Ein Porträt der Gesamtaufnahmen der Haydn-Sinfonien

  • Richtig so, dass Du bei Deiner Meinung bleibst, Eric !!!


    Ich höre Haydn auch viel lieber "größer". Erst dadurch erschloss sich mir seine unendliche Vielfalt. Bei Bruno Weil bin ich - mit Verlaub - eingeschlafen. :huh: Für mich ist ein "romantischer" Haydn kein "verfälschter" Haydn. Im Gegenteil. Das ist die rasante, ins gegenwärtige geholte Erweiterung der Interpretationsmöglichkeit.


    Persönlich halte ich gar nichts von diesem Rückgriff auf vorgebliche Originalbesetzung, Originalinstrumente etc. Man kann 100 oder 200 Jahre veränderte Hörerfahrung und Interpretationsgeschichte nicht einfach beiseite legen. Wie grotesk das ist, wurde erst neulich bei der "Zauberflöte" in Salzburg deutlich. Unten lässt Harnoncourt auf originalen Instrumenten spielen, oben wird diese wunderbare Oper verhackstückt. Eine Rockband hätte dazu spielen sollen, das wäre ehrlicher, konsequenter und am Ende noch spannender gewesen. :jubel:


    Dieser Tage habe ich mir - ich liebe Hörbücher - wieder einmal Joseph Kainz und Gustav Gründgens hervorgesucht. Die sind am Original ja näher dran als wir Heutige. Nun ja. Und es geht gar nicht mehr. Wenngleich beide über einen Detailreichtum und eine Resonanz der Sprache gebieten, die inzwischen niemand mehr beherrscht, ist es doch strenges Museum. Warum soll das bei Musik anders sein?


    Für mich ist der Rückgriff auf Originale zwar interessant aber immer auch ein bisschen verlogen. Es wird sich nur das Positive herausgepickt. Original ist viel, viel mehr.


    Es grüt Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich kann euch da leider nicht folgen. Ich kenne ja auch alle Haydn-Sinfonien und schlafe bei den groß besetzten ein, während die subtilen Deutungen wie etwa von Hogwood und Weil mich mehr interessieren. Außerdem habe ich ein Argument auf meiner Seite: Haydn selbst hätte im Traum nicht an diese Riesenbesetzungen gedacht. Anderes Beispiel: als ich ein Junge war, gab es in meiner Heimatstadt Düsseldorf jedes Jahr die Matthäus-Passion. 8 Kontrabässe, 16 Celli, 32 Geigen, also der ganze Apparat, dazu ein Chor von 100 Sängern und Opernsänger als Solisten. Wollt ihr dahin zurück? Auch wenn man sagt, das mag man, ist das objektiv falsch. Die Salzburger Zauberflöte trifft als Beispiel nicht, weil der Mangel nicht bei der Musik liegt, sondern in der Regie.
    Fazit: ich respektiere natürlich eure Meinung in Bezug auf Haydn, aber dass es der romantisch verfälschte ist, dagegen habt ihr kein Argument, außer dem, dass ihr es gerne so hört!

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Haydns Sinfonien entstanden über einen Zeitraum von über 35 Jahren (ca. 1757-95) und wurden seinerzeit in stark unterschiedlichen Besetzungen gespielt. Die sehr schlanken Besetzungen am Eszterhazy-Hof wie sie von Hogwood reproduziert werden, sind ein Extrem, das andere sind die Besetzungen, die wir von den Pariser und Londoner Konzerten kennen. (Und in Paris wurden vorher ja auch frühere Sinfonien Haydns gespielt, es ist daher unrealistisch davon auszugehen, Haydn habe immer nur eine knapp über minimale Besetzung im Auge gehabt) Diese entsprechen durchaus modernen ("romantisierenden") Besetzungsstärken, mit dem Unterschied, dass wenn 40-60 Streicher zur Verfügung standen, typischerweise die Holzbläser im Tutti verdoppelt bis verdreifacht wurden. (Man vgl. die berühmte Briefstelle bei Mozart: 40 Violinen, 10 Bässe und die Bläser alle doppelt besetzt). Da es sehr wenige Einspielungen von Karajan und Co der Sinfonien vor #82 gibt, ist die Besetzung daher gar nicht so "unoriginal".
    Das Problem bei zB Karajan ist m.E daher weniger die Besetzung als solche, eher der zu streicherlastige Klang und überhaupt ein Klangideal das einer Musik wie Haydns nicht unbedingt angemessen ist

