Europakonzert 2014 mit Daniel Barenboim - Ein Fest der Töne und Skandal sondergleichen!

  • Na gut, dann frage ich dich als Opernfachmann, ob Meyerbeer ein bedeutenderer Opernkomonist als Händel, Verdi, Wagner und Strauss ist, und falls nein, weshalb dann unbedingt Meyerbeer gewürdigt werden muss?


    Kein bedeutenderer Komponist als die Genannten, aber von der Beutung her ganz sicherlich nicht geringer, denn ohne ihn wäre die Operngeschichte anders verlaufen, ohne ihn wären Wagner und Verdi so nicht möglich gewesen.


    Warum muss unbedingt Meyerbeer gewürdigt werden im Vergleich zu den anderen Genannten? Weil ihm schon zu Lebzeiten und erst recht danach viel Unrecht widerfahren ist, und weil es an der Zeit ist, ihm von verfälschenden Bild durch Wagner, das leider noch immer nachwirkt, zu rehabilitieren!


    Wenn deine Frage ernst gemeint war, dann lies doch bitte mal nach, was ich in der entsprechenden Meyerbeer-Rubrik dazu geschrieben habe, und danach können wir uns gerne weiter darüber unterhalten. :)

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ich verstehe nicht ganz, warum hier die Emotionen so hochgehen. Vielleicht wurde eine Chance verpasst, auf Gluck oder Meyerbeer aufmerksam zu machen. Wer auch immer das verpasst hat, ob Barenboim, Rattle, ein Intendant oder Planer dieser Konzertreihe dürfte sich kaum ermitteln lassen.


    Es ist aber doch, u.a. anhand der Programme der vergangenen "Europakonzerte" und des gegenwärtigen Konzert/Opernbetriebs überhaupt, so wenig verwunderlich, dass die Chance verpasst wurde, dass es mir naiv scheint, jemals erwartet zu haben, es könnte zB eine Ouverture von Gluck oder Meyerbeer gespielt werden. Meyerbeer und auch Gluck sind nicht erst seit den letzten 20 Jahren vergleichsweise randständig im Opernbetrieb. Woran auch immer das liegen mag, finde ich es etwas kleinlich, jemandem wie Barenboim mangelnden Einsatz vorwerfen, wenn sich fast alle berühmten Dirigenten in vergleichbaren Positionen ebensowenig für zB Meyerbeer eingesetzt haben.


    Dafür Kritik an Barenboim zu äußern oder sich für Meyerbeers Opern stark zu machen, gibt es jedenfalls geeignetere threads und ich plädiere dafür, solche Diskussionen dort weiterzuführen.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Dass die Staatsoper Berlin Meyerbeer ignoriert, mag man ja bedauern, aber ist das ein Vorwurf, den man Barenboim machen kann? Wenn ich die Aufgabenverteilung in einem Opernhaus nicht völlig falsch sehe, dann liegt die Spielplangestaltung im Kompetenzbereich des Intendanten, ggf. unterstützt durch den Operndirektor, und nicht des GMD. Es hätte doch also wohl an Herrn Flimm oder seinem Vorgänger gelegen, eine Oper von Meyerbeer aufzuführen (und den hierfür geeigneten Dirigenten zu verpflichten).

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Weil ihm schon zu Lebzeiten und erst recht danach viel Unrecht widerfahren ist, und weil es an der Zeit ist, ihm von verfälschenden Bild durch Wagner, das leider noch immer nachwirkt, zu rehabilitieren!


    Das mag sein, aber ob gerade ein "Europakonzert" der passende Rahmen für eine Rehabilitierung ist? An die Allmacht des Herren Wagner glaube ich auch nicht. Was interessiert das die Franzosen? Ich sehe überhaupt hier Paris mehr in der Pflicht als Berlin.

  • Ich mag ja etwas schwer von Begriff sein, aber der von Dir, verehrter PianoForte, konstruierte Skandal gereicht doch bitteschön nicht einmal für den sprichwörtlichen Sturm im Wasserglas!


    Uups, da habe ich mich angesichts des Thread-Verlaufes wohl getäuscht ... :pfeif:

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.


  • Also jetzt gibt es auch Barenboim-Bashing. Anscheinend ist hier im Forum nicht bekannt, dass Barenboim z.B. als israelischer Staatsbürger Orchester in der arabischen Welt (in Kairo etwa) dirigiert hat, in einer deutlich antisemitisch aufgeheizten Stimmung in diesen Ländern. Das hat ihm dort großen Respekt eingebracht und war für viele Menschen ein ermutigendes Zeichen. Und in Israel setzt er sich für Wagner ein, wofür er reichlich Prügel von der dortigen Presse bezieht, die ihm sogar ziemlich böse vorgeworfen haben, kein richtiger Jude zu sein, zu Unrecht einen israelischen Paß zu besitzen usw. usw. Barenboim ist ein Mensch mit Zivilcourage. Für viele Israelis ist immer noch völlig undenkbar, dass Wagner dort überhaupt aufgeführt wird. Und noch einmal: Die Idee zu haben, Menschen zusammen zu bringen um zu musizieren, die sich ansonsten gegenseitig umbringen, ist ein ermutigendes Zeichen. Als solches wird es auch in der Region dort und darüber hinaus verstanden. Und meines Wissens war Karajan auch nicht zimperlich, wenn es um Stellenbesetzungen ging. Ich kann nur Barenboims Orchester beurteilen anhand der Aufnahmen, die ich habe. Und da muß ich konstatieren, dass Barenboim offenbar großartige Arbeit als Orchestererzieher geleistet hat. Das Niveau des Ensembles hat sich unter seiner Führung doch erheblich gesteigert. Zum Schluß: Dostojewski hat gesagt: Das Schlimmste, was es gibt, ist Halbwissen. Um Baremboims Wirken in Berlin wirklich objektiv und fair beurteilen zu können, dafür sind irgendwelche Presseberichte und andere schnipselhafte Informationen, die in Foren u. dgl. in polemischer Ansicht lanciert werden, völlig ungeeignet. So funktioniert heute Stimmungsmache, als seriöser Mensch mit Anstand sollte man sich an solchen zweifellhaften Aktionen einfach nicht beteiligen.


