Ludwig van Beethoven - Klavierkonzert Nr 1 in C-dur op 15

  • Hallo Yorick,


    Nun hast Du es ja doch bei Amazon mit der Wilhelm Backhaus-Aufnahme geschafft!!


    Ja, bei der Decca granConcerto-Box hättest Du natürlich noch die Diabelli-Variationen und die Klaviersonaten Nr. 8, 14, 21 und 23 dabei! Vor allem an Backhaus' Interpretation der Klavierkonzerte Nr. 1, Nr. 2 und Nr. 3, sowie der Klaviersonate Nr. 14 - alle vier Einspielungen für mich Referenz-Aufnahmen (beim Klavierkonzert Nr. 1 neben Glenn Gould/Golschmann und Friedrich Wührer!) - wirst Du Deine helle Freude haben, vor allem wenn du Dir ein BEETHOVEN-Spiel von Größe und Sachlichkeit wünscht.


    Gruß
    wok

  • Hallo Yorick,


    ich habe für deine Auflistung lohnenswetter Aufnahmen des KK Nr.1(auch 2-5) noch eine zu bieten, die erst einmal sehr zupackend ist, aber auch durch ihre fabelhafte Klangtechnik bei Orchester und Klavier gleichermassen glänzt.


    *** Ich wurde bei Tamino auch zum Kauf angeregt - mit der Frage und Verwunderung darüber, ob ich denn als Solti-Fan diese Aufnahmen gar nicht kenne:



    Decca, DDD


    Es ist zwar nicht mein Favorit für das KK Nr.1 (weil bei mir der Zug dafür bereits mit Gilels und Gould abgefahren war), aber sehr beachtenswert. Das Orchester hat nämlich, schon durch Solti, genau die aufwühlende Ausdruckskraft, die ich mir für die 5 KK wünsche.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Brendel hat dort mit grosser Begeisterung und Wertschätzung mit Rattle zusammengearbeitet, was ich nachvollziehen kann. Nach dem Anschauen des Films schätze ich diese Aufnahme noch mehr als früher, weil ich die Intentionen der Künstler anhand der Probenarbeit und der mir vorliegenden Noten nun noch besser verstehen kann.


    Hallo Glockenton,


    ich kann deine Verwunderung gut nachvollziehen. Wenn man durch eine DOKU sieht, mit welchem Herzblut Musiker dabei sind, dann wirkt die ohnehin geschätzte Aufnahme doppelt gut. Ich habe zum Beispiel auch die DVD-DOKU der Beethoven-P.Järvi-GA vom Beethovenfest Bonn, die das deutlich zeigt. Da bin ich dann auch verwundert über anderslautende Eindrücke (die aber dort auch nur Einzelfälle sind).


    Ich habe wiederum eine DOKU über Rattle, in der er seine seltsame Meinung über Karajans Beethoven kundtat, gesehen und habe schon einige seine Beethoven-Aufnahmen gehört, die genau das wiederspiegeln ... daher meine Einlassung. Meine bevorzugten Beethoven-Dirigenten bei den KK heissen Bernstein, Szell, Solti. Halte mal Rattle dagegen, dann weist Du was ich meine !


    Jeder hat doch seine Richtung. Und daher kann ich Dir hierin nur zustimmen:

    Zitat

    Ein Fehlkauf kann ja auch ein Fehl-Nichtkauf sein; dann nämlich, wenn ich eine CD nur aufgrund eines Verisses oder gar aufgrund des Lobes eines bestimmten Rezensenten gar nicht erst an mich heranlassen will, mir also ein möglicherweise schönes Musikerlebnis entgeht.
    Hier veröffentlichte Rezensionen können und sollen m.E. eine Anregung zum Selberhören sein, was einem Kauf bei nicht ganz üppigen Budget praktischerweise vorausgehen könnte.


    Masur wird auch oft bei der Brillant-KK-Aufnahme verrissen ! Er und Gilels bringen mir aber genau das schöne Musikerlebnis.
    Und Du hast Deine unbenomme positive Meinung zu deinen vorgestellten KK-Aufnahmen.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo Yorick,


    Nun hast Du es ja doch bei Amazon mit der Wilhelm Backhaus-Aufnahme geschafft!!


