Mitsuko Uchida- ex Oriente lux?

  • Hallo zusammen,


    das Lesen dieses Threads hier sollte mir helfen, ob ich am Donnerstag zu Mitsuko Uchida oder zu Christoph Pregardien mit Concerto Köln gehe. Selbst kenne ich nämlich bisher kaum etwas von ihr. Das hier gelesene war nun interessant genug, dass ich sie unbedingt selbst hören will. Hier ihr aktuelles Programm:



    Laut ihrer Homepage gibt sie dieses Programm in Köln dann zum siebten mal. Vier Tage vorher in Wien war es dann das sechste mal. Wie wohl der Schubert in Wien ankommt? ;)


    Viele Grüße
    Frank

    From harmony, from heavenly harmony
    this universal frame began.

  • Hallo Freunde der japanischen Wiener Klassik!


    Die Zeit führte nun ein Interview mit Mitsuko Uchida, das man hier nachlesen kann.


    :hello:
    Stefan

    Viva la libertà!

  • Da über Dame Mitsuko seit fast zwei Jahren hier nichts mehr gepostet worden ist, möchte ich mal den Anfang machen. Ich bin immer noch ganz beeindruckt von dem Konzert, dass sie am Ostersonntag in Köln gegeben hat:


    vor der Pause von Beethoven:


    - Sonate Nr. 27 e-moll op. 90 und
    - Sonate Nr. 14 cis-moll op. 27 Nr. 2 "Mondscheinsonate",


    und nach der Pause von Schubert:


    - Sonate Nr. 20 A-dur D.959,


    als Zugabe Bach und Schumann.


    Die drei Sonaten habe ich schon oft im Konzert oder auf CD gehört, aber noch nie so:


    die dynamische Spannweite von lyrischen Passagen in op. 90 und op. 27 Nr. 2 bis hin zu dramatischen Passagen, vor allem im Andantino von D.959 war ungeheuerlich. Das Tempo war eher an der unteren Grenze, vor allem in op. 27 Nr. 2 und in op. 90, was aber beiden Sonaten zugute kam, da sie es stets verstand, die Binnenspannung hoch zu halten. Da wir ja auch ihre Fähigkeiten auf dem Gebiete Mozarts kennen und schätzen, kann man sagen, dass sie zu den ganz Großen gehört, die bei diesen drei größten Klavierkomponisten gleichsam Referenz darstellen, ebenso wie z.B. Richter, Brendel und Arrau.


    Ihr nach meiner Kenntnis nächstes Konzert in NRW ist übrigens am 12. Mai im Konzerthaus in Dortmund:


    Schubert: D.958, D.959, D.960.


    Ich habe unter dem Eindruck des Konzertes die folgende Box bestellt und heute geliefert bekommen:



    Liebe Grüße


    Willi :rolleyes:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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  • Vielen Dank für den Hinweis, Ihr Lieben, ich habe es selbst erst bemerkt, als ich dieses Cover vorhin in dem Thread "Heute erst gekauft" erneut posten wollte. Wo war ich nur mit meinen Gedanken.


    Liebe Grüße


    Willi ?(

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Mitsuko Uchida, geboren am 20. Dezember 1948,
    feiert heute ihren 65. Geburtstag.


    Sie gilt als eine der führenden Mozart- und Schubertinterpreten unserer Zeit. Bei Beethoven ist sie wohl gerade dabei, die Sonaten zu erarbeiten. Auch eine schöne GA der Klavierkonzerte gibt es von ihr



    Am 29. Januar 2014 tritt sie wieder in der Kölner Philharmonie auf und spielt vor der Pause Schuberts G-dur-Sonate D894 und nach der Pause Beethovens Diabellivariationen op. 120.


    Happy Birthday, dear Mitsuko :jubel::jubel::jubel:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Glückwunsch auch von mir :hello:


    Die aktuelle Ausgabe der Fonoforum widmet sich ja auch der Ausnahmekünstlerin.


    Gruss
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Ich überreiche einen Blumenstrauss zum Geburtstag!


    In den vergangenen Wochen hörte ich intensiv ihre Schumann Interpretationen. Es erstaunt mich, dass in diesem Thread diese Aufnahmen bisher keine Erwähnung fanden. (bis auf eine halbe Zeile in Beitrag 4 und zwei Zeilen in Beitrag 35) So möchte ich die Einschätzung ihrer Schumann Interpretationen um eine weitere Zeile bereichern:
    Ihr Klangsinn, das Auskosten feinster Nuancen, ihre "Pranke", die sie durchaus einzusetzen weiss, gefallen mir.





    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Ich bezeichne Mitsuko Uchida immer als meine "Lieblings"-Pianistin, weil ich ihre Schubert- und Mozart-Aufnahmen so sehr mag.


    Wenn ich mir etwas wünschen dürfte, wären es die kompletten Beethoven-Sonaten sowie die Bach-Klavierwerke von ihr. Aber immerhin, mit dem Beethoven hat sie schonmal angefangen...

    Herzliche Grüße
    Uranus

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  • Gemäß der von den Forianern aufgestellten Liste ihrer Lieblingpianisten ist jetzt Frau Uchida an der Reihe. Persönlich kann ich hier nichts beitragen, denn ich habe meine Distanz zu ihr bereits artikuliert, und seither auch keine Aufnahmen mit ihr erworben. Der Fairness halber rufe ih diesen Thread auf und gebe den derzeit aktiven Taminoianern Gelegenheit ihre Bewunderung, Gleichgültigkeit oder Ablehnung hier kundzutun. In der Vergangeheit waren die Meinungen ja sehr divergierend.......


