Chopin - Pianisten von heute und morgen

  • Man kann sich auch rückblickend alles ansehen, nicht nur live.


    Ja, lieber Christian. Ich habe mir die Russin Galina Chistiakova angehört mit der Sonate b-moll (auf einem Shigeru Kawai!). Souverän, sie wahrt den Fluß. Aber den Trauermarsch und das lyrische Intermezzo fand ich doch etwas spannungsarm und blaß. Da fehlt irgerndwie die Ausstrahlung. Bei den anderen habe ich sporadisch reingehört und auch in das Gespräch mit Nelson Goerner aus der Jury. Ich werde jedenfalls die Tage das Ganze verfolgen. Die Jury ist ja hochkarätig besetzt mit der Argerich, Harasiewicz, Oleiniczak, Ohlsson, Entremont usw. Sogar Yundi Lee ist dabei! :hello:



    Herzlich grüßend
    Holger

  • Książek Krzysztof heute mit op. 58 fand ich spannend!
    Feine Linien und Schattierungen - und das Finale von op. 58 hatte Zug und Dramatik!


    Höre ich mir morgen an! :) Den Kroaten und Polen fand ich bei op. 35 schwächer als die Russin! :hello:


    Herzlich grüßend
    Holger

  • Hast Du die Dinara KLINTON (Ukraine) mit op. 35 gesehen? Sehr virtuos und kraftvoll, klang aber ein bisschen mehr nach Liszt als nach Chopin. Sie hat auch die letzten 6 Etüden op. 25 gespielt - fulminant, das hat mir gut gefallen. Glaube aber nicht, dass sie weiterkommt. Goergijs Osokins hingen dürfte gute Chancen haben. Das technische Niveau ist insgesamt sehr hoch, die können alles und machen keinen Fehler. Ein faszinierender Wettbewerb!


    Gleich geht es weiter mit den morning sessions - die ich mir aber erst am Abend ansehen kann:


    https://www.youtube.com/watch?v=8yHwLBxZlrs



    Viele Grüße,


    Christian

  • für mich hat Andrzej Wasowski überhaupt den Zugang zu Chopin ermöglicht.


    Keine Gesamtaufnahme, nicht wieder der Versuch, zu allem alles zu sagen zu haben.
    Sondern nur zu den Mazurken und den Nocturnes.
    https://www.youtube.com/watch?v=prr159M7BTY&html5=1


    Da macht er alles, was in der Vergangenheit oft nicht gespielt wurde, was ich mir für die Zukunft aber wünsche: Einheit von Form und Inhalt.
    Etwas provokant: Chopin scheint aus der Kultur der französischen Clavecinisten zu kommen.
    Nebenstimmen sind so wichtig wie die Melodie.
    Im Ausdruck aber gerät er in die Nähe Schumanns, Mendelssohns und Brahms', nicht in die Liszts.


    Sehr verletzliche Musik, von zutiefst heiterer Melancholie durchzogen- getragen von einer Struktur, die so gern im Schönklang untergeht.
    Couperin macht das oft ähnlich.
    Ähnlich kraftvoll aus vermeintlicher Schwäche.
    Umkehrschluss von Schuberts Impromptus....sorry.


    Ähnlich streng und so gar nicht sentimental liest Rudolf Kerer diese Werke.
    Lesarten, die ich in der Zukunft hoffe, öfter zu hören zu bekommen um mehr abzubilden als manuelles Können nebst klangschön steinwayverliebtem Gesäusel.


    Chopins Musik scheint mir oft gar nicht so verbindlich- einlullend wie meist zu hören.


    Herzliche Grüße,
    Mike

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  • Hast Du die Dinara KLINTON (Ukraine) mit op. 35 gesehen?

