Mozart: Symphonie Nr. 34 C-Dur KV 338 – Im Schatten der anderen

  • Die 34. Symphonie von Mozart steht unter denjenigen nach 30 eindeutig im Schatten: Die "späten" Symphonien läßt man für gewöhnlich erst mit der 35. beginnen, von den früheren erschienen den meisten früheren Dirigenten die 25. und 29., vielleicht noch die "Pariser" (31.), evidenter. Von daher gibt es nicht so viele Nicht-HIP-Aufnahmen. Neben Böhm (DG, 1966) fand ich nur noch Szell (Decca, 1961), Maag (Decca, 1951) und Suitner (Berlin, 1974).


    Zugegebenermaßen kannte ich dieses Werk bisher gar nicht. Nach den Symphonien Nr. 32 und 33, denen m. E. nichts Unverwechselbares anhaftet, erschien mit die 34. gleich im Kopfsatz sehr charakteristisch. Pompös, mit Paukeneinsätzen. Wikipedia umschreibt es treffend als "barock". Vielleicht wäre der Beiname "Pauken-Symphonie" ganz zutreffend.


    Es handelt sich um Mozarts letzte Salzburger Symphonie (1780), die jedoch erst in Wien uraufgeführt wurde (vermutlich am 3. April 1781). Der 3. Satz, das Menuett, das nicht in allen Aufnahmen gespielt wird, entstand hingegen erst in Wien (1782/83). Es gibt die Theorie, daß Mozart das Menuett "nachkomponiert" habe, um die Symphonie viersätzig zu machen, aber auch Gegenstimmen, die von einem seperaten Werk ausgehen. Böhm jedenfalls bedient sich in seiner Aufnahme (zum Glück!) auch des Menuetts, welches sich m. M. n. homogen einfügt und keineswegs wie ein Fremdkörper wirkt.




    Insgesamt kann man nicht recht verstehen, wieso diese "Barock-Symphonie" relativ unbeachtet neben ihren Nachfolgern geblieben ist. Für mich eine der schönsten Mozart-Symphonien. :jubel:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Mehr und mehr kristallisiert sich Mozarts Symphonie Nr. 34 als einer meiner absoluten Favoriten heraus. Besonders der Finalsatz lässt mich zu dieser Wertung kommen. Besser war Mozart m. E. selten.


    Als die überzeugendsten Aufnahmen empfinde ich nach viel Vergleichshören die nachfolgenden beiden:



    Zum einen der "Klassiker" von Otto Klemperer mit dem Philharmonia Orchestra (1963).



    Zum anderen Helmut Müller-Brühl mit dem Kölner Kammerorchester (1995).


    Beide sind eher langsam unterwegs, Klemperer noch mehr. Das kommt dem Werk für meine Begriffe sehr entgegen. Die Tonqualität ist bei Müller-Brühl noch etwas besser. Beide jedenfalls erstklassig!

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Es stimmt zwar, dass diese Sinfonie (so wie die m.E. sogar überzeugendere Nr. 33) im Schatten der 6 letzten Sinfonien steht (und ggü. der Nr.35 kann man sicher streiten, ob das gerechtfertigt ist), aber gar so stiefmütterlich behandelt wurde sie auch wieder nicht.
    Es gibt schon aus der Vor-Stereo-Zeit Aufnahmen mit Koussewitzky (1940) und Markevitch (1954, DG). Dann die schon genannten, zu Recht berühmten Aufnahmen Szells und Klemperers. Und aus neuerer Zeit außer den schon genannten natürlich Marriner, Levine, Graf, Muti, Vegh, Harnoncourt/Concertgebouw, Maag nochmal in den 1990ern, u.a. Nur bei Karajan (der außer den späten 29, 32 und 33 aufgenommen hat) fehlt das Stück.


    Da es oben nicht ganz eindeutig formuliert ist: Die Sinfonie war ohne Zweifel ursprünglich ohne Menuett. Strittig ist nur, ob das Menuett KV 409 für diese Sinfonie nachkomponiert wurde oder ob es, wie man anscheinend heute eher meint, ein separates Werk ist. Mozart hat einige seiner Salzburger Sinfonien in Wien aufgeführt (oder das jedenfalls geplant, vermutlich auch die A-Dur KV 201) und im Falle von 319 wurde definitiv nachträglich ein (deutlich knapperes und bescheideners als KV 409) Menuett eingefügt. Ein Problem mit dem (vielleicht) nachkomponierten Menuett bei KV 338 ist, dass in dem Menuett Flöten relativ prominent vorkommen (in der Markevitch-Aufnahme sticht dieser Satz klanglich auffällig heraus), während die in der Sinfonie fehlen. Daher tendiere ich hier (anders als bei 319) zur dreisätzigen Fassung.


