Elisabeth Schwarzkopf - Eine Jahrhundertstimme

  • Den Hinweis von MSchenk auf diese CD finde ich auch höchst interessant und wichtig:



    In diesem Zusammenhang von Trouvaille zu sprechene, wie Michael es tat, ist nach meinem Gefühl wunderbar treffend formuliert. Die so kurze wie bizarre Zusammenarbeit zwischen Elisabeth Schwarzkopf und Glenn Gould ist bemerkenswert und war lange in Vergessenheit geraten. Eigentlich ist es nur eine Episode gewesen, sonst nichts. Dafür aber legendenumrankt. Das Projekt, bei dem Lieder von Richard Strauss eingespielt werden sollten, scheiterte an unüberbrückbaren musikalischen und aufnahmetechnischen Auffassungen, zumal auch der für seine Perfektion bekannte Schwarzkopf-Mann Walter Legge im Hintergrund ein gewichtiges Wörtchen mitzureden hatte, wenngleich nicht in offizieller Funktion. Beide Seiten gingen im New Yorker Studio, damals noch CBS, nach dem, was ich in Erfrahrung bringen konnte, rasch und ohne Groll auseinander. Das Ergebnis ist auf den ersten Blick mager: die drei Ophelia-Lieder, zuletzt erschienen bei Sony Classical im Rahmen der großen Glenn-Gould-Edition.



    Kenner wussten immer, dass es noch mehr gibt, die Schwarzkopf selbst erzählte zu Lebzeiten mehrfach davon, in Diskographien wurden weitere Lieder als unveröffentlicht geführt. Sony hat auf der von Michael bereits gezeigten CD von den erhaltenen Urbändern die restlichen drei Titel erstmals herausgebracht: "Wer lieben will, muss leiden", "Morgen" und "Winterweihe". Die detailversessene Stimme der Schwarzkopf und das unorthodoxe, mal sachliche, mal wie gehauchte Spiel von Gould bilden einen spannenden Kontrast. Die Bedeutung der Aufnahme erschließt sich aber nicht allein über den künstlerischen Gehalt. Das Drumherum ist nicht weniger wichtig. Dieser Auffassung folgt auch die Konzeption des Sony-Doppelalbums, das auf der ersten CD die Lieder sowie zwei Klavierstücke, in die der Pianist auch singend eingreift, auf der zweiten ein im WDR produziertes Radio-Feature präsentiert, in dem die Geschichte der Aufnahme unter Hinzuziehung von Originaltönen nachgestellt wird – nämlich mit NICOLE HEESTERS als die Schwarzkopf und GERD WARMELING als Gould. Eine sehr gute Idee.


    Schließlich möchte ich noch einen Passus aus der bereits weiter oben erwähnten kritischen Schwarzkopf-Biographie von Alan Jefferson zitieren: "Glenn Gould wollte sie in einem kurzen Strauss-Programm begleiten. Legge fand die Kombination Schwarzkopf/Gould hochinteressant, allerdings anders als erwartet." Dann zirtiert Jefferson die Sängerin direkt: "Wenn wir in der Kabine die Aufnahmen abhörten, kam er nie mit und spielte draußen weiter, mit fingerfreien Handschuhen und im Mantel ... Man konnte nicht einmal mit ihm dikutieren ... Bei Morgen und was weiß ich noch phantasierte er frei - er sagte, die gedruckten Noten seien legiglich 'Kurzschrift' für das, was Strauss wirklich gemeint habe."


    sagitt bemerkt, die Schwarzkopf habe angeblich geäußert, dass man ihr doch hätte sagen müssen, "dass Herr Gould drogensüchtig ist....!" Davon habe ich nichts gehört. Aber - wie wir alle wissen - vieles ist halt Legende.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Zit.: " Eigentlich ist es nur eine Episode gewesen, sonst nichts."

    Unter biographischem Aspekt gewiss, lieber Rheingold.
    Mir scheint aber: Darin erschöpft sie sich nicht.
    Es hat sich mehr ereignet, damals: Die Begegnung und das durchaus konfliktreiche Aufeinandertreffen zweier fundamental konträrer Haltungen in Sachen künstlerischer Interpretation von Musik, - hier von Liedmusik.
    Hier die Auffassung - und tiefe Überzeugung - , dass der Interpret sich absolut in den Dienst am Werk zu stellen habe; dort die ebenso feste Überzeugung, dass das Werk Gegenstand zur interpretatorischen Auseinandersetzung mit ihm aus ganz und gar subjektiver Perspektive sei.
    Für mich ist diese Ton-Aufnahme von dieser Begegnung, so habe ich sie jedenfalls hörend erfahren und schätzen gelernt, ein höchst bedeutendes bedeutendes historisches Dokument.

  • Lieber Helmut, herzlichen Dank für Deine Entgegnung, die ich aufmerksam zur Kenntnis nehme. Ich habe mir sogar eine Kopie davon als Ausdruck in mein CD-Album gelegt, damit Deine Anregung weiterwirken möge und nicht verhallen. Von jetzt auf gleich kann ich für mich natürlich nicht korrigieren, was ich bisher weniger hochwertig zur Kenntnis nahm als Du. Ich werde mir die Aufnahmen mit Gould in nächster Zeit wieder sehr genau vornehmen. Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht etwas mit der Schwarzkopf höre. Die große Sammlung ihrer einzelnen Platten als Umschnitt auf CD bei Warner, auf die erneut farinelli Aufmerksam machte, bietet dafür eine feste Basis. Demnächst möchte auch ich darauf ausführlicher eingehen.


