Hoffmanns Erzählungen - Ein Unglücksstück?

  • Bei den vielen Fassungen und Aufführungsvarianten die es von Hoffmann's Erzählungen gibt, ist es schwer den Überblick zu behalten. Die Figur der Stella und die musikalische Gewichtung dieser Rolle ist mir nicht klar. Ich muß dazu sagen, daß ich nicht mit allen Fassungen des Hoffmann vertraut bin, doch hatte es den Anschein, daß Stella eine Sprechrolle ist und in manchen Inhaltsangaben eben als solche deklariert wird.


    Bei den Aufführungen, die ich an der Wiener Staatsoper gesehen habe, hatte sie allerdings keinen gesprochenen Text. Da war sie eine reine stumme Rolle.
    Nach Recherche der zur Verfügung stehenden Audioaufnahmen gibt es aber wohl auch eine gesungene Stella.


    Kann es sein, daß Stella gerade in der älteren Fassung noch akustisch vertreten war, während die neueren Fassungen diese Figur auf eine stumme Rolle festlegen? Kennt jemand Aufführungen, gerade auch aus der jüngeren Vergangenheit, die Stella auch vokal in Erscheinung treten ließen?


    Gregor

    Einmal editiert, zuletzt von Gregor ()

  • Zitat

    Original von Honoria Lucasta
    ... wenngleich einen bei Shicoff ja immer das Gefühl beschleicht, er sei eigentlich mehr Hoffmann als Shicoff, auch das ist schon wieder eine Übertreibung, die dem Stück nicht bekommt...),
    aber meist tut es nur weh, das Werk auf der Bühne zu sehen. Dabei enthält es so viel wunderschöne Musik, daß es bei anderen Komponisten glatt für 2 Opern gereicht hätte -


    :yes: :yes: sehr schön ausgedrückt: sogar als Ernani hat Shicoff mehr Hoffmann als Shicoff (ganz zu schweigen von Ernani) verströmt...


    Abgesehen von der Regie, die sich bei dieser Oper offenbar immer an allzu gewollten und pseudo-psychologischen Deutungen inspiriert, braucht dieses Werk eigentlich für jede Rolle bis zu den Kleinsten (und das sind beim Hoffmann viele!) sehr gute Sänger und ein gut eingespieltes Ensemble.

  • Gleich beginnt in 3sat die Ausstrahlung des Opernfilms:



    16:45 Uhr - 3 sat - Sonntag, 14. Oktober m2012 -
    Hoffmanns Erzählungen
    (The Tales of Hoffmann)
    Spielfilm, Großbritannien 1951
    Darsteller:
    Stella / Olympia - Moira Shearer
    Hoffmann - Robert Rounseville
    Lindorf / Coppelius - Robert Helpmann
    Nicklaus - Pamela Brown
    Kleinzack / Cochenille - Frederick Ashton
    Giulietta - Ludmilla Tscherina
    Spalanzani / Schlemihl - Leonide Massine
    Antonia - Anne Ayers
    u.a.
    Regie: Michael Powell
    Regie: Emeric Pressburger
    Länge: 103 Minuten


    Zitat

    Der Dichter E.T.A. Hoffmann besucht den Auftritt seiner neusten Liebe Stella, einer Balletttänzerin. Die Pause des Stücks verbringt er in der Taverne. Dort berichtet er seinen Freunden von den drei tragischen Liebesgeschichten in seinem Leben, von Olympia, Giulietta und Antonia, die ihm alle das Herz brachen - und doch inspirierten.
    Die Aufführung der Opernverfilmung "Hoffmanns Erzählungen" war 1951 ein internationales künstlerisches und gesellschaftliches Ereignis. Die musikalische Leitung bei der Verfilmung der Offenbachschen Oper nach den Erzählungen von E. T. A. Hoffmann, hatte der berühmte Dirigent Sir Thomas Beecham. Moira Shearer spielt und tanzt die Olympia, Ludmilla Tscherina die Giulietta und Ann Ayers die Antonia. Der große Leonid Massine, eine der Tanzlegenden des 20. Jahrhunderts, tanzt Spalanzani, Schlemihl und Franz. Auch die übrigen Tänzer gehören zur damaligen Elite des Tanzes.
    (ARD)

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Ich habs mir gerade bei youtube angeschaut. Lohnt sich wirklich. Welche Liebe zum Detail, welche tricktechnischen Übergänge in einen feen- und koboldhaften Mikrokosmos; welch schräges Stagedesign zwischen 50ies-Kitsch (Giulettas Gondel), britisch verspleentem Biedermeier mit Dickens-Figuren und Dali-würdigem Surrealismus (Höhepunkt: die Zerstückelung der Olimpia). - Musikalisch zwar nicht sehr stilvoll und französisch, aber in der visuellen Phantastik disneyverdächtig. Wird unbedingt vorgemerkt zum Erwerb. Sehr empfehlenswert!


