Die bekanntesten Klavierbegleiter des Liedgesangs historischer Gesangsgrössen

  • Wohl jeder Liebhaber der Klaviermusik kann aus dem Stegreif wenigstens 20 berühmte Pianisten der alten Garde aufzählen und denkt dabei meist an Interpreten von Sonaten, beliebten Klavierstücken oder Klavierkonzerten. Schon schwieriger wird es vermutlich für manchen, ebensoviele Pianisten zu nennen, die sich ganz oder teilweise auf die Klavierbegleitung von Liedsängern oder Instrumentalisten spezialisiert haben. Der Grund dafür ist, daß der Klavierbegleiter häufig als Nebenfigur gesehen wird und so etwas wie ein Schattendasein fristet, vor allem wenn es sich um Recitals berühmter Gesangsgrößen handelt, die vor allem in der Vergangenheit überdimensioniert von Plattenproduzenten herausgestellt werden sollten. Selbst die größten Könner am Klavier kamen dabei oft viel zu kurz, und wurden nicht selten nur in kleinen Buchstaben als kleine Zugabe erwähnt. Welcher reine, oder überwiegend als solcher agierende, Klavierbegleiter wurde wirklich so berühmt wie ein Konzertpianist oder ein großer Interpret von Sonaten, obwohl die Kunst eines guten Klavierbegleiters, der sich auf so viele oft äußerst verschiedene Sänger und Instrumentalisten einstellen muß, wie auch die Stimmungen der einzelnen Titel eines Komponisten einfangen und sich gleichzeitig dem Gesangsstil des jeweiligen Interpreten anpassen muß, ohne sich dabei zu verleugnen und unterzuordnen, der die verschiedenen Stilepochen der verschiedenen Komponisten kennen und beherrschen muß, ganz gewiß keine geringeren Anforderungen stellt als die eines Konzertpianisten.


    Einer der ganz wenigen, die als Klavierbegleiter wirkliche Berühmtheit erlangten, und die auch heute wohl noch jeder Melomane kennt, ist z. B. GERALD MOORE, der seinen Ruhm aber sicher nicht zuletzt auch etwas seiner engen Zusammenarbeit mit DIETRICH FISCHER-DIESKAU verdankt. Es gab aber in der Vergangenheit noch zahlreiche andere ganz hervorragende Klavierbegleiter, die es vielleicht verdienen, in einem Forum wie dem unseren wieder einmal Erwähnung zu finden und in Erinnerung gerufen zu werden.


    Ich werde deshalb hier einmal die wichtigsten Klavierbegleiter, die mir jetzt einfallen - wobei ich mich hier einmal nur auf den Liedgesang beschränke - alphabetisch zusammenstellen und in Klammern dazu einige Sänger/innen dazuschreiben, mit denen diese häufig zusammengearbeitet haben. Diese kleine Aufstellung erhebt nicht im Geringsten den Anspruch auf Vollständigkeit. Namen, die jetzt nicht genannt sind, sind gewiß nicht als weniger bedeutend zu betrachten. In dieser Aufstellung habe ich auch Interpreten berücksichtigt, die nicht nur überwiegend Klavierbegleiter waren, sondern oft sogar in erster Linie berühmte Konzertpianisten oder Dirigenten.


    Schon der erste Name in meiner Aufstellung ist das beste Beispiel für meine Feststellung, daß selbst die besten Klavierbegleiter früherer Jahre vielen heute nicht einmal mehr dem Namen nach bekannt sein dürften und selbst in unserem Forum m. W. nicht in Erscheinung treten. Ich spreche von HANS ALTMANN, der neben GERALD MOORE, MICHAEL RAUCHEISEN, GÜNTHER WEISSENBORN und HUBERT GIESEN wohl am häufigsten als Klavierbegleiter von Sängern auftrat. Man konnte ihn in der Zeit von ca. 1945 - 1960 fast täglich in Musiksendungen des Bayerischen Rundfunks hören, wo er als Chefpianist wirkte, und auch sonst als Liedbegleiter größtes Ansehen genoß. Und davon gibt es viele Beispiele!


    HANS ALTMANN (begleitete fast alle Sänger und Sängerinnen dieser Zeit von Rang und Namen, wie z. B. BERGER, SCHWARZKOPF, GRÜMMER, ROTHENBERGER, KUPPER, I. HOLLWEG, KÖTH, BORG, ENGEN, FEHENBERGER, ENGEN, FRANTZ, GEDDA, KREBS, PATZAK, SCHMITT-WALTER, SOUZAY, WUNDERLICH, ANDERS, HOTTER, PREY, FISCHER-DIESKAU etc. etc.)


    DALTON BALDWIN (FISCHER-DIESKAU, SOUZAY, AMELING)


    DANIEL BAREMBOIM (BAKER, FISCHER-DIESKAU)


    LEONARD BERNSTEIN (CHRISTA LUDWIG, WALTER BERRY)

    WALTER BOHLE
    (WALTER LUDWIG)


    JACQUELINE BONNEAU (HAEFLIGER, SCHWARZKOPF, SOUZAY)


    BENJAMIN BRITTEN (PEARS)


    RUDOLF BUCHBINDER (BERRY, KRENN)


    JÖRG DEMUS (FISCHER-DIESKAu, AMELING)


    HELMUT DEUTSCH (SEEFRIED, PREY, BUMBRY, COTRUBAS, FASSBAENDER, SCHREIER, VAN OTTER)


    KARL ENGEL: (FISCHER-DIESKAU, PREY, FASSBAENDER, MATHIS, SCHREIER)


    CHRISTOPH ESCHENBACH (FISCHER-DIESKAU, MATHIS, FLEMING)


    JAN EYRON: (GEDDA)


    IRWIN GAGE: (FASSBAENDER, WATTS, von EGMONT, AUGER, FISCHER-DIESKAU, JANOWITZ, KOLLO, KRAUSE, CHR. LUDWIG, NORMAN, POPP, SCHREIER)


    DAVID GARVEY (L. PRICE, POPP, PREY)


    HUBERT GIESEN (FISCHER-DIESKAU, TRAXEL, ROTHENBERGER)


    HARTMUT HÖLL (FISCHER-DIESKAU, SCHWARZKOPF)


    LEONARD HOKANSON (BUMBRY, AMELING)


    PERCY KAHN (TAUBER - 14 Jahre lange Zusammenarbeit!, GIGLI, CARUSO, MC CORMACK, DAME MELBA, TITTA RUFFO)


