Galina Pawlowna Vishnevskaya ( 25.10.1926 - 11.12.2012 )

  • Die Sopranistin wurde am 25.10.1926 in Leningrad geboren und studierte bei Mme Garina, wo sie als Operettensängerin ihr Debüt gab bevor sie sich für die Oper entschloß.
    Es folgten Autritte in Moskau, der damaligen Tschechoslowakei, des damaligen Jugoslawiens, Finnland, Italien, Deutschland, England, Australien und Nordamerika.
    Es war ihr leider nicht vergönnt gewesen an der Uraufführung von Brittens War Requiem teilzunehmen, e wurde damals von hohen Regierungsstellen verhindert.
    Dafür konnte sie den Sopranpart aber dann für die Schallplatte einsingen.
    1974 wurde sie mit ihrem Mann Mstislaw Rostropowitsch ausgebürgert.
    Im Zeichen von Glasnost und Perestroika kehrte sie in ihre Heimat wieder zurück.
    Zu ihren exemplarischen Aufnahmen zählen neben den Liedern und Tänzen des Todes vor allem ihre Lady Macbeth von Minsk von Dimitri Schoschtakovitch..
    Sie verstarb am 11.12.2012 in Moskau


    PS: Ausführliches Verzeichnis ihres Opernschaffens folgt.

  • Hier wie Versprochen die meines Wissens mit ihr Veröffentlichen Operngesamtaufnahmen:


    CD: 1954 Fidelio, 1963 Der steinerne Gast, 1970 & 1987 Boris Godunov, 1986 Krieg und Frieden, 1975 Tosca, 1964 Turandot, 1960 Schneeflöckchen, 1972 Die Zarenbraut, 1978 Lady Macbeth von Minsk, 1955 & 1970 Eugen Onegin, 1976 Pique Dame, 1964 Falstaff.
    DVD 1955 Eugen Onegin ( Film ), Lady Macbeth von Minsk ( Film, lieh ihre Stimme einer Schauspielerin )
    Hinzukommen jetzt noch eingige Recitel:
    Unter anderem 4 - 5 Opernquerschnitt die sie für die Meldoram gemacht hat, Lieder von Glinka, Dargomizhsky, Borodin, Tschaikovsky & Moussorgsky ( Erato ), Mahler 4. Sinfonie (22.01.1967 ), 6 Lieder von Moussorgsky ( BBC, Igor Markevitch ), Arienrecital ( Bellini, Beethoven, Verdi, Puccini, Boito; Songs: Faure, Debussy, Villa-Lobos; bei Artia erschienen ), Opernrecitel ( Norma, La Forza del Destino, Manon Lescaut, Faust, Mefistofeles, Tannhäuser ), Lieder ( Mussorgsky, Prokofjew, Tschaikovsky; Philips ), Ein Opernabend mit ... ( Zarenbraut, Mazeppa, Zauberin, Opritschnik, Jolanthe, Pique Dame, Jungfrau von Orleans ), The Rotropovitch-Vishnevskaya Family ( Beethoven, Tschaikovsky, Prokofjew, Moussorgsky, Tcherepnin

  • Zu den Gesamtaufnahmen kann man noch hinzufügen:


    Yolanta von Tschajkovskij mit folgender Besetzung:


    Yolanta: Galina Vishnievskaja
    Vaudemont: Nicolai Gedda (Hecht auf schwedisch)
    Robert: Walter Petkov
    Ibn Hakia: Tom Krause
    Marthe: Viorica Cortez
    Almeric: James Anderson
    Brigitte: Tania Gedda (verwandt mit Nikolai ????)
    Laura: Colleen Gaetano
    Bertrand: Fernand Dumont


    Es spielt das Orchestre de Paris unter Mstislav Rostropovitch.