    Ja, bei der Decca granConcerto-Box hättest Du natürlich noch die Diabelli-Variationen und die Klaviersonaten Nr. 8, 14, 21 und 23 dabei! Vor allem an Backhaus' Interpretation der Klavierkonzerte Nr. 1, Nr. 2 und Nr. 3, sowie der Klaviersonate Nr. 14 - alle vier Einspielungen für mich Referenz-Aufnahmen (beim Klavierkonzert Nr. 1 neben Glenn Gould/Golschmann und Friedrich Wührer!) - wirst Du Deine helle Freude haben, vor allem wenn du Dir ein BEETHOVEN-Spiel von Größe und Sachlichkeit wünscht.


    Ja, ich bin ein Held! :) Die Box kriegt man ja schon für 12,50 Euro; da sollte man nicht lange zögern. Ich bin wirklich gespannt, habe nun die letzten Tage so viele unterschiedliche Interpretationen gehört, ohne dass es mir leid wurde; einfach, weil die Herangehensweise derart unterschiedlich ist, dass man es kaum glaubt.

  • Hallo Yorick,


    ich habe für deine Auflistung lohnenswetter Aufnahmen des KK Nr.1(auch 2-5)

    Lohnenswert, weiß ich nicht! Ich habe lediglich die älteren Postings mit ihrem Hinweisen und Vorschlägen um die entsprechenden Links zum Anbieter ergänzt; weil das offensichtlich vor fünf oder acht Jahren noch nicht so Usus war. Ich halte das aber für sehr wichtig, um zu wissen, wovon man spricht und um den Überblick, auch über die Preisgestaltung, zu behalten.




    Decca, DDD


    Es ist zwar nicht mein Favorit für das KK Nr.1 (weil bei mir der Zug dafür bereits mit Gilels und Gould abgefahren war), aber sehr beachtenswert. Das Orchester hat nämlich, schon durch Solti, genau die aufwühlende Ausdruckskraft, die ich mir für die 5 KK wünsche.

    Die habe ich natürlich hier Beethovens Klavierkonzerte schon mit aufgelistet; Ashkenazy wird ja gerne mal skeptisch gesehen.

  • Ich habe wiederum eine DOKU über Rattle, in der er seine seltsame Meinung über Karajans Beethoven kundtat, gesehen und habe schon einige seine Beethoven-Aufnahmen gehört, die genau das wiederspiegeln ... daher meine Einlassung. Meine bevorzugten Beethoven-Dirigenten bei den KK heissen Bernstein, Szell, Solti. Halte mal Rattle dagegen, dann weist Du was ich meine !

    Kennst du schon Glockentons Beitrag Böse Falle - Hörpsychologie! im Thread Hörpsychologie? Da geht es unter anderem auch um Rattle; ich persönlich lerne ihn jetzt durch den Zyklus der Beethoven-Sinfonien besser kennen; indem ich meine Freundin und meinen Vater gebeten habe, mir blind die 1., 3. und 6. einzuwerfen - mit Ausnahme von den HIP-Aufnahmen bin ich äußerst überrascht worden von meinem Vergleich Karajan(1) - Karajan(2) - Karajan(3) - Kegel - Wand - Rattle - Edlinger; man tut Rattle wirklich Unrecht!



    Masur wird auch oft bei der Brillant-KK-Aufnahme verrissen ! Er und Gilels bringen mir aber genau das schöne Musikerlebnis.
    Und Du hast Deine unbenomme positive Meinung zu deinen vorgestellten KK-Aufnahmen.

    Auch hieran sieht man, dass es kein reines und gleiches Musikerleben ohne außermusikalische Aspekte gibt! Der Tenor von praktisch allen, die diese grüne Box haben, ist, dass die technische Qualität miserabel ist und Masur eher durchschnittlich. Für dich dagegen eine Offenbarung; so eklatant können eigentlich auch subjektive Eindrücke nicht differieren, da steckt etwas anders dahinter. Da ich bei Marketplace bestellt habe, dauert es noch ein wenig; aber ich bin gespannt auf meinen Eindruck!

