Rigoletto Premiere in WIen

  • Grade ging im Radio der erste Akt der Rigoletto Premiere aus Wien zu Ende. Vielleicht hab nur ich den Eindruck aber sängerisch war das bislang gehörte eine Enttäuschung. Es sind einfach viel zu leichte Stimmen. Die Herren Keenlyside und Beczala sind kaum zu hören im Duett mit Gilda im ersten AKt wurde Herr Beczala von Erin Morley komplett übertönt und in der Chorszene im Vorspiel war er auch kaum zu hören am Ende. Frau Morley gefällt mir bislang am Besten und im Orchestergraben scheppert es doch ganz gewaltig. Werde mir aber heute abend noch die Fernsehübertragung anschauen. Vielleicht entschädigt ja die Inszenierung.

  • Soeben gab es im Radio die Durchsage das Herr Keenlyside den letzten Akt nicht singen wird dafür singt Paolo Rumez den Rigoletto. Nur frage ich mich wenn Herr Keenlyside schon bei der Generalprobe indisponiert war wieso hat man dann nicht sofort Herrn Rumez als Rigoletto eingesetzt grade bei so einer wichtigen Premiere die weltweit übertragen wird.

  • Bei dieser Aufführung - soweit ich sie bis jetzt im Fernsehen mitverfolgen konnte - ist das auch schon egal. Als ich die ersten paar Minuten gesehen und gehört hatte (Regietheather light - mit grässlichen "Dekorationen" ) dachte ich, daß ich nun eben schon zu alt sei, um sowas noch beurteilen zu können. Aber der sogut wie nicht einsetzen wollende Applaus des Publikums nach dem ersten Akt bestätigte meine Meinung.: Eine - trotz bekannter Sänger - eher drittklassige Aufführung - in einer Dekoration, die an eine stillgelegte Fabrik erinnerte und nicht an einen Ballsaal. Ein Rigoletto, der sich als Spaßmacher nur schlecht geeignet hätte, den Herzog aufzuheitern, und ein stimmlich schwacher Herzog. Alles in allem genug um zu sagen, ich werde mir die Aufführung nicht weiter ansehen. Was man - meiner Meinung nach - mit Regisseur und Ausstattern solcher Inszenierungen machen sollte, kann ich an dieser Stelle leider nicht öffentlich schreiben....- sonst bekomme ich wieder mal einen halbseitigen Artikel über mich in einer Wiener Tageszeitung "spendiert"............... :untertauch::stumm::baeh01:


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    ....- sonst bekomme ich wieder mal einen halbseitigen Artikel über mich in einer Wiener Tageszeitung "spendiert"...............


    Nicht so schlimm! Dadurch erhöht sich doch der Bekanntheitsgrad und man ist in aller Munde! :thumbsup:

    W.S.

  • Nach dem Anschauen der Fernsehübertragung mach ich drei Kreuzzeichen und werde auch gleich in der Kirche eine Kerze anzünden, das ich die Rigoletto Inszenierung von Ponnelle noch an der Rheinoper sehen durfte. Aber bei der angeblichen live Übertragung hat der ORF die Fernsehzuschauer veräppelt. Hier sang Herr Rumez die Rigoletto Arie im zweiten Akt während im Radio viel schöner, Herr Keenlyside die Arie gesungen hat. Da gab es wohl im Fernsehen Bilder aus der Generalprobe. Es wurde auch nicht gezeigt wie Herr Meyer vor den Vorhang getreten ist . Wer war denn dieser Praktikant von Frau Rett? Und die sollte mal dringend zum Hals Nasen Ohren Arzt gehen denn beim Schlussapplaus als das Regieteam auftrat meinte sie das sich sowohl Buhs als auch Bravos gab aber es gab eindeutig nur Buhrufe.

  • Was man -meiner Meinung nach - mit Regisseur und Ausstattern solcher Inszenierungen machen sollte, kann ich an dieser Stelle leider nicht öffentlich schreiben


    Darf mein minderjähriger Enkel das, oder haftet dann der Großvater?

  • Da ein Renaissance-Potentat ja kaum in einer solchen Höhle gehaust hat, wie uns der Regisseur glauben lassen will, muss es andere Gründe für das gebotene Bühnenbild geben.
    Nach sekundenlangem Grübeln kam mir die Idee, dass hier die moralische Verkommenheit des Hofes zu Mantua gegeißelt werden sollte.
    Wenn dem so ist, will ich in Ehrfurcht den Hut ziehen.


    Analog zu dieser wegweisenden Idee brauchen künftig die von Krankheit entkräfteten Violetta oder Mimi in den Schlussakten nur noch zu flüstern.
    Eine Entwicklung in diese Richtung war in Wien schon angedeutet. Das „la donna è mobile“ war gerade noch genießbar.
    Das „si vendetta, tremenda vendetta“ ging schließlich gänzlich daneben, was aber wenigstens auf Grund der Umstände entschuldbar war.


    O ew´ge Nacht, wann wirst du schwinden …

  • Zitat

    Zitat von Hami: O ew´ge Nacht, wann wirst du schwinden …


    Hoffentlich bald, lieber Hans, hoffentlich bald!


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Ein Fehler, der sicher Millionen gekostet hat, den "Rigoletto" neu zu inszenieren, und noch dazu so unschön. Dann hat noch dazu der ORF den 2. Akt aus der Generalprobe in die "zeitversetzte Live-Übertragung" eingefügt, was für mich die Übertragung uninteressant machte. Ich hätte überhaupt kein Problem damit gehabt, die stimmlichen Schwierigkeiten mitzuverfolgen und dann den Einspringer zu erleben. Aber die Trickserei der Fensehanstalt musste auch diese seltene Gelegenheit vermasseln. An wen wollte man sich da anbiedern? Was waren das früher für Zeiten, da man regelmäßig Premieren in Echtzeit im Fernsehen mitverfolgen konnte!

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

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  • Zitat

    Aber die Trickserei der Fensehanstalt musste auch diese seltene Gelegenheit vermasseln.


    Genau solche unangenehmen Ereignisse sollen durch eine "zeitversetzte Live-Wiedergabe" (welch ein Widerspruch schon an sich !!) vermieden werden. bzw, daß sie ausgestrahlt werden. Man möchte nicht authentische Pannen übertragen, sondern ein idealisiertes Abbild der Wirklichkeit, fein retouchiert und geglätted. Alle erfolgreich agierenden oder erfolgreich agieren wollenden Institutionen verwenden derlei Kunstkniffe. ich war eines bei einer Generalprobe einer Operettengala (Benatzky ?) im Wiener Raimundtheater. Harald Juhnke hatte auch irgend ein Couplet zu singen. Alles war OK. Zwei Tage später - bei der realen Live-Übertragung - war er so betrunken, daß er seinen Einsatz 3 mal wiederholen musste und den Dirigenten auf offener Bühne duzte und beschimpfte. Heute wäre so etwas nicht mehr möglich - dank zeitversetzter Live-Wiedergabe.....


    Bei der Inszenierung und die es hier konkret geht - wäre das aber auch völlig egal gewesen, da gabs nichts mehr zu verderben.....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Unter keinem guten Stern steht die Premierenserie des Rigoletto. Musste schon Simon Keenlyside nach dem 2.Akt der Premiere w.o. geben, so erwischte es auch gestern seinen Ersatz Paolo Rumetz. Vor der Vorstellung ließ er sich ansagen und der Sprecher verkündete dem Publikum, dass Rumetz „die ganze Partie singen werde“. Es ist traurig, dass dieser Sänger, der hörbar krank war, gezwungen wird, die Vorstellung zu retten. Er konnte einem nur leid tun – drei Akte lang kämpfte er um richtige Intonation, hustete immer, wenn andere Sänger am Werk waren. Aus diesem Grund erübrigt sich jede Kritik – man muss ihm dankbar sein, dass er zugegen war. Man kann gespannt sein, wer die nächste Vorstellung singen wird – auf jeden Fall hat sich Rumetz für den gestrigen Abend einen Sonderbonus verdient…


    Piotr Beczala erwischte als Duca auch nicht unbedingt einen guten Abend. Er klang besonders im ersten Akt sehr belegt, forcierte und klang sehr „gequetscht“. Im Laufe der Vorstellung wurde es besser, er blieb aber weit hinter den Erwartungen zurück.


    Eine durchaus achtenswerte Leistung kann man der Gilda, Erin Morley, bescheinigen. Zwar sollte man sich besser an frühere Interpretinnen der Rolle nicht erinnern, aber außer zwei unsauberen Tönen bei „Caro Nome“ war sie gut. Wenn wir bei der Gilda bleiben – es bleibt zu hoffen, dass Hila Fahima, die in dieser Serie den Pagen verkörpert, in den nächsten Monaten noch genügend Stimmvolumen zulegen kann, damit sie die Tochter des Hofnarren auch vokal hinbekommt.


    Die „schöne Tochter der Liebe“ mag zwar schön sein, aber an diesem Abend erwies sich Elena Maximova als Fehlbesetzung. Eine so vom Timbre her unerotische Maddalena muss man auch erst einmal besetzen… Warum diese Sängerin für die Premierenserie engagiert wurde ist eines der Geheimnisse des aktuellen Besetzungsbüros. Den Großteil der Kritik bekommt zwar Direktor Meyer ab, allerdings darf man nicht vergessen, dass ja der ehemalige GMD Welser-Möst die Premiere dirigieren wollte und sicherlich großen Einfluss auf die Besetzung gehabt hat.


    Als Sparafucile gab Ryan Speedo Green eine solide Leistung ab, Sorin Coliban orgelte fast etwas zu gewaltig als Monterone. Donna Ellen, Mihail Dogotari, James Kryshak, Marcus Pelz, Lydia Rathkolb und Ion Tibrea ergänzten in den kleinen Rollen – mit unterschiedlichem Niveau.


    Das Orchester unter Myung-Whun Chung spielte passabel, allerdings hätte ich mir nach Chungs Dirigat im Simon Boccanegra etwas mehr Brillanz erwartet.


    Von vielen Rezensenten wurde die Produktion von Pierre Audi nicht gut aufgenommen. Ich kann mich dem nur bedingt anschließen. Von der Bewegungsregie kann man nichts Innovatives berichten (nachdem ich die TV-Aufzeichnung nicht gesehen habe weiß ich nicht, wie der Rigoletto „im Original“ interpretiert hätte werden sollen). Es war halt das mehr oder minder Gleiche in einem neuen Bühnenbild. Dieses allerdings hat mir im Vergleich zur alten Inszenierung bei weitem besser gefallen – ich habe da eine andere Idee von Ästhetik.


    Vom „Schloss“ des Herzogs sieht man nur den Vorhof mit Treppe und schon beschädigte Türen – das Gebäude ist genau so heruntergekommen wie die Moral der Hofgesellschaft – insofern passte das. Warum man das käfigähnliche Haus vom Schnürboden erst herab gleiten lassen muss – okay, das kann man unter „Gag“ führen. Über dem Haus schwebt eine Art schwarze Wolke, die recht gut dazu passt. Für meinen Geschmack gut gelungen ist die Behausung von Sparafucile/Maddalena. Sie erinnert an eine Mischung von Kristallschädel und dem Helm von Darth Vader. Eine durchaus dem Charakter des Platzes entsprechende Umsetzung! Für die Ausstattung zeichnet Christof Hetzer verantwortlich.


    Die Kostüme sind sehr geschmackvoll gehalten. Sparafucile ist anscheinend ein „Gentleman-Mörder“ – er kleidet sich besser als die „Cortigiani“.


    Unterm Strich ein Opernabend, der nicht wirklich befriedigend war. Ich kann mit der Produktion gut leben – und hoffe, in Reprisen eine dem Stück entsprechendere Besetzung anhören zu können. Nur ein paar Tage zuvor besuchte ich in Barcelona eine Aufführung von „Maria Stuarda“ mit einer überragenden Joyce DiDonato, die man leider an der Staatsoper nie hört. Der künstlerische Vergleich Wien – Catalunya erbrachte das gleiche Ergebnis als wenn Rapid gegen den CF Barcelona spielen würde…

    Hear Me Roar!

  • Ich war in der zweiten Vorstellung der Premierenserie und ich frage mich ob der Regisseur mit dem Cover von Herrn Keenlyside, Paolo Rumetz, überhaupt gearbeitet hat. So etwas von "Nicht-Spielen" einer Figur habe ich selten erlebt. Rumetz bewegte sich den ganzen Abend lang in einer Einheitspose, mit einem Bein, dass er etwas hinter sich nachzog. Das war's dann auch schon. Von Emotionen eines Rigoletto keine Spur. Auch gesanglich war er sehr unbefriedigend. Im Grunde hat er eine gute baritonale Stimmfarbe für die Partie, er sang aber alles gleich. Lyrische Stellen wurden verschenkt, die dramatischen überforderten ihn sehr. Dieser Rigoletto war so unscheinbar, dass man sich manchmal fragte, ob er überhaupt anwesend ist.
    Die Staatsoper stellt sich kein gutes Zeugnis aus, wenn man weiß, dass der ursprünglich angesetzte Star bereits eine Woche vorher indisponiert war und weder die Haupt- noch die Generalprobe singen konnte und trotzdem kein adäquates Cover für die Premiere zur Verfügung steht. Und dass, wenn man eine Fernseh- und länderübergreifende Kinoübertragung plant! :rolleyes:


    Der Duca von Beczala war aber wahrscheinlich die noch größere Enttäuschung. Bei Rumetz wäre alles über dem Durchschnitt eine positive Überraschung gewesen, aber bei Beczala hat man sich natürlich schon im vorhinein mehr erwartet. Sein Tenor ist leider sehr hart geworden, die Höhen waren sehr gepresst und färbten sich unschön, die Stimme generell sehr unflexibel. Warum eine Gilda auf einen so derb singenden Duca abfährt ist ein Rätsel. Das war kein Verführer sondern mehr ein derber Vergewaltiger. Aber das passte zumindest zum ruppigen Umgang den der Herzog gegenüber Gilda zeigte, als er sie packte und in sein Schlafzimmer zog. Über den Duca ist Beczala eindeutig schon hinaus.


    Zufrieden konnte man nur mit Erin Morley als Gilda sein, die ihre Rolle stimmlich voll im Griff hatte, und auch alle Koloraturen sauber sang.
    Der Mezzo von Elena Maximova war deutlich zu hell für die Maddalena, Ryan Speedo Green sang den Sparafucile etwas zu brav.
    Auch das Dirigat von Herrn Chung war überraschend zahm.


    Die Inszenierung von Herrn Audi muss man wohl als minimalistisch bezeichnen. Schöne Renaissance-Kostüme gab es zwar, alles andere war eher spartanisch. Manches wirkte etwas lächerlich. Ein Herzog, der sich hinter einem kahlen Baum versteckt, der deutlich kleiner und schmäler ist als er selbst und der trotzdem unentdeckt bleibt, oder Sparafucile, der sich zwar kleidet als sei er ein Edelmann, aber in einem Haus wohnt, dessen kleines Zimmerchen im oberen Stock den Sängern kaum Raum zum Agieren bietet. Warum man Giovanna kurz vor der Entführung Gilda's gleich umbringen muss, ist auch so ein Rätsel. Gar zu banal auch der Käfig in dem Gilda hausen muss. Ja, ja, wir haben es alle kapiert - Rigoletto schottet seine Tochter vor der Außenwelt ab. :rolleyes: Abgesehen von solchen Mätzchen ist die Inszenierung allerdings recht konventionell. Und mit schwachen Schauspielern wie Rumetz oder Beczala leider auch sehr langweilig.


    Jetzt darf man auf die Reprise im Juni hoffen und dass man dann den ursprünglich angesetzten Simon Keenlyside in der Titelrolle zu hören bekommt. Die Rollen von Gilda und dem Herzog sind dann auch neu besetzt. Es kann nur besser werden.


    Gregor

  • Jetzt darf man auf die Reprise im Juni hoffen und dass man dann den ursprünglich angesetzten Simon Keenlyside in der Titelrolle zu hören bekommt. Die Rollen von Gilda und dem Herzog sind dann auch neu besetzt. Es kann nur besser werden.


    Gregor


    Hmmmmmmmm - Gilda soll laut aktuellem Stand der Page (!!) der aktuellen Serie werden: Hila Fahima.
    Duca: Saimir Pirgu


    Da können wir die Stimmen dann mit der Lupe suchen gehen....

  • Hmmmmmmmm - Gilda soll laut aktuellem Stand der Page (!!) der aktuellen Serie werden: Hila Fahima.
    Duca: Saimir Pirgu


    Das ist die gleiche Sängerin? Nun, an den Pagen kann ich mich jetzt nicht gesondert erinnern, aber so viel gibt die Rolle ja nicht her.


    Als Duca kann ich mir Pirgu schon vorstellen. Seine Stimme ist zudem in letzter Zeit größer geworden.


    Gregor

  • Zum 8.Mal wurde diese Produktion gezeigt, die von Beginn an – wie man ja weiß – unter keinem guten Stern stand. Auch in der zweiten Serie gab es diverse Absagen. Erst Keenlyside, dann Hvorostovsky. So kam Giovanni Meoni wieder an die Staatsoper zurück. Nach einem Auftritt in Roberto Devereux, der auch schon 15 Jahre zurückliegt und seiner Interpretation des Pere Germont dieses Mal als Rigoletto. Meoni legte den Hofnarren zu Mantua sozusagen „klassisch“ an – vom Regiekonzept des Pierre Audi ist nichts übrig geblieben (und dieses war ja nur bei der Premiere zu sehen, zumindest so lange Keenlyside durchgehalten hat). Meoni sang ohne Fehl und Tadel, war immer sehr präsent. Allerdings darf man auf keinen Fall an die Auftritte von Leo Nucci denken. Bei den „Cortigiani“ stellte sich keine Gänsehaut ein. Der Italiener ist ein solider Vertreter des Verdi-Fachs, zur absoluten Spitze fehlt es aber zur Zeit noch.


    Saimir Pirgu hatte ich schon sehr lange nicht mehr gehört – ich erinnere mich noch an seinen Fenton und an seine Mozart-Auftritte. Seit dieser Zeit hat sich die Stimme ziemlich entwickelt. Sie wurde breiter, voluminöser und in der Mittellage ein wenig baritonal gefärbt. Das „Questa o Quella“ verschenkte er leider total – er klang, als ob er sich nicht gut oder lang genug eingesungen hatte (das fällt mir aber in der letzten Zeit bei vielen Sängern auf, dass diese oft den gesamten 1.Akt brauchen, um die Stimme wirklich öffnen zu können). Im Lauf des Abends präsentierte er wirklich strahlende Spitzentöne, die er bei „La Donna é mobile“ auch gehörig auskostete. Leider ist er in den tieferen Lagen kaum hörbar – daran muss er noch arbeiten. Und auch ihn machte die Perücke nicht wirklich attraktiver…


    Eine beeindruckende Leistung erbrachte Ain Anger in der Rolle des Sparafucile. Er hat ein schönes Timbre, die Stimme wurde breiter – toll zu sehen, wie sich dieser Sänger entwickelt hat.. Auch Sorin Coliban, der zur Zeit zwischen Verdi- und Adés-Serien wechselt, beeindruckte in der Rolle des Monterone. Ich hätte an diesem Abend von ihm gerne mehr gehört! Mihail Dogotari setzte als Marullo positive Akzente, die restlichen männlichen Rollen wurden anstandslos von James Kryshak, Marcus Pelz und Konrad Huber verkörpert. Der Staatsopernchor, geleitet von Martin Schebesta, erfüllte seine Rolle wie immer großartig.


    Als Maddalena kommt in dieser Serie Margarita Gritskova zum Einsatz. Ob man ihr damit was Gutes angetan hat, das sei dahingestellt. Sie klang an diesem Abend (wenn man sie überhaupt hören konnte) einfach überfordert. Im Quartett war sie kaum zu hören – was sehr schade ist. Sie hat ein schönes Timbre, ist allerdings zur Zeit bei Rossini besser aufgehoben. Sie ist, keine Frage, eine hübsche, junge Frau – aber das reicht alleine nicht für diese Rolle. In den ihren stimmlichen Fähigkeiten entsprechenden Rollen höre ich sie gerne, aber dieser Einsatz kommt für sie eindeutig zu früh.


    Ekaterina Siurina ist keine Gilda, die ein elfenhaftes Zauberwesen ist, sondern eine schon reifere, erfahrene junge Dame. In den dramatischeren Passagen wirkte sie daher viel überzeugender, obwohl ihr das „Caro Nome“ gut gelang. Das war auch notwendig, da sie kurz davor beim Duett mit dem Herzog den Schlusston ziemlich versemmelte.


    Die in dieser Inszenierung dahingemeuchelte Giovanna wurde von Carole Wilson rollendeckend dargestellt. Simina Ivan war eine durchschnittliche Contessa di Ceprano und Bryony Dwyer war ein Page, der kaum auffiel.


    Evelino Pidó dirigierte das Staatsopernorchester mit viel Enthusiasmus und deckte manchmal Sänger zu, was besonders bei Ekaterina Siurina auffiel – ob gewollt oder nicht gewollt entzieht sich meiner Kenntnis.


    Über die Inszenierung wurde schon viel geschrieben – sie wird nicht besser (obwohl sie mir ein vielen Teilen nicht schlecht gefällt). Es war ein durchschnittlicher Repertoire-Abend, das Publikum war glücklich und alle Akteure wurden dementsprechend gefeiert.

    Hear Me Roar!