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Ich muss meine Einstellung nach dem Beitrag von Johannes etwas korrigieren, denn natürlich ist die Besetzung bei Haydn nach den Parisern auch größer geworden, und die letzten (90er und 100er) sind schon sehr üppig besetzt; obwohl gewiss nicht so üppig wie bei einem modernen Sinfonieorchester. Aber ich liebe nun mal die frühen Sinfonien, die Sturm- und Drang-Sinfonien der 40er-Nummern, und die kann man einfach nicht mit großen Orchestern spielen. Verteidigen muss ich auch die Originalinstrumente, ich finde den Klang viel schöner und wärmer als den der modernen Instrumente.
    Aber natürlich ist hier wie bei allen Interpretationen Spielraum für subjektive Klangbildvorstellungen, das würde ich nie bestreiten.

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    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Für mich ist der Rückgriff auf Originale zwar interessant aber immer auch ein bisschen verlogen. Es wird sich nur das Positive herausgepickt. Original ist viel, viel mehr.


    Das verstehe ich nicht. Was - an Negativem - wird denn weggelassen zugunsten der Rosinen?

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  • Ich möchte an dieser Stelle nun mal eine Aussage von mir teilweise Korrigieren! Ich habe gesagt mir würden HIP Aufnahmen der Haydn Symphonien Prinzipiell weniger gefallen als jene Karajans ec.!
    Ich habe mir vor einer Woche die "Sturm und Drang" Symphonien von Pinnock für 10€ Günstig bei einer amazon Aktion bestellen können und muss heute nachdem ich alles durchgehört habe sagen... Wow! Mir gefällt diese Aufnahme Wesentlich besser als z.b jene von Dorati :jubel: Mit den späteren Symphonien so ab 70 geht es mir allerdings immer noch das ich ein großes Orchester bevorzuge!

  • Kaum zu glauben, aber das nächste Haydn-Jahr, 2032, wirft seinen Schatten voraus. Bis dahin soll eine weitere Gesamtaufnahme der Sinfonien entstehen. Eine erste CD mit den Sinfonien 1, 39 und 49 ist demnächst erhältlich. Konzerte fanden anscheinend schon im Juni und jetzt wieder ab November in Zürich, Basel und Eisenstadt statt.


    http://www.haydn2032.com/
    http://haydn2032.com/shop_interim/

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  • Zitat WDR: "Haydn2032" heißt ein visionäres Musikprojekt, das die Joseph Haydn Stiftung Basel in diesem Sommer aufgelegt hat. Unter der Musikalischen Leitung von Giovanni Antonini werden das Ensemble "Il Giardino Armonico" und das Kammerorchester Basel in den kommenden Jahren alle 107 Sinfonien von Joseph Haydn aufführen und neu einspielen.
    Knapp 20 Jahre soll das dauern – eben bis 2032. Jetzt ist die erste CD erschienen, mit dem Titel "La Passione".
    Informationen zur CD:
    Haydn2013
    No. 1: La Passione
    Giovanni Antonini
    Il Giardino Armonico
    Alpha Productions

    Fragen, die ich mir heute stelle ;) :
    Werde ich mir jede CD nacheinander einzeln kaufen oder auf die CD-Gesamtausgabe bis 2032 warten?
    Wird man 2032 noch Musik auf CDs pressen?
    Wird es 2032 noch Alpha Productions geben?
    Wird Giovanni Antonini (wird nächstes Jahr 50) 2032 noch dirigieren?
    Werde ich (jetzt 65 Jahre alt) 2032 noch erleben?
    Werde ich mit 83 Jahren noch hören können?
    Werde ich 2032 mir von meiner Rente noch eine CD-Gesamtausgabe leisten können,
    wenn der Euro weiter an Wert verliert?

    mfG
    Michael

  • Wird man 2032 noch Musik auf CDs pressen?

    Vermutlich nicht, weil dann das bisschen Öl, das noch gefördert werden kann, für den Betrieb der wenigen verbliebenen Fahrzeuge benötigt wird und nicht für die Herstellung von Kunststoff.



    Wird es 2032 noch Alpha Productions geben?

    Vermutlich ja, aber unter dem Namen Warner Productions.



    Wird Giovanni Antonini (wird nächstes Jahr 50) 2032 noch dirigieren?

    Vermutlich ja, denn Dirigenten werden in der Regel alt. Das stundenlange Herumfuchteln in der Luft hält die herznahen Blutgefäße frei.



    Werde ich (jetzt 65 Jahre alt) 2032 noch erleben?

    Wenn Du jeden Tag zwei Stunden zur Musik dirigierst.



    Werde ich mit 83 Jahren noch hören können?

    Wenn Du jeden Tag zwei Stunden dirigierst.



    Werde ich 2032 mir von meiner Rente noch eine CD-Gesamtausgabe leisten können, wenn der Euro weiter an Wert verliert?

    Nein, aber Du kannst durch den Verkauf Deiner umfangreichen über Jahrzehnte gehorteten CD-Sammlung die Rente aufbessern. :D

  • Vermutlich nicht, weil dann das bisschen Öl, das noch gefördert werden kann, für den Betrieb der wenigen verbliebenen Fahrzeuge benötigt wird und nicht für die Herstellung von Kunststoff.


    Unwahrscheinlich. Erstens sichern die vorhandenen Reserven die Förderung weit über 2032 hinaus und zweitens wird eine beginnende Verknappung und die damit einhergehende Verteuerung die größten Verbrauchergruppen am schnellsten Treffen. Eine deutliche Verteuerung des Öls wird die Umstellung auf alternative Antriebskonzepte bei Autos am stärksten beschleunigen. Die industrielle Verarbeitung von Erdöl zu Kunststoff wird darunter weniger leiden.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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  • Zwar kam das Orpheus Chamber Orchestra nie auch nur in die Nähe einer Gesamtaufnahme, aber die Auswahl der Sinfonien erscheint so bunt und willkürlich, dass ich vermute, dass erheblich mehr Einspielungen geplant gewesen sind. Das Ensemble (gegr. 1972) hat sich den demokratischen Meinungsfindungsprozess, der den Interpretationsentscheidungen vorhergeht, inzwischen als "Orpheus Process" patentieren lassen...
    http://de.wikipedia.org/wiki/Orpheus_Chamber_Orchestra


    Ich kenne inzwischen vier der anscheinend 7 CDs, die eingespielt wurden. Sie sind weitgehend vergriffen und die Gebrauchtpreise schwanken durchaus mal um einen Faktor 10, von 2-3 EUR zu überhöhten Mondpreisen. Die Interpretationen sind stellenweise etwas neutral, allerdings klanglich gut und virtuos und "blitzsauber" gespielt, also vielleicht bei einigen Stücken für HIP-Verächter eine willkommene Analyse. Überdies haben sie sich einiger ziemlich selten eingespielter Werke wie den Sinfonien 77-81 angenommen


    Empfehlen würde ich die CD mit 22,63,80, evtl. auch 45/81 wegen der kaum je eingespielten Nr. 81, die 45 ist mir eher zu nüchtern und zu zahm, die findet man bei den einschlägigen HIPisten wie Pinnock oder Harnoncourt deutlich aufregender gespielt.


    44+77
    48+49
    45+81
    78+102
    60+91
    53,73,79
    22,63,80


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    (Bob Dylan)

  • Inzwischen habe ich noch die CDs mit 44/77, 48/49 und 53/73/79 hören können. Alle bieten die gewohnte Qualität und Virtuosität (die beiden erstgenannten nur LP-Länge unter 50 min), allerdings fand ich besonders die CD mit 48/49 eher blass, zumal hier zahlreiche gute (HIP)Aufnahmen erhältlich sind. Die würde ich nur denen, die auf modernen Instrumenten bestehen, empfehlen. Aufgrund der diskographisch weit schlechter abgedeckten Sinfonien 77 und 79 sind die anderen CDs weit lohnender, auch wenn mir die "Trauersinfonie" hier etwas zu mild ist und zB Harnoncourt in 53 und 73 weitaus farbiger musizieren lässt.
    Die beiden CDs, die ich noch nicht kenne, habe ich in der Priorität deutlich heruntergestuft, da ich davon ausgehe, dass mir hier schon vorziehenswerte Alternativen zur Verfügung stehen.


    NB: Die 2nd-Hand-Preise für alle vergriffenen Scheiben dieses Ensembles schwanken erheblich zwischen <5 und >20 EUR. Abwarten und unterschiedliche Quellen beobachten lohnt sich auf jeden Fall. Mehr als 8-10 EUR würde ich nicht pro CD ausgeben.

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  • Heute hatte ich vor einen neuen Thread über die verunglückten Haydn-Sinfonie-Projekte zu starten -und dann habe ich den hier gefunden.

    Der Schwerpunkt wäre vielleicht ein wenig anders gewesen, aber, den kann man durchaus hinzufügen, da dieser Thread bereis seit 6 Jahren brach liegt.

    Ich hätte hier 2 Aspekte anzubieten, die man sich herauspicken könnte. Der erste wäre die Frage nach den Ursachen der so oft abgebrochenen Projekte, teilweise aus Mangel an Durchhaltevermögen, teilweise aus Pech , aber auch aus Desinteresse des Publikums, am Unwillen soviel Geld auszugeben, wie ein kompletter Haydn Zyklus eigentlich kosten müsste. Gehen wir von ca 33 CDs aus, dann wären das in der Vollpreisliga ca 660 Euro.

    Aber das weiß der Produzent natürlich im vorhinein, wenn er solch einen Zyklus startet.

    Der zweite Aspekt wäre die Beurteilung von Gesamteinspielungen, inbesondere jene des österreichisch-ungarischen unter Adam Fischer Fischer, was ihn bewogen haben mag, nach dem Beinahe-Flop mit Nimbus Records einen neuen Versuch zu starten, der offenbar wiederzum Erliegen gekommen ist.

    Eine Bewertung des Dorati- und des Russel Davies Projekts, Spekulationen darüber warum Das Label Hyperion eine der schünsten Aufnahmen so früh abbrach und warum man die Aufnahmen mit dem Heidelberger Kammereorcdhester nach dem Totalausfall von Frey von seiten des Labels einstellte.

    Uber das Project 2032 habe ich eine eigene Meinung.......

    Die Aufnahmen unter Bruno Weil war vermutlich nie als Gesamtaufnahme geplant. Dazu kommen noch zahlereiche Projekte, die von anbeginn auf die Londoner, und wenns hoch hergeht auch auf die Pariser Sinfonien ausgerichtet waren....

    Über die Unsitte, Haydn immer rabiater zu spielen und dies dann als "historisch informiert" verkaufen zu wollen könnte man auch einiges sagen...


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Seit Dienstag habe ich ein bisschen recherhiert (inzwischen war ja hier der Bär los - jener nach dem Haydns Sinfonie Nr 82 benannt wurde)

    Soeben verlasse ich - tief erschüttert - das Web.

    Ich musste feststellen, daß defakto ALLE - ausser der Aufnahme unter Adam Fischer - Gesamtaufnahmen oder abgebrochenen Gesamtaufnahmen von Haydn Sinfonien gestrichen sind. Das gilt für Dorati, für Hanoncourt, für Hogwood, Russell Davies und vermutlich noch einige andere.

    Die Naxos Gesamtaufnahme ist eigentlich Patchwork (was nicht abwertend gemeint sein soll) Verschiedene Orchester, Locations, Klangbilder. Über deren Qualitäten kann - so bedarf Besteht - hier geschrieben werden


    Mein schlechtes Gewissen in Bezug auf das spärliche Vorhandensein von Sinfonien der frühen und mittleren Epoche hat sich auch relativiert, denn es gibt wenige Aufnahmen dieser Sinfonien.