  • heute vor einem Jahr gestorben:

    Galina Pawlowna Wischnewskaja (* 25. Oktober 1926 in Leningrad; † 11. Dezember 2012 in Moskau), russische Sopranistin (lyrischer bis dramatischer Sopran, ursprünglich Operettensopran).
    Sie war seit 1955 die Gattin des Cellisten und Dirigenten Mstislaw Leopoldowitsch Rostropowitsch, mit dem sie zwei Töchter hatte.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Heute hätte Galina Wischnewskaja ihren Geburtstag gefeiert, und es wundert mich, dass sie in diesem Thread in nur wenigen Beiträgen gewürdigt worden ist, hat sie doch m. E. eine außergewöhnlich schöne Stimme besessen und einige äußerst bemerkenswerte Aufnahmen vorgelegt. Ihre Stimme ist für mich durch ihrer Strahlkraft in der Höhe, ihrem betörenden Timbre, ihrem goldenen Schmelz in der tiefen und der mittleren Lage sowie ihrer sinnlich-weichen Färbung hervorstechend. Gerade im russischen Repertoire ist sie eine ausgezeichnete Interpretin. Das erste Mal habe ich sie auf dieser Boris Godunov - Aufnahme gehört:



    Sie im Duett mit Ludovic Spiess zu hören, hat mich zutiefst beeindruckt; für mich ist dieses Duett buchstäblich unerreicht. Wie sie als Marina Mnischek Dmitri zuerst energisch und herablassend behandelt, dann auf einmal lockend-betörend singt (im unten gezeigten Video ca. ab 10:15), das ist einfach phantastisch; nachzuhören und zu -spüren auch auf youtube:



    Aber nicht nur im russischen Repertoire, auch in der bereits erwähnten Aufnahme von Brittens War Requiem ist sie eine herausragende Gestalterin:



    Auch im Bereich des Liedes hat sie gewirkt - diese CD möge als "Einstiegsdroge" dienen:



    Jedenfalls wünsche ich mir sehr, dass ihre Stimme noch viel öfter gehört und kommentiert wird, für mich ist sie eine ganz großartige Künstlerin mit einer spannenden Lebensgeschichte.

  • Einmal mehr trage ich ein kleines Licht in die dunkle Nacht des Vergessens, in die herbstliche Finsternis kalten Schweigens, und lasse erneut die Stimme von Galina Vishnevskaya erklingen, die hier als Madame Butterfly eine denkwürdige Interpretation vorlegt; sie lässt die Stimme frei strömen, setzt teilweise dramatisch-durchschlagende Akzente, ohne grell zu klingen, schattet die Stimme auch sanft ab, wo sie innehält und nachdenklich wird, um sich kurz vor Schluss noch einmal machtvoll aufzuschwingen. Der Bolero von Delibes, der im Anschluss vorgetragen wird, kann sich nicht ganz von slawisch-vollblütiger Schwermut freimachen, den könnte man sich ein wenig leichter und nonchalanter wünschen, hörenswert ist ihre kraftvolle, von edlem Material reiche Stimme allemal. Ein ganz eigenens Timbre, sogfältige Phrasierung, klare Diktion sind hervorstechende Merkmale ihrer Sangeskunst.


  • Lieber Don Gaiferos,


    hab herzlichen Dank für die schönen Worte, die Du über Galina Vishnevskaya und ihre Butterfly geschrieben hast.


    Sie erinnern an eine Sängerin, die gewiß zu den ganz bedeutenden Gesangskünstlerinnen gehört.
    Ich habe sie leider nur zweimal erlebt und auch nicht in ihrer großen Zeit, aber die Abende sind mir unvergesslich! Der üppige, farbenreiche Sopran mit der leuchtenden Höhe war schon was Besonderes. Zu einer schlicht einmaligen Künstlerin aber wurde sie durch die Hingabe und Unbedingtheit ihres Gesanges. Darum sind auch einige der Aufnahmen noch immer interessant, die sie erst gemacht hat, als schon viel von der Schönheit des Timbres verbrannt war und auch die Technik nicht mehr ausreichte, die Stimme verläßlich zu führen.


    Ich höre natürlich am liebsten die Aufnahmen aus ihrer großen Zeit. Insbesondere den Eugen Onegin von 1956 unter Khaikin mit den großartigen Below! Wie sie den Bogen spannt von dem schüchternen Mädchen über die zur Liebe erwachenden Frau zu der verzichtenden Gattin des Fürsten, das ist ein Erlebnis. Einmalig die Biefszene und das Schlußduett. Besonders schmerzlich schön die Phrase, die in der deutschen Übersetzung heißt "Wie war das Glück so Nahe...". (Die späte Aufnahme unter Rostropowitsch sollte man eher meiden!)


