18.01.2013 (Musikhalle Hamburg) Richard Wagner "Rienzi" (konzertant)

  • Rienzi - Andreas Schager
    Irene - Ricarda Merbeth
    Adriano - Katja Pieweck
    Colonna - Wilhelm Schwinghammer
    Orsini - Erik Wilm Schulte
    Orvieto - Jongmin Park
    Baroncelli - Martin Homrich
    del Vecchio - Moritz Gogg


    Philharmoniker Hamburg und Chor der Staatsoper Hamburg unter der musikalischen Leitung von GMD Simone Young in einer 5-aktigen Strichfassung.


    (3.Vorstellung seit der Premiere am 13.01.2013)


    Nachdem Mit-Taminoianerin Strano Sognator bereits über die Premiere am 13ten dieses Monats berichtet hat, nun ein kurzer Blick auf die letzte Vorstellung dieser (einzigen) Aufführungsserie:


    Der eindrücklichste Unterschied zwischem diesem und dem letzten Hamburger Rienzi vor 23 Jahren am selben Ort (ebenfalls konzertant unter dem damaligen GMD Gerd Albrecht u.a. mit W.Johns in der Titelpartie, D.Vejzovic als Adriano, sowie L.DeVol, K.Moll, H.Stamm, F.F.Nentwig und H.Kruse in weiteren Rollen) dürfte, sofern mich meine Erinnerungen nicht täuschen, die LAUTSTÄRKE gewesen sein! - Abgesehen davon, dass mir ohnehin unbegreiflich ist, wie man einen derartigen Apparat in einen Orchestergraben bekommt, wähnte sich die Dirigentin des Abends GMD Simone Young eventuell in einem solchen und wollte darob noch voller nach oben tönen ... Allein, es war die mit Chor, Solisten und Orchester voll besetzte Bühne der altehrwürdigen Hamburger Musikhalle (aka Laeiszhalle), welche dem gewaltigen Ansturm dann zeitweise auch nicht mehr gewachsen schien.
    Was in der hervorragend musizierten Ouvertüre sicher an der oberen Grenze, aber noch gut zu vertragen war, führte im Laufe des Abends tatsächlich zu einem gewissen Dröhnen in meinem Gehörgang. Zwar waren die unverhohlene Freude und der große Spaß, den Fr.Young an diesem Stück und ihrem Auftritt hatte, nicht zu übersehen. Ihr "Übermut" ging jedoch nicht nur zu Lasten der Textverständlichkeit des Chores, sondern teilweise soweit, dass auch für die Solisten kaum noch ein Durchkommen war. Insbesondere M.Homrich (für Peter Galliard) und M.Gogg waren praktisch nicht zu hören.
    Weniger "Probleme" diesbezüglich hatten die Damen des Abends, wobei vor allem Katja Pieweck Adriano (diesmal ohne störendes Stimmvibrato, wie im Tristan erlebt) eine hochdramatische Darbietung auf stimmlich hohem Niveau ablieferte. Ricarda Merbeth klang vor allem in der ersten Szene vielversprechend, konnte jedoch ihre Möglichkeiten mangels Textmasse nicht ausspielen.
    Highlight des Abends, zumindest nach dem Schlußapplaus zu urteilen, der österreicher Andreas Schager als Rienzi: Eingesprungen für Christian Franz, der ursprünglich für diese Rolle geplant war, jedoch bereits in der Plakatierung nicht mehr auftauchte, lieferte Schager eine kultivierte und ausreichend laute, wenngleich nicht immer verständliche Tenorpartie ab. - Im Widerspruch zu seiner empathischen Gestik allerdings schien mir seine sängerische Leistung über weite Strecken und vor allem in der Arie Allmächt'ger Vater, blick herab! zu akademisch, so dass mich der "Funke" nicht recht anspringen wollte. Dann doch lieber ein Christian Franz, der zwar gerne auch mal einen Ton versäbelt, aber dem es sicherlich nicht an Inbrust für eine solche Rolle mangelt.


    Untadelig die weiteren Rollen mit Wilhelm Schwinghammer und Jongmin Park als (meistenteils) vernehmliche Bässe, sowie Erik Wilm Schulte als Orsini.


    Zum Werk selber ist sicherlich einiges zu sagen (siehe unten angeführte Links auf weitere Tamino-Threads zum Thema). Die Aufführungs- und Rezeptions-Problematik ist bekannt. Die These, dass Wagner hier schon einiges der späteren Werke vorausnimmt, kann ich nicht unbedingt nachvollziehen. Zwar halte ich den Rienzi nicht mehr für ein reines und/oder belangloses Jugendwerk; es fällt klar gegen den folgenden Holländer ab. Die Musik ist m.E. über weite Strecken mit einem zu großen Pinsel gezeichnet und verfügt kaum über lyrische Zwischentöne. Das Bomont, der Rienzi sei Meyerbeers beste Oper, tut diesem Unrecht - man nehme etwa Les Huguenots, die in ihrer Wirkung um einiges weniger plakativ daherkommt. - Nichtsdestotrotz freue ich mich jetzt schon auf meinen dritten Rienzi in 20 Jahren am selben Ort ... oh, mein Gott - dann bin ich über sechzig :hahahaha:



    Weiterführende Links:


    - Rienzi im Tamino-Opernführer
    - TMOO - Rienzi
    - Rienzi auf DVD
    - Allgemeiner Thread mit Cover-Bildern div. Aufnahmen

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Dann kann ich nur sagen, freu dich das du damals nicht beim Soloabend von June Anderson warst (die LAUTSTÄRKE gewesen sein! ....sicher an der oberen Grenze, aber noch gut zu vertragen war )