Die vier Jahreszeiten im Laufe der Jahrhunderte


  • Im ersten Teil der Carmina Burana von Carl Orff
    geht es um den Frühling und frühlingshafte Tänze.


    I Primo Vere
    (=Bei Frühlingsbeginn)


    Floret silva nobilis, floribus et foliis
    (=Es grünt der Wald, der edle, mit Blüten und mit Blättern)

    mfG
    Michael


  • Hektor Berlioz komponierte 1940/1941 "Les Nuits d'été".
    Der Zyklus "Sommernächte" besteht aus 6 Liedern
    für Tenor oder Mezzo-Sopran.
    (Klavier und Orchesterversion)
    Villanelle
    Le spectre de la rose
    Sur les lagunes
    Absence
    Au cimetière
    L'île inconnue

    mfG
    Michael

  • Bisher wurde ja jede Menge an Werken aufgezählt - mehr als zu erwarten war.

    Indes wurden kaum die Eigenheiten der Stücke beschrieben - auch auf die Entstehungsgeschichte wurde nicht eingegangen:
    Als Anregung für andere Taminos möchte ich das an dieser Stelle tun, und zwar möchte ich
    John Christopher Smith: "The Seasons"
    in wenigen Zeilen vorstellen. Es handelt sich um ein Oratorium in englischer Sprache mit einem Text nach James Thomson, welcher als Lobgesang auf die 4 Jahreszeiten angelegt ist. (Siehe Beitrag 48 - Schneewittchen) Es existiert auch eine zeitgenössische deutsche Textfassung, welche von Barthold Hinrich Brockes (1680-1748) stammt.
    Die Musik erinnert entfernt an Händel, dessen Schüler und Freund John Christopher Smith war, und ist von Haydns "Jahreszeiten" welche über 60 Jahre später entstanden - meilenweit entfernt. Gemeint ist hier nicht die Qualität, sondern die musikalische Welt auf der die beiden Werke fußen
    Indes ist es unverständlich, wieso solch eine Perle über Jahrhunderte in den Archive ruhen konnte. Vielleicht war es Händels übermächtiger Schatten der Smiths Werke im Dunkeln liess.....
    In meinen Augen ein sehr ansprechendes Werk mit Melodien voll Liebreiz, betörender Süße, und teilweise sogar Originalität - Es sollte in keiner Sammlung von Leuten fehlen, die die Musik um 1740 lieben.....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ja, es ist erstaunlich wie Händel in England selbst nach seinem Tod so dominant wirken konnte, dass Musik, die seiner zum Verwechseln ähnlich ist (was bei Smith. der jahrelang mit ihm arbeitete, auch Händelsche Kompositionen zu Pasticci arrangiert hat usw., kaum verwundert) weitestgehend vergessen wurde. Denn Händel hat ja selbst eifrig eigene und fremde Musik wiederverwendet, insofern ist sie oft gar nicht so unverwechselbar.


    Ich habe nur mal kurz reingehört, aber "The seasons as they change" scheint sehr deutlich an "The pleasure of the plains", dem ersten Chor aus Acis und Galathea angelehnt, der instrumentale Beginn der Arie "Wide glow the fields" erinnert an eines der Hörnerstücke aus der "Wassermusik"...
    Ein unbefangener Hörer würde wohl nur bei wenigen Stücken aus diesem Oratorium stutzig werden, wenn es ihm als ein verlorenes Händel-Werk (oder Pasticcio) präsentiert würde...

