Bryan Hymel - ein amerikanischer Tenor

  • Allenthalben wird der Mangel an Sängern beklagt, die z.B. in der Lage sind, Opern von Meyerbeer zu singen.
    Dieser Tenor kann es:



    Bryan Hymel (* 8. August 1979 in New Orleans), amerikanischer Tenor.
    Er studierte an der Academy of Vocal Arts in Philadelphia und nahm am San Francisco Opera Center’s Merola Program teil. Hymel hat sich international einen Namen gemacht mit seinem Met-Debüt von 2012 – als Aeneas in Berlioz Les Troyens. An der Met wird er im September auch in La Bohème zu hören sein.
    Im Juli dieses Jahres steht er überdies in Wilhelm Tell auf der Bühne der Bayerischen Staatsoper.



    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Das wiederauferstandene Label Warner Classics setzt erste programmatische Akzente.
    Es hat den amerikanischen Tenor Bryan Hymel exklusiv verpflichtet und lanciert als erstes eine Einspielung französischer Arien mit dem Sänger.
    Alain Lanceron, der frisch gekürte Präsident von Warner Classics, schätzt Hymel als einen der führenden der kommenden Generation von Tenören ein.
    Er setzt damit für das Label einen ersten Akzent im umsatzstarken, aber auch umkämpften Markt für CD-Porträts populärer Opernsänger. (Quelle: cf)



    Hier die weiter oben von mir erwähnte Meyerbeer-Einspielung.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Auch ich schätze Bryan Hymel sehr und verfolge aufmerksam seine Karriere. Die von Harald erwähnte Meyerbeer DVD kann man nur empfehlen, auch wegen dem hervorragenden John Relyea als Bertram. Auch die sonstige Besetzung lässt keine Wünsche offen.


    Es gibt noch weitere DVDs mit Bryan Hymel:



    Ursprünglich war Jonas Kaufmann in der Rolle des Aeneas, der dann die ganze Serie in London abgesagt hatte. Bryan Hymel meistert die Rolle hervorragend.


    Eine weitere DVD ist diese:


    Im April debütierte er an der Wiener Staatsoper in der Rolle des Pinkerton.


    :hello:


    Jolanthe

  • Liebe Melomanen!


    Es freut mich, dass Bryan Hymel zunehmend breiter wahrgenommen wird und hier auch einen eigenen Thread hat!


    Ich habe ihn inzwischen in verschiedenen Partien live gehört.
    Vor allem als Aeneas (Berlioz: Les Troyens), als Henri (Verdi: Les Vespres Siciliennes) und als Armold (Rossini: Guillame Tell) hat er mich wirklich überzeugt.
    Vielleicht ist die Stimme vom Timbre her nicht jedermanns Geschmack, aber der Mann singt technisch bestens versiert mit so viel Kultur, Geschmack und Stil wie kaum ein anderer im französischen Fach. Wie er etwas als Aeneas die "Inutiles regrets" ganz wunderbar auf Linie singt und großartig auf die waghalsige Schlusssteigerung hin aufbaut, ist einfach umwerfend!


    Deshalb freue ich mich schon ganz besonders auf das Recital, auf das Jolanthe bereits hingewiesen hat!
    Leider muss man ja wohl noch ein paar Wochen warten!


    Aber die Liste der eingesungenen Titel ist ja nun wirklich dazu geeignet die Vorfreude noch zu steigern:







    Bryan Hymel
    Héroïque: French Opera Arias


    Album / CD
    24 Feb 2015 / Classics


    1 Guillaume Tell, Act 4: "Ne m'abandonne point... Asile héréditaire... Amis, amis secondez ma vengeance" (Arnold) - Bryan Hymel