    Es grüßt Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich freue mich darauf, lieber Rheingold, denn auch mir steht, wie ich ja hier schon mehrfach bekundet habe, Elisabeth Schwarzkopf sehr nahe.
    Sie sieht sich in ihrer gesanglichen Interpretation von Liedern, aber auch von anderer wortgebundener Musik, in einer Weise eben diesem Wort verpflichtet, wie ich das nur noch bei Dietrich Fischer-Dieskau erlebt habe. Immer wieder habe sich sie, wenn ich nicht so recht wusste, wie die Musik zu einem Liedtext zu verstehen sei - bei Hugo Wolf kann einem das durchaus passieren - regelrecht um Rat gefragt, im Vergleich mehrerer Interpretationen miteinander.


  • Ein Fernsehinterview mit Elisabeth Schwarzkopf, das 1959 entstand, habe ich im Netz gefunden und gebe diesen Link gern für diejenigen weiter, die es nicht selbst gesehen haben und es gern anschauen möchten. Wie ich finde, lohnt es sich sehr. Es dauert knapp zwanzig Mnuten. Die Sängerin äußert sich darin auch zur Gestaltung ihrer beiden Lieblingspartien - Marschallin im "Rosenkavalier" und Fiordiligi in "Cosi fan tutte". Zum Abschluss singt sie im Studio, begleitet von Hermann Reutter, das Lied "Mignon" (Kennst du das Land?) von Hugo Wolf. Sie verbindet den Vortrag mit einem Plädoyer für den Komponisten, dem sie sich sehr verpflichtet fühlte und für dessen Verbreitung - auch im Ausland - sie sehr viel getan hat. Nicht genannt wird der Interviewer, den die Schwarzkopf zwischendurch als "Herr Doktor" anspricht. Wer kennt ihn? Für Informationen wäre ich sehr dankbar.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • Lieber verehrter Rheingold1876,


    mit wieviel Freude und Dankbarkeit habe ich diesen Link aufgerufen. Gibt es ein höheres Maß an Kunst, gibt es irgendwo seinesgleichen? Ist das, zumindest, nicht die ultimative, die unübertreffliche Interpretation und Darbietung von Wolffs Mignon?


    Ich wünsche Dir by the way ein frohes, gesundes und glückliches Neues Jahr,


    Dein farinelli


    :hello:

    Zerging in Dunst das heilge römsche Reich


    - uns bliebe gleich die heilge deutsche Kunst!

  • Lieber Freund farninelli, das freut mich wirklich sehr. Sei dafür ganz herzlich bedankt und gegrüßt von Rheingold (Rüdiger)


    Noch heute mehr!

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Der Sängerin Elisabeth Schwarzkopf sind mehrere Bücher gewidmet, die alle noch zu ihren Lebzeiten erschienen. Als unverzichtbar für die Beschäftigung mit ihren Aufnahmen sind die Diskographien. Es gibt derer zwei bzw. drei, die diesen Namen auch verdienen. Bei aller Genauigkeit dürfen sie natürlich nicht als abgeschlossen gelten. Es kommen immer neue Titel hinzu:


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    Wie bei vielen Sängerinnen und Sängern geht auch bei der Schwarzkopf das Studium ihres akustischen Erbes weit über das übliche Sammeln von Schallplatten, CDs und anderen Tonträgern, wie es ein Melomane zu tun pflegt, hinaus. Die Aufnahmen waren als Versuch gedacht, Werke in mustergültigen Einspielungen vorzulegen, die eine Vorstellung von dem zu geben versuchen, was als vollendet gelten kann. Nicht immer ist das gelungen. Der Versuch aber wird mehr als deutlich. Die Dokumente haben im Ansatz etwas Exemplarisches. Sie drücken auch Zeitgeist aus, was so natürlich nicht beabsichtigt war und nur im Nachhinein auch kritisch feststellbar ist. Die Platten sollten auch verkauft werden und gefallen. Das genaue und auch hinterfragende Studium der Dokumente meint nach meiner Auffassung auch, sich eine Vorstellung davon zu gewinnen, was ein menschlichen Stimme ausdrücken kann. Schließlich lässt sich an den Schwarzkopf-Aufnahmen, die durch und durch genau konzipiert und kalkuliert waren, eine Erweiterung des Repertoires in ihrer Zeit ablesen. Zur Heldenverehrung bietet Elisabeth Schwarzkopf nach meiner Überzeugung keine Projektionsfläche.
    Elisabeth Schwarzkopf: A career on record, Duckworth London 1995, ISBN 0-7156-2656-0
    John Hunt discographies "her master's voice", Selbstverlag des Autors, ISBN 978-1-901395-21-1
    Teachers and pupils, Discographies compiled by John Hunt, Selbstverlag des Autors, ISBN 0-9525827-3-2