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

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  • Lieber JR. Ich glaube, daß unsere kleinen Beschreibungen doch sehr notwendig sind um die Neugier auf die hier im Thread gesammelten Werke zu lenken. Ein weitgehend unbekannter Komponist soll wie Händel geschrieben haben? Das ist doch schon mal interessant - na ja - zumindest für einige. Dabei glaube ich noch ein zusätzliches Element entdeckt zu haben, welche ich bei Händel in dieser Form nicht wirklich festgestellt habe: es gibt hier einen Schuß "Lieblichkeit", der den Reiz (für mich) durchaus erhöht.
    Vielleicht fühlt sich der eine oder andere Mitschreiber ermuntert, ebenfalls Anmerkungen zu bereits genannten Werken dieses Threads zu machen - stets mit Angabe der Nummer des Beitrags, auf welchen sich die Erläuterungen beziehen....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Jahreszeiten und kein Ende. Und immer wieder übersieht man etwas, obwohl ich wie ein Spürhund im Internet nach Neuerscheinungen Ausschau halte. Die hier vorgestellte Komposition stammt von Giovanni Antonio Guido (1675-1728) Die Lebensdaten sind ziemlich ähnlich mit jenen von Antonio Vivaldi. Wer denn nur als erster der beiden das Jahreszeiten-Thema verarbeitet hat, wird sich - wie ich hoffe - nach Kauf der CD (sie steht bereits auf meiner Oktober- Bestelliste) klären lassen. Näheres folgt, sobald sich die Aufnahme in meinem Besitz befindet und ich die Zeit gefunden habe, sie zu hören.........
    Dann sollten wier allmählich auch - wie von mir bei Eröffnung des Threads angedacht - dazu übergehen - unter Bezug auf die Beitragsnummer wo die einzelnen Werke vorgestellt wurden - Statement dazu abzugeben.....

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • Im Beitrag Nr.53 erwähnte ich 2 Frühlingswerke von Darius Milhaud.
    Dass er die kompletten Jahreszeiten komponiert hat, blieb bisher unerwähnt.
    Das ca. 45-minütige Werk befindet sich auf der abgebildeten Doppel-CD.
    Die vier kleinen Konzerte "Frühling, Sommer, Herbst und Winter" entstanden im Zeitraum von 1934 bis 1953. Das Konzert für Violine und Kammerorchester "Le printemps" wurde 1934 in Aix-en-Provence komponiert. 1951 komponierte Milhaud das "Concertino d'été" für Viola und neun Instrumente sowie "L'automne" für zwei Klaviere und acht Instrumente. "L'hivers" für Soloposaune und Orchester Streicher von 1953 komplettierte die "Vier Jahreszeiten".

    mfG
    Michael

  • Der Thread ist nun etwa drei Jahre am Netz und war mit 65 Beiträgen und 3402 clicks durchaus erfolgreich. Man muß bedenken, daß ja vorzugsweise Werke, bzw deren Aufnahmen gezeigt wurden, alle zum Thema passen - und es ist ganz interessant, wie groß das Interesse auch von Seiten der Komponisten war.
    Es war von Anfang an geplant, daß nach einer gewissen Zeit (ich hatte ursprünglich an 2-3 Monate gedacht) Statements zu den einzelnen Kompositonen abgegeben würde - also inwieweit es dem Komponisten gelungen ist das Flair der einzelnen Jahreszeiten zu vermitteln. Nicht immer war das der Fall. Als Skeptiker, der ich nun mal bin, hatte ich vielmehr den Verdacht, daß vor allem Komponisten des 20. Jahrhunderts den zugkräftigen Titel vor allem deshalb gewählt haben, weil er irgendwie meist mit Vivaldis "4 Jahreszeiten" in Verbindung gebracht wird - und so die Hoffnung besteht, daß ein schwacher Abglanz der Aura dieses Werkes wie ein schützender Mantel das eigene Werk umhüllt.....
    Diesem Denkansatz darf natürlich widersprochen werden, ja es wäre sogar äusserts reizvoll wenn die geschähe.
    Und dann gibt es die "in etwa" Zeitgenossen und die Vorläufer, an denen sich Vivaldi orientieren konnte.
    Ich schlage vor, daß sich jeder, der sich in der Lage dazu sieht das eine oder ander Werk herauspickt und es mit Hinweis auf die Beitragsnummer wo es erstmalls erwähnt wurde kurz "bespricht" - bzw seine eigenen Gedanken zu dieser Version schildert.
    Ein Werk, das bereit besprochen wurde, darf antürlich auch ein zweites oder drittes Mal besprochen werden - ganz wies beliebt...