    :hello:

    Zerging in Dunst das heilge römsche Reich


    - uns bliebe gleich die heilge deutsche Kunst!

  • Für alle "Hoffmann- Fans" wage ich mal ganz vorsichtig einen Tip: die Doppel DVD mit der Felsenstein- Inszenierung von Anfang der 70- er Jahre. Vor vielen Jahren, noch zu DDR- Zeiten habe ich sie mal im TV gesehen und ich meine mich zu erinnern, daß die eigentlich richtig gut war. (Allerdings war ich damals noch ganz jung, daher nicht so erfahren und kritisch wie heute). Die Komische Oper hat seinerzeit auch noch anders Theater gemacht als heute.
    Ich habe hier mal für evtl. Interessenten eine Rezension kopiert:


    Die Inszenierung aus der Komischen Oper Berlin, die hier festgehalten wurde, hat Theatergeschichte geschrieben.
    Dies natürlich auf Grund der meisterhaften Regie Walter Felsensteins, der dem Werk etwas von dem Schauder der Hoffmannschen Vorlage zurückgibt. Aber auch wegen Felsensteins eigener Fassung. Diese hat sicherlich ihre Meriten, kann aber keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit erheben.
    Dieser Vorwurf wurde Felsenstein gemacht, nachdem er seine Fassung als Partitur herausgeben hatte. Wie dem auch sei: Felsenstein hat zumindest als einer der ersten erkannt, daß die damals übliche Edition Choudens das Werk verharmloste. Er stellte zum Beispiel die Einheit Muse-Niklaus wieder her und ließ die Frauenrollen von einer Sängerin verkörpern.
    Dies bewältigt Melitta Muszely hervorragend. Jeder Figur versteht sie stimmlich wie darstellerisch ihr eigenes Gesicht zu geben. Besonders hervorzuheben ist ihre Antonia, die hier wirklich krank erscheint, im Sinne einer manisch, auf den Gesang fixierten jungen Frau, um die man sich in der Tat Sorgen machen muß. Wenn man Hanns Nocker hier als Hoffmann hört und sieht, fragt man sich, ob Rudolf Schock, wie es allgemein heißt, wirklich der beste deutsche Hoffmann seiner Generation war, oder ob die Krone nicht doch Nocker gebührt.
    Den Streit um die Fassung und Felsensteins Eingriffe in das Werk kann man bei Anschauen dieser DVD getrost vergessen: in sich ist diese Inszenierung stimmig und zu Recht so berühmt.

    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Schock war vielleicht nicht der beste Hoffmann, aber stimmlich weitaus besser als Nöcker war er auf jeden Fall.
    Außerdem wäre da auch noch Peter Anders oder Waldemar Kmentt zu erwähnen.


    :hello: Herbert

    Tutto nel mondo è burla.

  • ....wurde hier im Forum ja schon x-mal besprochen. Eine ausführliche Rezension hat Alfred sebst verfassst:


    Offenbach: Hoffmanns Erzählungen - Potsam Babelsberg 1970 (deutsch)


    und die gesamte Felsenstein-Edition wird hier besprochen:


    Die legendären Inszenierungen von Walter Felsenstein endlich auf DVD


    dann gibt es noch jede Menge spezielle Threads zum Thema DDR-Sänger, und auch zu Hans Nocker, Felsensteins Liebling....


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • ....wurde hier im Forum ja schon x-mal besprochen.
    Offenbach: Hoffmanns Erzählungen - Potsam Babelsberg 1970 (deutsch)

    Na ist doch toll wie auf einen spontanen und freundlich gemeinten Tip gleich mit Kritik reagiert wird, denn als nichts anderes verstehe ich das.
    Vielleicht habe ich mir nicht die Mühe gemacht bereits Erschienenes zu recherchieren und vielleicht hätten das auch andere nicht gemacht. Außerdem habe ich einen eigenen kurzen persönlichen Gedanken einfließen lassen.
    Aber macht nichts, wird möglichst nicht mehr vorkommen. Zum Glück haben wir ja auch unseren stets aufmerksamen "Dr. Allwissend".


    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

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  • Den Film mit Moira Shearer besitze ich seit längerer Zeit. Eine reizende Verfilmung, die sich aber mit einer Bühnenaufführung der Oper kaum vergleichen lässt, da der Film eher als Ballettfilm mit unterlegten Melodien aus der Oper inszeniert ist. Für mich erübrigte sich daher die Aufzeichnung. Ich kann die DVD aber jedem, der die Sendung nicht gesehen hat, sehr empfehlen.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Für mich ist dies nach wie vor die beste Hoffmann-Aufnahme:



    Perfekt gesungen und kein Villazon-Gehampel, bzw. keine Regieverdrehungen, wie sie in den Shicoff-Aufnahmen vorzufînden sind.


    Allenfalls wäre die Schlesinger-Inszenierung von Covent Garden mit dem jungen Domingo eine Alternative.