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    Die Sängerin und ihr Ehemann, der EMI-Produzent Walter Legge, kommen in diesem Buch, das auch in deutscher Sprache erschienen ist, selbst zu Wort. Es liest sich leicht in seiner Mischung aus feinsinnigen musikalischen Betrachtungen, Anekdoten und persönlichen Erinnerungen.
    Deutsche Ausgabe beim Verlag NOK-Hübner, ISBN3-88453-018-8


    Das Buch von Alan Jefferson hat bei seinem Erscheinen zunächst in englischer Sprache und 1996 in Deutsch Aufsehen erregt, weil er mit dem biographischen Material ziemlich schonungslos und kritisch umging und auch die Verstrickungen der jungen Sängerin während des Nationalsozialismus nicht aussparte. Das war nötig und hat – wie ich finde – dem Ansehen der Künstlerin letztlich nicht geschadet. Als besonders wertvoll erweist sich ein Verzeichnis der Auftritte in chronologischer Reihenfolge – soweit feststellbar. Es beginnt mir „Drei deutschen Volksliedern“ von Johannes Brahms, die sich am 18. Juli 1935 an der Berliner Musikhochschule sang und endet mit dem letzten Liederabend am 19. März 1979 in Zürich.
    Deutsche Ausgabe bei Langen Müller, ISBN 3-7844-2586-0


    Eine Beschreibung des künstlerischen Werdeganges der Schwarzkopf „Vom Blumenmädchen bis zur Marschallin“ hat Kirsten Liese in diesem Buch vorgelegt. Es besticht vor allem durch seine betörend schönen Fotos, auf denen die Sängerin manchmal regelrecht inszeniert wurde wie Marlene Dietrich. Im bürgerlichen Leben ehr schlicht und dezent, trat sie als Künstlerin traumhaft gewandet und mit funkelnden Juwelen, wie eine Königin zum Dienst an der Kunst an.
    Golden Verlag, ISBN 978-3-85485-218-6

    Als eine Art selbstbiographische Antwort auf das Buch von Jefferson kann ein Film gelten, in dem sie zwar spricht aber nicht mehr selbst ins Bild kommt – auch hier der Dietrich ähnlich, die sich 1984 in dem Dokumentarfilm Film von Maximilian Schell ebenfalls nicht mehr zeigte. Der Film, der auch im verschiedentlich im Fernsehen gezeigt wurde, ist noch bei EMI herausgekommen.

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    Seit langem vergriffen und nurmehr antiquarisch zu finden ist dieses in Frankreich erschienene großformatige Buch von Sergio Segalini. Es enthält ebenfalls eine Diskographie, die allerdings inzwischen überholt ist.
    Fayard, ISBN 2-213-0127-6



    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Der Sängerin Elisabeth Schwarzkopf sind mehrere Bücher gewidmet, die alle noch zu ihren Lebzeiten erschienen. Als unverzichtbar für die Beschäftigung mit ihren Aufnahmen sind die Diskographien. Es gibt derer zwei bzw. drei, die diesen Namen auch verdienen. Bei aller Genauigkeit dürfen sie natürlich nicht als abgeschlossen gelten. Es kommen immer neue Titel hinzu

    In einer der oben gezeigten Diskographien (her master's voice) wird das "Te Deum" von Antonin Dvorak als eine bisher unveröffentlichte Aufnahme der BBC geführt. Jetzt liegt es erstmals auf CD vor - gemeinsam mit einer englisch gesungenen Aufnahme von Berlioz' "Fausts Verdammnis" (The Damnation of Faust).



    Dirigent ist beide Male Sir Malcolm Sargent. Der Dvorak ist ein Mitschnitt vom 26. Mai 1954 aus der Royal Festival Hall in London. Den Bariton-Part singt Bruce Boyce. Dieses Datum fällt in die Zeit der Produktion des ersten Verdi-"Requiems" unter de Sabata. Hier wie dort schwingt sich die Stimme zu fast hochdramatischen Leistungen auf. Das "Te Deum" verlangt auch nach einem Sopran, der vor allem im vierten Satz gegen einen großen Apparat bestehen muss. Die Schwarzkopf bringt dieses Volumen ja nicht von Haus aus mit. Sie erzeugt es, indem sie die Stimme an den richtigen Stellen unglaublich stark fokussiert ohne die gesangliche Linie zu verlassen. Es klingt immer noch betörend schön, wenn sie im Halleluja über Chor und Orchester triumphiert. 1954 stand die Schwarzkopf am Beginn ihrer Weltkarriere. Sie war - wie ich finde - gut beraten, auf derartige stimmliche Eskapaden künftig weitgehend zu verzichten.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

    Einmal editiert, zuletzt von Rheingold1876 ()

  • Der Sängerin Elisabeth Schwarzkopf sind mehrere Bücher gewidmet, die alle noch zu ihren Lebzeiten erschienen.


    In dieser Rubrik ist noch ein Nachtrag fällig - nämlich dieses schmale Bändchen der Reihe "Die grossen Interpreten" bei Kirster Genf, erstmals erschienen 1957 und immer noch antiquarisch erhältlich. Da es erst auf dem Weg zu mir ist, kann ich zum Inhalt derzeit noch nichts sagen. Ich liefere nur die Information.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • Liebe 'Forianer!