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Bericht über den Schubert-Abend mit Mitsuko Uchida am 18. 2. 2019 in Köln, 1. Teil:


    Ich hätte nicht gedacht, dass ich so bald schon wieder in diesem Thread schreiben würde, aber eigentlich doch, denn ich wusste ja von diesem Termin. Und wenn Dame Mitsuko auftritt, ist immer etwas Außergewöhnliches zu erwarten, sowie letztes Jahr, als sie auf dem Klavierfestival Ruhr am 26. 4. in Mülheim die Sonaten Nr. 9 D.575, Nr. 16 D.845 und Nr. 17 D.850 spielte und gestern, als sie in Köln die Sonaten Nr. 8 D.568, Nr. 14 D.784 und Nr. 20 D.959 spielte.

    Für alle, die dem Grundsatz frönen: das Auge hört mit: gestern trug sie ein ähnliches Oberteil wie dieses:

    Mit der Es-dur-Sonate D.568 begann sie, und von vornherein war wieder klar, dass dies ein Abend der großen Kontraste zwischen dem betörenden und zu Herzen gehenden typisch Schubertschen Gesang und dem dramatischen Impetus, durch den das Leben Schuberts zuweilen wie in einem Brennglas irrlichterte, wie wir noch sehen und hören werden.

    Die Sonate in der gestern zu hörenden Form hat Schubert jetzt erst in seinem Todesjahr 1828 aus der frühen Des-dur-Sonate D.567 umgearbeitet, und da hatte sie die viersätzige Form, nachdem sie noch 1817 ganz ohne Menuett war.

    Und im Vergleich zu ihrer Aufnahme aus dem Jahre 2001 spielte Mitsuko Uchida eher im Grundtempo noch etwas gemäßigter, wobei sie die temporalen Gegensätze und die häufigen Rhythmuswechsel sorgfältig herausarbeitete. Sie spielte die Sonate so, als wenn sie das wichtigste und größte Werk sei, das Schubert je komponiert hätte. Ich will sagen, dass sie die Sonaten nicht unterschiedlich wichtig nahm.

    Den langsamen Satz, Andante molto, in g-moll, spielte sie im Stile einer marcia funebre, ohne jedoch in dumpfe Schwere zu verfallen, auch wenn hin und wieder gewichtige Akkordschläge auftauchten.

    Das stimmungsmäßig etwas hellere Menuett gestaltete sie auch in schönem Kontrast zu dem dunkleren Andante.

    Und im Finale, von der Ausdehnung her genauso lang wie der Kopfsatz ließ er die lieblichen Melodieperlen in dem eigenwilligen Rhythmus auch voll zu ihrem Recht kommen, un d wie ich weiter oben schon sagte, ließ sie diesem Allegro moderato auch die nötige Zeit zur Entfaltung. Wilhelm Kempff ist zum Beispiel in diesem Satz fest eineinhalb Minuten schneller.


    Die zweite Sonate des Abends, die "berühmte" erste a-moll-Sonate D.784, vermeinte man dagegen in einer ganz anderen, sinistren Dimension zu sein, die in Mitsuko Uchidas eindringlicher Interpretation ein tiefen Einblick in Schuberts gequälte Seele erlaubte.

    Scheinbar harmlos ging es los, aber auf geheimnisvolle Weise auch trostlos, und im Gegensatz zu dem tiefen Triller in der B-dur-Sonate ging es hier aber in insistierendem Forte weiter bohrend mit harten Glockenschlägen, immer voran, auch, wenn die Dynamik nachlässt, die düstere Stimmung tut es nicht.

    Mitsuko Uchida verstand es meisterhaft, diese Stimmung zu entfalten und hochzuhalten, und wer sie kennt, weiß, dass dieses zarte Persönchen ungeahnte Dynamiken zu entfesseln versteht, die dann auch ihre Wirkung auf das Publikum haben.

    Ein wenig Linderung verspricht das zarte anrührende Seitenthema, das aber bald von dunklen machtvollen Akkordschlägen fast zerfranst wird, bevor die Exposition wiederholt wird.

    Die a-moll-Sonate ist ja in zeitlicher Nähe zu Schuberts h-moll-Symphonie entstanden, wo ähnliche Mächte entfesselt werden.

    Etwas licht wird es dann im Andante, das in der Ausdehnung nicht mal ein Drittel des gewaltigen Kopfsatzes umfasst, und nach einer Reihe von Takten ist die Idylle auch schon wieder vorbei.

    Wenn ich von "licht" zu Beginn des andante sprach, so hebt finale Allegro vivace "irrlichternd" an, wie ein Stück aus der zentralen Romantik, geisterhaft, spukend in bester Mendelssohn-Manier, doch es wird dann massiver, schriller, bedrohlicher, auch wenn hier wieder anscheinend friedlichere, hellere Melodiestränge auftauchen, aber dann wird der Beginn mit seinen Entwicklungen auch schon wiederholt. Und so geht es fast in Rondeauform weiter, bevor der ganze Spuk mit wenigen massiven dunklen Akkordschlägen beendet wird

    Mitsuko Uchida spielte auch diesen gehetzten äußerst rostlosen Satz auf höchstem Niveau und wurde mit Standing Ovations in die Pause entlassen.

    Und ich entlasse die geneigten Leser jetzt auch, weil mein Rücken sich wieder meldet und schreibe über die wunderbare A-dur-Sonate morgen.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).