Der Musiker Gräber

  • Lieber Tobias, ich bekenne freimütig, Norbert Burgmüller nur dem Namen nach zu kennen. Das muss sich ändern. Auf Deinen Beitrag hin, der mich einschließlich des schönen Fotos sehr bewegt, habe ich mir zunächst ganz spontan eine Lieder-CD bestellt. In Liedern glaube ich für mich immer besonders viel zu entdecken. Die Werke jener, die schon in jungen Jahren dahin mussten, haben mich immer sehr interessiert - in der Literatur wie in der Musik. Ich bin gespannt, wie mir die Lieder gefallen und werde auf jeden Fall mich auch den sinfonischen Stücken, für die Du Dich entflammt hast, zuwenden.


    Dir mein Dank und mein Gruß.
    Rheingold


    Das freut mich sehr, lieber Rheingold! :) Und ich bin gespannt, wie Dir Burgmüllers Musik gefallen wird. Insbesondere trifft das für die Lieder zu - die sind mir nämlich selbst bislang völlig unbekannt. Ich werde danach auch einmal auf die Suche gehen.


    Was den Einstieg in Burgmüllers Sinfonik angeht, darf ich Dir vielleicht die folgende CD ans Herz legen:



    Sie enthält mit der 1. Sinfonie von Hugo Staehle ein weiteres, stilistisch recht ähnlich gelagertes Werk eine (sehr) früh verstorbenen Komponisten, den ich hier schon kurz vorgestellt hatte - vielleicht findet der ja auch Dein Interesse. Ich meine jedenfalls konstatieren zu können, daß sein jugendliches Alter - ebenso wie bei Burgmüller - der Qualität seiner Musik keinerlei Abbruch tut.

  • In meinem Beitrag Nr. 46 (Fritz Wunderlich) hatte ich auf die verkehrstechnische Lage des Münchner Waldfriedhofs hingewiesen; einen ähnlichen Hinweis möchte ich nun auch zum Grab von Hermann Prey geben, der nur 8,5 Kilometer von seinem befreundeten Kollegen entfernt, seine letzte Ruhe auf dem Friedhof von Krailling (Landkreis Starnberg PLZ 82152) gefunden hat. Es ist die Ecke Gräfelfing, Planegg, Krailling. Im August 1998 fuhr ich zum Bergurlaub und Hermann Prey war ein paar Tage zuvor am 22. Juli gestorben und an seinem Wohnort beerdigt worden. Er war Ehrenbürger der Gemeinde Krailling.
    Hermann Prey starb elf Tage nach seinem 69. Geburtstag und hatte unter anderem den Plan, zum seinem 70. Geburtstag sein eigenes Bier zu brauen...
    Aber Hermann Prey hatte auch noch künstlerische Pläne, denn er war keineswegs im Ruhestand, sondern gab noch wenige Tage vor seinem Tod einen umjubelten Liederabend im Rahmen der Münchner Opernfestspiele.



    Die Bilder zeigen das Grab kurz nach der Beerdigung und den später gesetzten Stein. Vom Eingang gesehen befindet sich das Grab links hinten.

  • Als einer meiner Chöre im Jahr 1999 einen Vereinsausflug nach Österreich unternahm, stellte ich bei der Suche nach dem Ausflugsziel fest, dass es nicht allzu weit entfernt von Mittersill lag. Da klingelte es in meinen Ohren, und es stand sofort für mich fest: Da muss ich hin! Da ich mich während meines Studiums sehr intensiv mit Anton Webern beschäftigt hatte und auch meine wissenschaftliche Arbeit über eines seiner Werke (Drei Gesänge op. 23) schrieb, kannte ich natürlich sein trauriges Schicksal, und wusste außerdem aus irgend einer Quelle, dass er auf dem Friedhof von Mittersill beigesetzt ist. Als ich mich dann ein wenig über Mittersill kundig machte, ergab sich ein weiterer Grund, den Ort zu besuchen. Die dortige Pfarrkirche, um die herum der Friedhof angelegt ist, hat nämlich als Patron den Hl. Leonhard, und das ist der Vorname meines Vaters.




    Wie beschämend gering die Wertschätzung dieses so bedeutenden Komponisten selbst in seinem Sterbe- und Bestattungsort ist (oder damals war), zeigen folgende Erlebnisse: Als wir (meine Frau und ich) die Pfarrkirche besuchten, probte da gerade eine Art Gospel-Chor wohl für einen Gottesdienst, und die sangen gar nicht schlecht! Ich konnte es mir nicht verkneifen und fragte den Chorleiter, ob er denn wisse, dass hier eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der Musik des 20. Jh. begraben liege, worauf er sinngemäß sagte, ja, er habe davon schon einmal irgendwas gehört, aber Genaueres wisse er nicht. – Als wir bei der Touristen-Information nachfragten, ob es denn irgendwo so etwas wie eine Gedenkstätte für Webern gäbe, sagte man uns, dass daran gedacht würde, aus seiner letzten Wohnstätte eine Art Museum zu machen. Ob daraus etwas geworden ist, weiß ich leider nicht.



