100 m unter 12,0 ist für trainierte männliche Menschen zwischen 16 nund 25 nicht außergewöhnlich, wenn auch vielleicht ebenfalls eine Standardabweichung über dem Durchschnitt (ich (meiner Erinnerung nach etwa 12,8 mit 15 mit Training) hätte das vermutlich auch mit beliebig viel Training nie geschafft, denn Grundschnelligkeit ist weitgehend angeboren, sicher noch begrenzter trainierbar als das Abschneiden in Intelligenz- o.a. Tests)
Ich glaube, es kommt nirgendwo gut an, wenn man hervorhebt, was besonderes zu sein (und am besten auch noch verkannt...) Und noch schlimmer ist es vielleicht, wenn man auf irgendwelche Zeugnisse oder Tests hinweisen muss, weil sonst niemand merkt, wie schlau man ist
Sind die Medien schuld am "Klassikdesaster?"
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Soll sich solche Menschen vielleicht dumm stellen um ja niemanden in seiner Ehre zu kränken? - Und ja, ich bin jetzt ärgerlich!
Lieber Michael,bitte verzeih, wenn ich Dich gekränkt haben sollte. Das lag nicht in meiner Absicht. Weißt du, mir ist überhaupt nicht bekannt, welchen IQ ich habe. Aber eines habe ich ganz bestimmt "Gesunden Menschenverstand" und diesen muss ich leider hier im Forum manchmal vermissen. Bei Tamino treffen sich Menschen, die die klassische Musik als ihr erstes Hobby betrachten. Ich zolle jedem Mitglied dieses Forums Respekt, auch wenn er mal nicht unbedingt die qualifizierteste Fachkenntnis besitzt.
Wichtig ist für mich in diesem Forum, dass sich niemand als "Lehrling" und niemand als "Meister" fühlen sollte. Wir lernen unser ganzes Leben und es sollte uns freuen, dass wir in der glücklichen Lage sind, in unserem Hobby zu lernen. Dazu muss man sich nicht "Dumm" stellen um seinen IQ zu verbergen. Einfach das Herz und die Seele mit einbringen, dann ist der IQ nicht mehr so wichtig.
Also, lass uns wieder auf die Liebe zur Musik zurückkommen!
Liebe Grüße
Bernard
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Um das Thema dann endgültig zu Tode zu reiten: "Den" IQ gibt es überhaupt nicht. Es gibt verschiedene Methoden, "einen" IQ zu messen. keine davon ist allgemein anerkannt. Jede hat ihre Schwächen. Immer wieder kommen neue hinzu.
Insofern kann man sogar sagen, dass Menschen, die einen IQ-Test gut bestehen, gar nicht unbedingt intelligent sein müssen. Intelligenz ist erst dann wichtig, wenn sie in Erscheinung tritt. -
Ich sehe eigentlich kein "Klassik-Desaster" - weder von den Medien verschuldet, noch von sonst jemandem. Gefragt ist auch hier das menschliche Individuum, dass sich selbst aufmachen muss, um das zu entdecken, was einem persönlich gefällt.
Ich habe als Jugendlicher die Musik von Bach und Händels nie gemocht: langweilig. Auch das Geklimper bei den Secco-Rezitativen der Mozart-Opern hat mich genervt usw. Ich mochte damals Beethoven, Weber, Mendelssohn, Wagner, Strauss, Verdi, Puccini. Inzwischen frage ich mich, ob ich das damals wirklich war, wenn man bedenkt, wie breit gefächert jetzt mein Musikgeschmack ist...
Jeder geht seinen Weg, jeder macht seine Entwicklung durch beim Hören von Musik. Wer sich dabei nur von der Werbung blenden lässt: Netrebko, Bocelli, Lang-Lang, Rieu und nicht über den Tellerrand hinüber schaut, dann ist das eben so. Wer keine klassische Musik hören möchte, den wird man auch nicht durch mediale Beeinflussung dazu bringen. Derjenige würde die Sendung (egal ob Funk oder Fernsehen) gar nicht erst einschalten! Vieles ist Geschmacksache, da hilft auch kein Belehren. Einige sind auch der Meinung, sich zurück lehnen zu können, weil das von einschlägigen Klassik-Magazinen zu einem "Stern des Monats" hochstilisierten Aufnahmen, sich in seiner Sammlung befinden. Aktuelles Beispiel ist Brahms 1. unter Dausgaard - wenn ich den Dirigenten ansonsten sehr schätze, hier liefert er mit seinem Orchester keine sehr überzeugende Leistung ab. Auch das hier im Forum immer wieder muntere Herunterspulen von immer den gleichen Empfehlungen von Aufnahmen bedeutet Stillstand. Aber sei's drum
Erst in den 90er Jahren habe ich Fritz Reiner und seine Aufnahmen kennen und schätzen gelernt - und das ganz ohne Werbung! Wer macht schon Werbung für Reiner in den etablierten Kultur-Gazetten? Ich habe schon von Calleja geschwärmt, da kannte ihn so manch einer noch gar nicht. Das gilt z.B. auch für Michael Bublé in einer anderen Musik-Sparte. Woher kommt das? Nun, ich bin für vieles offen, für Altes und für Neues - und das nicht nur, wenn man es mir vorlegt, sondern ich gehe selbst auf Entdeckungstour. Ich stamme aus der ehemaligen DDR. Da gab es keine Werbung. Und schon gar nicht für Klassik-Schallplatten. Ich habe frühzeitig gelernt, mich auf mein Ohr zu verlassen. So lese ich jeden Tag die Neuerscheinungen bei jpc und höre hier und da in die Aufnahmen per Schnipsel hinein und lasse mich inspirieren. Bei meinem nächsten Besuch bei Dussmann wird an den Hörstationen genauer hineingehört und dann darüber entschieden, ob dies und das in meine Sammlung aufgenommen wird. Dabei wird auch z.B. vor Naxos-Aufnahmen nicht halt gemacht, wenn sie mich künstlerisch überzeugen. Dazu sind viele Klassik-Hörer gar nicht bereit, weil sie schon bei der Nennung des Namens die Nase rümpfen...