    Schöne Grüße
    Holger


    Deine Ausführungen betreffen meine Kritik nicht. Auch gegen Barenboim habe ich rein gar nichts. Ich habe mir nur erlaubt, den Sinn Deiner Aussage "Hier geht es nicht um das Orchester, sondern um Kultur- und Weltpolitik" anzuzweifeln. Weiterhin habe ich mir erlaubt, darauf hinzuweisen, dass mir persönlicher Anstand wichtiger ist als weltpolitisches Engagement. Ich habe mich insofern mit dem gleichen Recht und mit dem gleichen "Halbwissen" hier eingemischt, mit Verlaub, wie Du es tust. Mir Stimmungsmache und Unseriosität zu unterstellen, verbitte ich mir.


    Zweifellos habe ich auch schon einmal etwas gehört über Barenboims Beziehung zu Jaqueline du Pré und sogar zu dem Berlin-Problem. Dennoch liegt mir ein "Bashing" - auch so ein Anglizismus, der mir auf den Geist geht - seiner Person völlig fern. Fern liegt mir aber auch seine Idealisierung, liegt mir die Idealisierung eines jeden Menschen. Das eklatanteste Beispiel, das mir hier immer einfällt, ist - nein, nicht Wagner - Goethe. :yes:


    :hello: Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Das mag sein, aber ob gerade ein "Europakonzert" der passende Rahmen für eine Rehabilitierung ist? An die Allmacht des Herren Wagner glaube ich auch nicht. Was interessiert das die Franzosen? Ich sehe überhaupt hier Paris mehr in der Pflicht als Berlin.

    Nein, Berlin ist seine Heimatstadt und zur Allmacht des Herrn Wagner kannst du im Meyerbeer-Thread einiges nachlesen, aber das willst du ja wohl leider nicht...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Aber eines hat der Threaderoeffner offensichtlich erreicht, das diesem Thread eine grosse Aumerksamkeit zuteil wird.

  • Mir ist Barenboim egal, obwohl ich sein Engagement in Israel und der arabischen Welt schätze. Mir geht nicht aus meinem (sozialistischen Kopf), dass er genausoviel verdient wie sein gesamtes Ballett. ich weiß, er kann nix dafür (oder doch) und es ist ja inzwischen in Deutschland überall so, dennoch...

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Nein, Berlin ist seine Heimatstadt und zur Allmacht des Herrn Wagner kannst du im Meyerbeer-Thread einiges nachlesen, aber das willst du ja wohl leider nicht...

    Ich habe nicht nur Deine dortigen Beiträge gelesen, sondern auch das Buch Jens Malte Fischers über Wagners Antismitismus. Aber um einmal Dich aus dem Meyerbeer-Thread zu zitieren:


    Zitat

    Meyerbeers Ansehen war freilich schon einige Jahre nach seinem Tod im Sinkflug begriffen:
    Wurde der Verstorbene 1864 bei seiner Überführung von Paris nach Berlin noch in Frankreich und Deutschland geehrt, war ein deutscher Komponist als Opernkönig von Paris 6 Jahre später im Deutsch-Französischen Krieg weder bei den Deutschen noch bei den Franzosen sehr gelitten. Der zunehmende Nationalismus war dem Nachruhm dieses international eingestellten Komponisten, der die nationalen Stile verschmolzen hatte und auch sonst ein guter Europäer war, nicht eben förderlich. Deutschland besann sich auf seinen Richard Wagner, während die Franzosen sich auf ihre eigenen Komponisten besannen.

    Für den deutsch-französischen Krieg kann Wagner nun wirklich nichts, und dass ein Komponist, der selbst nach seiner Rückkehr nach Berlin weiterhin französische Opern schrieb, im späten 19. Jahrhundert in Deutschland einen schweren Stand hatte, verwundert nicht - Wagner hin oder her. Vielleicht sollte man auch nicht verschweigen, dass nicht nur Wagner gegen Meyerbeer anschrieb, sondern auch Schumann. Mendelssohn mochte Meyerbeers Musik übrigens auch überhaupt nicht. Das heißt, dass Meyerbeer weder unter den Wagnerianern noch unter den Konservativen Unterstützer hatte. Trotzdem wurden seine Opern, wie Du schreibst, bis 1933 aufgeführt. Also scheint er in Deutschland trotz allem Anhänger gehabt zu haben.

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  • Liebe Freunde, haltet ein! Wir kommen mit diesem Thema, das für mich eigentlich gar kein richtiges Thema gewesen ist, nicht weiter. Es droht dem Forum neues Ungemach. Man kann nicht gegen Barenboim unter Berufung auf irgendwelche nicht genannte Gewährleute Front machen, nur weil eine Programmgestaltung nicht gefällt. Das ist so ungerecht wie abseitig. Wir alle kennen hundert ähnliche Beispiele. Noch unglücklicher finde ich es, seine künstlerischen Bemühungen im Nahen Osten in Frage zu stellen und mit irgendwelchen Personalentscheidungen vor 25 Jahren in Verbindung zu bringen.