    Viele Grüße,
    harry


  • Der Friedhof im Hamburger Stadtteil Ohlsdorf wurde im Jahre 1877 eingeweiht und gilt mit einer Fläche von 391 Hektar als der größte Parkfriedhof der Welt. Eine der rund 235.000 Grabstätten gehört dem 1954 verunglückten Tenor Peter Anders. Dieses Foto habe ich vor etwa 15 Jahren gemacht, aber ich gehe einmal davon aus, dass das Grab noch besteht. Zum Foto stelle ich einen Bericht ein, der die Beerdigung des Künstlers schildert. Beim Eintippen frage ich mich, ob die Beerdigung eines deutschen Kammersängers in unseren Tagen eine solches breite Interesse der Bevölkerung finden würde - wohl eher nicht, auch eine kulturelle Veränderung.


    Der Autor Ferdinand Kösters schreibt in seinem Buch »PETER ANDERS Biographie eines Tenors« über den Tod des Sängers am Freitagmittag, dem 10. September 1954 und die Beerdigung von Peter Anders folgendes:
    »Sechs Tage später fand in der großen St. Michaeliskirche die Trauerfeier statt. Zweitausend Menschen waren gekommen, die Mitglieder der Staatsoper, Sängerinnen, Sänger, Musiker, Bühnenarbeiter und Garderobefrauen. Viele, die keinen Platz in der Kirche gefunden hatten, harrten draußen in strömendem Regen aus, um einen letzten Blick auf den Sarg des Künstlers werfen zu können.
    Der Sarg von Peter Anders war eingehüllt in feuerrote Rosen. Der Vorraum des Altars war mit hunderten von Kränzen geschmückt, darunter auch Kränze der Staatsopern Hamburg, Berlin und München. Neben der tiefverschleierten Witwe saßen die drei Kinder und die aus Berlin angereiste Mutter des Sängers, Marie Anders.
    Das Philharmonische Staatsorchester unter Leitung von Wilhelm Brückner-Rüggeberg spielte Georg Friedrich Händels "Air" aus dem Concerto grosso, nach dem Eingangsgebet die Totenklage aus Glucks Oper "Orpheus und Eurydike"...
    Zum Abschluss sang noch einmal der Chor der Hamburgischen Staatsoper "Wenn ich einmal soll scheiden".
    Draußen säumten im prasselnden Regen Tausende die Straßen, als der Sarg von Peter Anders herausgetragen wurde. In einem Spalier von 50 Wagen, flankiert von Verkehrspolizei, wurde der Sarg nach Ohlsdorf überführt. Es war das größte Begräbnis, das Hamburg seit dem Kriegsende gesehen hatte«


  • 52355 Düren, Am Wingert


    Der lyrische Tenor Rudolf Schock debütierte 1937 in Braunschweig, kam nach dem Krieg über Hannover an die Staatsoper Berlin und war 1947-56 Mitglied der Hamburger Staatsoper, bei deren Neueröffnung er am 15. Oktober 1955 den Tamino in der »Zauberflöte« sang. Schock hatte große Erfolge an der Covent Garden Oper in London, bei den Salzburger Festspielen und an der Wiener Staatsoper - um nur einige wichtige Stationen zu nennen. Wie aus dem vorigen Beitrag ersichtlich, starb der sehr populäre Peter Anders 1954 und Schock füllte das entstandene Vakuum aus, wobei er durch die Mitwirkung in einigen Filmen, vor allem in dem Film »Du bist die Welt für mich«, wo er Richard Tauber darstellte, einen unwahrscheinlichen Bekanntheitsgrad erreichte. Das Magazin DER SPIEGEL bezeichnete Rudolf Schock einmal treffend als »Gesangs-Champion aller Klassen«.
    Bei den Bayreuther Festspielen sang er noch 1959 den Walter von Stolzing in den »Meistersingern«, danach entstanden Schallplattenaufnahmen von oft zweifelhafter Qualität, über die in Musikforen mitunter lebhaft diskutiert wird. Keine Diskussion sollte es um seinen hervorragenden Ferrando in »Cosi fan tutte« geben, eine Aufnahme des NDR, die 1953 unter Hans Schmidt-Isserstedt entstanden ist.
    1985 kam das Erinnerungsbuch »Ach ich hab in meinem Herzen« heraus. Er ging mit seinen Erinnerungen auf Lesereisen. Donnerstags standen die Leute vor der verschlossenen Tür der Tübinger Stadtbibliothek. Am Morgen des 13. November 1986 war Rudolf Schock in seinem Haus in Düren (in der Nähe von Köln) im Alter von 71 Jahren an Herzversagen gestorben.