    Aber auch die 7 Romanzen auf Texte von Alexander Blok von Schostakovitsch höre ich immer wieder gerne, obwohl sie nicht mehr stimmlich frisch und unlädiert ist. Wegen des Ausdrucksmutes mit dem sie sich in diese Romanzen stürzt, und wegen der Unbedingtheit, mit der sie singt.


    Leider habe ich nicht alle 7 Romanzen bei YOUtube gefunden und sie sind wohl auch nicht in der richtigen Reihenfolge. Sei's drum! Begleitet wird sie immerhin von keinen Geringeren als David Oistrakh, Mstislav Rostropovich und Moisei Vainberg.








    Eine Jahrhundertaufnahme!
    Es gibt sie auch auf CD.


    .


    Zur Zeit wohl sehr schwer zu beschaffen!


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • JEVGENY ONEGIN (1958)

    Regie Roman Tikhomirov

    Vadim Medvedev - Onegin (gesungen von Evgeny Kibkalo)

    Ariadna Shengelaya - Tatiana Larina (gesungen von Galina Vishnevskaya)

    Svetlana Nemolyaeva - Olga Larina (gesungen von Larisa Avdeeva)

    Igor Ozerov - Lensky (gesungen von Anton Grigoriev)

    Ivan Petrov - Gremin (singt und spielt)

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

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  • Was für ein schöner bunter Film, lieber Orfeo! :jubel:Danke für den Link, von dem ich sofort Gebrauch mache. Ich hatte immer eine Schwäche für derlei Filme. Sie sind - wie ich finde - so ehrlich und unverstellt gemacht. Hinreißend der Schmitterchor aus der Ferne.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • In Beitrag #3 wird zum Film Katerina Izmailova geschrieben, dass Galina Vishnevskaya in der Hauptrolle ihre Stimme einer Schauspielerin lieh. Das stimmt nicht, sie ist die einzige, die singt und spielt. Die anderen Rollen sind gedoubelt.

    Katerina . . . . . .Galina Vishnevskaya kann man im Film optisch wie akustisch erkennen
    Sergei . . . . . . . A. Inotemtsev (V. Tretyak)
    Zinovy . . . . . . . N. Boyarsky (V. Radziyevsky)
    Boris . . . .. . . . A. Sokolov (A. Vedernikov)
    The Imbecile . . . R. Tkachuk (S. Strezhnev)
    Sonetka . . . . . . T. Gavrilova (V. Reka)


    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Lieber 'Orfeo',


    das war Gedankenübertragung! Als ich gesehen habe, dass Du den "Onegin"-Film von Roman Tikhomirov - auf den ich vor drei Tagen im Thread über Virgilius Noreika und 'seinen' "Fürst Igor"-Film hingewiesen habe - hier gepostet hast, habe ich sofort einen längeren Beitrag zum "Katerina Izmailova"-Film von Mikhail Shapiro (1966) geschrieben (den ich auch vor zwei Tagen im Thread zu Karl Terkal erwähnt habe), weil ich finde, dass dem Rang Galina Vishnevskaias als Sängerin und Schauspielerin mit diesem Film viel mehr Rechnung getragen wird als mit der Verfilmung von Chaikovskiis Oper, wo sie (rollengerecht) noch sehr jugendlich und etwas 'spitz' klingt (was aber auch an der eingeschränkten, höhenbetonten Tontechnik liegen kann) und man sie auch nicht sehen kann, weil sie von einer allerdings sehr glaubhaften - und bildschönen - Darstellerin gedoubelt wird. (Leider werden die Sänger der Nebenrollen im "Onegin" nicht genannt.)


    Ich wollte Dich bitten, ob Du den "Katerina Izmailova"-Film, über den Galina Vishnevskaia in ihren Memoiren sehr anschaulich schrieb und der 2006 auch kurz im DVD-Katalog der 'Decca' erschien, auch hier posten könntest. Und als ich meinen (vorbereiteten) Beitrag eben hier absenden wollte, sehe ich, dass mein Wunsch Wirklichkeit wurde. Herzlichen Dank dafür! Und die Doku aus Deinem Beitrag Nr. 13 werde ich mir gleich noch ansehen!


    Carlo


    P. S.

    Es gibt noch mehrere solcher Opernverfilmungen aus der ehemaligen Sowjet-Union, z. B. Glinkas "Ivan Susanin", Chaikovskiis "Pikovaia dama" ('Pique Dame') und "Iolanta", Rimski-Korsakovs "Sadko", "Tsarskaia Nevesta" ('Die Zarenbraut') und "Snegurochka" ('Schneeflöckchen') und natürlich "Boris Godunov" und "Khovanshchina" von Mussorgskii.