    Noch nicht! ;) Mir hat Krysztof Książek ausnehmend gut gefallen! Ich höre ja sonst fast nie die Sachen durch bei solchen Wettbewerben, aber hier bin ich hängen geblieben! Da hört man wirklich Musik, Poesie, das ist nicht der übliche sterile und langweilige Wettbewerbsalltag. Sehr individuell und auch klangschön und eher freizügig ohne aber die nötige Sorgfalt in derWahrung der Proportionen vermissen zu lassen. Auch die Wahl des Programms mit so schwer zu spielendem und interpretierendem ganz frühen Chopin wich wohltuend ab von den Anderen. Das wunderbare Prelude Cis-Moll ist natürlich gefährlich, da gleitet man sehr schnell ins Sentimentale ab, wenn man nicht die klassisch strenge Linie wahrt. Das war zwar ungemein empfindsam, aber mir dann doch etwas zu "weich". Die 3. Sonate war toll, dramatisch, lyrisch und zugleich mit virtuoser Brillianz. Das Publikum war begeistert (bei dem anderen Polen, eher eine fraue Maus, eher reserviert). Ich hoffe doch, er kommt eine Runde weiter! Es könnte natürlich sein, dass manchem in Jury (natürlich nicht Martha Argerich!) dieser freizügige Stil weniger gefällt. Zwischen diesem expressiven und individuellen Chopin-Spiel und dem antiseptisch-sterilen von Yundi Lee, der in der Jury sitzt, liegen natürlich Welten. Übrigens finde ich auch die Pausengespräche mit den Jurymitgliedern sehr gut! Mal sehen, wie es heute wird! :hello:



    Chopins Musik scheint mir oft gar nicht so verbindlich- einlullend wie meist zu hören.

    Genauso ist es. :) Wobei die wirklichen großen Chopin-Interpreten das auch sehr genau wissen. Garrick Ohlsson sagte das in der Pause des Chopin-Wettbewerbs (er sitzt in der Jury als ehemaliger Gewinner): Chopin ist ein ungemein strenger und innovativer Komponist. Ich spiele ihn "modern" meinte er - und nicht sentimental. Rudolf Kerer ist eine große Persönlichkeit - vor allem als Lehrer. Ein Freund von mir hatte mal die Gelegenheit, als Zuschauer bei seiner Meisterklasse dabei zu sein. Das war sehr eindrucksvoll, wie er mir berichtete. Leider hat Kerer aus tragischen Gründen die eigene Karriere praktisch nicht verfolgen können - bei Pianistenkollegen ist er dafür um so bekannter und wird sehr geschätzt.


    Schöne Grüße
    Holger

  • Lieber Holger,
    ich hatte mal die Gelegenheit, Kerer in Stuttgart zu hören.


    Da ging es um Beethoven, nicht um Chopin.
    Dass er sich nicht scheute, Pollinis und Brendels Lesarten anzugreifen, muss ich kaum schreiben.
    Kerer ging es schon immer um Werktreue, nicht um die Vermittlung, ein Werk passend für uns Hörer zu machen.
    Maßstab sind nicht wir, sondern die Komposition. Kerer nennt die "Schlampen" beim Namen.


    Wie perfekt er allerdings Pollini und Brendel imitiert hat, grenzte schon an chamälionische Fähigkeiten.
    Um so vehementer war seine Suche nach Werktreue und er konnte sich in Rage reden und spielen.


    Ich persönlich habe aus solchen Seminaren mehr mitgenommen als aus jedem Konzert.


    Herzliche Grüße,
    Mike

  • 17TH INTERNATIONAL FRYDERYK CHOPIN PIANO COMPETITION
    List of the participants of the finals:
    Mr Seong-Jin Cho (South Korea)
    Mr Aljoša Jurinić (Croatia)
    Ms Aimi Kobayashi (Japan)
    Ms Kate Liu (United States)
    Mr Eric Lu (United States)
    Mr Szymon Nehring (Poland)
    Mr Georgijs Osokins (Latvia)
    Mr Charles Richard-Hamelin (Canada)
    Mr Dmitry Shishkin (Russia)
    Mr Yike (Tony) Yang (Canada)


    Charles Richard-Hamelin und Georgijs Osokins haben mich beeindruckt!