    Mit besten Grüssen

  • Gleich beginnt in 3sat die Ausstrahlung des Opernfilms:


    Habe leider zu spät eingeschaltet aber die DVD ist schon bestellt. Auf keiner der späteren Aufnahmen verfügt Schock über eine solche Höhe und er singt, wie ich ihn kaum je gehört habe.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Heute ist Jaques Offenbachs Geburtstag, und auch ich habe Rudolf Schock ausgesucht. Er hat mir schon vor Jahrzehnten diese Oper näher gebracht, und er ist heute noch aktuell:



    Ich höre diese Oper auch immer wieder gerne, weil wir einige Chöre aus dieser Oper in unserem Repertoire haben.


    Heute ist Jaques Offenbachs 196. Geburtstag.



    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Durch den Rudolf Schock Thread angeregt hörte ich mir diese GA von Hoffmanns Erzählungen an, 2X ganz und jetzt immer noch in Ausschnitten ....
    AD 1979
    71cIE0UqlmL._SX355_.jpg
    ....dies war das Original das ich auch noch habe...51GDPn2GTJL._SY300_QL70_.jpg....aber obige habe ich mir nochmals zugelegt, wegen des Remastering!


    Es wurde hier im Thread schon mal angefragt wie die Aufnahme ist, gab aber keine Antwort! Ich finde die Aufnahme ganz hervorragend, besonders wegen Siegfried Jerusalem für den ich ein großes Faible habe, er singt sich schier die Seele aus dem Leib und das mit großem Ausdruck und sehr schönem Timbre, auch gibt er der Rolle des Hoffmann Profil und braucht sich nicht zu verstecken vor Schock und Co.
    Die restliche Besetzung ist solide bis sehr gut, die drei Damen sind alle unterschiedlich besetzt mit Jaenette Scovotti als Olympia, Norma Sharp als Giulietta ist ganz wunderbar, Julia Varady als Antonia macht ihre Sache auch ganz hervorragend.
    Ilse Gramatzki als Niklaus ist sehr passend für die kleine Partie gewählt. Fischer-Dieskau als alle vier Bösewichter finde ich hier ausnahmslos sehr gut und das kommt nicht so oft vor bei mir ihn so zu beurteilen! :stumm:
    Das Münchner Rundfunkorchester mit Heinz Wallberg ist mehr als gut und Wallberg weiß was er da rüberbringt nämlich eine ganz glänzende Interpretation des Hoffmann!
    Anspieltipp, CD2 Track 2-5 ab dem Duett mit Giulietta bis zum Ende des zweiten Akt.
    Fazit, eine für meine Ohren sehr gelungene Deutsch gesungene Aufnahme mit einem Titelhelden der über allem strahlt.


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

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  • Siegfried Jerusalem für den ich ein großes Faible habe


    Hallo Fiesco,


    die von Dir gelobte Hoffmann-Aufnahme kenne ich leider nicht, aber Siegfried Jerusalem gehört für mich seit vielen Jahren zu den bevorzugten deutschen Tenören. Neben einer GA von Flotows "Martha" (Eurodisc) habe ich zwei vorzügliche Jerusalem-Recitals in meiner Sammlung:


    und diese:
    Sie geben insgesamt einen hervorragenden Einblick in das umfassende Repertoire des Sängers. Ich kann sie jedem Jerusalem-Fan nur empfehlen, zumal sie z.Zt. bei Amazon beide zu einem Spottpreis zu haben sind.


    LG, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Ich beginne ab heute wieder, bei besonderen Erinnerungen meinen Thread mit allgemeinen Threads, oder wenn es dies nicht gibt, mit vorhandenen Threads jedweder Art zu verknüpfen.

    Hier erinnere ich heute


    wie schon dort:

    Erinnerungen an Verstorbene und Geburtstags-Glückwünsche an lebende Musiker, Buch II


    an


    Jascques Offenbachs 200. Geburtstag

    span><span%20style=%22font-size:%2012pt%22>


    Sein Hoffmann gehört zu meinen Lieblingsopern und ich mag von den deutschsprachigen diese hier schon mehrfach genannte:


    und von denen in der Originalsprache diese besonders:




    Auch diese Filmaufnahme aus meiner Sammlung ist mir ans Herz gewachsen:


    41FH-vYM2NL._AC_UL436_.jpg


    Liebe Grüße


    Willi:)






    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Was ich traurig finde: Gestern, am 200. Geburtstag von Offenbach, haben die Wiener Philharmoniker ein weltweit im Fernsehen übertragenes "Sommernachtskonzert" vor dem Schloss Schönbrunn gegeben - mit Werken von Gershwin und Bernstein. Nichts von Offenbach, der doch eine starke Beziehung zu Wien hatte und die Wiener Operette durch seinen Einfluss maßgeblich mit aus der Taufe gehoben hat. Ich finde das bestenfalls unsensibel...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"