    2 La damnation de Faust, Op. 24, Pt. 4: "Nature immense" (Fausto) - Bryan Hymel


    3 Jérusalem, Act 2: "L'Emir auprès de lui ma'ppelle... Je veux encore entendre ta Voix" (Gaston) - Bryan Hymel


    4 Les vêpres siciliennes, Act 4: "O jour de peine et de souffrance" (Henry) - Bryan Hymel


    5 Les Troyens, Act 5: "Inutiles regrets" (Énée) - Bryan Hymel


    6 La reine de Saba, Act 2: "Faiblesse de la race humaine, Inspirez-moi, race" (Adoniram) - Bryan Hymel


    7 L'Africaine, Act 4: "Pays merveilleux... O Paradis... Conduisez-moi vers ce navire" (Vasco de Gama) - Bryan Hymel


    8 Hérodiade, Act 4: "Ne pouvant réprimer les élans de la foi" (Jean) - Bryan Hymel


    9 Sigurd, Act 2: "Le bruit des chants s' étend" (Sigurd) - Bryan Hymel


    10 L'attaque du Moulin, Act 2: "Le jour tombe, Adieu, forêt profonde" (Dominique) - Bryan Hymel


    11 Rolande et le mauvais garcon, Act 4: "Chante vieux jardin ta chanson de cigale" (Gaspard) - Bryan Hymel



    Das wird ja hoffentlich für alle Freunde französischer Gesangskunst ein Fest!


    Ich freue mich drauf!



    Caruso41




    :jubel: :jubel: :jubel:

    ;) - ;) - ;)


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  • Noch ein PS:


    In dem Thread über französischen Gesangsstil sind wir bereits auf Bryan Hymel zu sprechen gekommen:


    Französischer Gesangsstil


    Über seinen Pinkerton in Wien waren in anderen Threads kritische Bemerkungen zu lesen. Ich kann mir vorstellen, dass Hymels Stärken in einer Puccini-Partie gar nicht zur Geltung kommen. Deshalb macht er ja seine Karriere auch im wesentlichen mit Partien des französischen Repertoires!



    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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  • Wobei der Pinkerton fûr jeden Tenor schwer zu singen ist.

    Wobei der Arnold im "Tell" noch viel anspruchsvoller ist als der Pinkerton, und den hat er letzten Sommer in München wirklich sehr gut gesungen, wovon ich mich live überzeugen konnte.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber Stimmenliebhaber!

    Wobei der Arnold im "Tell" noch viel anspruchsvoller ist als der Pinkerton, und den hat er letzten Sommer in München wirklich sehr gut gesungen, wovon ich mich live überzeugen konnte.


    Gerade habe ich die CD gehört - über drei Tage verteilt, denn selbst einen so vorzüglichern Sänger wie Hymel mag ich einfach nicht 72 Minuten hintereinander mit Arien hören, die aus dem Zusammenhang herausgerissen wurden.


    Erster Eindruck: Das ist eine ganz vortrefflich gelungene Arien-CD mit einem Repertoire, für das es in den letzten Jahrzehnten eigentlich keinen adäquaten Tenor gab!
    Ein wirklich heroischer Tenor für das französische Fach, mit einer gut gebildeten Stimme, vorzüglicher Gesangstechnik, einem eminenten Stilempfinden und fähig, Phrasen mit stupender Atemkontrolle schier unendlich weit auszuspannen und fein zu kolorieren!


    Gerade die von Dir, Stimmenliebhaber, erwähnte Arie des Arnold gelingt einfach hinreißend! Und wenn man Hymel mit der großen Szene des Sigurd von Reyer gehört hat, möchte man sich wünschen, dass er diese Oper, von der es ja leider keine befriedigende Einspielung gibt, mal komplett aufnimmt.


    Beste Grüße




    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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  • Ich bin sehr gespannt zu hören, wie denn andere Freunde der französischen Gesangskunst diese Sammlung von Bryan Hymel und Emmanuel Villaume aufgenommen haben und beurteilen!


    Ohren auf, Freunde!!



    Caruso41

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  • Offensichtlich haben die bisherigen Hinweise auf diesen tollen Tenor noch niemanden bewogen, sich mal eine seiner Aufnahmen zu besorgen und sie anzuhören. Deshalb möchte ich doch mal kurz über meine Eindrücke nach dem Hören der Portrait-CD berichten!
    Es wundert wirklich nicht, dass die
    Karriere des 34 jährigen Amerikaners aus New Orleans so schnell und so spektakulär verläuft!


