Tripelkonzert - ein Nebenwerk Beethovens

  • Zitat

    Original von Ulrich Kudoweh


    Dass sich Frau Argerich immer wieder mit diesem restlos überbewerteten Cellisten zusammentut, ist mir sowieso ein Rätsel.


    :D:yes:

    Gruß ab


    ---
    Und ich meine, man kann häufig mehr aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lernen als aus Gesprächen mit Männern, die drauflosreden nach Begriffen, die sie geborgt haben, und nach den Vorurteilen ihrer Erziehung.
    J. Locke

  • Zitat

    Zitat: Original von Ulrich Kudoweh


    Dass sich Frau Argerich immer wieder mit diesem restlos überbewerteten Cellisten zusammentut, ist mir sowieso ein Rätsel.
    :D :yes:


    ?(
    "Immer" spielt sie mit Maisky.


    In der zitierten Aufnahme mit Mork.


    Wo ist jetzt der "restlos überbewertete" Cellist?


    Ich glaub für Casals ist sie wohl zu jung, oder...? :pfeif:


    :D

  • Zitat

    Original von flotan
    "Immer" spielt sie mit Maisky. In der zitierten Aufnahme mit Mork. Wo ist jetzt der "restlos überbewertete" Cellist? Ich glaub für Casals ist sie wohl zu jung, oder...? :pfeif: :D


    Nööö, guckst Du bitte auf die entsprechenden Cover, mit Herrn Mörk hat Frau Argerich mal irgendwann Prokofiev, Liszt und Bartok auf einer CD bei EMI aufgenommen, sonst wohl nichts, das Tripelkonzert hat Herr Mörk mit den Herren Shaham, Bronfman und Zinman bei Arte Nova - kaum anzunehmen, dass ein Misha Maisky sich je dorthin verirren würde - aufgenommen, zu Herrn Casals vertrete ich eine dezidiert andere Auffassung, und Frau Argerich ihrerseits hat das Tripelkonzert weder mit Herrn Mörk noch mit Herrn Casals, sondern wie "immer", mit Herrn Maisky und dazu noch Herrn Violinbruder Capucon bei EMI eingespielt.


    Ist jetzt klar geworden, wo der "restlos überbewertete" Cellist zu suchen ist?


    Liebe Grüße, Ulrich

  • Genauso unverdient im Schatten, wie das Tripelkonzert auch:


    Paul Badura-Skoda, Hammerflügel
    Franzjosef Maier, Violine
    Anner Bylsma, Violoncello
    Collegium Aureum



    1974 aufgenommen zeichnet sich diese Aufnahme immer noch durch ihre Direktheit und Transparenz aus.
    Die Solisten gehen ihren Part mit Schwung, Leidenschaft und sehr viel Spielfreude an und das Orchester den seinen ebenso, wobei das Resultat nicht leichtgewichtig ist, sondern eher so wirkt, als wie wenn der "Titan" zu scherzen beliebt.
    Dieses hohe Niveau wird übrigens auch beim 4. Klavierkonzert gehalten, wobei nur bedauerlich ist, dass man damaliger Zeit nicht auch die restlichen Beethoven-Konzerte eingespielt hat.


    Viele Grüße
    John Doe
    :jubel:

  • Hallo liebe Beethoven-Freunde,


    auch ich habe dieses schöne Konzert in mehreren Einspielungen, von denen ich drei für besonders erwähnenswert halte:
    am besten gefällt mir die legendäre 69er Aufnahme mit dem ganz überragenden Trio Richter-Oistrach-Rostropovich unter Herbert von Karajan mit den Berliner Philharmonikern, dann die zweite Aufnahme mit Oistrach und seinen Freunden, dem Geiger Lev Oborin und dem Cellisten Sviatoslav Knushevitsky, unter Sir Malcolm Sargent mit dem Philharmonia Orchestra, aus dem Jahre 1958.
    Auch eine neue Aufnahme aus dem Jahre 2005 möchte ich erwähnen: Yefim Bronfman, Klavier, Gil Shaham, Geige und Truls Mork, Cello unter David Zinman mit dem Tonhalle Zürich Orchester. Diese Aufnahme besticht natürlich durch ihre Plasitzität, ihren Schwung, und unter den Solisten gefällt mir am besten Truls Mork. Vielleicht liegt das daran, dass ich ihn schon einmal live erleben durfte.
    David Zinman drückt hier auch nicht so aufs Tempo wie bei den neun Sinfonien oder der Missa Solemnis. Er ist nur 11 Sekunden schneller als Sir Malcolm Sargent 1958.
    Im übrigen halte ich das Tripelkonzert, zwischen Eroica und Apassionata gelegen, ganz bestimmt nicht für ein Nebenwerk, zumal es in dieser Instrumentation seinesgleichen sucht.


