Ohne Krimi ...

  • Heute vor 25 Jahren gestorben:

    Georges Joseph Christian Simenon (* 12. Februar 1903[1] in Lüttich; † 4. September 1989 in Lausanne) war ein belgischer Schriftsteller. Bekannt wurde er vor allem als Autor von insgesamt 75 Kriminalromanen um die Figur des Kommissars Maigret. Daneben verfasste Simenon über 100 weitere Romane und 150 Erzählungen



    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Ich habe hier die Stichwörter "Maurer" und "Alpenkrimis" eingegeben und nichts gefunden. Kann das wahr sein, dass hier niemand die fantastischen Alpenkrimis vom Musikkabarettisten Jörg Maurer gelesen hat, 7 an der Zahl? Das kann euch doch nicht entgangen sein!! Verrückt, witzig, belesen, gebildet, unglaublich spanennd und vor allem alpin. Hauptkommissar Hubertus Jennerwein und seine Crew in GAP! Föhnlage, Felsenfest, Oberwasser usw. LESENLESENLESENLESEN!!!!!


    Das sagt Dr. Pingel, der die meisten Krimis etwas öde findet!

    Canada is the US running by the Swiss (Richard Ford)

  • Das sagt Dr. Pingel, der die meisten Krimis etwas öde findet!


    Hallo Dr. Pingel:
    Das geht mir genau so. Wenn ich die Klappentexte lese, habe ich das Gefühl, es ist immer derselbe Kriminalroman vom Serienmörder in den Schären, der irgendwann zur Bedrohung für den jazzliebenden Ermittler und seine Freundin wird.


    Gestern Abend habe ich den hier ausgelesen:



    Dicke Empfehlung: skurriler Humor, wirklich amüsante Psychologie, Sprachwitz und Sprachkunst, Phantasie und sogar etwas Spannung. Klischees gibt es nur, um damit zu spielen.


    Endlich mal ein Highlight inmitten der wirklich öden Regionalkrimis. Ich freue mich jetzt schon auf:



    Freundliche Grüße aus dem norddeutschen Voralpenland, Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • Ich habe sie alle durch, 7 mal je 400 Seiten, alles in drei Wochen. Das "Spielen mit den Klischees", lieber Andrew, das hast du gut getroffen. Außerdem hat Maurer witzige und treffende Figuren erfunden, nur die Hauptfigur ist total nichtssagend, was wohl auch Absicht war.

    Canada is the US running by the Swiss (Richard Ford)


  • Hallo Dr. Pingel, jetzt ist wieder ein neues Buch da ...


    Gelesen habe ich jetzt:



    Ich habe es durchaus gern gelesen. Am Ende will mann ja auch wissen, wie es gewesen ist und wer es gewesen war.
    Aber so ganz überzeugt hat mich das Buch dann doch nicht.
    Die Lösung war mir zu sehr konstruiert.
    Insgesamt war mir das Buch viel zu lang; normalerweise liebe ich dicke Bücher, also muss ich wohl besser sagen: es hatte gewisse Längen und die über 700 Seiten hätte man ohne inhaltlichen Gewichtsverlust auch auf die Hälfte einkochen können. Beide Protagonisten waren für mich zu blass und zu oberflächlich, genau so wie die anderen Personen wenig Tiefe hatten - außer vielleicht dem ermittelnden Polizeibeamten. Die satirische Darstellung des Literaturbetriebes mag vielleicht nicht ganz unzutreffend sein, sie ist aber etwas dick aufgetragen.


    Insgesamt eine nette Sofalektüre, die nicht ganz hält, was sie verspricht.


    Freundliche Grüße von der Nordseeküste, Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • Ich habe nach den Sommerferien begonnen, die Cadfael-Romane von Ellis Peters noch einmal zu lesen. Ich habe sie alle in den achtziger und neunziger Jahren gelesen und habe auch die sehr ansprechenden verfilmungen gesehen.



