoper unter Kent Nagano bei einer Audienz im Vatikan.
Von 2006 bis 2010 war Okka von der Damerau Ensemblemitglied an der Staatsoper Hannover. Hier sang sie Rollen wie Dritte Dame in Mozarts Die Zauberflöte, Suzuki in Madama Butterfly und Maddalena in Rigoletto. Sie wirkte bei der Uraufführung von Ed Rushtons Die fromme Helene mit. Ein weiterer Höhepunkt war ihre umjubelte Erda in Wagners Das Rheingold.
Zu ihrem Repertoire zählen zudem die großen Mezzo- und Alt-Partien der Oratoriums- und Konzertliteratur. 2006 wurde sie mit dem Spezialpreis der Jury beim "Young Wagner Voices"-Wettbewerb in Venedig ausgezeichnet und erhielt 2013 den Festspielpreis der Münchner Opernfestspiele....
Vielleicht lässt sich noch anfügen, dass sie gelernte Hörakustikerin war, ehe sie das Gesangsstudium begann. Zu der Lehre hatte sie sich entschieden, weil sie zunächst bei der Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule durchgefallen war.
Caruso41
In der gerade erschienenen Neuaufnahme der "Walküre" singt sie Grimgerde:
Lieber Norbert,
das Oktett der Walküren klingt auf dieser Aufnahme bemerkenswert gut zusammen. Offenbar hat ein versierter Stimmenkenner die Engagements getätigt.
Beste Grüße
Caruso41
Schön, dass dieser Thread so gut ankommt und von Caruso nach vorne gebracht und fachlich betreut wird. Ich bin zur Zeit zu einer Kur in Ungarn - mit ca. 3 Besuchen wöchentlich in der Budapester Oper-. Wenn ich Mitte Dezember zurück bin werde ich gerne in dieses Thema mit einstelgen. Wobei ich es realtiv einfach habe: Die Förderung junger Sänger ist ja eine der wichtigen Zielsetzungen der Gottlob-Frick-Gesellschaft und wir stellen in fast jedem Konzert junge Sängerinen und Sänger - Preisträger von Wettbewerben und Sänger im Erstengagment - vor, um ihnen die Gelegenheit zu geben, vor dem Fachpublikum von Sängerlegenden und aktiven Sängern zu bestehen. Einziger Nachteil, dass von manchen dieser hoffnungsvollen Starter noch keine Aufnahmen vorhanden sind oder nicht bei YouTube veröffentlicht wurden.
Herzlichst
Operus
Wenn ich Mitte Dezember zurück bin werde ich gerne in dieses Thema mit einstelgen.
Lieber Operus!
Da freuen wir uns drauf. Aber erst mal genieße die Tage in Budapest!
Du sprichst noch ein Problem an, das allerdigs nicht einfach ignoriert werden kann und das auch nicht zu umgehen ist: Wenn man eine Stimme vorstellt, können die besten Worte und die phantasiereichsten und farbigsten Beschreibungen nichts taugen. Jeder Opern-Afficionado und Melomane will hören, wie die Stimme klingt. Es macht also keinen Sinn, hier auf junge Sänger hinzuweisen, solange es nicht einigermaßen ordentlich klingende Tonaufnahmen von ihnen gibt.
Ich hatte einige Namen im Kopf, die ich schließlich nicht vorstellen konnte, weil entweder nur topfig klingende Videos von ihnen verfügbar waren oder schlichtweg noch überhaupt nichts!
Schade!
Beste Grüße
Caruso41
Jetzt habe ich doch einen Sänger entdeckt, der hier noch nicht aufgetaucht ist, aber meine Musik singt: Cavalli, Monteverdi, Vivaldi usw. Er scheint in Fachkreisen schon bekannt zu sein, denn er singt z.B. in der Marienvesper von Monteverdi (dazu die gesamte Aufführung von Gardiner in Versailles bei YouTube anklicken). Er ist ein italienischer Counter, der auch einiges bei YouTube hat. Ich habe ihn kennengelernt auf dieser CD:
Von den drei Mitwirkenden (Sopran, Counter, Orchester) fand ich ihn am überzeugendsten.