    Die großen Erfolge hat er ja gleich an bedeutenden Opernhäuser gehabt:
    Amsterdam, London, New York und München - und durchweg in ganz anspruchsvollen Partien des französischen Repertoires - als Aeneas in „Les Troyens“ von Hector Berlioz, als Henri in „Les Vêpres Siciliennes“ von Verdi, als Arnold in "Guillaume Tell" von Rossini als "Robert le Diable" von Meyerbeer!
    Das sind alles Partien, die einen heroischen Tenor verlangen, der sich in der hohen Lage wohl fühlt und mit Spitzentönen ebenso Effekt machen kann wie mit fein gestalteten weiten Phrasen!


    Hymel bleibt diesen Partien wirklich nichts schuldig! Seine neue CD gibt davon einen starken Eindruck!
    Gleich die erste Szene - Arnolds großes Solo aus dem letzten Akt von Guillaume Tell - ist schlicht aussergewöhnlich:


    Die Stimme ist kräftig, sehr männlich und hat einen vollen warmen Bronzeton! In der Höhe entfaltet sie eine durchdringende Brillanz und die geforderten hohen C'', Cis'' und sogar D'' kommen absolut sicher, haben einen hellen Strahl und Leuchtkraft. Mehr als durch diesesSquilloimponiert Bryan Hymelfreilich mit seiner feinenund expressiv eingesetzten Mezza voce! Sie ermöglichtihm dieBildungbetörender lyrischer Phrasen: Ganz verinnerlicht und behutsam gelingt ihm der Quintsprung inArnolds „asil hére-di-taire“! Und die herrliche Melodie Rossinis entfaltet bei ihm eine schmerzliche Schönheit!


    Und so gibt es auch in den folgenden Ausschnitten aus französischen Opern große Gesangskunst zu bewundern:


    Zum einen echte Überraschungen bei Arien, die man zigmal gehört hat. So in Vascos Arie aus der Afrikanerin, die er wirklich verzückt und mit ganz eigener Süße singt und in der Phrase „tu m’appartiens“ mit einem piano angesetzen und dann voll aufleuchtenden B krönt!!

    Zum anderen aber auch Gelegenheit zu Entdeckungen. So etwa in
    den selten zu hörenden Ausschnitten aus „Sigurd“ von Ernest Reyer,„L’Attaque du moulin“ von Alfred Bruneauund „Rolande et lemauvais garçon“von Henri Rabaud!

    Ein Genuß!!


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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  • Lieber Caruso,


    das scheint ja in jeder Hinsicht ein ganz außergewöhnlicher Bursche zu sein, dieser Bryan Hymel. Soeben habe ich mir bei youtube die Vorstellung seiner CD angesehen bzw. angehört. In den letzten Jahrzehnten (!) habe ich keine derartig prädestinierte Stimme für die Rollen in "Sigurd", "Tell" o. a. mehr gehört! Beispielsweise singt er in der Stretta aus "Tell" die heiklen Töne unmittelbar über dem Registerwechsel mit unbeschreiblicher Fülle und Intensität, wie ich sie eigentlich nur von Francesco Tamagno, der krankheitsbedingt jedoch um einen Halbton transponieren musste, her kannte. Die exponierten Spitzentöne singt er klangschöner als Pavarotti und vor allem nicht so verspannt. Einzig der junge Gedda (aber nur in der Aufnahme unter Alain Lombard) kommt hier an ihn heran. Ich habe in der Vergangenheit schon öfter einmal neu erschienene Recitals allzu hymnisch kommentiert, aber ich denke, "French arias" ist ein Hammer!


    Soeben habe ich mir bei Youtube auch noch einige andere Ausschnitte angehört. Sehr angenehm überrascht hat mich Hymels "Nessun dorma". Der Sänger macht daraus wirklich eine Hymne! Die Stimme klingt im Mittelteil der Arie wie die des jungen Pertile, der Aufschwung auf das finale hohe H sucht seinesgleichen.


    Ein beeindruckender Sänger!


    Die CD werde ich wohl ordern.


    Herzliche Grüße
    Manfred


    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Lieber Caruso,



    das scheint ja in jeder Hinsicht ein ganz außergewöhnlicher Bursche zu sein, dieser Bryan Hymel. Soeben habe ich mir bei youtube die Vorstellung seiner CD angesehen bzw. angehört. In den letzten Jahrzehnten (!) habe ich keine derartig prädestinierte Stimme für die Rollen in "Sigurd", "Tell" o. a. mehr gehört!


    Lieber Manfred,


    es freut mich zu hören, dass Du auch so begeistert bist von Bryan Hymel.


    Vermutlich ist für das Heroische Repertoire der französischen Opern wirklich seit George Thill kein Tenor ähnlich gut ausgestattet gewesen wie er!
    Der junge Gedda hat zwar einen hinreißenden Arnold gesungen, aber wohl nur auf der Schallplatte. Ich bezweifle, dass er die Partie zu der Zeit, als er den Querschnitt unter Lombard aufgenommen hat, die Partie an einem großen Haus hätte singen können.


    Und wer wäre sonst für solche Partien in Frage gekommen? Man hat sie ja nur selten überhaupt auf die Bühne gebracht - und keiner der Tenöre, die dabei zum Einsatz kamen, wurde ihnen wirklich voll gerecht. Nicht José Luccioni, nicht Tony Poncet und schon gar nicht Guy Chauvet. Und Vickers oder Domingo, die ja die eine oder andere Partie dieses Faches durchaus mit Erfolg gesungen haben, fehlte einfach die Höhe - vielleicht auch die rechte Vertrautheit mit dem französischen Stil!


    Freuen wir uns also über die Möglichkeit, heute einen Tenor wie Bryan Hymel hören zu können!


    Danke übrigens für Deinen Hinweis auf Youtube. Ich werde bei Gelegenheit Deinen Tipps nachgehen!
    Neugierig bin ich natürlich nach Deinem Urteil auch auf die Kalaf-Arie von ihm.


    Ich hatte bisher noch nicht bei Youtube hineingeschaut sondern meine Bild allein auf Grund der verschiedenen Begegnungen gebildet, die ich live mit ihm in Opernaufführunen hatte! Es hat mich befriedigt, dass ich von meiner Begeisterung nach dem Hören der Portrait-CD nichts zurücknehmen musste!


    Jetzt will ich mich mal intensiver mit seinen Aufnahmen beschäftigen!


    Liebe Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Soeben habe ich mir bei Youtube auch noch einige andere Ausschnitte angehört. Sehr angenehm überrascht hat mich Hymels "Nessun dorma". Der Sänger macht daraus wirklich eine Hymne! Die Stimme klingt im Mittelteil der Arie wie die des jungen Pertile, der Aufschwung auf das finale hohe H sucht seinesgleichen.



    Lieber Manfred!


    Du hast Recht! Sensationell!
    Fast noch sensationeller fand ich:


    https://www.youtube.com/watch?v=S-bGzEKi7sw


    Schlusszene Carmen! Ich vermute: das ist die Produktion in New Orleans 2014!


    Wer hätte das seit Konya ähnlich großartig gesungen?
    Und Hymel gestaltet die Szene so packend wie man es seit Konya und Vickers wohl nicht mehr erlebt hat ??


    Schade, dass die Carmen nicht in der selben Klasse ist!


    :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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  • Schlusszene Carmen! Ich vermute: das ist die Produktion in New Orleans 2014!


    Wer hätte das seit Konya ähnlich großartig gesungen?


    Lieber Caruso41,


    ich habe mir das von dir verlinkte Video angesehen und angehört und war nach den riesigen Vorschusslorbeeren dann doch etwas enttäuscht. Es müssen ja auch nicht alle Opernfreunde bei allen Opernpartien die gleichen Idealvorstellungen haben, hier habe ich wohl andere als du. Ich habe ja im Gegensatz zu dir auch Konya und Vickers nicht mehr live erlebt, aber mein José-Ideal von Aufnahmen her ist doch eher Nicolai Gedda - und seit diesem haben das für meinen Geschmack Domingo und auch Carreras (er er noch singen konnte) besser, schöner, auch ausladender gesungen als Hymel, der in dieser Schlusszene für meine Ohren irgendwie unschön verquollen klingt, auch wenn er gegen Ende besser wird und auch die Höhe dann schön anspricht, aber mit seiner Tiefe und Mittellage kann ich mich bei diesem Video gar nicht anfreunden... :(

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • Lieber Stimmenliebhaber,



    ganz schnell eine kurze Antwort.
    Ich sitze schon auf gepackten Koffern und werde die nächste Woche unterwegs sein.
    Deshalb sollst Du vorher noch eine Reaktion bekommen!



    nach den riesigen Vorschusslorbeeren dann doch etwas enttäuscht.