    Jetzt bin ich bei dem Band "Die Jungfrau im Eis" angekommen.
    Das ist wirklich gute Kriminalliteratur nach meinem Herzen.
    Es ist nicht so thrill-spannend (das muss ich persönlich auch nicht haben), aber dafür hoch interessant und mit guter Sprache erzählt von einer Autorin, die historisch und fachlich hoch gebildet ist und Menschen sehr genau wahrnehmen und charakterisieren kann.
    Das ist eine schöne Wiederentdeckung!


    Freundliche Grüße von der Nordseeküste sendet Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“


  • Moin lohengrins,


    HA :D :D :D ein Berni Gunther-Fan. Auch ich bin schon gespannt auf den vierten Roman. Sonst stimme ich Dir zu, ausser Berni Gunther und dem Wittgenstein-Programm ist der Rest seicht und deutlich schlechter. Ich denke da an diesen furchtbar langweilen Newton-Roman, den ich leider bis zum Ende gelesen habe. :kotz:

    Philip Kerr ist gestern im Alter von nur 62 gestorben.


    Vor allem seine Bernie-Gunther-Romane habe ich immer mit großem Vergnügen gelesen.


    Ruhe in Frieden!


    Gruss... MDM

    >>So it is written, and so it shall be done.<<

  • Hallo zusammen!


    Ich weiß nicht, ob es noch Interesse an diesem Nebenthema gibt, vermute aber, dass es doch noch so einige Krimi-und Thrillerfans hier gibt. Auch wenn in den letzten Jahren länger nichts mehr in diesem Thread geschrieben wurde.


    Welche Bücher aus diesem Genre sind derart genial, dass Ihr bedauert, sie schon gelesen zu haben und die Auflösung schon zu kennen?


    Also sozusagen diese Art von Bedauern, dass Euch dieser Hochgenuss nicht mehr bevorsteht?;(


    (Im Bereich Film trifft das bei mir z.B. auf diverse Hitchcock-Thriller wie "Vertigo", "Der dritte Mann", "Der Mann, der zuviel wusste" und so weiter. Schade eigentlich, dass ich da quasi schon locker sämtliche Dialoge mitsprechen kann. )


    Hier soll es aber ja um Bücher gehen.


    "Alibi" von Agatha Christie zum Beispiel kann man meiner Meinung nach wohl nur einmal lesen.


    DER Psychothriller der 90er war für mich lange Zeit "Roter Drache" von Thomas Harris, unglaublich spannend und brutal, aber keine primitive Effekthascherei. "Das Schweigen der Lämmer" ist nicht viel schlechter, die übrigen Hannibal-Lecter-Romane fallen dahinter sehr deutlich ab.


    Mein absoluter Favorit in den letzten zwei Jahren waren die Romane von Stuart MacBride (Logan McRae/Roberta Steel-Reihe, der Rest aber auch). Im Tartan-Noir-Bereich meiner Meinung nach noch besser als beispielweise Ian Rankin (John Rebus) oder Val McDermid. Wer auf diese Art von seeeeeehr sarkastischen Humor in Verbindung mit atemloser Spannung steht, für den gibt es nichts Schöneres! Unbedingte Empfehlung! Die Figuren sind sehr eindringlich gestaltet und viele Dialoge einfach zum Brüllen komisch. Auch wenn die Sprache zugegebenermaßen oft etwas derb ist, die Reihe wird von Fortsetzung zu Fortsetzung immer besser, MacBride musste anfangs ein wenig warm werden. Durchhalten lohnt!


    Gut, komme ich damit zu meiner Ausgangsfrage zurück: Welche Thriller/Krimis bedauert Ihr schon zu kennen?


    Ich wünsche allen Taminos und Paminas einen schönen Sonntag!


    LG....MDM

    >>So it is written, and so it shall be done.<<

  • Ich bin bereit, jedem Tamino den Täter / die Täterin von Agatha Christies legendärer "Mausefalle" zu verraten, Mindestgebühr 50 Teuronen!:untertauch:

    Canada is the US running by the Swiss (Richard Ford)

  • Die besten Krimis sind m.E. vergleichsweise unabhängig von der Auflösung. Ich vergesse aber manches auch. zB habe ich vor 2 oder 3 Jahren "Die Morde des Herrn ABC" wiedergelesen, davor vermutlich über 30 Jahre früher als Teenager und ich hatte die Hälfte der Pointe/Auflösung tatsächlich vergessen.

