Anton BRUCKNER: Sinfonie Nr 5

  • Jenseits von Schalk-Verschlimmbesserungen ist mein TOP-Favorit mittlerweile der:



    Jochums letzte Aufnahme. Irgendwie stimmt da mal ausnahmsweise alles. Meinen beiden anderen Favoriten Karajan (1976) und Celibidache (1993) m. E. vom Tempo her (Karajan) bzw. von der Orchesterqualität (Celi) überlegen. Nicht daß man gegen Karajans schnellere Tempi viel sagen könnte, aber irgendwie hat Jochum das richtige Maß, vor allem im Finale. Und die Münchner kommen gegen die Amsterdamer und Berliner im Direktvergleich halt doch nicht ganz an.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões


  • Kennt jemand diese mir bis dato völlig unbekannte Aufnahme?
    Sawallisch und Bruckner, hörte ich noch nie in Kombination, glaube ich ... ;)

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Die 5. kenne ich nicht mit Sawallisch, wohl aber die 6. und 9.


    Beide Aufnahmen enstanden in der Aula der Universität München. Dieser scheint ein akustisch problematischer Raum zu sein, denn bei der 6. erahnt man eher eine Interpretation, als daß man sie wahrhaftig hören kann, so sehr ist die Einspielung verhallt.


    Auch die 9. ist tontechnisch alles andere als ideal (recht entferntes und baßarmes Klangbild), aber man kann sich hier immerhin an einer zügigen, "weihrauchfreien" Aufnahme erfreuen. Auch wenn in der Tat recht wenig Bruckner-Aufnahmen von Sawallisch erhältlich sind, steht außer Frage, daß er auch diesen "kann".

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Gestern auf dem Weg zum Wochenmarkt führte der Weg wie immer vorbei an einem Second Hand Shop.
    Und was lag im Fenster?

    Für schlappe 6 Euro gekauft und siehe da!
    Diese Aufnahme gefällt mir erheblich besser als die Aufnahme von 194x mit den Berlinern. Sie klingt auch erheblich besser.
    Vor allem. Furtwängler übertreibt es nicht mit seinem "Stop and Go" Da hat Bruckner eine Chance.
    Eine sehr gute Aufnahme, einzuordnen unter "Aufnahmen der großen Alten."


    Ich habe dann sofort einen anderen der "Großen Alten" im Vergleich gehört, sozusagen den geistigen Vorgänger von Wand:

    Beide Aufnahmen gefallen mir sehr gut, wobei mir die Doppelfuge im letzten Satz bei Schuricht besser gefällt, weil er nicht drauflos drischt, sondern dieses Monstrum sehr sorgfältig und klar strukturiert aufbaut. Furtwängler ist mir hier zu expressiv.


    Die Wiener Philharmoniker waren bei beiden Aufnahme überragend.


    Gruß S.

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  • Diese Salzburger Furtwängler-Aufnahme von 1951 ist auch in der Orfeo-Box enthalten

    und sie ist selbstredend großartig. Schön, dass sie Dir gefällt, lieber Hans!


    Bemerkenswert ist, dass Furtwängler an jenem 19. August 1951 nicht etwa nur Bruckners Fünfte mit den Wienern gab, sondern zudem (vor der Pause) noch die "Hebriden"-Ouvertüre von Mendelssohn sowie die "Lieder eines fahrenden Gesellen" von Mahler mit dem blutjungen Dietrich Fischer-Dieskau. Diese Programmteile findet man ebenfalls in der Orfeo-Box.