    HERTA KLUST (FISCHER-DIESKAU, HAEFLIGER, GREINDL)


    GERALD MOORE (FISCHER-DIESKAU, SCHOCK, HOTTER, BAKER, PREY, SCHWARZKOPF, ROHTENBERGER, GRÜMMER, SCHALJAPIN, ROSVAENGE, TEYTE, LEIDER, E. SCHUMANN, SEEFRIED, de los ANGELES, CH. LUDWIG)


    FELIX DE NOBEL (SCHWARZKOPF, GIEBEL)


    WALTER OLBERTZ (STOLTE, SCHREIER)


    GEOFFREY PARSONS (SCHWARZKOPF, CH. LUDWIG, STREICH)


    SEBASTIAN PESCHKO (SCHLUSNUS, DE LA CASA, GIEBEL, BERGER, BERRY, BUMBRY, ERB, GEDDA, HAEFLIGER, CH. LUDWIG, PREY, PÜTZ, SACK, WEIKL, VÖLKER, WITTRISCH, CRASS, I. HOLLWEG, W. HOLLWEG)


    MICHAEL RAUCHEISEN (HOTTER, HÖNGEN, ONEGIN, LEIDER, MELCHIOR, LEMNITZ, W, LUDWIG)


    ROLF REINHARDT (WUNDERLICH, SAILER)


    ARIBERT REIMANN (FISCHER-DIESKAU, FASSBAENDER)


    SVJATOSLAV RICHTER (PREY, BAKER)


    FRANZ RUPP (LEHMANN, ONÉGIN, STADER, GIGLI, M. ANDERSON)


    WOLFGANG SAWALLISCH (FISCHER-DIESKAU, PREY, SCHWARZKOPF, M. PRICE)


    ERNST-GÜNTER SCHERZER (BERGER)


    BRUNO SEIDLER-WINKLER (ERB, ONÉGIN, ROVAENGE, NISSEN, KLOSE, LEMNITZ, TESCHEMACHER, GIGLI, LORENZ, WITTRISCH)


    NORMAN SHETLER (AMELING, ADAM, SCHREIER, LORENZ, QUASTHOFF)


    GEORG SOLTI (TE KANAWA)


    PHYLLIS SPURR (FERRIER)


    HUGO STEURER (TRAXEL, BÖHME)


    KARLHEINZ STOLZE (WUNDERLICH)


    GÜNTER WEISENBORN (ANDERS, FISCHER-DIESKAU, ANHEISSER, ROTHENBERGER) hörte ich 1966 mit FISCHER-DIESKAU in Hannover mit Liedern von BEETHOVEN - fantastisch!!


    ERIK WERBA (STREICH, BERRY, KRENN, W. LUDWIG, HALLSTEIN, SEEFRIED)


    Ich bitte es mir nachzusehen, wenn ich einige wichtige Namen nicht erwähnte!


    wok

  • Einer der ganz wenigen, die als Klavierbegleiter wirkliche Berühmtheit erlangten, und die auch heute wohl noch jeder Melomane kennt, ist z. B. GERALD MOORE, der seinen Ruhm aber sicher nicht zuletzt auch etwas seiner engen Zusammenarbeit mit DIETRICH FISCHER-DIESKAU verdankt.


    Lieber wok, was für eine wunderbare Idee, der Klavierbegleiter zu gedenken. Gerald Moore hast Du zu Recht ganz deutlich hervorgehoben. Er hat es mehr als verdient. Nicht nur der Liedersänger Fischer-Dieskau ist ohne ihn kaum vorstellbar. Elisabeth Schwarzkopf konnte gemeinsam mit ihrem Ehemann und Produzenten Walter Legge die Vorstellung, wie Hugo Wolf gesungen werden sollte und könnte, nur im Bunde mit diesem überaus klugen, diskreten und sensiblen Mann am Klavier umsetzen, der sich immer vornehm im Hintergrund hielt. Er hatte ja schon in den 1930er Jahren seinen Anteil am Zustandekommen der legendären The Hugo Wolf Society auf zig Schelllackplatten, die zum Ruhm des Komponisten stark beitrug und bis heute immer wieder neu aufgelegt wurde.



    Moore hat auch Kirsten Flagstad, Kathleen Ferrier und den hoch begabten dänischen Tenor Aksel Schiøtz begleitet, den ich sehr schätze. Nicht zu vergessen die betörende Maggie Teyte. Andere Namen hast Du genannt. Unvergleichlich sind die Schubert-Lieder-Einspielungen mit Janet Baker, durch die man erfährt, was Kostbarkeit ist im Liedervortrag. Sie sind ohne Beispiel. Der Name Baker findet sich auch schon in Deiner Liste. Ich weiß nicht, lieber wok, ob Moore seinen Ruhm "auch etwas seiner engen Zusammenarbeit mit Dietrich Fischer-Dieskau verdankt", wie Du es ausdrückst. Ist es nicht ehr umgekehrt gewesen oder zumindest im Sinne einer Gleichberechtigung des Zusammenwirkens? Der 1899 geborene Moore war in England schon ein renommierter Musiker als an Fischer-Dieskau noch nicht zu denken gewesen ist. Zm Glück gibt es auch viel Filmmaterial, darunter zwei TV-Sendungen der BBC, einmal noch in Schwarz-Weiß, die andere sehr bunt, in denen die Schwarzkopf und Moore teils erläuterte Liedprogramme vortragen. Ausschnitte daraus finden sich bei Youtube:



    Moore hat auch lesenswerte Bücher verfasst. Dieses möchte ich wärmstens empfehlen:



    Schließlich ist mir kein anderer Begleiter bekannt, dem drei "seiner" Sänger einen gemeinsamen Liederabend zum Dank dargebracht haben. Er fand 1967 in London statt, wurde von der BBC übertragen und auch auf Schallplatten festgehalten. Initiator war Legge. Die prachtvolle Box, in der sich auch das originale Programmheft befindet, ist immer noch antiquarisch zu haben. Leider wurden bei der Überspielung der beiden preisgekrönten LPs auf eine CD Teile weggelassen, darunter die Ansprache des Geehrten. Aus dem ganz besonderen Konzert in der Royal Festival Hall wurde dadurch ein ganz normaler Liederabend, was ich nicht nachvollziehen kann. Deshalb bilde ich an dieser Stelle die originale Plattenkassette ab:


    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • E ist weniger bekannt vielleicht, aber auch Maurizio Pollini betätigt sich durchaus gerne als Liedbegleiter. Den Liederabend aus Salzburg mit Fidi habe ich damals im Radio gehört:



    Schöne Grüße
    Holger

  • Gerald Moore ist zwar natürlich heute durchaus als historisch zu werten, aber er dominiert noch immer den Markt - was nicht zuletzt darauf zurückzuführen ist, daß zahlreiche seiner Einspielungen schon in Stereotechnik gemacht wurden - Seine letzte Studio-Aufnahme stammt von 1975.Allein Liedbegleiter von Hotter, Dieskau UND Prey zu sein ist schon eine Fahrkarte in die "Unsterblichkeit" Gerald Moore war aber bereits etwa 60 als die ersten Stereo-Aufnahmen entstanden. Ein Teil der Karriere war also schon vorher. Und auch aus dieser Zeit gibt es zahlreiche Aufnahmen, denn schon ende der 30er Jahre war her als Liedbegleiter eine anerkannte Größe.