    Das gilt natürlich besonders für Hochliteratur mit Krimi-Plot wie "Das Fräulein von Scuderi", "Unterm Birnbaum", "Schuld und Sühne", oder einen Grenzfall wie Collins "The Moonstone".

    Aber fast alle von Sayers lassen sich beinahe als Gesellschaftsromane der entsprechenden Zeit lesen, auch manches von Agatha Christie, zB "Vier Frauen und ein Mord" (Mrs. McGinty is dead)


    Ein paar Kommentare


    unerträglich:

    Walker: Bruno, Chef de Police. Der hätte lieber Reiseführer schreiben sollen. Das 1. Buch mit Mühe durchgekriegt


    eher schlecht:

    Donna Leon, vor Jahren ein paar gelesen; Elemente wiederholen sich zu schnell

    Kerr (Bernie Gunther): brutal, klischeehaft, platt; habe einen 3er Band nicht durchgehalten

    Kutscher (Vorlage für Babylon Berlin): Mit Mühe den ersten Band durchgehalten. Zu lang, "Ausstattungsstück" (wie die Serie, die aber ganz gut ist, solange Peter Kurth dabei ist) unsympathische Figuren (und Nazis sind immer die "Richtigen")

    Ritzel (Berndorf): 2 oder 3? Bände gelesen, leider. Kann sich nicht zwischen fader PC und Satire entscheiden. Mehr Satire hätte vielleicht was retten können. Es gibt einmal einen jämmerlichen verkrachten Studenten als Nebencharakter, da habe ich mir gedacht, wie ein Boyle (ein guter, kein großer Autor) es schafft, solche Loser irgendwie sympathisch oder wenigstens ambivalent zu schreiben.


    eher gut:

    Rankin: inspector Rebus, die ersten 14 gelesen, werden leider schlechter; die ersten drei sind fast am besten. Auf deutsch noch schlechter, im Original aber viel lokaler Jargon und -kolorit, mit Schulenglisch evtl. schwierig (oder wer weiß schon heute in D noch, was sich vor 30 Jahren im Nordirlandkonflikt zutrug?) Die späteren werde ich wohl nicht mehr lesen (u.a. weil die Rebus ergänzende junge Kollegin sowas von langweilig ist).


    Colin Dexter (alle außer Kurzgeschichten gelesen): Inspector Morse, gut geschrieben, anspruchsvoll, bildungsbürgerlich, aber auch die Mühseligkeit langer Ermittlungen (wie zuerst vielleicht bei Sjöwall/Wahlöö) wird deutlich. Morse wesentlich ambivalenter (unsympathischer) als in den Fernsehserien; ein sehr melancholischer, zynischer Typ.


    Reginald Hill: Dalziel & Pascoe. Etwa 12 gelesen, aber nicht in der Reihenfolge. Potentiell sehr gut, teils grotesk-komisch, dann wieder tragisch ergreifend, selbst wenn überehrgeizig (zB "On Beulah Heights" mit Mahlers Kindertotenliedern als Plotelement! oder "The Wood beyond" mit Bezug zu WW 1, was allerdings mit der Chronologie der anderen Bände nicht passt...), manchmal etwas zu langatmig, zu komplex, zu viele Nebenstränge, auch Lokales Herausforderung für jemanden, wie mich, der einmal in England war, und nicht im Norden.

    Völlig over the top zB "Arms and the Women" (inkl. Buch im Buch!) Generell: Sexismus Triggerwarnung, besonders bei den älteren Büchern, Andy Dalziel (sprich "Di-el") ist ein dirty old man, der auch noch unrealistisch oft "landen" kann.