    Liebe Grüße


    Willi

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Eine weitere "heiße" Aufnahme des Tripelkonzertes ist folgende:



    Thomas Dausgaard interpretiert hier mit den Solisten Urban Svensson, Violine, Mats Rondin, Cello und Boris Berezovsky, Klavier das Tripelkonzert als den anderen Konzerten Beethovens absolut gleichwertig und zwar mit sehr viel brio. Berezovsky hält dabei am Klavier mühelos mit, Rondin am Cello ebenfalls, nur Svensson ander Violine scheint mir seinen Teil etwas zaghaft anzugehen und sein Instrument zu schonen, wobei dieser Eindruck teilweise auch der Aufnahmetechnik geschuldet sein mag. Selbige betont nämlich das Klavierund auch das Cello sehr stark, derweil die Violine irgendwo im Hintergrund angesiedelt zu sein scheint. Wäre das nicht der Fall, würde diese Aufnahme der von mir schon erwähnten mit Badura-Skoda, Maier und Bylsma ernsthaft Konkurrenz machen.
    Nichtsdestotrotz handelt es sich aber um eine sehr gute Aufnahme, der es mit Erfolg gelingt, das Tripelkonzert aus seiner Nebenwerksnische herauszuholen.


    Viele Grüße
    John Doe
    :hello:

  • Wenn ich nichts überlesen/übersehen habe,
    wurde diese Aufnahme noch nicht genannt:




    Das Chung-Trio mit dem Philharmonia Orchestra.


    Diese Aufnahme wurde seinerzeit sehr gelobt; in Rondo gab es eine sehr positive Kritik im Archiv;
    selbiges ist jedoch seit einer gewissen Zeit verschwunden. :(


    Die Solisten werden nicht vom Orchester »untergewalzt,« sondern musizieren wunderschön im Dialog
    miteinander – nicht gegeneinander.


    Kennt jemand diese Einspielung? :?:

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)

  • Also ob man das wunderbare Tripelkonzert als ein „Nebenwerk“ Beethovens abtut oder nicht, muss wohl der Einschätzung eines jeden Einzelnen überlassen bleiben. Ich tue es jedenfalls nicht – das ist ein überaus charakteristischer und gewichtiger Beethoven-Brocken, und ich halte es auch für absoluten Quatsch zu behaupten, der Klavierpart sei einem „mäßig klavierspielenden Erzherzog Rudolph in die Finger geschrieben“ (Ich nehme an, dass Sagitt das in seinem Eröffnungsbeitrag irgendwoher zitiert hat). Wer so etwas behauptet, hat weder genau hingesehen noch hingehört. Der Anspruch ist schon ganz schön hoch! Warum das Tripelkonzert ein gewisses Schattendasein führt, ist wohl auf die vorgenannten Schwierigkeiten zurückzuführen, ein wirklich kompetentes Trio für einen Aufführungstermin zusammen zu bekommen.

    Wie es klingen kann, wenn ein Trio „nicht so ganz" kompetent ist, demonstriert die Aufnahme aus der Cascade-Box mit Conrad van der Goltz (Violine), Jan Pollacek (Cello), Kirsti Hjort (Klavier) und den Nürnberger Symphonikern unter Othmar M. Maga. Da klappert es bei den Solisten (bei denen mir nur der Name des Geigers etwas sagt) doch ganz schön, und auch das Orchester ist durchaus nicht immer „auf der Höhe der Zeit“, was mich bei Maga, durchaus kein Nobody, doch etwas wundert. Erschwerend kommt eine für meine Begriffe an heutigen Standards gemessen ziemlich miese Klangqualität hinzu (da die Cascade-Box keinerlei Information bietet – es ist nicht einmal ersichtlich, ob DDD oder ADD – kann ich keine Angaben zum Alter der Aufnahme machen).