    Ich teile dies gemeinerweise erst in dem Moment mit, in dem meine Karte (Block A, 6. Reihe, genau der Mittelplatz vor dem Dirigenten, wow!) fest gebucht ist :D : Die Berliner Philharmoniker führen Bruckners Fünfte unter der Leitung von Bernard Haitink am 10., 11. und 12. März 2011 in der Philharmonie auf. Was wird das für ein Klangfest werden! Karten gibt es ab heute - und noch gibt es Karten:
    http://www.berliner-philharmon…/termin/2011-03-11-20-00/

  • So, nun kenne ich auch die Klemperer-Live-Aufnahme vom 2. Juni 1968 aus Wien:



    Die Spielzeiten:


    I. 20'47
    II. 14'53
    III. 14'08
    IV. 25'13
    Ges. 76'00


    Wie s.bummer schon schrieb: Erinnert nicht an Jochum, ist sogar relativ zügig für "Old Klemp". Höhepunkt ist das Finale. Die Coda klingt bei Klemperer wirklich ganz "eigenartig". Die Betonung ist hier irgendwie anders als in allen mir sonst bekannten Aufnahmen, die Pauken sind omnipräsent. Aber sehr gelungen! Zurecht Bravo-Rufe am Ende! Eine der besitzenswertesten Aufnahmen dieser Symphonie.


    LG
    Joseph
    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • So, seit heute habe ich nun also auch die Live-Aufnahme der 5. von Bruckner unter Knappertsbusch von 1959, die manch einem ja als eine der besten Interpretationen überhaupt gilt. Sie ist die einzige heute vorliegende Aufnahme dieses Werkes unter Knappertsbusch neben der viel bekannteren Studio-Aufnahme der Decca von 1956.



    Münchner Philharmoniker
    Hans Knappertsbusch
    München, 19.03.1959


    I. 19'13 (Studio 1956: 18'46)
    II. 14'07 (Studio1956: 13'19)
    III. 10'47 (Studio 1956: 9'31)
    IV. 18'34 (Studio 1956: 18'42)


    Wie man sieht, ist Knappertsbusch live etwas langsamer unterwegs. Lediglich im Finale ist er (marginal) flotter. Vergleiche mit anderen Aufnahmen führen in die Irre, da er bekanntlich die Schalk-Bearbeitung spielen ließ. Verschleppt klingt es jedenfalls zu keiner Zeit. Der Zugriff ist packend. Im Beiheft heißt es, daß die Decca-Studio-Aufnahme in Wien unter einem schlechten Stern gestanden habe und nicht ideal sei. Das scheint allgemeine Auffassung zu sein, obschon ich bereits sie sehr schätzte. Natürlich kann man eine Einspielung unter Studio-Bedingungen nur mit Einschränkungen mit einem Konzert-Mitschnitt vergleichen. Hie und da gibt es vernachlässigbare minimale Wackler der Blechbläser, doch: allein was tut's? Der Gesamteindruck ist einfach überwältigend. Die Schlußsteigerung ist hier tatsächlich noch besser gelungen als mit den Wiener Philharmonikern. Der Spannungsaufbau erscheint mir noch ausgefeilter. Die Pauken wirken mir auch besser aufgelegt. Zur Tonqualität kann man sagen, daß sie als "gutes Mono" durchgeht, für 1959 sehr akzeptabel. Das Decca-Stereo ist freilich besser. In den leisen Stellen hört man manchmal (mit Kopfhörern), daß auf dem Band offenbar früher etwas anderes aufgenommen worden war, aber auch das ist nur marginal zu vernehmen. Insgesamt auf jeden Fall eine sehr lohnende Anschaffung und die wohl beste Aufnahme der viel geschmähten Schalk-Version.


    LG
    Joseph
    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich hatte in der letzten Zeit Gelegenheit, mal in einige Wand-Aufnahmen der 5. von Bruckner hineinzuhören:


    - Kölner RSO, 07.07.1974
    - Münchner Philharmoniker, 29.11./01.12.1995
    - Berliner Philharmoniker, 12.-14.01.1996


    Lediglich die NDR-Aufnahme von 1989 (plus Video von 1998 oder so) konnte ich nicht probehören.


    Ich fand die alte Kölner Aufnahme, ehrlich gesagt, am gelungensten. Diese sprüht vor Spontaneität. Das Blech und die Pauken sind herrlich eingefangen (die Kritik am Kölner Blech kann ich somit zumindest bei Symphonie Nr. 5 nicht bestätigen). Wie Günter Wand die Pauken am Ende kommen läßt – Wahnsinn! Gewaltige Steigerung, kaum zu toppen. Auch nicht von ihm selber, weder in München noch Berlin.


