Salut,
um meiner Profilierungssucht nachzukommen:
Den Auftrag zur Verfertigung dieses dramma giocoso erhielt Mozart nach dem überwältigenden Erfolg der Nozze di Figaro in Prag bei seinem Aufenthalt in dieser schönen Stadt im Januar 1787. Constanze, Mozarts Frau, war schwanger und sollte am 27. Dezember des Jahres die Tochter Theresia als viertes Kind gebären. Sie starb ein halbes Jahr später am 29.06.1788. Am 4. April 1787 schreibt W. A. Mozart den letzten erhalten gebliebenen und berühmten Brief an seinen Vater über den Tod als wahren Endzweck unsere Lebens. In der Zeit vom 7. bis 20. April weilte Ludwig van Beethoven in Wien, um bei Haydn und Mozart Unterricht zu nehmen. Mozart war zu sehr beschäftigt, so dass die Bekanntschaft nur kurz gewesen sein kann. Beethoven musste wegen der Erkrankung seiner Mutter Vorzeitig abreisen. Während der Komposition der Oper Il dissoluto Punito ossia Il Don Giovanni im Jahre 1787 starb Mozarts Vater Leopold am 28. Mai. Oft wird im Commendatore die Wiedergeburt des mahnenden Vaters Leopold gesehen [so auch die Darstellung im Film Amadeus]. Mozart komponiert „nebenbei“ den Musikalischen Spaß KV 522, Eine kleine Nachtmusik KV 525, das sagenhafte und meiner Meinung nach persönlichste Stück, das Rondo für Klavier allein in a-moll KV 511 sowie die beiden Streichquintette C-Dur KV 515 und g-moll KV 516. In dieser Zeit entstehen sogar einige Lieder: Die Alte KV 517, Die Verschweigung KV 518, Das Lied der Trennung KV 519, Als Louise die Briefe ihres ungetreuen Ehemannes verbrannte KV 520, Abendempfindung KV 523, An Chloe KV 524 und eine Klaviersonate auf vier Hände KV 521.
Ab dem 1. Oktober 1787 befindet sich Familie Mozart auf der Reise nach Prag, welche so wunderbar in der gleichnamigen Novelle von Eduard Mörike nachempfunden ist. Das Libretto der Oper Don Giovanni stammt von Lorenzo da Ponte:
Ich dachte aber, dass es an der Zeit ist, meine poetische Ader wieder zu beleben, die mir ganz eingetrocknet zu sein schien, las ich für Righini und Piticchio geschrieben hatte. Die drei erwähnten Komponisten Mozart, Martini [Anmerkung: Martín y Soler, für den er auch 'La Capricciosa Corretta' textete] und Salieri gaben mir dazu die beste Gelegenheit, denn sie verlangten alle zu gleicher Zeit ein Textbuch von mir. Von allen dreien erhoffte ich mir nicht nur eine Entschädigung für meine vorangegangenen Misserfolge, sondern auch weiteren Ruhm. Ich überlegte, ob ich nicht die drei Tonsetzer zu gleicher Zeit zufrieden stellen konnte und drei Operntextbücher auf einmal schreiben könnte. Salieri verlangte kein Original [Anmerkung: nichts Neues] von mir. […] Mozart und Martini überließen die Wahl ganz mir. Ich wählte für Mozart den >Don Giovanni<, der ihm außerordentlich zusagte und für Martini den >Baum der Diana<. […] Nachts werde ich für Mozart schreiben, morgens für Martini und abends für Salieri. Bei der Arbeit am >Don Giovanni< werde ich an die Hölle Dantes denken, beim >Baum der Diana< an Petrarca und beim >Tarar< [Anmerkung: Umarbeitung der französischen Oper ins Italienische für Salieri] an Tasso.
So beschreibt Lorenzo da Ponte in seinen Memoires die Arbeit zu jener Zeit. So ganz kurz dürfte die Nase von da Ponte bei der Niederschrift nicht geblieben sein, denn er verschweigt, dass er für das Libretto des Don Giovanni auf einen unmittelbaren Vorgänger zurückgegriffen hat: So kam die Oper Don Giovanni o sia: Il Convitato di Pietra mit der Musik von Giuseppe Gazzanigas bereits am 5. Februar 1787 im Teatro Giustiniani di S. Moisé zu Venedig, hier jedoch als Einakter, zur Aufführung. Das Libretto war hier von Giovanni Bertati. Mozart soll maßgeblich an der Gestaltung des Librettos beteiligt gewesen sein. In jedem Falle kannte er nicht nur das Libretto Bertatis, sondern auch die Musik Gazzanigas, in dem er musikalische Parallelen schreibt, wenn da Ponte literarisch korrespondiert. Über den Werdegang der Oper erfahren wir aus Mozarts Briefen definitiv nichts. Jedoch die Proben zu Prag sind ausführlichst dokumentiert:
An Gottfried von Jaquin
Prag, den 15:ten octb: 1787.
Liebster freund! –
Sie werden vermuthlich glauben daß nun meine Oper schon vorbey ist – doch – da irren sie sich ein bisschen; Erstens ist das hiesiger theatralische Personale nicht so geschickt wie das zu Wienn um eine solche oper in so kurzer Zeit einzustudieren. Zweytens fand ich bey meiner Ankunft so wenige vorkehrungen und Anstalten, daß es ein blosse unmöglichkeit gewesen sein würde, Sie am 14:ten als gestern zu geben; […]
Die Uraufführung war demnach für den 14. Oktober 1787 geplant. Mozart berichtet weiter von kleinen Intrigen:
[…]kurz die Radelführerin brachte es durch ihre Wohlredenheit so weit, daß dem Impresario von der Regierung aus dieses Stück auf jenen Tag untersagt wurde. – Nun triumphirte Sie! – hò vinta schrie Sie eines Abends aus der Loge, - Sie vermuthete wohl gewies nicht, daß sich das hò in ein sono verändern könne! – des Tags darauf kam aber le noble – brachte den Befehl Seiner Majestät, daß wenn die Neue Oper [Don Giovanni] nicht gegeben werden könne, Figaro gegeben werden müsse! – Wenn Sie, mein Freund, die schöne, herrliche Nase dieser Dame nun gesehen hätten! – O es würde Ihnen so viel Vergnügen verursacht haben, wie mir! –
Don Giovanni ist nun auf den 24te bestimmt. –
Mozart unterbricht den Brief für ein paar Tage und fährt fort:
Den 21. – er war auf den 24. bestimmt, aber eine Sängerin, die krank geworden, verursachet noch eine Verzögerung; […]
Den 25ten – heute ist der eilfte Tag, daß ich an diesem Brief kritzele; […]
Künftigen Montag, den 29. wird die Oper das erste Mal aufgeführt […]
So war es – Gott sei’s gedankt – auch! Am Tage nach [!] der Uraufführung erschien im der Prager Oberpostamtszeitung die nachfolgende Mitteilung:
Prag den 29. Oktober. / Der Direkteur der hiesigen italienischen Gesellschaft gab gestern Nachricht von der für die Anwesenheit der hohen tosk. Gäste bestimmt gewesene Oper, Don Juan, oder die bestrafte Ausschweifung. Sie hat dn Herrn Hoftheaterdichter Abbé da Ponte zu Verfasser, und wird heute den 29ten zum erstenmale aufgeführt. Alles freuet sich auf die vortreffliche Komposizion des großen Meisters Mozart. Nächstens mehr hiervon.
Am 3. November berichtet das Käseblatt:
Prag, den 1. November. / Montags den 29ten wurde von der italienischen Operngesellschaft die mit Sehnsucht erwartete Oper des Meisters Mozard Don Giovanni oder das steinerne Gastmahl gegeben. Kenner und Tonkünstler sagen, daß zu Prag ihres Gleichen noch nicht aufgeführt worden. Hr. Mozard dirigirte selbst, u. als er ins Orchester trat, wurde ihm ein dreymaliger Jubel gegeben […]
Mozart berichtet am 4. November 1787 an Gottfried von Jaquin:
den 29:t oktb: gieng meine oper D: Giovanni in scena, und zwar mit dem lautesten beyfall. – gestern wurde Sie zum 4t: Male /: und zwar zu meinen Benefice aufgeführt; […]
Den Themenschwerpunkt Synopsis überlasse ich Alfred, damit er auch was zu tun hat. Ich habe keinen Bock mehr…
Liebe Grüße
Ulli