    Fred Vargas (alle bis auf den letzten u. evtl. kürzere Geschichten/Comics gelesen), Adamsberg. Gute Autorin, aber leider ab der Mitte der Adamsberg-Reihe oft extrem gesucht und übertrieben. "Der vierzehnte Stein" hat mich, auch wegen der Überlänge so genervt, dass ich mehrere Jahre Pause eingelegt habe, danach kamen aber wieder bessere, allerdings fand ich "Der Zorn der Einsiedlerin" wieder dermaßen unrealistisch und übertrieben, dass es mir, glaube ich, langt. Die ersten 3 mit Adamsberg und die 3 mit den "Evangelisten" haben eine Leichtigkeit, die danach verloren geht.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

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  • "Die Morde des Herrn ABC" wiedergelesen

    Ich lese momentan ebenfalls mit Vergnügen immer mal wieder Agatha Christie. Viele der vor mehr als 10/15 Jahren gelesenen Auflösungen sind mir nicht mehr präsent...

    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)

  • Ich muß gestehen, daß mich "Das Schweigen der Lämmer" von Thomas Harris so sehr fasziniert hat, daß ich das Buch in einer Nacht von A - Z verschlungen habe. Und das noch dazu im Urlaub in Nerja!

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Eine Zeit lang habe ich gerne Cody McFadyen (die Blutlinie-Serie) gelesen ... ich fragte mich immer: woher der wohl sein „Fachwissen“ hatte, d.h. wie genau konnte er nachempfinden, was die gequälten Personen in seinen Thrillern gefühlt haben ... bis ich das Foto auf dem Cover-Back (oder Innenseite) sah und die passende Kurzbio las ...


    Zitat

    Cody Mcfadyen, geboren 1968, unternahm als junger Mann mehrere Weltreisen und arbeitete danach in den unterschiedlichsten Branchen. Der Autor ist verheiratet, Vater einer Tochter und lebt mit seiner Familie in Kalifornien.

    :stumm:

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • eher gut:

    Rankin: inspector Rebus, die ersten 14 gelesen

    Alle gelesen, Rebus ist "Kult"! ;)


    Kerr (Bernie Gunther): brutal, klischeehaft, platt; habe einen 3er Band nicht durchgehalten


    Stimmt, die sogenannte "Berlin-Trilogie" ist noch sehr hölzern geschrieben/übersetzt und wimmelt geradezu von schlechten Metaphern. Hier haben wir aber den nicht seltenen Fall, dass ein Autor von Buch zu Buch mit wachsendem Alter und Schreiberfahrung immer besser und ausgefeilter wurde. Die mittleren und späten Bernie-Gunther-Romane haben meiner Meinung nach viel mehr Qualität als Kerrs erste Gehversuche aus Ende der 80ger.


    Colin Dexter (alle außer Kurzgeschichten gelesen): Inspector Morse, gut geschrieben, anspruchsvoll, bildungsbürgerlich, aber auch die Mühseligkeit langer Ermittlungen (wie zuerst vielleicht bei Sjöwall/Wahlöö) wird deutlich. Morse wesentlich ambivalenter (unsympathischer) als in den Fernsehserien; ein sehr melancholischer, zynischer Typ.

    Klingt interessant ."Der letzte Bus nach Woodstock" ist schon mal notiert. :yes:

    Reginald Hill: Dalziel & Pascoe

    Ja, habe ich schon lange auf dem Schirm. Da ich - wie anderswo erwähnt- grundsätzlich chronologisch lese, muss ich wohl noch weiterhin etwas warten, bis mir ein Schnäppchen gelingt . Grund: "Eine Gasse für den Tod" - der erste Band der Dalziel/Pascoe-Reihe- ist ein 147 Seiten dünnes Buchlein aus der "Rote Krimi"-TB-Reihe vom Goldmann-Verlag von 1971, dass seit JAHREN im Internet nicht für unter 100 € zu bekommen ist. Aktuell kann man ein Exmplar für 138,50 € finden. Bei aller Liebe.....nein! Beim ersten Lew-Archer-Roman von Ross Macdonald ("Reiche sterben auch nicht anders"/ Rowohlt 1968) hatte ich neulich Glück: 5,20 € inclusive Versand anstatt 60 €. Fazit: Man muss warten können und bei erster Gelegenheit sofort gnadenlos zuschlagen.;)