    Völlig richtig. Hier ist alles gesagt worden. Man kann über Programmpolitik diskutieren wie man will, aber so gut wie alle sind der Meinung, dass das Europakonzert alles andere als ein Skandal war. Das wars dann. Und Barenboim hat zweifelsohne große Verdienste mit dem WEDO. Was seine musikalische Qualität betrifft, die gibt es schon, aber in welchem Umfange, das kann doch andernorts diskutiert werden! Punkt.
    Guten Abend noch!
    :hello:

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

  • Für den deutsch-französischen Krieg kann Wagner nun wirklich nichts, und dass ein Komponist, der selbst nach seiner Rückkehr nach Berlin weiterhin französische Opern schrieb, im späten 19. Jahrhundert in Deutschland einen schweren Stand hatte, verwundert nicht - Wagner hin oder her. Vielleicht sollte man auch nicht verschweigen, dass nicht nur Wagner gegen Meyerbeer anschrieb, sondern auch Schumann. Mendelssohn mochte Meyerbeers Musik übrigens auch überhaupt nicht. Das heißt, dass Meyerbeer weder unter den Wagnerianern noch unter den Konservativen Unterstützer hatte. Trotzdem wurden seine Opern, wie Du schreibst, bis 1933 aufgeführt. Also scheint er in Deutschland trotz allem Anhänger gehabt zu haben.

    Na ja, auch da gibt es andere "Legenden": Ludwig II. soll Wagner gefragt haben, ob der sich im Deutsch-französischen Krieg Preußen anschließen sollte oder nicht - Wagner überlegte und wog ab: Preußen hasste er wie die Pest, weil die preußischen Truppen 1849 den Dresdner Mai-Aufstand niedegeschlagen hatten - aber der Durchfall seines "Tannhäusers" in Paris wog für ihn dann doch schwerer... :D


    Und dann hat Wagner 1870 ein sehr unschönes Stück namens "Eine Kapitulation" verfasst...


    Wagner war Nationalist und seine "Wagnerianer" waren es noch mehr. Das trug schon dazu bei, dass der Nicht-Nationalist Meyerbeer einen schweren Stand hatte. Diese damalige nationalistische Sichtweise sollte man heute doch korrigieren, oder?


    Und wer bestimmte denn die deutsche Kulturpolitik des ausgehenden 19. und angehenden 20. Jahrhunderts? Die "Mendelssohnianer" oder "Schumannianer"? Nein, die "Wagnerianer", die jedes Wort ihres Meisters für bare Münze nahmen. Mendelssohn hat sich gewiss nicht öffentlich gegen Meyerbeer positioniert, Schumann war wie Wagner auch Musikschriftsteller, aber für den weiteren Verlauf der deutschen Musikgeschichte doch mit weit weniger Einfluss, zumindest im Opernbereich.


    Trotzdem gab es Leute, die lieber zu Mozart, Meyerbeer oder Verdi gingen als zu Wagner, das ist richtig.


    Also ich finde, Meyerbeer sollte in diesem Jahr mehr gedacht werdenm als das bisher passiert ist. Er hat das auch musikalisch wirklich verdient!
    Das Europa-Konzert am Vorabend seines 150. Todestages aus seiner Heimatstadt Berlin wäre eine ideale Gelegenheit dafür gewesen, die leider vertan wurde.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Und wer bestimmte denn die deutsche Kulturpolitik des ausgehenden 19. und angehenden 20. Jahrhunderts? Die "Mendelssohnianer" oder "Schumannianer"? Nein, die "Wagnerianer", die jedes Wort ihres Meisters für bare Münze nahmen. Mendelssohn hat sich gewiss nicht öffentlich gegen Meyerbeer positioniert, Schumann war wie Wagner auch Musikschriftsteller, aber für den weiteren Verlauf der deutschen Musikgeschichte bis doch mit weit weniger Einfluss, gerade im Opernbereich.


    Mendelssohn hat sich öffentlich überhaupt nie positioniert, aber Schumann war recht deulich anti-Meyerbeer und hatte mit Liszt um 1850 einen heftigen Streit, weil dieser Meyerbeer über Mendelssohn gestellt hatte. Die Schumannianer waren übrigens bis 1900 noch ziemlich einflussreich in Deutschland (Bruch, Reinecke, Dessof, Brahms!, etc..) und zu Lebzeiten hatte es Wagner teilweise noch recht schwer. Aber inhaltlich gehen wir eigentlich konform. Ich wünsche Meyerbeer ja auch eine Neubewertung wie sie Mendelssohn erfahren hat.

  • Ja, ich denke auch, dass BEIDE Hauptopfer dieses Wagner-Pamphlets "Das Judentum in der Musik", Mendelssohn und Meyerbeer, deren Werke aus bekannten Gründen zwischen 1933 und 1945 nicht aufgeführt wurden, eine Rehabilitation verdient haben. :)

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Dass du nun ausgerechnet auf seine Mahler-Aufnahmen zu sprechen kommst, um den er jahrelang einen fast noch größeren Bogen macht als um die meisten anderen, das ist schon witzig!

    Barenboim hat - was durch Aufnahmen dokumentiert ist - Anfang der70iger Mahler u.a. mit Fischer-Dieskau zusammen gemacht, dann Anfang der 90iger in Chicago. Da gibt es also eine Kontinuität. Und er hat ein sehr vielfältiges Repertoire, was von der Klassik bis zur Neuen Musik reicht. Dazu ist er als Dirigent und Pianist aktiv. Mahler ist da eben ein Schwerpunkt unter anderen.



    Dass du Herrn Barenboim ausgerechnet für einen großen Mahler-Dirigenten hälst, diese Meinung dürftest zu ziemlich exklusiv haben, die hat er wahrscheinlich nicht mal selbst...

    Dann hast Du nicht richtig gelesen, was ich geschrieben habe. Ich habe mich über die Qualität seiner Orchesterarbeit geäußert, nicht seinen Rang als Mahler-Interpret. Es gibt sicher Orchester, die über mehr Virtuosität als Ressource verfügen als die Staatskapelle. Gerade deshalb ist die Leistung um so beachtlicher.



