Kurt Rydl - "Der Mega-Baß"

  • Sooo alt ist Rydl dann ja auch noch nicht. Ich glaube, Frick und Co. sangen erheblich länger. Einmal erleben würde ich ihn schon noch gern.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Nochmal zur Frage, ob Kurt Rydl "großer Bassist der Gegenwart" oder "Alteisen" ist: Nach dem traurig-matten Flügelschlagen als Fasolt im Kölner "Ring" im Juni lässt sich keine "Größe" (mehr) konstatieren. Hingegen hörte ich ihn in den 90ern als Mephisto und Osmin in Köln und als Pimen und Ochs in Berlin. Der Eindruck war eigentlich immer derselbe: Keine "besondere" Stimme, nicht sehr individuell timbriert oder farbenreich. Groß natürlich. Aber ein "besonderer" Sänger, ein weit überdurchschnittlicher Darsteller. Er lebte von der ungeheuren Energie in Gesang und Spiel. Und die wird mit den Jahren - vermutlich, ganz so weit bin ich noch nicht - logischerweise weniger. Seine CDs haben mich nie fasziniert, aber seine DVDs, etwa der erwähnte Osmin aus Schwetzingen oder Hunding und (vor allem) Hagen aus Amsterdam ziehen einen in den Bann. Rydls Hagen ist der einzige darstellerisch glaubhafte "Albensohn", den ich in der Rolle erlebt habe. Frick und Salminen sind die besseren Sänger, aber glaubt man Ihnen, dass sie von einem Zwerg abstammen?

    Der Jugendtraum der Erde ist geträumt
    Grillparzer
    Macht nix!
    grillparzer

  • Gottlob Frick sang seinen letzten Hagen auf gewohnt hohem sängerischen Niveau mit 66 Jahren. Obwohl er danach noch in anderen Wagner-Partien gorße Erfolge hatte, packte er diese Partie trotz weltweiter Nachfrage nie mehr an.
    Ein Bassist, der als Hagen heute als hevorragender Interpret gilt ist Hans-Peter König. Diesen Sänger würde ich noch als verhältnismäßig jung bezeichnen.
    Übrigens sollte einem jungen Sänger geraten werden, gerade mit dem Hagen zu warten bis eine sängerische Reife und stimmliche Konstanz erreicht ist.
    Übrigens lohnt es sich in jedem Fall, Kurt Rydl als Hagen zu erleben. Er bringt die für diese Partie unerläßliche Autorität und Dämonie mit und ist vor allem darstellerisch ein Erlebnis.
    Nun noch zu Grillparzers Frage: Frick wirkte auf der Bühne zwar beherrschend Er war im Vergleich zu anderen Bassisten mit 1.75 m aber eher von kleinerer Statur. In München wurde unter Günter Rennert deshalb als ausgezeichneter Regieeinfall Alberich und Hagen völlig gleich gekleidet und geschminkt. Die beiden sahen wie Zwillinge zum Verwechseln ähnlich aus. Die Wirkung war vor allem im Nachtgespräch grandos .
    Vielleicht noch zwei eher heitere Begebenheiten: Frick froztelte oft, dass er als Jüngster zu kurz gekommen sei, weil alle seine 11 Brüder lange Kerle waren. Frau Dr. Sieglinde Pfabigan die langjährige, verdiente Chefredakteurin des "Neuen Merker Wien" schrieb, wie verblüfft sie gewesen sei, als sie mit dem "großen Frick" erstmalig am Bühnentürl der Wiener Staatsoper sprach, dass dieser weit kleiner als erwartet war. Beim Gespräch sei allerdings rasch die Aura der Größe wieder vorhanden gewesen.
    Gerade bim Schreiben stellt sich mir die Frage, ob figürlich nicht allzu große Spitzennsänger durch ihre Ausstrahlung nicht dennoch auf der Bühne groß wirken. Spontan fallen mir hier neben Frick sofort , Josef Metternich, Hans Hopf und Josef Greindl als Beispiele ein.
    Ist es Fiktion, Illusion, subjektiv-verklärte Empfindung, wenn kleine Sänger auf der Bühne ganz groß erscheinen?
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Zitat

    Original von operus
    Ein Bassist, der als Hagen heute als hevorragender Interpret gilt ist Hans-Peter König. Diesen Sänger würde ich noch als verhältnismäßig jung bezeichnen.
    Übrigens sollte einem jungen Sänger geraten werden, gerade mit dem Hagen zu warten bis eine sängerische Reife und stimmliche Konstanz erreicht ist.
    Operus


    Die Stimme eines Waqner Sängers muss reifen, sie können nicht von der Hochschule kommen und Wagner singen wollen, dass sind gewiß Ausnahmen und eher selten.


    Doch das meinte ich nicht lieber operus, ich meinte schon dass viele junge Sänger in den Startlöchern stehen um einen Hagen singen zu dürfen, doch jung....wie definiert man jung. Jung ist für mich auch wenn sie schon dreißig sind und ihre Stimmen schon gereift sind und sie gewachsen sind in der Literatur.

  • Zitat

    Original von operus
    Frau Dr. Sieglinde Fabian die langjährige, verdiente Chefredakteurin des "Neuen Merker Wien" .....


    Lieber Operus,


    "meine" Chefin heißt PFABIGAN - da hast Du uns doch glatt 2 Buchstaben unterschlagen !!!


    ;)

    Hear Me Roar!

