Lieber Joseph,
ich hoffe und denke, Du wirst ein paar erläuternde Worte zu der Aufnahme schreiben...
Danke im Voraus.
Lieber Norbert,
da gehst Du ganz recht in der Annahme, dass ich das vor hatte.
Ich habe sie mir gerade zum ersten Mal angehört. Es ist eine im besten Sinne gelungene Interpretation. Segerstam benötigt über 50 Minuten, wobei vor allem der Finalsatz mit über 18 Minuten auffällt (Satzzeiten: 16:28 - 9:56 - 5:42 - 18:42). Der Klang ist dunkel und mit viel Bass versehen. Die Vorteile der SACD-Spur konnte ich aber nicht testen, weil ich keinen solchen Player besitze. Von daher tontechnisch nur eine eingeschränkte Wertung. Ein wenig erinnerte es mich an Giulinis Brahms, der bekanntlich nicht der schlechteste ist. Ab und an weiß Segerstam mit Passagen aufzuwarten, die ich so noch nicht hörte, etwa eine schöne Paukenbegleitung im Verlaufe des Finales. Die Coda nimmt er getragen und leitet sie sehr langsam ein. Den Choral hörte man schon noch langsamer (Bernstein in Wien). Der ganz große Aha-Effekt, der alles Dagewesene vergessen macht, bleibt insgesamt vielleicht aus. Andererseits: Wer sollte den heutzutage auch noch zustande bringen? Das Orchester braucht sich nicht zu verstecken; es beweist, dass es nicht nur Sibelius drauf hat. Die gut 20-minütige 288. Symphonie von Segerstam selbst ist eher als Zugabe zu verstehen. Sie hat eine sehr bedrohliche, endzeitliche Stimmung. Es ist die überzeugendste Segerstam-Symphonie, die ich bisher hörte. Sie ist schon recht atonal gehalten, aber doch nicht unangenehm.