    Deine Ausführungen betreffen meine Kritik nicht. Auch gegen Barenboim habe ich rein gar nichts. Ich habe mir nur erlaubt, den Sinn Deiner Aussage "Hier geht es nicht um das Orchester, sondern um Kultur- und Weltpolitik" anzuzweifeln. Weiterhin habe ich mir erlaubt, darauf hinzuweisen, dass mir persönlicher Anstand wichtiger ist als weltpolitisches Engagement. Ich habe mich insofern mit dem gleichen Recht und mit dem gleichen "Halbwissen" hier eingemischt, mit Verlaub, wie Du es tust. Mir Stimmungsmache und Unseriosität zu unterstellen, verbitte ich mir.

    Wieso hat Barenboims Engagement in Israel und >Palestina nichts mit Anstand zu tun? Und wer hat hochamtlich festgestellt, dass er sich in Berlin unanständig verhalten hat? Anderenfalls sind das nur tendentiöse Gerüchte. Seine Fähigkeiten als Orchestermanager sind nun wirklich getrennt zu beurteilen von seinen sonstigen Aktivitäten.



    Zweifellos habe ich auch schon einmal etwas gehört über Barenboims Beziehung zu Jaqueline du Pré und sogar zu dem Berlin-Problem.

    Ich finde es geradezu haarsträubend, wie dieser Aspekt in Zusammenhang mit der Programmgestaltung eines Konzerts gebracht wird nach dem Motto: Meyerbeer nicht aufzuführen ist eine Unanständigkeit von Barenboim und das ist auch nicht verwunderlich, denn da gab es ja die Geschichte mit J. du Pre.... Über letzteres darf nur der liebe Gott urteilen, nicht wir. Alles andere ist anmaßend.



    Fern liegt mir aber auch seine Idealisierung, liegt mir die Idealisierung eines jeden Menschen.

    Mir auch. Nur ebenso fern liegt mir das Schlechtreden von unbestreitbaren Verdiensten.


    Schöne Grüße
    Holger

  • Zitat

    Zitat von »WolfgangZ« Zweifellos habe ich auch schon einmal etwas gehört über Barenboims Beziehung zu Jaqueline du Pré und sogar zu dem Berlin-Problem.


    Ich finde es geradezu haarsträubend, wie dieser Aspekt in Zusammenhang mit der Programmgestaltung eines Konzerts gebracht wird nach dem Motto: Meyerbeer nicht aufzuführen ist eine Unanständigkeit von Barenboim und das ist auch nicht verwunderlich, denn da gab es ja die Geschichte mit J. du Pre.... Über letzteres darf nur der liebe Gott urteilen, nicht wir. Alles andere ist anmaßend.


    Sag mal: Leidest Du unter Wahnvorstellungen? Es reicht jetzt wirklich! Und zum letzten Mal: Nichts an meinen Ausführungen hat irgendetwas mit diesem Konzert oder mit Meyerbeer zu tun! Es liegt mir fern, Barenboim schlechtzureden, und ich stimme auch nicht mit der Meinung des Threaderstellers überein! Kannst Du nicht lesen?


    X( Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • zu Beitrag 75: Ich liebe es, wenn Leute nicht in der Lage sind, ihre eigenen vollmundigen Ankündigungen einzuhalten und "rückfällig" werden...


    Aber ich habe keine Lust, auf diesem unsachlichen Niveau weiter zu diskutieren und lasse es bleiben.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Sag mal: Leidest Du unter Wahnvorstellungen? Es reicht jetzt wirklich! Und zum letzten Mal: Nichts an meinen Ausführungen hat irgendetwas mit diesem Konzert oder mit Meyerbeer zu tun! Es liegt mir fern, Barenboim schlechtzureden, und ich stimme auch nicht mit der Meinung des Threaderstellers überein! Kannst Du nicht lesen?


    Andere taten das aber sehr wohl und ich verstehe Holgers Ärger. Was ich weniger verstehe, ist, dass Du hier wiederholt postest, ohne erklärtermaßen etwas zum Thema sagen zu wollen. Aber Du scheinst ja Holger in jeden Thread nachsteigen zu müssen - manchmal seltsamerweise unter dem Vorwand, vermittelnd eingreifen zu wollen.

  • Sag mal: Leidest Du unter Wahnvorstellungen? Es reicht jetzt wirklich! Und zum letzten Mal: Nichts an meinen Ausführungen hat irgendetwas mit diesem Konzert oder mit Meyerbeer zu tun! Es liegt mir fern, Barenboim schlechtzureden, und ich stimme auch nicht mit der Meinung des Threaderstellers überein! Kannst Du nicht lesen?

    Dann verstehe ich nicht, warum Du mit dem Threaderöffner ins selbe Horn tutest und Dich auf diese Geschichte mit J. du Pre kaprizierst von wegen Barenboims angeblich schlechten Charakter. Wenn jemand einen solchen Zusammenhang erst einmal hergestellt hat, dann wird so eine Bemerkung auch in diesem Zusammenhang gelesen. So ist das nun mal - das ist hier der Kontext.


    Schöne Grüße
    Holger

  • Da aller guten Dinge drei sind, möchte ich nun noch ein paar abschließende Bemerkungen loswerden, auch zur Klärung verbliebener Missverständnisse, bevor dieses für mich unerwartet resonante und somit offenbar nicht unwichtige Thema, unter Abzug einiger m. E. überflüssiger "Weiterungen" vor allem zur Person Daniel Barenboims (die von mir zitierte Charakterkritik, lieber Herr Doktor, ist rein außermusikalischer Art, was ich hier nicht konkretisiere), in die Tiefen des Tamino-Archivs hinabsinkt.