  • Naja, ich habe es schon geahnt: Was bei solchen Wettbewerben heute zählt ist nicht Individualität, sondern Solidität. Und die ist in der Regel einfach langweilig! Heute hat mich keiner der Kandidaten vom Stuhl gerissen. Zwei Polen im Finale - das wäre wohl zuviel gewesen. Nehring ist sehr gediegen - vermeidet die Extreme. Krysztof Książek war ihnen wohl zu eigenwillig. Aber das kennen wir ja - einem Ivo Pogorelich ist es auch mal so ergangen. Wenn ich mir vorstelle, welcher von diesen Kandidaten (alle habe ich allerdings nicht gehört) wirklich das Zeug hätte, international eine eigene Note zu setzen in der Zukunft, dann fällt mir im Moment einfach niemand ein. Der einzige, bei dem ich eine individuellere Note vernehme, ist Ozokins. Aber das, was man eigentlich von einem Chopin-Preisträger erwartet: Kultur, einen schönen, unverwechselbaren Ton, das hat er dann auch nicht. Die Walzer am Schluß finde ich brilliant und spröde zugleich. :hello:


    Schöne Gute-Nacht-Grüße
    Holger

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  • Wie erklärt sich, dass ein Seong-Jin Cho diesen bedeutenden Wettbewerb gewinnt und obendrein noch einen Plattenvertrag mit der Deutschen Grammophon-Gesellschaft geschenkt bekommt? Als „Kompromissorgeln“ bezeichnen die Orgelbauer solche Instrumente, welche die Fähigkeiten einer Barockorgel und einer modernen Orgel aus dem 19. Jhd. zwar nicht wirklich vereinen, wohl aber einen gemeinsamen Nenner dieser Instrumente finden, so dass man auf ihnen sowohl Barockmusik als auch symphonische Orgelmusik aus der Romantik spielen kann. Mir scheint, hier hat einer gewonnen, der schlicht die meisten Punkte in der Addition aus allen „Lagern“ bekam – ein Chopin-Kompromissspieler ohne Ecken und Kanten aber auch ohne jede Ausstrahlung.


    Auf der CD findet sich als gewichtiges Werk und Zentrum der Vortrag des Zyklus der Préludes – Chopins Preziosen, wo sich alle seine musikalischen Facetten zu einem Kosmos vereinigen. Der Interpret kann hier also zeigen, dass er wirklich über genau diejenigen Fähigkeiten und Eigenschaften in der Summe verfügt, die man als ein Chopin-Interpret von Rang braucht. Doch was hat dieser Koreaner davon vorzuweisen? Zu hören ist ein Vortrag, der an Sterilität kaum zu überbieten ist. Cho besitzt einfach nichts, was man von einem begnadeten Chopin-Spieler, den man im Gedächtnis behält, erwartet: weder Sinn für melodische Linien und Schmelz, für die organischen Rundungen, noch ein persönliches Rubato, noch Eleganz und Spielkultur, keinen Feinsinn, überhaupt keinen schönen „Ton“. Vieles wirkt einfach etüdenhaft heruntergespielt bis hin zu logistischen Schwächen wie etwa in Nr. 20, wo er das Largo so ins Langweilige ausdehnt, dass das schrittweise Sich-Zurücknehmen der auftrumpfenden Forte-Geste in Piano-Innerlichkeit schlicht nicht mehr zu vernehmen ist. Einzig bei der furios-virtuos vorgetragenen Nr. 16 wacht man für einen Moment auf. Bei den Préludes kann man schließlich die Probe aufs Exempel machen, und den jungen Preisträger heute mit einem von einst vergleichen. Ein Rafal Blechacz, der bei seiner DGG-Studioaufnahme auch nur 23 Jahre alt war, ist eben im Stande, gleich bei den ersten drei Stücken zu zeigen, warum er diesen Chopin-Preis verdient gewann. Was ist nur aus diesem Wettbewerb geworden, fragt man sich doch nachdenklich werdend angesichts dieses Zeugnisses von wirklich großartigem Chopin-Spiel. Schon das allererste Prélude ist nämlich eine gefährliche Klippe für die Interpretation. Hier kommt man entweder gleich hinein in den Zyklus oder man bleibt von vornherein draußen. Während Seong-Jin Cho einfach keine Linie findet, die Mitte zwischen großem Bogen und der Betonung einzelner Phrase in keiner Weise trifft, spielt Blechacz einen wunderbar organischen Bogen, der zielführend die Spannung aufbaut. Und während Nr. 2 beim Koreaner nichts zu bieten hat außer Sterilität, eine kaum fassbare Ausdruckslosigkeit offenbart, zeigt der Pole hier Hintersinn und Feinsinn, trifft in eindrucksvoller Weise Chopins leise und zarte Melancholie. Bei Blechacz ist die Nr. 3 ungemein klar, sauber, aber zugleich ist eben jene Eleganz zu spüren, die ein wirklich kultiviertes und nicht nur öde technisches Chopin-Spiel auszeichnet, während Cho dieses Prélude einfach nur völlig uncharmant sportiv herunterspielt.


    Man fragt sich wirklich: Was will die DGG mit einem solchen Künstler unter Vertrag? Vielleicht hat bei der Jury lettzlich auch der Gedanke eine Rolle gespielt, dass koreanische Pianisten bei internationalen Wettbewerben zu denen gehören, die regelmäßig einen der vorderen Plätze belegen (Seong-Jin Cho hat zuvor beim Tschaikowsky-Wettbewerb den 2. oder 3. Preis gewonnen, war zu lesen), aber noch nie jemand von ihnen bei einen so großen Wettbewerb den 1. Preis abräumen konnte. Korea, dachte sich die Jury wohl, ist nun endlich einmal „dran“, nachdem ein Yundi Lee, der auch in der Jury saß, es einst für China schaffte. Der Markt in Korea und Asien, er steht der DGG damit ganz sicher offen. Aber ob das reicht? Ein Rafal Blechacz konnte sich inzwischen als einer der führenden Pianisten seiner Generation etablieren, bei Seong-Jin Cho mache ich da von vornherein gleich mehrere sehr große Fragezeichen.


    Schöne Grüße
    Holger

  • Unter dem weiter oben eingestellten Link kann man einsehen, wie die Juroren Seong-Jin im Finale bewertet haben, Holger. Ich kopiere das hier mal ohne Formatierung rein:
    DA MA TD AE PE NG AH AJ GO JO PP EP KP JR WŚ DY Y
    Mr Seong-Jin Cho 10 9 8 9 1 9 6 9 9 10 9 9 9 9 9 9 9


    Argerich (MA) hat ihm also 9 von 10 Punkten gegeben. Nur Entremont (PE - 1 Punkt) und Harasieiwcz (AH - 6 Punkte) haben ihn schlecht bewertet. Man kann also nicht von einer Kompromisslösung sprechen.


    Die DG hat einen Deal mit dem Chopin-Wettbewerb und veröffentlicht den Gewinner automatisch. Das ist eigentlich eine feine Sache. Bei der Bewertung dieser CD stimme ich allerdings vollkommen mit Dir überein.


    Auch beim letzten Wettbewerb vor fünf Jahren ist der interessanteste Teilnehmer (Trifonov) nur dritter geworden. Bei diesem Wettbewerb hat mich Richard Hamelin am meisten angesprochen.


    Viele Grüße,


    Christian

  • Unter dem weiter oben eingestellten Link kann man einsehen, wie die Juroren Seong-Jin im Finale bewertet haben, Holger. Ich kopiere das hier mal ohne Formatierung rein:
    DA MA TD AE PE NG AH AJ GO JO PP EP KP JR WŚ DY Y
    Mr Seong-Jin Cho 10 9 8 9 1 9 6 9 9 10 9 9 9 9 9 9 9


    Lieber Christian,


    das ist ja wirklich interessant! Besonders verräterisch finde ich die Wertung von Philippe Entremont. Das spricht dafür, dass es doch eine Absprache gab in der Jury, dass man sich vor der Punktewertung einigte, vor der Öffentlichkeit geschlossen dazustehen und sich auf einen Kandidaten verständigt hat mehr oder weniger. Entremont hat wohl einen anderen Favoriten gehabt und weil er wußte, dass die Jury Cho als Favoriten auserkoren hat, hat er ihn "strategisch" fast auf 0 Punkte gesetzt, um seinem "Liebling" damit einen Vorteil zu verschaffen. Denn nur einen Punkt in einem solchen Finale zu geben, einem Kandidaten, die vorher mehrere Runden überstanden hat gegen große Konkurrenz, erscheint einfach grotesk. Für mich die am ehesten realistische und "ehrliche" Wertung sind die 6 Punkte von Adam Harasiewicz. Solche gehäuften 9er und 10er Wertung dagegen könnte man verstehen, wenn der Preisträger Maurizio Pollini, Martha Argerich oder Krystian Zimerman hieße. Hier braucht man ja nun wirklich kein überragender Fachmann zu sein, um zu das Offensichtliche zu sehen, dass keiner der Teilnehmer auch nur annähernd dieses Niveau hatte. Also riecht es auch hier stark nach einer strategischen Wertung.


    Es wäre interessant zu wissen, wie die Einzelwertungen für die Gattungen Sonate, Mazurka, Polonaise usw. aussehen, wo auch Preise vergeben werden. Rafal Blechacz hatte damals auch alle Einzelwertungen gewonnen. Ob das auch bei Cho der Fall ist? Daraus kann man dann schon eher ableiten, wie unumstritten bzw. umstritten er wirklich war! :hello:


    Herzlich grüßend
    Holger

  • Lieber Holger,


    bei dem weiter oben angeführten Link kann man wie gesagt auch die Wertungen der Vorrunden einsehen.


    Während des Wettbewerbs konnte man bei Youtube im Chat die Stimmung der Zuseher mitverfolgen und da fanden viele Cho ganz toll. Was die Jury aber nicht mitbekommen hat. Ich finde die CD auch enttäuschend. Aber die Stimmung während des Wettbewerbs war durchaus für ihn, so mein Eindruck.


    Da ich selber schon mehrmals in diversen Jurys saß (allerdings nicht für Musik), weiß ich, dass es zwangsläufig immer Kompromissentscheidungen sind, das ist unvermeidlich bei diesen Juroren, die gewiss nicht einer Meinung waren. Es gewinnt dann zumeist der, auf den sich alle einigen können, und die heiß diskutierten, aber auch polarisierenden Mitfavoriten bekommen dann einen anderen Preis. Wobei hier auch die anderen Gewinner längst nicht so polarisieren wie vor fünf Jahren Trifonov das wohl noch vermocht hat (er bekam den dritten Preis). Aber es muss auch nicht sein. Ich lese die hohen Noten eher so, dass sich alle halbwegs einig waren, ohne jedoch restlos begeistert zu sein. Sonst würde es mehr 10er geben. Entremont wollte offensichtlich seinen Amerikaner durchbringen.


    Viele Grüße,


    Christian

  • Lieber Christian,


    wenn ich mir die Wertungen der 3. Runde anschaue, war Cho auf Platz 3 oder 4! :D Die Eindrücke der verschiedenen Runden können natürlich unterschiedlich sein. In so einer Jüry zu sitzen stelle ich mir nicht einfach vor! :hello:


    Herzlich grüßend
    Holger

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  • Zitat von Holger Kaletha

    Man fragt sich wirklich: Was will die DGG mit einem solchen Künstler unter Vertrag?


    Das ist wirklich eine interessante Frage, lieber Holger, zumal man doch mit Rafal Blechacz einen tollen und zudem noch weiter entwicklungsfähigen Künstler hat. Dessen Préludes finde ich im Übrigen ganz hervorragend (wobei ich seine Polonaisen noch eine Spur grandioser finde). Da stellt sich in der Tat die Frage: warum macht man das?
    Interessant an Eurer Beschreibung finde ich, welche Stimmung sich entwickelt und welchen Einfluss diese dann letztlich doch ausübt.
    Eure Berichte habe ich sehr genossen (leider konnte ich es diese mal nicht so recht verfolgen).


    Beste Grüße
    Jörn

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Darf man hier eigentlich auch über Pianisten von heut sprechen? Ich denke da an Grigory Sokolov, der in Köln am 31. 5. 2016 wieder aufschlägt (einen Tag nach dem Weltuntergang :D). Ich hatte eben im Sokolov-Thread darüber gesprochen. Oder ist Sokolov schon ein Pianist von gestern? Ich meine ja nur, weil sich im nächsten Jahr zum 50. Mal sein Sieg beim Tschaikowsky-Wettbewerb jährt. Juryvorsitzender war damals ein gewisser Emil Gilels. Ach ja, und Sokolov war damals 16!


    Liebe Grüße


    Willi :D

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Gar nicht genug loben kann man diese Aufnahme:


    61mRKQVHKKL._SL300_.jpg


    Das erste Konzert übertrifft vielleicht noch die von mir hochgeschätzte Moskauer Gilels-Interpretation


    Und ganz wundervoll spielt ebenfalls eine Grande Dame:



    Sehr subtil und technisch über alle Zweifel erhaben, doch in der entschleunigten Tempoauffassung (zumal der b-Moll-Sonate) ans Provokative grenzend:



    Die hier eingespielte g-moll-Ballade oder zumal das 1. Nocturne b-Moll sind Sternstunden durchdachter und clichéfreier Darstellung der beseeltesten Art.


    :hello:

    Zerging in Dunst das heilge römsche Reich


    - uns bliebe gleich die heilge deutsche Kunst!

  • Ich wollte es nicht glauben, aber anscheinend hat in diesem Thread noch keiner eine CD von einem der größten lebenden Pianisten genannt, der zwar m. E. kein ausgesprochener Chopin-Spezialist ist, weil er m. E. ebenso gut Beethoven, Schumann und Schubert kann, aber er war vor 50 Jahren schon ein Pianist von heute und morgen, und er ist es sicher auch heute noch, zumindest einer von heute, und wenn er so alt wird wie Rubinstein, auch noch einer von morgen, hier eine CD aus meiner Sammlung:



    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Von Pollini sollte man, lieber Willi, neben der legendären DGG-Aufnahme auch diese ebenso singuläre von 1960 (da war Pollini 18 Jahre alt und hatte gerade den Chopin-Wettbewerb gewonnen) haben - die Veröffentlichung hat er Jahrzehnte zurückgehalten.



    Von den Chopin-Konzerten gibt es natürlich einige überragende und unverzichtbare Aufnahmen (Rubinstein, Stefan Askenase, Arrau, Pollini, Gilels, die von Farinelli zu Recht hervorgehobene Argerich natürlich auch :) ...) Kürzlich habe ich Krystian Zimermans zweite Aufnahme für mich entdeckt - er spielt und dirigiert sein Orchester, das extra für diese Aufnahme gegründet wurde. Damit hat er sich selber ein Denkmal gesetzt! Eine schier unglaubliche Pianistik - mehr kann man aus dem Klavierpart wirklich nicht herausholen. Und ein ungemein engagiert, wirklich mit romantischer Emphase und zugleich hochpräzise spielendes Orchester. Einfach packend!



    Schöne Grüße
    Holger

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  • Pollini ist schon bestellt, lieber Holger und trifft morgen schon bei mir ein.


    Ich habe probewesie in die Beiden Etuden op. 10 Nr. 1 C-dur und Nr. 5 Ges-dur hineingehört- gigantisch!


    Schönen dank für den Tipp.


    Gleich geht es ns musikalische Wochenende, heute Abend Choralscholaprobe und anschließende Chorprobe, morgen Abend Köln, Philharmonie, Mahler 7, WDR-Orchester, Andris Nelsons. Dann werde ich innerhalb von gut 12 Monaten den noch amtierenden Gewandhausorchester-Kapellmeister und den zukünftigen erlebt haben, beide Male mit Mahler, Chailly (Nr. 1) und dann Nelsons (Nr. 7) und im Juni Haitink (Nr. 3).


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Sehr schöner, leichter Anschlag und wunderbar flüssig-natürlich gespielt! (Sie spielt nicht auf einem Bösendorfer, sondern einem Steinway! ^^ ) Das Beste, was ich von Lisitsa seit längerem gehört habe! :)

  • Valentina Lisitsa - Fantasie Impromptu, Op. 66



    wunderbarer Anschlag, hohe Virtuosität

    Ich möchte nur kurz sagen, dass mir der unsentimentale Zugriff dieser Pianistin sonst eher weniger geliebte Werke zugänglich macht

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  • (Sie spielt nicht auf einem Bösendorfer, sondern einem Steinway! ^^ )

    Sie spielt vermutlich das, was im Studio so rumsteht, wobei Bösendorfer allerdings ihr erklärtes Lieblingsinstrument ist. Aber notfalls tut es wohl auch ein Steinway - oder Fazioli.

  • Der Franzose Jean-Marc Luisada hat einige Klavierwerke Chopin eingespielt, die in einer preiswerten Box mit 7 CDs zusammengefasst sind.


    Klavierkonzert Nr. 1 (Version für Klavier & Streichquintett); Klaviersonate Nr. 3; Balladen Nr. 1-4 (Nr. 3 in zwei Einspielungen); Andante spianato et Grande Polonaise brillante op. 22; Mazurken Nr. 1-51; Fantaisie op. 49; Scherzi Nr. 2 & 4; Nocturnes Nr. 1, 2, 13, 16; Walzer Nr. 1-10, 14; Barcarolle op. 60; Polonaise Nr. 7 "Polonaise Fantaisie"; Etüden Nr. 5 & 10; Lento con gran espressione


    Ich habe diesen Pianisten in Aufnahmen von Schubert und Schumann kennengelernt. Sein Spiel gefällt mir.


    Sein Stil wird so beschrieben.


    Jean-Marc Luisada ist einer der herausragenden Vertreter der klassischen französischen Pianistentradition: ein enorm farbenreicher Anschlag, ausgesprochen flexibles Spiel und biegsame Tongebung, dabei ein ganz eigener, luzider Klang mit Echos von bedeutenden Vorbildern wie Alfred Cortot oder Samson François.

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Der Franzose Jean-Marc Luisada hat einige Klavierwerke Chopin eingespielt, die in einer preiswerten Box mit 7 CDs zusammengefasst sind.

    Lieber Moderato,


    Luisida ist auch einer der Pianisten, der komischer Weise durch mein Raster gefallen ist... ^^ Die Musik habe ich mir schon länger überlegt zu kaufen und werde es wohl auch endlich tun. Die Hörschnipsel haben mir sehr gut gefallen! Er hat auch einmal bei der DGG eine Platte mit den Chopn-Walzern aufgenommen - es ist aber wohl die einzige geblieben (nicht mal ein Bild davon ist im Netz zu finden):



    Einen schönen Sonntag wünschend

    Holger