In der Tat: Nie war das Klassik-Angebot so groß wie heute. Aber noch etwas: Nie war der Erwerb von Klassik so günstig! Der Böhm-Ring für 30,-- Euro - das Überangebot an Boxen sortiert nach Komponisten oder Künstlern sind preislich gesehen ein Witz!
Wer die Medien beschuldigt ein Klassik-Desaster herbei geführt zu haben, der ist ein hilfloses Kleinkind, dass an der Hand geführt werden und alles vorgekaut haben muss. Der Klassik-Markt war nie sehr stark in den Medien vertreten und das wird sich nicht ändern. Wer dann allerdings den Medien-Fanfaren-von-Jericho bei bestimmten Künstlern (Netrebko, Lang-Lang, Rieu, Bocelli usw.) durch oberflächliches Hören folgt, dem ist ohnehin nicht mehr zu helfen!
Selbst ist der Mann (die Frau)!!!
LT
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Um auf das Thema des Threads zurückzukommen:
Ich sehe da zwei divergierende Tendenzen, zwei Seiten einer Medaille:
-einerseits ist die Auswahl an CDs, DVDs, youtube-Videos etc. immens groß, größer den je, auch entlegenste Aufnahmen kann man billig bekommen, bis hin zu der Tatsache, dass vieles nahezu "verramscht" wird, was ehedem hochpreisig war -
-andererseits wird weniger gesungen und musiziert, zumindest in einem gewissen Sektor, 100jährige Kirchenchöre, Männergesangsvereine lösen sich auf, im TV wird Klassik zur Ausnahme-Erscheinung, bis auf wenige Stars, die dann oft mehr "Crossover" bieten als alles andere...
Fazit: Wir leben einerseits in einem El Dorado, andererseits ist auch die Tendenz da, dass sich vieles ins Internet verlagert - und damit, nach wie vor, dem Blickwinkel vieler Menschen entrückt ist, die nicht das Internet als ihren Lebensmittelpunkt sehen und noch keine Fans der virtuellen Realität sind. Auch das häusliche Musizieren, dass man ganz lapidar, die Kinder in den Schlaf singt, Weihnachtslieder singt, im Chor singt, scheint mir zurückzugehen, die meisten Leute drücken nur noch auf "play" - und lassen musizieren.
Notabene: dies sind nur persönliche Eindrücke, subjektive Impressionen, ich habe keine belastbaren Zahlen oder Statistiken zur Verfügung.
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In der Tat sind wir jetzt einer Meinung. Und so schliesst sich der Kreis.
Während DU es als "dumm und arrogant" bezeichnest, wenn jemand die Dinge (bezogen auf die Einfachheit der Konstruktion der Menschheit) die Dinge beim Namen nennt, ist es meine Art damit umzugehen.
Ob man als wunderlicher Sonderling gilt, der sich mit klassischer Musik , Kunst, Literatur, Naturwissenschaft etc auseinandersetzt - oder aber als elitäres Geschöpf, welchem die anderen Neid und Bewunderung zu zollen haben ist letztlich nur eine Betrachtungssache.Bei einer Demonstration getragene Schilder "Kampf den Eliten" haben mich nur zum Lachen gereitzt - und sofort ist mir ein weiterer Spruch eingefallen: "Es lebe das Mittelmaß". Schon der Katholischen Kirche waren allzu gescheite Leute suspekt - weshalb man sie sicherheitshalber auch dem Scheiterhaufen verbrannte - so das erwählte Opfer nicht gesellschaftlich durch Rang, Herkunft oder Protektion abgesichert war.
Beim Angriff gegen mich ging es ja nicht um "Intelligenz" an sich sondern um das was gelegentlich "Soziale Intelligenz" - bezeichnet wird. Ich sage dazu immer: "Der Terminus 'Soziale Kompetenz' wurde von den Leuten erfunden, die über keine andere verfügen" - natürlich nur eine kleine Bosheit meinerseits........
Wird befinden uns - auch wenn es nicht so scheint - noch immer beim Thema "Klassische Musik" - und ihren Gegenspielern, den POP-Hits. Der unvergleichliche Karl Dall hat es in treffender Form auf den Punkt gebracht: (siehe Link)
http://www.lyricsfreak.com/k/k…ist+ein+hit_20179535.html
und ich hoffe, daß diese witzig verpackte Wahrheit über jene, die Klassikhörer verachten unter den Anhängern derselben ein kleines Lächeln hervorrufen......
mit sommerlichen Grüßen
aus Wien
AlfredPS: In meinen weiteren Beiträgen zu diesem Thread werde ich wieder noch näher am eigentlichen Thema bleiben.....
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Klassikkrise? Noch nie war es so einfach und so kostengünstig, sich eine gute Diskothek zusammenzustellen. Wir haben ein absolutes Überangebot auf dem Markt wie es das in dieser Form nie gegeben hat (wenn ich allein an die Plattenpreise meiner Jugend denke). Wer will, und da unterstreiche ich jeden Satz in Liebestraums Beitrag, kann einen Zugang zur Musik auf unterschiedlichsten Wegen bekommen. Ich würde auch gar nicht den Fokus auf Klassikkrise legen (kurze Frage an Wolfgang im Übrigen: wen interessieren Plattenläden wenn es das Web gibt? Selbst der riesige Kölner Saturn hat in aller Regel nicht die Aufnahmen verfügbar, die ich gerne hätte. Also spare ich mir den Gang und bestelle direkt im Web). Es ist eher eine Bildungskrise. Und auch hier: noch nie war es so einfach, sich Bildung anzueignen. Der Staat fördert das Verügbarmachen von Bildung überall. Man muß wein solches Angebot allerdings auch annehmen. Und hier sehe ich eine tragisch schwindende Bereitschaft. Während es weiten Teilen der nachkriegsgeneration verweigert war, höhere Schulen zu besuchen (Schulgeld), hat diese Genartion immer wieder neben Beruf und Familie weitergebildet. VHS, anspruchsvole Fernsehsendungen (nicht dieser widerwärtige Drecksdudelfunk im Zuschnitte von Proll 7 und ähnlichen), gute Tageszeitungen, man hat oftmals das Gefühl, dass diese Generation Bildung wertschätzte, weil sie kostbares und nicht einfach zu erlangendes Gut war. Nun aber, wo alles erreichbar, alles verfügbar ist zieht man sich in die Bequemlichkeit verwöhnter Absicherung zurück und es ist eher zu fürchten, dass sich die Bevölkerung in eine träge Herde blökender Schafe verwandeln wird. Stell Dir vor es gibt Bildung und keiner will sie, das ist doch hier die Frage.