    Meine Motivation ist und war keine Motivation "contra", sondern im Gegenteil eine Motivation "pro".
    Es geht und ging mir nicht darum, eine herausragende Figur der internationalen Musikszene wie Sir Simon Rattle (oder gar den von mir ja hochgeschätzten Barenboim) auf's Korn zu nehmen, noch habe ich auf einen Faux-Pas "gelauert". (Ich tauge nicht zum scandalmonger - und eine "Klick-Provision" kennt Tamino nicht.)
    Denn was wäre damit erreicht? Sir Simon Rattle ist vertraglich Herr seiner Entscheidungen und hat autark das Ende seiner Berliner Zeit für 2018 bestimmt (unter charmantem Hinweis auf den Beatles-Song "When I'm 64"). Und dass er dirigieren kann, steht außer Frage.
    Wenn ich von Anfang an kein Freund seiner Ernennung war, dann sicher nicht der Herkunft wegen, alldieweil London inzwischen zu einem der weltweit tonangebenden Zentren der Klassik erwachsen ist, ohne freilich je den kompositorischen genius loci Wiens zu erreichen, und auch weil sein kürzlich verstorbener Vorgänger Claudio Abbado wohl der ideale Nachfolger Herbert von Karajans war, seine italienischen Wurzeln problemlos mit dem alten Berliner "philharmonischen Wasser" musikalisch fruchtbar blieben.


    Mich beschlich bei Sir Simon Rattle immer der ungute Eindruck, und nun erst recht, dass ihm die einzigartige Tradition dieses - neben den Leipzigern - deutschen Vorzeigeorchesters, schön und imposant nachzulesen in der 1982 erschienenen dreibändigen Großformat-Monographie "100 Jahre Berliner Philharmonisches Orchester" von Peter Muck, entweder nie voll bewusst geworden ist oder er alternativ sie absichtlich verdrängt hat, um die Berliner Ph. nach seinem Gutdünken zu globalisieren. Nichts gegen eine kluge Globalisierung in der Klassik, nur sollte sie nicht auf Kosten der musikalischen Qualität, die zunächst eine Frage der kompositorischen(!) Qualität ist, gehen.
    Es wird sich "vemutlich" auch in Zukunft wenig daran ändern, dass der historische Beitrag Englands (einschließlich der skandinavischen Länder) zur klassischen Musikschöpfung im Vergleich mit dem deutsch-österreichischen, dem italienisch-französischen und dem tschechisch-russischen Beitrag nicht Schritt halten kann. Das mag man als stolzer Brite beklagen, aber aus Gründen, die rational schwer, wenn überhaupt, zu fassen sind, haben die Musen der Tonkunst(-schöpfung) in den vergangenen Jahrhunderten der britischen Insel einen Platz an der Sonne vorenthalten. Immerhin gibt es große englische Musik: Nicht nur Purcell und Händel (über Brittens Rang bin ich doch im Zweifel), auch so etwas wie Gustav Holsts "Planets"-Suite zählt heutzutage zum Klassik-Inventar. Und man kann auch Überraschendes entdecken, wie z.B. die bei uns praktisch unbekannte Cellosonate op.4 von Donald Tovey (1875-1940, er interessiert mich via Rosemary Brown), die man vielleicht als "Hindemithian" bezeichnen kann und absolut hörenswerte Kunst ist.


    Damit ist eigentlich schon verraten, was ich mit Motivation "pro" meine: Pro Komponist, generell gleich welcher Epoche und nationaler Herkunft.


    Warum ist ein Tamino-Klassikforum überhaupt möglich, woher besitzen wir den Schatz unvergänglicher klassischer Musik?
    Weil es Menschen, Komponisten, waren, die - auf für Normalsterbliche nicht nachvollziehbare, wundersame Weise - sich von ideell-fernen schöngeistigen Regionen haben inspirieren lassen und oft genug bei schwachem Kerzenschein mit Tintenfeder und Tintenfass in einem ungeheuer mühsamen und kunstvollen Prozess auf Dutzende, manchmal Hunderte Notenseiten pro Werk ihre genialen, als Ganzes in ihrer Synthese unnachahmlichen Einfälle, zumeist ohne jede fremde Hilfe, verewigt haben (allein die Schreibgesamtleistung Telemanns z.B. nötigt mir andächtige Reverenz ab).
    Den Komponisten, denen Klassikliebhaber, Interpreten wie passive Hörer, insoweit alles zu verdanken haben, ohne die unsere Welt so unglaublich viel ärmer wäre, "bringschulden" wir jeden nur möglichen Respekt und das Wachhalten der Erinnerung an ihr -irdisches- Wirken, insbesondere natürlich bei der im Vergleich mit etwa der Literatur sehr überschaubaren Gruppe wirklich großer, Zeiten und Moden überdauernder Komponisten.


    Was haben so schrecklich viele Komponisten in ihrem Werdegang alles an Entbehrungen auf sich genommen, bevor und nachdem ihre Schöpfungen entstehen konnten, um sie letztendlich uns allen, der Welt, der Menschheit zu schenken und zu hinterlassen!? Mozart u.s.w. hätten es sich auch einfach machen können und anstelle eines der schwierigsten, weil wegen der notwendigen Inspiration unberechenbarsten Berufe einen sicheren Broterwerbsberuf wählen können. Als Orchestermusiker oder konzertierender Künstler hätte wohl so ziemlich jeder der Großen irgendwo Unterschlupf gefunden. Aber nein, sie alle sind dem inneren Drang zu komponieren, gefolgt, und viele haben es jedenfalls zeitweise nicht selten bitterst bereut und waren in elenden existenziellen Sorgen.
    Ohne das Wunder Ludwig II. würde in Bayreuth kein Festspielhaus stehen, es gäbe keinen "Ring" etc., es wäre für Richard Wagner, wie er in einem Brief von 1863 unmissverständlich schrieb, "aus" mit ihm gewesen! Und wenn man nur z.B. an Robert Schumann denkt, wie er 1830 hin- und hergerissen war zwischen Literatur, "Jus" und Musik, der er tatsächlich nur dank eines glücklichen Zufalls, der Begegnung mit der Schubert-Sängerin Agnes Carus, auf Dauer verbunden blieb. Und welch erbärmliches Ende hat gerade Schumann, für mich die personifizierte Hochromantik, der im Rhein ertrinken wollte, erleben müssen? Selbst Liszt, der berühmte Virtuose und heute als großer Komponist anerkannt, ist zu Lebzeiten Ziel von Kübeln an Häme und Böswilligkeiten geworden.
    Vergessen wir auch nicht, dass sehr viele Komponisten außer den materiellen und rufschädigenden Entbehrungen einen weiteren hoheren Preis zahlten, vielleicht am klarsten bei Beethoven und Brahms: Den Preis des Verzichts auf Ehefrau / Familie! Die "unbeweibte" Existenz hat zumindest Brahms definitiv nie angestrebt, auch nicht Beethoven, was er mit der mehr oder weniger gesicherten Vaterschaft an Minona von Stackelberg und dem Breif an die "unsterbliche Geliebte" (=Josephine von Brunswick) bewies.