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  • Franz Fehringer war ein lyrischer Tenor. Er wurde in Nußloch (PLZ 69226), etwa 10 Kilometer südlich von Heidelberg geboren und lebte dort bis zu seinem Tode.
    In den 1930er Jahren war es üblich, dass ein großer Teil der Schulabgänger eine Lehre absolvierte, so auch Franz Fehringer, der schon während seiner dreijährigen kaufmännischen Lehre im örtlichen Männerchor sang, der Chor hatte zudem auch ein »Elite-Quartett«, wo auch der junge Fehringer sang. Seine Begabung wurde nach Kräften unterstützt und der Chorleiter konnte ein Vorsingen an der Badischen Hochschule für Musik arrangieren. Professor Dr. Zimmermann war von Fehringers »lyrischer Eleganz« sehr angetan. Dann studierte Franz Fehringer in Karlsruhe zwei Jahre Gesang.
    Als Konzertsänger debütierte Fehringer 1934 mit der Tenorpartie in der 9. Sinfonie von Ludwig van Beethoven. In den Jahren 1935-1938 war er festes Ensemblemitglied am Badischen Staatstheater Karlsruhe, wo er unter Joseph Keilberth sang (der dort bereits 1925 seine Karriere begann). In Händels Oper »Xerxes« sang Fehringer seine erste große Partie. Ab 1938 folgten sechs Jahre als 1. lyrischer Tenor am Staatstheater Wiesbaden. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte Franz Fehringer noch für zwei Jahre einen Gastvertrag am Nationaltheater Mannheim, danach arbeitete er als freischaffender Künstler und war für einige bedeutende Rundfunkanstalten tätig.
    Einem breiteren Publikum wurde Franz Fehringer durch seine Operettenaufnahmen bekannt, ein Genre, das inzwischen aus der Mode gekommen ist. Dennoch pflegte er die ernsteren Dinge und vernachlässigte weniger populäre Komponisten wie zum Beispiel: Robert Franz, Joseph Haas, Othmar Schoeck, Arnold Schönberg oder Richard Trunk nicht. Seine Solistentätigkeit lief in den 1960er Jahren aus und er betätigte sich pädagogisch. Ab 1960 lehrte er an der Musikhochschule Mainz und an der Hochschule für Musik und Theater in Heidelberg. Als ihm 1970 in Mainz der Professorentitel in Aussicht gestellt wurde, lehnte er ab. Begründung: Er sei »Sänger mit Leib und Seele« und kein Professor.
    Sein Grab findet man auf dem Friedhof an der Burgstraße, nur wenige Schritte von der Kapelle entfernt. Der Sänger scheint heute weitgehend vergessen, aber es existieren fast hundert Gesamtaufnahmen von Opern und Operetten mit der Stimme von Franz Fehringer, auch bei YouTube sind einige Stücke eingestellt - zum Beispiel »Che gelida manina« aus La Bohème, natürlich in deutscher Sprache gesungen, wie es damals üblich war. Man sollte sich diese knappe fünf Minuten Zeit nehmen...
    Ich konnte mit der Erinnerung eines Schubert-Liederabends vor dem Grab stehen. Hier kann von keiner Weltkarriere berichtet werden, aber auch solche Künstler leisten sehr viel, man sollte dies entsprechend würdigen.


  • Die Gräber der beiden Tenöre Franz Fehringer und Heinz Hoppe liegen 20 Kilometer voneinander entfernt. Wenn man von Nußloch aus westlich fährt gelangt man auf die B 39, die nach 68804 Altlußheim führt, wo Heinz Hoppe auf dem Friedhof am Ortsausgang seine letzte Ruhestätte hat. Ich gehe einmal davon aus, dass meine Darstellung stimmt, denn auf der Internetseite »Grabstätten bedeutender Opernsängerinnen und -Sänger auf dem Friedhof Ohlsdorf« findet man in einer umfangreichen Liste entsprechende Künstler, unter anderen auch Heinz Hoppe mit folgendem Eintrag: »Heinz Hoppe (* 1924 Saerbeck, † 1993 Mannheim, Urnenhain W 19) bei einem Millionenpublikum populär«
    Diese Angabe »Urnenhain W 19« ist mir unverständlich, weil ich nur 15 Autominuten vom Grab Heinz Hoppes entfernt wohne und ab und an einmal einen Besuch auf dem Friedhof in Altlußheim mache, wo das hier gezeigte Foto entstanden ist.
    Eine entsprechende Anfrage von mir hat das Friedhofsamt Mannheim wie folgt beantwortet:
    »in obiger Angelegenheit können wir in unseren Unterlagen keinen Hinweis auf eine Grabstätte Hoppe Heinz feststellen.»


    Tamino-Kollege Harald Kral hatte am Dienstag, 7. April 2009 im Heinz Hoppe Thread (Beitrag Nr. 13) den hier zitierten Beitrag eingestellt:

    Zitat

    Als Heinz Hoppe am 7. April 1993 im Alter von 69 Jahren starb - genau heute vor 16 Jahren - setzten seine Frau Claudia und seine Tochter in ihrer Todesanzeige über den Namen des Sängers das Motto „Die Melodie der Seele tönt ewig, ewig fort...“, und darunter war zu lesen: „Sammle deine hellen Stunden ein und verwahre sie für die dunkle Zeit“.


    In diesem Thread kann man sich ausführlich informieren, dennoch sollen hier einige wichtige Daten genannt werden:
    Heinz Hoppe ist 1924 in Saerbeck im nördlichen Münsterland geboren. Eigenartig (im Bezug zum vorigen Beitrag) dass auch er - wie Franz Fehringer - sein Debüt in der Oper Xerxes gab, das war 1953 an den Städtischen Bühnen Münster. Ab 1956 gehörte er der Hamburgischen Staatsoper an, und der Hamburger Senat ernannte ihn 1962 zum Kammersänger, womit er der jüngste Sänger war, dem dieser Titel verliehen wurde. Heinz Hoppe trat auch international auf, zum Beispiel an der Mailänder Scala und der Metropolitan Opera in New York.
    Die Staatliche Hochschule für Musik in Heidelberg-Mannheim ernannte ihn zum Professor für Sologesang und zum Leiter der Opernschule. Musikinteressierte der Region waren damals von der Nachricht überrascht und bestürzt, dass Heinz Hoppe an den Folgen einer Operation in einer Mannheimer Klinik gestorben ist.