    Eine Wohltat ist es, danach die Aufnahme mit Christian Funke (Violine), Jürnjakob Timm (Cello), Peter Rösel (Klavier) und der Dresdner Philharmonie unter Herbert Kegel zu hören. Ausgezeichnetes Zusammenspiel der Solisten untereinander und mit dem Orchester, das hier doch völlig anders klingt. Für meine Begriffe eine auch sehr ordentliche Klangtechnik, wenn auch die Aufnahme bereits 1988 innerhalb einer Capriccio-Box (Classic Collection) erschien.

    Leider kenne ich die bisher genannten Aufnahmen noch nicht, aber als eingefleischter Argerich-Fan werde ich mir diese Aufnahme – trotz aller geäußerten Vorbehalte – als Vergleichsaufnahme besorgen.

    Viele Grüße aus dem im Augenblick leider total verregneten Odenwald,


    harry

  • Seit heute ist eine Neuaufnahme des umstrittenen "Tripelkonzertes", das angeblich "nie wirklich gemocht" wurde, verfügbar - und zwar in einer Besetzung die man getrost als "State of the Art" bezeichnen kann. Auch wenn derzeit vermutlich - so wie ich - noch niemand diese Aufnahme besitzen sollte, so ist sie doch ein willkommener Anlass sich wieder mit diesem Werk und seinen Interpretationen auf Tonträger zu befassen.
    Kurz entschlossen wollte ich einen neuen Thread eröffnen. Bei der Recherche bin ich auf diesen hier gestoßen und ich muß sagen,er stellt eine Sternstunde in der Tamino-Geschichte dar. So viele einander widersprechende Meinungen zu Werk und zu den Interpreten - und der Gesprächston verblieb dennoch moderat. So rege ich nun an, diesen Thread hier nach 5 Jahren fortzusetzen. Das angeblich so ungeliebte Werk wurde seit unserem letzten Beitrag hier im Forum mindestens ein halbes Dutzend mal neu eingespielt - und immer war es angeblich - laut Kritik - die ultimative Interpretation, die uns hier zu Gehör gebracht wurde. Einige dieser ultimativen Neuaufnahmen werden inzwischen schon um 5.99 oder so ähnlich angeboten - übrigens auch die vielgelobte und gelästerte Aufnahme unter Karajan aus dem Jahre 1970 für EMI.


    Und natürlich kann auch weiter über die jahrzehntealten "Referenzen" dieses Werkes geschrieben werden.....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Mit dem Tripelkonzert hatte ich meine Schwierigkeiten. Ich besitze eine ganze Reihe von Aufnahmen, aber wirklich gefallen hat mir dieses Werk nie. Das habe ich immer als sehr erstaunlich empfunden, da ich Beethoven über alles liebe und mir kaum habe vorstellen können, dass er etwas komponiert hat, was nicht zu mir spricht. Zum Glück bin ich vor einigen Monaten auf eine Aufnahme gestoßen, die alles verändert hat - schon der erste Takt hat mich förmlich elektrisiert, und so ging es dann bis zum Ende weiter. Meine klare Referenz. Wieder kein Ensemble von Stars und kein berühmtes Orchester, um das Thema eines anderen Threads aufzugreifen, aber vielleicht klingt es gerade deswegen so frisch und "unerhört":


    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Das Tripelkonzert höre ich selten, aber doch ganz gerne. Neben den üblichen, hier schon genannten Verdächtigen (Oistrakh und Co. mit Karajan und Sargent, Serkin und Co. in Marlboro und Schneiderhan und Co. mit Fricsay) schätze ich auch eine Aufnahme mit einem "echten" Klaviertrio.