  • Eine ihrer Paraderollen war die Natasha aus "Krieg und Frieden" von Sergei Prokofiev

    hier “Kakoe pravo oni imeyut” (Szene3)



    Auszug aus Brittens "War Requiem" mit Peter Pearsund Dietrich Fischer-Dieskau in der

    Gloucester Cathedral


    Über und für Galina Vishnevskaya komponierte Marcel Landowski 1995 eigens die Oper "Galina" in 15 Sszenen, die am 17. März 1996 in Lyon uraufgeführt wurde. Das Interview von Joel Kasow mit Galina Vishnevskaya( in automatischer Übersetzung) "Galina spricht über Galina"

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

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  • Lieber 'Orfeo',


    das war Gedankenübertragung!


    Carlo


    Nein, lieber Carlo, es war keine Gedankenübertragung, denn ich bin erst dadurch, dass Du darüber geschrieben hast, auf die Idee gekommen. Aber über Galina gibt es auf den russischen Seiten fast weniger Material als bei YT. Hauptsächlich sind es Interviews über die Zeit im Exil betreffend.


    Grüße von Orfeo

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Die lustige Seite von Galina Vishnevskaya und Dmitri Shostakovich in op. 109 "Satiren". Musikalisch und lustig wird es nach 3 Minuten.


    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Hallo, Orfeo!


    Das ist ein köstlicher Fund! Soviel komisches Talent hatte ich bei Galina Vishnevskaia, von Freunden 'Galia' gerufen, nicht vermutet; sie ist in den verschiedenen Masken und Kostümen kaum zu erkennen. (In ihren jungen Jahren trat sie lange als Operetten- und 'Varieté'-Sängerin auf.) Von der Uraufführung dieser „Satiren“ ('Bilder der Vergangenheit') am 22. 2. 1961 im Moskauer Konservatorium gibt es einen Live-Mitschnitt mit ihr und Mstislav Rostropovich auf einer 'Melodiia'-CD mit dem Titel „Russian 'live' Recordings from the Sixties“ (1998).


    Seit den fernen Tagen einer Henriette Sontag, die für ihre Ehe mit dem sardischen Gesandten Conte Rossi ihre glanzvolle Bühnenkarriere aufgab, und über die 1836 Daniel-Francois Esprit Auber die Oper „L'Ambassadrice“ ('Die Botschafterin') schrieb, ist Galina Vishnevskaia erst die zweite Sängerin, die zur Hauptfigur einer Oper eines zeitgenössischen Komponisten wurde: „Galina“ von Marcel Landowski, uraufgeführt 1996 in Lyon. Die Russin (Jahrgang 1926), die sich in Paris mit einer letzten Tatiana („Еvgeni Onegin“) 1982 ins Privatleben verabschiedet hatte, wurde von der amerikanischen Sopranistin Gwynne Geyer verkörpert.


    Allerdings wurde das mit musikalischen Zitaten von Verdi und Puccini durchsetzte Werk - mit in weiteren Rollen: Jean-Philippe Lafont (als ominöser 'Scarpiaf'), Jean-Marie Frémeau (in drei Partien), Stephen Guggenheim (zwei Rollen) und Hanna Schaer (als Galinas Tante und als eine 'Voix de douleur'); Mstislav Rostropovich wurde von einem Statisten (stumm) verkörpert und der Dirigent war John Nelson - des 81jährigen polnisch-französischen Komponisten, der selbst das Libretto schrieb, von Publikum und Presse (in Anwesenheit der realen Galina) sehr zwiespältig aufgenommen; der Kritiker des französischen Magazins 'Opéra' sah eine Oper „dont le seul objectif est d'illustrer le personnage et son temps“. Im Juli 2000 kam es bei einem Gastspiel der Staatsoper Poznán in Hannover zur ersten deutschen Aufführung, aber in polnischer Sprache.