    Insgesamt habe ich als Krimifan im Laufe der Jahre von den Empfehlungen aus diesem Thread schon seeeeeehr profitiert.:thumbup:


    :hello:

    >>So it is written, and so it shall be done.<<

  • Gibts keine Neuauflagen? Oder wäre Lektüre des engl. Original nicht eine neue Herausforderung?


    Dexter/Morse und Hill brauchen ein bißchen, um "reinzukommen". Die jeweils ersten Bücher sind solide, aber zeigen noch nicht so recht die eigentlichen Stärken. Besonders bei der Dalziel/Pascoe-Reihe empfehlen viele, mit einem späteren einzusteigen. Ich sehe das aber auch ein bißchen kritisch und bin auch eher für chronologische Lektüre, obwohl ich selbst nach dem 1. ein deutlich späteres (IIRC. 4, das ziemlich gut zum Einstieg taugen könnte, ein grotesk-witziges Buch) gelesen habe und mir noch einige zwischendurch fehlen. Das 1. ist halt ein ziemlich normaler Krimi, geradlinig erzählt, die Protagonisten noch nicht so ausgefeilt charakterisiert, während es später sehr viel mehr Innenperspektive, Rückblenden/Nichtlineare Erzählung etc. gibt.


    Die Verfilmungen von Dalziel & Pascoe habe ich nie gesehen; den "jungen Inspector Morse" (Endeavour) weitgehend, aber das sind (meist gut gemachte) "Prequels", die mit den Büchern eher wenig zu tun haben (außer der Opernleidenschaft Morses), aus der 1980er Serie des mittelalten Morse habe ich wenige Folgen gesehen, die sind IIRC eher frei nach den Büchern, insbesondere ist Morse wesentlich netter (der Buch-Morse ist ein ziemlicher Kotzbrocken). Vermute stark, dass Dexter von Sjöwall/Wahlöö beeinflusst war, aufgrund des zynisch-desillusionierten Morse und der relativ ausführlichen Schilderung der drögen Polizeiarbeit. Sjöwall/Wahlöö mögen ein bißchen angestaubt sein, aber m.E. zu Recht Klassiker. Habe ich ein paar wiedergelesen (auch schon länger her) und nicht bereut.

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  • Danke für die ergänzenden Hinweise! Die genannten Fersehserien kenne ich allesamt nicht. Mein Englisch reicht für eine Lektüre im Original wahrscheinlich nicht ganz aus , die sprachlichen Feinheiten gingen vermutlich an mir vorüber. :/


    Sjöwall/Wahlöö mögen ein bißchen angestaubt sein, aber m.E. zu Recht Klassiker. Habe ich ein paar wiedergelesen (auch schon länger her) und nicht bereut.

    Zustimmung. Diese Dekalogie kann man gern auch mehrfach lesen. Da kommen alle skandinavischen Epigonen, die ganzen Dahls, Mankells, Indriðasons.... und wie sie alle heißen mögen, nicht ganz heran. (Obwohl die meistens auch recht gut sind.)


    :hello:

    >>So it is written, and so it shall be done.<<

  • Viele der oben genannten Krimis habe ich auch gelesen, aber doch nur einen Bruchteil von dem, was da besprochen wird.

    In meiner Krimi-Pubertät habe ich auch Edgar Wallace gehabt, bei dem es mir sehr möglich war, nicht fasziniert zu sein. Agatha Christies Theaterstücke fand ich viel besser als wild die konstruierten Bücher ( möchte jemand wissen, wer der Täter in "The Mouse Trap" ist?Wird es nach wie vor gespielt?). Die Whodunits haben mich danach nicht mehr gereizt. Es gibt ja diesen wunderbaren Sketch von Loriot, bei dem Evelyn Hamann einen englischen Krimi ansagen muss (Netherthorpeston and Midddleprism oder so ähnlich).

