Suppés Operetten - mehr als nur Ouvertüren

  • Als CD erhältlich:



    Franz von Suppé (1819-1895)
    Requiem

    Künstler:
    Marie Fajtova, Franziska Gottwald, Tomislav Muzek, Albert Pesendorfer,
    Philharmonischer Chor München,
    Philharmonie Festiva,
    Dir.: Gerd Schaller
    Label: Profil, DDD, 2012


    Ferner gibt dort jetzt noch diese Einspielung aus Graz:



    Franz von Suppé (1819-1895)
    Extremum Judicium
    (Requiem-Oratorium)
    Künstler:
    Margareta Klobucar, Dshamilja Kaiser, Taylan Reinhard, Wilfried Zelinka,
    Chor & Extra-Chor der Oper Graz,
    Grazer Philharmonisches Orchester,
    Dir.: Adriano Martinolli d'Arcy
    Label: CPO, DDD, 2012


    Hier noch der Hinweis auf eine interessante - noch im Aufbau befindliche - Webseite zum Thema "Franz von Suppé": http://www.f-v-su.de/


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Der Teufel auf Erden


    Schon lange wollte ich eigentlich diese sehr unbekannte Operette von Suppé vorstellen. Die Tatsache, dass es davon aber keine CD gibt, hat mich bisher immer davon abgehalten. Da es aber keinen Zweck hat, auf eine CD bis zum St. Nimmerleinstag zu warten, will ich das bisher Versäumte hier nachholen.


    Der Teufel auf Erden ist eine außerordentlich komische Operette in Art und Haltung der Offenbachiaden. Aus heutiger Sicht ist es unverständlich, das sich das Werk trotz eines Premierenerfolges nicht durchsetzen konnte. Wahrscheinlich war die darin enthaltene Forderung nach mehr Liberalität nicht nur im Kaiserreich, sondern auch später in den Nachfolgestaaten nicht so sehr erwünscht. Und es ist schade, dass man den Teufel bis heute nicht wiederentdeckt hat, denn eigentlich müsste man ihn zu den großen Operetten Suppés zählen. Besonders interessant an dieser Operette ist, dass sie 50 Jahre Wiener Theaterleben widerspiegelt, an welchem Suppé selbst einigen Anteil hatte. Der Bogen spannt sich vom Teufel selbst als uraltem Thema des Wiener Volkstheaters über Travestiestücke aus dem selben Genre sowie Erinnerungen an Offenbachs Orpheus bis zu direkten Bezügen zu früheren Werke Suppés wie Zehn Mädchen und kein Mann, Leichte Kavallerie, Fatinitza, sogar zum Alraunl und einer szenischen Kopie von Das Pensionat. Zugegeben ist dies für den heutigen Theaterbesucher allerdings kaum noch von Interesse.


    Inhalt


    In der Hölle herrscht eine Revolte (im Gegensatz zum Orpheus, wo diese im Olymp stattfindet). Satanas, der Fürst der Unterwelt und sein Haushofmeister Mefistofeles wollen die Revolte mit Hilfe der drei wichtigsten Minister, Lucifer, Samuel und Belzebub, niederschlagen. Aber sie sind nicht erreichbar, weil sie von einem Urlaub auf der Erde bisher nicht zurückgekommen sind. Also begeben sich Satanas und Mefistofeles auf die Erde, um nach ihnen zu suchen.


    In einem Damenstift enttarnen sie Lucifer in der Person der Vorsteherin Aglaja, die sich gerade vom Fähnrich Reinhart in einem Ablenkungsmanöver zwecks der Entführung ihres Mündels Amanda durch den Kollegen Isidor umgarnen lässt.


    In der nahe gelegenen Kadettenanstalt, in welcher die erfolgreiche Entführung gefeiert wird, entdecken sie Samuel in der Person des Kapitäns Donnerkeil, weil dieser gestrenge Vorgesetzte den ihm vorgegaukelten Betrug, zur Feier geladene Ballettmädchen in die Uniform von Kadetten zu stecken, zwar durchschaut, aber durchgehen lässt, weil er sich persönliche Vorteile in Form amouröser Abenteuer davon verspricht.


    Im Ballettsaal, in welchem Amanda mit ihrer Schwester, der Tänzerin Rosine, gerade zusammen mit dem Ballettmeister Muzzerelli proben, kommen sie zur Erkenntnis, das der als letztes gesuchte Belzebub wohl in jedem steckt und daher nicht aufzuspüren ist. Inzwischen haben die zurückgeschickten Teufel Lucifer und Samuel die Revolte in der Hölle niedergeschlagen und Satan und Mefistofeles beschließen, wieder dorthin zurückzukehren. Zuvor gibt es noch ein Happy End bei den Protagonisten auf der Erde, nämlich mit Isidor und seiner Amanda und Reinhart mit Rosine.


    Musik


    Der Teufel auf Erden bietet eine ganze Reihe schöner, und da selten gespielt, vor allem unverbrauchter melodischer Einfälle, die häufig auch eine überraschende Originalität aufweisen. Ist die Musik im ersten Akt sujetbedingt noch teuflisch herb und erinnert in Melodie und Struktur zuweilen an Offenbachs Orpheus, dominiert in den folgenden Akten der von Suppé so bevorzugte italienische Stil. Bekannt geworden ist aus dieser Operette, die ja kurz nach der Uraufführung in der Versenkung verschwand, so gut wie nichts. Ein Marschpotpourri hat unter dem Titel "Teufelsmarsch" eine gewisse Bekanntheit erlangt (in youtube sogar als Kirmesorgel zu finden). Und wer die CD Banditenstreiche in seiner Sammlung hat, kann daraus zwei Titel aus dem Teufel auf Erden hören: zum Einen das Lied "Mit heißer feuriger Lust Italiens Tochter singt", zum Anderen den Schlussgesang. Suppé Biograph Roser empfiehlt dieses Werk, das er "ein fröhliches, musikalisch anspruchsvolles Ganzes, ein Meisterwerk" nennt, wärmstens zur Wiederentdeckung auf deutschprachigen Bühnen.


    Es gibt von diesem Werk eine Rundfunkaufnahme des WDR vom 22.11.1984, die über den Mittschnittservice des WDR, allerdings für viel Geld (60,00 €) erhältlich ist.


    Mehr Details über Leben und Werk Suppés findet sich hier: www.f-v-su.de


    :thumbup: Uwe

  • Lieber Uwe,


    das war eine interessante Bekanntschaft.
    Ja, es ist schade und auch unverständlich, dass Suppés herrliche Musik, fast mehr Oper als Operette, so sträflich vernachlässigt ist.

  • In der von mir vorgestellten Rundfunkaufnahme des WDR vom Teufel auf Erden gibt es ein Couplet, welches die Vor- und Nachteile der Erfindung des Telefons besingt. Die Operette wurde 1878 uraufgeführt. Lt. Wikepedia wurde das Telefon aber erstmals 1876 praktisch vorgeführt:


    Zitat

    So brachte Bell 1876 in Boston das Telefon erstmals zur praktischen Anwendung...


    Quelle: Wikepedia, Telefon.


    Ich dachte daher, dass dieses Telefoncouplet auf die modernisierte Rundfunkfassung zurückgeht. Jetzt hat mich aber das von Harald gepostete Bild zum Original-Klavierauszug von 1878 geführt und siehe da, der Text ist zwar dort etwas anders, aber es handelt sich tatsächlich um das Telefon.


    Da kann man doch nur sagen, auch die klassische Operette war in ihren Texten doch schon sehr aktuell.


    :) Uwe

  • Zitat

    Uwe Aisenpreis: Hallo Harald, du wirst mir langsam "unheimlich". Wo hast du das bloß alles her??? Hast du noch mehr davon?


    "Nicht verzagen, Harald fragen!" :jubel:





    :hello:

    W.S.

  • Hallo,
    den Teufel auf Erden gibt es in einer gelungenen Einspielung bei vocal-classics. Ein wirklich großer Operettenspaß.
    Schöne Grüße
    wega

  • Hallo wega,


    ich habe den Teufen auf Erden bei vocal-classics nicht gefunden. Es hätte mich gewundert, denn ich habe erst kürzlich mit Herrn Leufgen korrespondiiert, der mich noch auf eine weitere Suppé Einspielung aufmerksam gemacht hat, aber vom Teufel hat er nichts erwähnt.


    :( Uwe

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Hallo,
    den Teufel auf Erden gibt es in einer gelungenen Einspielung bei vocal-classics. Ein wirklich großer Operettenspaß.
    Schöne Grüße
    wega


    Hallo wega,


    ich habe den Teufen auf Erden bei vocal-classics nicht gefunden. Es hätte mich gewundert, denn ich habe erst kürzlich mit Herrn Leufgen korrespondiiert, der mich noch auf eine weitere Suppé Einspielung aufmerksam gemacht hat, aber vom Teufel hat er nichts erwähnt.


    Uwe


    Hallo Wega, warum antwortest Du nicht?


    ?( Uwe

  • Hallo,


    ich war eine Weile nicht im Netz, darum die späte Antwort. Vielleicht ist die Aufnahme inzwischen ja vergriffen und wird irgendwann wieder aufgelegt. Bei mir steht sie jedenfalls im Schrank und ich habe sie schon dreimal gehört, wirklich hervorragend.


    Schöne Grüße
    wega

  • Hallo wega,


    danke für die Antwort, aber entschuldige, dass ich ein wenig hartnäckig bleibe. In der Roser Biographie über Suppé (erschienen 2007) ist der Teufel auf Erden als nicht auf CD erhältlich (sondern nur als Rundfunkaufnahme per Mitschnittservice zu beziehen) aufgeführt. Ich habe mir diese Aufnahme 2008 zugelegt. Seither habe ich immer mal wieder bei vocal classics reingeschaut und speziell nach Suppé gefahndet. Nie ist mir der Teufel auf Erden angezeigt worden.


    Könntest Du ein Bild vom CD Cover posten oder wenigstens die CD Nummer, die auf dem Rücken der CD angegeben ist, durchgeben. Dann würde ich bei vocal classics nochmals gezielt nachfragen.

  • Hallo wega,


    danke für die Antwort, aber entschuldige, dass ich ein wenig hartnäckig bleibe. In der Roser Biographie über Suppé (erschienen 2007) ist der Teufel auf Erden als nicht auf CD erhältlich (sondern nur als Rundfunkaufnahme per Mitschnittservice zu beziehen) aufgeführt. Ich habe mir diese Aufnahme 2008 zugelegt. Seither habe ich immer mal wieder bei vocal classics reingeschaut und speziell nach Suppé gefahndet. Nie ist mir der Teufel auf Erden angezeigt worden.


    Könntest Du ein Bild vom CD Cover posten oder wenigstens die CD Nummer, die auf dem Rücken der CD angegeben ist, durchgeben. Dann würde ich bei vocal classics nochmals gezielt nachfragen.


    Hallo,


    hat leider etwas gedauert. Bild einstellen geht bei mir nicht. Die Bestellnummer ist 30198


    Schöne Grüße
    wega

  • Donna Juanita - die große Unbekannte


    Der Titel ist zweideutig. Zum einen ist die 1880, nur ein Jahr nach Suppés großem Welterfolg Boccaccio uraufgeführte Operette Donna Juanita heutzutage völlig vergessen, zum anderen wurde schon im Jahre 1925 ein Rettungsversuch durch eine Neubearbeitung unter dem Titel Die große Unbekannte unternommen. Dabei wurde die Handlung , die sich ursprünglich in Spanien abspielte, nach Paris verlegt, was aber angesichts der doch stark spanischen Akzentuierung des Originals völliger Blödsinn ist. So ist auch Die große Unbekannte weiterhin unbekannt geblieben.


    Obwohl Donna Juanita bei der Uraufführung ein großer Erfolg beschieden war, wurde sie von der Presse sehr kritisch aufgenommen. Man bemängelte vor allem die kaum verhohlene Duplizität der Handlung mit Fatinitza. Auch hier spielt eine Frau einen Mann, der im Stück wiederum eine Frau darstellt. Diesmal ist es René, der Bruder des sich im spanischen San Sebastian in Kriegsgefangenschaft befindlichen französischen Captains Gaston Dufaure, der als Donna Juanita verkleidet allerlei Verwirrung stiftet. Als solchermaßen getarnter Spion trägt er letztlich dazu bei, dass das französische Revolutionsheer die englischen Besatzer aus dem spanischen Ort vertreiben kann. Den genauen Handlungsablauf spar ich mir an dieser Stelle; dieser ist neben der ausführlichen Beschreibung mit Angabe der Musiktitel in der Suppé-Biographie von Hans-Dieter Roser u. a. hier nachzulesen:


    http://de.wikipedia.org/wiki/Donna_Juanita
    http://www.planet-vienna.com/M…dlungen/donna_juanita.htm
    http://www.f-v-su.de


    Die Duplizität des Handlungsgerüstes ist insofern zu Fatinitza nicht eins zu eins, da in Fatinitza die Titelperson gleichzeitig Teil des Liebespaares ist, während Donna Juanita eigentlich in die Rolle des Helfers schlüpft, welche bei Fatinitza der Reporter Julian inne hat. In Donna Juanita gibt es dann aber noch einen oder zwei Helfer mehr, ein Umstand, den vermutlich Roser dazu veranlasste, von einer „sehr nervösen Dramaturgie der Operette“ zu sprechen, „die offensichtlich helfen soll zu verschleiern, dass es sich nur um eine dislocalifizierte Version der Fatinitza handelt“. Wie auch immer, das Publikum störte sich seinerzeit nicht daran und auch heutzutage sollte dies kein Problem darstellen, da man die Handlung von Fatinitza auch nicht mehr kennt.


    Nach der Uraufführung erfolgte sehr schnell der internationale Zugriff auf Donna Juanita, der wahrscheinlich auf den durchschlagenden Erfolg von Suppés beiden Vorgängeroperetten Fatinitza und Boccaccio zurückzuführen ist. Nach Aufführungen in Paris, Berlin, Budapest, Venedig, Stockholm, Neapel, New York, Petersburg, Paris und Brüssel verschwand sie allerdings bald von den Spielplänen, so dass schon 1925 der eingangs erwähnte Rettungsversuch durchgeführt wurde. Dennoch schaffte es Donna Juanita 1932 in ihrem Originalgewand nochmals an die Metropoliten Opera in New York, wobei allerdings eigens hierfür Rezitative anstelle der Dialoge geschaffen wurden.


    Soviel zur Kritik am Textbuch und zum nicht lange anhaltenden Erfolg der Operette. Und wie steht’s mit der Musik?


    Fortsetzung folgt.


    :) Uwe

  • Donna Juanita - Teil II



    Von der Musik der Operette ist heutzutage so gut wie nichts bekannt. Es gibt auf der links abgebildeten CD eine Ouvertüre und auf der rechten einen Juanita-Marsch. Die Ouvertüre ist enttäuschend. Es ist eine der traurigsten und langweiligsten Ouvertüren, die ich von Suppé je gehört habe. Und wie es sich herausstellte, hat dieser Ouvertüre keinerlei Bezug zu den in der Operette vorkommenden Musiktiteln. Das ist bei Suppé eigentlich nichts Besonders, er hat schön öfter mal einem Werk eine Ouvertüre vorangestellt, die nichts mit dieser zu tun hatte (bekanntestes Beispiel: Dichter und Bauer). Eigenartig ist nur, dass laut Roser Suppé ursprünglich zu dieser Operette nur ein kurzes Preludio geschrieben hatte. Suppé muss also diese Ouvertüre zu einem späteren Zeitpunkt und möglicherweise in einer depressiven Phase geschrieben haben.


    Also, die Ouvertüre bringt uns in Bezug auf die Musik der Donna Juanita überhaupt nicht weiter. Und der Marsch ist eher einer von der beliebigen Sorte. Da bleibt man zunächst für die Einschätzung der Musik auf fremde Beurteilungen angewiesen. Roser hält sich bei der Beschreibung der Musiktitel auffallend zurück und lässt allenfalls zwischen den Zeilen erahnen, dass er nicht allzu sehr von der Qualität der Musik überzeugt ist. Der Suppé Biograph aus der ehemaligen DDR, Otto Schneidereit, wird da in seiner 1977 erschienenen Biographie schon deutlicher. Er schreibt:


    Zitat

    Suppé gelang eine ausgezeichnete Musik, die in vielen Teilen durchaus spanisch klingt, keinen spanischen Rhythmus vermissen lässt vom Bolero bis zur Habanera und sogar maurische Melodik verwendet.


    In seinem nächsten Satz relativiert er aber diese Aussage schon wieder:


    Zitat

    Im Ganzen war die Musik schwächer als die der vorigen Operetten; hinter der großen Gebärde steht nichts Gleichwertiges an melodischem Einfall und handlungsgemäßer Grundlage.


    Zum Teil vernichtend dagegen war die Kritik der Wiener Presse des Jahres 1880. Da wurden, wie so oft, unbewiesene Behauptungen aufgestellt, Suppé habe in fremden Revieren gewildert und bemäkelt, dass er das Publikum geradezu mit (nicht eigenen) Melodien überschüttet habe. Auch der gefürchtete Eduard Hanslick, seit Anbeginn schärfster Gegner Suppés, bemängelt, dass diese Operette wie die „meisten Wiener Operetten Verdi und Meyerbeer ernstlich nachäffen“, dann aber wieder „jeden Augenblick in die trivialste Jodlerei hinab[springen]“. Wenn man das Positive aus diesem Kaffeesatz herauslesen will, bleibt, dass Suppé (was ja bekannt ist) sich immer wieder stark der Oper annähert und dass er gleichzeitig sein Publikum mit Melodien überschüttet hat. Und auch ein weiter genannter Kritikpunkt, dass Suppé die Sänger überfordern würde, spricht eher für den Komponisten als gegen ihn.


    Eine andere Kritik der New York Times über eine Aufführung im Fifth Avenue Theater, New York aus dem Jahre 1881, die ebenso heftig wie andere das Textbuch, aber auch die Aufführung selbst zerreißt, sagt über die Musik:


    Zitat

    „Die Musik ruft nicht gerade nach einem speziellen Kommentar. Sie ist nicht so gut als andere Werke Suppés und enthält wenig, was beim ersten Hören zugkräftig wäre und ebenso wenig von einem dauerhaften Wert.“


    Allerdings spricht diese Kritik auch von einer begeisterten Aufnahme der beiden Finales, die übrigens auch von den vorgenannten Kritiken, mit Ausnahme der von Hanslick, lobend erwähnt werden.


    Aufgrund der mehrheitlich vernichtenden Kritiken sollte man jetzt eigentlich die Sache zu den Akten legen. Da wurde mir aber, bereits vor einigen Jahren, ein Amateur-Mitschnitt einer Aufführung des St. Petersburger Musical Comedy Theaters vom 24.11.2006, in russischer Sprache zugespielt. Und dieser hörte sich gar nicht so übel an. Allerdings waren es nur wenige Titel und die Zuordnung zu den in Rosers Biographie aufgezählten Musiktitel wollte nicht so recht gelingen. Es kursieren zwar im Internet einige Angebote eines Downloads der gesamten Petersburger Aufführung sowohl als Video als auch als Audio Mitschnitt in einer Bit-Torrent Technik. Versuche, diese Daten herunterzuladen, scheiterten aber bisher entweder daran, dass diese Dateien virenverseucht sind oder daran, dass nach langer, langer Übertragungszeit etwas völlig anderes übertragen worden war.


    Ebenfalls im Internet fand ich einen Klavierauszug. Mit Hilfe eines Computerprogramms ist es mir nun in langwieriger Arbeit gelungen, diesen als Folge von Midi-Dateien in Musik erklingen zu lassen. Und ich bin dabei positiv überrascht worden. Vorab kann ich schon mal sagen:


    • Die Musik zur Donna Juanita ist besser als ihr Ruf bzw. ihre Nichtbeachtung
    • Die vermutlich nur willkürliche Auslese der mitgeschnittenen Musiktitel der St. Petersburger Aufführung sind nicht unbedingt schon die besten Titel, einige von denen schlummern noch im Klavierauszug.



    Die Operette enthält eine ganze Reihe schöner und origineller musikalischer Einfälle. Suppé hat teilweise ein völlig andere Musik geschrieben, als man von ihm gewohnt ist und ich werde den Eindruck nicht los, er habe sich dieses Mal mehr als je zuvor, zumindest bei den komischen Nummern, an der burlesken Komik Offenbachs orientiert. Das ist ihm einmal mehr, einmal weniger gelungen, manche Nummern sind auch einfach nur banal. Aber überzeugend sind, wie ja auch schon seine Kritiker zugeben mussten, die beiden großen Finale I und II, und es gibt außerdem einen mitreißenden Bolero schon in der Introduktion, eine ebenso temperamentvolle Serenade der Studenten in der zweiten Introduktion, ein heroisches Kampflied mit einem wohlklingenden (effektvollen) Marsch, ein maurisches Duett und wieder einige herrlich komische, der Opera buffa nahestehende Ensembles. Einige der vorgenannten Kritiken kann man, in abgeschwächter Form, allerdings gelten lassen. So ist tatsächlich opernhaft Heroisches, opernhaft Komisches, Possenhaftes und Banales bunt zusammengewürfelt und hin und wieder neigt Suppé zu einer komplizierten Melodik, möglicherweise ein Indiz dafür, dass die Inspiration zum Teil etwas erzwungen werden musste.


    Sicher ist Donna Juanita kein Boccaccio, auch keine Fatinitza. Man darf dabei aber nicht vergessen, dass Boccaccio eines der Spitzenwerke der klassischen Operette darstellt und davon gibt es gerade mal eine Hand voll. Gewiss hat die Donna Juanita naturgemäß keine wirklichen „Schlager“, sonst würde man sie ja kennen, wobei die Studentenserenade oder das Kampflied durchaus auch das Potential dazu hätten. Ich meine aber, dass dieses Werk den Vergleich mit einigen Operetten von Strauß wie etwa Der lustige Krieg, Das Spitzentuch der Königin, Prinz Methusalem oder von Offenbach Blaubart, Die Tochter des Tambour Majors nicht zu scheuen braucht, und diese stehen teilweise noch auf den Spielplänen der Theater bzw. wurden erst in jüngerer Zeit für diese wiederentdeckt. Das Gleiche sollte man Donna Juanita auch wünschen; wenigstens eine Rundfunkproduktion, eine CD oder eine konzertante Aufführung hätte das Werk verdient. Zuvor müssten aber die Texte dringend überarbeitet werden, denn die sind teilweise martialisch bis blutrünstig - zum Glück aber hat Suppé diese nicht „wörtlich“ in Musik umgesetzt.


    Ein überraschender Nebeneffekt der Beschäftigung mit dem Klavierauszug war die Erkenntnis, dass doch einige wenige Teile der Partitur in anderen Bearbeitungen von Suppé Operetten noch einmal eine Verwendung fanden. Wo man solche Beispiele finden kann, erkläre ich in Teil 3.


    :) Uwe

  • Donna Juanita - Teil III


    Auch ohne auf den Klavierauszug zurückgreifen zu müssen, hat man, allerdings nur in bescheidenem Umfang, die Möglichkeit, einige Musiktitel aus Donna Juanita, die für die Bearbeitung anderer Operetten verwendet wurden, anzuhören. Auf dieser CD der HAfG


    1183_0.gif


    befindet sich als Bonus ein Querschnitt der 3-aktigen Neufassung der Banditenstreiche, mit dem Rundfunkorchester Hamburg unter Richard Müller-Lampertz. Diese Aufnahme ist nicht identisch mit der CD des Labels Cantus Line (bzw. Walhall) mit Erika Köth und Kurt Böhme, die übrigens die Bezeichnung „Gesamtaufnahme“ nicht verdient, denn es fehlen einige Titel. In dem genannten Querschnitt singt Ria Urban ein Lied mit dem Titel „Ach, ich stell es mir so schön vor eine Ehefrau zu sein“. Der Ursprung des Liedes stammt aus Donna Juanita, und zwar handelt es sich um die Nr. 9 Entrée René, in welchem dieser schildert, wie er als Maultiertreiber verkleidet die feindlichen Linien durchbrochen hat. Dieses Lied hat im Original eine für Donna Juanita typische komplexe Struktur, welche im Querschnitt stark gekürzt wurde. Auch in dem russischen Amateur-Mitschnitt wurde dieses Lied etwas kürzer gefasst. In voller Länge kann man das Lied auf einer DVD von einer Banditenstreiche-Aufführung des Münchner Gärtnerplatztheaters aus dem Jahre 1965 hören (und sehen). Diese DVD habe ich seinerzeit, wie aus Beitrag 72 ersichtlich, hier bezogen:


    http://www.operapassion.com/dvdcc199.htm.


    Auf derselben DVD gibt es auch im 3. Akt ein Lied des Malandrino „Süß lockt ihr Bild“. Dieses Lied ist in Form einer Walzerkette á la Strauß gestaltet. Teile dieses Walzers (genau genommen zwei Walzermotive) entstammen als geringer Ausschnitt dem Verschwörungsensembe (Nr. 13) der Donna Juanita. Dieses Lied gibt es auch bei Amazon auf dieser CD


    51ccAsiqkTL._SL500_AA240_.jpg


    und kann einzeln als MP3 heruntergeladen werden.


    Die gleichen zwei Walzermelodien hat auch schon Rudolf Kattnig in einer Boccacio Bearbeitung des Jahres 1951 als Balletmusik verwendet . Diese sind auf dieser CD zu hören


    Bei jpc kann man über die Hörproben unter der Nummer 14 (Walzer) einen kurzen Eindruck der ersten der beiden verwendeten Walzermelodien erhalten.


    Wer eine Fernsehaufzeichnung der 3-aktigen Neufassung der Schönen Galathée , die 1967 am Landestheater in Salzburg aufgeführt wurde, besitzt, kann eineinhalb Titel aus Donna Juanita erleben. Zunächst wurde das Streitduett Pygmalion/Zensi ziemlich am Anfang des 1. Aktes dem Auftrittsduett (Nr. 6) der beiden „Hanswurste“ Don Pomponio und Sir Douglas (also einem Männerduett) entnommen, stammt stilistisch aus der Altwiener Possentradition und ist ein Beispiel dessen, was ich eher als banal bezeichnen würde. Dann gibt es noch ein Solo des Pygmalion, welches aus der Neubeearbeitung Die schöne Unbekannte stammt und welches auch auf youtube gesungen von Franz Fehringer zu hören ist . Hiervon habe ich aber nur die Strophenmelodie in Donna Juanita gefunden, wiederum als ganz kleiner Teil des Verschwörungsensembles. Die ursprüngliche Herkunft der Melodie des Refrains bleibt weiterhin noch unbekannt – vielleicht finde ich sie ja noch auf einer der weiteren Klavierauszüge, die noch der Erforschung harren.


    Es sind, wie gesagt, nur wenige Titel, die man auf die von mir beschrieben Art zu Gehör bekommen kann und es sind beileibe nicht die besten. Ich kann versichern, dass diese noch als verborgener Schatz in den Noten der Partitur schlummern, der darauf wartet, gehoben zu werden.


    :) Uwe

  • Kein ganz "runder" Geburtstag, aber immerhin für mich die Gelegenheit, mal wieder auf diesen begnadeten Komponisten aufmerksam zu machen:


    Franz von Suppé, (* 18. April 1819 in Spalato (Split), Dalmatien; † 21. Mai 1895 in Wien), war ein österreichischer Komponist.
    Sein bürgerlicher Name lautet Francesco Ezechiele Ermenegildo Cavaliere Suppè-Demelli. Als Franz von Suppé hinterließ er ein Œuvre mit über 200 Bühnenwerken, meist Operetten, von denen die Ouvertüren zu Dichter und Bauer und Leichte Kavallerie am bekanntesten sind. (wiki)



    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Franz Schubert - neue CD einer Suppé Operette


    Von Publikum und Fachpresse (fast) unbemerkt ist im November 2014 eine neue CD einer Suppé Operette erschienen:


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    Es handelt sich nach Angaben des Covers um einen Live Mittschnitt des Bard Music Festivals. Der Gesang ist in deutscher, die Dialoge sind in englischer Sprache. Es spielt das American Symphonie Orchester unter Leon Botstein.


    Die CD ist, soweit mir bekannt, im Augenblick in Deutschland nur als MP3 Download bei Amazon erhältlich. Da der ASIN bei Downloads seltsamerweise nie funktioniert (hier sollte mal die Forenleitung nachfragen), kann ich hier nur die Bildadresse angeben. Zu finden ist die CD unter "Musik Downloads, Stichwort: Franz von Suppé Franz Schubert". Das Erscheinungsjahr der CD ist mit 2014 angegeben.


    Ich habe dem American Symphonie Orchester eine Mail geschickt mit der Bitte um weitere Informationen, habe aber keine Antwort erhalten. Beim Googeln habe ich dann einige Informationen gefunden. Das Bard Music Festival ist ein jährlich stattfindendes Klassik Musik Festival, das auf dem Campus des Bard College in Annandale-on-Hudson, New York, veranstaltet wird. Offenbar ist es in jedem Jahr einem bestimmten Komponisten gewidmet, in diesem Jahr war es Franz Schubert. Das erste Festival-Wochenende stand unter dem Thema "The Making of a Romantic Legend" und in diesem Zusammenhang wurde dieses, wie eine weitere Information besagt, mit einer zweifachen Rarität abgeschlossen, nämlich mit einem der seltenen Bühnenwerke Schuberts und eben Suppés Operette mit der Musik Schuberts.


    Hier zwei Links zu den von mit gefundenen Informationen: Bard Music Festival und The Making of a Romantic Legend.


    Bei der Operette Franz Schubert von Franz von Suppé handelt es sich um einen Einakter aus dem Jahre 1864, mit dem Suppé ein bereits mit Mozart erprobtes Konzept umsetzte, die Musik eines berühmten Komponisten für ein Libretto einzurichten, das mit biographischen Details des jeweiligen Künstlers arbeitet. Damit brachte Suppé schon 53 Jahre vor Heinrich Bertés Dreimäderlhaus den großen Romantiker als Operettenfigur auf die Bühne, allerdings nur als Held der Nebenhandlung.


    Bei der eigentlichen Handlung dreht es sich hauptsächlich um Probleme der Müller Tochter Marie, die von zwei Verehrern umworben wird und die am Schluss den Müllerburschen Niklas bekommt, kurz nachdem Schubert seine deutschen Tänze an den Tanzmusik Meister Gruber verkauft hat. Das Ganze wird mit allerlei Elementen aus der Volkskommödie garniert und daneben treten noch einige Schubertfreunde wie der schon erwähnte Ferdinand Gruber auf, die Schubert aus seinem erwählten Exil der Hildrichsmühle, wohin er aus dem "gräflichen Haus in Ungarn" geflohen war, nach Wien zurückholen wollen.


    Zu Musik kann ich nicht allzu viel sagen, es ist ja Schubert mit der Instrumentation von Suppé. Hervorragend ist auch die Ouvertüre, die ich schon von der Marco Polo Serie her kannte.


    :) Uwe

  • Die Afrikareise - eine Fülle berauschender Musik


    Franz von Suppés 1883 uraufgeführte Operette Die Afrikareise steht in einer Reihe seiner Spätwerke, die bald nach Beginn des 20. Jahrhunderts in Vergessenheit geraten sind. Dabei war sie im Jahr ihrer Uraufführung durchaus erfolgreich. Selbst ein Suppé nicht wohlgesonnener Kritiker (Wiener Zeitung), musste einen „ungeheurer Erfolg“ einräumen, ohne sich dabei einige Gehässigkeiten verkneifen zu können. Ein anderer Kritiker von der „Lyra“ meinte dagegen, Suppé habe mit dieser Operette alle seine Rivalen in den Schatten gestellt.


    In Wien brachte es die Afrikareise innerhalb eines Jahres auf 43 Vorstellungen. Bereits im Herbst 1883 fand die deutsche Erstaufführung in Hannover statt, im Januar 1884 folgte Berlin. Hier wurde die Begeisterung des Publikums vermerkt, das „bereits im ersten Akt so viel wiederholt haben wollte, dass man das Gefühl hatte, es wolle die ganze Operette zweimal gesungen haben“. Und das Hamburger Fremdenblatt fand sogar nach der Hamburger Premiere im März 1884, dass „Suppé der genialste und schöpferischste unter allen jetzt lebenden Operettenkomponisten“ sei.


    Von Anbeginn an wurde allerdings auch das Textbuch stark kritisiert. Das gleiche Hamburger Fremdenblatt schreibt dazu:


    Zitat

    In der Versifikation und dem Reimwert der Gesangstexte ist mit einem Leichtsinn und einer Sinnlosigkeit verfahren, die wir bei den Herren West und Genée, die doch wissen, welchem Meister sie ihr Libretto lieferten, nicht begreifen.


    Mit den Herren waren zum einen Richard Genée, der zusammen mit F. Zell das erfolgreichste Librettistenduo der klassischen Wiener Operette bildete und Moritz West, der später zusammen mit Ludwig Held den Text zum Vogelhändler verfassen sollte, gemeint. Die Wiener Zeitung „Die Presse“ fand wenigstens noch einiges Gute an den Dialogen:


    Zitat

    Das Textbuch ist fürchterlich und wären nicht im Dialog einige gute und zeitgemäße Späße eingestreut, die Librettisten hätten fast die Operette umgebracht.


    Hier die Handlung, wie sie eine Uraufführungskritik aus Wien in Kürze skizziert hat:


    Zitat

    Miradillo ist ein Afrikareisender, der sich auf Kosten Europas in Kairo amüsiert, dort seinem Wirte eine Riesenrechnung schuldig wird und im Augenblick höchster Verlegenheit Demoiselle Titania findet, seine Erlöserin. Titania soll zwei Millionen bei ihrem Onkel beheben, wenn sie am morgigen Tag verheiratet ist und mietet Miradillo als Gemahl, verliebt sich aber in Antarsid, einen Maronitenfürsten, während Miradillos Geliebte, Tessa, ihren Treulosen findet, verzeiht und schließlich auch heiratet.


    aus "Die Presse" vom 18.03.1883


    Ich finde die Handlung nicht gar so schwach, wie mancher Kritiker sie beschrieben hat. Es gibt bis zum Hayppy End einige komische Situationen und überhaupt ist die Rolle des Betrügers Miradillo eine tragende und umwerfend komische und wurde zur Paraderolle des damals berühmtesten Wiener Operettendarstellers, Alexander Girardi. Allerdings ist diese Geschichte auch mit einigen Absonderlichkeiten angereichert, so etwa zum Niesen reizende Datteln im 2. Finale und Walzer tanzende Beduinen im 3. Akt. Höhepunkt der Unwahrscheinlichkeiten ist, dass man dem Onkel der Hauptfigur weismachen will, das einzige wirksame Gegengift nach einer ihm untergeschobenen vergifteten Flasche sei die Heirat mit Tessas ältlicher Mutter.


    Doch zurück zur Musik. Auf dieser CD befindet sich eine ca. 10-minütige Melodienfolge, die dort als Ouvertüre bezeichnet wird. Suppé hat allerdings nur ein sehr kurzes Präludium geschrieben. Diese Melodienfolge deckt schon ziemlich viel von der Musik ab, die in der Operette vorkommt und man bekommt eine erste Vorstellung über Qualität und Charakter der Musik. Bereits hier kann man den Eindruck gewinnen, Suppés Musik habe, wie es der Suppé Biograph aus der ehemaligen DDR, Otto Schneidereit, bemerkte „wienerischen Anstrich wie selten zuvor“. Hervorgerufen wird dieser Eindruck vor allem durch eine geradezu verschwenderische Verwendung von Walzern, Polkas und natürlich Märschen; orientalische Einfärbungen werden nur sparsam eingesetzt. Auf der bereits genannten CD gibt es auch noch einen Marsch Über Berg, über Tal, über den einer der Kritiker der Uraufführung mutmaßte, dass "er sicherlich bald von sämtlichen Werkelmännern Wiens gespielt werden wird."

    Auf dieser CD findet sich der Titania Walzer, eine Walzerfolge aus der Afrikareise, die den ganzen Liebreiz der Walzermelodien vermittelt.

    Und auf dieser CD finden sich noch eine Polka francaise und eine Polka mazur mit dem Titel L’Orientale.

    Auf dieser CD, die eine Gesamtaufnahme der 3-aktigen Neubearbeitung von Suppés Operette Banditenstreiche enthält, finden sich noch zwei weitere Musikbeispiele: zunächst im ersten Finale eine kurze Chorpassage mit dem Text: „Er geht zu Malandrino, dieser Wicht“. Diese Passage stammt aus dem ersten Finale der Afrikareise und lautet dort: „Was wird dazu die Frau sag’n“. Als zweites stammt das gesamte 2. Finale der Banditenstreiche-Bearbeitung, beginnend mit „Sie standen da mit meiner Braut zusammen“ aus dem Quartett Nr. 4 im ersten Akt der Afrikareise, allerdings mit einigen Umstellungen und Streichungen.

    All die genannten Aufnahmen decken aber noch lange nicht alle Musiktitel der Afrikareise ab. Wie schon bei Donna Juanita brachte mir erst die intensive Beschäftigung mit dem Klavierauszug einen Gesamteindruck über die tatsächliche Qualität der Musik. Die meiste Übereinstimmung zu meiner eigenen Einschätzung habe ich in einer Kritik der Wiener Zeitung gefunden, die allerdings erst zur Uraufführung einer Neubearbeitung am 14.06.1924 erschienen ist:


    Zitat

    Nach dem zum Überdruss genossenen Java, Jimmys und Steps wirken die Walzer, Märsche, ja selbst alte Polkalieder geradezu erquickend; man freut sich des Melodien- und Ideenreichtums der kraftvollen Ensembleschöre und Finales, dieser Fülle berauschender Musik, die aus einer solchen Operette wie Die Afrikareise herausgeschöpft werden kann.


    Es ist schade, dass diese Musik im wahrsten Wortsinn „sang- und klanglos“ in Vergessenheit geraten ist. Sicherlich müsste man, um das Werk wieder auf eine Bühne bringen zu können, das Textbuch, vor allem die Verse, gründlich überarbeiten. Aber man braucht meines Erachtens deswegen nicht gleich das Kind mit dem Bade auszuschütten und eine neue Handlung oder gar einen anderen Handlungsort zu erfinden. Einige Streichungen, z. B. die genannten Nieseffekte im zweiten Finale und einen plausibleren Schluss würden der Geschichte schon guttun. Und es wurden in jüngster Zeit schon Operetten mit ähnlich schwachen Büchern aber mit geringerer musikalischer Qualität wiederbelebt, ob als Gesamtaufnahme auf CD, konzertante Aufführung oder auf den Brettern der Bühne.


    „The good news“ kommen ausgerechnet aus England. Das „Imperial Vienna Orchestra“ unter ihrem Dirigenten Dario Salvi plant für 2016 eine konzertante Aufführung der Afrikareise, ebenso eine Gesamtaufnahme davon auf CD sowie ein Video. Man darf gespannt sein, ob dieses Projekt tatsächlich verwirklicht wird und darauf hoffen, dass CD und Video auch hier bei uns erhältlich sein werden.


    :thumbsup: Uwe

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  • Hallo, Uwe!


    Das ist natürlich eine tolle Aufnahme in einer hervorragenden Besetzung. Vom Aufnahmedatum her, kann man auch von einer guten Klangqualität ausgehen. Sie kommt auf jeden Fall auf meinen Wunschzettel. Wenn ich mich nicht sehr irre, gab es in den 70er Jahren einen guten Opernfilm davon im TV, mit Helge Rosvaenge in der Tenor-Partie.

    W.S.

  • Hallo Wolfgang,


    der Film mit Helge Rosvaenge, den Du meist, war Fra Diavolo, eine Oper von Auber. Wie Suppés Biograph Roser schreibt, hat sich Suppé bei seinen Banditenstreichen am Vorbild von Aubers Oper orientiert. Seine Operette war jedoch ursprünglich nur ein Einakter, der erst in den 1950er Jahren zu einer dreiaktigen Operette erweitert wurde. Hierzu wurde allerhand Musik aus anderen Werken Suppé hinzugefügt, u. a. auch aus Der Teufel auf Erden, Donna Juanita, Die Afrikareise und Die Jagd nach dem Glück.


    :) Uwe

  • Hallo, Uwe!


    Das war nicht "Fra Diavolo". Da bin ich mir ganz sicher! Dazu kenne ich diese Oper zu gut und besitze einige Aufnahmen (auch auf Video) davon. Es war 100% eine Operette. Schade, damals fing ich mit Aufnahmen per Tonband an. Nur diese vergaß ich aufzunehmen.




    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Auf ein paar Aufführungen, die als Video eingestellt worden sind, möchte ich noch verweisen -auch wenn natürlich, wie immer, die Gefahr besteht, dass die Links irgendwann nicht mehr gültig sind-:


    DES MATROSEN HEIMKEHR



    BOCCACCIO



    REQUIEM


  • Das war nicht "Fra Diavolo".


    Hallo Wolfgang,


    das habe ich in Wikipedia bei Helge Rosevaenge unter "Filme" gefunden. Vielleicht wars ja die?


    Zitat

    Die Banditen. Fernsehinszenierung der Operette von Jacques Offenbach. Deutschland (NDR). (1961, Erstausstrahlung 1962)


    ?( Uwe

  • Auf ein paar Aufführungen, die als Video eingestellt worden sind, möchte ich noch verweisen


    Hallo Don,


    danke für die Hinweise. Ich kenne diese Aufnahmen. Leider hat noch keiner die Aufführung von Donna Juanita aus St. Petersburg aus dem Jahre 2006 eingestellt. Ich weiß, dass es davon eine DVD gibt, die gibt es in Russland auch Online zu kaufen, leider nur auf einer russischen Seite mit kyrillischer Schrift. Ich bin dabei, mir diese zu erwerben, über russische "Kontaktleute". Leider dauert das...


    :) Uwe


    P.S. Du hattest versprochen, Deine Eindrücke über die Oper Des Matrosen Heimkehr zu schildern. Siehe hier

  • Zitat

    Zitat Die Banditen. Fernsehinszenierung der Operette von Jacques Offenbach. Deutschland (NDR). (1961, Erstausstrahlung 1962)


    Hallo, Uwe!


    Das könnte es gewesen sein. Aber es war auch schon sooo lange her. :)




    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Hallo, Uwe!


    Boccaccio ist eine wunderschöne Operette. Es freut mich sehr, daß diese wieder auf den Spielplan einer Bühne gelangt ist. Es gab mal im TV eine interessante Einspielung mit Rudolf Schock und wie ich meine, mit Theresa Stratas.


    Gruß Wolfgang

    W.S.

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