SIMON RATTLE verläßt die Berliner Philharmoniker

  • Trotzdem sollten wir hier vielleicht dem Beispiel der Berliner Philharmoniker folgen und dieses Thema erst einmal ein bissl ruhen und sacken lassen...


    Danke, lieber Stimmenliebhaber, für diesen glänzenden Vorschlag!!
    Es gibt ja viel, worüber berichtet und diskutiert werden könnte!
    Ein Beispiel: während alle ungeduldig nach Berlin geschaut haben, ist eine höchst eindrucksvolle Oper von Beat Furrer uraufgeführt worden! Der Name des Komponisten aber taucht hier im Forum 2011 zum letzten Mal auf - und auch nur, weil auf seinen Geburtstag hingewiesen wurde!


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Ein Beispiel: während alle ungeduldig nach Berlin geschaut haben, ist eine höchst eindrucksvolle Oper von Beat Furrer uraufgeführt worden! Der Name des Komponisten aber taucht hier im Forum 2011 zum letzten Mal auf - und auch nur, weil auf seinen Geburtstag hingewiesen wurde!

    Lieber Caruso


    Ich muß sagen, dass mir die Dinge, die ich bisher von diesem Komponisten gehört habe, überhaupt nichts gesagt haben, ich weiß auch leider nicht mehr, was es war. Ich bin aber für Empfehlungen offen.


    Liebe Grüße
    lutgra

  • Eben deshalb scheitert ein Horowitz an Schubert, weil er ihn so spielt, als hätte Schubert schon die Werke von Chopin, Liszt oder Rachmaninow gekannt.


    Dann ist Alfred Brendel an Mozart gescheitert, denn er spielt ihn so, als habe er bereits Schubert gekannt. Und Michelangeli ist an Brahms gescheitert, weil er ihn so spielt, als habe er Debussy gekannt. Es ließen sich noch viele andere Beispiele anführen. Musikalische Rezeptionsgeschichte funktioniert fast immer so wie ein hysteron proteron und sie verdankt genau dem ihre wichtigsten Entdeckungen. Sonst gäbe es keine "Entwicklung" in der Interpretationsgeschichte.


    Schöne Grüße
    Holger

  • Ich werde nie verstehen, daß man gut laufende Threads auf die offensichtlich alle Welt blickt - zerstören oder bremsen will, einerseits durch, Themanabweichung, andrerseits werden Themen vorgeschlagen, die nicht nur nicht mehrheitsfähig sind, sondern die - meiner Einschätzung nach - chancenlos sind.
    Wir würden hier eine Chance der Marktprofilierung vergeben und sie den Tageszeitungen überlassen - die das Thema weidlich ausschlachten.
    Hier noch ein Zitat aus der "Presse", Österreichs eher konservativer Tageszeitung für Anspruchsvolle.
    Im Artikel "Suchen die Berliner wirklich einen Dirigenten ?"
    vertritt Wilhelm Sinkovicz im Wesentlichen den Standpunkt, daß es eine kluge Entscheidung war, die Wahl auszusetzen, weil man sich eigentlich erst klar werden sollte welchen Kurs das Orchester einschlagen will. Interessant dann aber ein Schlüsselsatz:


    Zitat

    "Wird dann noch ein künstlerisch höchstrangiger Kandidat von den Meinungsmachern quasi politisch diskreditiert, weil er vielleicht nicht nachplappert was der Zeitgeist seinen in Sachen PR geschmeidigeren Kollegen diktiert, liegt die Sache vollends schief"


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Dann ist Alfred Brendel an Mozart gescheitert, denn er spielt ihn so, als habe er bereits Schubert gekannt.

    ....was ja gerade das besonders Gute ist, denn es gibt in der Tat eine starke Verbindung zwischen diesen beiden Komponisten, die sich musikwissenschaftlich nur mit großem Aufwand aufzeigen lässt, die aber vom Musiker und Hörer oftmals leicht zu empfinden ist. Deswegen u.a. ist er ein besonders guter Mozart-Pianist. Ich kann mich erinnern, einige Einlassungen zu diesem interessanten Thema Mozart <---> Schubert auch von Mitsuko Uchida in den Extras irgendeiner DVD aus meinem Bestand gehört zu haben....