Liebe Grüße vom Thomas
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Lieber Thomas Pape
Ich habe in diesem Thread nicht von eine "Klassikkrise" gesprochen - sondern vom "Klassikdesaster".
Damit habe ich das ausdrücken wollen, was du prägnanter als "Bildungskrise" bezeichnest - und ich habe es angeprangert, daß heute Politiker und Manager als "Opinion-Leader" fingieren dürfen, die das Wort "Bildung" grade mal vom Hörensagen kennen.
Das "Bildungsdesaster" äussert sich ja nicht darin, daß das Bildungsangebot zu klein sei, sondern daß keine Nachfrage danach besteht.
Der Adel der Vergangenheit, die Kirche, und andere Autoritäten haben Bildung stets für sich reserviert. wohl darauf achtend, daß derlei nur einer ausgewählten Schicht vorbehalten bleiben soll. Das Hören von "klassischer Musik" war mehr oder weniger ein Privileg des Adels und später des gehobenen Bürgertums. Heute wird das von der breiten Masse nicht nur nicht wahrgenommen, sondern noch verächtlich gemacht.und es ist eher zu fürchten, dass sich die Bevölkerung in eine träge Herde blökender Schafe verwandeln wird. Stell Dir vor es gibt Bildung und keiner will sie, das ist doch hier die Frage.
Der einzige Unterschied zwischen der Meinung von Thomas und der meinen ist lediglich, daß ich den von ihm beschriebenen, drohenden Zustand, als derzeit schon gegeben betrachte....
mit freundlichen Grüßen aus Wien
Alfred -
Lieber Alfred,
ob der Adels ich etwas dezidiert für sich reserviert hat lasse ich mal dahingestelt. Auch hat es in diesen Kreisen ziemliche Tröpfe gegeben (auch heute noch, wenn ich etwa an die Schnackseltruutsche Gloria von Dumpf im Taxi denke). Der Punkt ist doch derjenige, dass es immer ein Bestreben war, Bildung für breite Massen verfügbar zu machen (kann man eigentlich schon bei Adam Smith und dem "Wohlstand der Nationen" ableiten). Natürlich auch Musik. Auch fürstliche Kunstsammlungen wurden bereits zu Beginn der 19. Jahrhunderts immer mehr säkularisiert. Die Heftchen des Reclam-Verlages oder Novellenhefte von Velhagen und Klasing, die sozialdemokratische Büchergilde Gutenberg, die zahlen doch alle auf das Thema Bildung für alle ein. Oder die DDR: mustergültig in dieser Beziehung: eine Basisbibliothek zu Spottpreisen. Klassikplatten subventioniert für 12,90 Mark, moderne Musik sogar nur 9,90 (das Label hieß Nova). Die Tragik, lieber Alfred sehe ich darin, dass wir über Generationen hinweg für die Verfügbarkeit von Bildung für alle gekämpft haben und in dem Moment, wo das Ziel erreicht ist dieses kostbare Gut mit Füßen getreten wird. Angesichts einer immer komplexer werdenden Berufswelt auch für den Arbeitsmarkt eine Katastrophe.
Liebe Grüße vom Thomas
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Und auch hier: noch nie war es so einfach, sich Bildung anzueignen. Der Staat fördert das Verügbarmachen von Bildung überall. Man muß ein solches Angebot allerdings auch annehmen. Und hier sehe ich eine tragisch schwindende Bereitschaft. Während es weiten Teilen der nachkriegsgeneration verweigert war, höhere Schulen zu besuchen (Schulgeld), hat diese Genartion immer wieder neben Beruf und Familie weitergebildet.
So einfach ist es nun nicht. Spätestens seit Mitte der 1960er hat der Staat eine Bildungsexpansion eingeleitet, die deutlich über das hinaus geht, was heute gemacht wird. In Deutschland gibt es bei den zwischen ca. 1940 und 1970 geborenen weit mehr "Bildungsaufsteiger" als bei den folgenden Kohorten der in den 1970ern bis 90ern geborenen.
Dazu kommt, dass in den 1950ern bis 70ern sicher auch hart gearbeitet wurde, aber es, jedenfalls mit einem mittleren oder höheren Bildungs- und Berufsabschluss, nahezu unmöglich war, arbeitslos zu werden und jedes mehr an Bildung und Weiterbildung sich normalerweise umgehend und zuverlässig durch bessere berufliche Möglichkeiten "auszahlte". Meine recht umfangreiche Verwandschaft gehört in der Generation meiner Eltern in die Jahrgänge 1935-55, stammte beinahe ausnahmslos aus bäuerlich-handwerklich-kleinstbürgerlichen Elternhäuser und hat mit Berufen von angelernter Bürokraft, Krankenschwester, Handwerksmeister zum mittleren Postdienst, Bankkaufmann und Volksschullehrer einen Lebensstandard und v.a. eine Sicherheit erreicht, von der meine Cousins/inen und ich, fast alle Abiturienten und die meisten Studierende oder "Vollakademiker" (also rein formal ebenfalls Bildungsaufsteiger, da höhere Qualifikation als ihre Eltern) um einiges entfernt sind. Wer fleißig, ein bißchen geschickt war und Glück hatte (zB "windfalls" durch Ausweisung von Baugebieten, wo vorher Äcker waren), konnte als selbständiger Handwerksmeister in den Wirtschaftswunderjahren einen erstaunlichen Wohlstand erreichen (auch da habe ich einen oder zwei Fälle in der etwas weiteren Verwandtschaft).Das hat mit klassischer Musik allerdings nur bedingt zu tun. Dass klassische Musik heute weniger zum "Bildungsgut" gehört, ist wohl kaum zu bestreiten. Insofern ist aber auch fraglich, ob die Optionen heute tatsächlich besser sind. Von den vielen Bildungsaufsteigern der 1960er und 70er haben anscheinend lange nicht alle ein Faible für Klassik entwickelt und noch weniger es erfolgreich an ihre Nachkommenschaft weitergegeben.