    Die Handlung setzt sich aus entscheidenden Phasen im Leben 'Galinas' zusammen, wie sie in ihrer Autobiographie geschildert werden: die furchtbare, 900 Tage dauernde Blockade Leningrads durch die deutschen Truppen, die Terrorherrschaft der Stalin-Zeit, der Aufstieg zur führenden Sängerin am Moskauer Bolshoi-Theater, die vermeintliche 'Freiheit' der Khrushchev-Ära und schließlich die Ausbürgerung aus der Sowjet-Union gemeinsam mit ihrem berühmten Ehemann und ihren beiden Töchtern, nachdem sich das Ehepaar Vishnevskaia-Rostropovich für den Schriftsteller Aleksandr Solzhenitsin eingesetzt hatte.


    Diese Memoiren („Galina“, 1984, 480 Seiten) halte ich für eine der interessantesten und ehrlichsten Sängerbiographien überhaupt; nicht nur, weil die Sopranistin keine Scheu hat, sich selbst als etwas schwierige und kompromisslose Person darzustellen, sondern auch, weil sie 'Ross und Reiter' nennt wie z. B. ihre Kollegen vom Bolshoi-Theater, die sie denunzierten, um - stets abhängig vom Wohl und Wehe der Kreml-Bonzen - weiter zu kommen. (Darüber wurde hier im Forum, beispielsweise im Thread zu Elena Obraztsova, bereits mehrfach diskutiert.)


    Der Verlust der Heimat traf das Ehepaar hart; für die meisten Russen ist ihre Herkunft trotz widriger Lebensumstände und vieler Repressalien ein wichtiger Teil ihrer Identität. So nimmt es nicht wunder, dass Galina Vishnevskaia, obwohl in Paris und New York in maßvollem Luxus lebend, in ihren Interviews immer wieder auf ihre Ausbürgerung zu sprechen kam, so auch in dem für Melomanen unverzichtbaren, vor etlichen Jahren auch auf '3sat' gezeigten, Film „Vissi d'arte - I Live for Art“ der ABC 'American Broadcasting Company' (1983), in dem Robert Merrill 15 Primadonnen über ihr Rollenverständnis von Puccinis „Tosca“ befragt. (Die interviewten Damen sind: Licia Albanese, Grace Bumbry, Montserrat Caballé, Gina Cigna, Régine Crespin, Dorothy Kirsten, Zinka Milanov, Birgit Nilsson, Magda Olivero, Leonie Rysanek, Kiri Te Kanawa, Renata Tebaldi, Eva Turner, Galina Vishnevskaia und Ljuba Welitsch; ich habe diesen wunderbaren Film auf Video vom niederländischen Fernsehen.)


    1992 veranstaltete das Bolshoi-Theater in Moskau anlässlich des 45. Jahrestages ihres Sänger-Debüts eine vom russischen Fernsehen übertragene Gala. Gegen Ende ihres Lebens hat Galina Vishnevskaia noch einmal eine Filmrolle übernommen - in „Aleksandra“ (2007) spielt sie eine Großmutter, die während des Tschetschenien-Krieges ihren Enkel, einen Armee-Offizier, an der Front besucht. (Der Film war bei uns auf 'arte' zu sehen.)


    Carlo

  • Lieber Carlo,


    wir müssen Dir danken für den ausführlichen Bericht zu #17, den ich noch um zwei Dinge ergänzen möchte. Vielleicht schreiben wir zwei ja Anmerkungen, die außer uns niemand besonders interessieren, wenn aber der eine oder andere doch mehr erfahren möchte, verweise ich zum Thema "Galina" (Film) nochmals auf das Interview, zu dessen deutscher (google-)Übersetzung ich schon in Beitrag #15 einen Link gesetzt hatte. Besser ist natürlich das Original Galina talks about Galina in englischer Sprache.


    Zum Thema Satirï „Satiren“, op. 109 D. Schostakowitsch 1960 (Bilder der Vergangenheit)


    Das sind fünf Romanzen für Sopran und Klavier zum Text von Sasha Chorny (= Pseudonym für Aleksandr Clikberg, ein Dichter, der zum bohèmehaften Künstlerkreis gehörte, der das berüchtigte St. Petersburger Café "Streunender Hund" in den Jahren vor dem I. Weltkrieg frequentierte. Hier eine Auswahl an Texten (russisch/englisch bzw. spanisch)


    Die Titel der fünf Romanzen

    Kritiku 'To a critic'[1'10]

    Produzhdeniye vesnï 'Spring awakening'[2'44]

    Potomki 'The descendants'[2'39]