  • Lieber hart,
    mit Deinen fundierten Beiträgen in diesem Thread leistest Du einen wichtigen Beitrag bei der großen und nur schwierig zu leistenden Aufgabe, das Andenken an große Sängerpersönlichkeiten zu erhalten. In diesem Bemühen sind wir sehr eng verbunden. :hello:


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Lieber Operus,
    die beiden letzten Sängerpersönlichkeiten boten sich aufgrund der geografischen Lage geradezu an. Aber dieser Thread heißt schließlich so schön »Der Musiker Gräber« und da sollten dann auch andere Musizierende gewürdigt werden. Geografisch können wir in der Gegend bleiben, der nächste Musiker ist kein Sänger, sondern einer der den Sängern und anderen Musikern sagt, wo es lang geht...

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  • Wilhelm Furtwängler starb am 30. November 1954 in Baden-Baden und wurde in Heidelberg, wo seine Schwester Märit lebte, bestattet.


    Der Bergfriedhof in Heidelberg ist der wohl bekannteste von 17 Friedhöfen der Stadt. Er wurde im Jahre 1844 auf dem Gelände ehemaliger Weinberge angelegt und liegt im Südwesten der Stadt. Die Anlage hat eine Größe von etwa 15 Hektar und das Wegenetz erstreckt sich auf insgesamt 20 Kilometer. Bei der Begehung findet man viele bekannte Namen, so auch das Grab des ersten Reichspräsidenten Friedrich Ebert und weniger bekannte, wie zum Beispiel Auguste Pattberg, die fleißige Liedsammlerin, die auch einiges für die Sammlung »Des Knaben Wunderhorn« beitrug.
    Die Adresse der Friedhofsverwaltung: Steigerweg 20, 69115 Heidelberg. Das ist jedoch nicht der Haupteingang, der befindet sich an der Rohrbacher Straße. Am Eingang Steigerweg ist eine kleine Parkfläche für Autos, und man kann von hier aus das Grab Wilhelm Furtwänglers in etwa drei bis fünf Minuten erreichen; Lagepläne bieten Orientierungsmöglichkeiten.
    »Er gilt bis heute als bedeutendster Vertreter des „deutschen Klangs“, jenes tiefgründelnden, satten romantischen Tons, der so tut, als sei die Musik allem Politischen, Lebensweltlichen enthoben, der ihre Autonomie behauptet: Wilhelm Furtwängler, legendärer Chefdirigent der Berliner Philharmoniker von 1922 bis 1935 und 1952 bis 1954. Doch ein Schatten lastet auf diesem Klangideal, und das liegt auch an Furtwänglers zwiespältiger Rolle im Nationalsozialismus. Er verließ Deutschland nicht und leitete die Philharmoniker weiter, wenn auch nicht mehr als Chefdirigent. Viele Emigranten haben ihm das vorgeworfen«


    Dieses Zitat stammt aus »DER TAGESSPIEGEL Kultur« vom 4. Januar 2013. Dort, wie auch anderswo, steht eine Menge über Furtwängler geschrieben. Auch über Dietrich Fischer-Dieskaus im Jahre 2009 erschienenes Buch »Jupiter und ich«. das damals als Neuerscheinung unter 20.- Euro kostete und heute für dreißig Euro angeboten wird.
    In diesem Thread sollte das alles nicht diskutiert werden, weil es für solcherart Diskussionen wohl weit besser geeignete Plattformen gibt. Eines lässt sich aber nach diesem Friedhofsbesuch feststellen: Wilhelm Furtwängler ist nicht tot.
    Als 1989 Bänder eines Konzertmitschnitts vom Oktober 1942 auftauchten, die inzwischen gekonnt bearbeitet wurden, spitzten Fachleute die Ohren. Die CD (Bruckner Symphony No. 5 / Berliner Philharmoniker) kam 2011 auf den Markt. (Amazon ASIN B004U9M8X4)


    Berichten zufolge war bei Furtwänglers Beerdigung keine politische Prominenz anwesend. Es wird berichtet, dass die üppigsten Kränze von den Berliner Philharmonikern und seinem ärgsten Konkurrenten Herbert von Karajan stammten.
    Bei der Trauerfeier in Heidelbergs größter Kirche war der Sarg im Chorraum aufgebahrt und die Berliner Philharmoniker spielten unter Eugen Jochum Mozarts »Maurerische Trauermusik«, wohl im Gedenken daran, dass Mozart in dieser Kirche auch schon musiziert hatte.
    Nach Heidelberg und zur Rhein-Neckar-Region hatte Furtwängler stets gute Kontakte. So war er zwischen 1915 und 1919 Operndirektor in Mannheim und auch Ehrenbürger dieser Stadt
    1927 erhielt er das Ehrendoktorat der Universität Heidelberg. Der Hauptgrund für die Beerdigung in der alten Universitätsstadt ist aber in der Tatsache zu sehen, dass hier seine Mutter und seine Schwester lebten, mit denen er die Grabstelle teilt.
    Auf der grauen Steinplatte steht in Versalien der Text:
    NUN ABER BLEIBT GLAUBE, LIEBE, HOFFNUNG, DIESE DREI. ABER DIE LIEBE IST DIE GRÖSSTE UNTER IHNEN


  • Ehrengrab von Robert und Clara Schumann auf dem Alten Friedhof in Bonn
    Robert Schumann (* 8. Juni 1810 in Zwickau; † 29. Juli 1856 in Endenich, heute ein Ortsteil von Bonn)


    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Lieber Chrissy,
    schön, dass Du es nochmal eingestellt hast, damit ist das Grab-Denkmal von Clara und Robert Schumann auch auf dieser Threadseite präsent.