    Ich mochte die Sinfonie (die ich zwar nach den allerbekanntesten, aber doch relativ früh kennengelernt habe) auch von Anfang an recht gern; erst später ist mir die weniger auftrumpfende und eher subtile Nr. 33 (diese war übrigens ein Favorit von Vater und Sohn Kleiber) besonders ans Herz gewachsen.
    Es ist für mich aber auch nachvollziehbar, dass dieses Werk schneller in den Schatten ähnlich prachtvoll-repräsentativer Werke wie 35,36 oder 41 gerät, während die frühen 25 und 29 oder vielleicht auch die 33 mit ihrem davon unterschiedlichen Charakter vielleicht eher bestehen können.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Angeregt durch den thread, gerade diese Platte gehört. John Neumeier hat das Stück so gut gefallen, dass er es choreografiert hat. Eine kurzen Ausschnitt kann man bei youtube sehen.


  • Habe gerade nachgesehen,


    ich habe nur eine Aufnahme - von Trevor Pinnock aus der GA - und die lange lange nicht gehört, was ich heute noch nachholen werde . Bestellt habe ich mir noch als Alternative die Aufnahme von Mackerras - eigentlich immer hörenswert.



    Schönen Abend noch,


    Kalli

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  • Ich habe eine Vielzahl von Aufnahmen:


    - Norrington
    - Böhm
    - ter Linden
    - Krips
    - Brüggen
    - Tate
    - Suitner
    - Szell
    - Pinnock
    - Harnoncourt
    - Gardiner
    - Hogwood
    - Marriner
    - Klemperer


    :hello: LT

  • Aller guten Dinge sind drei......


    Welche würdet ihr noch empfehlen ? Müller-Brühl könnte ich mir noch vorstellen....


    Gruss


    Kalli

  • Klemperer, Szell, Harnoncourt, wobei, glaube ich, keine davon das Menuett enthält und Szells auf CD wohl nur in der ganz oben gezeigten Sammelbox zu haben ist.


    Eine schöne CD ist auch folgende, allerdings interessanter vielleicht wg. der Sinfonie von Witt, die bis in die 1960er Beethoven zugeschrieben wurde


    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Die von mir bestellte Mackerras CD wohl auch nicht - und meine Pinnock CD auch nicht - meine dritte sollte dann schon das Menuett beinhalten....

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  • Wenn ich recht sehe, hat von meinen 8 Aufnahmen Koussevitzky, Markevitch, Klemperer, Szell, Harnoncourt, Hogwood, Graf, Bamert nur Markevitchs (und die gibt es nur in der DG Original Masters Box, nicht einzeln) das Menuett eingefügt. Graf hat das Menuett "nachklappernd", d.h. man könnte die CD so programmieren, dass es an dritter Stelle erklingt, aber auf der CD ist es eher als ein "Anhang" beigefügt.


    Dagegen haben alle meine Aufnahmen der 33 das Menuett regulär eingefügt.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Ja,


    Ich sehe schon, das wird nicht einfach - bei 33 ist bei Pinnock auch das Menuett dabei, bei 35und 36 natürlich auch - aber da war es ja auch "normal" .


    Mal sehen ob ich "menuettlos" bleibe......

  • Neville Marriner hat das Menuett in seiner Interpretation von KV 338 ebenfalls weggelassen. Ich persönlich neige der Ansicht zu, dass KV 409/383f nicht zu KV 338 gehören k a n n, weil Mozart hier, wie oben schon erwähnt wurde, ein Paar Flöten verlangt, die in den übrigen Sätzen der Sinfonie dann "tacet" hätten - zu ungewöhnlich für Mozart. Es kommt aber auch noch hinzu, dass die Proportion gegenüber den übrigen drei Sätzen nicht stimmt - es ist viel zu lang. Auch das hätte der Komponist so nicht stehen lassen.