    Dem zuzustimmen, fällt mir leicht. Meine Unterstützung für Thielemann fußt jedoch auf meinem Eindruck des Musikers Thielemann. Dass er angesichts der Demos in Dresden sich hier zu Wort meldete, nehme ich ihm indes nicht übel. Vor allem beeinträchtigt es weder meinen Wunsch, ihn beim BPO dirigieren zu sehen, noch beflügelt es ihn. Ich muß zugeben, dass ich in meinen Postings weiter oben einen etwas zu naiven, verengten Blick auf die rein musikalischen Fakten hatte, denn soeben stieß ich in einem Artikelauf das Thema Gergiev, der die russische Krim-Annexion verteidigt, weshalb es im Münchner Stadtrat Zweifel daran gab, ob er dann als Chef der Philharmoniker noch tragbar wäre.
    Ich sehe auch, dass ein Musiker nur dann als unpolitisch wahrgenommen wird, wenn er sich nicht öffentlich zu solchen Dingen äußert. Tut er es dann aber doch, dann ist man damit konfrontiert. Die Gefahr der Überlagerung von politischen Themen auf die in diesen Zusammenhängen nach wie vor wesentlich wichtigeren künstlerischen Themen ist dann natürlich immer groß.
    Selbstverständlich wünsche ich mir nicht, dass einflussreiche und berühmte Musiker einen politischen Maulkorb tragen müssen, denn die Meinungsfreiheit gilt ja auch für sie.
    Aber ich finde es schade, wenn durch diese Themen deren musikalische Arbeit in der Wahrnehmung überlagert bzw. gleich verunmöglicht wird.


    Das gilt ja übrigens auch für diese Diskussion hier, die sich ja nach meinem Dafürhalten vornehmlich um das BPO und deren mögliche Chefdirigenten drehen soll, und nicht um aktuelle geopolitische oder gesellschaftspolitische Streitfragen und Probleme.


    Gruß
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Die B.Z. vor 2 Stunden:


    Zwei Chefdirigenten für die Berliner Philharmoniker?
    Die Berliner Philharmoniker sind zerstritten. Eine Fraktion will den konservativen Thielemann, die anderen den jungen Wilden Nelsons. Nehmt doch beide, fordert Experte Norman Lebrecht.


    Jedes Orchester braucht einen Maestro, der den Takt vorgibt. Die Wahl eines Chefdirigenten ist bei den Berliner Philharmonikern daran gescheitert, dass sich zwei Wunschvorstellungen gegenüberstanden, die sich nicht miteinander vereinbaren lassen. Die einen wollen die deutsche, eher konservative Lösung mit Christian Thielemann (56), die anderen eine junge, kosmopolitische und für die steht Andris Nelsons (36).


    Nach elf Stunden endloser Diskussionen im Haus der Evangelischen Kirchengemeinde Dahlem kamen die Orchestermitglieder endlich zu einem gemeinsamen Entschluss: die Debatte abbrechen, essen gehen und die Lösung vertagen.


    Thielemann und Nelsons haben den Tag übrigens ungeduldig auf einen Anruf aus Berlin wartend verbracht. Nur klingelte das Telefon nie und darüber sind beide alles andere als glücklich. Die Musiker wiederum sind jetzt in sich opponierenden Lagern verschanzt, weil sie den Tag damit verbracht hatten, sich gegenseitig mit Drohungen zu traktieren für den Fall, dass der falsche Mann gewählt wird.


    Tapfer, wie Orchestervorstand Peter Riegelbauer später verkündete, dass man ja noch ein Jahr Zeit für eine gute Lösung habe. Nur wird verstreichende Zeit eine Entscheidung nicht erleichtern, es besteht sogar die Gefahr, dass einer der beiden Favoriten – oder beide – gar nicht mehr willens ist, nach Berlin zu wechseln, und absagt, ähnlich wie bereits vor der Wahl vier andere Top-Kandidaten. Das Resultat wäre, dass den Berlinern nur noch zweitbeste Lösungen übrig bleiben.