  • Viel geschmäht:


    [timg]http://upload.wikimedia.org/wi…-Kozub-Grab.JPG;Wikimedia[/timg]



    Ernst Kozub (* 24. Januar 1924 in Hamborn; † 27. Dezember 1971 in Bad Soden am Taunus) war ein deutscher Opernsänger (lyrischer Tenor, später Heldentenor). Sein Urnengrab befindet sich in Königstein im Taunus.


    siehe auch: Ernst Kozub - einer der letzten, großen Heldentenöre


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Harald,
    Du formulierst mit dem "viel geschmäht" zutreffend eine viel geäußerte und auch haften gebliebene Meinung über den Tenor Ernst Kozub. Ich möchte dagegen setzen " viel ( zu viel) erhofft". Kozub hatte nach übereinstimmender Meinung von denen, die ihn erleben durften aber auch von Kollegen und Kritikern eine der schönsten Tenorstimmen seiner Zeit. Deshalb knüpften sich an ihn die größten Hoffnungen, besonders auch vor oder bei der Produktion des "Solti-Ringes". Er war der ersehnte "neue" Siegfried. Er konnte, obwohl sich die Kollegen Nilsson, Frick und sogar Fischer-Dieskau unheimlich bemühten ihm zu helfen - heute würde man es Coaching nennen - die Probleme dieser Partie nicht in den Griff bekommen. Deshalb griff man dann bei den Aufnahmen auf den bewährtesten Fachvertreter Wolfgang Windgassen zurück. Diese Enttäuschung der Erwartungen, die gerade an diesen Siegfried geknüpft waren, sollten nicht darüber hinweg täuschen, dass Kozub vielfach außergewöhnliche Leistungen erbracht hat.
    Ähnliche Beispiele gibt es im Sport, Jürgen Hingsen war der Trainingsweltmeister im Zehnkampf konnte diese Ausnahmebegabung jedoch kaum einmal im Stress des Wettkampfes umsetzen.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

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  • Nachdem das Thema "Der Musiker Gräber" eine so positive Resonanz und die Einstellung beeindruckender Bilder brachte, habe ich einen weiteren, neuen Thread mit dem Titel: "Der Musiker Ehrenplätze" in dieser Richtung gestartet, der eine sinnvolle Fortsetzung und Erweiterung der dem Gedenken an große Musikerpersönlichkeiten gewidmeten Thematik sein soll. Gefragt sind dort selbstverständlich nicht nur Plätze, sondern Straßen, Denkmäler, Gedächtnisstätten usw., also alles, was öffentlich, repräsentativ und liebevoll an Musiker erinnert. In diesem Zusammenhang Dank und Kompliment an Theophilus, der mir wieder einmal half, im neuen Beitrag "Der Musiker Ehrenplätze" Bilder einzustellen. Es ist sehr erfreulich und spricht für unser Forum und die Kollegialität unter uns Tamnios, wie rasch, selbstverständlich und unkompliziert Hilfe funktioniert. :jubel:


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Zitat

    KS Ernst Kozub (1924 - 1971)


    Viel geschmäht:

    Ja, liebe Taminos!


    Was unser lieber OPERUS hier über Ernst Kozub sagt, kann ich nur bestätigen. Kozub wurde von einigen hier im Forum als "Brüller" bezeichnet. Das ist leider das Schicksal von Heldentenören (Mario del Monaco). Aber er konnte auch wunderbar lyrische Partien singen. Er gehört zu meinen Lieblingstenören und ich besitze sehr viele Aufnahmen von ihm. Wenn man ihn mit der Kavatine des Faust aus "Margarethe" hört, weiß man, wieviel Schmelz in seiner Stimme lag. Ich habe vor, das Grab von Ernst Kozub sobald als möglich zu besuchen.

    W.S.

  • [timg]http://www.viennatouristguide.…ld/Bilder_40/welitsch.jpg[/timg]


    Ks. Ljuba Welitsch (* 10. Juli 1913 in Borissowo, Bulgarien; † 1. September 1996 in Wien; eigentlich Veličkova)


    Liebevoll und berührend gestaltet, der Grabstein auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 40, Nr. 176). Sehr passend das Zitat aus "Salome".

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zitat operus: "Nachdem das Thema "Der Musiker Gräber" eine so positive Resonanz und die Einstellung beeindruckender Bilder brachte, habe ich einen weiteren, neuen Thread mit dem Titel: "Der Musiker Ehrenplätze" in dieser Richtung gestartet, der eine sinnvolle Fortsetzung und Erweiterung der dem Gedenken an große Musikerpersönlichkeiten gewidmeten Thematik sein soll. Gefragt sind dort selbstverständlich nicht nur Plätze, sondern Straßen, Denkmäler, Gedächtnisstätten usw., also alles, was öffentlich, repräsentativ und liebevoll an Musiker erinnert."


    Lieber operus, ich finde Deinen neuen Thread nicht. Bitte hilf, denn ich freue mich darauf und möchte mich gern beteiligen.


    LG Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Lieber Rheiengold1876, (Rüdiger ist wohl persönlicher, dann kann es umgekehrt gerne auch Hans heißen.)


    ich verstehe nicht, warum dieser Thread bei Dir nicht erscheint. Ich habe oben bei der Suchfunktion den Titel: "Der Musiker Ehrenplätze" eingegeben und an der dritten Stelle nach zweimal "Der Musiker Gräber" kam der gesuchte Thread. Vielleicht noch als zusätzliche Hilfestellung die Überschrift ist: Alle Wege führen zu...
    Schön wäre es, wenn wir auch diesen Musiker ehrenden Thread auf den Weg bringen könnten.


    Liebe Grüße und einen schönen, sonnigen Sonntag
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

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  • Ferenc Fricsay (1914-1963) war ein österreichischer Dirigent ungarischer Herkunft, der bereits mit sechs Jahren in die Budapester Musikhochschule eintrat.
    Im Folgenden erlernte er fast alle Orchesterinstrumente und konnte diese intensiven Kenntnisse stets bei den umfänglichen Proben einsetzen - er hatte den Ruf eines »Probedirigenten« und galt als Orchestererzieher. Seine Aufnahmen gab er erst nach eingehenden Qualitätskontrollen frei und nutzte stets die neuesten technischen Möglichkeiten der Übertragung, aber den Siegeszug der CD durfte er nicht mehr erleben.
    Als er bei den Salzburger Festspielen 1947 unvorhergesehen die Uraufführung von »Dantons Tod« leitete, war er plötzlich international bekannt.
    In der Literatur findet man die Aussage, dass Fricsay der »erste Medienkünstler von europäischem Rang« gewesen sei, ein Metier, das später Herbert von Karajan in Perfektion beherrschte, wohl der Hauptgrund, dass Fricsays Aufnahmen schnell in den Hintergrund gerieten.
    Ferenc Fricsay wurde nicht einmal fünfzig Jahre alt. In seinen letzten Jahren zog er sich immer mehr zurück und lebte oberhalb des Untersees (Bodensee) in der Schweiz. Seit 1952 hatte er seinen Wohnsitz in dem idyllisch gelegenen Dorf Ermatingen. Er starb in Basel, sein Grab befindet sich auf dem Friedhof in Ermatingen, von wo aus man einen schönen Blick auf die gegenüber liegende Insel Reichenau hat. Wenn man den hinteren Eingang benutzt, findet man den großen schwarzen Grabstein nach wenigen Schritten rechts an der Mauer.
    In einem Nachruf von ZEIT ONLINE heißt es:
    »Er war eine reine Flamme, die früh dahin brannte und deren Widerschein unser Leben noch lange erhellen wird«

  • Ein Tipp für Wien-Besucher: ein Spaziergang durch Neustift (19. Bezirk) ist lohnend. Nicht nur wegen der guten Heurigenlokale, sondern auch wegen des etwas höher gelegenen Friedhofs.


    Beim Schlendern durch den Friefhof habe ich folgende Gräber entdeckt:


    Heinz Holecek


    Helene Wildbrunn


    Esther Rethy


    Irmgard Seefried / Wolfgang Schneiderhahn


    Boy Gobert


    Ewald Balser


    Egon Seefehlner


    Brigitte Xander


    Ich erinnere mich, dass ich vor Jahren noch einige Gräber von Schauspielern entdeckt habe, die ich aber heuer nicht mehr wiedergefunden habe. Aber trotzdem ein schöner und lohnender Gang.


  • Der Tenor "Anton Dermota" hat seine Grabstelle auf dem Hietzinger Friedhof in Wien.
    Seit 1992 gibt es im Stadtbezirk Hietzing auch eine Dermotagasse.


    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Adresse: Herdweg 105 / 64285 Darmstadt


    Seine Kompositionen, die von Puristen nicht so geschätzt werden, weil er oft mit Zitaten arbeitete, machten ihn zum wohlhabenden Mann. Musikalisch orientierte er sich an Auber, Adam, Gounod ... Wer an Flotow denkt, dem fällt automatisch die Oper »Martha« (auch »Der Markt zu Richmond« genannt) ein, die am 25. November 1847 in Wien zum ersten Male aufgeführt wurde. Bereits 1844 fand die Uraufführung seiner Oper »Alessandro Stradella« in Hamburg statt. »Martha« war aber die Oper, die einen unwahrscheinlich hohen Bekanntheitsgrad erreichte, sogar außerhalb Europas. 1882 hatte die Generalintendanz der kaiserlichen Hofoper in Wien dem alten Komponisten eine Einladung zur 500. Vorstellung der »Martha« geschickt, der Komponist sollte als Ehrengast dabei sein.
    Noch zu meinen Kinder- und Jugendtagen waren diese Melodien und Texte mitten in der Bevölkerung verankert.
    Warum Friedrich von Flotow am Ende seines Lebens - 68-jährig - mit seiner Familie ausgerechnet nach Darmstadt zog, ist nicht eindeutig bekannt, als Grund wird die reizvolle Landschaft und das kulturelle Umfeld genannt; aber eigentlich war er an das Flair von Wien und Paris gewöhnt. Kaum war Flotow in Darmstadt, wurde er auch schon zum Ehrenbürger ernannt. Die späten Jahre Flotows waren von einem schweren Augenleiden beeinträchtigt, so dass er nur noch auf besonders dicken Notenlinien mit dem Zimmermannsbleistift arbeiten konnte.
    Am 24. Januar 1883 starb Friedrich von Flotow im Alter von 70 Jahren. Seine Frau und die Stadt Darmstadt sorgten dann am 27. Januar für ein pompöses Begräbnis. Das Grabmal vermittelt auch heute noch einen Eindruck davon. Genau gesehen, wurde er zweimal begraben, denn die Begräbnisstelle erwies sich für die Aufstellung des Denkmals als ungeeignet, deshalb brachte man den Sarg am 20. Februar an die Stelle, wo im folgenden Jahr das Denkmal errichtet wurde. Der Bildhauer Professor Benedikt König und der Frankfurter Architekt Linnemann gestalteten das Denkmal in Absprache mit der Witwe Rosa von Flotow, seiner dritten Ehefrau.
    Am 26. April 1884 wurde das Denkmal-Grab eingeweiht. Es zeigt eine Bronzene Büste des Komponisten auf einem drei Meter hohen Sockel aus Syenit. An der Vorderseite deutet eine Bronzetür den Eingang zu einer Grabkammer an. Davor steht eine überlebensgroße Figur aus weißem Marmor, die in der linken Hand einen Kranz trägt. Die gesamte Grabanlage ist von einem schmiedeeisernen Gitter umgeben; in dem Türchen ist das Wappen der Familie von Flotow zu sehen.
    Zum 100. Todestag des Komponisten - 1983 - wurde das Denkmal von der Stadt Darmstadt restauriert, es ist ein Ehrengrab.


    Auch Erika Köth (1925-1989) hat ihre Ruhestätte auf dem Alten Friedhof in Darmstadt, nicht weit vom Eingang entfernt, etwa fünfzig Schritte halblinks, ist das Grab. Sie ist in Darmstadt geboren und erhielt später, mit 17 Jahren, ein Stipendium der Stadt. Es folgten die Kriegswirren, dann studierte sie in Darmstadt an der Akademie für Tonkunst Gesang.
    Sie setzte sich 1947 bei einem Wettbewerb von Radio Frankfurt gegen 300 Mitbewerber durch und wurdev1948 an das Pfalztheater Kaiserslautern engagiert. Die nächste Station war dann das Staatstheater Karlsruhe. Ab 1953 ertönte ihr Koloratursopran an der Bayerischen Staatsoper, wo sie bis 1978 Ensemblemitglied war und als Mimi in La Bohéme von der Opernbühne abtrat. 1981 konnte ich sie nochmal anlässlich eines Lieder- und Arienabends hören; sie sang Lieder von Schumann, Brahms, Wolf und Strauss und aus Opern von Mozart, Puccini und Dvorak.
    Bis 1988 arbeitete sie an den Musikhochschulen in Köln und Mannheim als Dozentin, gab Meisterkurse und engagierte sich in Everdings Münchner "Singschul".
    Auf der Höhe ihrer Karriere trat sie an den meisten altehrwürdigen Spielstätten auf. Unbestritten gehörte sie zu den großen Koloratursopranistinnen des 20. Jahrhunderts in Deutschland.
    Natürlich gibt es auch eine Aufnahme, in der Erika Köth die Martha singt und Rudolf Schock den Lyonel - Wilhelm Schüchter dirigiert die Berliner Symphoniker, das war 1963.

  • Hier das Grab des Bayreuther Meisters und seiner Frau Cosima im Garten der Villa Wahnfried : :



    Richard Wagner 1813-1883



    Gruss
    Holger

    "Es ist nicht schwer zu komponieren.
    Aber es ist fabelhaft schwer, die überflüssigen Noten unter den Tisch fallen zu lassen"
    Johannes Brahms

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  • Elisabeth Schwarzkopf war eine auffallende Persönlichkeit und so auffallend ist auch ihr Grab auf dem Friedhof in (8136) Zumikon, nahe Zürich, gestaltet.
    Neben den vielen Namen auf der schräg stehenden Metallplatte, fällt eine vergoldete Rose am Kopfende besonders ins Auge.
    Der Friedhof in Zumikon ist leicht zu finden, denn er befindet sich unmittelbar bei der Kirche im Ort. Durchs Friedhoftor kommend hält man sich halblinks,
    und steht nach etwa hundert Metern vor dem Grab und macht sich seine Gedanken...


    Elisabeth Schwarzkopf war eine Jahrhundertsängerin, das ist keine Frage. Über die Art ihrer Darbietungen mag an anderer Stelle diskutiert werden.
    Walter Legge erinnerte sich, dass er die Stimme seiner Frau nach dem Vorbild von mindestens sechs großen Sopranistinnen herangebildet habe.


    Elisabeth Schwarzkopf war fleißig und akribisch. Soweit ich weiß, gab sie noch 2003, mit 87 Jahren einen Meisterkurs. Als strenge Lehrerin war sie, ihrer Detailbesessenheit wegen, gefürchtet, aber einer ihrer Schüler, Matthias Goerne, gestaltete anlässlich ihres 90. Geburtstages einen von ihr konzipierten Liederabend mit Liedern von Hugo Wolf. Es war ein musikalisch insgesamt etwas düsterer Abend, auch das Hugo-Wolf-Lied »Wohl denk ich oft an mein vergangnes Leben« stand auf dem Programm.
    Das Ehepaar Schwarzkopf-Legge hatte sich in den vergangenen Jahrzehnten besonders für das Werk Hugo Wolfs eingesetzt und wesentlich zu einer Hugo Wolf Renaissance beigetragen.
    Für Elisabeth Schwarzkopf gilt wohl auch der Satz: Sie wird nie ganz sterben.


  • Wolfgang Fortner war ein deutscher Komponist, Kompositionslehrer und Dirigent.


    Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof in Heidelberg-Handschuhsheim, die angrenzende Straße heißt: Zum Steinberg.
    Wenn man den Eingang Süd benutzt, geht man etwa hundert Meter bergauf und sieht dann links den rückseitigen Giebel der Trauerhalle. In diesem Bereich findet man etwas seitlich versteckt das Grab, wo bereits Moosbewuchs versucht sich der Buchstaben zu bemächtigen.


    Hans Zender, der uns die "komponierte Interpretation" der "Winterreise" bescherte, schrieb 1987 in einem Nachruf:
    »Es ist schmerzlich, einen verehrten Lehrer zu verlieren; man spürt in solchen Momenten, wie sehr man doch durch ihn geprägt wurde, trotz der Distanz, welche die eigene Entwicklung im Lauf der Jahre schaffen mußte. Für manche Jüngere mag es nicht einfach sein, sich die große Faszination vorzustellen, die Wolfgang Fortner unmittelbar nach dem Krieg auf die junge Generation ausübte. Er war – ähnlich wie sein Antipode Karl Amadeus Hartmann – eine „starke Natur“, doch das alleine erklärt keineswegs seine Bedeutung.«
    DER SPIEGEL schrieb:
    »Wenn die zeitgenössische Musik im Nachkriegsdeutschland eine Vaterfigur hatte, dann ihn. Nicht nur, daß die Komponisten Hans Werner Henze, Hans Zender, Bernd Alois Zimmermann und Wolfgang Rihm seine Schüler waren; nicht nur, daß er als Dozent in Freiburg Mentor einer ganzen Komponisten-Generation wurde, bei den Avantgardisten-Begegnungen am Redner- und am Dirigentenpult Experimentierlust bewies und fünfzehn Jahre lang die legendären Münchner Musicaviva-Konzerte betreute - auch in der stilistischen und formalen Vielfalt seines eigenen Schaffens zeigte und bewährte er sich als Oberhaupt der in Richtungen und Cliquen zersplitterten Neutöner-Szene.«

  • Die Gräber der Musiker berühren mich emotional. Danke an alle die uns diese schönen, oft berührenden Beispiele zugänglich machen und dadurch liebevolle Erinnerungen wecken.
    Eine Frage habe ich an das fleissigste Tamino-Mitglied in dieser Thematik: Lieber Hart, wie kommst Du an diese Fülle von Gräbern? Schön wäre es, wenn Du meine Frage beantworten würdest. Vielleicht auch noch mit ein bißchen Erläuterung drum herum, so dass man sich den Schreiber etwas vorstellen kann und weiß, aha so macht der das. Danke!


    Herzlichst
    der neugierige
    Oerus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Lieber Operus,
    seit mindestens fünfzig Jahren - ich hörte damals eine Radiosendung - wollte ich das Grab von Joseph Schmidt besuchen und wusste, dass er in Zürich begraben wurde.
    Ich war dann in den folgenden Jahrzehnten immer mal wieder in Zürich, aber wo suchen?
    Mit dem sich rasch entwickelnden Internet sprudelten dann die Informationsquellen und ich wusste in diesem Falle konkret, dass ich das Grab auf dem Israelitischen Friedhof Unterer Friesenberg im Stadtkreis 3 in Zürich-Wiedikon finden würde. Da man damals noch kein "Navi" hatte, navigierte ich nach den Trambahn- und Bushaltestellen.


    Die Gräber von Flotow, Köth, Fortner, Furtwängler und Fehringer liegen (in dieser Reihenfolge von Nord nach Süd) zum Beispiel alle an der Bundesstraße 3 auf einer Strecke von nur einmal 70 Kilometern. Zu Fortner, Furtwängler oder Hoppe schaffe ich es jeweils mit dem Fahrrad in weniger als einer Stunde.


    Mein letzter Beitrag - Wolfgang Fortner - ist eigentlich noch um eine Bemerkung zu ergänzen> Wenn man auf die Internetseite des Friedhofs geht, findet man folgenden Hinweis:
    »Auf dem Handschuhsheimer Friedhof befinden sich unter anderem die Ruhestätten der Eltern der schwedischen Königin Silvia sowie die des Physikers und Nobelpreisträgers Walther Bothe.«
    Wolfgang Fortner ist offenbar nicht prominent genug... aber in diesem Falle bedurfte es keines Hinweises, denn von meinem Arbeitszimmer aus kann ich den Berg sehen, an dem dieser Friedhof liegt.
    Natürlich habe ich an einem heißen Sommertag auch schon das Grab von Karl Erb in Ravensburg gegossen, aber das war noch zur "Dia-Zeit", solche Bilder muss man dann erst heraussuchen und digitalisieren. Manchmal geht es einfach, ein andermal ist es etwas schwieriger zu dem Material zu kommen. Mitunter sind die Quellen auch widersprüchlich, wie ich dies zum Beispiel im Beitrag Nr. 68 dargestellt habe.


    Konnte ich etwas erhellende Informationen geben?

  • Danke, lieber Hart, das Dunkel der Anonymität hat sich mit der Ortsangabe Nußloch etwas erhellt. Vielleicht regt es auch die Phantasie an, wenn man dennoch weiter rätselt: Hallo, wer bist Du?
    Herzlichst
    Operus

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