    Dass überhaupt die Ansicht vertreten wurde, KV 409/383f gehöre zur Sinfonie KV 338, liegt an dem berühmten Alfred Einstein, der in K3 (soll heißen: 3. Auflage des Köchelverzeichnisses) diese These vertrat. In K6 findet sie sich nicht mehr. Dafür wurde eine neue Variante ins Spiel gebracht: Mozart könnte für die Rahmensätze Flöten vorgesehen haben, wie beispielsweise bei KV 385, Wiener Fassung. Die Herausgeber von K6 können allerdings keine Belege für diese Annahme vorweisen. Einig scheint man sich in K6 nur darüber zu sein, dass das "ominöse" Menuett wegen der komplexen Struktur und der üppigen Instrumentierung nicht zum Tanzen, sondern, auch wegen der Bratschen, als Konzertstück anzusehen ist.


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Es wäre sicher nicht auszuschließen, dass Mozart plante, die Sinfonie komplett zu überarbeiten und Flötenstimmen zu ergänzen. Entweder hatte er keine Zeit oder die Stimmen sind verloren. Es wäre jedenfalls sehr seltsam, den normalerweise "bescheidensten" Satz einer Sinfonie durch die Instrumentation derart hervorzuheben. Die Länge wäre ebenfalls recht ungewöhnlich, in 33, 35 und 36 sind die Menuette sehr knapp. Allerdings hat Mozart nicht viel später im Quartett KV 387 ein extrem langes Menuett komponiert (wie Haydn dann in der "Uhr"-Sinfonie).


    Bei KV 319 ist das Menuett ein kurzes bescheidenes Stück, das meiner Erinnerung nach sogar einfacher instrumentiert ist, als dass Mozart in den ersten beiden Sätzen dieser Sinfonie die Bratschen häufig teilt, nicht aber im Menuett. Geteilte Bratschen für einen "satteren" Klang kommen bei Mozart häufiger vor, etwa in der Sinfonia Concertante f. Geige und Bratsche oder in KV 338, besonders im langsamen Satz (sonst meist unisono oder in Terzen).


    Ein einzelnes Menuett als Konzertstück wäre bei Mozart aber auch recht ungewöhnlich; ich könnte mir gut vorstellen, dass es als Ergänzung oder Ersetzung für irgendein anderes Stück gedacht war, bloß zu KV 338 passt es halt nur sehr bedingt in der heutigen Gestalt.
    Die Indizien insgesamt und für mich auch der Charakter der dreisätzigen Sinfonie, die mit dem ouvertürenartigen Kopfsatz, dem eher knappen Streichermittelsatz und dem Gigue/Tarantella-artigen Finale tatsächlich eher wie eine auf große Dimensionen erweiterte italienische "sinfonia" (wie wir sie in typischerer Form in Nr. 32 und 26 finden) wirkt, bei der ein Menuett eher stört.


    Insgesamt ist die Sinfonie jedenfalls, wie später die "Prager", auch ein Beleg, dass dreisätzige Sinfonien keineswegs defizitär waren. Es handelte sich nur um lokale Üblichkeiten und gerade in Wien war das Menuett eben nahezu Pflicht, nicht aber in Salzburg, Prag oder anderswo. Kraus hat in den 1780ern ähnlich umfangreiche und sehr "ernste" dreisätzige Sinfonien komponiert, ebenso die Bach-Söhne, Haydn dagegen, vermutlich dem Wiener Brauch folgend, nach seinen 26 und 30 vom Ende der 1760er nicht mehr.

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    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Danke !


    Aber ich hätte es einfach mal gerne zusammen mit den anderen 3 Sätzen gehört. Amazon bietet das Menuett (Markevitsch) als Download an, vielleicht mache ich das - bin allerdings eher auf CDs fokussiert - als CD ist die ganze Sinfonie allerdings exorbitant (gebraucht) teuer.


    Kalli

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  • Böhm spielt das Menuett in seiner Berliner Studioaufnahme, offenbar aber auch live mit denselben:


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Gardiner hat das Menuett dabei; allerdings nicht ganz billig. Mit Menuett als "Anhang", daher entsprechend programmierbar, ist Graf/Mozarteum vermutlich die preiswerteste Option (es gibt hier auch noch eine Ausgabe mit 34,35,36, da fehlt das Menuett!)