Leider gibt seine Vita im Internet keine Auskunft über sein Alter; vielleicht war ich zu blöd, das zu finden.
Der größte Fehler: er wird niemals in der Regimentstochter singen.
Il mio caro dottore Pingel,
super Deine Entdeckung. Ich kenne ihn noch nicht. Muss erst mal ein paar Aufnahmen von ihm hören, ehe ich was zu ihm sage.
Ich möchte aber Deine Vorstellung erst mal mit weiteren Einstellungen noch informativer machen!
ZitatAlles anzeigenRaffaele Pe is today one of the most appreciated Italian countertenors on the international scene. Gramophone Music Magazine has praised his “bright and lucid voice”, while the French magazine Diapason acclaimed his “timbre capiteux et à l’élocution savoureuse”.
Raffaele’s performances have already encountered the admiration of the audience in Europe, United States and Japan for his capacity to render with passion, spontaneity, and historical competence a repertorire that spans from baroque to modern opera, from contemporary music to the rarely visited “recitar cantando”.
To this musical period is dedicated in fact his first solo album: The Medici Castrato (Glossa 2015). The work pays an homage to Gualberto Magli, among the protagonists of the premiere of Monteverdi’s Orfeo. It received excellent reviews by some of the most prominent international critics (Gramophone Music Magazine, Opera Now, Early Music Today, Voix des Arts, Diapason, Forum Opera, L’Opera, Amadeus, Classic Voice, MUSICA), and it was presented at the Berlin Philharmonie as part of the prestigious Deuthschland Radio Kultur debut series.
More and more in demand on the operatic stages, in the summer 2015 he intrepreted Delio – the lead male role – in Francesco Cavalli’s Veremonda, at the side of Vivica Geneaux, director Stefano Vizioli (Spoleto Festival, Usa, 2015); he was Ottone in Monteverdi’s Incoronazione di Poppea di Monteverdi for its first time represented in Japan directed by Claudio Cavina and La Venexiana, with Roberta Mameli; he also appeared as Leone in the premiere in modern time of Francesco Gasparini’s Bajazet at Teatro Opera Barga, then recorded for Glossa.
Among his future operatic engagements Raffaele will be Linceo, coprotagonist in Cavalli’s Ipermestra at Glyndebourne, conducted by William Christie and directed by Graham Vick, Oberon in Britten’s A Midsummer Night’s Dream at Teatro Ponchielli Cremona, then revived at Brescia, Bergamo, Como, Pavia and Reggio Emilia, he will interpret the role of Arsace in Handel’s Berenice at the Göttingen Internation Handel Festival for David Bates’ La Nuova Musica, and will appear as Spirit in Purcell’s Dido and Aeneas at Teatro Filarmonico di Verona, under the baton of Stefano Montanari directed by Marina Bianchi.
Raffaele’s career was very quick. He started his studies in singing and organ when he was a chorister Cappella musicale del Duomo di Lodi, under Pietro Panzetti. He continued his training in London with Colin Baldy and Nicholas Clapton, then in Bologna with Fernando Cordeiro Opa. He attended masterclasses with legendary countertenor James Bowman, Sarah Walker, and Sonia Prina. In 2009 he was chosen by Sir John Eliot Gardiner to be part of the Monteverdi Apprenticeship Scheme, in 2012 was selected for the Britten Pears Young Artist Programme in Aldeburgh.
Raffaele Pe collabortes with directors of the likes of sir John Eliot Gardiner, Paul McCreesh, René Jacobs, Nicholas McGegan, Vaclav Luks, Ottavio Dantone, Alessandro De Marchi, Stefano Montanari, Andrea Marcon, Antonio Florio, Andrea Battistoni, Leonardo García Alarcón, Claudio Cavina.