    Ich habe erst wieder angefangen, Krimis zu lesen, als die Sjöwall-Wahlöö-Reihe erschien; da habe ich jeden Band gelesen.

    Fasziniert war ich auch von Mankell, mein erster Krimi war "Die 5.Frau". Vor zwei Jahren habe ich den noch mal gelesen und fand ihn viel zu lang. Die anderen habe ich dann nicht mehr erneut gelesen.

    Es scheint bei den Krimis so zu sein (jedenfalls bei mir), dass sich die Schriftsteller erschöpfen und trotzdem weiterschreiben. Dabei ist es durchaus nicht so, dass man nicht liest, weil man die Auflösung kennt.

    Ab den 50ern habe ich dann angefangen, die Amerikaner zu lesen.

    Chandler gilt ja als Meister des amerikanischen Krimis, sehr zu Unrecht. Seine Romane sind zwar tough, aber in der Handlung zu kompliziert und konfus. Er wusste das selber auch: "Immer, wenn ich nicht mehr weiter wusste, erschien einer mit einer Knarre an der Tür!" Sehr gelungen sind allerdings seine Kurzgeschichten, die muss ich aber noch mal lesen.

    Die anderen Amerikaner nenne ich nur, ich komme darauf zurück.

    Es sind Dashiell Hammett, Damon Runyon, John Grisham und der Meister (für mich): Cornell Woolrich("Rear Window" - "Fenster zum Hof"). Übrigens sind diese Bücher im Englischen komplett anders als in einer Übersetzung, aber das ist ja nicht neu!

    Canada is the US running by the Swiss (Richard Ford)

  • Übrigens sind diese Bücher im Englischen komplett anders als in einer Übersetzung...

    Ich habe nicht allzu viele Bücher in sowohl Englisch als auch übersetztem Deutsch gelesen, Übersetzungen sind ja ohnehin in der Bredouille, "entweder schön oder treu" (Voltaire) zu sein, aber was hier so insgesamt berichtet wird, macht durchaus Lust, mal ein paar englischsprachige Krimis zu lesen. Das, was ich mir zur Zeit zu Gemüte führe, ist doch sehr Science Fiction-haltig.

  • Chandler gilt ja als Meister des amerikanischen Krimis, sehr zu Unrecht.

    Weiß nicht. Sein Marlowe ist eben schon ein stilbildender Charakter. Dass die Handlungen teilweise wirr scheinen, liegt mE schlicht daran, dass er sie aus seinen Erzählungen zusammenzimmerte. Dennoch finden ich ihn in punkto Sprachwitz und Humanismus zumindest in diesem Zusammenhang unerreicht. Passagen wie die zu den Blondinen in "Der lange Abschied" (hier im Original) oder zum Gefängnis (hier neben anderen ebenfalls im Original) haben mir stets außerordentliches Vergnügen bereitet oder eben auch zum Nachdenken gebracht. Hammett zB hat die elaborierteren Geschichten, Chandler ist dafür in meinen Augen viel lebendiger.


    Ansonsten lese ich deutlich weniger Krimis als früher. Ich denke, dass mit Mankell etwas Einzug hielt, das mir nicht mehr so gefiel. Und ich meine nicht, dass der Ermittler/Held schwermütig bis zur Depression ist oder Opern hört, sondern die seltsam-sorgsam zelebrierte Brutalität. Wenn Sjöwall/Wahlöö über Verbrechen die Gesellschaft abbilden, wurden die Taten in der Folgezeit so monströs, gleichzeitig so kunstvoll, dass sie alles andere überlagern. Und da bin ich raus. Also lese ich Maigrets, Kayankayas, Selbs, Bäckströms und eben Marlowes. Vermutlich bin ich schon so alt.

    "Jein".