  • Hallo Yorick,


    jetzt hör mal auf mit deiner Hörpsychologie. Das ist doch Quark !
    Entweder ich höre, was ich in den KK suche und bin davon erbaut; oder ich höre es bei anderen Aufnahmen nicht und kann mir so meine Eindrücke bilden.
    :!:;) Wenn es nach der Hörpsychologie ginge, dann brauchten wir uns nicht mehr bei Tamino über die verschiedenen und kaufenswerten Aufnahmen zu unterhalten.


    Zu technischer Qualität:
    Was die anbetrifft bin ich ziemlich empfindlich und kann an historischem Mono-Schrott schonmal gar kein gefallen finden. Eine Aufnahme die man als "miserable technische Qualität" bezeichnet, würde bei mir durchfallen ... dabei kommt bei mir kein Hörspass auf.


    :!: Nun lass uns wieder zum Thema KK Nr.1 zurückkehren !
    Ashkenazy würde ich bei Beethoven keines falls "skeptisch" sehen. :yes: Sein brillanter Klavieranschlag überzeugt mich auch bei meiner Beethoven-Sonaten-GA (Decca). Da stelle ich viele Parallelen zu Gilels fest und das ist Spitzenklasse.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo Yorick,


    jetzt hör mal auf mit deiner Hörpsychologie. Das ist doch Quark !
    Entweder ich höre, was ich in den KK suche und bin davon erbaut; oder ich höre es bei anderen Aufnahmen nicht und kann mir so meine Eindrücke bilden.
    :!: ;) Wenn es nach der Hörpsychologie ginge, dann brauchten wir uns nicht mehr bei Tamino über die verschiedenen und kaufenswerten Aufnahmen zu unterhalten.


    Nö, werde ich nicht! :) Weil es kein Quark ist. Ich habe weder geleugnet, dass jeder sein persönliches Empfinden beim Hören hat noch dass es unterschiedliche Wahrnehmungen gibt; ich bezweifle nur, dass die meisten von uns tatsächlich im Blindtest Aufnahmen in dieser Breite unterscheiden könnten. Die Rezeption von Musik ist keine objektive Wissenschaft, da gelten keine Naturgesetze; sondern wirken unendlich viele Aspekte zusammen, musikalische und vor allem auch außermusikalische. Daher ist ein Austausch wie hier im Forum schon sehr wichtig und notwendig und ich fordere auch gar nicht, dass wir unsere Art, manche Aufnahmen in Bausch und Bogen zu verurteilen, abstellen; ich will nur die Ehrlichkeit, dass so ein Urteil nicht aus einem reinen Hören resultiert, das es gar nicht geben kann. Ich bin felsenfest überzeugt, dass die ganzen Thielemann-Hasser ihn im Blindtest nicht von anderen Dirigenten unterscheiden könnten; dass alle, die Böhm für langweilig halten, ihn im Blindtest oft für spannender hielten als die hochgelobten Modernen.

  • Das 1. ist hier aber noch zweimal drauf mit anderen Orchestern ...


    Ja, aber das sind bereits Aufnahmen, die meinen Höransprüchen an Klangqualität nicht mehr gerecht werden - und dann auch noch in Mono :thumbdown: . Von daher nehme ich dazu auch keine Stellung !
    ;) Genau wie ich zu zu deiner Hörpsychologie nichts mehr sagen werde, weil ich meine Position klar in Beitrag 67 geäussert habe.


    :pfeif::D Hörpsychologie - das ist doch die Loudness-Taste ! :hahahaha:

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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  • ;) Genau wie ich zu zu deiner Hörpsychologie nichts mehr sagen werde, weil ich meine Position klar in Beitrag 67 geäussert habe.