  • Das Tripelkonzert ist meinem Eindruck nach ein "Schallplattenwerk". Es wird sicher sehr viel seltener live gegeben (u.a. wg. des Aufwandes 3 Solisten zu koordinieren), aber inzwischen gibt es ein Unzahl von Aufnahmen. (Das ist noch nicht lange so; ich weiß von keiner Aufnahme aus der Mono-Zeit und verglichen mit dem Violinkonzert sind es natürlich nicht so extrem viele.)


    An der Bezeichnung "Nebenwerk" muss man sich m.E nicht aufhängen. Es ist ohne Zweifel ein reifes und vollwertiges Werk, aber für mich ebenso zweifellos zu Recht im Schatten eindeutiger "Hauptwerke" wie 4. u. 5. Klavierkonzert und Violinkonzert. Nicht nur, aber auch, weil es für Beethoven ein sehr heiteres, eher undramatisches Werk ist. Aber hinter dem benachbarten 4. Klavierkonzert zurückzustehen, ist sicher keine Schande.
    Da ich eine Kassette mit der Fricsay-Aufnahme günstig kaufen konnte, war es eines der ersten Konzerte, die ich überhaupt kennenlernte (allerdings nach Beethovens 5. KK), aber ich habe es ewig nicht gehört. M.E. hat es im ersten und teils auch im dritten Satz einige Längen, weil alle drei Solisten ihren entsprechenden Anteil erhalten müssen und der beste Satz, der mittlere, ist dagegen beinahe zu kurz. In jedem Fall ist es immer noch der beste Ersatz für das Cello-Konzert, das Beethoven nicht komponiert hat (aber das Cello hat wohl im Tripelkonzert die dankbarste Partie).

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Seit heute ist eine Neuaufnahme des umstrittenen "Tripelkonzertes", das angeblich "nie wirklich gemocht" wurde, verfügbar - und zwar in einer Besetzung die man getrost als "State of the Art" bezeichnen kann. Auch wenn derzeit vermutlich - so wie ich - noch niemand diese Aufnahme besitzen sollte, so ist sie doch ein willkommener Anlass sich wieder mit diesem Werk und seinen Interpretationen auf Tonträger zu befassen.


    Das muss ja wohl wirklich eine besondere Aufnahme sein, denn am Freitag war diese Scheibe auch schon im hiesigen Drogeriemarkt bei seinen paar Klassik-CDs mit dabei.
    Richtig aufmerksam gemacht hat mich aber erst Alfreds Beitrag, so dass ich sie heute kurzentschlossen gekauft habe, ein bißchen auch nach dem Grundsatz: greif zu, wenn so etwas schon in deiner Gegend auftaucht, schließlich kann es wieder ein, zwei Jahre dauern, bis da wieder etwas interessantes auftaucht.


    Aber wie ist nun die Aufnahme? HIP at his best! 8 erste, 7 zweite Violinen, 5 Bratschen, 4 Celli, 2 Kontrabässe, Pauken und die Bläser paarweise, aber moderne Instrumente.
    Die Solisten spielen, wie nicht anders zu erwarten hoch virtuos, halten mühelos mit dem energischen, vorwärtsdrängenden Orchester mit und sind von der Aufnahmetechnik sehr deutlich eingefangen, einzig die Violine könnte noch eine Spur prägnanter sein.


    Ob es jetzt nun eine neue Referenz ist, wie bei JPC geschrieben steht?
    Sie kommt nah an meine persönliche Referenz, die alte Aufnahme mit Badura-Skoda, Bylsma, Meier und dem Collegium Aureum, ran, ganz, ganz nah, aber die letztgenannten spielen doch eine Nuance kultivierter, lassen es also nicht ganz so "krachen" und die Solisten sind alle drei gleich gut eingefangen.


    Läßt man diese alte Aufnahme außen vor, dann ist sie durchaus referenzverdächtig, alleine schon deswegen, weil die Zahl der HIP-Einspielungen des Tripelkonzertes doch sehr überschaubar ist.


    Viele Grüße
    John Doe
    :)

  • ...ich habe soeben "die Neue" auch gehört.
    Und bin eher enttäuscht.
    HIP ist das nicht, eher so eine seltsame Kompromisslösung- aber um HIP geht es mir auch nicht.