    Hier einige seiner Aufnahmen quer durch das Repertoire und quer durch die Zeit........


    mfg aus Wien
    Alfred



    mit dem Liedbegleiter Threas ist mir wok einige Tage zuvorgekommen........ :hello:

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Höre gerade eine CD von der Berliner Pianistin Corinna Soeller.


    Sie hat viel bei Fischer-Dieskaus Meisterkursen mitgewirkt. Zitat von ihrer webside." Dietrich Fischer-Dieskau


    "Corinna Soeller ist eine Musikerin von hohen Graden und eine pianistische Ausnahme-Könnerin - eine hochintelligente Künstlerin."


    Voriges Jahr eine Tournee mit Viillazon in Mexiko.

  • Gerold Huber, der Begleiter des zurzeit wohl bedeutendsten sängerischen Liedinterpreten Christian Gerhaher, sollte, wie ich meine, in der so verdienstvollen Auflistung oben nicht fehlen.


    Reizvoll wäre im übrigen, einmal ein einzelnen Beispielen der Frage nachzugehen, wie weit, in welchem Umfang und in welcher Gestalt ein wirklich großer Pianist dann, wenn er sich einmal als Liedbegleiter betätigt, Einfluss auf die Interpretation des Liedes durch den Sänger, bzw. die Sängerin nimmt.
    Kommt dabei mehr heraus, als dies bei einem sozusagen primär oder gar ausschließlich auf die Begleitung spezialisierten Pianisten der Fall ist?
    Genügt es, wenn der Pianist sich ganz und gar auf den sängerischen Interpreten einzustellen vermag und mit ihm gleichsam "ein Herz und eine Seele" ist (wie z.B. bei dem gerade reklamierten Gerold Huber)?
    Oder bedarf es doch der interpretatorischen Eigenständigkeit und künstlerischen Ausdrucksfähigkeit im Umgang mit der Komposition, um in einen fruchtbaren und innovativen Dialog mit dem sängerischen Interpreten zu treten?


    Mir geht bei diesen Fragen so mancherlei durch den Kopf. Am Beispiel Dietrich Fischer-Dieskau etwa die Arbeit mit eben solchen "großen Pianisten" neben der mit einem Gerald Moore. Es gibt dabei ganz eindeutig nachweisbare "Rückkopplungseffekte", - die Fischer-Dieskau auch mehrfach erwähnt hat. Besonders eindrucksvoll sind diese etwa bei Daniel Barenboim, Alfred Brendel oder Swjatoslav Richter. Bei anderen pianistischen "Größen" vermisst man diesen dialogischen Effekt aber, - bei Maurizio Pollini etwa oder Murrai Perrahia. Hingegen ist er etwa bei Leonard Bernstein bei den Mahler-Liedern geradezu überwältigend. Und die einmalige Zusammenarbeit mit dem wahrlich pianistisch singulären Vladimir Horowitz endete in einem interpretatorischen Fiasko.


    Woran liegt das? Wie groß muss - und darf - das eigenständige interpretatorische Format eines Pianisten ausgebildet sein, damit es zu diesem musikalisch fruchtbaren Dialog kommt?
    Hat nicht ein Alfred Brendel etwa, eben deshalb, weil er ein großer Pianist war (und noch ist) bei den Schubertlied-Interpretationen Fischer-Dieskaus mehr bewirken können, als der Nur-Liedbegleiter Gerald Moore?
    Das sind natürlich Riesenfragen. Aber wie gesagt: Es wäre reizvoll, ihnen an zwei drei Beispielen einmal nachzugehen.

  • Und die einmalige Zusammenarbeit mit dem wahrlich pianistisch singulären Vladimir Horowitz endete in einem interpretatorischen Fiasko.


    Wie auch die einmalige Zusammenarbeit zwischen Elisabeth Schwarzkopf und Glenn Gould 1966 in New York.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Zit: "Wie auch die einmalige Zusammenarbeit zwischen Elisabeth Schwarzkopf und Glenn Gould 1966 in New York."

    Ach ja, richtig! Der Fall war mir gerade nicht gegenwärtig. Er ist ja sogar noch besser - und auf wahrlich eindrucksvolle Weise! - dokumentiert, als der von mir erwähnte Fall Fischer-Dieskau/Horowitz.


    Aber - das nebenbei, - derselbe Glenn Gould hat einmal als Begleiter einer Aufnahme von Schönberg-Liedern mit Ellen Faull, Donald Gramm und Helen Vanni mitgewirkt, die 1972 bei CBS erschien. Und da bietet er ein ganz anderes Bild als im Fall von Elisabeth Schwarzkopf.


    Womit ich wieder bei meiner Fragestellung wäre: Der des Dialogs aus der Perspektive der jeweiligen künstlerisch-interpretatorischen Grundhaltung und pianistischen und sängerischen Kompetenz.
    Aber um dieser nachzugehen, bedürfte es eines detailliert-analytischen Sich-Einlassens auf den konkreten Fall einer Liedinterpretation mit Blick auf die spezifische Leistung des Pianisten.

  • Bei Hartmut Höll darf man natürlich nicht auf Mitsuko Shirai vergessen, mit der er eine umfangreiche Diskographie eingespielt hat!


    Zu Erik Werba kann man noch erwähnen, dass er beim ORF als Liedbegleiter wirklich omnipräsent war - offenbar unser Gegenstück zu Hans Altmann.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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  • Gerold Huber, der Begleiter des zurzeit wohl bedeutendsten sängerischen Liedinterpreten Christian Gerhaher, sollte, wie ich meine, in der so verdienstvollen Auflistung oben nicht fehlen.