    :pfeif: :D Hörpsychologie - das ist doch die Loudness-Taste ! :hahahaha:


    Ich habe dich eigentlich nicht so engstirnig eingeschätzt, dass du nicht über deinen Horizont blicken willst. :) Du wirst keine meiner Anmerkungen zum Hören (der Begriff Hörpsychologie stammt nicht von mir) entkäften können; also frage ich mich, warum du dich hier so stur stellst! Hast du wirklich Angst, die Wahrheit übers Hören könnte unser aller Existenz hier in Frage stellen? 8-)

  • Vor ewig langer Zeit bestellte ich zusammen mit einem Freund die Gilels-Aufnahme aller Beethoven-Konzerte mit der Tschechischen Philharmonie und Kurt Sanderling (ist in Mono!) direkt bei Supraphon in Prag. Eine hochinteressante Konstellation! Das war abenteuerlich - damals konnte man nicht sicher sein, daß das Geld per Banküberweisung auch tatsächlich ankommt. Supraphon hat aber die CDs damals umstandslos geschickt. Die Aufnahme ist leider nirgendwo mehr zu finden. Ich muß sie mir demnächst nach langer Zeit mal wieder anhören.


    Beste Grüße
    Holger

  • Also ich bin total begeistert von Gilels, dem Cleveland Orchestra und George Szell; ich bin nun mehr als gespannt, wie das Gilels unter Masur noch toppen will. :)

  • Also ich bin total begeistert von Gilels, dem Cleveland Orchestra und George Szell

    Deine Begeisterung kann ich gut nachvollziehen. Das sind wirklich Meisterklasse-Aufnahmen !
    Vom rein pianistischen Standpunkt aus gesehen halte ich Gilels/Masur für noch ungestümer, mitreissender. Achte nur mal auf die Kadenzen (nicht nur beim KK1), wie nochmal gespannter Gilels diese bei den Brilli-Aufnahmen meistert :angel: !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Deine Begeisterung kann ich gut nachvollziehen. Das sind wirklich Meisterklasse-Aufnahmen !
    Vom rein pianistischen Standpunkt aus gesehen halte ich Gilels/Masur für noch ungestümer, mitreissender. Achte nur mal auf die Kadenzen (nicht nur beim KK1), wie nochmal gespannter Gilels diese bei den Brilli-Aufnahmen meistert :angel: !


    Das mache ich, sobald auch diese Box hier eingetroffen ist! :) Zur Zeit führt Gould knapp vor Gilels und Brendel! Aber es stehen auch noch Schoonderwoerd, Immerseel, Vogt und Backhaus aus.


  • Die bereits erwähnte Brilliant-Box von 2011 enthält die 1976 aufgezeichneten 5 Klavierkonzerte Beethovens mit Masur/Gilels.
    Warum es EMI nicht schafft, Beethovens 5 Klavierkonzerte mit Szell/Gilels in einer 3-CD-Box anzubieten, bleibt mir ein Rätsel. Entweder bekommt am sie als 2 Doppel-CDs aus der Forte-Serie oder innerhalb der Icon-Box mit 9 CDs.

    mfG
    Michael

  • Ich habe gerade im aktuellen Supraphon-Katalog geschaut. Die Gilels-Aufnahme ist da gar nicht mehr aufgeführt! Da habe ich also einen wirklichen "Schatz" in meiner Sammlung.... :)


    Beste Grüße
    Holger

  • Ich möchte mit der Aufnahme von Leif Ove Andsnes, Klavier und Leitung und dem Mahler Chamber Orchestra, einen neuen Hut in den Ring werfen. Interessanterweise hat Andsnes dieses Konzert am 22. Mai 2012 in der Dvorak Hall des Prager Rudolfinums aufgenommen, an meinem 66. Geburtstag, aber natürlich nicht zu Ehren desselben.
    Als ich von diesem Konzert die Hörschnipsel im Internet hörte, war ich sofort begeistert. Das hatte einen unerhörten Drive, der Klang war großartig (möglicherweise auch auf Grund der Akustik, von der Joseph ja schon im Thread über die besten Konzertsääle schwärmte).
    Vor allem aber ist der Klavierpart, den Leif Ove Andsnes hier, zusätzlich zur Leitung des Konzerts, an den Tag legt, vom allerfeinsten, hohes technisches Können, gepaart mit einem superben Anschlag und ein Rhythmusgefühl, dass man sagen möchte: so muss das gespielt werden, und nicht anders. Dabei hat er, wenn man seinen Aussagen im Booklet glauben darf, vorher noch nie Beethoven aufgenommen, es ist seine allererste Aufnahme. Dann darf man sich mit Recht auf die weiteren Aufnahmen freuen. Das 3. Konzert ist ja auch noch auf dieser CD, dazu werde ich mich dann auch im Thread über das 3. KK äußern. Aber die Nr. 2, 4 und 5 sowie die Chorfantasie sollen ja auch noch folgen, und ich denke, dass er sich dann auch an die Sonaten begeben wird.
    Andnes wählt auch ein Tempo, das mit dem vergleichbar ist, dass Gilels 1976 in der hier vielgerühmten (was ich auch bestätigen kann) Aufnahme 1976 mit dem russischen Staatsorchester unter Kurt Masur vorgelegt hat. Hier nur mal die Zahlen zum Vergleich:
    Gilels: 13:34-12:02-8:16;
    Andsnes: 13:49-10:26-8:29;
    Gould: 12:53-12:07-9:05;
    Gilels nimmt als lediglich das Largo langsamer als Andsnes, was allerdings auch viele andere Pianisten machen. Ich habe heute auch die Gesamtaufnahme der fünf Konzerte mit Glenn Gould bekommen, der das Largo ähnlich langsam nimmt wie Gilels und das Finale etwas langsamer als Andsnes und Gilels, aber dafür das Allegro con brio noch einen Tacken schneller. Die Zeiten von Gould füge ich oben mit ein. Weil die Scheibe auch neu ist, werde ich Gould als Nächstes hören und mich dann äußern.
    So viel kann ich aber jejtzt schon zu der Andsnes-Aufnahme sagen. Wenn ich die Scheibe nicht schon hätte, würde ich sie sofort kaufen, nicht zuletzt auch wegen des exzellent aufspielenden Mahler Chamber Orchestras mit dem hervorragenden Paukisten Martin Piechotta. Das Orchester produziert (natürlich) einen ganz transparenten Klang und entwicklt für ein Kammerorchester eine ganz enorme Wucht, die dem 1. KK eine geradezu großsymphonische Klangkuppel verleiht. Chapeau.


    Liebe Grüße


    Willi :thumbsup:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Nun habe ich gerade das 1. Konzert mit Glenn Gould und der Columbia Symphony unter Vladimir Golschmann gehört. Ich hätte nicht gedacht, dass ich noch einmal eine Aufnahme Glenn Goulds so bejubeln würde wie dieses Konzert.
    Meine ersten Erfahrungen mit Gould waren katastrophal. Es war der völlig verhunzte Variationensatz am Anfang der A-dur-Sonate KV 331 von Mozart und seine abfälligen Äußerungen über die Qualitäten Mozarts als Komponist. Ich machte daraufhin lange Zeit einen Bogen um Gould. Aber irgendwann hatte ich diese Phase, um aber dann noch einmal hin einzufallen mit der abschließenden Sonatentrias Ludwig van Beethovens. Doch als ich in diesem Thread die Elogen über Gould las, versuchte ich es noch einmal und kaufte die o.a. Box.
    Diese Aufnahme fegte mich fast vom Hocker. Gould nahm das Konzert noch drängender als Leif Ove Andsnes und sein Spiel war noch eine Spur souveräner.
    Auch die Klangtransparenz dieser fast 55 Jahre alten Aufnahme war frappierend, auch die orchestrale Akkuratesse und die Wucht der Columbia Symphony, die aber auch sicherlich in doppelter Mannschaftsstärke des Mahler Chamber Orchestra antreten konnte und so das Konzert noch eine Stufe „größer“ machte.
    Am erstaunlichsten waren jedoch Goulds eigene Kadenzen, die im ersten Satz in mir die plötzliche Assoziation wachreifen: „So könnte Bach um 1800 geklungen haben“. Gould führte in kühnen dunklen Variationen weit von diesem fröhlichen C-dur-Konzert weg, und auch im dritten Satz setzt er einen kräftigen Kontrapunkt zu dem jubelnden sieghaften Finale.


    Liebe Grüße


    Willi :thumbsup::thumbsup::thumbsup:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Zitat von William B.A.


    Nun habe ich gerade das 1. Konzert mit Glenn Gould und der Columbia Symphony unter Vladimir Golschmann gehört. Ich hätte nicht gedacht, dass ich noch einmal eine Aufnahme Glenn Goulds so bejubeln würde wie dieses Konzert.

    Hallo Willi,


    Du kommst also, wie ich Deinem Beitrag entnehmen kann, mit Deiner Begeisterung über dieses von GLENN GOULD eigentlich nicht erwartete BEETHOVEN-Spiel, zu einem im Endergebnis fast deckungsgleichen Urteil wie ich, auch was die hervorragende Leistung des COLUMBIA SYMPHONY ORCHESTRA unter VLADIMIR GOLSCHMANN anbetrifft! (Siehe mein Beitrag Nr. 26!). Es freut mich sehr, hier von einem so großen Kenner wie Dir voll bestätigt zu werden!


    Gruß


    wok

  • Als großen Kenner würde ich mich nicht bezeichnen, lieber wok, wohl aber als glühenden Anhänger der klassischen Musik.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Gould selbst verglich seine Kadenzen wohl mit dem Stil Regers ("Bach um 1900") und er hat ja auch das Vorbild Beethovens, der über 10 Jahre nach dem 2. Konzert diesem eine stilistisch nicht unbedingt passende (und außerdem überdimensionale) Kadenz hinzufügte.
    Ich halte Goulds Aufnahmen der ersten beiden Konzerte auch für zwei der besten dieser Werke. Die restlichen Konzerte sind auch hörenswert, aber nicht so außergewöhnlich gut. Seine überragende Beethoven-Solo-Aufnahme ist m.E. die CD mit den Variationen op.34, 35 und WoO 80, während die Sonaten oft wieder eher etwas für "Kenner und Liebhaber", d.h. durchaus mal recht ungewöhnlich und provokant gespielt werden.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Dann lag ich ja mit meiner Empfindung der Kadenzen gar nicht so ganz verkehrt, und was mir in den von mir schon erwähnten absschließenden drei Beethovensonaten gegen den Strich ging, war die "sehr ungewöhnliche", um es mal milde auszudrücken, Tempowahl in einer der drei Sonaten. Wenn ich mal Zeit habe, suche ich sie mal heraus. Das gleiche Spiel hat er doch wohl auch in einem Konzert mit Bernstein getrieben, wenn ich mich recht entsinne. Da waren Bernstein und Gould in der Tempowahl des Kopfsatzes (?) so weit auseinander, dass Bernstein vor dem Konzert vor das Publikum trat und zu verstehen gab, dass das von Gould gewählte Tempo nicht mit seiner Auffassung übereinstimme.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Also heute kam Gilels mit Masur, aber ich bezweifle, dass ich die Scheibe in die Wertung mit aufnehmen kann - die Klangqualität des Orchesters ist inakzeptabel und ich bin eigentlich nicht so!

  • In den Klavierkonzerten ist Gould in den Ecksätzen der ersten beiden sehr schnell, in 3-5 eher mäßig, aber auch nicht übertrieben langsam.
    Bei den Klaviersonaten findet man alles mögliche. Von den letzten dreien gefällt mir op.109 ziemlich wenig, schnell, v.a. aber sehr unpoetisch gespielt. op.111 ist sehr schnell, da passt es aber besser. Am besten habe ich op.110 in Erinnerung (mit normalen Tempi). Ansonsten gibt es natürlich die legendäre Appassionata mit dem Kopfsatz beinahe im halben Tempo (ca. 15 min.), einige extrem rasante Sätze in op.10, 13, 14, einen sehr zügigen ersten Satz der "Mondschein", dafür dann wieder ziemlich breit in op.2 usw. Die Variationen sind insgesamt eher langsam, besonders die Einleitung der Eroica-Variationen, aber nicht extrem (insgesamt ca. 28-29 min, Arrau braucht 26, mancher vielleicht auch nur 23, aber insgesamt im Rahmen).


    Der berüchtigte Mitschnitt des 1. Brahms-Konzerts, bei dem sich Bernstein distanziert, ist insofern interessant, als dass Bernstein 25 später mit Zimerman eher noch langsamer gewesen ist. Weniger als die absoluten Tempi, ist die Relation irritierend. Der zweite Satz wirkt bei Gould kaum langsamer als der Kopfsatz. Aber so extrem ist die Aufnahme gar nicht; auch angesichts der mäßigen Mitschnitts-Qualität m.E. aber auch eher was für Fans.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Was ich auch noch gerne höre, ist diese radikalst andere Aufnahme des KK 1:



    HIP mit solistisch besetzten Streichern! Durch diese Mikrobesetzung wird der Hammerflügel zu einem primus inter pares und das ganz ohne die üblichen Balanceprobleme. Man hört da auf einmal Sachen, die man so noch nie gehört hat! Und durch den etwas spröderen Klang des Instrumentariums und diese kühne Besetzung kommt auch nirgends auch nur ansatzweise Sentimentalität oder dergleichen auf.


    So, heute nun endlich auch das gehört! Auch, wenn man vorbereitet ist und Verständnis für die zu Grunde liegende Philosophie hat - das ist absolut nicht mein Ding. Klingt wie eine kaputte Spieldose ...

  • Was ich auch noch gerne höre, ist diese radikalst andere Aufnahme des KK 1:


    HIP mit solistisch besetzten Streichern! Durch diese Mikrobesetzung wird der Hammerflügel zu einem primus inter pares und das ganz ohne die üblichen Balanceprobleme. Man hört da auf einmal Sachen, die man so noch nie gehört hat! Und durch den etwas spröderen Klang des Instrumentariums und diese kühne Besetzung kommt auch nirgends auch nur ansatzweise Sentimentalität oder dergleichen auf.


    Ich finde den Klang faszinierend, ebenso die "nirgends auch nur ansatzweise Sentimentalität".
    Frage an John Doe: Hat man sich so den Klang zur Zeit Beethovens vorzustellen?


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Die solistische Besetzung ist wohl für eine spezielle Aufführung des 4.? Konzerts historisch nachweisbar, aber sie war weder der Normalfall noch spricht etwas dafür, dass sie als ideal gesehen wurde.
    Klavierkonzerte sind ein spezielles Feld.
    Aber bei Sinfonien war die Besetzungsstärke meinem Eindruck nach hauptsächlich eine Geld- und Organisationsfrage. Wenn genügend Mittel vorhanden waren, wurden die Orchester groß besetzt, allerdings mit (für die Tutti) verdoppelten oder gar verdreifachten Holzbläsern. So etwa das Pariser Orchester, für das Haydns gleichnamige Sinfonien gedacht waren. Wenn wenig Geld oder im Falle der halbprivaten Eroica-Aufführung mit nur knapp 30 Musikern, gab es eben kleinere Orchester.
    Meines Wissens hat Hogwood in seinen Sinfonienaufnahmen versucht, die Uraufführungsbesetzungsstärke herzustellen, jedenfalls wird diese erheblich variiert, mit einem sehr großen Orchester bei der 9.


    Was die Frage der "Sentimentalität" betrifft: Ich glaube, dass es hier eine Tendenz gibt, das Kinde mit dem Bade auszuschütten und in teils berechtigter Opposition zu bestimmten Interpretationshaltungen stattdessen in minimalistische Besetzung und möglichst nüchternen Interpretationen eine Art "Neoklassizismus" zu praktizieren. Ohne Frage galt Beethoven in seiner Zeit als tief rührende emotionale Musik und ein Stück wie der Mittelsatz des C-Dur-Konzerts ist ohne Zweifel ein ziemlich "romantisches" Stück für 1798.

    Struck by the sounds before the sun,
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    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Ich finde den Klang faszinierend, ebenso die "nirgends auch nur ansatzweise Sentimentalität".

    Das war ja der Grund meiner Recherchen, ich wollte eine Interpretation ohne zu viel Romantik, gerade im 2. Satz; aber auch im 1., der 3. ist ja schon von der Struktur her weniger anfällig! Gould und Gilels überzeugen hier absolut, wie ich finde. Diese HIP-Aufnahme "erkauft" sich aber meines Erachtens die durchaus angenehm unsentimentale Deutung durch harsche Abstriche an der Klanqualität des Gesamtkunstwerks Klavierkonzert. Zum Abschluss der Reihe will ich jetzt noch Immerseel hören.

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