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  • Danke für die Hilfe,


    Bei Böhm ist das Menuett auch dabei :


    Wie ist der "Mozartpapst" Böhm den ich sehr schätze und von dem ich einige Aufnahmen ( dann einige doppelt..) habe im Vergleich zu Graf ( DDD Hip? )


    Gruss


    Kalli

  • Ich habe der Anregung durch diesen verdienstvollen Thread folgend, gerade nebenstehende Einspielung gehört, die Mozart Akademie Amsterdam unter Jaap ter Linden. Die Einspielung verwendet historische Instrumente. Sie ist unter Musikfreunden nicht unumstritten, es gibt Stimmen, die meinen, hier würde zu "brav" musizert, man würde zuwenig Spannung und dramatische Akzente hören. Ich hingegen mag diese Einspielung sehr gerne, sie scheint mir ein Musterbeispiel an Ausgewogenheit, Balance und Feinsinnigkeit zu sein. Dies zeigt sich auch anhand des Beispiels von KV 338 in sehr eindrucksvoller Weise. Die feierlichen Momente barock anmutender Klangentfaltung kommen hier ebenso gut zum Tragen wie die sensibleren, verinnerlichten Momente des Andante, die hier für mein Empfinden ganz besonders anmutig und behutsam zum Klingen gebracht werden. Es wird hier auch die dreisätzige Fassung verwendet, also ohne Menuett. Die Aufnahme wurde 2002 realisiert und zeichnet sich durch ein transparentes, luftiges Klangbild aus.
    Im Vergleich dazu habe ich auch die etwas ältere Aufnahme des Mozarteum Orchesters unter Hans Graf aufgelegt. Statt des fein ziselierten Klanges des niederländischen Ensembles ist hier ein vollmundiger, satter Orchesterklang zu vernehmen, der jedoch keineswegs die Finesse und Sorgfalt im Detail vermissen lässt. Ein warmer, transparenter Klang unterstützt die Interpretation in sehr erfreulicher Weise. Die barock-festlichen Teile erstrahlen in blendendem, kraftvollen Klang. Auch die zackiger umrissenen Akzente als bei den Holländern bieten einen gelungenen Gegenentwurf, wobei ich jedoch nicht sagen kann, dass mir die eine Einspielung besser gefällt als die andere; beide wissen auf ihre Art zu übezeugen und haben ihre Meriten. Auch das Menuett KV 409 ist übrigens hier bei Hans Graf enthalten im Anschluss an die 3 Sätze. Ter Linden hat es im Zusammenhang mit der brilliant Classics Gesamtausgabe auch eingespielt, es ist allerdings auf einer anderen CD, unabhängig von den Symphonien, enthalten.

  • Ich kenne zwar die Nr. 34 nicht, aber bekanntlich halte ich Böhms Mozart-Sinfonien-GA für einen Kandidaten für die überschätzteste Aufnahme aller Zeiten. Sie haben aber unbestritten einen Status als "Klassiker" und es kann sicher nicht schaden, sich selbst ein Bild anhand z.B. dieser eloquence-Box zu machen. Graf ist kein HIP, sondern eine "moderne" Aufnahme aus den späten 1980ern. Solide, elegant, sicher nicht das letzte Wort in Dramatik oder so, aber insgesamt brauchbar und halt sehr preiswert zum Schließen von Lücken o.ä. Ungeachtet des etwas "billigen" Designs sind sowohl Aufnahmen als auch Ausstattung/Beiheft der Capriccio/Delta-CDs tadellos.

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    (Bob Dylan)

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  • Johannes' lobenden Worten für Hans Graf kann ich mich nur anschließen, daher habe ich auch meinen obigen Beitrag Nr. 19 noch ergänzt und zu einem Vergleich von Graf und ter Linden ausgebaut. Dass insgesamt diese Symphonie kein Schattendasein führen sollte, denke ich auf jeden Fall. Insbesondere das Andante, aber auch die kraftvollen Tutti - Passagen sind überaus hörenswert und von größter Schönheit.

  • Ach ja.......


    Eigentlich wollte ich keine GA kaufen - aber unter 14€ in sehr gutem Zustand - ich habe die Graf Aufnahmen bestellt.


    Danke !


    Kalli

  • Lieber kalli,


    da hast Du ganz sicher keinen Fehlgriff getan, und zu diesem Preis kann man Dich nur beglückwünschen und Dir viel Spaß beim Hören wünschen. Ich habe die CD weiterlaufen lassen und lausche gerade der Symphonie Nr. 44, die den positiven Eindruck auch wieder bestätigt.