Wir haben ein höheres Bildungsniveau, was die formalen Abschlüsse betrifft, gleichzeitig ist aber zumindest teilweise das Niveau gesunken und jedenfalls die Bildung "technokratischer" und "formalistischer" geworden.
Vor allem anderen gilt es, ein bestimmtes Zertifikat mit einer möglichst guten Note zu erreichen. Dann kommen sog. "Schlüsselqualifikationen", dann kommen ein paar härtere Kernfähigkeiten, wie halbwegs verständliche Texte in der Muttersprache schreiben zu können, halbwegs englisch und halbwegs Dreisatz und Prozentrechnung (theoretisch sollten Abiturienten auch Grundlagen höherer Mathematik beherrschen, aber da kann sich wohl nicht drauf verlassen). Dann erst kommen Inhalte, also Goethe und Böll oder gar Shakespeare und Cicero. Nach den anekdotischen Informationen hier im Forum und meiner Erfahrung, scheint ordentlicher Musikunterricht schon lange Glückssache gewesen zu sein und man kann, glaube ich, nicht davon ausgehen, dass der heute besser ist als vor 50 Jahren, egal in welcher Stufe und Schulform.
Und was die "Konkurrenz" anderer Freizeitmöglichkeiten i.A. und anderer Musik, insbesondere allgegenwärtiger Populärmusik, betrifft, ist die Situation heute sicher schlechter als in früheren Zeiten. Dem Gedudel ist doch kaum noch zu entkommen.M.E. hat es andererseits aber auch Vorteile, dass klassische Musik kaum mehr als Bildungsmarker taugt. Denn es ist doch wohl noch "billiger", sich durch Besitz von ein paar dutzend Platten gebildet geben zu können, als durch ein paar Klavierstunden für die Kinder. Wer heutzutage Klassik hört, tut das aus bewusstem Interesse, nicht, um sich gebildet zu geben. Es wird immer Leute geben, die sich kaum für Musik interessieren. In einer Zeit allgegenwärtiger Populärmusik werden die meisten von denen dann wohl ein wenig aktuelle, eingängige Populärmusik hören. Selbst wenn sie dazu geprügelt würden, dürften sie kaum ein wirkliches Interesse an Klassik entwickeln.
Es mag sein, dass in der Fülle der Angebote heute für manchen Klassik vielleicht erst gar nicht oder spät auf den Schirm kommt und daher nie ein Interesse entwickelt wird. Aber so exotisch und versteckt ist Klassik ja nun auch wieder nicht.
Klaus hat schon auf das Paradox hingewiesen. Wenn wir meinen, die meisten würden eh kein Faible für Klassik entwickeln, können wir uns schlecht über eben diese Tatsache beschweren. -
Lieber chrissy, lieber Bernhard,
was ich nicht verstehe (und vermutlich bin ich da mit Alfred einer Meinung), warum es speziell in Deutschland offenbar kein Problem ist, die 100m unter zwölf Sekunden zu laufen, damit auch "an die Öffentlichkeit" geht und allerseits Lob erntet, es aber scheinbar geradezu verwerflich ist, wenn jemand zu erkennen gibt, dass sein IQ auf der Gaußschen Glockenkurve eher rechtsseitig der z.B. 130 liegt? Wann begreifen wir, dass wir keine nennenswert anderes Ressourcen haben, als Bildung und Intelligenz? Habt ihr auch nur die Spur einer Ahnung, welche Probleme man z.B. mit hochbegabten Kindern hat? Dass alle Förderungsprojekte auf die andere Seite besagter Glockenkurve ausgerichtet sind? Das man von allen Seiten "schief" angeschaut wird? - Soll sich solche Menschen vielleicht dumm stellen um ja niemanden in seiner Ehre zu kränken? - Und ja, ich bin jetzt ärgerlich!
Lieber Michael
warum wählst Du so abseitige Beispiele, jemand der die 100 m unter 12, 11 ja 10 Sekunden läuft, beeindruckt mich gar nicht.Jemand der mit 12 Jahren Chopins Klavierkonzerte fast so perfekt spielt wie Artur Rubinstein mit 70, der beeindruckt mich. Jemand, der eine Arie so singen kann, dass es auch 30 Jahre nach seinem/ihrem Tod dem Hörer kalt über den Rücken läuft, der/die beeindruckt mich. Wenn jemand eine Symphonie so dirigiert, dass obwohl es 100 besser klingende Aufnahmen gibt, viele Menschen doch zur verrauschten, verhusteten greifen, das beeindruckt mich.
Dass in Deutschland Hochbegabung außerhalb des Sports und der Musik eher gering geschätzt wird, das kann ich bestätigen. Aber Elite ist hier im Land halt eher ein Schimpfwort als ein Lob. Und deshalb sind ja auch unsere Politiker weitgehend Mittelmaß, wenn nicht drunter. Aber deshalb sind wir doch auch hier im Forum, weil hier sich eine dieser Eliten ungestört treffen kann, die Elite der Klassikliebhaber. Die ist meiner festen Überzeugung nach durchgängig ziemlich intelligent, sonst würde sie nämlich bei Dieter Bohlen und DSDS sitzen. Wie weit wir rechtsseitig auf der Glockenkurve sitzen, ist doch egal, alle sitzen wir dort, sonst wären wir nicht hier. Und wie andere schon sagten, Intelligenz allein reicht nicht, man braucht auch emotionale und soziale Kompetenz (hier halte ich das Wort Intelligenz für problematisch). Sonst versteht man klassische Musik gar nicht. Ich kann natürlich die Handlung von La Traviata und die Musik, die Verdi dazu schrieb, intellektuell analysieren, aber dann verstehe ich die Oper trotzdem nicht, wenn ich keine Empathie für die Personen empfinde.