    Vielleicht taucht eines Tages auch ein Mitschnitt von einer der drei konzertanten Aufführungen des "Fidelio" auf, in denen Elisabeth Schwarzkopf an drei aufeinander folgenden Tagen - was für ein Stress! - in der Schweiz die Titelrolle gesungen hat.


    Hier die Einzelheiten: Elisabeth Schwarzkopf (Leonore), Anny Felbermayer (Marzelline), Lorenz Fehenberger (Florestan), Josef Metternich (Don Pizarro), Theodor Schlott (Rocco), Erich Majkut (Jaquino) und Hermann Uhde (Don Fernando) / Der Singverein der Gesellschaft der Musikfreunde, Wien / Die Wiener Symphoniker / Dirigent: Herbert von Karajan (Basel, Stadtkasino, 28. 10. 1953 / Genf, Victoria Hall, 29. 10. 1953 / Zürich, Tonhalle, 30. 10. 1953). Bekanntlich hat Walter Legge viele Auftritte seiner Frau zu Dokumentationszwecken - und wohl auch als 'Arbeitsmaterial' - mitschneiden lassen. Lediglich die Arie der 'Leonore' aus dem 1. Akt ist damals in einer Studio-Einspielung (London, Watford Town Hall, 20. 9. 1954) mit dem Philharmonia Orchestra London unter Karajan etwas verschämt als 'Füller' einer Aufnahme von Beethovens 'Fünfter' (ebenfalls mit Karajan) auf LP veröffentlicht worden und wurde von der Kritik kaum beachtet.


    Ebenso fehlt bis heute ein akustischer Beleg für das Londoner Konzert vom Februar 1961, als man den "Don Giovanni" in folgender Besetzung aufführte: Elisabeth Grümmer (Donna Anna), Elisabeth Schwarzkopf (Donna Elvira), Mirella Freni (Zerlina), Eberhard Waechter (Don Giovanni), Ernst Haefliger (Don Ottavio), Giuseppe Taddei (Leporello), Piero Cappuccilli (Masetto) und Gottlob Frick (Komtur) / Philharmonia Chorus and Orchestra, London / Dirigent: Carlo Maria Giulini (London, Royal Festival Hall, 20. 2. 1961) Eine zwei Wochen vorher dort aufgeführte "Nozze di Figaro" mit Elisabeth Schwarzkopf, Elisabeth Söderström, Teresa Berganza, Fernando Corena und Ernest Blanc unter Giulini (6. 2. 1961) ist schon vor einigen Jahren auf CD erschienen!


    Bisher ist auch noch nicht bekannt, was mit dem Nachlass von Elisabeth Legge-Schwarzkopf, der sich angeblich in der Schweiz befindet, geschieht. Die Dauerausstellung von Exponaten zum Leben und Wirken der Sängerin in der 'Villa Rosenthal' in Hohenems (Vorarlberg) ist nur an wenigen Tagen im Jahr zugänglich; war einer der 'Taminos' schon dort und kann darüber berichten? Wie man hört, hütet man diesen 'Schatz' dort sehr ängstlich. Kein Wunder ist, dass der (ziemlich kritische) TV-Film "Elisabeth Schwarzkopf - Getriebene der Kunst" (2011) von Thomas Voigt und Wolfgang Wunderlich bis heute nicht offiziell auf DVD erschienen ist - aber auch deren (anrührendes) Portrait über Schwarzkopfs ewige Konkurrentin "Lisa Della Casa - Liebe einer Diva" ist bisher unveröffentlicht.


    Zum Beitrag Nr. 155: der 'Herr Doktor' ist der Musikkritiker und -schriftsteller Walter Panofsky, dessen Buch "Auch du verstehst Musik" seinerzeit wohl in vielen gutbürgerlichen Haushalten zu finden war. Das Video entstammt der Fernseh-Reihe des Bayerischen Rundfunks "Meine Lieblingsrolle" (Sänger und Schauspieler) von 1959/1960. Diese sehr kurzen, aber interessanten Interviews dauerten nur ca 15 bis 20 Minuten; ich kann mich aber leider nur an die Sendungen mit Leonie Rysanek und Hans Hotter erinnern. Beim SFB (heute rbb) ist vielleicht noch das lange TV-Gespräch zu finden, das Friedrich Luft mit der Sängerin führte und sie unverblümt fragte, ob sie auch in der Badewanne singt. Frau Schwarzkopf blieb die Antwort schuldig...


    Schöne Ostergrüße!


    Carlo

  • Zum Beitrag Nr. 155: der 'Herr Doktor' ist der Musikkritiker und -schriftsteller Walter Panofsky, dessen Buch "Auch du verstehst Musik" seinerzeit wohl in vielen gutbürgerlichen Haushalten zu finden war. Das Video entstammt der Fernseh-Reihe des Bayerischen Rundfunks "Meine Lieblingsrolle" (Sänger und Schauspieler) von 1959/1960. Diese sehr kurzen, aber interessanten Interviews dauerten nur ca 15 bis 20 Minuten; ich kann mich aber leider nur an die Sendungen mit Leonie Rysanek und Hans Hotter erinnern. Beim SFB (heute rbb) ist vielleicht noch das lange TV-Gespräch zu finden, das Friedrich Luft mit der Sängerin führte und sie unverblümt fragte, ob sie auch in der Badewanne singt. Frau Schwarzkopf blieb die Antwort schuldig...

    Lieber Carlo, besten Dank für die Aufklärung. Nun konnte ich dieses abgespeicherte Gespräch endlich mit den entsprechendene Hintergrundinformationen versehen.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

    Einmal editiert, zuletzt von Rheingold1876 ()

  • Die lange Suche nach dem richtigen "Rosenkavalier"



    Es war ein langer Weg, bis ich endlich an eine gute bildliche Wiedergabe des Salzburger "Rosenkavalier" mit Elisabeth Schwarzkopf gekommen bin. Zunächst habe ich diese Produktion im Fernsehen gesehen. Dann fand ich eine Ausgabe auf VHS, die ziemlich verwaschen und körnig gewesen ist. In der Hoffnung auf ein besseres Bild ersetzte ich diese durch eine Neuerwerbung in New York, damals nicht ahnend, dass ich das NTSC-Format zu Hause nicht abspielen konnte. In einem Studio ließ ich draus einen PAL-Umschnitt herstellen. Der war noch schlimmer. Inzwischen kam die erste DVD-Version auf den Markt. Die war zwar schön bunt, ließ aber auch die Bildkörnung sehr bunt erscheinen. Kein Vergnügen. 2017 nun stieß ich auf die Ankündigung einer französischen Firma, den "Rosenkavalier" auf Blu-ray herausbringen zu wollen. Ich wagte eine Bestellung. Mehr als ein Jahr wurde ich vertröstet, dass sich die Lieferung verzögere. Ich blieb am Ball und schließlich traf die Bestellung ein. Und siehe da: Das Bild ist so brillant und scharf, dass es schon wieder stört. Es erscheinen nämlich auch all jene Details wie gestochen, die besser verborgen bleiben sollten. Dennoch bin ich zufrieden. Oben abgebildet findet sich die traditionelle Ausgabe. Die Blu-ray ließ sich aus mir unerfindlichen Gründen nicht verlinken.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Es war ein langer Weg, bis ich endlich an eine gute bildliche Wiedergabe des Salzburger "Rosenkavalier" mit Elisabeth Schwarzkopf gekommen bin.

    Lieber Rheingold,


    ist das ein Opernfilm, bei dem die Darsteller Playback singen, oder der Mitschnitt einer wirklichen Aufführung bei den Salzburger Festspielen?

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Die lange Suche nach dem richtigen "Rosenkavalier"



    •  ZitVergnügen 2017 nun stieß ich auf die Ankündigung einer französischen Firma, den "Rosenkavalier" auf Blu-ray herausbringen zu wollen. Ich wagte eine Bestellung. Mehr als ein Jahr wurde ich vertröstet, dass sich die Lieferung verzögere. Ich blieb am Ball und schließlich traf die Bestellung ein. Und siehe da: Das Bild ist so brillant und scharf, dass es schon wieder stört. Es erscheinen nämlich auch all jene Details wie gestochen, die besser verborgen bleiben sollten. Dennoch bin ich zufrieden. Oben abgebildet findet sich die traditionelle Ausgabe. Die Blu-ray ließ sich aus mir unerfindlichen Gründen nicht verlinken.

    Lieber Rüdiger,


    das ist der echte Opernfreund, der so lange sucht, bis er sein Juwel gefunden hat. Schön, dass es gelungen ist. Ich besitze von dem legendären Rosenkavalier auch eine DVD. Ich bin jedoch nicht extrem anspruchsvoll. Ich habe die Qualität als gut in Erinnerung. Sie ist für mich deshalb wichtig, weil sich Otto Edelmann mit seinem Ochs hier ein Denkmal setzt. Seine beiden Söhne Peter und Paul Armin haben wir für das diesjährige Konzert im Rahmen des Künstlerteffens engagiert. Immer ein besonderes Ereignis, wenn die Brüder zusammen singen. Dazu kommt noch eine junge Sopranistin, die ich am 25./27. in Wien beim Hilde Zadek Gesangswettbewerb aussuchen darf. Hoffentlich entdecke ich wenigstens einen Rohdiamanten. Dein Besuch, lieber Rüdiger, ist ja längst überfällig. Vielleicht wird es im nächsten Jahr beim 25-jährigen Jubiläum am 10./11. Oktober 2020 endlich wahr.


    Herzlichst

    Operus (Hans)

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

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  • Lieber Rheingold,


    ist das ein Opernfilm, bei dem die Darsteller Playback singen, oder der Mitschnitt einer wirklichen Aufführung bei den Salzburger Festspielen?

    Darf ich die Antwort sagen? Ersteres. Leute wie Karajan und Schwarzkopf haben ja nichts dem (Live-) Zufall überlassen, aber unabhängig davon war das damals auch einfach so üblich.