    Die Münchner Aufnahme fand ich am verzichtbarsten. Irgendwie sind da die mir so wichtigen Pauken teilweise schlecht durchhörbar. Die Blechbläser scheinen auch nicht ihren besten Tag zu haben. Und selbst Wands Dirigat erscheint mir beinahe beliebig. Die Spannungsbögen sind nicht so gelungen wie in Köln. Die Finalsteigerung ist hier auch nicht referenzträchtig.


    Die letzte Aufnahme aus Berlin badet ihm Wohlklang der Philharmoniker. Die Orchesterleistung ist schon hervorragend. Aber wo ist die Feurigkeit aus Kölner Tagen geblieben? Das BPO hat beinahe noch diesen Karajan-Klang, was nicht schlecht sein muß. Eine altersmildere Wiedergabe auf hohem Niveau, deutlich besser als die Aufnahme mit den Münchnern, orchestral und tontechnisch.


    Letztlich mein Favorit: Köln! :jubel:


    Bin gespannt auf die NDR-Aufnahme, sollte ich sie mal hören können in nächster Zeit ...


    LG
    Joseph
    :hello:

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    – Luís de Camões

  • Lieber Joseph,


    ich fand beim letzten Vergleichshören zu Bruckner 5. auch die alte WDR-Aufnahme mit Günter Wand besser als die mit den Berliner Philharmonikern unter demselben Dirigenten. Die 4., 7. und 8. finde ich allerdings in der Kombination Wand/BPO großartig.


    Ansonsten ist auch Celi/MPO bei meinen Favoriten. Allerdings auch Barenboim mit den Berliner Philharmonikern - herzliche Empfehlung!


    Jochums letzte Aufnahme, Klemp und Kna stehen bei mir noch auf der Wunschliste, aber bis auf Weiteres gibt es Wichtigeres ... diverse Ringe, Lohengrine, Tristans, ...

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  • Ich fand die alte Kölner Aufnahme, ehrlich gesagt, am gelungensten. Diese sprüht vor Spontaneität. Das Blech und die Pauken sind herrlich eingefangen (die Kritik am Kölner Blech kann ich somit zumindest bei Symphonie Nr. 5 nicht bestätigen). Wie Günter Wand die Pauken am Ende kommen läßt – Wahnsinn! Gewaltige Steigerung, kaum zu toppen. Auch nicht von ihm selber, weder in München noch Berlin.


    Lieber Joseph,


    tja, was dem einen seine Pauke ist dem anderen sein Blech ;) .


    Natürlich ist auch in der Kölner Aufnahme alles "da, was da sein muß". Es gehen keine Blechbläserpassagen unter, Wand unterschlägt nichts.
    Aber es ist ohrenfällig, daß die Blechbläser kein allererstes Niveau zur damaligen Zeit besaßen. Es mag auch sein, daß die Tontechnik sie nicht adäquat einfangen konnte, aber die Trompeten klingen stellenweise etwas quäkig, die Posaunen etwas dumpf.
    Generell fehlen mir die Brillianz und eine feinere dynamische Abstufung.


    Bei der Aufnahme mit dem NDR-Sinfonieorchester konnte Wand erheblich mehr aus dem "Vollen schöpfen", was er ohrenfällig genoß.
    Nebenbei ist die Aufnahme mit dem NDR-SO gebraucht recht günstig erhältlich und sei deswegen um so dringlicher ans Herz gelegt.
    Die angesprochene "Altersmilde" ist noch nicht vorhanden, aber das gesamtorchestrale Niveau ist um einiges höher als bei den Kollegen aus Köln.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Hallo Norbert,


    dann könnte die Aufnahme mit dem NDR SO sozusagen die goldene Mitte sein. Ich werde versuchen, das mal selber herauszufinden. ;)


    LG und frohe Ostern
    Joseph
    :hello:

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    – Luís de Camões

  • Hallo Joseph,


    laß es mich einmal so ausdrücken: Für mich ist die Aufnahme die ideale Synthese aus der Spontaneität der Kölner Aufnahme und des wunderbaren Orchesterspiels der Berliner. Unter Wands sämtlichen Bruckner-Aufnahmen zähle ich diese 5. bedenkenlos zu den Top 4 oder 5.