Ich habe mich längst damit abgefunden, dass ich einer absoluten Minorität angehöre und die wird weiter schrumpfen. Wenn ich in ein Konzert meiner Kammermusikreihe gehe und rufen würde, alle die älter sind als ich bitte raus, dann wäre nur noch eine Handvoll Leute da und ich habe fast erwachsene Söhne. In 20 Jahren gibt es die Konzertreihe vermutlich nicht mehr.
Musik - speziell auch die klassische - muss jeder für sich entdecken, an Gelegenheit dazu mangelt es wahrlich nicht. Ich muss mich ja nur fragen, wo eigentlich diese ganze Filmmusik herkommt, die die Blockbuster begleiten. Dann bin ich ganz schnell bei der Klassik. Aber die Neugier und das Interesse muss ich selbst aufbringen. Und wenn mir meine social media dazu keine Zeit lassen, dann ist es halt so, Pech gehabt.
Ich kann damit leben, dass meine Liebhaberei vielleicht bald ausstirbt, ich habe mindestens 95% dessen zusammen, was ich bis zum Lebensende brauche. Nach mir die Sintflut!
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Zum Thema Bildungsdesaster:
Das ist von unseren Politikern so gewollt, egal ob schwarz oder rot oder grün. 50% eines Jahrgangs sollen/müssen Abitur machen, damit die Wirtschaft weiter brummt, denn zur Leitung einer Aldi-Filiale braucht man inzwischen den Bachelor . Zu meiner Zeit waren es vielleicht 15-20%. Da wir davon ausgehen können, dass es keinen Quantensprung in der durchschnittlichen Intelligenz gegeben hat, kann das nur erreicht werden, wenn das allgemeine Niveau gesenkt wird. Was früher Realschule machte, macht heute Abi, was Volksschule machte, macht Realschule und dann gibt es noch 15%, die machen nichts und wundern sich, dass man mit mangelhaften Deutschkenntnissen und Problemen mit den vier Grundrechenarten sowie der Einstellung " Eh Alter, den Hof zu fegen habe ich jetzt keinen Bock" keine Lehrstelle findet.
DAS IST UNSER PROBLEM
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Jemand der mit 12 Jahren Chopins Klavierkonzerte fast so perfekt spielt wie Artur Rubinstein mit 70, der beeindruckt mich. Jemand, der eine Arie so singen kann, dass es auch 30 Jahre nach seinem/ihrem Tod dem Hörer kalt über den Rücken läuft, der/die beeindruckt mich. Wenn jemand eine Symphonie so dirigiert, dass obwohl es 100 besser klingende Aufnahmen gibt, viele Menschen doch zur verrauschten, verhusteten greifen, das beeindruckt mich.
Dass in Deutschland Hochbegabung außerhalb des Sports und der Musik eher gering geschätzt wird, das kann ich bestätigen. Aber Elite ist hier im Land halt eher ein Schimpfwort als ein Lob. Und deshalb sind ja auch unsere Politiker weitgehend Mittelmaß, wenn nicht drunter. Aber deshalb sind wir doch auch hier im Forum, weil hier sich eine dieser Eliten ungestört treffen kann, die Elite der Klassikliebhaber. Die ist meiner festen Überzeugung nach durchgängig ziemlich intelligent, sonst würde sie nämlich bei Dieter Bohlen und DSDS sitzen. Wie weit wir rechtsseitig auf der Glockenkurve sitzen, ist doch egal, alle sitzen wir dort, sonst wären wir nicht hier. Und wie andere schon sagten, Intelligenz allein reicht nicht, man braucht auch emotionale und soziale Kompetenz (hier halte ich das Wort Intelligenz für problematisch). Sonst versteht man klassische Musik gar nicht. Ich kann natürlich die Handlung von La Traviata und die Musik, die Verdi dazu schrieb, intellektuell analysieren, aber dann verstehe ich die Oper trotzdem nicht, wenn ich keine Empathie für die Personen empfinde.
Ich habe mich längst damit abgefunden, dass ich einer absoluten Minorität angehöre und die wird weiter schrumpfen. Wenn ich in ein Konzert meiner Kammermusikreihe gehe und rufen würde, alle die älter sind als ich bitte raus, dann wäre nur noch eine Handvoll Leute da und ich habe fast erwachsene Söhne. In 20 Jahren gibt es die Konzertreihe vermutlich nicht mehr.
Musik - speziell auch die klassische - muss jeder für sich entdecken, an Gelegenheit dazu mangelt es wahrlich nicht. Ich muss mich ja nur fragen, wo eigentlich diese ganze Filmmusik herkommt, die die Blockbuster begleiten. Dann bin ich ganz schnell bei der Klassik. Aber die Neugier und das Interesse muss ich selbst aufbringen. Und wenn mir meine social media dazu keine Zeit lassen, dann ist es halt so, Pech gehabt.
Ein wie ich es empfinde, wunderbarer Beitrag, den ich voll und ganz unterschreibe! - Deinen letzten Satz allerdings habe ich nicht in Dein Zitat gestellt, da er mich sehr verstört. -
Ein wie ich es empfinde, wunderbarer Beitrag, den ich voll und ganz unterschreibe! - Deinen letzten Satz allerdings habe ich nicht in Dein Zitat gestellt, da er mich sehr verstört.
Na, das war jetzt auch mal so schnell dahin geschrieben, eigentlich bin ich kein Fatalist, sondern eher positiv gestimmt.
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Zum Thema Bildungsdesaster:
Das ist von unseren Politikern so gewollt, egal ob schwarz oder rot oder grün. 50% eines Jahrgangs sollen/müssen Abitur machen, damit die Wirtschaft weiter brummt, denn zur Leitung einer Aldi-Filiale braucht man inzwischen den Bachelor . Zu meiner Zeit waren es vielleicht 15-20%. Da wir davon ausgehen können, dass es keinen Quantensprung in der durchschnittlichen Intelligenz gegeben hat, kann das nur erreicht werden, wenn das allgemeine Niveau gesenkt wird.