    Schon Scherchen war von dem Werk irritiert. Las dann die Noten und fand: macht man es im richtigem Tempo, steht es auch nicht auf dem Fleck.
    Scheinbar scheint dieses Werk stillzustehen, sich immer um sich selbst zu drehen, keine thematische Entwicklung zu kennen.
    Karajan mit seinen drei Stars bläht auf ins Unermessliche und übertüncht mit Staraufgebot, dass er nichts zu sagen hat.
    Diese Einspielung hat Maßstäbe gesetzt: mit Namen, die allesamt nichts zu sagen haben (dürfen) um das Werk zu vermitteln.


    Ich kenne ich auch selbst nur ganz wenige Aufnahmen, die dem Werk nahe kommen- keine davon hat Referenzcharakter.
    Isablle Faust, Queras und Bezuidenhout unter Brüggen kommt dem am nächsten.
    Tempi stimmen - und die müssen zügig sein!
    Szell mit Istomin und Rose etc. spielt mit Details. Besonders rhythmisch kann man hier ein Feuerwerk erleben - aber das Tempo passt nicht.


    Einem lieben Freund gegenüber warf ich die Frage auf, hier die Idee des Concerto Grosso einwerfen zu dürfen ohne gesteinigt zu werden. Darum aber geht es eigentlich: da spielt doch nicht ein Trio "gegen" das Orchester. Soilistenallüren sind völlig unangemessen.
    Es geht um das Verschmelzen des "Nicht-Trios" mit dem Orchester. Und da kommt wirklich die Aufnahme mit dem Collegium Aureum der Intention Beeethovens näher als jede andere.
    Und nein: ich weiß nicht, was Beethoven wollte. Nur, um dem gleich zuvorzukommen, sowenig wie bei Brahms.
    Ich folge allein meinem Instinkt.
    Und der Kenntnis des Ursprungs und nicht dem Schönklang, der auszubalancieren sucht, was nicht zu balancieren ist mit großen Namen im Rahmen eines völlig anders angelegten Werkes.


    Mit wenigen Worten zur Neuaufnahme mit Antonini: der Körper, der dem Orchester fehlt, wird überbeantwortet durch Solisten, die es nicht sein sollten.
    Keine Referenz, eher eine Stellungnahme zum andauernden Missverständnis und das bestätigend.


    Mike

  • Szell mit Istomin und Rose etc. spielt mit Details. Besonders rhythmisch kann man hier ein Feuerwerk erleben- aber das Tempo passt nicht.


    Hallo Melante,


    das ist aber Ormandy/Philadelphia Orchestra mit Istomin/Rose/Stern. :thumbsup: Das ist übrigens meine Lieblingsaufnahme des Tripelkonzertes - bei dem mir das Tempo eben genau liegt !
    Die Aufnahme ist auf der SONY-CD mit dem KK Nr.5 mit Szell (deshalb Deine Verwechslung).



    SONY, 1961 (KK5), 1964 (TK), ADD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Lieber Teleton,
    keine Verwechslung, tut mir leid.


    Mit eben jenem Trio, mit dem Ormandy das Konzert einspielte, hat Szell es live musiziert - diesen Mitschnitt meine ich und nicht Ormandys Aufnahme.
    Man, da wäre ich gern dabeigewesen! Mozarts KV 449 mit Istomin, dann Beethovens "Tripelkonzert" und zum Beschluss, leider verloren, Brahms' Doppelkonzert mit Stern und Rose.
    Was für ein Konzertprogramm!


    Herzliche Grüße,
    Mike

  • Da diese Aufnahme auf die Initiative von Sol Gabetta zurückgeht, ist nur logisch, dass die Cellostimme besonders deutlich zu hören ist, das Klavier hört man in dieser Kombination eh deutlich genug, bleibt noch die Violine, die nicht durchgehend so prägnant ist.
    Nehme ich als Vergleichsaufnahme die Dausgaard-Einspielung her, ist dieses Phänomen noch extremer: dort geht die violine fast unter.


    Meine Frage nun: ist das Tripelkonzert eigentlich ein Konzert für Cello, Klavier und Orchester, wo auch noch eine Solovioline mitspielt, ähnlich Mozarts Concertone für zwei Violinen und Orchester, in dem auch eine Oboe mit umfangreichen Solopassagen bedacht ist, oder ist es wirklich ein Konzert für drei Soloinstrumente?


    John Doe

  • Ich würde eher sagen (aber nur Nuancen): Cello>Violine>Klavier. Selbst wenn, wie oben jemand sagt, es übertrieben sei, dass der Klavierpart mit Rücksicht auf den jugendlichen Erzherzog Rudolph vergleichsweise leicht gestaltet sein soll. Das Cello hat meiner Erinnerung nach relativ viel in der etwas höheren, sehr wohlklingenden Lage, während die Violine nicht so extreme Höhenflüge übernimmt wie in vielen Violinkonzerten. Das Stück ist, wie auch schon gesagt wurde, insgesamt relativ kammermusikalisch gehalten (und das betrifft nicht nur das Trio).

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • ...nochmals: ein Concerto Grosso mit vier gleichberechtigten Stimmen, wobei das Orchester eine ist.
    Differenziert zu agieren hat statt Begleitung zu spielen, während die drei "Nicht-Solisten" auf Augenhöhe zu agieren haben.
    Jede Art Wertung im Sinne von Bevorzugung geht fehl: alle sind stets gleichberechtigt, aber bereit, die Führung anderen zu überlassen.


    Im Violinkonzert geht Beethoven den Weg, den Solisten, den einen, einzuschmelzen in das gesamte Geschehen. Im Tripelkonzert geht er weiter und beruft sich auf tradierte Wege: das Plaudern aller auf gleichem Niveau.


    Dieses Konzert, wie eigentlich alle Beethoven-Konzerte, lebt vom Geben und Nehmen zwischen "Nicht-Solisten" und Orchester.
    Wer hier Solist sein will, verkackt das ganze Konzert.

  • Scheinbar bin ich neben Norbert hier eine Ausnahme, mir gefällt das Konzert.


    Da geselle ich mich dazu, auch ich finde Beethovens Tripelkonzert nicht nur originell, sondern auch schön.


    Karajans berühmte EMI-Aufnahme mit den russischen Meistersolisten Richter, Oistrach und Rostropowitsch ist m.E. besser als ihr Ruf, aber es gibt noch eine , meist vergessene, zwanzig Jahre jüngere Aufnahme von Herbert von Karajan:

    mit Mark Zeltser (Klavier), Anne-Sophie Mutter (Violine) und Yo Yo Ma (Violoncello).
    Es spielen die Berliner Philharmoniker (Aufnahme: 9/1979, Berlin, Philharmonie).
    A.-S. Mutter war zum Zeitpunkt der Aufnahme 16 Jahre alt! Ich finde die Aufnahme erfrischend, Karajan passt sich den durchweg jungen Solisten gut an und lässt die Zügel locker.


    LG, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

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  • So ein richtig grosser Liebhaber des Tripelkonzertes war ich ja nie ... meine erste Aufnahmen war natürlich die mit Karajan und den 3 russischen TOP-Solisten (EMI), dann auch die mit Szell (EMI) und dann kam zufällig (wegen des KK 5 auf der CD) die Aufnahme mit Szell / Rose, Istomin, Stern (SONY) dazu, die mir besser als die Vorgenannten gefiel (- siehe auch Beitrag 75).


    Nun kaufe ich mir seit einiger Zeit gerne Klassik auf DVD und BluRay ... die DVD hatte ich in erster Line wegen Mussorgkys Bilder einer Ausstellung gekauft. Aber der Kauf hat mehr als gelohnt, denn auch das Tripelkonzert ist mal eine richtig spannende Aufnahme, die alle Konventionen über den Haufen wirft.

    Die Solisten Marta Argerich, Renaud Capucon, Gautier Capucon entfachen ein magisches jugendlich ungestümes und schwungvolles Bild, zugleich aber "feine, lebendige Nuancierungen von Phrasierungen und Dynamic". Dazu Gustavo Dudamel, der sein Simon Bolivar SO of Venezuela nach Salzburg mitgebracht hat. Er zeigt, dass er nicht nur ein ausserordentliches Talent (und Temprament) zum Anfeuern, sondern auch zum Mitgestalten und Begleiten besitzt.