    Fettes Brot

  • Ich habe nicht allzu viele Bücher in sowohl Englisch als auch übersetztem Deutsch gelesen, Übersetzungen sind ja ohnehin in der Bredouille, "entweder schön oder treu" (Voltaire) zu sein, aber was hier so insgesamt berichtet wird, macht durchaus Lust, mal ein paar englischsprachige Krimis zu lesen. Das, was ich mir zur Zeit zu Gemüte führe, ist doch sehr Science Fiction-haltig.

    Es gab neulich einen youtube-Beitrag mit der "Warnung", dass viele der "Klassiker", etwa die Agatha-Christie-Ausgaben des Scherz-Verlages der 60er-70er damals (teils deutlich) gekürzt wurden, weil gut 200 Seiten das Maximum sein sollten. Mir fehlt der direkte Vergleich, um das nachzuvollziehen.

    Es ist von den Klassikern inzwischen auch vieles neu übersetzt worden, dann jedenfalls vollständig, ob sprachlich besser, weiß ich nicht.


    Ein weiterer meiner Favoriten, Rex Stout's Nero Wolfe/Archie Goodwin lebt auch von der witzigen, schnoddrigen Sprache, die den Gegensatz des alteuropäischen Immigranten Wolfe mit dem jungen Midwestler Archie (der auch als Erzähler fungiert) hervorhebt. Da ist etliches an 30er Jahre slang dabei, das man zuerst nicht versteht, aber in der Übersetzung dürfte der gesamte Aspekt weitgehend wegfallen.

    (Zum Glück gibt es Internet: Darauf, dass "C" einen "Hunni" bezeichnet, kann man noch kommen, ebenso ist "lettuce" für die dreckig-grünlichen Scheine immerhin nachvollziehbar. Aber ich hätte vor 30 Jahren kein Englisch-Wörterbuch gehabt, das mir "sawbuck" für einen 10er erklärt, da diese Scheine früher ein X zeigten, das an einen Sägebock erinnerte. Klar, man kapiert aus dem Kontext irgendwann, dass ein Geldschein gemeint ist, aber kaum welcher oder warum gerade dieser.)


    Die neueren Krimis wie Rankin, George etc. sind sicher nicht gekürzt und meistens auch solide übersetzt, vermute ich. Allerdings habe ich mich durch die 3 Rebus, die ich auf deutsch gelesen habe (weil über lokale Leihbücherei leichter erhältlich) teils gequält, was auch an der Übersetzung lag. Wobei in einem (IIRC The Falls/Puppenspiel) manches über Fußnoten gelöst werden musste, da es teils um eine Art Internetschnitzeljagd mit unübersetzbaren Wortspielen/Rätseln ging.


    Allerdings gehen bei mir die Alarmglocken an, wenn in #344 der erste Dalziel/Pascoe-Band (A clubbable woman/Eine Gasse für den Tod) auf detusche nur 147 Seiten haben soll. Ich habe zwar nur eine viel spätere Neuauflage, sicher größer und großzügiger gesetzt als alte TB, aber die hat auf englisch 300 Seiten.


    Ich bilde mir ein, gut genug Englisch und Deutsch zu können, dass ich mittelmäßige Übersetzungen auch ohne A-B-Vergleich bemerke. Ganz simpel: Spätestens, wenn man klar merkt, dass es übersetzt ist oder gar aus welcher Sprache, ist es schlecht. (Bsp. das so schlecht zum Glück wohl fast nie vorkommt: Wie ist dein Name?)

    Es stimmt zwar auch, dass es manchmal Lokales/Idiomatisches gibt, was auch für mich, der ich seit über 30 Jahren englische Bücher lese, schwierig ist oder gar nachgeschlagen werden muss. So etwas ist aber in der Übersetzung komplett futsch; man merkt oft nicht einmal, dass hier im Original lokaler Dialekt o.ä. gesprochen wurde, weil Übersetzer nicht zu Unrecht albern finden, bayrisch oder plattdeutsch einzusetzen. Da hat es ein Übersetzer selbst bei Neologismen oder Archaismen, die in mancher SciFi/Fantasy vorkommen noch leichter.

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