In the latest seasons he gave solo recitals and concerts at festivals like MiTo settembre musica, Ravenna Festival, London Handel Festival, Roma Festival Barocco, Bologna Festival, Parma Traettorie, Paviabarocca, Kiev Festival Barocco, Beirut Chants.
Raffaele was the first countertenor to be invited to sing at Arena di Verona in Carl Orff’s Carmina Burana in 2014 and in 2015 directed by Andrea Battistoni.
Raffaele’s performances have been broadcasted by some major radio stations and televisions, including BBC, MezzoTV, Culturebox, Radio France, RAI, RSI, ORF, NDR, Antena2 and Polskie Radio. He has recorded for Glossa, Harmonia Mundi, Arcana, Resonus Classics, and ORF. Among his upcoming releases (Glossa 2016) Raffaele will appear as the Evangelist in Gaetano Veneziano’s John Passion directed by Antonio Florio and also in Sospiri d’amore, a recording of Arias and Duets from the operas by Francesco Cavalli for Claudio Cavina’s La Venexiana.
Raffaele Pe is founder and artistic director of the ensemble La Lira di Orfeo, with which in December 2015 he started and artistic residency at Fondazione Cosway Lodi, a center for the dialogue between early music and contemporary cultures (http://www.laliradiorfeo.it).
Beste Grüße
Caruso41
Lieber Caruso, ich danke dir, dass du meine Entdeckung so unterfütterst. Diese Art der Recherche liegt mir so gar nicht, aber dafür arbeiten wir ja hier gut zusammen.
Ich habe nicht viel Erfahrung im Hören von Countertenören. Die Stimmen zu beschreiben fällt mir nicht leicht. Ich versuche es trotzdem:
Die Stimme von Raffaele Pé klingt klar und silbern, im piano auch weich und süß und hat eine gewisse elegische Zartheit. Sie scheint nicht sehr groß zu sein, in der Tiefe trägt sie nicht immer; aber in der Mittellage und Höhe entfaltet sie sich klangschön. Auf jeden Fall ist die Stimme vorzüglich gebildet und Pé versteht sie perfekt auf dem Atem zu führen.
Sein Gesang ist deutlich an instrumentalen Spielpraktiken orientiert und nimmt sich zumindest bei Porpora auch die Freiheit zur Auszierung und Improvisation - ganz im Stile des Belcanto. Die musikalischen Formen, Floskeln und Motive, mit denen Affekte und Gefühle abgebildet werden, weiß er trefflich einzusetzen. Aber sie wirken seltsam uneigentlich. Das ist ja durchaus im Sinne des Belcanto. Das Unwirkliche der Stilisierung war ja das Ideal des Belcanto und er zielte eben gerade nicht auf direkte emotionale Wirkung. Aber wir haben uns inzwischen daran gewöhnt, dass auch für die Werke dieses Repertoires mehr Individualität und Profil eingesetzt werden. Vielleicht sogar: müssen! Ich denke, dass die großen Sänger des 17. und 18. Jahrhunderts das auch getan haben.
Vielleicht zeigt Raffaele Pé ja mehr Individualität bei anderen Komponisten. Ich habe ihn nur mit Vivaldi, Porpora, Scarlatti und Händel gehört. Er ist zudem noch sehr jung und Individualität und Persönlichkeit kann sich auch entwickeln.
Caruso41
Maria José Siri singt bei den Berliner Philharmonikern unter Riccardo Chailly die Sopranpartie in Verdis Requiem.
Das Konzert- und Opernmagazin CONCERTI nimmt das zum Anlaß, die Sopranistin aus Uruguay in einem Portrait vorzustellen (Seite 18f.):
https://issuu.com/concerti/docs/concerti_berlin_1216
In unserem Forum wurde sie ja als "Neue Stimme" ausführlich vorgestellt.