    Vor diesem Hintergrund fühle und identifiziere ich mich als *Anwalt* jener "musischen Halbgötter", tue das auch bei jeder eigenen Klavieraktivität, und kann allen Klassikprofis nur ans Herz legen, in jedem Moment ihres öffentlichen Auftretens immer sich dem jeweiligen Komponisten, dem Quell ihres Lebensinhalts, verpflichtet zu fühlen - und nicht primär dem Auditorium, dem Kritiker oder, krass mitunter bei Operndiven, dem eitlen persönlichen "Ruhm" (und Reichtum).
    Diese Sichtweise und Geisteshaltung hat einen für nichtausübende Musikfreunde wohl verblüffenden Nebeneffekt, der nach meinem Eindruck selbst für manchen Künstler terra incognita ist: Demut vor dem Werk, und damit notwendigerweise vor seinem Autor, bewirkt Sicherheit!!! Die ständige gebannte Hinwendung, fast wie die Maus vor der Schlange, zur Reaktion des Publikums und zur Sorge, ob der eigene "Ruhm" nach dem Auftritt gefestigter ist oder eine Delle bekommen haben könnte, macht hingegen unsicher und nervös. Ein vermutlich relativ simples psychologisches Prinzip, dem aber im Klassik-Livebetrieb, auch wegen des oft auswendigen Vortrags, größte Bedeutung zukommt. Echte Demut und Hingabe werden hier direkt und für den Künstler segensreich belohnt.


    Was folgt für ein bedeutendes Komponisten-Gedenkjahr, wie 2014 es fraglos darstellt, daraus?
    Dass sich ein Sinfonieorchester, bestehend aus Musik-Vollblütern (es soll auch "Kaltblüter" darunter geben...), dem halbrunden Jubiläum eines noch so wichtigen und inspirierend gewirkten Vertreters der Weltliteratur, einer recht eindimensionalen Wortkunst, zuwendet, und zwar hier erschwerend im zentralen, medienwirksamsten Konzert des Jahres?
    Wohl nicht ernsthaft. Denh das würde nur das allzu oft wahre Motto'Undank ist der Welten Lohn' in die Tat umsetzen!
    Sowohl Carl Philipp Emanuel Bach wie Christoph Willibald Gluck als auch Giacomo Meyerbeer und Richard Strauss, alle vier haben/hatten es aufgrund des objektiv unbestreitbaren Ranges ihrer kompositorischen Gesamtleistung verdient, gerade von seiten ihres Heimatlandes, ausreichend gewürdigt zu werden, wobei jeweils eine Sonderbriefmarke am Ende definitiv zu wenig wäre.
    Wann will man denn überhaupt an bedeutende Komponisten in detaillierterem Umfang, der über die Aufführung eines Werks hinausgeht, erinnern, ja wohl auch mit dem Ziel, neue Gesellschaftsschichten für die Hochkultur zu erschließen, wenn nicht aus Anlass runder Jubiläen oder Todestage?!
    Das ist der primäre Aspekt.
    Das patriotische Anliegen ist demgegenüber nur sekundär und birgt lediglich wegen Sir Rattles Vorgeschichte und der Eindeutigkeit im gedachten umgekehrten Fall zusätzlichen Zündstoff.
    In diesem Sinn ist auch meine Bemerkung zur Verbundenheit mit diesem Forum zu verstehen. Niemandem kann man hier unterstellen, dass er sich nur am Rand für Musik interessiert - das wäre ja höchst albern, Gerhard W., nicht wahr?


    Was William Shakespeare betrifft, gibt es zusätzlich zu dem "Phantom-Aspekt", d.h. seiner selbst nach einer Zeitspanne von viereinhalb Jahrhunderten nach wie vor ungeklärten Identität, als gewichtigen Hemmschuh eines Gedenkens einen weiteren Aspekt, der noch gar nicht erwähnt worden ist: Anders als etwa J. W. von Goethe, der Franz Schubert zu herrlichen, auch übrigens im Faksimile käuflichen, Liedern anregte, dann aber, was ich ihm grollend verüble, Schuberts Widmung unbeantwortet ließ (die Zeitgenossen Mozart, Beethoven, Zelter haben, wie bekannt, ebenfalls Goethe-Gedichte vertont), wusste der um 1600 verortete sog. Mr. Shakespeare überhaupt nicht bzw. er konnte in jener frühen neuzeitlichen Kulturepoche nicht wirklich damit rechnen, dass seine Texte jemals die Vorlage von - zweifellos hochgenialen - Opern und Schauspielmusiken werden würden.
    Auch von daher steht Shakespeare der klassischen Musik um Lichtjahre ferner als jeder der genannten vier Komponisten.
    (Herauszufinden, von wem die allererste Shakespeare-Vertonung stammt, überlasse ich einem anderen Taminoaner.)



    Insofern und aus diesen Gründen spricht alles dafür, in einem Komponisten-Gedenkjahr, zumal einem multiplen, nach der Devise 'Schuster, bleib bei deinem Leisten!' zu verfahren, indem sich die ausübenden professionellen Musiker in Konzerten (und Medienveranstaltungen) dem/den involvierten Komponisten tätig widmen, während es bei gleichzeitigem Jubiläum/Todestaggedenken eines großen Literaten die Aufgabe der Schriftsteller und/oder Theater ist, sich um diese Werke schwerpunktmäßig zu kümmern.