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Als Skeptiker, der ich nun mal bin, hatte ich vielmehr den Verdacht, daß vor allem Komponisten des 20. Jahrhunderts den zugkräftigen Titel vor allem deshalb gewählt haben, weil er irgendwie meist mit Vivaldis "4 Jahreszeiten" in Verbindung gebracht wird - und so die Hoffnung besteht, daß ein schwacher Abglanz der Aura dieses Werkes wie ein schützender Mantel das eigene Werk umhüllt.....


    Da Vivaldis "Vier Jahreszeiten" erst in der 2.Hälfte des 20. Jahrhunderts zum Dauerbrenner wurden, mußten sich die Komponisten vor 1950 nicht zwangsläufig bei der Bennung ihrer Werke an Vivaldi orientiert haben. Zumal es ja, wie dieser thread zeigt, in früheren Jahrhunderten genügend andere Komponisten gab, die den zugkräftigen Titel gewählt hatten.
    Bei Max Richter ist die Sache klar, sein Vorbild war Vivaldi.
    Max Richter komponiert Vivaldis Vier Jahreszeiten neu.
    Dabei hält er sich teils an Vivaldis Noten, teils aber auch nicht und schafft so eigenes.
    Diese Mischung aus alt und neu soll nun angeblich den etwas "angestaubten" Vivaldi in die heutige Zeit versetzen.
    So einzigartig ist das Projekt nicht, denn es gibt auch von anderen Komponisten mal mehr oder weniger neu aufbereitete Werke.
    Ich muß zugeben, daß mir der "entstaubte" Vivaldi auch gefällt.

    mfG
    Michael

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  • Zitat

    Ich muß zugeben, daß mir der "entstaubte" Vivaldi auch gefällt.


    Ach DUUUuuu bist das ??? :P
    Also ich gestehe, daß ich damit - freundlich ausgedrückt - nichts anfangen kann - und nichts anfangen will.


    Ich habe mich schon im Beitrag Nr 44 dieses Threads mit der Bearbeitung der "Vier Jahreszeiten" von Antonio Vivaldi durch Nicolas Chedeville auseinandergesetzt und darauf hingewiesen, daß Vivaldis Jahreszeiten immer schon zu Bearbeitungen und Paraphrasen verführt hat. Jedermann wollte seinen "Senf" dazugeben - bis hinein in unsere Tage.
    Ich sehe natürlich auch die "Versüsslichung" von Vivaldis Komposition, die man vermutlich im 20. und 21. Jahrhundert in die Nähe des Kitsches rücken wird - aber, selbst wenn dies so wäre, so ist diese Bearbeitung sehr eingängig - und für die Menschen des 18. Jahrhunderts war sie es sicher noch mehr. Chedeville hat offenbar den Geschmack des Pariser Publikums getroffen. Er setzte eine Oboe, Flöte und Drehleier ein, sowie eine Musette de Cour - eine in Frankreich beliebte Art der Sackpfeife, welche gerne bei den damals üblichen Schäferspielen zum Einsatz kam -und somit hoffähig wurde. Die Bearbeitung verleiht manchen Stellen "pastorale Süße" und "französische Eleganz", wogegen andere gut bekannte Effekte naturgemäß auf der Strecke bleiben. Ich würde hier am ehesten von einem "Arrangement" sprechen wollen, um in der Sprache unserer Zeit zu bleiben. Die Bearbeitung betrifft übrigens nicht nur die 4 Konzerte die als "Die 4 Jahreszeiten" bekannt sind, sondern insgesamt 6 Konzerte aus Vivaldis Opus 8.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Von Arnold Bax wurden hier schon die WinterLegends genannt. Ergänzend möchte ich von ihm noch hinzufügen:
    November Woods:
    Die symphonische Dichtung beginnt dramatisch mit der Beschreibung einer Waldlandschaft in Regen und Sturm, gefolgt von einer ruhigeren Phase, nach der sich die Stimmung des Anfangs noch einmal wiederholt. Bax wollte damit aber nicht nur die Landschaft schildern, sondern auch seine eigene Stimmung zu dieser Zeit, wobei der ruhigere Teil Erinnerungen an glücklichere Zeiten evozieren soll.
    The Happy Forest:
    Diese symphonische Dichtung malt eine Sommeridylle, die einem Prosagedicht Herbert Fanjeons entspringt:
    Der Dichter sieht sich darin in einem Wald inmitten von Blumen liegend. Er beobachtet Hirten, die von ihren Liebsten schwärmen. Ein Satyr zieht die Hirten in eine Prozession, die dann langsam in der Ferne entschwindet.
    Schließlich ein Stück mit dem Titel"Summer Music", sommerliche Stimmungen in der irischen Landschaft beschwörend.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Die hier abgebildete CD enthält (unter anderem) alle von Gerhard Wieschniewski in Beitrag Nr 72 genannten Stücke.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • Frühling und Herbst finden sich auch bei Joseph Marx.
    Bei JPC gibt es neben der Frühlingsmusik (23 Minuten) auch die Feste im Herbst (24 Minuten).
    Das bekannteste Werk von Joseph Marx ist die Herbstsinfonie (70 - 80 Minuten),
    die es bisher nicht auf CD geschafft hat.
    Die Uraufführung der Herbstsinfonie fand 1922 statt, als Felix Weingartner die Wiener Philharmoniker dirigierte.

    mfG
    Michael

  • Auch wenn es bisher noch nicht viele Auseinandersetzungen mit einzelnen Werken dieses Threads gegebenhat -und vermutlich auch in Zukunft nicht geben wird (?) so ist die Fülle von aufgezählten Werken schon allein beeindruckend - mehr als ich beim Start dieses Themas erwartet hatte. Soeben habe ich ein weiteres Werk gefunden, welches ab Dienstag nächster Woche bei jpc auf einer Naxos-CD verfügbar sein wird. Es handelt sich um die 1. Sinfonie von Patric Stanford (1939-2014), welche er 1972 komponierte (vier weitere folgten im Laufe seines Lebens) Die Sinfonie trägt bezeichnenderweise den Titel "The Seasons - An English Year" und passt daher vorzüglich in diesen Thread.

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred


    clck 4106

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Auch Albéniz hat sich mit dem Thema "Les Saisons" auseinandergesetzt. 1892 wurden vier Klavierminiaturen unter dem Titel "Album of Miniatures" veröffentlicht, wobei jede den Titel einer der 4 Jahreszeiten erhielt. Der Übertitel "Les Saisons" wurde dem Album erst später von einem Pariser Verleger gegeben....-Die Spielzeit aller 4 Stücke beträgt ungefähr 10 Minuten....

    mfg Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • Der schweizer Komponist Johann C. Eschmann (1826-1882)
    hinterließ sechs Fantasiestücke
    für Horn oder Violoncello und Klavier op. 6 "Im Herbst".

    mfG
    Michael


  • Franz Schubert komponierte 1827
    den Liederzyklus Winterreise
    nach Gedichten von Wilhelm Müller,
    der im selben Jahr starb.
    Schubert starb ein Jahr später.

    mfG
    Michael

  • Wie versprochen folgt eine kurze Beschreibung von "Le Quatro Stadioni" von Giovanni Antonio Guido. Vorerst ein paar Worte zum Komponisten. Mehr werden es auch nicht werden, denn es gibt nur wenig Biographisches. Als Geburtsort gilt Genua. Über das Geburtjahr ist man sich uneins, man findet hier nur "circa"-Angaben, welche allergings recht großzügig zwischen 1660 und 1675 variieren. Gestorben ist der Meister nach 1728. Ebenso ist überliefert, daß er einige jahre in Paris tätig war, was IMO auch am Stil des hier vorgestellten Werkes zu hören ist. Bei aller Ähnlichkeit zu seinem Vorbild (?) Vivaldi gibt es doch einige wichtige Unterschiede, nämlich das Tänzerische, höfisch gezierte. hier nicht unähnlich der "Vivaldi -Jahreszeiten-Bearbeitung von (@Beiträge 44 und 77) Nicolas Chedeville - allerdings mit zwei gravierenden Unterschieden:
    Im Gegensatz zu Chedeville finden wir bei Guido kein Einziges Thema Vivaldis, lediglich die Tonsprache ist gelegentlich ähnlich.
    Zudem man höre und staune - ist es keineswegs erwiesen , wer hier von wem inspiriert wurde (mehr ist es auch nicht), denn es ist bisheute nicht gelungen Guidos op 3 - um welches es sich handelt - zu datieren. Immerhin gibt es eine Skizze von Watteau, auf der Guido portraitiert ist. Zu Beginn des "Winter" meine ich einige Töne eines Kinderliederthemas wiederzuerkennen, welches allerdings zu dieser Zeit noch gar nicht existierte. Ein Rätsel, dieser Guido. Muss ich betonen, daß ich von dieser Aufnahme mehr als entzückt war ? Entzückt - welch altmodisches Wort - aber es lässt sich in gewissen Fällen durch kein zeitgemäßes ersetzen.


    mit freundlichen GRüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Astor Piazzollas vier Jahreszeiten von Buenos Aires kenne ich zwischenzeitlich in zwei Aufnahmen, in denen sie mit Vivaldis vier Jahreszeiten kombinieret und die CDs unter dem Titel 8 Jahreszeiten vertrieben werden.



    Kremers Aufnahme (Abb. 2) ist die ältere der beiden, die zwei Werkzyklen werden von seinem Kammerorchester Kremerata Baltica wiedergegeben. Die Interpretation ist hart, heftig, zupackend und der Solopart hochvirtuos. Was sonst bei Kremer! Alleine der Vivaldi-Zyklus ist einer der besten, die ich habe.
    Piazzollas Jareszeiten nun bestehen aus vier kleinen vom Tango inspirierten sinfonischen Dichtungen voll herber Schönheit, von denen keine länger als sieben Minuten ist.
    Auf der CD dargeboten werden die beiden Zyklen nicht hintereinander, sondern durchmischt. Auf Vivaldis Frühling folgt Piazzollas Sommer, dann Vivaldis Sommer und Pazollas Herbst, Vivaldis Herbst, Piazzollas und Vivaldis Winter und zum Schluss Piazzollas Frühling.
    Vom puristischen Standpunkt aus mag man vielleicht die Nase rümpfen, aber dieses Konzept geht auf und durch ihre Isolierung gewinnt jedes einzelne Konzert ungemein.


    Sin Yang und Harald Oeler greifen auf ihrer CD (Abb. 1) dieses Konzept des Durchmischens ebenfalls auf, wobei die Reihenfolge der Konzerte nicht mit der von Kremers Aufnahme identisch ist. Da beide Zyklen nun für Violine und Akordeon arrangiert worden sind, entsteht auch noch eine wunderbare Homogenität, die zu zu einem Weltjahreszeiten-Zyklus, komponiert von zwei Komponisten, führt.


    Zur Interpretation möchte ich noch anmerken, dass Yang und Oeler in Sachen Virtuosität und energischem Zugriff Kremer und seiner Kremerata in nichts nachstehen. Und: der Klang des Akordeons ersetzt das Streichorchester deutlich besser, als ein Klavier.



    Viele rüße
    John Doe

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  • Ich habe diesen Thread mit der Erstaufnahme eines 2009 komponierten Konzertes von Philipp Glass eröffnet und ein paar Zeilen darüber geschrieben. In Kürze wird eine weitere Aufnahme des Werkes verfügbar sein, Gidon Kremer in Personalunion als Solist und Dirigent hat es mit seiner Kremerata Baltica für Deutsche Grammophon aufgenommen, Die CD wird durch weitere Werke Zeitgenössischer Komponisten "aufgefüllt"


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !





  • Keine "Vier Jahreszeiten"
    sondern "Vier Letzte Lieder"
    komponierte Richard Strauss.
    Das erste dieser vier Orchesterlieder
    ist "Frühling".
    Ich empfinde diese 4 Lieder wie die Jahreszeiten
    eines Menschenlebens - von der Blüte seines Lebens
    bis hin zum Tod im Abendrot.

    mfG
    Michael

  • Die Herbstsymphonie von Vítězslav Novák hat es nicht auf CD geschafft.
    Bei Youtube ist eine Aufnahme mit Vladimir Valek hörbar.



    Novák komponierte eine Maisymphonie und da der Mai ein Frühlingsmonat ist,
    könnte man sie auch als Frühlingssymphonie bezeichnen.


    mfG
    Michael

  • Die Aufnahme des ersten Violinkonzertes von Philip Glass mit Gidon Kremer dürfte die meistverkaufte CD eines zeitgenössischen Violinkonzerts Ende des letzten Jahrhundert gewesen sein. Hier nur also die 2. Folge, wie im Eingangsbeitrag erwähnt 2009 für Robert McDuffie komponiert und von ihm auch schon aufgenommen. Nichtsdestotrotz vermute ich, dass diese CD hier höhere Verkaufszahlen erbringen wird, schon allein deshalb, weil sie beim gelben Luxuslabel erscheint.
    Gut 40 Minuten ist das Werk lang und besteht aus 8 Sätzen. Erfreulicherweise hat Glass sein Konzept des ersten Konzertes nicht einfach neu aufgewärmt, sondern ein deutlich anderes Konzert geschrieben, auch wenn die Urheberschaft und einige Überschneidungen natürlich unüberhörbar sind. Von den 8 Sätzen sind vier nur für Violine Solo gesetzt, der eröffnende Prolog sowie drei intermittierende Songs 1-3. Die Schreibweise dieser vier Stück erinnert durchaus an Bach, was wohl auch intendiert ist. Die vier vom Orchester begleiteten Sätze stellen dann wohl die vier Jahreszeiten dar, wobei nicht gesagt wird, welcher Satz welche Jahreszeit. Da kann sich dann ja jeder seinen eigenen Reim drauf machen. Die orchestrale Textur ist deutlich luftiger als im ersten Konzert und das ganze wirkt auch leichter gewebt, teilweise fast etwas improvisiert. Auch ein gelegentliches Augenzwickern höre ich aus der Partitur heraus, d.h. der Humor findet auch seinen Platz. Neben den typisch kreisenden Violinkaskaden wird durchaus auch auf die große Vorlage von Vivaldi Bezug genommen. Und auch die amerikanische Fiddlekultur ist bei einigen Passagen nicht weit weg. Insgesamt hat es mir Spaß gemacht, das Stück zu hören und es wird noch öfters im Player landen.
    Neben zwei kurzen Zugaben, von denen man das triviale Lullalaby von Arvo Pärt nach meinem Geschmack hätte weglassen können, befindet sich mit dem 30-minütigen Ex contrario von Giya Kancheli noch ein weiteres substantielles Stück von 30 min auf der CD. Darüber an anderer Stelle demnächst mehr.

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  • Ludwig van Beethoven komponierte 1800/1801
    die Violinsonate Nr. 5 in F-Dur, op. 24.
    Der spätere Beiname "Frühlingssonate"
    beschreibt den Charakter des Werkes.

    mfG
    Michael


  • 2016 erschien "Seasons" von Dagamba, eine classical crossover Produktion
    (Frühling, Sommer, Herbst, Winter) angelehnt an Vivaldis "Vier Jahreszeiten".

    mfG
    Michael

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