Caruso41
Der Meyerbeer-Zyklus der Deutschen Oper Berlin wird fortgesetzt mit der Neueinstudierung von
Le Prophète
Clementine Margaine wird die anspruchsvolle Partie der Fidès singen!
Ja, die in dem Thread "Neuen Stimmen" vorgestellten Sänger machen doch so ihre Karrieren.
Darüber freut sich
Caruso41
Heute möchte ich einen jungen Bariton vorstellen, den ich bei den Opern-Festspielen in Wexford kennen gelernt habe:
Joo Won Kang
.
Dort sang er den Corrado in Donizettis "Maria di Rudenz" und beeindruckte mit seiner sehr voluminösen, schönen Stimme ebenso wie mit seiner ausgezeichneten Technik, seiner ungemein musikalischen Phrasierung und einer starken Darstellung.
Zunächst ist man einfach begeistert von der schieren Kraft und dem enormen Volumen: Endlich wieder eine Baritonstimme, die sich mühlos entfaltet von den dunklen Tiefen bis zu den prächtigen Höhen.
Sehr schnell aber lernt man auch seine Fähigkeit schätzen, die Dynamik fein abzustufen und die Kantilenen reich zu kolorieren. Er hat die "Brunnenvergifter"-Töne ebenso wie die warmen, zärtlichen und einfühlenden Töne des Liebenden.
Nach der DallasNews soll er auch ein geborener Komödiant sein, der mit Rossinis Figaro begeistert:
ZitatDallas News
Joo Won Kang, as the eponymous barber/fixer Figaro, seems a born comedian. Unflaggingly spirited, he turns every crisis to advantage, eventually wrapping everyone around his finger. And what a gorgeous voice! It's a baritone both substantive and well focused, nimble and capable of marvelous colorations.
Aber Joo Won Kang ist noch ganz am Anfang seiner Laufbahn. Gerade mal zwei Jahre steht er auf der Bühne. Informationen über ihn und Tonmaterial, das seine Stimme angemessen zur Geltung bringen kann, gibt es nur wenig
Ich habe zumindest keine Videos im Internet gefunden, die wirklich klanglich befriedigen.
Immerhin kann man sich mit der Arie Graf des Grafen Almaviva schon einen ganz guten Höreindruck gewinnen.
Hörenswert ist zudem der Prolog aus "Les mamelles de Tiresías."
Nicht so gut klingt die Szene aus dem zweiten Akt der Traviata! Auch ist die Violetta nicht in der Klasse von Joo Won Kang. Trotzdem ist allemal interessant, ihn mit einem Ausschnitt aus einer Verdi-Oper zu hören:
Leider nur mit Klavierbegleiteung
Seine Agentur gibt folgende Biografie:
ZitatAlles anzeigenJoo Won Kang, Baritone
Joo Won Kang, baritone, a native of South Korea, is the first prize winner of Fort Worth Opera’s 2014 MacCammon Vocal Competition, as well as the Audience Favorite Prize. As a result of this success, Mr. Kang was invited to present recitals both in Fort Worth, and, New York City in September 2014.
In Summer 2015, Mr. Kang returns to Wolf Trap Opera to sing the role of Sharpless in MADAMA BUTTERFLY at the Filene Centre, with the National Symphony Orchestra. In 2015-16 He will sing the title role in EUGENE ONEGIN with North Carolina Opera, Figaro in IL BARBIERE DI SIVIGLIA with Fort Worth Opera, and a debut with Seattle Opera. The following season, he will make his debut at the Wexford Festival, Ireland in Donizetti's MARIA DI RUDENZ.
His engagements for the 2014-15 season included a return to San Francisco Opera as Marcello in family performances of LA BOHÈME, a role and company debut as Guglielmo in COSÍ FAN TUTTE with Opera Naples, and a debut with North Carolina Opera as Germont in LA TRAVIATA. He then went to the Spoleto Festival USA, to sing in the World Premiere of Huang Ruo's opera PARADISE INTERRUPTED.