So einfach ist es nicht. In dem, was Intelligenztests testen, also das Abschneiden dieser Tests, sind seit deren Einführung vor etwa 100 Jahren die Schüler im Durchschnitt immer besser geworden. Ich kenne mich nicht mit den Finessen solcher Tests aus, aber mir leuchtet ein, dass eine Gesellschaft, die weitgehend alphabetisiert ist, einen entsprechenden Boost in Intelligenzleistungen erlebt, gegenüber einer, in der viele nicht lesen und schreiben können.
Und selbst wenn 50% Abiturienten oder Akademiker übertrieben sein sollte (die Dummheit der Politik besteht ja u.a. in den transnationalen Vergleichen von Akademikerquoten, ohne zu berücksichtigen, dass es zB in den USA kein duales Ausbildungssystem mit Lehre+Berufsschule gibt und auch Fachschulen für Krankenpflege o.ä. einem College-Abschluss entsprechen), so waren die 5% oder so, die wir vor 60 Jahren hatten, klarerweise zu wenig, um den Laden am Laufen zu halten. Deswegen hat man ja die Möglichkeiten über zweiten Bildungsweg, FHs etc. geschaffen, die Schulen flexibler gestaltet, um dieses Potential fruchtbar zu machen. Dass man das nicht beliebig steigern kann, leuchtet ein, aber es ist nicht von vornherein klar, wie viel Potential schlummert. -
So einfach ist es nicht.
Natürlich ist es nicht so einfach. Und es stimmt, dass die durchschnittliche Intelligenz - gemessen am IQ-Test - leicht zugenommen hat. Aber es stimmt auch, dass das durchschnittliche Niveau der Studenten abgenommen hat. Das erlebe ich und vermutlich auch Du täglich. Und ich bin der letzte, der nicht für eine Durchlässigkeit des Bildungssystems wäre. Aber statt die Fachhochschulen in Deutschland massiv auszubauen, schickt man die weniger begabten Studierenden alle auf die Unis, wo viele eigentlich nicht hingehören.
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Zitat Liebestraum:
ZitatIn der Tat: Nie war das Klassik-Angebot so groß wie heute.
Hallo, Liebestraum!Da muß ich mal ganz energisch widersprechen! In den 70er und 80er Jahren war die Auswahl an Klassik wesentlich größer! Wenn ich in Köln bei Saturn war, kam ich unter 5 Kilo LP´s kaum aus dem Laden heraus. Die Auswahl war riesengroß! Es gab Aufnahmen aus ganz Europa und Übersee. Sogar kleinste Privatfirmen konnten dort ihre Waren anbieten. Es war wie im Schlaraffenland. Leider sind mir auch etliche Aufnahmen entgangen, weil ich mich schließlich auch zurückhalten mußte und später manche Aufnahmen vergriffen waren.
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Ich komme inzwischen wieder vorsicht zum Thema "Klassikdesaster" zurück, worunter ich verstehe, daß jemand der über Computerkenntnisse verfügt , Akrobatenstückchen am Skateboard im Park vorführt oder das Hamburger Telefonbuch auswendig hersagen kann sofort bewundert wird- und oft sogar den Weg in eine Talkshow ins Fernsehen schafft - wogegen klassikinteressierte oder belesene junge Leute gerne als "Langweiler" dargestellt werden, die man besser zur nächsten Party nicht einlädt. - Man will schliesslich unter sich bleiben - in der Allianz der Einfältigen.
Um den Thread aufzulockern möchte ich einen Link zum Thema "Mannheimer Rakete" setzen.
Vorerst die Definition - nicht jeder muß sie wissen - von WIKIPEDIAZitatDie Mannheimer Rakete ist eine schnelle, aufsteigende Tonfolge (z. B. ein Arpeggio oder ein diatonischer Lauf) in der Melodiestimme, welche zusätzlich oft mit einem crescendo (lauter werdend) versehen ist. Sie steht meist am Beginn eines Stückes oder einer musikalischen Phrase (z. B. Wolfgang Amadeus Mozart, Sinfonie Nr. 40 g-Moll (KV 550), letzter Satz oder Ludwig van Beethoven, Klaviersonate Nr. 1 f-Moll (Op. 2/1), erster Satz) und fungiert als eine Art energetischer Impulsgeber, eine Initialzündung des Stückes. Sie zählt zu den Mannheimer Manieren.
Der Begriff leitet sich einerseits bildlich her von der schnell aufsteigenden Rakete, andererseits von der sogenannten Mannheimer Schule (Johann Stamitz, Christian Cannabich u. a.), welche die Mannheimer Rakete besonders gern verwendete. Der Begriff wurde im 19. Jahrhundert vom Musikwissenschaftler Hugo Riemann geprägt.
Und nun der Link zu einer Fernsehsendung - wo unter großem Jubel des Publikums - das Thema intellektuell aufgearbeitet wurde.
Bitte beiallfälligen Kommentaren darauf achten, daß keine Ausdrücke gebraucht werden, die einklagbar wären......
Ob man hier lachen oder weinen möchte ist Entscheidung des Einzelnen....Ich wünsche beim Ansehen des Sendeausschnitts - ein dickes Fell....
mit freundlichen Grüßen aus Wien
Alfred -
Zitat Liebestraum:
Hallo, Liebestraum!
Da muß ich mal ganz energisch widersprechen! In den 70er und 80er Jahren war die Auswahl an Klassik wesentlich größer! Wenn ich in Köln bei Saturn war, kam ich unter 5 Kilo LP´s kaum aus dem Laden heraus. Die Auswahl war riesengroß! Es gab Aufnahmen aus ganz Europa und Übersee. Sogar kleinste Privatfirmen konnten dort ihre Waren anbieten. Es war wie im Schlaraffenland. Leider sind mir auch etliche Aufnahmen entgangen, weil ich mich schließlich auch zurückhalten mußte und später manche Aufnahmen vergriffen waren.
Aber Wolfgang, das Angebot war doch damals bei weitem nicht so breit. Praktisch der gesamte CPO katalog existierte doch gar nicht und der von Dutzenden kleinerer Firmen auch nicht. Wieviel Handel, Vivaldi oder donizetti Operngab es damals? Heute gibt es praktisch alle.
