Zu lange hat die Musik geträumt, jetzt wollen wir wachen - Richard Strauss: Also sprach Zarathustra

  • Hallo wolfgang,


    die Decca-Aufnahme mit Karajan, habe ich auf CD ( :thumbsup: die enthällt die beste Tod und Verklärung aller Zeiten).
    Tatsächlich den späteren DG-Aufnahmen von Karajan weit überlegen. Und mir gefällt das, wie Du passend schreibst "fetzige", natürlich auch. Allerdings rauscht speziell diese Aufnahme vom Zarathustra recht stark! Mehr als die alte Reiner-RCA-Aufnahme. Von daher greife ich in der Regel zu meiner Favoritenaufnahme Solti / Chicago SO (Decca), die mich wunschlos zufrieden in jeder Hinsicht macht; genau wie Steinberg / Boston SO (DG).


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    Decca, 1959-60, ADD


    :S Von daher wage ich zu bezweifen, dass mir der "völlig nüchternen, sachlichen und klare R.Strauss" von Boulez (DG), den John Doe in Beitrag 29 vorstellt, so ganz voll liegen würde.
    Was bei Strawinsky und Bartok mit Boulez bestens funktioniert, muss nicht auch für R.Strauss gelten! Sein Ravel und Debussy sind mir eindeutig zu nüchtern ... abgesetzt!

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo, teleton!


    Ich weiß, daß mich nun wieder viele in der Luft zerreißen werden. Aber ich kann mich einfach nicht an den Klang einer CD gewöhnen. Sie klingt mir einfach zu steril und unnatürlich. Obwohl ich mittlerweile auch gut 200 CD besitze, und auch verschiedentlich höre, ziehe ich immer wieder den weichen, warmen Klang einer LP vor. Natürlich, wenn ich gewisse Aufnahmen nicht auf Vinyl besitze, werde ich mir Fehlendes auch auf CD anschaffen. Aus Bequemlichkeit und bei etwas Eile wandert auch mal eine CD in den Player.


    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Es gibt u.a. auch noch Previn, Ozawa und Solti mit den Berliner Philharmonikern.


    Aber in einem stimme ich Wolfgang zu. Die Platte, noch dazu mit einem sehr guten Tonabnehmersystem, hört sich völlig anders an als eine CD. Aber ich habe ja meine 3500 LPs veräußert und höre mir inzwischen nur noch Musik via DVD oder CD an. Sei's drum.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Diese CD hat heute meine Sammlung bereichert, und sie hat mich daran erinnert, welche orchestralen Großtaten Richard Strauss vollbracht hat, von seinen Opern ganz zu schweigen. Aber da "Thus Spoke Zarathustra" schon immer meine Lieblingstondichtung von Strauss war, habe ich mit ihr begonnen.
    Hier hat nun Giuseppe Sinopoli mit dem New York Philharmonic seine Visitenkarte abgegeben und hat gleich seinen Platz in meiner Sammlung (Böhm, Solti, Karajan, Blomstedt, Kempe, Haenchen, Zinman) eingenommen. Ein derartig frappierendes Crescendo in den Paukenschlägen ist mir nicht in Erinnerung. Und ich wurde im weiteren Verlauf, den betörenden Teilen "Von den Hinterweltlern", "Von der großen Sehnsucht", "Von den Freuden und Leidenschaften" daran erinnert, dass dieses Stück nicht die eine oder andere Gänsehautstelle enthält, sondern dass es quasi eine einzige Gänsehautstelle ist. Von den Ausmaßen einer kompletten Sinfonie biete sich durch seine neun Teile doch eine Fülle verschiedener entzückender bis atemberaubender Einfälle. Und das alles ist superb gespielt und dirigiert.
    Wie sagten doch meine Schüler früher im Musikunterricht, als ich ihnen zum Thema "Musik in der Werbung" die Einleitung des Zarathustra vorspielte: "Das ist das Warsteiner-Lied".


    Liebe Grüße


    Willi :thumbsup:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Lieber Willi, bekanntlich bin ich kein Sinopoli-Fan, aber mit den New Yorker PH an der Seite glaube ich Deinem euforischen Bericht gerne. Da kann man dann bei dem Werk nicht mehr viel falsch machen.


    Meine Favoriten von Also Sprach Zarathustra sind Solti / Chicago SO (Decca), die Du ja auch hast und die Aufnahme von dem grossen William Steinberg / Boston SO (DG) !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Über Solti sind wir natürlich einer Meinung, lieber Wolfgang, aber aus meiner Sammlung gefiel mir auch die Aufnahme von Herbert Blomstedt ganz besonders. Aber auch alle anderen sind sehr gut.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Hallo,


    Richard Strauss gehört vor mir zu den schwierigen Komponisten. Er hat spannende Opern geschrieben, Salome und Ariadne auf Naxos habe ich in der Oper gemocht. Oft empfinde ich seine Harmonik aber als schwierig und unangenehm, ja abstoßend. Am wundervollsten ist er vor mir in den "vier letzten Liedern", einer wirklich ganz großen, anrührenden Komposition, wie ich meine.
    Von seinen sinfonischen Werken mag ich eigentlich nur "Also sprach Zarathustra". Hier findet man nicht die abstoßende Harmonik, die ihm manchmal sonst zu eigen ist. Das Werk ist originell und wirkt recht modern. Meine Aufnahme ist die mit dem Orchestre national Bordeaux Aquitaine unter Leitung von Alain Lombard. In dieser Aufnahme wird die komplexe Polyphonie dieses Werkes besonders gut herausgestellt, jede Orchesterstimme singt und spricht für sich, es gibt keinen "Gesamtklang". Bei diesem Ansatz höre ich das originelle, ja fast avantgardistische Werke gerne bis zum Schluß. Man muß es nicht nur auf den Anfang reduzieren. Lombad forciert nicht, das Orchester spielt auch nicht besonders laut. Leider ist diese sehr interessante Aufnahme derzeit nicht im Katalog.


    Ich möchte darauf hinweisen, daß dieses Orchester unter Leitung von Alain Lombard auch bei Werken von Berlioz Beachtung verdient. Ein sehr charakteristisches und ganz ausgezeichnetes Orchester mit hohem Wiedererkennungswert.


    Vorher hatte ich eine Aufnahme von "Also sprach Zarathustra" unter Leitung des von mir immer geschätzten Guiseppe Sinopoli, ein stets guter Dirigent, wie ich finde. Aber Lombards origineller Ansatz gefällt mir wesentlich besser. Damit bin ich dauerhaft zufrieden - und ich höre interessiert bis zum Ende!


    Meine "Musik-Ansprache"


    Liebe Grüße


    Andreas

    De gustibus non est disputandum (über Geschmäcker kann man nicht streiten)

  • Meine erste Zarathustra-Aufnahme war auf RCA-VICS-LP (damals 10DM) die berühmte referenzwürdige Reiner - Aufnahme mit Don Juan; nebst weitern LP´s mit Don Quixote, Burleske und Rosenkavalier-Walzer.


    Schon unglaublich, für welche Spottpreise dann heute diese TOP-Aufnahmen auf CD in neustem 24-BIT-Remastering "nachgeworfen" werden:
    Ich habe mir die RCA-5CD-Box mit einigen R.Strauss -Dichtungen bestellt ... ( ;( 9€).


    In diesem Thread ist die Reiner-Zarathustra-Aufnahme mehrmals erwähnt worden (von Josef, Theophilius und mir). Ich habe nun in der abgebildeten Box eine interessante Entdeckung gemacht:
    :!: Die Reiner-Aufnahme in der neuen RCA-5CD-Box ist nicht identisch mit meiner vorliegenden RCA LivingStereo-CD von 1962 ! Fritz Reiner hat Zarathustra für RCA zwei mal aufgenommen:
    Gesamtspieldauer 1954 = 31:50
    Gesamtspieldauer 1962 = 33:58


    Im Textheft der LivingStereo-CD steht dann auch, dass die 54er - Aufnahme ein "triumph of art and science" ist und die Glocke im Schlausssatz Nachtwandlerlied extra hoch platziert wurde um einen grösser projektierten Sound zu erhalten.
    Die 62er-Aufnahme folgte, da die Aufnahmetechnik dann einfach weit ausgereifter war.


    Ich habe heute beide Aufnahmen gehört und kann trotz der etwas grösseren Agilität in der Frühaufnahme der RCA nur Zustimmen, die 62er-Aufnahme noch nachgeliefert zu haben. Die Qualität der Frühaufnahme 1954 in der absoluten Stereo-Anfangszeit ist schon frapierend ordentlich geworden, aber die räumliche Zuordnung und die Microphonaufstellung führte dazu, dass gewisse Feinheiten nicht eingefangen wurden (z.Bsp. ist die Harfe teils kaum wahrnehmbar; die Pauken sind nicht so präsent und recht dumpf). Diese und andere Klangfehler sind in der 62er-Aufnahme ausgemerzt und es entgeht dem Hörer kein Detail.


    :angel: Über eines kann man sich trotz aller Nachfolgenden einig sein, das Reiner in beiden Aufnahmen referenzwürdiges vorgelegt hat, an dem sich alle Späteren messen dürfen ... und müssen.


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    RCA, 1962 (ASZ), ADD = 20Bit-Remastering von 1997



    RCA, 1954 (ASZ), ADD = 24Bit-Remastering von 2010



    Nachdem ich heute diese beiden Aufnahmen gehört habe, bin ich mir relativ sicher, dass es sich bei meiner damaligen RCA-LP (VICS) um die 62er-Aufnahme gehandelt hatte, denn die Platte war damals schon der Klanghammer - ein Aufnahmedatum war damals auf den LP´s gar nicht angegeben ... ;) wer weis ob ich die damals überhaupt gekauft hätte, wenn ich was von ;( 1954 gelesen hätte ...

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Ja, lieber Wolfgang, ich würde Dir zustimmen, dass die späte Einspielung von Fritz Reiner von 1962 seine erste noch übertrifft. Aufgrund ihres legendären Status (erste kommerzielle Stereoaufnahme) genießt die ältere von 1954 unter den meisten Kennern dennoch den besseren Ruf, was wohl nicht zuletzt eben an ihrer historischen Ausnahmestellung liegen dürfte. Klangtechnisch ist die acht Jahre jüngere Aufnahme einfach noch besser eingefangen. Eine fehlende Spontaneität würde ich ihr auch nicht unterstellen. Sie ist eben etwas abgeklärter und altersweiser interpretiert. Ich wusste auch lange Zeit nichts von dieser Zweitauflage, was auch daran liegt, weil die frühere bekannter und verbreiteter ist. Ich würde sie als ebenbürtig neben die Einspielung von William Steinberg mit dem Boston Symphony Orchestra (DG, 1971) stellen.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões