Kammermusik: Der Einstieg

  • Hallo Alfred,


    vielleicht noch ein Beispiel für einen Klangvergleich. Das Artemis Quartett mit Beethoven`s Op.18/4 und dagegen das ABQ, aus dieser braunen Pappbox EMI-Classics. Klangwelten liegen dazwischen.


    Herzliche Grüße Thomas

  • Für den Einstieg würde ich tatsächlich entlang der bisherigen Vorlieben vorgehen, da stimme ich Johannes Roehl völlig zu.


    Barockfans könnten z. B. mit einer solistisch besetzten Aufnahmen der Brandenburgischen Konzerte glücklich werden. Ja, das ist Kammermusik!


    Ansonsten z. B. die Violinsonaten von Bach und Corelli (op. 5) oder die Triosonaten von Zelenka (ECM, Holliger, teuer, aber richtig gut).



    Eventuell aber auch - und das richtet sich an Fans von Bachschen Fugen: Beethoven, Streichquartette op. 131 und op. 132! Etwa mit dem Takacs-Quartett oder dem Hagen-Quartett.


    Wer es mit Haydn und Mozart hält, könnte mit Haydns Streichquartetten op. 76 (vor allem Nr. 3 + Nr. 4) und Mozarts sog. Haydn-Quartetten glücklich werden. Beides gut anzuhören in Aufnahmen des Quatuor Mosaiques (letztere leider vergriffen, empfehle daher auch das Hagen-Quartett oder Alban-Berg-Quartett).



    Freunde der Musik des 19. Jahrhunderts kommen vielleicht mit den mittleren Streichquartetten Beethovens gut zurecht, ebenso mit dem Streichquartett Nr. 14 "Der Tod und das Mädchen" von Franz Schubert. Dazu die Violinsonate von César Franck, das Klavierquintett von Schumann (ohnehin meist mit dem Gattungsbeitrag von Brahms gekoppelt), das Klaviertrio op. 8 und das Klarinettenquintett von Brahms.




    Wer auf Bruckner steht, mag vielleicht auch das Streichquartett Nr. 15 von Franz Schubert und auch Schuberts Streichquintett:



    Freunden der frühen Moderne seien die ersten beiden Streichquartette von Arnold Schönberg, sein Sextett "Verklärte Nacht" und das Streichquartett von Alban Berg empfohlen. -



    Zu Streichquartetten der Moderne gibt es einen eigenen Thread mit ausgezeichneten Empfehlungen.

  • Mit authentischem Einsteiger-O-Ton möchte ich hier sagen: Beethoven 133 ist ganz anhörbar, gefällt mir sogar in manchen Bereichen ganz gut (Aufnahme mit dem Alexander String Quartett).


    Allerdings kann ich den Titel "Große Fuge" nicht so recht nachvollziehen, eine Fuge hört sich nach meinen Vorstellungen deutlich anders an. Tatsächlich sind für mich nur in wenigen Teilen des Stückes Fugenstrukturen zu erkennen. Aber die finde ich dann auch besonders gut!

  • Das gehört nicht gerade in diesen thread (sondern dorthin). Denn auch Optimisten würden op.133 wohl kaum einem Einsteiger empfehlen, abgesehen davon, dass viele meinen, dass der Satz eigentlich als Finale des Quartetts, wie ursprünglich geplant, gehört.


    "Große Fuge" ist insofern etwas vereinfachend, als dass es keine einzige durchgehende Fuge ist und sie auch einige nicht-fugierte Abschnitte enthält, das meiste ist aber schon fugiert.
    Den Beginn bildet eine "Ouvertura", in der die unterschiedlichen Versionen des Fugenthemas lapidar nebeneinandergestellt werden. Dann folgt der für die viele vielleicht schon sperrigste und "wüsteste" Abschnitt. In dem übernimmt die unmittelbar vorher bei der Vorstellung in der Vl. 1 erklungene Variante des Themas die Rolle eines "Kontrasubjekts" (in der Bratsche), das eigentliche Fugenthema dieses Abschnitts ist so ein punktieres "gezacktes". Es folgt dann (nach etwa 5 min) ein sehr deutlich abgesetzer (viel langsamer, leise, andere Tonart, gebundene Artikulation) Abschnitt (B). Hier erscheint das Thema in der 3. Gestalt der Ouvertura (die fließende Gegenstimme erklang dort auch kurz). Der ist zwar teils auch polylphon, aber nicht so streng, Stimmen oft parallel usw. Dann kommt ein sehr lebhafter Teil, bei dem sich die Instrumente zunächst etwas scherzo-artig die Motive zuwerfen. Nun die zweite Gestalt aus der "Ouvertura", dann folgt bald auch die erste "wuchtige" und es wird wieder offensichtlicher fugiert. Das entwickelt sich eine Zeitlang, irgendwann bleibt dann nur noch eine von Trillern umgebene Themenversion übrig. Es folgt ein weiterer sehr dichter, fugierter Abschnitt, der in eine hymnische Reprise des B-Teils einmündet. Danach wird es vom Satz her wieder lockerer.


    Beethoven schrieb ja "teils frei, teils streng", als das Stück separat veröffentlicht wurde. Wikipedia beziffert den "strengen" Anteil auf 40%. Vom Rest ist zwar sehr viel fugato, aber natürlich gibt es auch homophone Triller-Klangflächen usw. Beethoven war ja nicht Bruckner oder Reger, dass er sich hätte beweisen müssen, dass er möglichst viele kontrapunktische Tricks brav gelernt hatte. Diese Fuge klingt nie wie ein "Über-Bach" und so etwas war sicher auch kaum beabsichtigt.


    Beethoven hat freilich eine ganze Reihe erheblich konventionellere Fugen komponiert. In der Kirchenmusik sowieso, aber auch zB die in den "Eroica-Variationen", die Händel-Hommage in der Ouverture "Zur Weihe des Hauses" oder sogar im Finale der As-Dur-Sonate op.110. Die sind alle erheblich angenehmer zu hören.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Brahms Klaviertrio Nr 1 op 8. Das Werk wurde bereits weiter oben (vor Jahren) empfohlen, aber damals war das Einbinden von Links, um Tonbeispiele hören zu können noch nicht möglich.

    Das möchte ich hier an dieser Stelle nachholen. Ich habe dieses Stück übrigens auf äusserst eigenartige Weise kennengelernt: Beim Zappen durch die Fernsehkanäle landete ich plötzlich in einem Film, der eine Liebesgeschiechte (?) oder Beziehungskrise (?) von zwei Musikstudenten zum Inhalt hatte. Ich kann mich nicht mehr genau erinnern. Aber wie ein roter Faden zog sich Brahms´Klaviertrio Nr 1 op 8 durch den Film - wobei ich damals nicht wusste, welches Stück es war (Kammermusik war damals eher nicht auf meiner Wunschliste). Ich eruierte letztlich den Titel und hatte den Vorsatz baldigst eine Aufnahme zu erwerben, aber ich verlor den Zettel mit der Notiz - und vergaß die Sache dann. Letztlich habe ich das Klaviertrio irgendwo erneut gehört und sofort wiedererkannt. Am nächsten Tag befand es sich in meiner Sammlung...


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Lieber Alfred Schmidt!
    Deine Schilderung hat in mir Erinnerungen wachgerufen. Die drei Herren des Beaux Arts Trios haben mir mit der Einspielung der beiden Klaviertrios Franz Schuberts op. 99 B-Dur D. 898, op. 100 Es-Dur D. 929 den Weg in die Kammermusik gewiesen. Schuld daran war ebenfalls das Fernsehen: In einer Sendung des ZDF wurde über die Aufnahme-Sitzung dieser beiden CDs im schweizerischen La-Chaux-de Fonds berichtet. Ich hatte sie mir angeschafft und nie bereut. Enthalten ist neben dem Triosatz D. 28 auch das Adagio "Notturno" op. posthum 148 D. 897, das mir sehr am Herzen liegt.


    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Mein einstieg in die Kammermusik waren die Baryton Trios und die String Quartets. Die Zählen bis heute zu meinen absoluten Lieblinge der Kammermusik:)

  • Hallo Johannes,


    danke für die schnelle Reaktion und Deine Empfehlungen, mit denen (und denen, die hoffentlich noch kommen) ich mich beschäftigen werde.


    Ich würde Dir allerdings nicht zustimmen, dass mich die "planets" nun gänzlich verdorben haben :D , auch wenn meine größte Vorliebe im Bereich der klassischen Musik symphonischen Werken gilt. Denn ich höre mit Begeisterung auch (Solo-) Klaviermusik, Lied-Gesang und - wenn auch deutlich weniger - Sonaten für Violine oder Cello, also nicht nur orchestralen Bombast.


    Nur mit den Trios, Quartetten und Quintetten tue ich mich noch schwer...

    Herzliche Grüße
    Uranus

  • Als jemand, der über Mahler und Bruckner in die Klassik gekommen ist, würde ich vielleicht nicht unbedingt empfehlen mit Haydn anzufangen, gerade wenn man auch die spätromantische und frühmoderne Musik schätzt. Da wären vielleicht tatsächlich eher die Quartette von Ravel und Debussy oder die von Janacek als ein niederschwelliger Einstieg geeignet. Jedenfalls habe ich deren Quartette viel früher schätzen gelernt als die von Haydn. Die entdecke ich eigentlich jetzt erst richtig. Mich haben aber letztendlich vor allem die langsamen Sätze der späten Beethovenquartette z.B. op 127 oder 132 für dieses Musikgenre begeistert.


    Eine weitere preiswerte und auch interpretatorisch ideale Einstiegs-CD ist die hier:



  • Ich fürchte, Dein "Problem" ist nicht, dass Haydn (und anderer) Kammermusik zu schwer verdaulich wäre, sondern, dass Du Dich mit "Planeten" und anderem (spät)romantischen "Orchestral Spectacular" einfach an ein Klangbild und bestimmte "Reize" gewöhnt hast, die Du sozusagen vergessen oder wenigstens "einklammern" musst, um Dich auf z.B. Haydn-Quartette einzulassen.


    Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: das ist zu schaffen :thumbup: Ich habe auch mal angefangen mit Wagner, Bruckner und Strauss' symphonischen Dichtungen und die Kammermusik erst relativ spät entdeckt. Das ist ein Kosmos für sich, voll von großartiger Musik. Neben Haydn würde ich auch Mozarts Streichquartette zum Einstieg empfehlen, die ich persönlich vorziehe, und natürlich auch die Quartette und Quintette von Boccherini :D Die sind sicher "leicht verdaulich". Oder - wenn der bloße Streicherklang dann tatsächlich als zu "dünn" empfunden wird, Klaviertrios und -quintette. Ich finde ja, dass das Klavier die perfekte Ergänzung für ein Streicher-Ensemble ist. Die Dvorak-Trios zum Beispiel sind sehr schön und eingängig, darunter das berühmte Dumky-Trio, und das Klaviertrio von Tschaikowski ist ein Höhepunkt der Gattung.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

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  • "Verdorben" habe ich ja bewusst vermieden. Aber gewisse Gewöhnungseffekte halte ich aus eigener Erfahrung für nicht ganz unwahrscheinlich ;)
    Wobei ich Streichquartette lange vor Soloklaviermusik gehört und geschätzt, allerdings zuerst Beethoven, Brahms, Mozart und Schubert, aber den Effekt anderweitig erlebt habe.
    (Von Beethoven finde ich tatsächlich auch die späten Quartette, besonders op.132 und 135 eher eingängiger als die mittleren und frühen...)


    Leider sind die CDs, die ich oben empfohlen habe, fast alle vergriffen, aber die des Eder-Quartetts gebraucht sehr günstig, eine der des Jerusalem Q immerhin preislich akzeptabel zu kriegen. Für preiswerte Auswahl-CDs bin ich dann leider überfragt; ich rate aber von den sehr günstigen Buchberger- und Kodaly-CDs zum ersten Kennenlernen eher ab. Die einen sind (nicht nur) klanglich etwas ruppig, bei den anderen haben schon einige die Fadheit der Interpretationen auf die Musik übertragen... :untertauch:


    Bei einigen der häufigen Kammermusikempfehlungen sehe ich ein wenig die Schwierigkeit, dass man zwar Werke in kammermusikalischen Besetzungen kennenlernt, die aber sehr stark von konzertanten Effekten leben oder extrem eingängige Melodien haben und man ist der "schwierigen" Kammermusik nicht viel näher als zuvor (das gilt m.E. z.B. für Dvoraks Dumky und Amerikanisches, für das Forellenquintett oder auch die Kreutzersonate (in stilo molto concertante). Dagegen ist man mit Schuberts d-moll-Quartett oder einem seiner Trios, evtl. auch Dvoraks oder Brahms Klavierquintett (die würde ich dem Spätromantikfreund jedenfalls sehr empfehlen), die kaum weniger eingängig sind, näher bei der "ernsten" Kammermusik angekommen.


    Wie ich vor gut 9 Jahren oben schon mal schrieb, halte ich es normalerweise für am einfachsten, wenn man Kammermusik der Komponisten, die man bei Orchestermusik besonders schätzt, anhört, sofern es da einigermaßen substanzielle Werke gibt...

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  • Hallo!


    Wenn ich die Entwicklung bei mir Revue passieren lasse, lief es eher umgekehrt. Ich bin - ausgehend von den erwähnten schweren Werken - zu den Streichquartetten (die natürlich ebenfalls keine leichte Kost sind) eben dieser Komponisten übergegangen: Tschaikowski, Schostakowitsch, Brahms oder aus der Moderne Schoenberg, Nono, Ligeti etc. Von da aus habe ich mich sozusagen rückwärts durchgearbeitet, bzw. bin noch dabei.


    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Verstehe den Kommentar von WoKa nicht. Was sind die erwähnten "schweren" Werke?


    Um es mal etwas zugespitzt zu formulieren: Mir fällt kaum ein Komponist ein, dessen Streichquartette (bzw. jedenfalls ein paar davon*), sofern sie überhaupt lohnen gehört zu werden, nicht zu seinen "schwersten", i.S.v. gewichtigsten Werken gehören.
    Natürlich ist es, weil fast immer Orchesterwerke oder Opern früher kennengelernt werden, sehr unwahrscheinlich, dass jemand z.B. von Beethoven oder Bartok zuerst die Streichquartette hört. Aber sollte jemand, warum auch immer, z.B. zuerst alle Quartette Bartoks hören, wäre er sicher für das restliche Oeuvre dieses Komponisten auch gerüstet.


    * Ein extremer Fall ist Schubert: Zwar sind die ersten ca. 11 Quartette nahezu irrelevante und sehr frühe Werke (die sicher kein besonder naheliegender Start für das Erschließen von Schuberts Werk wären, sofern man nicht stur chronologisch vorgehen wollte), aber das G-Dur-Quartett ist eines der zwei oder drei besten Instrumentalwerke des Komponisten und die a-moll und d-moll jedenfalls auch sehr relevant und gewichtig.

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  • Hallo Johannes!


    Ich wollte damit nur zum Ausdruck bringen, dass mein Einstieg nicht über Haydn oder Mozart statt fand, deren Quartette - denke ich schon - weitgehend einfacher zu konsumieren sind, als beispielsweise das 8te von Dimitri Schostakowitsch.


    Gruß WoKa


    Anm.: Wieso ist bei mir plötzlich der Ausgangsbeitrag von Uranus weg? :huh:

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo


  • Eine der besten GA der Beethoven Quartette für den Preis einer Mittelpreis-CD. Günstiger kann man nicht mehr einsteigen.

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  • WoKa schrieb:

    Zitat

    Ich wollte damit nur zum Ausdruck bringen, dass mein Einstieg nicht über Haydn oder Mozart statt fand, deren Quartette - denke ich schon - weitgehend einfacher zu konsumieren sind, als beispielsweise das 8te von Dimitri Schostakowitsch.


    Das ist eine gute Frage. Im allgemeinen geht man davon aus, daß Haydn und Mozart ein guter Einstieg wäre. Aber es hängt auch von der persönlichen Prägung ab. Hat die betreffende Person bereits besonders agrressive oder dynamikbetonte sinfonische Werke oder Konzerte gehört, dann könnte es sein, daß sich der "Kammermusikhörer-Aspirant" bei Haydn vorerst langweilt, weil seine musikalische Welt eine andere ist.
    Weil wir von "sperrigeren" Werken der Kammermusik sprechen: Bei mir (ebenfalls Spätzünder in Sachen Kammermusik) ist es eigenartigerweise so, daß ich z.B. Streichquartette auch von zahlreichen Komponisten mit Genuß hören kann. deren orchestrales Schaffen mich in die Flucht schlägt.....
    Dennoch eine weitere, eher konservative Einsteigerempfehlung


    Antonin Dvorak Streichquartett Nr 12 "Amerikanisches Quartett"
    Ich empfehle die Aufnahme mit dem Talich Quartett


    Dazu eine Anmerkung: Ich habe diese aus dem Jahre 1976 stammende Aufnahme vor etwa 12 Jahren sehr günstig eingekauft, wie übrigens andere Calliope Aufnahmen mit dem Talichquartett auch. 2003 waren sie - da analog - als Budgetserie widerveröffentlicht worden.
    Als ich vor einigen Jahren im Forum diese Aufnahmen empfehlen wollte, waren sie gestrichen - Welch ein Schaden!! Heute ist sie mir bei der Recherche wieder als lieferbar gemeldet worden (seit September 2015) - und Zwar zum VOLLPREIS.
    Irgendjemand scheint herausgefunden zu haben, daß diese Aufnahme eine der besten am Markt, und sie zudem mit 2 renommierten Plattenpreisen ausgezeichnet ist. Die Kritik war beim Erscheinen der Aufnahme begeistert.


    Interessant, daß es derzeit kaum Aufnahmen des Werkes im Budget. oder Midprice Bereich gibt.


    Im übrigen verweise ich auf den bestehenden Thread zu diesem Werk:


    Dvorak, Antonin: Streichquartett Nr 12 op 96 "Amerikanisches"


    und bitte darüber nachzudenken, dass er bereits 12 Jahre lang läuft, einige Empfehlungen dürften nicht mehr erhältlich sein, oder aber zumindest umverpackt und umnummeriert worden sein......


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Nochmals vielen Dank für die verschiedenen Anregungen.


    Tatsächlich besitze ich schon einige wenige Quartett-Aufnahmen:
    - Beethoven 1,2,3 (ABQ)
    - Borodin 1+2 (Haydn-Quartett)
    - Dvorak op.61+96 (Talich)
    - Dvorak op.96 (Carmina-Quartett)


    Und wie u.a. Johannes richtig vermutete, ist Dvoraks 96 bislang das einzige, das mir wirklich gefallen hat.


    Interessant ist, dass die Wahl Haydn nicht unbedingt die allererste für einen Einsteiger zu sein scheint. Vielleicht wäre für mich persönlich Mozart noch geeigneter als Einstieg. Ich werde mich aber auch mit Euren anderen Empfehlungen beschäftigen.

    Herzliche Grüße
    Uranus

  • Bei Mozart: Klarinettenquintett und g-moll-Klavierquartett.
    Die Streichquartette und -quintette sind m.E. nicht unbedingt zugänglicher als Haydn. Aber es gibt vermutlich mehr gute Einzel-CDs, wenn auch fast immer mit den gleichen Werken (typischerweise "Jagd" KV 458 und "Dissonanzen" KV 465).
    Wenn gebrauchte CDs eine Option sind, bleibe ich für Haydn dennoch bei meiner Empfehlung von op.76/2-4 Eder/Teldec.


    Ansonsten bei Beethoven tatsächlich lieber mal op.132 (wenn auch SEHR lang) oder vielleicht das kürzeste (und sehr ruppige) op.95 anhören (man kann das heute sicher auch alles gut auf youtube probehören). Oder das beim literarischen Quartett verwendete op.59/3 (was aber nicht zu meinen Favoriten gehört). Wobei op.18 Nr.1 ein tolles Werk ist, mit einem sehr "romantischen" langsamen Satz, Nr.2 beinahe eine Haydn-Parodie, Nr.3 nicht ganz unproblematisch (das Finale wurde neukomponiert/stark überarbeitet und erschlägt den Rest nahezu). Aber op.18 sind keine eingängigen Stücke. Beethoven wollte sich hier sowohl als würdiger Erbe Haydns & Mozarts zeigen als auch als fortschrittliches Originalgenie und die Werke wirken noch heute stellenweise etwas "bemüht"


    Schubert d-moll D 810 sollte eigentlich bei allen, die packende, romantisch-leidenschaftliche Musik schätzen, funktionieren. Dann evtl. die Klaviertrios. Die sind auch alle recht breit angelegt, mit häufig wiederholtem Material, dass der an (romantische) "symphonische"
    Die beiden m.E. besten Instrumentalwerke (einschl. Sinfonien und Klaviermusik) Schuberts sind das G-Dur-Quartett D 887 und das Streichquintett. Aber ungeachtet "schöner Stellen" sind die nicht allzu eingängig


    Vier Werke mit Klavier, die ähnlich unmittelbar packend sein könnten/sollten wie Schuberts d-moll wären Mendelssohns 1. Klaviertrio d-moll, Schumanns Klavierquintett op.44, Brahms' Trio H-Dur op.8 (in der revidierten (üblichen) Fassung) und sein Klavierquintett f-moll.


    Dvorak: Klavierquintett op.81 (fast so eingängig wie das Amerikanische - aber wie gesagt, an diese Art Melodienreigen sollte man sich am besten gar nicht erst gewöhnen), Streichquartette G-Dur und As-Dur (13 und 14, die beiden nach dem Amerikanischen), Streichquintett Es-Dur (meines Wissens auch in Amerika geschrieben).


    Die beiden Borodin-Quartette sind super (v.a. das erste ist aber nicht allzu eingängig und sträflich unbekannt), die von Tschaikowsky nicht unbedingt Einsteigerwerke, aber hörenswert.


    Debussy/Ravel gibt es auch in zig günstigen Aufnahmen, das solltest Du jedenfalls mal anhören, da evtl. klanglich reizvoller als Wiener Klassik (der Ravel hat ein Scherzo beinahe durchweg pizzicato).

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  • Die letzten Tipps von JR halte ich auch für gut. Einem Streichquartetteinsteiger, dem Dvoraks 96 erheblich besser gefällt als die erwähnten Beethoven- und Borodinquartette, würde ich am ehesten das Debussy-Quartett nahelegen. Es wirkt farbig, lebendig und irgendwie positiv, dennoch nie naiv. Wer es dann ein wenig ernster, aber dennoch gut durchschaubar mag, könnte sich ja dann auch ruhig an Beethovens op. 127 wagen, was auch lebendige, aber doch reifere Musik ist.


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

  • Ich habe mich schon seit einigen Stunden gefragt ob man im speziellen Fall nicht mit Schostakowitsch oder (fast noch "sperriger") Weinberg eher ins Schwarze träfe - wenn man die Ausgangssituation - Holsts "Planeten"- in Betracht zieht. Das ist ja auch kein "klassisches Werk", wo sich die Ohrwürmer nur so tummeln, sondern einerseits esotherische Klangbilder, in Abwechslung mit eher dramatischen Abschnitten. Probieren geht über Studieren - und das kann man heute völlig kostenlos einerseits über die (kurzen) Tonschnippsel bei unseren Werbepartnern - andrerseits über die (eher längeren) Beispielclips auf youtube.....


    mfg aus Wien
    Alfred

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  • Hallo!


    Extrem preiswert und ebenso zu empfehlen ist diese Box mit hervorragend interpretierten Kammermusikwerken bekannte (und auch weniger bekannter) russischer Komponisten:



    Gruß
    WoKa

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    Victor Hugo

  • Das sehe ich schon anders.
    Uranus hört ja nicht nur "Die Planeten", sondern auch Haydn-Sinfonien. Die Planeten" sind für mich "Proto-Filmmusik"; die Klangfarben bzw. klangliche Überwältigung machen den hauptsächlichen Reiz aus. Das ist bei Kammermusik (zumal reiner Streichermusik) normalerweise gar nicht das Ziel. Egal ob Schostakowitsch oder Haydn. (Es gibt ein paar Ausnahmen, wie Ravel oder Boccherini (musica notturna di Madrid) die dürften aber, sofern man noch kein Faible dafür entwickelt hat, verglichen mit Holst oder Strauss (oder auch einer Beethovensinfonie) recht dürftig wirken.)


    Daher setze ich eher auf Eingängigkeit und/oder emotionale Überwältigung. Mag sein, dass zB Schostakowitschs 8 für manche Hörer auch direkt emotional wirkt, andere (z.B. die ersten beiden) sind aber sehr klassizistisch und funktionieren m.E. eigentlich nur wenn man mit dem ursprünglichen klassischen Streichquartettidiom halbwegs bekannt ist.
    Aber Schuberts d-moll scheint mir da doch eine eingängigere Option (und für die meisten Hörer auch emotionaler).

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  • Ja die Kammermusik , die hat es tatsächlich schwerer als die Musik mit Orchester, sei es die rein sinfonische oder auch mit Gesang, also Oper. Ich habe in meiner Jugendzeit Klavierunterricht gehabt und damit zur Klavierliteratur von Anfang an Zugang, aber begeistern konnte mich lange Zeit ausschließlich die Orchestermusik. Der Klang ist natürlich dicker, wärmer und monumentaler, durch die Vielfalt der Instrumente auch klangfarbenreicher. Ganz allgemein fristen nach wie vor die Kammerkonzerte ein Nischendasein. Eigentlich schade. Es gibt sehr schöne Kammermusik, die eine Ergänzung zum üppigen Orchesterklang darstellt. Wie kommt man nun dazu, wie fängt man an? Bei mir fing es eigentlich mit dem Forellen-Quintett von Schubert an. Da ist das eingängige Liedthema, das für das ganze Stück spricht. Und bei den Streichquartetten das Kaiserquartett von Haydn, da ist es die Kaiserhymne. Dann Brahms, da gibt es das von Schönberg orchestrierte Klavierquartett g-Moll. Das höre ich sehr gerne. Irgendwann (das hat aber lange gedauert) wollte ich dann das Original hören und siehe da, es rangiert bei mir jetzt mindestens gleichwertig neben der Kopie. Das sind die Brücken, die vielleicht zur Beschäftigung mit der Kammermusik führen könnten. Sicher ist der Klang viel durchsichtiger (negativ ausgedrückt dünner), dafür kommt aber jedem Instrumenet seine eigene Rolle zu. Es gibt keinen Dirigenten, der alles leitet, sondern es ist ein gleichberechtigtes Team, die aufeinander hören müssen. Ich höre, seitdem ich einen guten Sennheiser-Kopfhörer besitze, fast nur noch damit, das bringt einen intensiveren Klang und man ist direkt dabei. Wem Haydn zu bieder ist, oder wer die ersten Hürden genommen hat, kann sich auch Schostakowitsch antun, hier sind das geniale Klavierquintett g-Moll zu nennen und auch das in Dresden komponierte Streichquartett Nr. 8, das einen großen autobiographischen Bezug hat.



    Abschließend noch meine Empfehlung: Als Einstieg bieten sich Kammermusikwerke mit Klavier an, da vom Klangbild das Klavier ja auch von Konzerten vertraut ist und nun von Streichinstrumenten verstärkt wird. Und wenn man wirklich mehr hören will, kann man zur Erklärung auch einen guten Kammermusikführer zu Rate ziehen.


    :hello:

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

  • Eigentlich verwunderlich, daß uns nicht Beethovens Klaviertrios eingefallen sind. Ich dachte hier in erster Hinsicht an das ohrwurmverdächtige Klaviertrio Nr. 7 "Erzherzogs-Trio" und wollte hier eine preiswerte Naxos-Einspielung empfehlen. Bei der Recherche stieß ich indes auf die hier abgebildete BRILLIANT-BOX (5CD Box) mit allen Klaviertrios und einigen Zusatzstücken zum Preis einer Vollpreis CD (19,99 Euro) Das wäre ein vertretbarer Kauf, denn auch das sogenannte "Gassenhauer-Trio" sollte (fast) jedem gefallen. Zudem gibt es hier mit op 36 ein Klaviertrio, welches eine Umsetzung von Beethovens Sinfonie Nr 2 ist - IMO ganz phantastisch) Das "Trio Eligiaque" braucht meiner Meinung nach keinen Vergleich mit der Konkurrenz auf wesentlich teureren Labeln zu scheuen. Aber wie überall gilt: Vertrauen in Empfehlungen ist gut - Hineinhören in Soundsamples ist besser......

    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Wow, welch ein Input - vielen Dank. Das werde ich jetzt mal sichten - und hören. Das wird aber dauern, weil ich derzeit nicht all zu viel Zeit habe. Aber ich betrachte Eure Empfehlungen als "Langzeit-Aufgabe". :P

    Herzliche Grüße
    Uranus

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