    Wenn dieser Themenfaden (auch ich mag keine sinnlosen Anglizismen) nur die eine Folge haben sollte, dass er zum Nachdenken darüber anzuregen vermochte, mit wichtigen Jubiläen hierzulande zukünftig sensibler umzugehen, damit sich so etwas wie am 1. Mai in Berlin nach Möglichkeit nicht wiederholt, dann hätte er sich aus meiner Sicht schon gelohnt.
    So gehet hin in Frieden ...

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  • Nachdem der Tonfall nach wie vor schulmeisterlich und - besonders was die Hervorhebung der eigenen Kompetenz im vorangegangenen Beitrag - auch ein wenig selbstgefällig bleibt, so erlaube ich mir, einige besonders unhaltbare Thesen und Beweisführungen zu untersuchen:


    Anders als etwa J. W. von Goethe, der Franz Schubert zu herrlichen, auch übrigens im Faksimile käuflichen, Liedern anregte, dann aber, was ich ihm grollend verüble, Schuberts Widmung unbeantwortet ließ (die Zeitgenossen Mozart, Beethoven, Zelter haben, wie bekannt, ebenfalls Goethe-Gedichte vertont), wusste der um 1600 verortete sog. Mr. Shakespeare überhaupt nicht bzw. er konnte in jener frühen neuzeitlichen Kulturepoche nicht wirklich damit rechnen, dass seine Texte jemals die Vorlage von - zweifellos hochgenialen - Opern und Schauspielmusiken werden würden.

    Der hier ins Feld geführte Aspekt kontemporärer Rezeption ist doch völlig unbedeutend. Hätte es zwischen Goethe und einem der genannten Komponisten eine Interaktion, d.h. ein unmittelbares Reagieren Goethes auf das Musikschaffen seiner Zeit gegeben, so wäre dies ein Punkt. Aber ob nun eine einseitige Rezeption (eine Widmung wird ja wohl niemand als schöpferischen Austausch ansehen) zu Lebzeiten des Autors oder wesentlich später stattfindet, ist insofern völlig unerheblich, als ja ohnehin der Musiker mit dem Vorgefundenen, bereits Abgeschlossenen arbeitet - und sei auch die Tinte noch feucht.



    Auch von daher steht Shakespeare der klassischen Musik um Lichtjahre ferner als jeder der genannten vier Komponisten.

    Oh, welch conclusio!
    Den Dichter nenne mir, der der Musik näher steht als der Komponist!



    [...] der Weltliteratur, einer recht eindimensionalen Wortkunst [...]

    Muss man subjektive Rezeptionsschwierigkeiten auch kommentieren?
    Nun, ich lasse es mal bleiben.



    Wenn dieser Themenfaden (auch ich mag keine sinnlosen Anglizismen) nur die eine Folge haben sollte, dass er zum Nachdenken darüber anzuregen vermochte, mit wichtigen Jubiläen hierzulande zukünftig sensibler umzugehen, damit sich so etwas wie am 1. Mai in Berlin nach Möglichkeit nicht wiederholt, dann hätte er sich aus meiner Sicht schon gelohnt.
    So gehet hin in Frieden ...

    Die Predigt hat gfallen, sie bleiben wie alle...


    Nachdem das Nachdenken der anderen ja eingefordert wird, alle Reflexionen über Sinn und Zweck eines Europakonzerts und Proporzdenken in Sachen Jubliäen offenbar keinerlei eigenes Nachdenken evozierten, bleibt nur einmal mehr zu fragen, ob eine Formulierung wie "damit sich so etwas wie am 1. Mai in Berlin nach Möglichkeit nicht wiederholt" der Sache angemessen ist.


    Amen!

    'Architektur ist gefrorene Musik'
    (Arthur Schopenhauer)

  • Zum einen halte ich den letzten Beitrag (78) von Felix Meritis für eine Frechheit mir gegenüber. So bitte nicht!


    Zum anderen habe ich mir erlaubt, eine ganz bestimmte Pseudo-Argumentation von Holger Kaletha aufzugreifen und zu kritisieren - nicht mehr und nicht weniger. Das ist nachzulesen und das wird erlaubt sein. Holger Kaletha erlaubt sich das am laufenden Band.


    Zum Dritten tut es mir tatsächlich leid, dass ich hier überhaupt eingestiegen bin. Ich habe den Eingangsbeitrag überflogen; dass der Ersteller über du Pré geschrieben hat, ist mir noch nicht einmal aufgefallen. Wirklich nicht. Insofern bitte ich Holger Kaletha konkret um Nachsicht, werde aber dennoch versuchen, seine Beiträge in Zukunft zu meiden. Die Lebenszeit ist nicht unbegrenzt.


    Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Hier liest man ja ein wahres Sammelsurium an fragwürdigen Anwürfen gegenüber Barenboim und Rattle. Zunächst einmal zeigt ein Blick in die jeweiligen Diskographien, dass das deutsche Repertoire bei beiden sehr stark vertreten ist. Rattle spielte in den letzten 15 Jahren alle Mahler-, Brahms- und Beethovensymphonien ein. Dazu noch eine Menge Haydn. Und Barenboim ist ja der Wagnerianer par excellence. Weiters kann man Rattle, der zahlreiche Aufnahmen des Repertoires der Moderne zu verzeichnen hat (dabei unbekanntes wie Szymanowski) ja nun wirklich nicht vorwerfen, er schiele nach der Gunst des Publikums. Ausserdem wurde Shakespeare schon zu seinen Lebzeiten vertont (damals war die englische Musik vielleicht führend in Europa!), und da er wohl der bekannteste Schriftsteller überhaupt ist und Komponisten in vielfältigster Weise inspiriert hat, geht eine Würdigung auch völlig in Ordnung. Man kann ja vom Programm dieses Massenkonzerts enttäuscht sein, aber die hier zu lesenden Tiraden sind völlig deplaziert.