  • Eine ganz hervorragende Aufnahme kommt von einem Dirigenten, den man nun wahrlich nicht mit Mozart in Verbindung bringt:


    Mozart: Symphonie Nr. 34 KV 338
    NHK Symphony Orchestra
    Jewgeni Swetlanow
    Aufnahme: NHK Hall, Tokio, 22. Jänner 1993


    Spielzeiten: 7:28 - 10:20 - 8:35


    Der Kopfsatz gerät sehr feierlich und majestätisch. Im langsamen Satz erlaubt sich Swetlanow einige Freiheiten hinsichtlich der Tempogestaltung und legt ihn sehr romantisch aus. So getragen habe ich das wohl noch nicht gehört. Das NHK SO folgt ihm tadellos und verleiht diesem Mozart eine geradezu wienerische Note. Naturgemäß gerät bei diesem Werk das furiose Finale zum Höhepunkt, so auch hier.


    Swetlanow dirigierte überhaupt nur drei Mozart-Symphonien: die beiden allerletzten — und eben Nr. 34. Keine setzte er so häufig aufs Programm wie letztere. Ich kann seine Entscheidung gut nachvollziehen, ist die 34. für mich doch die vermutlich liebste Symphonie von Mozart.


    Im hier festgehaltenen Konzert wurde die 34. übrigens umrahmt von der Air aus Bachs Orchestersuite Nr. 3 und Tschaikowyks 4. Symphonie (die auch auf der CD enthalten ist).

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Nach meiner Ansicht paßt das Menuett schon proportionsmäßig nicht in diese wunderbare, vielfach zu wenig beachtete Sinfonie Nr. 34, und auch SIR COLIN DAVIS, der sich besonders intensiv mit seinem Lieblingskomponisten MOZART und dessen Werke beschäftigte, war dieser Meinung. 1960 spielte er mit der SINFONIA OF LONDON beim Label Classic for Pleasure dieses Werk als 3-sätzige Sinfonie ein. Leider ist diese Aufnahme offenbar nie auf CD erschienen. Dies mag auch der Grund dafür sein, daß diese besonders attraktive Einspielung bisher hier noch nicht erwähnt wurde. SIR DAVIS' Liebe zu MOZART und seine inhärente Begeisterungsfähigkeit für Musik im allgemeinen, überträgt sich hier hörbar auf das schlank, aber temperamentvoll aufspielende fabelhafte Orchester, wobei auch seine sprichwörtliche Detailarbeit an der Partitur und mit dem Orchester sehr vorteilhaft zum Tragen kommt, und er unterstreicht hier einmal mehr seinen Ruf als glänzender Orchesterleiter und MOZART-Interpret.


    wok

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  • Eine superbe, vielleicht die beste Aufnahme der Symphonie Nr. 34 C-Dur KV 338 auf Originalinstrumenten, die ich je hörte, hat die Haydn Sinfonietta Wien unter Manfred Huss für das Label BIS eingespielt (Aufnahme: Brucknerhaus Linz, 4/2015). Ein für ein HIP-Ensemble sehr üppiger Klang, tontechnisch superb eingefangen.

    Schön, dass Huss - wie bereits Karl Böhm - auch das Menuett C-Dur KV 409 inkludiert. Vielleicht ein Einzelwerk, musikalisch nach Auffassung des Dirigenten jedenfalls sehr gut in KV 338 hineinpassend. Es sei "das längste und kunstvollste aller Menuette Mozarts", eventuell komponiert als "seine Morgengabe für Constanze" anlässlich ihrer Hochzeit am 4. August 1782 im Wiener Stephansdom.


    Fest steht, dass KV 338 von Anfang an viersätzig geplant war, wenn sich vom ursprünglichen Menuett auch nur die erste Seite erhalten hat (der Rest wurde herausgetrennt und nie wieder aufgefunden). Die festlich-theatralische Symphonie, die letzte aus Mozarts Salzburger Zeit (entstanden im Augst 1780), deute bereits eindeutig auf die Wiener Klassik hin. Ihr erhaben-strenger Gestus stehe am Anfang einer neuen Entwicklung hin zu größeren Dimensionen (wie auch Mozarts "Pariser Symphonie" Nr. 31 D-Dur KV 297 von 1778 sowie Haydn Symphonie Nr. 75 D-Dur Hob. I:75 von 1779).


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    – Luís de Camões