    Schwarzkopf und Jurinac sind wirklich sehr gut - wenn nun noch Kurt Böhme den Ochs machen würde, wär's perfekt. Herr Edelmann kann mich in dieser Rolle nicht begeistern.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • wenn nun noch Kurt Böhme den Ochs machen würde, wär's perfekt. Herr Edelmann kann mich in dieser Rolle nicht begeistern.

    Siehst Du, lieber Stimmenliebhaber, so unterschiedlich sind die Meinungen. Für mich waren die wienerischen Ochse Otto Edelmann und Oscar Czerwenka die authentischsten, rollendeckendsten Sänger dieser Partie. Böhme fand ich trotz seiner Klasse als Ochs zu derb und dominierend. Aktuell setzte Günther Groissböck neue Maßstäbe, aber er ist halt auch ein Österreicher. Vielleicht ist der Ochs eine K und K-Partie und kann nur mit östereichischem Charm und Lebensgefühl vollendet gesungen werden.


    Herzlichst

    Operus (Hans)

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Lediglich die Arie der 'Leonore' aus dem 1. Akt ist damals in einer Studio-Einspielung (London, Watford Town Hall, 20. 9. 1954) mit dem Philharmonia Orchestra London unter Karajan etwas verschämt als 'Füller' einer Aufnahme von Beethovens 'Fünfter' (ebenfalls mit Karajan) auf LP veröffentlicht worden und wurde von der Kritik kaum beachtet.

    ….. nicht ganz, lieber Carlo!


    In "Ewiger Vorrat klassischer Musik auf Schallplatten" (rororo Bd. 33, Hamburg, 1959), der damals unter Plattensammlern weit verbreitet war, nimmt der Kritiker Christoph Ecke zu Beethovens Fünfter Sinfonie Stellung und schreibt, nachdem er die die Aufnahmen von Erich Kleiber und Otto Klemperer gebührend gewürdigt hat, weiter: "..... auch Jochum, Schuricht und Karajan (Columbia) bieten feurige Darstellungen; der letztere verbindet die seinige mit einer Fidelio-Arie, die von Elisabeth Schwarzkopf wundervoll gesungen wird".

    Ich finde, in dem einen Satz ist Frau Schwarzkopfs herrliche Leistung auf den Punkt gebracht. Das Stück wurde, zusammen mit der Konzert-Arie "Ah, perfido", die am gleichen Tag (20.9.1954) eingespielt wurde, u.a. auf folgender, preiswert zu bekommender CD wieder veröffentlicht:


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Darf ich die Antwort sagen? Ersteres. Leute wie Karajan und Schwarzkopf haben ja nichts dem (Live-) Zufall überlassen, aber unabhängig davon war das damals auch einfach so üblich.

    Danke, das hatte ich auch vermutet, um nicht zu sagen: befürchtet. Ich weiß, dass solche Filme damals gerne gemacht wurden, aber ich habe eine Abneigung gegen Opernfilme. Die wenigen, die ich versehentlich gekauft habe (z.B. den Butterfly-Film, auch mit Karajan sowie Freni und Domingo) habe ich wieder abgestoßen. Da fehlt mir einfach die Live-Atmosphäre, ich will keinen Film sehen, sondern Theater. Das darf natürlich jeder anders bewerten.


    Auf jeden Fall ist dann auch dieser "Rosenkavalier" nicht geeignet, um einen neuen Versuch zu starten, mich Elisabeth Schwarzkopf zu nähern. Ich sehe natürlich, dass sie von vielen hier verehrt wird, aber ich werde mit ihrer Art des Singens einfach nicht warm. Das oben verlinkte Interview mit dem "Herrn Doktor" hat meine Vorbehalte noch verstärkt.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Vielleicht ist der Ochs eine K und K-Partie und kann nur mit östereichischem Charm und Lebensgefühl vollendet gesungen werden.

    Richard Strauss scheint da zumindest anderer Meinung gewesen zu sein, als er die Partie in der Uraufführung mit dem Pfälzer Carl Perron besetzte... Ich muss freimütig gestehen, dass ich mit derartigen Schubladen-Kategorisierungen herzlich wenig anfangen kann, zumal ich sie auch im konkreten Fall auch schon durchaus gegensätzlich erlebt habe: Als ich anfing, mir dieses Werk zu erschließen, habe ich den Ochs des Kölners Kurt Moll jedenfalls deutlich mehr genossen als die polternde Variante des Wieners Kurt Rydl...

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  • Ich weiß, dass solche Filme damals gerne gemacht wurden, aber ich habe eine Abneigung gegen Opernfilme. Die wenigen, die ich versehentlich gekauft habe (z.B. den Butterfly-Film, auch mit Karajan sowie Freni und Domingo) habe ich wieder abgestoßen. Da fehlt mir einfach die Live-Atmosphäre, ich will keinen Film sehen, sondern Theater. Das darf natürlich jeder anders bewerten.

    Lieber Bertarido, Deine Einwände kann ich nachvollziehen. Zwischen der "Butterfly" und dem "Rosenkavalier" besteht noch ein Unterschied. Die Strauss-Oper wurde tatsächlich in den Kulissen der Salzburger Produktion auf der Breitwandbühne des neuen Festspielhauses gefilmt. Insofern weht da doch noch ein Hauch von Theateratmosphäre. Nur ist dabei eines geschehen: Die notwendige Distanz zwischen Publikum und Bühne ist aufgehoben. Die Zuschauer kommt ungewollt sehr nahe heran, sie sehen mit der Optik der Kameras. Mach falscher und grober Budenzauber, der erst aus der Ferne wirkt, wird dadurch auch als solcher entlarvt. Ist das Bild so genau wie in der von mir vorgestellten Blu-ray, fällt manches regelrecht in sich zusammen. Erschweren kommt im konkreten fall hinzu, dass die breite Bühne ehr störend wirkt. Es gibt weder so ein großes Boudoir noch so ein großen "gemeines Beisl". Die Figuren sind wie verloren. Du siehst mich auch ziemlich kritisch.


    Im Gegensatz zu Dir kann ich aber auch mit heutigen Versuchen wenig anfangen, Oper auf DVD zu quetschen. Es braucht schon sehr gute Regisseure, die eine Inszenierung in dem Bewusstsein anlegen, dass sie auch auf Fernsehschirmen wirkt. Es fehlt mir die Totale der Bühne. Immer werde ich gezwungen, etwas so zu sehen und wahrzunehmen wie der Kameramann. Ich fühle mich dadurch manipuliert und nicht frei. Und ich will auch nicht in die Rachenhöhlen der Sänger schauen und sie schwitzen sehen. :(

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Im Gegensatz zu Dir kann ich aber auch mit heutigen Versuchen wenig anfangen, Oper auf DVD zu quetschen. Es braucht schon sehr gute Regisseure, die eine Inszenierung in dem Bewusstsein anlegen, dass sie auch auf Fernsehschirmen wirkt. Es fehlt mir die Totale der Bühne. Immer werde ich gezwungen, etwas so zu sehen und wahrzunehmen wie der Kameramann. Ich fühle mich dadurch manipuliert und nicht frei. Und ich will auch nicht in die Rachenhöhlen der Sänger schauen und sie schwitzen sehen. :(

    Weil es hier gerade um "Rosenkavalier" und Salzburg geht: Ich kann das von der Kupfer-Inszenierung her nur bestätigen. 2014 sah ich sie im TV und war durchaus angetan, von einigen Details (z.B. die übergroßen Wien-Bilder) aber auch befremdet. 2015 sah ich die Inszenierung dann live im Großen Festspielhaus und fand die Gesamtwirkung überwältigend - gerade auch die Wirkung der bei der TV-Übertragung noch als störend wahrgenommenen Details. Und auch die Solistinnen wirkten im Raum weit überzeugender und glaubhafter als in Großaufnahmen am TV - die waren beim Ochs zwar nicht so stören, doch auch Groissböck gefiel mir live doch noch wesentlich besser als im TV.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Richard Strauss scheint da zumindest anderer Meinung gewesen zu sein, als er die Partie in der Uraufführung mit dem Pfälzer Carl Perron besetzte...

    Leider lässt sich nicht nachhören, wie Perron geklungen hat. Es existieren keine Aufnahmen. Wenn ich es recht übersehe, gibt sich die Literatur auch etwas schmallippg. Strauss nannte ihn zwar einen hervorragenden Sänger. In dieses Urteil fließt gewiss auch die Tatsache ein, dass Perron bereits in den Uraufführungen von "Salome" (Jochanaan) und "Elektra" (Orest) mitgewirkt hatte. Der professionelle Perron soll eine der Stützen in der etwas hektischen Vorberteitung der ersten Aufführung des "Rosenkavalier" im Jahre 1911 in Dresden gewesen sein. Damals war er bereits 53 Jahre. Ich kenne nur wenige Fotos. Auf diesen sieht er noch älter aus. Im Widerspruch dazu stehen die Ausführungen von Strauss in einem Brief an Willi Schuh wonach Ochs ein "ansehlicher, sogar hübcher Don Juan von etwa 35 Jahren sein soll, der sich auch im Boudoir einer Marschallin noch halbwegs manierlich ... zu benehmen versteht". Seltsam finde ich, dass der Ochs von Carl Perron in den vielen Kritiken zur Uraufführung, die allerdings gekürzt in einem von Franzpeter Messmer herausgegebenen Buch (W. Ludwig Verlag Pfaffenhofen 1989) zusammengefasst sind, mit keinem Wort ertwähnt wird (siehe Foto). Für mich bleibt die Besetzung des Ochs eine schwierige Angelegenheit. Rein optisch und zum Teil auch sängerisch überzeugt mich ebenfalls der von operus herausgestellte Günther Groissböck. Den kenne ich aber nur von der Salzburger DVD und nicht von der Bühne. Ob er nun zur Schwarzkopf gepasst hätte, sei mal dahingestellt.


    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Perron soll eine der Stützen in der etwas hektischen Vorberteitung der ersten Aufführung des "Rosenkavalier" im Jahre 1911 in Dresden gewesen sein. Damals war er bereits 53 Jahre. Ich kenne nur wenige Fotos. Auf diesen sieht er noch älter aus.

    Hört, hört! So ist das manchmal mit der Diskrepanz zwischen Wort und Tat! :)

    Im Widerspruch dazu stehen die Ausführungen von Strauss in einem Brief an Willi Schuh wonach Ochs ein "ansehlicher, sogar hübcher Don Juan von etwa 35 Jahren sein soll, der sich auch im Boudoir einer Marschallin noch halbwegs manierlich ... zu benehmen versteht"

    Ja, und Octavian 17!!! Wie alt war denn die Uraufführungssängerin des Octavian tatsächlich?


    (Wagner hat über Gurnemanz gesagt: im 1. Akt 80, im 3. Akt 90. Ich habe noch keinen 80- oder 90-jährigen Gurnemanz erlebt und schon gar keinen, der im 1. Akt 80 und im 3. Akt 90 war. Ich habe auch noch keinen 17-jährigen Octavian erlebt.)


    Aus Cosimas Tagebüchern (22.07.1882):

    Zitat

    Wir haben Proben, Scaria erscheint als alter Gurnemanz und ist darin ganz hinreißend. R. hatte gesagt, im ersten Akt 80, im letzten 90.



    Und schließlich: Halbwegs(!) manierlich benimmt sich Ochs im 1. Akt ja durchaus noch, das ändert sich erst im 2. Akt gegenüber seiner "Zukünftigen".

    Günther Groissböck. Den kenne ich aber nur von der Salzburger DVD und nicht von der Bühne. Ob er nun zur Schwarzkopf gepasst hätte, sei mal dahingestellt.

    Wie gesagt: Live fand ich ihn noch überzeugender als in der Aufzeichnung. Hätte garantiert besser zur Schwarzkopf und auch zur Jurinac gepasst als Otto Edelmann, der für mich stimmlich und darstellerisch Richtung Totalausfall tendiert...


    Ochs will ja auch brillieren, verführen, Eindruck schinden - das hat Edelmann als Ochs irgendwie schon alles lange hinter sich...

    (So jedenfalls mein erinnerlicher Eindruck, der allerdings auch schon ein paar Jahre her ist. Aber dass Schwarztkopf und Jurinac deutlich idealer sind als er, das schwöre ich!)

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Eigentlich sollte es hier um Elisabeth Schwarzkopf gehen, doch es entwickelt sich zum Ochs-Thread.


    Im Buch über 300 Jahre Dresdner Oper von Hans Schnoor "Die Stunde des Rosenkavalier" ist auf Seite 26 ein kleiner Hinweis auf die Besetzung des "Ox" zu finden. Hofmannsthal schreibt am 11.1.1911 "Sonntag abends bin ich in Dresden mit Reinhardt und Strauss,- dort wartet unser ein Ox, der weder basso noch buffo, weder humoristisch, noch behaglich noch drastisch ist, sondern ein edler Comödiant, ein Mann, der in Bayreuth den Amfortas (Perron? Frage von mir) singt, muß alles mit Humor auffassen." Sicher geht es dabei um Carl Perron, von dem auch ein Foto im Buch (Seite 36) zu sehen ist.


    Allerdings ist mir unklar, daß dieser Brief vom 11.1.1911 Bezug nimmt auf den Rosenkavalier am "Sonntag", dessen Premiere am 26.1.1911 stattfindet.


    Im Buch gibt es auch keine Einschätzung der Sänger der Dresdner Uraufführung, es wird die anwesende Prominenz benannt und dem Komponisten und dem Dirigenten gehuldigt. Für Dresdener Opernfans trotzdem ein lohnenswertes Buch, ein Muß.


    Für mich war Kurt Moll als Ochs unerreicht, meine Schwiegermutter schwärmte immer von Curt Böhme. Immerhin habe ich den Rosenkavalier mind. 10x live erlebt, aber an den Häusern wie in Gera, Chemnitz, Dessau, Erfurt, Weimar und selbst Leipzig war ein Moll nicht zu erwarten.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

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  • Um diesen Film geht es übrigens:



    Ich habe gerade nur in Ochs' Abgang im 1. Akt reingehhört: "Euer Gnaden haben heut durch unversiegte Huld mich tief beschämt" - Beschämend! (Und damit meine ich weiß Gott nicht nur die Tiefe!)

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Allerdings ist mir unklar, daß dieser Brief vom 11.1.1911 Bezug nimmt auf den Rosenkavalier am "Sonntag", dessen Premiere am 26.1.1911 stattfindet.

    Lieber La Roche, das Buch werde ich mir besorgen müssen. Danke für den Tipp. Der 11. Januar war ein Mittwoch. Ich verstehe die aufschlussreiche Briefstelle so, dass Hofmannsthal im Begriffe war, zu Bersprechungen für die Uraufführung nach Dresden zu reisen. Diese Besprechungen hat es gegeben.


    Ja, Perron sang in Bayreuth den Amfortas.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent


  • Lieber La Roche, eben bestellt! :)

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Lieber Rüdiger,


    sicher wirst Du vieles schon kennen, was der Herr Schnoor so zusammengestellt hat. Es geht ja nicht nur um den Rosenkavalier, sondern um 300 Jahre Oper in Dresden, natürlich mit Weber und Strauss, mit Wagner u.a.


    Aber sicher wirst Du einiges finden, was in dieser Form auch Dir neue Sichtweisen oder Zusammenhänge öffnet. Viel Spaß beim Lesen.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

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