    Ja, vielleicht hatte ich fast unerfüllbare Erwartungen geweckt. Dumm! Aber mich hat Hymel halt in der Szene echt begeistert!


    Hymel, der in dieser Schlusszene für meine Ohren irgendwie unschön verquollen klingt, auch wenn er gegen Ende besser wird und auch die Höhe dann schön anspricht, aber mit seiner Tiefe und Mittellage kann ich mich bei diesem Video gar nicht anfreunden...

    Verquollen? ...das kann ich nicht so ganz nachempfinden! Aber natürlich ist die Klangqualität der Aufnahme bescheiden und so korrigiert man gleichsam im Ohr und im Kopf, um den Klang zu haben, den man aus Live-Aufführungen oder anderen Aufnahmen in der Erinnerung hat. Ich habe ja Hymel schon recht oft live gehört und verquollen klang da eigentlich nie etwas. Vielleicht verschattet.


    mein José-Ideal von Aufnahmen her ist doch eher Nicolai Gedda - und seit diesem haben das für meinen Geschmack Domingo und auch Carreras (er er noch singen konnte) besser, schöner, auch ausladender gesungen als Hymel


    Dass Gedda auf der Aufnahme unter Beecham ein phantastisch gut singender Jose ist, will ich nicht bestreiten. (In der Aufnahme unter Prètre überzeugt er mich weniger.)
    Live habe ich ihn in der Partie nicht gehört. Aber nach dem Mitschnitt unter Karajan mit Siminato bezweifle ich, dass er die Partie auf der Bühne vergleichbar gut gesungen hat wie in der Beecham-Aufnahme. Vor allem fehlt mir bei ihm die innere Passion für die Figur. Aber bitte das ist Geschmacksache. Mir ging es immer wieder so, dass ich Aufnahmen von Gedda großartig fand und voll genießen konnte, ihn auf der Bühne aber nicht so ganz überzeugend fand. Vielleicht waren seine Rollenportraits oft zu klug durchkalkuliert und zu 'studiert' als dass ihm eine echte Identifikation und ein tiefes Erleben gelingen konnten.


    Domingo habe ich wiederholt als José gehört und fand ihn immer großartig. Ich erinnere mich an seine Auftritte in Hamburg, die mir schlichtweg unvergesslich sind. Allerdings würde ich doch einwenden: die Figur, die er auf die Bühne brachte, stammte aus dem italienischen Verismo und nicht aus einer französischen Opéra Comique. Das war nicht allein eine Frage der Darstellung sondern sogar eher eine Frage des französischen Gesangsstils, der seine Sache nun mal nicht war.


    Carreras habe ich als José nicht live gehört. Ich kenne nur die Aufnahme unter Karajan und danach käme ich nicht auf die Idee, dass man in ihm einen überzeugenden José sehen könnte. Er singt damals immerhin noch schön - aber französischer Stil ist seine Sache natürlich nicht (zumindest in der Partie nicht, als Werther gelingt ihm eher eine überzeugende Annäherung) . vor allem aber ist sein Rollenportrait ist für mein Empfinden - um es höflich zu sagen - unterkomplex. Das geht bei der Partie wirklich gar nicht!


    Aber Du hast völlig Recht: nicht jeder muss von einer Opernpartie dieselbe Idealvorstellung haben.
    Meine Vorstellung ist nachhaltig vom jungen Konya geprägt, den ich sicher ein dutzend mal als Don José live erlebt habe!


    Und wenn ich dann noch auf Plattenaufnahmen schaue, dann ist mein Ideal George Thill in der Aufnahme von 1928 (Ein Jammer, dass seine Partner durchweg weniger überzeugen)!!


    So, jetzt aber los!
    Beste Grüße



    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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  • Leider ist ja hier im Forum der Hinweis auf den hochinteressanten jungen Sänger nicht auf viel Resonanz gestoßen.
    Immerhin haben einige Journalisten in den Medien inzwischen gemerkt, dass hier ein aussergewöhnlicher Tenor auf der Operrnbühne erschienen ist!


    Besonders ausführlich hat Matthias Siehler die oben vorgestellte CD von Bryan Hymel im Heft 2/2015 des Magazins RONDO vorgestellt!
    Rondo: Zeit für Helden


    Und Jürgen Kesting hat das Erscheinen dieser CD zum Anlass genommen, um in FONO FORUM einen Grundsatzartikel über den Typus des französischen Heldentenors zu schreiben!
    Im Internet kann man den wohl nur nachlesen, wenn man Abonnent und registriert ist.
    Der Artikel ist im Heft 4/2015 und es lohnt, ihn zu lesen!


    Vielleicht animiert der Hinweis ja, sich doch mal die CD anzuhören. Bisher hat sich ja wohl ausser Manfred noch keiner der Tamino-Gesangsenthusiasten dazu geäussert!


    Ich wäre neugierig zu erfahren, wie andere Melomanen die Aufnahmen hören und beurteilen!


    Übrigens ist inzwischen ja auch noch eine weitere DVD mit Bryan Hymel erschienen.



    Ich habe sie nicht gesehen, da ich fast nie Oper auf DVD konsumiere, aber die Aufführung habe ich live erlebt und die Übertragung der BBC habe ich mir mitgeschnitten! Ganz toll, wie Hymel mit der hoch liegenden Partie des Henri fertig wird!


    Beste Grüße
    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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  • Und Jürgen Kesting hat das Erscheinen dieser CD zum Anlass genommen, um in FONO FORUM einen Grundsatzartikel über den Typus des französischen Heldentenors zu schreiben!
    Im Internet kann man den wohl nur nachlesen, wenn man Abonnent und registriert ist.
    Der Artikel ist im Heft 4/2015 und es lohnt, ihn zu lesen!


    Jürgen Kesting hat auch in der Radiosendung "SWR2 Treffpunkt Klassik - Neue CDs" am 17.04.2015 Bryan Hymels Recital "Héroique" - wie ich finde - sehr treffend analysiert. Hier der Link:

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Vielleicht ist es manchem Melomanen noch entgangen:
    Bryan Hymel wird im März und im Juni in einigen Aufführungen an der Deutschen Oper Berlin den Duca im Rigoletto singen.


    Musikalische Leitung: Andrea Battistoni (Ja, das ist der junge Mann, der die aufregende AIDA in Berlin dirigiert hat!)


    Der Herzog von Mantua: Bryan Hymel
    Rigoletto: George Gagnidze
    Gilda: Olesya Golovneva bzw. im Juni: Olga Peretyatko



    Vielleicht keine weite Reise wert aber wer gerade in Berlin ist....


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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  • ... in einer scheußlichen Inszenierung ....


    Hallo Liebestraum!


    Wenn Du die schon gesehen hast, musst Du ja nicht hinschauen und kannst Dich um so mehr aufs Hören konzentrieren.


    Bekanntlich halte ich mich ja hier im Forum aus den Regiedebatten raus, aber für diese Inszenierung fallen mir auch keine Argumente ein.
    In diesem Thread geht es allerdings ohnehin allein um den Tenor und die Möglichkeit, ihn live zu hören.


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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  • Endlich wird der Guillaume Tell aus der Metropolitan Opera New York übertragen, in der Bryan Hymel einen so sensationellen Erfolg gefeiert hat!


    In verschiedenen Sendern ist die Übertragung zu verschiedenen Zeiten!


    Samstag, 18. März 2017


    19:00 Uhr: NDR Kultur / Radio 4 NL / BBC Radio 3
    19:30 Uhr: Ö 1
    17:50 Uhr: RNE Radio Clásica


    Rossini – Guillaume Tell


    Wilhelm Tell: Gerald Finley
    Hedwig: Marianna Pizzolato
    Jemmy: Janai Brugger
    Mathilde: Marina Rebeka
    Arnold von Melchthal: Bryan Hymel
    Melchthal: Kwangchul Youn
    Hermann Gessler: John Relyea
    Walter Fürst: Marco Spotti
    Ruodi: Michele Angelini
    Leuthold: Michael Todd
    Rudolf: Sean Panikkar
    Chor und Orchester der Metropolitan Opera New York
    Ltg.: Fabio Luisi


    (aufgenommen im Herbst 2016)

    ;) - ;) - ;)


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