Ich finde den Klang des Aura-Mitschnitts Michelangelis etwas hart und dynamisch eingegebnet (vermutlich nicht die Schuld des Pianisten). Abgesehen davon hat mir die auch gut gefallen (sofern mir das Stück überhaupt gefällt, auf das Menuett könnte ich gut verzichten). Warum auch immer hat ABM bei den nur fünf? Klaviersonaten Beethovens, die er gespielt hat, drei dabei, die zu den von mir (teils deutlich) weniger geschätzten (bzw. höchstens geschätzten, nicht geliebten) gehören. Das vorliegende Werk ist eine davon...
Eine Schwierigkeit beim langsamen Satz (weswegen man auch vorsichtig mit "zu schnell/zu langsam" sein sollte) ist, ob man Achtel oder punktierte Viertel als Bezug nehmen sollte. Dieses Problem teilt der Satz mit einer ganzen Reihe weiterer (meist im 6/8, 9/8, 12/8) langsamer Beethovensätze. Die wenigen originalen Metronomziffern (und die von Czerny) deuten darauf hin, dass die selbst bei adagio-Bezeichnung durchweg in relativ flüssigen Achteln bzw. so, dass man die punktierten Viertel als Bezug noch spüren kann, genommen werden sollen. Allerdings spielt das kaum jemand so, weil es "viel zu schnell" scheint; bei der Hammerklaviersonate geht es bekanntlich sogar bis zum halben Tempo hinunter, typisch sind etwa 2/3 der Metronomziffer.
Ungeachtet solcher m.E. relativ eindeutigen Hinweise sind sich Interpreten in solchen Sätzen anscheinend besonders uneins, was zu dem breiten Spektrum an Tempi führt.