    Nedorazumeniye 'Misunderstanding'[5'08]

    Kreytserova sonata 'The Kreutzer Sonata'


    Ich zitiere im Folgenden Jonathan Powell im Booklet zur CD "Russische Lieder" (Hyperion)

    " ..... Ein Artikel im Magazin Time beschrieb die [12.] Sinfonie als „das bisher banalste Werk“ des Komponisten. Dieser Artikel war interessanterweise mit dem Titel „Die zwei Schostakowitschs“ überschrieben und wies auf etwas hin, das für einige seit Jahren sichtbar war: dass Schostakowitsch einerseits auf Aufforderung „offizielle“ Werke schrieb—und die 12. Sinfonie ist ein offensichtliches Beispiel dafür—und andererseits Stücke komponierte, die nur einem Freundeskreis bekannt waren ...... Es überrascht kaum, dass Die Satiren mit ihrer oft herben Tonalität und ihrem aphoristischen Witz der zweiten Werkgruppe zugeordnet werden. Die Gedichte mit dem Untertitel „Bilder aus der Vergangenheit“ sind eine Mischung aus Anekdoten, Parodien über russische Verse des 19. Jahrhunderts und Aphorismen."

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • In Beitrag #3 wird zum Film Katerina Izmailova geschrieben, dass Galina Vishnevskaya in der Hauptrolle ihre Stimme einer Schauspielerin lieh. Das stimmt nicht, sie ist die einzige, die singt und spielt.

    In Beitrag 3 ist aber doch von dem Film mit dem Titel der ursprünglichen Fassung "Lady Macbeth von Mtsensk" die Rede (nur war der Name der Stadt dort falsch wiedergegeben). Diesem Streifen liegt nach meinen Informationen aus dem Gedächtnis die folgende Einspielung zugrunde. Die Vishnevskaya singt also nicht selbst! Da die Verlinkung zu JPC nicht (mehr) funktioniert (habe ich da was verpasst?), stelle ich wenigstens die folgenden Informationen ein:


    Dmitri Schostakowitsch (1906-1975)
    Lady Macbeth von Mtsensk
    Galina Vishnevskaya, Nicolai Gedda, Dimiter Petkov, Werner Krenn, Robert Tear, Taru Valjakka, Birgit Finnilä, Aage Haugland, Martyn Hill, Leonard Mroz, Alexander Malta, Ambrosian Opera Chorus und weitere
    2 CDs

    • Künstler: Galina Vishnevskaya, Nicolai Gedda, Dimiter Petkov, Werner Krenn, Robert Tear, Taru Valjakka, Birgit Finnilä, Aage Haugland, Martyn Hill, Leonard Mroz, Alexander Malta, Ambrosian Opera Chorus, London Philharmonic Orchestra, Mstislav Rostropovich
    • Label: Warner, ADD, 1978
    • Bestellnummer: 2547175
    • Erscheinungstermin: 10.6.2016
    • Serie: The Home of Opera

    Den Film müsste ich haben, finde ihn nur momentan nicht. Er wurde im TV gesendet, und ich schnitt ihn mit. Optisch gefiel er mir sehr gut. Es hab aber eine nach meinem Dafürhalten heftige Diskrepanz zwischen der Erscheinung der Akteure und den bereits etwas in die Jahre gekommenen Stimmen von Vishnevskaya und Gedda.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


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  • Die Vishnevskaya singt also nicht selbst!

    Lieber Rheingold1876,

    das versteh ich jetzt nicht. Die Vishnevskaya soll also in einer Opernverfilmung die Rolle der Katerina nur gespielt haben? Wer hat sie denn gesungen?


    Der von mir eingestellte Film wird bei mail.ru vorgestellt als Леди Макбет Мценского уезда (Катерина Измайлова) = transkribiert Ledi Makbet Mtsenskogo uyezda (Katerina Izmaylova). Die erste Fassung war bekanntlich verboten worden und 1956 machte sich Дмитрий Шостакович, (so geschrieben, damit wir nicht über richtige Schreibweise streiten), an die Arbeit, eine entschärfte Fassung zu erstellen. Das von Sven Godenrath angegebene Jahr 1955 für die Verfilmung kann also nicht stimmen, da die Oper noch gar nicht wieder aufgeführt werden durfte. Schostakowitsch hatte wegen des (nicht für das Ausland geltenden) Verbotes 1950 noch gegen eine in Kassel geplante Inszenierung der Lady Macbeth von Mzensk protestiert, 1959 aber eine "letztmalige" Ausnahmegenehmigung für die Deutsche Oper am Rhein erteilt.


    Ich habe die mir bekannten russischen Video-Plattformen durchgesehen und keine andere Aufzeichnung der Oper, unter welchem Namen auch immer, mit Vishnevskaya gefunden.


    @ Carlo

    Die Satiren gibt es noch als Teil eines Albums mit drei LP


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    Ab morgen werde ich nicht mehr so viel für das Form recherchieren, denn meine 10-tägige Quarantäne nach Rückkehr aus Frankreich (Risikoland) endet heute. Nun kann ich mich wieder den wichigen Dingen des Lebens widmen.


    Orfeo

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Hallo, Rüdiger und Orfeo!


    Es handelt sich um den Film, den der 2018 verstorbene tschechische Regisseur Petr Weigl mit Markéta Hrubesová (Katerina), Michal Dlouhý (Sergei), Petr Hanicinec (Boris) und Václav Neckár (Sinovi) 1992 gedreht hat und als 'Tonunterlage' die Aufnahme mit Galina Vishnevskaia und Nicolai Gedda benutzte.


    Solche Opernfilme (mit Schauspieler-Doubles) unter Verwendung von Schallplattenaufnahmen waren eine Spezialität dieses Regisseurs, mehrere davon wurden auch im Deutschen Fernsehen gezeigt: Dvoráks „Rusalka“ (mit Milada Subrtová unter Zdenek Chalabala bei 'Supraphon'), „The Turn of the Screw“ von Britten (Aufnahme der 'Philips' mit Helen Donath unter Colin Davis), „Zuzana Vojirová“ von Jirí Pauer (Aufnahme der 'Supraphon' mit Gabriela Benacková), Debussys „Le Martyre de Saint Sebastien“ (Aufnahme von Radio-France mit Anne Sofie von Otter unter Colin Davis), „Werther“ (mit Brigitte Fassbaender und Peter Dvorský – beide wurden nicht gedoubelt; die Aufnahme stammt von der 'Supraphon' und der Film wurde sowohl in deutsch wie auch in französisch gedreht), „Evgeni Onegin“ (die 'Decca'-Aufnahme unter Georg Solti), Donizettis „Maria Stuarda“ (ebenfalls 'Decca' mit Joan Sutherland und Huguette Tourangeau) und Delius' „A Village Romeo and Juliet“ (von 'Decca'/'Argo' unter Charles Mackerras).


    Eine Ausnahme bilden die beiden wunderschönen Filme mit der Musik Franz Schuberts: „Poetische Betrachtungen in freyen Stunden“ (mit Magda Vasaryová – die auch in einigen der obengenannten Opernfilme mitwirkte – und Juraj Kukura) und „Die Winterreise“ (mit Brigitte Fassbaender).


    Carlo

  • Auf den Film von Petr Weigl (2018) kann sich der Beitrag von Sven Godenrath ja nicht beziehen, denn der wurde schon 2012 geschrieben.

    Wahrscheinlich liegt ein Irrtum vor, weil Lady Macbeth vom Minsk/Mzensk/Mtsensk/Мценского уезда und Katerina Ismailowa/Ismaylowa/Измайлова gerne in einen Topf geworfen werden. Ich kenne beide Versionen, musikalisch und von der Handlung her unterscheiden sie sich merkbar, aber meiner Meinung nach nicht gravierend

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Lieber Rheingold1876,

    das versteh ich jetzt nicht. Die Vishnevskaya soll also in einer Opernverfilmung die Rolle der Katerina nur gespielt haben? Wer hat sie denn gesungen?

    Sorry, lieber Orfeo. Sollte heißen: Die Vishnevskaya spielt also nicht selbst. Alles weitere hat Carlo ergänzt.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Hat sich inzwischen durch Carlos Beitrag erledigt.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • Hier ein Ausschnitt aus der von Rheingold1876 erwähnten Einspielung von

    Lady Macbeth of the Mtsensk District, Op. 29, Act 1 Scene 3: "Zherebyonok k kobylke toropitsa" ((1979 Parlophone Records Limited, a Warner Music Group Company. Remastered (p) 2002)


    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo