Alexis Weissenberg - Synthese von Intellekt und Emotion.

  • Zitat

    Original von m-mueller
    ... und die Partiten BWV 829 und 831. Die Partiten werden weitgehend mit einem gewissen Rubato gepielt, das ich nicht sonderlich schätze, aber das letzte Stück der 831 reißt alles raus: es hat den Titel "Echo", dauert keine 2 Minuten, überstrahlt aber den Rest der Platte fast supernovaartig - mit Swing und Verve gespielt gehört dieses kurze Stück zu meinen nicht viel mehr als 10 Lieblingssätze umfassenden Referenzklavierwerken Bachs, Score 10, etwas, das man sich 50mal hintereinander anhören kann, ohne daß es irgendwas an Substanz oder Geheimnis verliert.


    So ähnlich geht es mir mit dem wunderbaren ersten Satz der ersten Partita, B-Dur, BWV 825. Noch auf keiner anderen Einspielung, in die ich reingehört habe, hat mich das Spiel, insbesondere die Art mit Trillern umzugehen, so "angemacht". Diese Doppel-CD ist ein Schatz!


    Off-Topic Weissenberg, on-topic "Score 10": Die Gavotte aus der V. Französischen Suite in G-Dur, BWV 816, immer und immer wieder - mit: Till Fellner! Ein großes Album! :jubel:

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • Liebe Bach - und Weissenberg - Freunde ,



    die 6 Partiten D 825 - D 830 , die Chromatische Fantasie und Fuge D 903 , die Französische Ouvertüre D 831 ( Partita No. 7 - Klavierübung , 3. Teil ) gehören in der Interpretation durch Alexis Weissenberg zu den Kostbarkeiten der Interpretationskunst überhaupt .


    Was die Tonqualität dieser 1966 bis 1970 in der Pariser "Salle Wagram" ursprünglich für EMI aufgenommenen Werke anbelangt , so sei auf die beste remasterte Bearbeiteung von Toshiba - EMI aus Japan hingewiesen .


    Weissenberg selbst hat in seiner eigenen Zusammenstellung seiner beiden VDs in der Edition "Great Pianists of the Century" ( Philips , Vol. 97 ) die Partita Nr. 4 D - Dur ausgewählt . Diese hat er seine lange Karriere hinweg bis zu seiner schweren Erkrankung immer wieder in seinen Konzertprogrammen aufgenommen gehabt .


    Eine Aufnahme davon gibt es bei AURA / Ermitage .


    Interessant ist , wenn man Alexis Weissenberg häufiger im Konzert über viele Jahre erlebt hat , dass er die Partiten wie die Chromatische Fantsie und Fuge D 903 mit derselben Intensität , nahezu identischen Tempi interpretiert hat .


    Wer in Alexis Weissenberg "nur" den pianistischen Supervirtuosen sieht , der möge sich einmal die 'Allemande' aus der Partita Nr. 4 D - Dur , BWV D 828 , anhören . Hier hören wir ein Höchstmass an Klangsensibilität , eine fast vorweggenommene romantische Sicht - nicht romantisierend ! - .


    Beste Grüsse ,


    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Gestern, am 8. Januar 2012, ist er gestorben:



    Alexis Weissenberg (* 26. Juli 1929 in Sofia, Bulgarien; † 8. Januar 2012 in Lugano, Schweiz)
    französischer Pianist bulgarischer Herkunft.


    R. I. P.

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Alexis Weissenberg (* 26. Juli 1929 in Sofia, Bulgarien; † 8. Januar 2012 in Lugano, Schweiz)
    französischer Pianist bulgarischer Herkunft.


    R. I. P.


    Die für Anfang Februar angekündigte neue Weissenberg-ICON-Box, auf die ich schon sehr gespannt bin, hat dann ja fast testamentarischen Charakter. Leider ist über die genaue Zusammenstellung noch nichts bekannt.



    Herzliche Grüße,


    Christian

    Einmal editiert, zuletzt von Christian B. ()

  • Die für Anfang Februar angekündigte neue Weissenberg-ICON-Box, auf die ich schon sehr gespannt bin, hat dann ja fast testamentarischen Charakter. Leider ist über die genaue Zusammenstellung noch nichts bekannt.


    Die Box kann ich nur wärmstens empfehlen. Gerade hörte ich das 1. Brahms-Konzert - ihn begleitet Carlo Maria Guilini. Eine absolute Sternstunde! Die Zusammenstellung lohnt sich - es sind nämlich keine einfachen Doppelungen, sondern einige von EMI bislang nicht veröffentlichen Aufnahmen, die Mozart-Konzerte und das Brahms-Konzert mit Guilini etwa und das 3. Rachmaninow-Konzert nicht mit Pretre, sondern mit Bernstein. Ein eindrucksvolles Programm! Wie zauberhaft er selbst solche Zugaben spielt wie "Für Elise" z.B. - das Stück hat man sich nun wahrlich leid gehört, weil es alle Klavier spielenden Töchter in der Nachbarschaft klimpern. Weissenberg macht daraus ein faszinierendes Stück.


    Wirklich sehr zu empfehlen auch dieser Mitschnitt von den Salzburger Festspielen von 1972:



    Ravels "Le Tombeau de Couperin" ist ihm auf den Leib geschneidert. Das ist noch rhythmisch bohrender als die sehr schöne EMI-Studioaufnahme. Die Schumann Fantasie op. 17 ist von einer kaum glaublichen Vielschichtigleit. Bei Weissenberg bewundert man die Mischung aus Freizügigkeit und Kontrolle, er kann sich in den Moment versenken und doch immer den Blick für das Ganze wahren. Er war einfach ein riesen Pianist mit grenzenlosen Möglichkeiten!

    Beste Grüße
    Holger

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  • Die Weissenberg-Aufnahme mit Scarlatti-Sonaten, die beim Label DGG 1985 erschien, ist klug zusammengestellt. Es ist eine meiner liebsten Klavier-Aufnahmen. Leider nicht mehr im Katalog, antiquarisch aber noch erhältlich. (In die Suchmaske beim Urwaldfluss Weissenberg Scarlatti eingeben)


    K. 450 g-moll; K. 531 E-dur; K. 247 cis-moll; K. 109 a-moll; K. 107 F-dur; K. 132 Es-dur; K. 193 Es-dur; K. 481 f-moll; K. 184 f-moll; K. 87 h-moll; K. 233; e-moll; K. 544 B-dur; K. 13 G-dur; K. 20 E-dur; K. 8 g-moll


    Zitat aus dem Booklet: Alexis Weissenberg hat bei Wanda Landowska studiert. Sein vertrauter Umgang mit Bach und Scarlatti, sein Werkverständnis für die Cembalo-Literatur sind von dieser Zeit geprägt. (Anmerkung, Weissenberg schreibt) "Ein Instrumentalist muss für sich die grundsätzliche Entscheidung treffen, ob er die für das Cembalo geschriebenen Werke auf dem Klavier vortragen will oder nicht. Das Klavier bietet natürlich völlig neue Farben und stellt auch ganz andere Anforderungen auf dem Klavier den Klang des Cembalos zu imitieren: das geriete trocken und gestelzt. Auch die Tempi sind wegen des Nachhalls beim Klavier unterschiedlich zu behandeln. Ornamente, die das relativ <spröde> Cembalo braucht, um der Melodiestimme Gestalt und Ausdruck zu geben, werden beim Klavier eher als maniriert empfunden und in weit geringerem Umfang benötigt.
    Von Scarlattis ungefähr 550 Sonaten eignen sich etwa 50 für eine Darstellung am Klavier. Die übrigen bauen zu sehr auf Staccato-Effekte oder vom Klavier schwer zu erzeugende <Imitationen> von Gitarre und Flöte. Aus diesem, dem Klavierklang zugänglichen Sonaten, die sich im übrigen auf der einen Tastatur des Klaviers überzeugend darstellen lassen, habe ich meine Auswahl für diese Aufnahme getroffen.

    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Die Weissenberg-Aufnahme mit Scarlatti-Sonaten, die beim Label DGG 1985 erschien, ist klug zusammengestellt. Es ist eine meiner liebsten Klavier-Aufnahmen. Leider nicht mehr im Katalog, antiquarisch aber noch erhältlich. (In die Suchmaske beim Urwaldfluss Weissenberg Scarlatti eingeben)


    Lieber moderato,


    besten Dank für den Tip! Wirklich traurig, daß so vieles gerade von Weissenberg aus dem Katalog gestrichen ist!


    Beste Grüße
    Holger

  • Heute aus der EMI-Box gehört: Das Album für die Jugend (Schumann): Zugleich hochpoetisch und lebendig gespielt, mit Sinn für die Proportionen dieser Miniaturen. Was für großartige Poesie ist das, denkt man - wahrlich nicht nur etwas für die Klavierstunde. Ebenfalls die Kinderszenen finde ich beeindruckend. Wie kantabel er die Nr. 1 spielt! Die "Bilder einer Aussstellung" sind eine seiner besten Aufnahmen - noch eindrucksvoller als die Studio-Aufnahme ist aber der Konzertmitschnitt aus Salzburg (Orfeo. s.o.!) - das reißt einen wirklich vom Stuhl!


    Beste Grüße
    Holger

  • Alexis Weissenberg, der vor dreieinhalb Jahren von uns gegangen ist, wurde am 26. Juli 1929 geboren. Zu seinem Ehrentage habe ich dies ausgesucht:



    Heute wäre er 86 Jahree alt geworden.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Hallo und guten Morgen


    Den Freunden des leichten Alexis Weissenberg Spiels sei auch diese CD empfohlen:



    Die Aufnahme seines Tombeau ist auch mir die liebste, wenngleich ich auch die Aufnahmen von Florian Ulig und Bertrand Chamayou schätze.


    Gruß

    Wolfgang

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

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  • Den Freunden des leichten Alexis Weissenberg Spiels sei auch diese CD empfohlen:

    Die Aufnahme ist ein absolutes "Muss" für Kenner, lieber Wolfgang. Hier, bei Chopin, zeigt Weissenberg, was er für ein großartiger Lyriker war mit einer sehr individuellen Spielweise, die aber immer passt! Bedauerlich, dass Weissenbergs Gesamtaufnahme der Nocturnes bei EMI nicht mehr zu bekommen ist.


    Schöne Grüße

    Holger