    Man darf die Entscheidung also keinesfalls aufschieben. Es gibt eigentlich nur noch zwei Möglichkeiten.


    Die Thielemann-Fraktion wird nicht einknicken. Die Anti-Thielemann-Fraktion muss also die weiße Fahne hissen und die Rückkehr eines deutschen Maestro hinnehmen. Nur hätte das wohl zur Folge, dass eine Reihe exzellenter Musiker ihre Drohung wahr machen und das Orchester verlassen würde.


    Bleibt nur noch eine Kompromisslösung: eine Doppelspitze. Thielemann könnte dann die Verantwortung für das deutsche Repertoire und das heimische Publikum übernehmen und Nelsons das internationale Repertoire und den Auslandsmarkt verantworten.


    Zwei Chefdirigenten? Das hat es in Berlin noch nie gegeben (obwohl Stockholm und Amsterdam es ja vorgemacht haben), nur: Es hat auch nie zuvor eine Situation gegeben, in der das Orchester unfähig war, sich auf eine gemeinsame Zukunft zu einigen.


    Die Philharmoniker können ja mal bei Frau Merkel, der passionierten Musikliebhaberin, anrufen. Sie hat sicher ein paar gute Ratschläge parat, wie man das hinkriegt – eine Große Koalition.

  • Na ja, ehrlich gesagt, ich halte von einer Doppelspitze wenig, zumindest wenn es wirklich zwei absolut gleichberechtigte Dirigenten sind.


    Das MDR Sinfonieorchester versuchte das zwischen 1996 und 1999 mit einem Triumvirat von drei "Hauptdirigenten" (Marcello Viotti, Fabio Luisi und Manfred Honeck). Schnell kristallisierte sich einer, Luisi, als dominierend heraus und wurde 1999 auch alleiniger Chefdirigent. Auch bei den Königlichen Philharmonikern Stockholm ging die Doppelspitze Andrew David und Paavo Järvi nicht lange gut (1995—1998).


    Eher könnte ich mir die Amsterdamer Lösung vorstellen: Beim Concertgebouw-Orchster gab es neben dem Chefdirigenten bis in die 1980er Jahre einen sog. "Zweiten Dirigenten", bis in die 1940er Jahre sogar noch einen sog. "Ersten Dirigenten" (also drei hierarchisch untereinander). Darunter waren alles andere als zweitklassige Dirigenten, z. B. Pierre Monteux, George Szell und Kirill Kondraschin.


    Sollen sie Thielemann zum Chefdirigenten und Nelsons zum Zweiten Dirigenten machen. Letzterem dürfte dies sogar entgegenkommen, fühlt er sich doch angeblich zu jung und will sich laut eigener Aussage noch nicht ewig an ein solches Orchester binden. Thielemann würde sich hingegen mit der "zweiten Geige" kaum zufriedengeben.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zwei Chefdirigenten für die Berliner Philharmoniker?
    Bleibt nur noch eine Kompromisslösung: eine Doppelspitze. Thielemann könnte dann die Verantwortung für das deutsche Repertoire und das heimische Publikum übernehmen und Nelsons das internationale Repertoire und den Auslandsmarkt verantworten.
    Zwei Chefdirigenten? Das hat es in Berlin noch nie gegeben (obwohl Stockholm und Amsterdam es ja vorgemacht haben), nur: Es hat auch nie zuvor eine Situation gegeben, in der das Orchester unfähig war, sich auf eine gemeinsame Zukunft zu einigen.


    Danke, lieber lutgra, dass du diesen Artikel hier eingestellt hast. Obwohl du mir zuvorgekommen bist, denn ich hatte ähnliches vor. Das Boulevardblatt B.Z. ist ja sonst nicht für tiefschürfende Kulturbeiträge bekannt. Diemal gab es allerdings einen Volltreffer. Herr Lebrecht ist ja keinesfalls ein unbeschriebenes Blatt.
    Nun ist es amtlich: So harmonisch und freundlich, wie es die Berliner Philharmoniker in ihrem Statement haben verlauten lassen, ging es nicht zu. War auch bei dieser Beratungsdauer nicht anzunehmen. Und es gab den Zweikampf Nelsons vs. Thielemann oder umgekehrt. Wie soll nun der Gordische Knoten durchbrochen werden? So eine Doppelspitze könnte tatsächlich die Lösung bedeuten. Dann wäre Nelsons Principal Guest Conductor und Thielemann Chefdirigent. Andris Nelsons ist jung genug, er könnte eventuell sogar einmal Thielemann beerben. Da Letzterer bekanntlich alles andere als pflegeleicht ist, ginge das vielleicht schneller als mancher denkt und man hätte gleich den Nachfolger, müsste nicht nochmals so eine peinliche Wahlposse veranstalten.
    Allerdings weiß ich nicht, ob beide miteinander können würden. Zwei Hochkaräter an der Spitze, ich bin dafür!


    :hello:

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

  • Zitat

    So harmonisch und freundlich, wie es die Berliner Philharmoniker in ihrem Statement haben verlauten lassen, ging es nicht zu.


    Wenn es so gewesen wäre, dann hätte man das nicht extra zu betonen brauchen.
    Schaun wir mal an was im Fall der Fälle passieren könnte:


    Thielemann wird gewählt - ein Teil der Musiker verlässt das Orchester. Ersatz dorfte beim vorhanden Musikerüberangebot leicht zu finden sein - Ob diese Musiker in angemessener Frist aber eine ähnlich gut bezahlte Stelle bekämen, das halte ich zumindest für fraglich. So könnte es sein, daß so mancher seine Drohung, das Orchester zu verlassen, nicht wahrmacht.


    Nelsons (ich besitze auf Grund seiner Herkunft, Lettland ist nun nicht gerade eine Hochburg klassischer Musik und seines Repertoires keine einzige Aufnahme von ihm) wird gewählt. Der konservative Flügel verlässt das Orchester nicht. Vermutlich schon lange und mit kaum kündbaren gut dotierten Verträgen ausgestattet würde man einen anderen Weg - den des subversiven Widerstandes - wählen und das Orchester - und vor allem den neuen Chefdirigenten massiv schädigen - ohne daß man diese Taktik beweisen könnte.


    Strategisch gesehen halte ich die Wahl Thielemanns für die bessere. Das Orchester wird "deutscher" und "unverwechselbarer". Es ware doch bisher so, daß manche Herrn Thielemann "anbeteten" andere ihn unsympathisch fanden - Er polarisiert also. Jene Stimmen die ihn künstlerisch in Frage stellte sind indes inzwischen verstummt.
    Das Orchester gewänne an Profil und INTERESSE - Sympathie hat so mancher, meist wirkt sich das aber nicht auf die Zahl der verkauften CDs aus. Die Gegner Thielemanns werden alles tun, ihn und sein Orchester in der Öffentlichkeit als "rückwärtsgewandt" darzustellen - und gerade dadurch werden sie für das notwendige Interesse sorgen, das sie von anderen Orchestern unterscheiden könnte.....


    Eine Duo-Regentschaft ist an sich schon problematisch - und aus meiner Sicht zum Scheitern verurteilt - mit Sicherheit aber dann, wenn einer der beiden Regenten Thielemann hiesse......


    Im Kern jedoch heisst das Problem vermutlich nicht Thieleman vs. Nelsons
    sondern
    harter konservativer Kern - versus progessiver Gruppe
    Das wird sich vermutlich in einem Jahr auch nicht ändern
    Die Hoffnung, daß "Konservative" pensionsbedingt ausscheiden könnten und sich dadurch die Machtverhältnisse ändern könnten, halte ich für eine Illusion, denn gerade jetzt wächst eine konservative Jugend nach....



    mir freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Thielemann wird gewählt - ein Teil der Musiker verlässt das Orchester.

    Nelsons (ich besitzt auf Grund seiner Herkunft, Lettland ist nun nicht gerade eine Hochburg klassischer Musik und seines Repertoires keine einzige Aufnahme von ihm) wird gewählt. Der konservative Flügel verlässt das Orchester nicht.

    Ich schätze da die Belriner Philharmoniker, lieber Alfred, doch professioneller ein. Ein Spitzenorchester heute muß mit jedem namhaften Dirigenten arbeiten können und kann das auch. Da wird es Fraktionen zwar derzeit geben mit bestimmten Vorlieben. Wenn die Wahl gelaufen ist, werden sie aber alle schön mit dem neuen Dirigenten zusammenarbeiten, wie man es von ihnen erwartet. Das ist für mich so sicher wie das Amen in der Kirche. :D Wie gut sie mit ihm klarkommen, werden sie sowieso erst nach längerer Probenarbeit merken. In der Regel überzeugt der neue Dirigent dann auch diejenigen, die vielleicht einen anderen lieber gehabt hätten. :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

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  • Von dem habe ich schon gehört! ;)


    Einfach bei den Namen etwas gründlicher werden, dann brauche ich auch nicht meckern! :P

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • lutgra


    Dank auch von mir für den Artikel. Sehr sehr interessant.... :)



    Sollen sie Thielemann zum Chefdirigenten und Nelsons zum Zweiten Dirigenten machen. Letzterem dürfte dies sogar entgegenkommen, fühlt er sich doch angeblich zu jung und will sich laut eigener Aussage noch nicht ewig an ein solches Orchester binden. Thielemann würde sich hingegen mit der "zweiten Geige" kaum zufriedengeben.

    Das sehe ich auch so. Zudem könnte es sein, dass durch diese Situation beide Dirigenten sich angespornt fühlen würden. Für die Qualität und die Kunst kann das m.E. nur gut sein. Es ist wirklich eine spannende Idee. Zudem gab es doch so etwas Ähnliches auch mit Furtwängler und Celibidache, nach dem Krieg. Künstlerisch muss man da doch auch von Blütezeiten reden, gerade was die in jener Zeit so überaus genialen Dirigate Furtwänglers anbelangt. Die ganze Größe eines Celibidache hat sich m.E. erst viel später entwickelt....



    Strategisch gesehen halte ich die Wahl Thielemanns für die bessere...... Jene Stimmen, die ihn künstlerisch in Frage stellten, sind indes inzwischen verstummt.

    Siehst Du, lieber Alfred: und schon sind wir uns wieder einig :angel:


    Gruß
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Das Boulevardblatt B.Z. ist ja sonst nicht für tiefschürfende Kulturbeiträge bekannt. Diemal gab es allerdings einen Volltreffer. Herr Lebrecht ist ja keinesfalls ein unbeschriebenes Blatt. Nun ist es amtlich: So harmonisch und freundlich, wie es die Berliner Philharmoniker in ihrem Statement haben verlauten lassen, ging es nicht zu.

    Mal abgesehen davon, dass ich persönlich den Lebrecht-Artikel für einen schlechten Witz und die darin geäußerte "Idee" milde ausgedrückt für komplett abseitig halte, woher weiß Herr Lebrecht das alles denn so genau? Z.B.


    Zitat

    Thielemann und Nelsons haben den Tag übrigens ungeduldig auf einen Anruf aus Berlin wartend verbracht. Nur klingelte das Telefon nie und darüber sind beide alles andere als glücklich.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Das Boulevardblatt B.Z. ist ja sonst nicht für tiefschürfende Kulturbeiträge bekannt.


    Das ist sehr freundlich ausgedrückt von timmiju. Ich würde nichts geben auf das, was in dieser Zeitung geschrieben steht. Und wenn sie berichtete, dass es regne, könnte ich es nicht glauben, sondern würde hinaus gehen, um das zu überprüfen.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • woher weiß Herr Lebrecht das alles denn so genau? Z.B.


    Gehen wir doch einfach mal davon aus, dass Herr Lebrecht, der ja ein nachgewiesener Kenner der Dirigentenszene ist und darüber ein lesenswertes, wenn auch nicht unumstrittenes Buch geschrieben hat, über Informationskanäle verfügt, die uns Normalsterblichen und auch anderen Journalisten nicht zugänglich sind. Falls dies hier nicht zutrifft, ist es immer noch eine ziemlich naheliegende Vermutung. Und vielleicht erfahren wir ja morgen aus gleicher Hand über Deutschlands führendes Nachrichtenmagazin mehr. :D

  • Nelsons (ich besitzt auf Grund seiner Herkunft, Lettland ist nun nicht gerade eine Hochburg klassischer Musik und seines Repertoires keine einzige Aufnahme von ihm)


    Lieber Alfred, das was Du da mit geradezu schnöseliger Arroganz in einer Klammer versteckt hast, finde ich schlichtweg empörend!!!
    Wie borniert darf man gegenüber einem Land sein, in dem es eine Musikkultur gibt, die sich wirklich hören lassen kann!
    Hast Du schon mal von Arvids Jansons was gehört? Von Mariss Jansons? Von Gidon Kremer? Von Baiba Skride? Von Lauma Skride? Von Pēteris Vasks? Marina Rebeka? Inessa Galante? Kristīne Opolais? Hermann Jadlowker?
    Fahr soch mal nach Riga und gehe in die Nationaloper!
    Da wirst Du staunen!
    Und wenn Du Glück hast, ist sogar eines der berühmten Sängerfeste in der Stadt, die ja inzwischen zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören!!!


    Und sicher wird Dir auch die Stadt gefallen!!



    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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  • Ein Konzertbericht aus dem TAGESSPIEGEL:




    Yuja Wang bei den Berliner Philharmonikern
    Die Ruhe mitten im Sturm
    16.05.2015 11:39 Uhr von Christiane Peitz


    Beim ersten Konzert der Philharmoniker nach der geplatzten Wahl eines Rattle-Nachfolgers geht es turbulent zu. Nicht wegen des Orchesters, sondern wegen Schostakowitsch, Prokofjew - und Yuja Wang.


    Selbst im Klassiktempel sind Kalauer manchmal unvermeidlich. „Es klemmt bei den Philharmonikern“, ruft ein Spaßvogel, in Anspielung auf die gescheiterte Chefdirigenten-Wahl am Montag. Aber es ist nur das Hubpodium für den Flügel, das sich vor Prokofjews 2. Klavierkonzert zunächst nicht bewegen will. Der erste öffentliche Auftritt nach all dem Hype um die Wahlschlappe der Berliner Philharmoniker – und man möchte zu gerne in ihren Gesichtern lesen. Wo sitzen sie denn nun, die angeblich zerstrittenen Fraktionen, die Thielemann-, die Nelsons-Fans? Wenigstens möchte man das Programm entsprechend deuten – als habe es nicht längst vor dem Wahltermin festgestanden –, handelt es sich doch um einen turbulenten, hochemotionalen Abend.


    Ungestüm, trotzig, Yuja Wang meißelt energisch die Tasten
    Die Zeichen stehen auf jung: Die zierliche, energisch die Tasten meißelnde Pianistin Yuja Wang gibt den Ton vor, intoniert als Zugabe Liszts Bearbeitung von Schuberts „Gretchen am Spinnrade“ – „Meine Ruh ist hin/Mein Herz ist schwer“ –, stürzt sich ins Getümmel, ungestüm, trotzig. Aber sie driftet auch in himmlische Selbstvergessenheiten hinüber; hier gilt’s eben doch der Musik. Ausgerechnet mit Prokofjews 2. Klavierkonzert (das sie mit Dudamels Simón-Bolívar-Orchester bereits eingespielt hat) gibt die 28-Jährige ihr Philharmonikerdebüt, mit diesem irre virtuosen Part, bei der sie in der diffizilen Kadenz des ersten Satzes dann doch auch mal über die eigenen Finger stolpert.



    Das 20. Jahrhundert zeigt seine Fratze, Krieg, Zerstörung, Gewalt
    Die nervöse Agilität der chinesischen Pianistin (rückenfreie Glitzerrobe, schwarze Stilettos - ihr sexy Outfit ist ihr Markenzeichen), der lyrische Überschwang zwischen gestochen scharfen Passagen entspricht den aufgewühlten Fahrwassern, in denen die Philharmoniker sich derzeit befinden. Mit Paavo Järvi als sicherem Navigator am Pult reizt das Orchester schon bei Schumanns Ouvertüre, Scherzo und Finale op.52 die Gegensätze aus, um sie gleich wieder elegant zu versöhnen. Keine romantische Geisterstunde wird im Scherzo beschworen, sondern eine Stadtgesellschaft, mit der Noblesse gedämpft-zivilisierten Stimmengewirrs in einem Ballsaal.
    Bei Schostakowitschs 1. Sinfonie, diesem Jugendwerk eines 20-Jährigen, reißt schließlich der Höllenschlund auf. Das 20. Jahrhundert zeigt seine Fratze, Krieg, Zerstörung, Gewalt. Und dazwischen, in vollendeter Schönheit, Emmanuel Pahuds Flöte, Andreas Ottensamers Klarinette, Stefan Dohrs Horn, die Cellokantilenen Bruno Delepelaires und die wehmütige Violine von Noah Bendix-Balgley. Nein, die Philharmoniker sind so schnell nicht unterzukriegen.



    :jubel::jubel::jubel::jubel:

    ;) - ;) - ;)


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  • Hier ein Interviewausschnitt des Oboisten Meyer über Thielemann, ab 20.53. Ich glaube danach kaum, dass Meyer der Anti-Thielemann-Fraktion angehören dürfte. Da kommt schon eine Menge Positives `rüber:



    Gruß
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

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  • Habe soeben Andris Nelsons mit dem Lucerne Festival Orchestra auf arte tv gesehen. Auf dem Programm standen Werke von Johannes Brahms, darunter die Serenade Nr. 2 in A-Dur, die mir, der ich dieses Werk (eine Schande) nicht kannte, sehr gefallen hat.
    Ein warmer, abgedunkelter Klang, viel musikalische Bewegung, viel Kammermusik-Details aber dennoch nie verloren im Klein-Klein. Ich musste eigentlich längst schlafen gehen, aber konnte einfach nicht aufhören, mir das anzuhören.
    Wie das im Vergleich zu anderen Aufnahmen klingt, kann ich nicht sagen.


    Die Gestik von Nelsons hat mich sofort an Carlos Kleiber erinnert. Ob er den zum Vorbild hat?
    Jedenfalls dirigiert er sachdienlich und engagiert zugleich.


    Ich will das Posting nicht als Plädoyer für ihn verstanden wissen. Aber dass er auch ein ganz ausgezeichneter, ja ein phantastischer Dirigent ist, das scheint mir schon so zu sein. Diesen Brahms fand ich jedenfalls sehr gut.
    Ab und zu dachte ich schon, ob die Berliner nicht vielleicht mit einer Wiederauflage der Furtwängler/Celi-Doppellösung gut weiterkämen. Das hat doch damals jedenfalls sehr gut funktioniert. Jetzt könnte ich es mir mit Thielemann als Nr. 1 durchaus auch so ähnlich vorstellen. Fragt sich nur, ob die Herren Dirigenten das machen wollten...schließlich sind die Zeiten jetzt ja auch anders, als nach dem Krieg. Ich halte die Idee zwar für unwahrscheinlich, künstlerisch gesehen aber für spannend.


    Gruß
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Ich habe inzwischen ein paar Insider-Informationen bekommen, wenn auch nicht aus erster Hand: Am 11. Mai hätte es überhaupt nur einen ernstzunehmenden Kandiadten gegeben: Christian Thielemann. Einen anderen gab es nicht! Thielemann hätte auch eine Mehrheit bekommen, aber nur eine knappe Mehrheit und eben nicht so eine breite Mehrheit wie erforderlich, die Opposition gegen ihn war zu stark (ca. 40 %) - der einzige Alternativkandidat, der überhaupt ansatzweise erwogen worden wäre, sei - trotz seiner kurzfristigen Konzertabsagen im letzten Dezember - Kirill Petrenko gewesen. Andris Nelsons sei für die meisten im Orchester zum jetzigen Zeitpunkt nie ein ernsthafter Kandidat gewesen, auch wenn der Intendant(!) Stimmung für ihn gemacht hätte, was bei den Orchestermitgliedern aber gar nicht gut angekommen sei.


    http://www.berliner-philharmoniker.de/stiftung/intendanz/

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ich habe inzwischen ein paar Insider-Informationen bekommen, wenn auch nicht aus erster Hand: Am 11. Mai hätte es überhaupt nur einen ernstzunehmenden Kandiadten gegeben: Christian Thielemann. Einen anderen gab es nicht! Thielemann hätte auch eine Mehrheit bekommen, aber nur eine knappe Mehrheit und eben nicht so eine breite Mehrheit wie erforderlich, die Opposition gegen ihn war zu stark (ca. 40 %) - der einzige Alternativkandidat, der überhaupt ansatzweise erwogen worden wäre, sei - trotz seiner kurzfristigen Konzertabsagen im letzten Dezember - Kirill Petrenko gewesen. Andris Nelsons sei für die meisten im Orchester zum jetzigen Zeitpunkt nie ein ernsthafter Kandidat gewesen, auch wenn der Intendant(!) Stimmung für ihn gemacht hätte, was bei den Orchestermitgliedern aber gar nicht gut angekommen sei.


    http://www.berliner-philharmoniker.de/stiftung/intendanz/


    Das sind ja sehr interessante Interna. Ich bin mal gespannt, wie die Berliner aus dieser Nummer wieder heraus kommen und einen Dirigenten finden, der bereit ist, den Job trotz des Gefühls, nur ein Kompromisskandidat zu sein, annimmt. Dass ein wirklich namhafter hierzu bereit ist, kann ich mir kaum vorstellen. Vielleicht läuft es am Ende doch zwangsläufig auf das "Wiener Modell" hinaus...

    Herzliche Grüße
    Uranus

  • Nelsons (ich besitze auf Grund seiner Herkunft, Lettland ist nun nicht gerade eine Hochburg klassischer Musik und seines Repertoires keine einzige Aufnahme von ihm)


    Das verstehe ich nicht. Bei den Werbepartnern von tamino gibt es aber genug Aufnahmen.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Ich habe inzwischen ein paar Insider-Informationen bekommen, wenn auch nicht aus erster Hand: Am 11. Mai hätte es überhaupt nur einen ernstzunehmenden Kandiadten gegeben: Christian Thielemann. Einen anderen gab es nicht! Thielemann hätte auch eine Mehrheit bekommen, aber nur eine knappe Mehrheit und eben nicht so eine breite Mehrheit wie erforderlich, die Opposition gegen ihn war zu stark (ca. 40 %) - der einzige Alternativkandidat, der überhaupt ansatzweise erwogen worden wäre, sei - trotz seiner kurzfristigen Konzertabsagen im letzten Dezember - Kirill Petrenko gewesen. Andris Nelsons sei für die meisten im Orchester zum jetzigen Zeitpunkt nie ein ernsthafter Kandidat gewesen, auch wenn der Intendant(!) Stimmung für ihn gemacht hätte, was bei den Orchestermitgliedern aber gar nicht gut angekommen sei.


    Ich erlaube mir, mich hier noch einmal selbst zu zitieren, bevor ich auf diesen Link verweise:


    http://klassiker.welt.de/


    Sollte sich das morgen so bestätigen, hat man mir diesbezüglich zumindest keinen Quatsch erzählt.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Erstaunlich, dass nachdem hier wochenlang wild spekuliert wurde, nun die Nachricht, dass morgen angeblich Petrenko als neuer Chefdirigent ab 2020 verkündet werden soll, niemanden mehr so wirklich zu jucken scheint...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Also mich "juckt" das nicht, nicht mehr. Es ist alles spekuliert worden was es zu spekulieren gibt. In diskreter Abänderung des berühmten Auspruchs, fällt mir nur noch das ein:


    "Der Worte sind genug gewechselt,
    laßt uns auch endlich Taten sehen!"

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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