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Ich komme inzwischen wieder vorsicht zum Thema "Klassikdesaster" zurück, worunter ich verstehe, daß jemand der über Computerkenntnisse verfügt , Akrobatenstückchen am Skateboard im Park vorführt oder das Hamburger Telefonbuch auswendig hersagen kann sofort bewundert wird- und oft sogar den Weg in eine Talkshow ins Fernsehen schafft - wogegen klassikinteressierte oder belesene junge Leute gerne als "Langweiler" dargestellt werden, die man besser zur nächsten Party nicht einlädt. - Man will schliesslich unter sich bleiben - in der Allianz der Einfältigen.
Um den Thread aufzulockern möchte ich einen Link zum Thema "Mannheimer Rakete" setzen.
Vorerst die Definition - nicht jeder muß sie wissen - von WIKIPEDIAUnd nun der Link zu einer Fernsehsendung - wo unter großem Jubel des Publikums - das Thema intellektuell aufgearbeitet wurde.
Bitte beiallfälligen Kommentaren darauf achten, daß keine Ausdrücke gebraucht werden, die einklagbar wären......
Ob man hier lachen oder weinen möchte ist Entscheidung des Einzelnen....Ich wünsche beim Ansehen des Sendeausschnitts - ein dickes Fell....
mit freundlichen Grüßen aus Wien
Alfredseit wann guckst Du Hartz 4 Fernsehen?
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Es gibt kein Klassikdesaster - mit der gleichen Berechtigung könnte man von Jazz-Desaster sprechen, da es früher - zumindest prozentual - mehr Leute gegeben hat, die Jazz hörten.
Oder man könnte vom Rap-Desaster sprechen, weil auch dort die "Marktanteile" aufgrund aufkommender Neuerungen zurückgehen, nicht umsonst muß Bushido bis aufs Blut provozieren, um noch irgendwie aufzufallen (dank der "Souveränität" von Roth, Wowereit und anderen Größen hat es dann ja auch geklappt - jipeeee, auf dem Index!!! Herz, was willst Du mehr??).
Das Klassik-Desaster besteht darin, daß die Leute mit dem Internet und insbesondere dem zum Niederknien nützlichen YouTube zwar die Freiheit haben, alles und jedes hören zu KÖNNEN, aber es offenbar nur begrenzt WOLLEN. Das mit Intelligenz, Bildung oder überhaupt einem Oben-Unten-Schma zu verknüpfen, läßt an Intelligenz und Bildung der Verknüpfer zweifeln! Klassik ist NICHT (zum Mitschreiben: NICHT) eine per se überlegene Musik oder überhaupt eine herausgehobene Kunstform, sie ist EINE von vielen Möglichkeiten, seine sehr knappe Zeit zu dedizieren. Daß wir hier sekten- und gebetsmühlenartig Klassik für die Musik der Intelligenten oder Gebildeten halten, läßt allenfalls auf arg eingeschränkte Wahrnehmungsmöglichkeiten schließen.
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Zitat
seit wann guckst Du Hartz 4 Fernsehen?
Überhaupt nicht - ich kannte den Sender überhaupt nicht.
Ich komm dazu - wie die sprichwörtliche Jungfrau zum Kind - soll in diesem Zusammenhang heissen:
über einen Link zum Thema "Mannheimer Rakete"mfg aus Wien
Alfred -
Bei Wolfgang ist ja mit dem Tod Karajans und Bernsteins die Zeit stehen geblieben. Und er betrauert heute noch Aufnahmen, die er damals nicht bekommen hat.
Ich kann mich nicht erinnern, damals auf den gesamten Katalog von Hungaroton oder Supraphon zurückgreifen zu können. Durch das Internet ist das heute alles möglich. Ganz zu schweigen, wie teuer die Platten bzw. CDs damals waren! Allein solche Boxen waren damals nur Wunschträume, geschweige, dass man sie sich damals überhaupt hätte leisten können:
Nicht zu vergessen, die vielen Vivaldi- und Händel-Opern und vieles andere mehr, dass es damals noch gar nicht auf CD gab!
LT
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Es ist übrigens eine zweischneidige Sache mit der Freiheit, sie entlarvt schon mal schnell ideologische Mythen als eben solche.
Z.B. den Glaubenssatz, Männer und Frauen seien tatsächlich gleich (von den verschwindend unwichtigen biologischen Unterschieden mal abgesehen) - also müßten Frauen z.B. auch Technik studieren wollen! Männer wollen ja auch. Und man verdient als Ingenieurin mehr als als Sozialarbeiterin.
Dummerweise gibt es ein Land auf der Welt, Norwegen, wo die Wahlfreiheit der Frauen maximal ist, sie können alles werden, was sie wollen, und alles vermeiden, was sie nicht wollen. Und die angehenden Ingenieure sind fast ausschließlich männlich, die Krankenschwestern fast ausschließlich weiblich.
Freiheit kann sowas von ätzend sein !!
Was das mit unserer Klassikdiskussion zu tun hat? Die Intelligenteren dürfen mal stark nachdenken....
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Gut gebrüllt, m-mueller, kann dir nur zustimmen.
Auch das etwas genauere Hinschauen und "In-Frage-stellen" von Johannes ist super.
Es erleben sehr wahrscheinlich nur die Leute ein Klassikdesaster, die früher im Plattenladen Aufsehen erregten wenn sie mit 5 Kilo Schallplatten unter dem Arm nach Hause gingen und dieses Aufsehen heute vermissen, dazu vielleicht noch das kriecherische Verhalten des Verkäufers, der nur den Goldesel im Käufer sah.
Machen wir uns doch nichts vor: Jeder ist heute von der Informationsflut, die täglich über uns hereinbricht, überfordert. Wer kann noch genau Richtig von Falsch unterscheiden, wenn eine These, die im Gespräch als richtig erachtet wird, durch eine kurze SMS ad absurdum geführt wird?
Als Klassikdesaster sehe ich es eher an, wenn die Klassik, die wie keine andere Musikrichtung zum Hinterfragen geeignet ist, nur im Bezug zum Pop-Gedudel gesehen wird, in diesen Maßstäben gemessen wird.