    Eine fantastisches Konzert der Salzburger Festspiele vom August 2008, das alle Sprachen spricht, unheimlich Hörspass und Hörfreude macht.

    Auch der Mussorgsky kann sich mit den allerbesten Aufnahmen von den Bildern (Solti (Decca)) messen und hat power ohne Ende !

    Die Zugabe Ginasteras Estancia - Final Tanz ist ohnehin ein Fest für die Venezuelanischen Musiker ... ein Wahnsinn der Freude und Musikalität !

    Klangtechnisch ein Fest in DTS 5.1 !!!


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    DG, 2008, DTS 5.1

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Immer wieder ärgere ich mich, daß irgendjemand Beethovens Tripelkonzert als "Nebenwerk" bezeichnet - Das Gegenteil ist der Fall

    Dieses Geheimnisvolle, das immer wieder das Werk umweht ist einzigartig

    Unheute hier mitreden können, musste ich den Thread beinahe komplett lesen. Dabei konnte ich zu meiner Freude feststellen, daß die Mehrheit der hier mitschreibenden das Werk schätzen.

    Kommen wir zur Interpretation: Die "alte" Karajan- Aufnahme idt IMO einsamer Spitzenreiten. Man kann dagen, dieses Urteil sei dadurch bedingt, weil diese Augname meine allererste war - somit also prägend. Aber ich habe mir heute einge der hiier erwäntgen Aufnahme n via Clips angehört. Und das war teilweise ein desaster: Zuviel Hall, wummernin den Bässen, schlechter Klangfarbentreue und Durchhörbarkeit. Wer mein Beiträge liest, weiss, daß ich mich selten so eindeutig festlege, Der Klang der Soloinstrumente ist klangfarbentreu. Karajan bringt jede noch so feine klangliche und dynamische Schattierung Nuance mit Hilfe seines vorzüglichen Orchesters heraus.

    Das Solistentrio spielt superb - ungeachtet eventuell vorhandener persönlicher Spannungen

    Eine Jahrhundertaufnahme wie sie im Buche steht !!!


    Soweit ichauf die Schnelle sehe ist hier kein Clip eingefügt worden - natürlich nicht - die Möglichkeit gab es ja zu Beginn des Threads noch nicht...



    mfg aus Wien

    Alfred


    Anmerkung 1: Offenbar handelt es sich hier um die Wiedergabe einer analogen Langspielplatte. Am feinen Knistern und am Wegblasen des Staubs von der Diamantnadel zu erkennen....


    Anmerkung 2: Weder die nachgepresste Vinyl Ausgabe, noch die CD werden die Klangfarbentreue der hier benurtzen Langspielplatte erreich. Grund ein Nachteil der Analogtechnik sit, daß sich von Pressung zu Pressung die Qualität verschlechtert. Kaum Hörbar - aber doch. Hingegen bei der überspielung auf CD gehen a priori feinste Feinheiten verloreren - es kommt zu vielgelästerten "Digitalklang", den aber nicht jeder heraushört oder als stärend empfinged,


    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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    Vom Tripelkonzert gibt es sogar eine Einspielung des Trio Zingara und des English Chamber Orchestra unter der Leitung des ehemaligen britischen Premierministers Sir Edward Heath, der ja ein bekennender Amateurdirigent war (Aufnahme: All Saints Church, Tooting Graveney, London, 10. & 11. Oktober 1988).

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Eine Jahrhundertaufnahme wie sie im Buche steht !!!