  • Ich bitte noch einmal herzlich darum, erstens persönliche Angriffe zu unterlassen, zweitens den Thread nicht zu schlecht begründeten Anwürfen gegenüber Dirigenten, die mit Thema nichts zu tun haben, zu nutzen und drittens, einschlägige Beiträge zum schnell gesunkenen Ansehen Meyerbeers in anderen Threads weiterzuführen.
    Wenn das nicht von selbst funktioniert, wird demnächst moderativ eingegriffen und der Thread ggf. geschlossen!

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Es scheint so, dass ein solcher thread doch immer im Forum verhandelt werden muss. Der Anlass ist eigentlich egal. Da das Regietheater gerade Pause hat und wir eine lange Zeit Ruhe hatten, ist halt der Vulkan woanders wieder ausgebrochen.

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Das 24. Europakonzert fand am 1.Mai 2014 in Berlin statt, weil die Berliner Philharmoniker seit 50 Jahren in der Berliner Philharmonie ansässig sind. Ebenfalls 50 Jahre ist es her, seit Barenboim mit den Berliner Philharmonikern verbunden ist.
    Das Programm des Europakonzertes war auf ein Europa West-Ost abgestimmt (auch Barenboims West-Eastern Divan Orchestra vereint West-Ost), von Großbritannien im Westen bis Russland im Osten.
    So ist es nicht verwunderlich, dass für Großbritannien auf Shakespeares 450. Geburtstag mit Nicolais "Die lustigen Weiber von Windsor" und Elgars "Falstaff" Bezug genommen wurde. Für Russland spielte man Tschaikowskys Sinfonie Nr. 5.


    Zur Frage der Beteiligten bei der Programmplanung gebe ich eine Auskunft der Berliner Philharmonie wieder:
    ....vielen Dank für Ihre Anfrage und Ihr Interesse an der Programmplanung für das Europakonzert 2014.
    Dieses Programm wurde ebenso geplant wie die Programme aller anderen Konzerte der Berliner Philharmoniker. Die Planungen erfolgen auf Jahre im Voraus durch ein internes Gremium im Haus, an dem sowohl der Künstlerische Leiter/Chefdirigent als auch Orchestervorstand, Direktor Konzertplanung und Intendant beteiligt sind. Selbstverständlich hat auch der jeweilige Gastdirigent ein Mitspracherecht.
    Mit Grüßen aus der Philharmonie
    ....

    mfG
    Michael

  • Hallo,


    im Feuileton der heutigen FAZ findet sich eine Kritik des hier "inkriminierten" Europakonzertes von Jan Brachmann. Dieser Text sei dringend empfohlen, um die m.E. erheblich ausgeuferte Diskussion wieder auf ein vernünftiges Niveau zu bringen. Brachmann berichtet u.a. auch, daß Barenboim bisher der einzige Dirigent gewesen sei, der Elgars Falstaff mit den Berliner Philharmonikern aufs Programm gesetzt habe, wobei Barenboim hartnäckig unter Beweis stelle, daß Elgar ein ernstzunehmender Komponist sei.
    Auch über die Geschichte der Europakonzerte erfährt man etwas. Der 1. Mai sei ein Gedenktag für das Orchester, das sich ja an diesem Tag im Jahre 1882 aus der Kapelle von Benjamin Bilse heraus geformt und neugegründet hatte, und seit 1991 werde "die Feier orchestraler Demokratie" (Brachmann) als Europakonzert begangen, an "kulturgeschichtlich bedeutenden Orten". Zum 50. Jubiläum sei eben diesmal Berlin der Austragungsort gewesen.


    Man sieht also, daß hier kein ernstzunehmender Grund für Echauffement jedweder Art besteht!


    Viele Grüße


    J.Schneider

    "Die Musik steht hinter den Noten" (Gustav Mahler)

  • Dieses Programm wurde ebenso geplant wie die Programme aller anderen Konzerte der Berliner Philharmoniker. Die Planungen erfolgen auf Jahre im Voraus durch ein internes Gremium im Haus, an dem sowohl der Künstlerische Leiter/Chefdirigent als auch Orchestervorstand, Direktor Konzertplanung und Intendant beteiligt sind.


    Schade, dass in diesem kompetenten Gremium offenbar niemand saß, der neben dem Datum 1. Mai 2014 und dem dazugehörigen Ort auch etwas mit dem Datum 2. Mai 2014 zu assoziieren wusste...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Schade, dass in diesem kompetenten Gremium offenbar niemand saß, der neben dem Datum 1. Mai 2014 und dem dazugehörigen Ort auch etwas mit dem Datum 2. Mai 2014 zu assoziieren wusste...


    Langsam ist es aber genug. Das Europakonzert findet seit eh und je am 1. Mai statt. Und die Hauptstädte wechseln in Europa, dieses Mal war eben mal Berlin fällig. Aber danke für die Aufklärung seitens der Berliner Philharmoniker. Trotzdem glaube ich, dass sich hier weiterhin die Gemüter erhitzen.
    Viel Lärm um nichts.
    :hello:

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

  • Bei diesem Diskussionstiel brauch sich aber dann auch keiner mehr über den Stiel im RT Thread zu beschweren. Wenn alle Jubilare in dem Europakonzert berücksicht hättet werden sollen, dann hätte das Konzert ja schon Außmaße einer Myerbeer oder Wagner Oper annehmen müssen. Und das es für Myerbeer Opern keine Sänger geben würde kann ich nicht bestätigen, denn selbst ein kleineres Haus wie Chemnitz schaft es von Myerbeer die Afrikanerin aufzuführen. Um auf ein anderes Threadthema zurückzukommen, wäre Karjan genauso kriitisiert worden, hätte er dieses Konzert am 1, Mai 2014 geleitet. Ich glaube nicht.

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