    Den Gerold Huber kenne ich nun schon seit einigen Jahren, aber als Begleiter historischer Gesangsgrößen ist er mir bisher noch nicht aufgefallen...


    Um aber wieder historisch zu werden:
    Rheingold hat in seinem Beitrag das Büchlein »Bin ich zu laut? Erinnerung eines Begleiters« abgebildet, ich zitiere einmal daraus:
    Seite 170
    »Die weniger kultivierten Instrumentalisten und Sänger unter meinen gelegentlichen Partnern in jungen Jahren maßten sich mir gegenüber eine sehr willkürliche Behandlung an. Sie verlangten vom Begleiter, daß er eine Maus sei. Den Gedanken an Partnerschaft, wäre er ihnen je in den Sinn gekommen, hätten sie als widerwärtig empfunden. Und als mein Name zum erstenmal auf einer Schallplatte erschien, schrie der Sänger, den ich darauf begleitete, Zeter und Mordio.«
    Seite 171
    »Wenn das Konzert in irgendeinem privaten Salon stattfindet, werden die Organisatoren den Flügel hinter einer Säule verstecken. Sollte keine Säule vorhanden sein, dann setzen sie den Pianisten hinter ein großes Blumenmassiv. Es geschah tatsächlich einmal, daß mein Instrument mitsamt mir hinter riesigen, schützenden Palmen versteckt war, hinter deren Wedeln man mich schwach erkennen konnte - geduckt auf meinen Tasten klimpernd und mit meinen Frackschwänzen den Boden wischend - , ich sah genau aus wie ein Affe. Nach dem Konzert begrüßte mich ein Freund mit "hallo, Tarzan" und war erstaunt darüber, daß ich in sein herzliches Lachen nicht einstimmte«

  • Nun habe ich auch noch nach einigen Begleitern historischer Sängerinnen und Sänger geschaut, die noch nicht auf der Liste von wok stehen:
    HILDE DERMOTA (ANTON DERMOTA)
    IVAN ERÖD (RUDOLF SCHOCK)
    WILHELM GROSZ (PAUL BENDER)
    JOHANN HEIDENREICH (FRANZ STEINER)
    FRANZ HOLETSCHEK (SENA JURINAC)
    KARL HUDEZ (LIESA DELLA CASA)
    WALDEMAR LIACHOWSKY (LULA MYSZ-GMEINER)
    JOHN NEWMARK (KATHLEEN FERRIER)
    ELLY NEY (GERTRUDE PITZINGER)
    AUGUST PILZ (JULIUS VON RAATZ-BROCKMANN)
    HEINRICH SCHACKER (LEO SLEZAK)
    FREDERICK SCHAUWECKER (JUSSI BJOERLING)
    CLEMENS SCHMALSTICH (RUDOLF BOCKELMANN, SIGRID ONEGIN)
    JULIUS SEVERIN (WOLFGANG ANHEISSER)

  • Bei anderen pianistischen "Größen" vermisst man diesen dialogischen Effekt aber, - bei Maurizio Pollini etwa oder Murrai Perrahia. Hingegen ist er etwa bei Leonard Bernstein bei den Mahler-Liedern geradezu überwältigend. Und die einmalige Zusammenarbeit mit dem wahrlich pianistisch singulären Vladimir Horowitz endete in einem interpretatorischen Fiasko.


    Woran liegt das? Wie groß muss - und darf - das eigenständige interpretatorische Format eines Pianisten ausgebildet sein, damit es zu diesem musikalisch fruchtbaren Dialog kommt?


    Das ist eine wirklich entscheidende Frage, lieber Helmut. Eine "schnelle" Antwort habe ich darauf nicht. :)


    Eine wirklich gelungene Zusammenarbeit finde ich ist die zwischen Nicolai Gedda und Alexis Weissenberg. Diese CD habe ich - ist wirklich sehr eindrucksvoll!



    Enthalten ist sie auch in dieser Box, wenn ich mich nicht irre:


    :


    Schöne Grüße
    Holger

  • Eigenartigerweise fällt mir, wenn ich den Begriff Klavierbegleiter in Zusammenhang mit historischen Gesangesgrößen höre, zuallererst der Name Michael Raucheisen ein. Zahlreiche Sängerinen und Sänger - vor allem in den 40er Jahren wurden von im begleitet: Frida Leider, Sigrid Onégin, Erna Berger, Elisabeth Schwarzkopf, Hans Hotter, Leo Slezak, Dietrich Fischer-Dieskau, Heinrich Schlusnus, Karl Schmitt-Walter, Helge Rosvaenge.
    Hier einige noch am Markt erhöltliche Veröffentlichungen.....




    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich kann aus meiner Sammlung auch folgende Paarungen aufbieten (Die Paarung in *) habe ich auch live erlebt mit Schuberts Winterreise:


    Dalton Baldwin (Souzay)
    Daniel Barenboim (FiDi)
    Benjamin Britten (Pears)
    Jörg Demus (FiDi)
    Helmut Deutsch (Fassbaender, Prey)
    Karl Engel (FiDi, Prey)
    Hubert Giesen (Wunderlich)
    Hartmut Höll (FiDi ??)
    Leonard Hokanson (Prey)
    Herta Klust (FiDi)
    Gerald Moore (FiDi, Hotter)
    Walter Olberts (Schreier)
    Michael Raucheisen (Hotter)
    Swjatoslaw Richter (FiDi)
    Wolfgang Sawallisch (Prey)
    Norman Shetler (Schreier)*
    Günter Weisenboirn (FiDi)


    Da ich in Italien sitze und diese Aufstellung aus dem Kopf gemacht habe, werde ich sie noch ergänzen um einige Posten, nachdem ich mich beim Werbepartner schlau gemacht habe.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Nachlegen kann ich jetzt schon:


    Harmut Höll mit seiner Ehefrau Mitsuko Shirai,
    Walter Olberts mit Arleen Auger und
    Karl Heinz Stolze mit Fritz Wunderlich,


    die sich ebenfalls in meiner Sammlung befinden.
    Ich habe noch die ien oder andere gemischte Box zu Hause, in der sich einige Namen befinden, die noch nicht in dieser Aufstellung sind. Sie werde ich erst nachliefern können, wenn ich wieder hu Hause bin.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Immer wieder möchte ich ausrufen: "Aber es wurde doch nach HISTORISCHEN Sängerpersönlichkeiten und ihren Liedbegleitern gefragt !!"
    Und dann wird mir klar - daß die meisten der hier Genannte, in der Tat such "historisch", weil inzwischen verstorben sind.
    Irgendwie hart sich bei mir seit meiner Jugend der Gedanke festgesetzt, "historisch" sei gleichzusetzen mit MONO oder SCHELLACK - Aufnahmen. Das ist natürlich falsch - und hat mit meinem Alter zu tun. Daß Hermann Prey "historisch" sein soll, das will mir einfach nicht in den Sinn, ("der hat ja sogar schon Aufnahmen in Digitaltechnik gemacht !!") - und dennoch ist es so.



    Und so will ich an drei Aufnahmen erinnern, welche seinerzeit bei DENON erschienen sind:
    Die Winterreise
    Die Schöne Müllerin
    Schwanengesang

    Sie sind derzeit gestrichen und nur noch gebraucht erhältlich. Als Begleiter fungierte der damals 24 jährige Pianist Philippe Bianconi - Hermann Prey soll explizit auf diesem Pianisten bestanden haben. Soweit ich es verfolgen konnte, hat dieser dann keine weiteren Aufnahmen als Begleiter gemacht, sondern ist als Solist aufgetreten. Mehr dazu in Zukunft.



    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Rheingold: Moore hat auch Kirsten Flagstad, Kathleen Ferrier und den hoch begabten dänischen Tenor Aksel Schiøtz begleitet, den ich sehr schätze. Nicht zu vergessen die betörende Maggie Teyte. Andere Namen hast Du genannt. Unvergleichlich sind die Schubert-Lieder-Einspielungen mit Janet Baker, durch die man erfährt, was Kostbarkeit ist im Liedervortrag. Sie sind ohne Beispiel. Der Name Baker findet sich auch schon in Deiner Liste. Ich weiß nicht, lieber wok, ob Moore seinen Ruhm "auch etwas seiner engen Zusammenarbeit mit Dietrich Fischer-Dieskau verdankt", wie Du es ausdrückst. Ist es nicht ehr umgekehrt gewesen oder zumindest im Sinne einer Gleichberechtigung des Zusammenwirkens? Der 1899 geborene Moore war in England schon ein renommierter Musiker als an Fischer-Dieskau noch nicht zu denken gewesen ist. Zm Glück gibt es auch viel Filmmaterial, darunter zwei TV-Sendungen der BBC, einmal noch in Schwarz-Weiß, die andere sehr bunt, in denen die Schwarzkopf und Moore teils erläuterte Liedprogramme vortragen. Ausschnitte daraus finden sich bei Youtube:

    Hallo Rheingold,


    Sehr interessant Deine weiteren Ausführungen zu GERALD MOORE, und großen Dank auch für die wirklich hörenswerten Youtube-Ausschnitte. Wunderbar "Der Lindenbaum", man weiß nicht, was man mehr bewundern soll: die so schlichte und doch so berückende Muisk SCHUBERTs, der einfühlsame Vortrag durch den jungen FISCHER-DIESKAU, oder die angenehm zurückhaltende, und doch Akzente setzende Klavierbegleitung durch GERALD MOORE. Er erweist sich auch hier als Poet am Klavier. Da es mir in meinem Thread vor allem daraum ging, neben dem gewiß renommiertesten Klavierbegleiter seiner Zeit, GERALD MOORE, auch wieder einmal die Namen von Liedbegleitern in Erinnerung zu rufen, die heute vermutlich nur noch wenige kennen, die aber einst mit zu den besten ihrer Zunft zählten, wie z. B. eben HANS ALTMANN, JÖRG DEMUS, HUBERT GIESEN, HERTA KLUST, SEBASTIAN PESCHKO, MICHAEL RAUCHEISEN oder GÜNTHER WEISSENBORN, habe ich jeweils zu den Pianisten auch nur Beispiele von Sängerinnen und Sängern genannt, da mein Beitrag sonst eine Doktorarbeit geworden wäre. Sicher hätte ich bei GERALD MOORE noch die Sängerinnen FLAGSTAD und FERRIER, und bei den Sängern auch den von Dir zurecht geschätzten AKSEL SCHIÖTZ benennen können, doch sollten dann auch schon KIPNIS, MELCHIOR, MC CORMACK, E. GERHARD, ERB und M. FUCHS an dieser Stelle nicht fehlen.


    Die Frage, ob nun FISCHER-DIESKAU einen Teil seines Ruhms GERALD MOORE verdankt oder umgekehrt, kann man wohl nicht genau bemessen. Gewiß erlangte der 26 Jahre ältere MOORE naturgemäß schon weit vor FISCHER-DIESKAU Berühmtheit und sein Name war ein Begriff, aber wohl vor allem in England, und ich glaube schon, daß zumindest in Deutschland GERALD MOORE's Bekanntheitsgrad durch FISCHER-DIESKAU's phänomenale Leistungen und großen Erfolge im Liedgesang deutlich stieg. Dessen erste Gesamtaufnahme sämtlicher SCHUBERT-Lieder stellte sicher den krönenden Abschluß der MOORE-Diskografie dar.


    Viele Grüße
    wok

  • Bei dieser Aufzählung darf natürlich die großartige Pianistin Victoria de los Angeles nicht unterschlagen werden, die hier Gerald Moore begleitet... ;););)


  • Bei dieser Aufzählung darf natürlich die großartige Pianistin Victoria de los Angeles nicht unterschlagen werden, die hier Gerald Moore begleitet... ;) ;) ;)


    :D Im wahren Leben begleitete die gute Victoria gerne die großartige Alicia de Larrocha:



    Und gleich noch eine Paarung: Brigitte Fassbaender und Jean-Yves Thibaudet (die Liszt-Platte habe ich: hervorragend!):



    Schöne Grüße
    Holger

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  • Sicher hätte ich bei GERALD MOORE noch die Sängerinnen FLAGSTAD und FERRIER, und bei den Sängern auch den von Dir zurecht geschätzten AKSEL SCHIÖTZ benennen können, doch sollten dann auch schon KIPNIS, MELCHIOR, MC CORMACK, E. GERHARD, ERB und M. FUCHS an dieser Stelle nicht fehlen.


    Als ob ich das nicht gewusst hätte, lieber wok. Du weißt doch, wie sehr ich Deinen Sachverstand schätze. :) Ich wollte mit der Nennung "meiner" Namen von Sängern lediglich eigene Vorlieben betonen, nicht aber die Vollständigkeit, zu der auch jene zählen, die Du noch hinzufügtest. Und sicher fänden sich noch viele mehr.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich hatter noch vergessen, dass ich Swjatoslaw Richter nicht nur mit FiDi sonern auch mit Peter Schreier (Winterreise) in meiner Sammlung habe.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ich bin eigentlich schon der Meinung, daß der Liedinterpret und der Klavierbegleiter geistig, künstlerisch und vor allem emotional auf einer Wellenlänge schwimmen sollten, und eine längere, intensive Zusammenarabeit, wie auch ein enger gegenseitiger Meinungsaustausch über die Herangehensweise an eine Werkinterpretation vonnöten ist, um zu so überzeugenden und fast zeitlosen Modellinterpretationen "aus einem Guß" zu gelangen wie z. B. DIETRICH FISCHER-DIESKAU und GERALD MOORE. Dafür gibt es auch noch andere Beispiele, wobei es sicher auch einige äußerst gelungene vorübergehende Partnerschaften zwischen Sängern und großen Konzertpianisten gab und gibt, wie eben mit DANIEL BARENBOIM, SJWATOSLAV RICHTER, ALFRED BRENDEL u. a., doch bewährten sich meist Partnerschaften mit ausgesprochenen Klavierbegleitern wie MICHAEL RAUCHEISEN, GÜNTHER WEISSENBORN, HUBERT GIESEN, JÖRG DEMUS, SEBASTIAN PESCHKO, IRWIN GAUGE und viele andere, wie schon früher erwähnt.


    Damit sei gewiß nicht der nur sekundierenden Rolle des "Mannes am Klavier" das Wort geredet, sondern das beste und glücklichste Ergebnis wird sicher erzielt, wenn sowohl Sänger als auch Klavierbegleiter partnerschaftlich ausgeglichen auf Augenhöhe agieren. Das heißt aber auch, daß es der Klavierbegleiter nicht darauf anlegen sollte - und bei einem Konzertpianisten von hohem Rang und Können könnte sich dieser dazu verleitet sehen - bewußt oder unbewußt - seinem Part mehr Gewcht zu verleihen als dem zu interpretierenden Werk gut tut. Akzente setzen, das kann auch ein versierter, kongenialer Liedbegleiter, und auch über die technischen Mittel dürfte er allemal verfügen. Selbst die ganz großen Sängerpersönlichkeiten wie FISCHER-DIESKAU, JANET BAKER oder ELISABETH SCHWARZKOPF nahmen durchaus auch interpretatorische Ratschläge und Anregungen erfahrener Klavierbegleiter an und ließen sich von diesen leiten, doch wichtig ist, daß bei dem gemeinsamen Konzertauftritt oder einer Einspielung dann zu einer einheitlichen Linie gefunden wird, und dann auch nicht der größte "Star" danach trachtet, sich durch störende Extravaganzen in Szene zu setzen.


    wok

  • Es ist sicher nicht verwunderlich, wenn einem im Zusammenhang mit dem Stichwort "Klavierbegleiter" und "Historische Gesangsgrößen" als einer der ersten Namen der Pianist MICHAEL RAUCHEISEN einfällt, denn schließlich galt dieser neben HANS ALTMANN, Günther Weissenborn, HUBERT GIESEN, SEBASTIAN PESCHKO als einer der bedeutendsten deutschen Begleiter seiner Zeit. In seiner langen aktiven Karriere begleitete er mehr als 1000 Sänger und Instrumentalisten. Die wichtigsten Sänger wurden bereits genannt. Die bekanntesten Instrumentalisten, mit denen er musizierte, waren GASPAR CASSADÓ, ENRICO MAINARDI, FRITZ KREISLER (von 1919 - 1931 begleitete er dessen Konzertauftritte und absolvierte mit ihm zahlreiche Tourneen durch Europa, Kanada, Japan, China und Korea) , LUDWIG HOELSCHER, GREGOR PIATIGORSKY, JOSPH SZIGETI, EDITH LORAND, ERICA MORINI und viele andere. Er förderte auch junge Sänger und Sängerinnen, vor allem die damals noch junge ELISABETH SCHWARZKOPF. Noch jetzt gibt es meines Wissens mit ihm eine Box mit 66 CDs mit Liedern von 21 Komponisten und 36 Sängern!


    MICHAEL RAUCHEISEN verfügte über außergewöhnliche Repertoirekenntnisse, und seine Gesangs- und Musizierpartner schätzten seine ausstrahlende Begeisterungsfähigkeit und seine Sicherheit, die auch auf sie überging. Er verstand es, sich exzellent auf die oft recht unterschiedlichen Persönlichkeiten seiner Partner einzustellen, er fand stets eine ausgewogene Balance zum Solisten, und sein Spiel galt als klar, farbig, klangschön, elegant, und technisch stets souverän. Er war es auch, der als erster die Gesangssolisten am offenen Flügel begleitete, um den Klangaustausch zwischen Stimme und Instrument zu optimieren.
    Sicher war es vor allem MICHAEL RAUCHEISEN zu verdanken, daß die Funktion eines Klavierbegleiters in seiener Zeit eine deutliche Aufwertung erfuhr, und dieser als künstlerisch gleichberechtigter Partner immer mehr Anerkennung fand.


    RAUCHEISEN war ein musikalisch sehr universell ausgebildeter Musiker. Er hatte zunächst Klavier, Violine, Flöte, Orgel und einige Blasinstrumente studiert, wie auch Dirigieren bei FELIX MOTTL, schließlich noch Komposition, und er war auch bis 1907 als Bratscher und Geiger tätig (MÜNCHNER STREICHQUARTETT, KGL HOFOPER MÜNCHEN). Ab 1920 trat er dann fast nur noch als Pianist und Begleiter auf. Nach dem Krieg, etwa ab 1950, konnte ich ihn regelmäßig namentlich im Bayerischen Rundfunk hören. Vor allem für das Schaffen HUFO WOLFs hat er sich sehr stark eingesetzt. Sehr bekannt wurde er durch seine Einspielungen von WOLF's Liedern mit FUCHS, GINSTER, JANSSEN, LEMNITZ, von SCHUBERT's Winterreise mit HOTTER, wie auch mit ANDERS, und SCHUBERT's Die schöne Müllerin mit WALTER LUDWIG.


    MICHAEL RAUCHEISEN war in 3. Ehe ab 1933 mit der Koloratursopranistin MARIA IVOGRÜN verheiratet, mit der er ab 1958 bis zu seinem Tod 1984 in der Schweiz lebte.


    youtube.com/watch?v=SVQMtTG7kvI
    youtube.com/watch?v=vYwaSP1c0Go
    youtube.com/watch?v=AuLLMEmQKU0
    youtube.com/watch?v=-YdXXvk8NpM
    youtube.com/watch?v=da173wd2thg
    youtube.com/watch?v=Dj-pZnRqqrM
    youtube.com/watch?v=0sjx-mvjOVk

  • Ich möchte hier auch den zwar noch lebenden und höchst aktiven , aber nicht mehr als Pianist tätigen Alfred Brendel nennen, den ich in zwei Aufnahmen von Schuberts Wintewrreise als Liedbegleiter von Dietrich Fischer-Dieskau habe, und zwar in der 1979 in Berlin entstandenen Aufnahme (DVD) und in der 1985 entstandenen Aufnahme (CD).


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Bisher habe ich mich für den Liedgesang kaum interessiert, das könnte sich nun ändern, denn ich habe einige CDs bei einer niederländischen Quelle sehr günstig erwerben können: Richter/Fischer-Dieskau (Salzburg 1977, Schubert), Ameling/Baldwin (4 CDs, Schubert), Schreier/Zehr [Hammerklavier] Die schöne Müllerin), Vogel/Dunckel (Winterreise), Prey/ Moore (Schwanengesang), Büchner/Shetler (Schubert) und Auger/Gage (Goethe-Mörike-Lieder). Und diese Platte hat mich wirklich gepackt, vielleicht im Moment etwas mehr, als die Schubert-Lieder der anderen hier genannten Paarungen. Weil Irwin Gage am 4. September 75 wurde (Wok hat ihn mit seinen Gesangskünstlern schon im ersten Beitrag genannt), er aber nach meinem Eindruck hier etwas kursorisch behandelt wurde, will ich dem Begleiter einer wunderbaren Arleen Auger ein paar Zeilen widmen:


    Gage hat in Michigan und Yale Klavier, Musikwissenschaft und Literatur studiert, später auch bei Erik Werba (Theophilus hat auf dessen ORF-Omnipräsenz schon hingewiesen) in Wien. Er trat als Pianist hauptsächlich als Begleiter von Sängerinnen und Sängern auf und hat mit den von ihm Begleiteten auch manchen Preis eingeheimst.


    Von 1979 bis 2005 leitete Gage in Zürich eine Klasse für Liedinterpretation, 2001 kam eine Professur für Liedgestaltung an der Saarbrücker Musikhochschule hinzu, wobei er hier an der Saar den bundesweit einzigartigen Studiengang „Lied-Duo“ ins Leben gerufen hat. Dazu kamen weltweit Meisterkurse und Beratung sowie Leitung von Konzertreihen an verschiedenen Häusern, unter anderem der Kölner Philharmonie.


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Hallo Musikwanderer,


    Über IRWIN GAGE gäbe es auch meinerseits natürlich eine ganze Menge zu sagen, und er verdient es in keiner Weise, nur "etwas kursorisch" behandelt zu werden. In meinem Thread Beitrag Nr. 1 war es erst einmal meine Absicht, an die wichtigsten historischen Klavierbegleiter zunächst in einer alphabetischen Reihenfolge zu erinnern. Jeder einzelne dieser Pianisten würde eigentlich einen eigenen Thread verdienen, und es gäbe über jeden sicher viel zu erzählen, doch zum einen würde mir dazu im Augenblick die Zeit fehlen, zum anderen vermutete ich, daß das Interesse für dieses Thema relativ begrenzt sein würde. Umso mehr erfreut war ich, daß es nun doch schon einige interessante Beiträge zu diesem Thread gab.


    Daß von den meisten Liebhabern des Kunstliedes GERALD MOORE als der große "Star" der Klavierbegleiter betrachtet werden dürfte, vor allem wenn es um die Begleitung des wohl größten Interpreten des deutschen Kunstliedes geht, nämlich DIETRICH FISCHER-DIESKAU, darf angenommen werden, so daß es für mich sehr interessant war, zu erfahren, inwieweit auch die anderen von mir genannten Klavierbegleiter überhaupt namentlich noch bekannt und in Erinnerung sind, und wie diese von unseren Forumsmitgliedern eingeschätzt werden.
    Einige Namen wurden in verschiedenen Beiträgen schon genannt, und über den einen oder anderen auch ausführlicher berichtet. Zum Beispiel erinnerte sich Alfred Schmidt zu meiner Freude u. a. sehr gut an den auch von mir sehr geschätzten MICHAEL RAUCHEISEN, so daß ich in einem Folgebeitrag auch etwas näher auf diesen einging.


    Natürlich haben es die etwas älteren Semester unter den Klavierbegleitern, wie eben MICHAEL RAUCHEISEN (1889 - 1984), HUBERT GIESEN (1898 - 1980), GÜNTHER WEISSENBORN (1902 - 1969), SEBASTIAN PESCHKO (1909 - 1987), HANS ALTMANN (1912 - 2002), ERIK WERBA (1918 - 1992), GEOFFREY PARSONS (1929 - 1995), LEONARD HOKANSON (1931 - 2003) oder auch HERTA KLUST, deutlich schwerer beim Vergleich von Tonaufzeichnungen wie ihre jüngeren noch lebenden Kollegen, wie eben iRWIN GAGE, DALTON BALDWIN, DANIEL BARENBOIM, JÖRG DEMUS, KARL ENGEL, NORMAN SHETLER u. a. - von noch jüngeren Semestern ganz zu schweigen - da zumindest ihre früheren Aufnahmen noch in mono erfolgten und auch sonst technisch nicht optimal waren, so daß das wahre Können diese Künstler nicht immer gebührend eingefangen werden konnte.


    IRWIN GAGE, der ja zumindest bis noch vor kurzer Zeit immer noch auftrat, war und ist gewiß ein ganz großer Könner seines Faches, der sich schon anfangs der 70er Jahre den Ruf eines "jungen GERALD MOORE" erspielte. Ich hatte das Glück - und ich erinnere mich sehr gut daran - ihn am 22. November 1987 in der Stadthalle Bayreuth in einem Liederabend mit der großartigen BRIGITTE FASSBAENDER zu erleben. Auf dem Programm standen Lieder von SCHUBERT und HUGO WOLF, und ich war von den Leistungen beider ebenso fasziniert wie die zahlreiche Zuhörerschaft. Das kurze Gespräch nach dem Konzert mit den beiden Künstlern (natürlich mit Autogramm!) offenbarte mir zwei wunderbar natürliche und uneitle Persönlichkeiten. (Kurioserweise fand ich mich dann im Anschluß plötzlich mit BRIGITTE FASSBAENDER im Fahrstuhl nach oben wieder, so daß mir dieses Konzert noch mehr in Erinnerung bleibt!)


    Allerdings ist IRWIN GAGE, Sohn eines ungarischen Vaters und einer russichen Mutter, auch kein Klavierbegleiter, der sich nur mit dem Attribut "Der Mann am Klavier" abfinden würde. Er hatte schon frühzeitig soviel Selbtvertrauen, daß er postulieren konnte: "Wenn ein Sänger mit mir zusammenarbeitet, dann weiß er, daß er innrhalb eines Duos singt, wo es keinen gibt, der wichtiger als der andere ist". Für ihn mußte zwischen Sänger und Begleiter ein musikalischer Dialog stattfinden, und er konnte nicht mit einem Sänger zusammenarbeiten, der völlig andere Vorstellungen von der Interpretation eines Werkes hatte, oder der die Meinung vertrat, daß es grundsätzlich der Klavierbegleiter war, der sich anpassen müsse. Da IRWIN GAGE sicher zu den bedeutendsten Liedbegleitern unserer Zeit zählt, steht ihm eine solche Haltung gewiß auch zu. In seiner Interpretationskunst steht er seinem Lehrer ERIK WERBA in nichts nach. Man rühmt an ihm besonders seine enorme Vielseitigkeit, seine hohe Sensibilität und musikalische Differenziertheit, sein großes technisches Können und seine ausgepägte Persönlichkeit. Er gilt als Romantiker von wacher Intelligenz und großer Zielstrebigkeit. Er überläßt nichts dem Zufall, und sein großer Erfolg ist das Ergbnis konsequentester Arbeit. Sein Bestreben war immer, die Wand zwaischen Publikum und Künsler zu beseitigen, und er vertritt die Auffassung, daß der Künstler von seinem Star-Postament herunter, und den Kontakt zum Publikum herstellen müsse. IRWIN GAGE schätzte besonders seine Zusammenarbeit mit GUNDULA JANOWITZ, CHRISTA LUDWIG, ARLEEN AUGÉR, DIETRICH FISCHER-DIESKAU, BRIGITTE FASSBAENDER, HELEN WATTS, MAX VON EGMONT, TOM KRAUSE, JESSYE NORMAN, ELLY AMELING, HERMANN PREY und PETER SCHREIER.


    wok

  • Da Michael Raucheisen keinen eigenen Thread hat, aber in vielen Threads erwähnt wurde, vor allem auch hier, möchte ich mit dieser Aufnahme:


    daran erinnern, dass er am 10. Febrauer 1889 geboren wurde.


    Heute ist sein 126. Geburtstag.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ein Name fehlt. Ich musste nachlesen, ob dieser wichtige Liedbegleiter nicht schon erwähnt wurde: Es ist GRAHAM JOHNSON (*1950), ein Schüler von Gerald Moore und Geoffrey Parsons. Die erstaunliche Zahl von über 250 Liederabendprogrammen hat er erarbeitet. Während seiner langen Karriere hat er auch mit historischen Gesangesgrössen zusammengearbeitet und widmet sich immer noch äusserst aktiv dem Liedgesang.



    Für das Label Hyperion hat GRAHAM JOHNSON sämtliche Lieder Franz Schuberts, Robert Schumanns und Francis Poulencs herausgebracht. Es beteiligen sich jeweils verschiedene Sänger und Sängerinnen an diesen Produktionen. Was man als Nachteil empfinden könnte, dass nämlich durch die unterschiedlichen Interpreten eine Uneinheitlichkeit entstehen könnte, empfinde ich vielmehr als Vorteil: Es werden verschiedene Facetten des Liedgesanges sichtbar, die ich nicht missen möchte. Als Hörer solcher Boxen ermüde ich weniger, wenn ich mich jeweils auf einen Sänger oder Sängerin einstellen muss. Zudem denke ich, folgt GRAHAM JOHNSON einer klugen Überlegung. Nicht jede Interpretin oder Interpret wird sich über Jahre mit den Liedern eines Komponisten auseinandersetzen wollen. Alle Aufnahmen haben eine Gemeinsamkeit, der Liedbegleiter bleibt immer derselbe.



    Als Engländer hat er zahlreiche Aufnahmen mit Liedern von Komponisten der britischen Inseln aufgenommen.


    Die äusserst gut recherchierten Booklet-Texte seiner Einspielungen verfasst er selbst und zeigt sich darin als grosser Kenner und Fachmann. Verschiedene Bücher hat er zum Liedgesang verfasst. So über Gabriel Fauré, das französische Kunstlied im Allgemeinen. Er hat Vorlesungen zu den Liedern Benjamin Brittens gehalten.


    Die Liste der Interpreten, mit denen er zusammengearbeitet hat, liest sich wie ein Who is who des Liedgsangs:


    Thomas Allen, Victoria de los Ángeles, Elly Ameling, Arleen Augér, Janet Baker, Juliane Banse, Ian Bostridge, Elizabeth Connell, Brigitte Fassbaender, Matthias Goerne, Thomas Hampson, Simon Keenlyside, Angelika Kirchschlager, Philip Langridge, Sergei Leiferkus, Marjana Lipovšek, Edith Mathis, Hanno Müller-Brachmann, Lucia Popp, Christoph Prégardien, Margaret Price, Thomas Quasthoff, Dorothea Röschmann, Peter Schreier, Elisabeth Schwarzkopf.


    Selbstverständlich gibt er sein Wissen in Meisterkursen weiter.


    Ich staune, mit wie viel Engagement sich GRAHAM JOHNSON für den Liedgesang eingesetzt hat. Sein Name darf hier nicht unerwähnt bleiben.
    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928





  • Nachdem wir an Hubert Giesen noch vor genau vier Wochen anlässlich seines 117. Geburtstages im Thread über die Lebenden und Verstorbenen gedacht hatten, kam mir dieser CD die Idee, an seinen Todestag in diesem Thread zu denken, zumal ich gestern auch die Erinnerung an Michael Raucheisen hier eingestellt hatte.


    Hubert Giesen ging am 11. Februar 1980 von uns.


    Heute ist sein 35. Todestag.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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