    Gestern Nacht habe ich mir diese berühmte Einspielung (Aufnahme: Jesus-Christus-Kirche, Berlin, 15.-17. September 1969), wohl mit die legendärste Schallplattenproduktion überhaupt, nach sehr langer Zeit, vielleicht sogar zum ersten Mal ganz bewusst, angehört. Und ich kann das Zitierte nur unterstreichen. Listen wir noch einmal die Solisten auf: Swjatoslaw Richter; Klavier; David Oistrach, Violine; Mstislaw Rostropowitsch, Cello. Mit die größten Namen überhaupt in ihrem jeweiligen Metier. Und ein historischer Glücksfall. Schon wenige Jahre später wäre diese Kombination gar nicht mehr möglich gewesen (Oistrach starb 1974 viel zu früh). Aber kongenial eben auch Herbert von Karajan mit den Berliner Philharmonikern. Bei einem Werk, wo normalerweise die Solisten im Mittelpunkt stehen, wertet er den Orchesterpart zum gleichwertigen Partner auf. Das ist schon ganz große Klasse und lässt das Tripelkonzert gewichtiger daherkommen. Sehr gut für mein Dafürhalten auch der Klang, trotz der tendenziell vorherrschenden Kritik an manchen EMI-Einspielungen der späten 1960er und 70er Jahre. Die Aufnahme fällt zudem in das Jahr, in welchem Karajan zu EMI zurückkehrte, nachdem er dort seit 1960 keine einzige Einspielung mehr vorgelegt hatte. Damit war das Jahrzehnt des Exklusivvertrages mit der Deutschen Grammophon Gesellschaft beendet. Bis 1984 arbeitete Karajan parallel wieder auch für EMI. Dass diese Einspielung des Konzerts für Klavier, Violine, Violoncello und Orchester im Nachhinein offenbar von mindestens einem der Solisten schlechtgeredet wurde, mag auch darin begründet liegen, dass hier eben auch der Dirigent der Star war - und zurecht, wie ich meine.

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    – Luís de Camões

  • Beethovens Klavierkonzerte höre ich sehr selten. Das Tripelkonzert kannte ich noch gar nicht, um so erfreulicher die angenehme Überraschung mit dieser HIPpen Aufnahme



    Wie schon ein anderer Kollege schrieb, macht die Aufnahme (etwas kammermusikalisch gehalten) durchgehend Spaß, auch den Spielern. Faust, Queyras und Melnikov sind auch ein eingespieltes Kammermusik-Team. Fortepiano und Barockorchester liefern ein klanglich interessantes, völlig durchsichtiges Spiel. Das werde ich mir sicher noch häufiger anhören!


  • Außer der hier im Thread oft genannten Studioeinspielung unter Karajan gibt es auch einen sowjetischen Mitschnitt mit den Solisten Richter, Oistrach und Rostropowitsch, der seit etlichen Jahren für einige Furore sorgt. Es handelt sich um ein Konzert der Moskauer Philharmoniker unter Kirill Kondraschin, wo der Kopfsatz von EMI als Melodia-Übernahme in der Reihe "Rostropovich - The Russian Years" Ende der 1990er Jahre erstmals veröffentlicht und seither in mehreren Großboxen neu aufgelegt wurde. Wieso nur der erste Satz veröffentlicht wurde und wieso man sich einer schlecht klingenden Mono-Version bediente, bleibt das Geheimnis von EMI.


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    Dass in den Melodia-Archiven sehr wohl das komplette Werk und noch dazu in Stereo vorhanden ist, hat sich erst vor kurzem herausgestellt, als Melodia die Einspielung zumindest digital vollständig und gut klingend verfügbar machte. (Es ist eine Ausgabe sämtlicher Klavierkonzerte von Beethoven in seltenen sowjetischen Aufnahmen. Nur durch Zufall stieß ich heute im Streaming darauf, wo man auch komplett hineinhören kann. Abgesehen vom 2. Klavierkonzert alles in Stereo.) EMI hat die Aufnahme zudem falsch auf 1970 datiert. Es ist allerdings ein Mitschnitt von März 1972 anlässlich des 50. Jubiläums der Moskauer Philharmonischen Gesellschaft, die 1922 gegründet wurde. Dies sieht man eindeutig auf einem ebenfalls existierenden Filmmitschnitt des Konzerts, der sich bei YouTube findet. Damit ist der Beleg erbracht. Die Publikumsgeräusche sind nämlich sowohl im Video als auch in der EMI-Mono-Aufnahme wie auch in der Melodia-Stereo-Aufnahme identisch. Die Spielzeiten wie folgt: 17:20 - 4:37 - 12:30. Kondraschin nimmt den zweiten Satz also eine Minute flotter als Karajan, wie es Richter begrüßt haben dürfte, der ihn unter Karajan verschleppt empfand.


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões