Gustav Mahlers Symphonien - Welcher Zyklus ist der Beste?

  • Lieber Norbert, lieber lutgra,


    danke für eure Ergänzungen. Es ist natürlich richtig, dass man einen Gesamtzyklus nach etwa einem Drittel nicht abschließend beurteilen kann. Gleichwohl kann man zumindest bezüglich der Orchesterleistung und dem "tendenziellen" Stil des Dirigenten einige Aussagen treffen. ;) Wir alle kennen Segerstam, er war fast immer unter den langsameren, nicht aber langweiligen Interpreten. Ich stimme Dir, Norbert, zu, dass er ein Dirigent ist, der "etwas zu sagen" hat, sprich: Alle mir bekannten Aufnahmen Segerstams zeugen doch von einer wirklichen Beschäftigung mit den jeweiligen Werken. Gerade derzeit entdecke ich den "anderen" Segerstam, ein wenig fernab von nordischer Symphonik, für die er ja als lebende Referenz gelten könnte. Sein Mahler, aber auch sein Wagner und Brahms lassen m. E. aufhorchen. Eigentlich ist dies eher eine Thematik für den Dirigenten-Thread, aber dies sei zumindest kurz angerissen.


    Wie ich vorhin feststellen durfte, findet man die meisten Symphonien zumindest auf YouTube, was erste Höreindrücke ermöglicht. Leider sind die Videos nicht in HD, also in nicht allzu hoher Auflösung, was gerade bei einem Komponisten wie Mahler, der es gerne "krachen" lässt, natürlich zu gewissen Einschränkungen führt. Aber besser als nichts ist es allemal.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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    Oje, Joseph! Du hast Sehnsüchte in mir geweckt. Diesen Mahler-Zyklus hatte ich ja gar nicht auf dem Schirm!! Laut des von lutgra geposteten Rezensionszitates soll die Siebte unter Segerstam herausragend sein. Leider ist es aber so, dass nur ein gebrauchtes Exemplar zu einem - selbst für M7-Jünger - exorbitant (zu) hohen Preis zu haben ist. Und das Label CHANDOS ist ja nun nicht für seine fleißige Wiederveröffentlichungspolitik älterer Aufnahmen bekannt. Ach - käme mir das zur Zeit gelegen - den Segerstam-Zyklus zum Mid-Price in neuer Auflage :D


    Grüße
    Garaguly

  • Wie sagt ein altes Sprichwort?


    The grass is always greener on the other side of the fence


    Vor allem, wenn die andere Seite derzeit nicht erreichbar ist. :D

  • Der Kondraschin-Zyklus




    Kein Mahlersches Ich-Geschrei, keine Larmoyanz, nichts parodistisches oder ironisches oder sonst irgendwelche Doppelbödigkeiten, dafür Sachlickeit in Kombination mit einer Wildheit, die fast schon ans Brutale heranreicht, wobei aber immer noch Platz für die Schönheit bleibt. Das ist Kondraschins Mahler-Zyklus.
    Als Besonderheit ist noch anzuführen, dass sämtliche Vokalsätze in Russisch gesungen werden, aber auch auf Deutsch beigefügt sind.


    John Doe
    :hail:

  • Wie viel Mahler braucht der Mensch?


    Aber vor Segerstam und Kondrashin käme erst mal der "russische Bernstein":



    Künstler: Natalia Gerassimova, Olga Alexandrova, Galina Borissova, Alexei Martynov, Russian State Symphony Orchestra, Yevgeni Svetlanov
    Label: Warner, DDD, 1992-1996



    :hello: LT

  • Ob Swetlanow vor Segerstam und Kondraschin kommt, sei mal dahingestellt. Ich finde, alle drei haben große Mahler-Aufnahmen gemacht. Kein Grund, sie gegeneinander auszuspielen, dazu sind ihre Interpretationen auch viel zu verschieden.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich habe von mir gesprochen. Jeder ausgezeichnete Schostakowitsch-Dirigent ist auch ein sehr guter Mahler-Interpret. Leider bietet Kondrashin keinen vollständigen Zyklus - Swetlanow schon!


    Da man nicht alles haben kann, wird es wohl Swetlanow werden!


    :hello: LT

  • Ich vermute, weil er überhaupt komponiert hat.
    (Bernstein's West Side Story sollte meines Wissens ursprgl. eine "East Side Story" werden, dann wäre eine Jugendbande jüdischer Herkunft gewesen.)

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Über die verschiedenen Mahler-Interpretationen habe ich keinen Überblick. Fragte man mich, was ich von einer Mahler-Interpretation erwarte, dann wäre die Antwort wohl, dass sie es schafft, mir diese Musik näherzubringen, zu der ich einen nicht so leichten Zugang habe.


    Von dem, was ich bisher hörte, ist das vor allem Claudio Abbado gelungen. Ich kenne seine Erste mit dem BPO, sowie einige TV-Sendungen aus Luzern, die ich allesamt sehr beeindruckend und bewegend fand.
    Abbado verbindet das Überirdische mit dem zutiefst Menschlichem. Das kann mich bei seinem Mahler überzeugen. Kitsch und dergl. vermeidet er.


    Gruß
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Ich vermute eher, weil er ähnlich "elektrifizierend" dirigiert hat und das Maximum an "musikalischer Erregung" aus den Stücken herausgeholt hat.


    Stimmt Beides ! Deshalb die Bezeichnung "russischer Bernstein".


    Als Swetlanow-Fan hatte ich bereits vor Jahren 4 Mahler Sinfonien als Dateien auf dem PC heruntergeladen um diesen Dirigenten auch bei Mahler kennen zu lernen.
    Das Biss und Gluthitze aufkommt habe ich nicht anders erwartet. Die Aufnahmen sind aber über einen weiten Zeitraum entstanden, sodass die Älteren nicht gerade mit astreiner Tonqualität glänzen, die ich gerade bei Mahler für unerlässlich halte, damit bei mir überhaupt Hörspass aufkommt.


    Das was mich manchmal etwas stört, ist das sehr ausgewalzte Tempo, das Swetlanow anschägt. Als geprägter Liebhaber der Solti - GA ( Decca), wo auch klanglich alles allerbestens ist, kann ich mich damit nicht immer anfreunden ! Kaufen würde ich sie mir deshalb nicht.


    Mir ist auch bei Bernstein der New Yorker-Zyklus (SONY) weitaus lieber und angenehmer, als seine späten unwarscheinlich ausgewalzten DG-Aufnahmen ...

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Gestern erworben:



    gekauft übrigens wegen des günstigen Preises und Kenntnis der 8., die aus diesem Zyklus nicht nur der Aufnahmetechnik wegen herausragt - eine wirklich grandiose Einspielung.


    Vom ersten Hineinhören lassen mich die anderen Sinfonien etwas zwiespältig - ich bin durch Solti, Levine und Haitink verwöhnt. Gergiev läß eine deutliche Handschrift erkennen, aber ich vermisse ein wenig die Wunderhornpoesie. Auch klanglich sind die SACDs aus dem Barbican Centre "nur" sehr gut. Allerdings habe ich keine mehrdimensionale Abspielmöglichkeit dafür (surround).



    Zugegeben (ich wußte es schon aus der Luxusausgabe der Butterfly, immerhin eine Mittsiebziger-Decca): das klingt natürlich noch immer irgendwie analog - zumal diese DGG wahrlich kein Ohrenschmaus ist - eine hauchige, schlecht aufgelöste, an Bässen und Höhen arme Grammophonproduktion. Aber dennoch - obwohl ich lieber die Sechste gehabt hätte - das Scherzo, das Adagietto sind hier in wohl vorerst unübertreffliche Wiedergabequalität zu hören. Für mich ein Nonplusultra an Präzison und Lebendigkeit. Und im Folder erfahren wir, daß Karajan erst so spät, mit Mitte 60 nach fast 20 Jahren bei den Berlinern, eine Mahlereinspielung gewagt hat wegen der jahrelangen dafür benötigten Proben. Das will ich glauben.


    :hello:

    Zerging in Dunst das heilge römsche Reich


    - uns bliebe gleich die heilge deutsche Kunst!