    Platzhirsch ist derzeit die IMO berühmt- berüchtigte AufnahmeDer österreichisch-ungarischen Philharmonie unter Adam, Fischer, wo auf der Website des Dirigenten behauptet wird, sie sei bis heute "unübertroffen"

    Das habe ich ein wenig anders in Erinnerung-wenngleich man in der Tat heute positive Kritiken von dereinst findet.

    Aus meiner Erinnerung fand ich den Klang dieser "nimbus" Veröffentlichung - sie erschien hvorerst häppchenweise - als eher dick und ansatzweise mulmig.

    Irgendwann kam dann die Pleite von Nimbus (om 2000 ?)

    und das Projekt kam im Edspurt zum Erliegen. Aber da gab es dann doch ein ziemliches Engagement (vom Orchersrter ß vom Dirigenten P? - ich erinnere mich nur dunkel) und plötzlich führte das Budget Label BRILLIANT CLASSICS das Projekt dankenswerterweise zu Ende.

    Es wurde der Preispolitikl des neuen Labels angepasst, wobei es zusätzlich nach und nach preislich weiter verfile, was seine Beliebtheit enorm steigerte. Plötzlich wurden die Aufnahme über den grünen Klee gelobt - obwohl sie uneinheitlich sind - sowohl vom Klang her, als auch von der Interpretation.

    Eines unserer Mitglieder schireb indes andernorts sinngemäß(ich find die Stelle momentan nicht und zitiere aus dem Gedächnis))

    "Das einzige was die Beliebtheit dieser Aufnahme rechtfertig ist ihr Preis ....." ???


    mfg aus Wien

    Alfred

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  • Ich bin in der glücklichen Lage, noch nachträglich mir die Hogwood-Gesamtaufnahme zusammengekauft zu haben. Auf die Fischer- und die Dorati-Aufnahmen war ich nie scharf. Alfred hat es oben gesagt: zu dick. Da die Hogwood-Aufnahme mit 88 gestoppt wurde, habe ich mir die restlichen HIP-Aufnahmen einzeln zusammengesucht! Das hat funktioniert. Man muss nur Radio und CD kombinieren. Von den Sinfonien ab 89 gibt es Aufnahmen von Bruno Weil, Harnoncourt, der Cappellla Coloniensis usw. Bei mir kommt erleichternd hinzu, dass ich auch in HIP-Gestalt kein Fan der Haydn-Sinfonien ab 90 bin.

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    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Ich habe auf die Schnelle nicht gesehen, ob es jemand schon erwähnt hat; es gibt noch eine Gesamtaufnahme, die auf LP-Transfers aus den 1960er Jahren basiert und durchaus sehr gut sein soll; ich kann aber dazu nichts sagen, noch nichts davon gehört. Ist sehr teuer; bei Ebay findet es sich aber billiger.


    Es spielt das Wiener Kammerorchester unter Ernst Märzendorfer.

  • ndqt0g8rpzs4a_600.jpg


    Die legendäre Märzendorfer-Gesamtaufnahme gibt es ab 10. September als Download in verlustfreiem FLAC-Format (sprich: CD-Qualität) für sage und schreibe EUR 8,49. Der ursprüngliche Herausgeber der LPs, The Musical Heritage Society, zeichnet dafür verantwortlich. Dürfte viele hier aber nicht interessieren, da man nur das CD-Format akzeptiert.


    https://www.qobuz.com/at-de/al…r-orchestra/ndqt0g8rpzs4a

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zunächst mal fnde ich 102 Euro für 33 CDs nicht wirklich teuer (aber natürlich gibt es billigeres)

    Aber auch wenn der Daownload mit knap 9 euro fast geschenkt ist - ich möchte diese Aufnahme nicht haben.

    Dar Klang ist brüllend - gröhlend , der Orchesterklang eher unschön, der Hall elektronisch und übertrieben.

    Und die schrecklichen Bläser !!

    Dann schon eher die - imo nicht vorzügliche - aber gediegenene Aufnahme der östereichisch-ungarischen Truppe:


    Damit sich jeder eine eigene Meinung bilden kann hierzweii Ausschnitte aus der Märzendorfer Aufnahme.




    Hier noch ein interessanter Artikel von "The Gramophone" mit dem ich nicht wirklich übereinstimme.

    Immerhin wird dort beschrieben, daß die Originalbänder nicht mehr existieren - oder unauffindbar sind und daß das Remasting von Vinylplatten "unterschiedlicher Güte" gemacht wurde. Es wird auch darauf hingewiesen, daß die Sturm und Drang Sinfonien weniger stürmisch sind - als heute üblich - eine Frage des Zeitgeistes.


    Hier der gesamte Artikel -in englischer Sprache

    https://www.gramophone.co.uk/r…er-orchestr-maerzendorfer


    Mein persönliches Fazit: eine alte Aufnahme, technisch und musikalisch veraltet - verlockt mich nicht.


    andere Meinungen werden gerne gelesen


    mfg aus Wien

    Alfred

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  • Lieber Joseph,


    danke für den Hinweis auf den Download - das ist für mich durchaus interessant! Auch Alfreds Einwände kann ich durchaus nachvollziehen, wobei man jedoch nicht abschätzen kann, inwiefern die youtube Beispiele tatsächlich die Klangqualität der Kaufversion abbilden. Da ich aber ohnehin schon weitaus Ärgeres gehört habe, was die Klangqualität betrifft, und zur Not sogar Enrico und Nellie Melba mit Genuss lauschen kann, schreckt mich das jetzt nicht ernsthaft ab, zumal ich den Artikel im Grammophone Magazin recht interessant fand. Auch die sonstigen englischsprachigen Rezensionen, die ich gelesen habe, sind mehr als positiv und sprechen von einem hervorragenden Transfer der LPs.

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  • Die YT-Beispiele beruhen sicherlich auf digitalisierten LPs. Die weiter oben gezeigte (wohl inoffizielle) Scribendum-CD-Ausgabe hatte wohl keinen Zugriff auf die Orginalbänder. Nun wäre natürlich interessant zu erfahren, ob The Musical Heritage Society für diese (zunächst einmal nur digitale) Neuauflage doch noch Zugriff auf die originalen Tonbänder hatte. Das ist zumindest nicht undenkbar. Vielleicht kommt diese Box zudem später doch noch in CD-Form heraus. Wer weiß. Ich kenne von Märzendorfer ein paar Haydn-Aufnahmen und fand diese seinerzeit eigentlich spannender musiziert als die fast zeitgleich entstandenen unter Doráti für Decca. Da sieht man einmal wieder, dass man das "richtige" Label haben musste, um als Legende in die Tonträger-Geschichte einzugehen.

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    – Luís de Camões

  • dass man das "richtige" Label haben musste, um als Legende in die Tonträger-Geschichte einzugehen.

    Na ja - ganz so ist das auch wieder nicht. Zur Legende braucht es viel Zeit - Im konktreten Fall so lange bis die alten Kritiken vergessen sind.

    Ich zitiere einmal mehr aus dem Gedächtnis (Ich konne ja vor ca 45 Jahren ja nicht ahnen, daß ich dereinst aus deiesn Kritiken zitieren würde:

    Und da stand sinngemäß:(offenbar war dem Rezensenten nichtt bekannt, daß es schon die etwa 10-15 Jahre ältere Märzendorfer Gesamtaufnahme gab)


    "So sehr die Bemühungen zur Erstellung einer Haydn Sinfonien Gesamtausgabe zu begrüßen sind, so ist es dennoch unüberhörbar, daß es sich beir der Philharmonica Hungarica nicht um einen Klangkörper allererster Güte handelt......"


    Interessanterweise erhielten einige Platten den "Grand prix du Disque - andrerseits übersedelte DECCA die Aufnahmen recht schnell in den Budgetbereich ("Aspekte")


    mfg aus Wien

    Alfred

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  • Ich kenne die Dorati-Aufnahme nicht, habe jedoch jetzt schon mehrfach im Netz gelesen, dass Märzendorfer in mancher Hinsicht vorzuziehen sei, was die Interpretation angeht.


    Aber man muss gar nicht weit schweifen, auch hier im Forum gibt es einen entsprechenden Thread:


    Ernst Märzendorfers Haydn-Zyklus auf CD erschienen

  • Märzendorfer ist nicht 10, sondern wohl nur wenige Jahre vor den Dorati-Aufnahmen gemacht worden (1970 komplett ggü. 1974 bei Dorati). Dorati war (mindestens) dreimal auf CD, zuerst in Boxen à 4 CDs, die es dann auch in einem Schuber gab und in zwei späteren Boxen (Papphüllen). Könnte mir vorstellen, dass die Pappbox nochmal wiederaufgelegt wird, ansonsten muss man sich auf dem second-hand-Markt bemühen.


    Dorati-Einzelausgabe z.B.

    Asin:B0000041WR


    Allerdings würde ich angesichts des günstigen Preises höchstens Fischer/Brilliant als GA empfehlen. Oder man verzichtet ganz auf eine Gesamtaufnahme und schließt Lücken mit den (meistens solide bis guten) Naxos-Ausgaben oder Goodman/Hyperion (die sind alle bei Helios zum günstigeren Preis erhältlich, Vorsicht bei den Erstausgaben eg. Bronzing!) oder ggf. Fey für die weniger bekannten Werke.


    Ähnlich wie Märzendorfers haben die (abgebrochenen) Aufnahmen aus den 1960ern (Goberman, Jones, Blum) Anhänger, aber das ist m.E. eher was für Spezialisten und Sammler.

    Struck by the sounds before the sun,
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    (Bob Dylan)

  • Die Aufnahmedaten für Märzendorfer, die mir vorliegen, besagen "Wien, 1967-1971". Leider nichts Genaueres, aber immerhin. Dorátis Zyklus entstand zwischen 1969 und 1972. Ich glaube, es gibt tatsächlich keine frühere Gesamteinspielung in Stereo als Märzendorfer.

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    – Luís de Camões

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  • 1970 und 1974 habe ich von Discogs und auf meiner späteren Auflage (in zwei großen Boxen à 24 LPs steht für die späten Sinfonien 1974 als (p), aber die können natürlich ungenau sein; es gibt sicher keine ältere GA. Es gab ja bis Fischer bei Brilliant zu Ende geführt wurde und der gemischten bei Naxos auch keine spätere GA. Und seither nur Russell Davies. Alles andere wurde abgebrochen, selbst wenn Hogwood und Goodman relativ weit gekommen sind.


    Selbst um 1970 waren solche Großprojekte riskant, so beschränkte sich Archiv zB auch weniger als die Hälfte? der Bachkantaten mit Richter, die Aufnahmen unter Harnoncourt/Leonhardt und Rilling zogen sich jeweils über ein Jahrzehnt oder mehr hin.


    Noch zur "Complete Mozart Edition", die zum Mozartjahr 1991 zwar schon auf CD, aber mit sehr vielen schon vorhandenen Aufnahmen herausgebracht wurde, habe ich gelesen, dass das eher ein Prestige (um nicht zu sagen Eitelkeits)projekt war, das dann aber wider Erwarten sich sehr gut verkauft hat. (Man hatte genau den "sweet spot" des CD booms erwischt.)

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  • oder ggf. Fey für die weniger bekannten Werke.

    Und hier sind wir bei einem Threma, das mir seit 2 oder drei Tagen unter den Nägeln brennt.

    2014 hatte Thomas Fey seinen verhängnisvollen Unfall. Die Reaktion seines Orchesters (Heidelberger Sinfoniker) war zunächst eine Verzögerungstaktik. Endlich gab man bekannt, daß Fey nie wieder zum Orchester zurückkehren könne - ein herber Schlag.

    ein oder 2 CDs des Haydn Projekts wurden mit dem Konzertmeister Benjamin Spillner fertiggestellt. Dann sprch man von der Einstellung des Projekt (was mich sehr gewundert hat.

    Nun lese ich aber, daß Johannes Klumpp von Orchester am der Saison 2020/21 zm neuen Chefdirigenten gewählt wurde. MO eine wichtige Entscheidung. Aus maiener Sicht braucht ein Orchester EINEN langjährigen Chefdirigenten (oder eben konsequent keinen - wie bei den Wiener Philharmoniker+dazu andernorts mehr) der das Orchester prägt. Musikalisch und imagemäßig als Gallionsfigur.

    Der Vertrag mit Klumpp ist zeitlich nicht begrenzt - man erhoffe sich eine langjärhrige Zusammenarbeit.

    In diesem Zusammenhang wurde auch verkündet, daß der Haydn Zyklus fertiggestellt wird - innerhalb von 7 Jahren

    (War er nicht ursprünglich für 2009 angesagt gewesen ?)

    Folge 25, die erste unter Johannes Klumpp ist bereits fertiggestellt. kann derzeit nur beim Orchester direkt vorbestellte werden

    Der Erscheinungstermin ist Oktober. Die CD enthält die Sinfonien Nr 18-2-20-17-19

    Ist im Handel NOCH NICHT erhältlich


    Cover%20Haydn%20Volume%2025%20komprimiert-c3fb3346.jpg


    mfg aus Wien

    Alfred

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  • Folge 25 müsste auch bedeuten, dass "nur" noch ca. 10-12 CDs fehlen (es gab recht viele mit nur 2 Sinfonien drauf, daher reichen 33 Scheiben vermutlich niicht). Vielleicht ziehen sie es durch, wobei ein "no name" Projekt, bei dem fast nur noch wenig bekannte Sinfonien übrig sind, kaum gute Verkaufszahlen erreichen dürfte. (Ich meine allerdings mal gelesen zu haben, dass Hänssler Classic eine Art Liebhaber/Nebenprojekt des gleichnamigen Verlag, der sein Geld hauptsächlich mit christlicher Literatur/Musik verdient, ist, das nicht viel Geld abwerfen muss.)

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    (Bob Dylan)



  • Ich konnte heute ein wenig in den fragmentarischen Zyklus des Wiener Staatsopernorchesters unter Max Goberman hineinhören und war doch sehr angetan. Sony hat die Einspielungen, insgesamt immerhin 45 Symphonien, vor ein paar Jahren erstmals auf CD herausgebracht. Ein sehr voller, symphonischer Klang, der das Orchester aber auch nicht "fett" erscheinen lässt. Die Begeisterung, welche die Aufnahmen bei ihrem Ersterscheinen Anfang der 1960er Jahre auslösten, kann ich durchaus nachvollziehen. Sehr schade, dass Goberman am Silvestertag 1962 mit nur 51 Jahren einem Herzinfarkt erlag und das Projekt damit zum Erliegen kam.

    Hier als Klangbeispiel der Kopfsatz der 13. Symphonie:


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Seit dem letzten hier veröffentlichten Beitrag wurden die Folgen 25, 26 und 27 veröffentlicht, mit insgesamt 12 Sinfonien



    Darüber hinaus:

    Seit Mai 23 ist die Gesamtaufnahme der Heidelberger komplett eingespielt. Und man hat damals angekündigt, sie sukkzessive erscheinen zu lassen
    Man hat inzwischen auf eine Nummerierung der Folgen verzichtet - und zeitlich nichts anbrennen lassen, denn es wäre vermutlich kontraproduktiv ein lang erwartetes Projekt in den Archiven "reifen" zu lassen, während indessen die Konkurrenz munter drauflos veröffentlicht

    Somit ist seit 15. Jänner 2024 die neueste (und letzte ??) Folge veröffentlicht - ich hab nicht mitgezählt. Sie enthält auf 4 CDs 13 Sinfonien.

    Es ist interessant inwieweit Klumpp den Heidelbergern treu bleibt, denn inzwischen hat er ja auch mit dem Folkwang Kammerorchester Essen Aufnahmen gemacht, teilweise für "ars", teilweise für "Genuin"


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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