As a member of the 2011 Merola Opera Program, he was invited to join San Francisco Opera’s prestigious Adler Fellowship, where he was a member for two years. Mr. Kang appeared on the stage of San Francisco’s War Memorial Opera House, in a variety of roles including Captain Gardiner in Heggie’s MOBY DICK, which was televised nationally on PBS and released on DVD. This past Winter, he sang the role of Figaro in San Francisco Opera’s family performances of THE BARBER OF SEVILLE. Prior to his time in San Francisco, Mr. Kang was a member of the Young Artist Program at Florida Grand Opera, where his roles included Germont in LA TRAVIATA.
Last Spring, Mr. Kang made his debut with Korea National Opera in the new opera SOUL MATE. That summer, he joined the roster of Wolf Trap Opera performing the double role of Le Directeur and Le Gendarme in LES MAMELLES DES TIRÉSIAS as well as Moralès in CARMEN with the National Symphony Orchestra.
Mr. Kang has been a Top Prize winner in many important vocal competitions including First Prize Winner in the Gerda Lissner International Competition, Palm Beach International Competition, and the Ades Vocal Competition at MSM as well as Semi-Finalist in the Metropolitan Opera National Council Auditions. Most recently he was the recipient of the 2014 Opera Index Vocal Competition’s Lissner Charitable Fund Award.
Mr. Kang received his Master’s Degree at the Manhattan School of Music and a Bachelor’s Degree at Yon-sei University in Korea.
Viel Spaß beim Entdecken!
Ich bin gespannt auf Höreindrücke und Urteile
Caruso41
Ich finde ihn etwas unflexibel, eine gewisse Härte ist in der Stimme, die vor allem in der "Toten Stadt" nicht so angebracht ist. Und natürlich singt er nicht die Regimentstochter! Außerdem heißt er nicht Kim, wie alle anständige Menschen in Südkorea!
Lieber Dottore Pingel!
Ich finde ihn etwas unflexibel, eine gewisse Härte ist in der Stimme, die vor allem in der "Toten Stadt" nicht so angebracht ist.
Die Härte des Klanges würde ich auf die Akustik des Aufnahmesaals und die miserable Aufnahmetechnik schieben. Unflexibel wird man die Stimme wohl vor allem finden, wenn man gewohnt ist, Sänger mit Barockrepertoire zu hören. Aber Du hast natürlich Recht: das Lied aus der Toten Stadt kann man schon weicher und geschmeidiger singen. Da lohnt es doch noch mal auf die Aufnahme von Elliot Madore, den wir früher schon vorgestellt hatten, zu verweisen:
Sein "Mein Sehnen, mein Wähnen..." von Korngold ist wunderschön gesungen, romantisch sehnsuchtsvoll und völlig unsentimental. Pure Verzauberung!
http://elliotmadore.com/audio.html
Aber findest Du ihn in der Arie des Grafen aus "Nozze di Figaro" auch unflexibel? Und bei Poulenc?
Außerdem heißt er nicht Kim, wie alle anständige Menschen in Südkorea!
Alle anderen heißen nun mal Kang!
Und natürlich singt er nicht die Regimentstochter!
Da mußt Du warten. Vielleicht finden wir ja mal wieder einen....
Der Heuhaufen ist aber schrecklich groß!!! Vor allem der, in dem Tenöre sein sollen.
Mit besten Grüßen
Caruso41
Lieber Caruso, danke für diesen Hinweis. Das hat mich doch sehr überzeugt, er ist sehr geschmeidig und in vielen Sätteln gerecht. Zwei Fragen: "Don Juans Serenade", woraus ist die? Und wer schrieb "sanglots"?
Nachsatz: bei diesem Thema fiel mir auf, wie verfälschend das Klavier meist ist und die Sachen vergöbert. Z.B. Pelleas: hier dürfte man das Klavier wirklich nur für die Korrepetition gebrauchen!
Lieber Dottore Pingel"
Und wer schrieb "sanglots"?
"Songlots" Wurde von Guillaume Apollinaire geschrieben und von Francis Poulenc vertont.
ZitatAlles anzeigenNotre amour est réglé par les calmes étoiles
Or nous savons qu'en nous beaucoup d'hommes respirent
Qui vinrent de trés loin et sont un sous nos fronts
C'est la chanson des rêveurs
Qui s'étaient arraché le coeur
Et le portaient dans la main droite ...
Souviens-t'en cher orgueil de tous ces souvenirs
Des marins qui chantaient comme des conquérants.
Des gouffres de Thulé, des tendres cieux d'Ophir
Des malades maudits, de ceux qui fuient leur ombre
Et du retour joyeux des heureux émigrants.
De ce coeur il coulait du sang
Et le rêveur allait pensant
À sa blessure délicate ...
Tu ne briseras pas la chaîne de ces causes...
...Et douloureuse et nous disait:
...Qui sont les effets d'autres causes
Mon pauvre coeur, mon coeur brisé
Pareil au coeur de tous les hommes...
Voici nos mains que la vie fit esclaves
...Est mort d'amour ou c'est tout comme
Est mort d'amour et le voici.
Ainsi vont toutes choses
Arrachez donc le vôtre aussi!
Et rien ne sera libre jusq'à la fin des temps
Laissons tout aux morts
Et cachons nos sanglots
Zitat
Zwei Fragen: "Don Juans Serenade", woraus ist die?
"Don Juan's Serenade" ist von Tolstoi und vertont wurde das Gedicht von Tschaikowski.
ZitatAlles anzeigenDunkel löscht der Alpujara(s)1
goldumwobne Säume aus.
Folg dem Locken der Guitarra,
schönstes Liebchen, tritt heraus!
Sollte wer zu preisen wagen
eine andere als dich,
dann soll er sich mit mir schlagen,
dann, dann, dann trifft ihn des Degens Stich!
Es glänzt durch die Zweige
des Mondes Licht schon,
Nisetta, o zeige, Nisetta, o zeige
dich auf dem Balkon!
Von Sevilla bis Granada
klingt im Dämmerschein der Nacht
Degenkampf und Serenada,
ehrt man so der Liebe Macht.
Für die schönen Frauen schallen
viele Lieder, fließt auch Blut,
doch der herrlichsten von allen,
ihr, ihr gilt mein Lied und Blut und Gut!
Es glänzt durch die Zweige
des Mondes Licht schon,
Nisetta, o zeige, Nisetta, o zeige
dich auf dem Balkon!
Aber wie kommst Du auf die Fragen?
Beste Grüße
Caruso41
Ganz einfach: ich kenne diese Werke nicht. Tschaikowski und Poulenc sind nicht so in meinem Horizont.
"Dialogue des Carmelites" gehört allerdings zu meinen Lieblingsopern.
Maria José Siri wird in der morgigen Spielzeiteröffnung der Mailänder Scala die Madame Butterfly singen.
Riccardo Chailly wird die Urfassung des Werkes spielen. Partner der Sopranistin aus Uruguay ist Marcello Alvarez.
Der Aufführung wird live (?) bei ARTE übertragen.
Wer sich bisher nicht die Mühe machen wollte, Frau Siri mit den Videos von Youtube zu hören, die wir hier eingestellt hatten, hat nun also Gelegenheit, diese wirklich außergewöhnliche "Neue Stimme" kennen zu lernen.
Ein paar Informationen zu Maria José Siri finden sich in dem Beiträgen 36 ff. dieses Threads.
Caruso41
Maria José Siri wird in der morgigen Spielzeiteröffnung der Mailänder Scala die Madame Butterfly singen.