  • Hallo mal wieder,



    Gustav Mahler (1860-1911)
    Symphonien Nr.1-10


    Christiane Oelze, Hanno Müller-Brachmann, Michaela Schuster, Gürzenich-Orchester Köln, Markus Stenz
    Oehms, DDD, 2009-2014
    13 CDs


    Ich mag ja die (Größen-)Wahnsinnigen, die mit den dicken Brettern, den maßlosen Monsterwerken. Mahler ist zweifellos ein solcher Fall, ein Komponist großer Ambitionen, der nach den Sternen greift. Das Großartige an seinen Sinfonien ist dabei, dass sie nicht bloß „groß gedacht“ sind (wie bei manchem Kleinmeister, von denen sich einige mit allzu epischen Werken aufgrund fehlender Genialität dann doch eher „verhoben“ haben), sondern dem Hörer in ihrer Vielschichtigkeit eine solche Fülle an Stimmungen und Einfällen anzubieten haben, dass Mahler bei einigermaßen ernsthafter Beschäftigung trotz aller Epik und Länge schwerlich langweilen dürfte.
    Besagte Vielschichtigkeit macht es wahrscheinlich auch so schwer, Mahlers Sinfonien als Ganzes perfekt zu deuten. Und somit bietet die vorliegende Kölner Aufnahme mit dem exzellenten Gürzenich Orchester, überwiegend aufgenommen in der Kölner Philharmonie, einen absolut gelungenen und tiefen Einblick in die Sinfonien Mahlers. Stenz und sein Orchester scheinen hier detailverliebt gearbeitet zu haben. Sie bieten einen hellwachen, fließenden und nie beliebigen Mahler an. Natürlich ist diese Produktion keine „perfekte“ Gesamtaufnahme geworden. Manche Sinfonie, mancher Moment mag innerhalb der Edition herausstechen, jedoch bewegt sich für mein Empfinden alles auf einem Niveau, welches ernsthaft negative Kritik abseits zulässiger Wahlentscheidungen der Interpreten verbietet
    Dabei sind die Werke sehr gut aufgezeichnet worden, mit weiter Dynamik. Ich mag es mir einbilden, aber mir scheint, der akustische Stempel der Kölner Philharmonie habe einen gewissen Wiedererkennungswert, der in Aufnahmen gut zu hören ist (geht mir bei den DSch-Sinfonien unter Barshai mit dem WDR SO (Brilliant Classics) übrigens genau so).
    Bei allem was ich in Sachen Mahler im Ohr und in der Erinnerung habe ist das hier ein Zyklus, der sich trotz überwältigender und hochkarätiger Konkurrenz nicht verstecken muss und der jeden Vergleich bestehen kann. Hut ab vor dem Gürzenich Orchester und Markus Stenz!
    Insgesamt erscheint es erstaunlich, welche Schwergewichte im Oehms-Katalog mit den Gesamtaufnahmen von Mahler, Tschaikowsky sowie Rachmaninoff aus Köln nun vorliegen. Das ist ganz große Klasse!


    Viele Grüße
    Frank

  • Gerade heute beim Second Hand Records für € 20 mitgenommen, kostet beim Werbepartner gebraucht mehr als da Vierfache. :) Sicher nicht erste Wahl, aber ich hoffe auf interessante neue Einblicke durch den russischen Dirigenten. Den Tempoangaben nach etwas für Liebhaber der fixen "Hammeraufnahmen". :D
    Falls Sie mir nicht gefallen, sollte ich sie "verlustfrei" weiterreichen können. Übrigens gibt es da derzeit auch die Gielen-Aufnahmen für € 20. Die habe ich aber schon.


  • Sicher nicht erste Wahl, aber ich hoffe auf interessante neue Einblicke durch den russischen Dirigenten.

    Alles schön mit bulgarisch-kyrillischen Buchstaben.... :D Die 7. mit Kondrashin habe ich, lieber Lutz - diese Aufnahme und auch die, welche er mit dem Concertgebouw-Orkest gemacht hat. Die unterscheiden sich schon deutlich - sind aber beide finde ich sehr hörenswert. Von Kondrashin kriege ich demnächst noch die 5. und den kompletten Mahler-Zyklus mit Svetlanov - auch mit fixen Tempi! Den kompletten Zyklus mit Chailly habe ich dann auch - die Einzel-CDs mit dem interessanten Zusatzprogramm. Alles aus einer Privatsammlung - die fehlende 1. Mahler mit Chailly habe ich mir schon gebraucht nachbestellt und bekommen. :D


    Schöne Grüße
    Holger

  • Ich sehe, lieber Holger, bei Dir mahlert es auch gerade mächtig. :D

    Ja, lieber Lutz. Und ich habe z.B. die 3. - Neumanns späte Exton-Aufnahme - und Neumanns 7. von 1968 aus Leipzig noch ungehört liegen. Und der Vollständigkeit halber muss ich auch noch anmerken: Ich bekomme ebenfalls noch die 1., 5. und 7. mit Pierre Boulez (DGG), von dem ich bislang nur die 9. habe. :thumbsup:


    Schöne Grüße
    Holger

  • Liebe Forianer,


    Solti und Haiting habe ich, dazu einzelne Einpielungen mit Walter, Klemperer, Bernstein (DG) und Horenstein und nun spiele ich mit dem Gedanken mir einen der Bernstein-Zyklen zuzulegen - beide sind bereits bzw. demnächst als Re-Issues auf Vinyl erhältlich, ein Medium, das ich nach wie vor aufgrund der IMHO unübertroffenen Klangqualität schätze - was eine weitere Überlegung ist.


    Mir geht es hier in erster Linie um die Frage, ob jemand einen Vergleich zwischen Bernsteins Interpretationen mit dem NYPO und den späteren auf DG mit den Wienern u.a. ziehen kann. Die mir bisher bekannten Interpretationen der 1., 2. und 5. gefallen mir trotz (oder wegen) der sicherlich eher extremen, subjektiv-expressionistischen Haltung Bernsteins sehr gut, trifft dies doch m.E. einen wichtigen Wesenszug der Musik Mahlers.


    Wer mein Vorhaben angesichts der Fülle des Katalogs für völlig verfehlt hält, von dem nehme ich gerne auch Hinweise auf andere GA entgegen :D (apropos GA: Nach Durchsicht des Treads bin ich mir durchaus der "GA-Problematik" bewusst, aber der Kauf einzelner CDs ist m.E. angesichts attraktiver "Paketpreise" oftmals nicht wirtschaftlich)


    Ergänzend, falls es dann doch zwei GA werden: Ich wäre auch dankbar auf Hinweise zu den Interpretationen Inbals, die - wenn ich mich recht erinnere - bei deren Erscheinen in den Neunzigern eine sehr positive Resonanz erfahren haben.

    Viele Grüße aus Berlin,
    Stefan

    “Music is enough for a lifetime, but a lifetime is not enough for music”
    Sergei Rachmaninov

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  • Mir geht es hier in erster Linie um die Frage, ob jemand einen Vergleich zwischen Bernsteins Interpretationen mit dem NYPO und den späteren auf DG mit den Wienern u.a. ziehen kann.


    Lieber Stefan,


    einen Vergleich der drei (!) Mahler-Zyklen, die Bernstein eingespielt hat, findest Du in diesem Thread: http://www.tamino-klassikforum…page=Thread&threadID=2664


    Ich persönlich schätze alle drei Zyklen sehr, würde aber insgesamt dem zweiten den Vorzug geben. Da der nur auf DVD erhältlich ist, wird er für Dich aber wahrscheinlich nicht in Frage kommen. Im Vergleich des ersten Zyklus mit dem NYP mit den späten, für die DG eingespielten Aufnahmen mit drei Orchestern (WP, RCO, NYP) kann man allgemein sagen, dass in den späten Aufnahmen der subjektiv-individualistische Zugang noch deutlich stärker ist. Ein Merkmal sind die langsameren Tempi, die zum Beispiel in der 2. und 3. Symphonie gewöhnungsbedürftig sind, mich aber am Ende dann doch sehr überzeugt haben. Gar nicht gefallen hat mir Lennys Entscheidung, im Schlusssatz der 4. einen Knaben singen zu lassen. Außerdem sollte man wissen, dass eine neue Aufnahme der 8. Symphonie durch Bernsteins Tod nicht mehr realisiert werden konnte und die DG diese Lücke durch einen ca. 10 Jahre älteren Live-Mitschnitt von den Salzburger Festspielen geschlossen hat, der kurz vor der Aufnahme entstanden ist, die auf DVD vorliegt. Der Klang dieses Mitschnitts ist leider ziemlich schlecht, während alle anderen späten Aufnahmen sehr gut klingen, deutlich besser als selbst die neu gemasterten alten Aufnahmen des ersten Zyklus.


    Eigentlich braucht man alle drei Mahler-Zyklen von Bernstein, was angesichts der günstigen Preise auch kein großes Problem darstellt. Den späten DG-Zyklus gibt es inzwischen schon in mehreren Boxen, die alle günstig zu haben sind.


    Zur "unübertroffenen Klangqualität" von Vinyl sage ich besser nichts :stumm: .

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Meine Empfehlung wäre der zweite (eigentlich dritte) Zyklus aus den 80er Jahren. Zu dessen Merkmalen sagte Bertarido schon einiges. Mehr im Spezialthread. Einzig die Achte von 1975 fällt (tontechnisch) ab. Die dürfte auch auf DVD (Wiener Konzerthaus statt Großes Festspielhaus Salzburg) nicht merklich besser klingen, oder?


    Zur "unübertroffenen Klangqualität" von Vinyl sage ich besser nichts :stumm: .


    Zumal die Pressung auf LPs gerade beim digitalen Zyklus (Nr. 8 als einzige noch analog) ja wirklich recht absurd anmutet. :D Aber die Vinyl-Renaissance treibt mitunter seltsame Blüten.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Lieber Bertarido und Joseph II,


    vielen Dank für den Hinweis auf den (ausgezeichneten) Bernstein/Mahler Thread und Eure Empfehlungen. Damit ist meine Frage erst einmal beantwortet bzw. ich bin motiviert, mich weiter mit den Bernstein-Zyklen zu beschäftogen und vielleicht werden es am Ende dann doch zwei.


    Das Thema mit der Klangqualität von Vinyl diskutieren wir dann an andere Stelle aus, spätestens nachdem ich meinen zugegebenermaßen in die Jahre gekommenen CD-Spieler ersetzt habe (was allerdings für den Plattenspieler gleichermaßen gilt) :S


    Viele Grüße aus Berlin
    Stefan

    “Music is enough for a lifetime, but a lifetime is not enough for music”
    Sergei Rachmaninov


  • Ich war ja sehr skeptisch, weil ich überhaupt nicht wusste, was mich bei diesem Svetlanov-Mahler erwartet. Wird das etwa knallig und bombastisch, effekthascherisch mit überdrehten Tempi? Von wegen: So gewissenhaft, auf jeden Knalleffekt verzichtend, geradezu liebevoll im Detail, mit so viel Sinn für die vielfältigen Charakter- und Stimmungswechsel zeigt sich hier ein absoluter Großmeister unter den Dirigenten, der keinerlei Übertreibungen nötig hat. Ich war so beeindruckt, dass ich das getan habe, was ich eigentlich nicht vorhatte: die ganze Symphonie durchzuhören. Das ist ein überaus sorgfältig und immer schlüssig durchdacht dirigierter Mahler, der nichts zu wünschen übrig lässt, gespielt von einem der russischen Top-Orchester!


    Ich bin gespannt auf das Weitere! :) :) :)


    Schöne Grüße
    Holger

  • In jeder Wakasugi Mahler CD ist sogar die Partitur dabei. Sehr löblich.

    Musik ist höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie. Wem meine Musik sich verständlich macht, der muß frei werden von all dem Elend, womit sich die anderen schleppen.

    Ludwig van Beethoven


    Bruckner+Wand So und nicht anders :)

  • Mahler

    Sämtliche Sinfonien + Das Lied von der Erde

    Hiroshi Wakasugi

    Tokyo Metropolitan Symphony Orchestra

    In der Tat eine eher analytische Interpretation, dabei aber alles andere als kühl sezierend, sondern fließend von einem Gemütszustand in den nächsten, in einem Tempo, dass einem manchmal schwindelig wird. Die Kontrapunkte auch der Tempi, die Wakasugi hier teilweise auch vor Höhepunkten gezielt einsetzt, finde ich aber keinesfalls störend - ganz im Gegenteil: Sie verstärken damit Mahlers Harmoniebrüche und als Zuhörer taumelt man zwischen Mitgerissenheit der Harmonie folgend und Abstürzen , dass einem nur so der Puls rast, bevor einen Wakasugi mit Mahlers Musik wieder auffängt und zum nächsten Höhepunkt trägt, hoch und höher, wohl ahnend dass er dies nur tut, damit man danach wieder umso tiefer fällt. Das ist Leben in der Musik.Höhepunkte sind für mich alle Sinfonien ,ja ich weiß, auch wenn's abgedroschen klingt, aber das Adagietto dieser Einspielung ist an Zartheit und Sanftheit nicht zu überbieten; minutenlang traut man sich nicht zu bewegen aus Angst man könnte die zarten Klangbilder stören), die 9. (phänomenal das Adagio, die eigenen Atemzüge werden langsamer und gegen Ende traut man sich gar nicht mehr zu atmen) und auch die 10. (Rundum etwas für die Seele, abtauchen, sich mitnehmen lassen und am liebsten gar nicht mehr auftauchen. So muss Musik sein und sich anfühlen. Das Lied von der Erde Musikalisch sensationell, unglaubliches Detailreichtum, ohne die Linie zu verlieren, spannend, aufregend. Die Solisten und die Chöre sind ausgezeichnet.Dazu trägt auch der Klang bei, der ist nämlich schlicht überragend! Ich habe selten eine klassische Einspielung mit so vollem, voluminösem und perfekt räumlichem Klang gehört wie diese. Dazu trägt sicherlich auch die Akustik der Suntory Hall bei, vor allem aber merkt man, dass die Fontec wirklich zu den Topexperten für sehr gute Aufnahmetechnik und -akustik zählen.

    Die Box kostet bei Tower Records Japan 11,240 yen - 84,43€

    https://tower.jp/item/5088256/…9%99%90%E5%AE%9A%EF%BC%9E

    Liebe Grüße

    Patrik

    s-l500.jpg


    Musik ist höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie. Wem meine Musik sich verständlich macht, der muß frei werden von all dem Elend, womit sich die anderen schleppen.

    Ludwig van Beethoven


    Bruckner+Wand So und nicht anders :)

  • Ich habe die schwarzen Löcher der aufgegebenen Verlinkungen mit dem marktbeherrschenden Online Anbieter teilweise ersetzen können, wenn die Aufnahme zweifelsfrei bestimmt werden kann.


    Wenn die Aufnahme beim Werbepartner erhältlich ist, habe ich diese Verlinkung gewählt. Vereinzelt habe ich Internet-Portale mit Anbietern gebrauchter CDs verwendet.


    Mit etwas Recherche über Google Bilder wird man zum entsprechenden Portal finden.


    Bei einigen Beiträgen fehlten allerdings die nötigen Angaben, damit ich das Bild ersetzen konnte. Durch den ASIN Code konnte ich das Coverbild ermitteln und etwas Entsprechendes finden.


    Mit freundlichen Grüssen


    moderato in seiner Funktion als Moderator

    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Raphael Kubeliks Gesamtaufnahme aller Mahler Sinfonien wurde noch nicht erwähnt.


    Ich besitze die Aufnahmen, die in der Raphel-Kubelik-Box aller DG Aufnahmen enthalten sind.




    Es gibt sie auch in einer schön edierten Box mit 10 CDs plus Blue Ray Audio.


    (Eine sachkundige Rezensension, ganz unten auf der Seite des Werbepartners, rückt die Lobeshymne in der Produktinformation zurecht.)


    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
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  • Diemal nicht alle Mahler Sinfonien von einem Dirigenten, dafür alle Mahler-Sinfonien von einem Orchester unter verschiedenen Dirigenten.


    Die Berliner Philharmoniker spielen auf. 10 CDs dokumentieren das Ergebnis.


    Nr. 1 (Daniel Harding);

    Nr. 2 (Andris Nelsons);

    Nr. 3 & 5 (Gustavo Dudamel);

    Nr. 4 (Yannick Nezet-Seguin);

    Nr. 6 (Kirill Petrenko);

    Nr. 7 & 8 (Simon Rattle);

    Nr. 9 (Bernard Haiting);

    Nr. 10 (Adagio / Claudio Abbado)


    Zum Hören und Sehen gibt es die Sinfonien auf 4 Blu-rays mit den Konzertmitschnitten aus der Berliner Philharmonie.


    plus "Mahler and the Berliner Philharmoniker" (Die Dirigenten im Gespräch / 38 Minuten)


    Die Aufnahmen entstanden zwischen 2011 und 2020.



    So weit so gut - oder schlecht.

    Verderben viele Köche den Brei und das Ergebnis ist durchwachsen?

    109.99 Euro kostet die auf Hochwertigkeit getrimmte Edelausgabe. Der eine Cent ist geschenkt. 110 Euro. Das Lied der Erde vermisse ich. Der Gerichtigkeit halber muss gesagt werden: Dieses Werk ist auch in anderen Gesamtboxen nicht enthalten.

    Da überlegt man sich, ob nicht auch eine preiswertere Box der Vergangenheit mehr an künstlerischem Wert bietet. Die Auswahl ist riesig, wenn man den Thread durchliest.

    .

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    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




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