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  • Lieber Dreamhunter,


    danke für den Hinweis. Der peinliche Fehler hätte mir nicht passieren dürfen. Frau Dr. Pfabigan gehört durch die liebenswerte Bescheidenheit, die Sie trotz höchster Fachkompetenz auszeichnet, zu den ganz lieben und geschätzten Gästen bei den Künstlertreffen der Gottlob-Frick-Gesellschaft.
    Durch Deinen Beitrag erfuhr ich gerade, dass Du für den "Neuen Merker" Wien schreibst. Da sind wir ja so etwas wie Kollegen, weil auch ich sporadisch in der von mir wegen ihrer Unabhängigkeit geschätzten Zeitschrift veröffentliche .
    Herzlichst
    Operus
    :hello: :hello:

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  • Ja - wir sind Merker-Kollegen (und seit der letzten Generalversammlung bin ich dort sogar im Vorstand)


    .. und wir haben uns wahrscheinlich schon einmal gesehen, als die "Gottlob-Frick-Gesellschaft" im Wiener "Haus der Musik" zu Gast war - Veranstaltung der Opernfreund mit Peter Dusek. Heinz Holecek war auch dabei.

    Hear Me Roar!

  • Nun bin ich aber überrascht - warum hast Du Dich denn nicht gemeldet, mich bei den Schultern gepackt, geschüttelt und in den Allerwertesten getreten.
    Wieder eine Gelegenheit wo eine Möglichkeit zur fruchtbaren Kontaktaufnahme bestanden hätte. Wir sollten diese nutzen und nicht ungenutzt verstreichen lassen.
    Lieber Dreamhunter wir holen dies nach!
    herzlichst
    Dein
    Operus

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  • Für mich war/ist Kurt Rydl immer ein Sänger, der als Darsteller überzeugend ist, aber als Sänger seine Defizite hatte und heute natürlich noch stärker hat (altersbedingt). So richtig glücklich war ich nie, wenn ich ihn auf der Bühne erlebt habe. Manchmal hat er auch darstellerisch - für meinen Geschmack - überzogen, zuviel gemacht.
    Trotzdem ist er für mich einer der grossen Bassisten seiner Zeit.
    Wie er heute singt, kann ich nicht beurteilen,da ich ihn doch schon längere Zeit nicht gehört habe.

  • Heute wird er 65:



    Kurt Rydl (* 8. Oktober 1947 in Wien); österreichischer Opernsänger (Bass).
    Alles Gute zum Geburtstag!


    :jubel::jubel::jubel:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Ich besitze von Kurt Rydl eine sehr interessante CD mit Arien von Verdi und Wagner. Er singt aus den Opern "Macbeth", "Nabucco", "Attila", "Don Carlos", "Der fliegende Holländer", "Die Meistersinger" und "Tristan und Isolde". Mir gefällt sein markiger Baß, während mich sein Privatleben nicht im Geringsten interessiert. Leider konnte ich kein Cuver einstellen, aber die CD gibt es gebraucht bei AMAZON. Ein Grund für mich heute, mal wieder diese Aufnahmen zu hören.


    Außerdem möchte ich mich den Glückwünschen der anderen Taminos anschließen und gratuliere auf das Herzlichste. :jubel:

    W.S.

  • Er ist ein Theatermensch durch und durch.
    Er ist ein sehr lebenslustiger Mensch.
    Er ist ein sehr vielseitiger Sänger.
    Kurzum er ist Kurt Rydl.
    65 Jahre dazu allerherzlichste Glückwünsche.
    :jubel::hello:

    mucaxel

  • Unter diesem Titel sendet 3sat heute Nacht ein Portrait des "Pavarotti der iefen Töne":


    3sat TV, 8./9. September 2014, 5:05 Uhr
    Kurt Rydl - Der Gladiator
    Film von Werner Boote


    Der Wiener Kurt Rydl gilt als "Pavarotti der tiefen Töne" und ist einer der meistgefragten Bässe im internationalen Operngeschehen. Als Wagner-Sänger bekannt, führt er in seinem Repertoire mehr als hundert Partien. Der robuste Mann, der manchmal bis zu drei Premieren pro Woche singt, ist auf der Bühne der Furcht einflößende Bösewicht, privat aber zahm wie ein Lamm.
    Für die Dokumentation "Kurt Rydl - Der Gladiator" wurde Kurt Rydl ein Jahr lang auf seinen Reisen begleitet.
    (ORF)


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Einmal erleben würde ich ihn schon noch gern.


    Das ist mir gestern Abend endlich geglückt.



    Viel wurde in diesem Thread über Kammersänger Kurt Rydl geschrieben. Es war nicht nur Positives dabei. Wie dem auch sei. Gestern sang er in der hervorragend gelungenen neuen Inszenierung von Catalanis "La Wally" an der Volksoper Wien den alten Stromminger und reihte sich tadellos in die auch insgesamt hervorragende Sängerbesetzung ein. Von "abgesungen" konnte keine Rede sein. Ganz im Gegenteil, Rydl verlieh der Figur des "Ungustl" eine immense Präsenz und wusste durch seinen tatsächlich immer noch imponierenden Bass furchteinflößende Autorität auszustrahlen. Der im 70. Lebensjahr stehende Sänger konnte als Idealbesetzung des in der Oper gleichaltrigen Gutsbesitzers angesehen werden.


    Fazit: Auch mit knapp 70 ist Kurt Rydl live ein Ereignis. Schauspielerisch ist er eine Wucht. Den Besuch der selten gespielten "Wally" kann man auch ganz allgemein ans Herz legen.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Die Stimme von Kurt Rydl gehört zu meinen liebsten Bass-Stimmen. Ich liebe diese Schwärze. Ich möchte hier meine CD mit Arien einstellen:


    W.S.

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  • Der Öffentlichkeit sich in Joggingbekleidung źu präsentieren geht garnicht, über den Rest schweige ich aus Höflichkeit!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)