Riccardo Chailly wird die Urfassung des Werkes spielen. Partner der Sopranistin aus Uruguay ist Marcello Alvarez.
Der Aufführung wird live (?) bei ARTE übertragen.
Caruso41
Die Aufführung wird um 21.30 Uhr zeitversetzt gesendet. Außerdem singt Bryan Hymel den Pinkerton und Carlos Alvarez die Baritonrolle.
Jolanthe
Auf meiner kleinen Rundreise durch den Norden habe ich wieder einige Stimmen gehört, die durchaus verdient hätten, dass ich sie hier vorstelle.
Ich habe mich entschlossen, erst mal eine ganz ungewöhnliche Stimme vorzustellen.
Sie gehört dem jungen mongolischen Bariton
Amartuvshin Enkhbat
Ungewöhnlich ist allein schon seine Herkunft und Biografie.
Er stammt aus der Mongolei und wurde 1986 in der fernen nordöstlichen Provinz Sükhbaatar geboren.
Als Knabe sang Amartuvshin Enkhbat traditionelle mongolische "lange Lieder", in denen jede Silbe für einen längeren Zeitraum gehalten wird, mit dem langsamen Tempo, das zum Teil dazu bestimmt war, die Pferde, die er ritt, und die Tiere, die er in den Steppen hüten sollte, zu beruhigen.
Er beherrschte auch die Kunst des "throat singing", also ein Obertonsingen in dem gleichzeitig zwei verschiedene Tonhöhen erzeugt werden. Sein Publikum bestand aus Schafen, Ziegen, Pferden und den Großeltern, die ihn erzogen.
Wie die meisten seiner Altersgenossen besuchte Enkhbat die Grund- und Oberschulen in Sükhbaatar und gewann, auch ohne jede Ausbildung, immer wieder Gesangswettbewerbe auf lokalen Festivals. Trotz der Freude, die er am Singen hatte und trotz der Erfolge bei solchen Wettbewerben kam ihm nicht in den Sinn, Sänger zu werden. Wie sein Großvater und Vater vor ihm, wollte er als Hirt leben.
Als er aber im Alter von 18 Jahren die Hauptstadt Ulaanbaatar besuchte und dort auf einem Kinderfest sang, drängte ihn einer der Professoren, der in der Jury saß, zu einer Ausbildung seiner Stimme und besorgte ihm gleich einen Stipendium an der neu gegründeten Hochschule von Ulaanbaatar.
Die russischen Lehrer, die maßgeblich an der Einführung der Oper in der Mongolei beteiligt waren, hatten nach dem dem Zusammenbruch des Kommunismus und der Auflösung der Sowjetunion die Mongolei verlassen. Die Universität für Kunst und Kultur, die jetzt von mongolischen Lehrern dominiert wurde, hatte kaum begonnen, ein eigenes Curriculum zu entwickeln. So war Enkhbats formale Ausbildung, die mehrere Jahre an der Universität geschah, begrenzt und zwang ihn, zum größten Teil selbst zu studieren und zu lernen.
Noch heute kann er nicht gut lesen. Er spricht auch keine andere Sprache als mongolisch. Als er in einem Interview gefragt wurde, wie er seine Opernrollen lernen würde, zeigte er auf die Ohren. Nächtelang hörte er Aufnahmen von Dmitri Hvorostovsky und Igor Gorin, aber auch von Lawrence Tibbett, Leonard Warren und Robert Merrill.
Nach dem Abschluss seines Gesangsstudiums hat er am Mongolian National Competition for Young Opera Singers teilgenommen und auf Anhieb den 2.Preis gewonnen. Erst danach zog er in die große weite Welt. Er nahm an renommierten Wettbewerben teil:
2011 gewann er beim XIV. Tschaikowski-Weittbewerb in St. Petersburg den 2. Preis und den Publikumspreis.
2012 erhielt er den 1. Preis in Placido Domingos Operalia-Wettbewerb in Beijing, China als bester männlicher Sänger.
Internationales Aufsehen erregte er , als er 2015 in Cardiff beim Internationalen Gesangswettbewerb des BBC den Dame Joan Sutherland-Publikumspreis errang.
Ungewöhnlich ist aber von allem seine Stimme.
Ein Kritiker schrieb nach dem Cardiff-Wettbewerb: "Indeed, I cannot recall another participant in Cardiff Singer history whose voice has thrilled so much."
Ich hatte nun Gelegenheit ihn in Kiel zu hören, wo er in der ungemein spannenden Inszenierung von Fabio Ceresa den Rigoletto sang.
Es hat mir buchstäblich den Atem verschlagen: Was für eine Stimme! Man möchte eigentlich nur schwärmen: ein elementares Ereignis! Wirklich eine Wucht!
Versuchen wir aber doch eine Beschreibung: Das Volumen ist riesig, die Stimme flutet das ganze Haus, füllt jeden Winkel - im forte wie auch im piano! Jeder Ton ist voll und rund. Amartuvshin Enkhbat braucht keine Kraft einzusetzen oder irgendwo zu forcieren. Sein Timbre ist ungemein dunkel, weich und samtig. Er singt mit fabelhaft dichtem Legato. Eine Wonne des Wohllauts. Sehr wandlungsfähig ist der Klang der Stimme noch nicht. Aber ihm gelingt es, menschliche Wärme zu verströmen und seiner Sorge und Angst beklemmenden Ausdruck zu verleihen. Die Bösartigkeit des Spötters Rigoletto ist seine Sache nicht. Und dass er zum Mord anstiftet, mag man ihm nicht unbedingt abnehmen.
Das größte Gravamen, das ich sehe, ist aber seine Unbeholfenheit als Schauspieler. Dabei ist das Wort 'Unbeholfenheit' noch beschönigend. Der Regisseur Fabio Ceresa hat es verstanden, daraus eine Stärke zu machen, dass man den rührend linkischen Narren bemitleidete. Das dürfte aber in anderen Partien kaum gelingen. Und: er wird nicht immer nur mit guten verständnisvollen Regisseuren arbeiten!
Es ist kein Wunder, dass Enkhbat in Cardiff den Publikumspreis bekam, bei der Verteilung der Preise durch die Jury aber leer ausging.
Alles, was er zu bieten hat, sagt er durch die Stimme. Mimik und Gesten braucht er nicht. Aber wird das für eine Karriere reichen? Viele Leute hören nun mal mit den Augen. Auch Opernfreunde!
Trotz der mangelbehafteten deutschen Aussprache vielleicht auch noch der Wolfram
Ich bin gespannt auf Eure Meinung zu dem Sänger, der einstweilen eigentlich nur eine Stimme ist.
Beste Grüße
Caruso41
Lieber Caruso,
Es fehlen mir in der Tat die Worte! Das ist effektiv ein Elementarereignis und ich kann all Deine Ausführungen nur unterstreichen. Die Stimme klingt derart herrlich, dass man bis in die "goldenen Zeiten" des Operngesangs zurückgehen müsste, um vergleichbares zu finden. Würden wir nicht im Zeitalter der Regisseure leben, müsste hier eine Weltkarriere eine Selbstverständlichkeit sein. Seine zugegebenermaßen unbeholfenen Gesten erinnern mich ein wenig an Bergonzi oder Giacomini, bei denen leider heute eine Karriere auch fraglich wäre. Für mich jedoch steht fest, dass ich bei einer derartigen Leistung auf jeden Regisseur "pfeifen" kann...
Diese Stimme ist der helle Wahnsinn, ein Kaliber im Range von Ghiaurov. Ich könnte ihn mir (nein, nicht die Regimentstochter) gut als Komtur im Don Giovanni vorstellen. Da brauchte er ja auch nur herumzustehen, wie der Name Statue ja sagt.