Wenn ich Beethoven höre, habe ich Ruhe. Die Zeit scheint still zu stehen, verliert ihre Bedeutung, Entspannung, Frieden kommt. Keine Verzettelung, Musik in sich aufnehmen, Daseinsfreude. Und gerade diese Daseinsfreude geht doch heute immer mehr verloren und das ist ein wahres Desaster! -
wogegen klassikinteressierte oder belesene junge Leute gerne als "Langweiler" dargestellt werden, die man besser zur nächsten Party nicht einlädt. - Man will schliesslich unter sich bleiben - in der Allianz der Einfältigen.
Ich kann Alfred versichern: das war schon vor 30 Jahren nicht anders. Da war man auch mit ABBA besser aufgestellt als mit Mahler und Bruckner. Ich erinnere mich noch, wie ich einmal im Verlauf einer rauschenden Party bei uns daheim im elterlichen Partykeller einem netten und klugen Mädchen versuchte, ganz begeistert "Tristan und Isolde" nahezubringen (ich glaube, ich hatte es auf Tonband mitgeschnitten). Sie hat es sich freundlicherweise ein bißchen angehört, auch, was ich dazu sagte. Es war aber trotzdem eine völlig peinliche und alberne Geschichte, völlig abwegig.
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Es ist übrigens eine zweischneidige Sache mit der Freiheit, sie entlarvt schon mal schnell ideologische Mythen als eben solche.
Z.B. den Glaubenssatz, Männer und Frauen seien tatsächlich gleich (von den verschwindend unwichtigen biologischen Unterschieden mal abgesehen) - also müßten Frauen z.B. auch Technik studieren wollen! Männer wollen ja auch. Und man verdient als Ingenieurin mehr als als Sozialarbeiterin.
Dummerweise gibt es ein Land auf der Welt, Norwegen, wo die Wahlfreiheit der Frauen maximal ist, sie können alles werden, was sie wollen, und alles vermeiden, was sie nicht wollen. Und die angehenden Ingenieure sind fast ausschließlich männlich, die Krankenschwestern fast ausschließlich weiblich.
Freiheit kann sowas von ätzend sein !!
Was das mit unserer Klassikdiskussion zu tun hat? Die Intelligenteren dürfen mal stark nachdenken....
Danke, danke, danke!!!Ich kann Deine letzten beiden Beiträge nur voll unterstreichen - eine Stimme der Vernunft!!! Mir geht dieses "mein Gott wie bin ich doch besser als der Rest der Welt weil ich klassische Musik höre" in der Zwischenzeit schon wirklich auf die Nerven. Und ich finde es ebenfalls ziemlich letztklassig Andersdenkende zu erniedrigen, um sich selbst zu erhöhren. Ziemlich armselig...
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Wieviele Läden wie den Kölner Saturn gab es denn in Deutschland? Vielleicht drei oder vier, oder meinetwegen auch ein dutzend, wenn man halb so große dazunimmt.
Wer nicht in oder in der Nähe einer Großstadt wohnte, hatte Pech gehabt und musste eh bestellen. Entweder beim lokalen Händler oder gleich beim Versand. Nun habe das erst ab ca. 1988 miterlebt und kaum noch LPs gekauft. Natürlich war auch bei CDs das Angebot in Kaufhäusern oder kleineren Städten besser als HEUTE. Der Zug ist zugunsten von Internet und Versandhandel abgefahren. Darüber zu jammern ist völlig sinnlos. Dessen ungeachtet ist die Situation für alle Hörer, die nicht um die Ecke vom Saturn am Hansaring oder Tower Classical Annex, SF, CA wohnen, durch weltweiten preiswerten Versandhandel bequemer.Ich kann mich an eine einzige CD erinnern, die ich lokal bestellt habe: Bruckners 9. unter Schuricht (EMI). Ich musste, wenn ich recht erinnere, ein Anzahlung leisten, dann hat es eine Woche oder länger gedauert und ich habe 20 oder sogar 25 DM für eine CD bezahlt, die beim Saturn vermutlich maximal DM 15 gekostet hätte. Mich wundert im Nachhinein, wie viel ich in den 1990ern noch in den lokalen Klitschen gekauft habe. Vermutlich weil 2001 eben nur eingeschränktes und saisonales Angebot hatte (und von Geschwindigkeit und Service auch viel schlechter war als im Internetzeitalter)
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Was mich wirklich ein wenig verstört ist, dass es hier anscheinend Menschen gibt, die für ihre Liebe zur Musik die Bewunderung anderer erwarten. Sollte man da nicht einmal die Selbstkritik einschalten?
Tschö
Klaus -
Was mich wirklich ein wenig verstört ist, dass es hier anscheinend Menschen gibt, die für ihre Liebe zur Musik die Bewunderung anderer erwarten. Sollte man da nicht einmal die Selbstkritik einschalten?
Das ist, glaube ich, ein Missverständnis. Es scheint eher darum zu gehen, nicht als abseitiger Freak verspottet zu werden. Wobei ich eigentlich nicht den Eindruck habe, dass das häufig vorkommt. In der Wahrnehmung der meisten Menschen kommt Klassik wenn überhaupt nur in Form der aus Film und Werbung bekannten Ausschnitte vor.Wenn allerdings, was mir in einem anderen Forum auch schon mal passiert ist, jemand mir vorwirft, ich sei doch engstirnig, weil ich "nur Klassik" hörte, kann ich mir das Lachen kaum verkneifen. Wenn jemand meint, einen "breiten" Horizont zu haben, weil er neben Rock, Pop und Blues auch Death Metal, Black Metal, Blood Metal und außerdem auch noch Funk und Soul hört, also alles Unterhaltungsmusik aus einer Traditionslinie des 20. Jhds., während ich Musik aus 500 oder 800 Jahren höre, in Besetzungen von Violine solo bis zum Chor und Orchester und Formen vom halbminütigen Prelude zur vierstündigen Oper, muss man nicht lange überlegen, wer hier Scheuklappen trägt.