    Im dritten und vierten Satz ist Wand sogar noch etwas zügiger unterwegs als mit den Kölnern.


    Köln: 20'10'', 15'49'', 14'13'' und 24'08''


    NDR: 20'27'', 15'43'', 13'45'' und 23'39''


    Berlin: 21'31'', 16'26'', 14'20'' und 24'57''


    Auch Dir frohe Ostern :) .

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Bevor ich's vergesse, als PS.: Die Pauken sind allerdings nicht ganz so exponiert wie bei der Kölner Aufnahme, sondern mehr in den Orchesterklang eingebettet.


    Für mich klingt's allerdings sehr organisch und mit leichtem, natürlichen Hall versehen. Und: welch Wärme im Blech (ibs. verglichen mit der Kölner Einspielung)...

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler



  • Ich habe gerade die erste Aufnahme aus dieser neuerworbenen Box, die 5. Symphonie, zu Ende gehört. Meine Ersteindruck: Das ist eine sehr spezielle Aufnahme.


    Sehen wir uns zunächst einfach die Zeiten an:


    I. 23'09
    II. 15'05
    III. 14'33
    IV. 26'45 (ohne Applaus)


    Alles ist sehr auf "Schönklang" ausgerichtet, die Ecken und Kanten der Partitur werden aber eher glatt gewalzt. Die Tempi sind langsam, teilweise extrem. Ich glaube, ich habe die gewaltige Schlußcoda des Finalsatzes noch nie so gestreckt gehört (noch mehr als Celibidache). Sehr schön, daß man hier die Streicher sehr gut heraushört, die gehen da oftmals unter. Die Pauken sind eher in den Gesamtklang integriert, ebenso die Blechbläser.


    Insgesamt eine Interpretation in der Schule Jochum/Celibidache, sehr weihevoll. Referenz ist es wohl nicht, aber eine gangbare, heute eher unübliche Leseart.


    Ich wäre auf weitere Meinungen gespannt, es haben ja einige Mitglieder ebenfalls das Schnäppchen-Angebot von Saturn genutzt und sich die Box für 4,99 EUR zugelegt. ;)

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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  • Hallo Joseph,


    hast Du die Kritik im RONDO-Magazin 3/11 gelesen ?
    Als ich die gelesen habe, dass diese GA tempomäßig an Celibidache angelehnt ist, wie Dir ja auch aufgefallen ist, war die Sache für mich klar, dass ich diese GA nicht benötige.
    Bekanntlich sind meine Bruckner-Vorlieben bei Karajan und Solti angesiedelt ...


    ;) Trotzdem hochinteressant weiteres zu erfahren, den das BR SO München ist ein famoser Klangkörper.
    Aber dein satz, dass die pauken im Orchesterklang integriert sind ist ein weiteres Manko ! Das ist in unserem heutigen Digigalzeitalter wirklich nicht mehr zeitgemäß.
    :?: Warum wird soetwas für 4,99€ verramscht - das muss man sich wirklich fragen ???

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Die Ormady-Aufnahme fiel mir dieser Tage in die Hände. Diese war in diesem Thread von Beitrag 175 - 179 u.a. von s.bummer sehr kritisch (als Breitdwandschinken bezeichnet) beurteilt worden.
    ;) Für 2,-Euro wollte ich mir dieses Spectakel nicht entgehen lassen, da mir klar ist, dass Ormandy bestimmt nichts langweiliges auf die Beine gestellt hatte, auch wenn er gewiss micht "der" Bruckner Dirigent ist.


    Meine Vermutungen treffen jedenfalls voll zu und Ormandy stellt einen grossorchestralen Bruckner 5 hin, dem man jedenfalls zu Gute halten kann, dass er weit spannender und interssanter klingt, als so manche in diesem Thread goutierte Aufnahme von wirklichen (sogenannten) Bruckner-Dirigenten. Die Aufnahme klingt auf der SONY-CD, besonders für ihr Aufnahmealter 1965, sehr klar und deutlich ohne breiig zu wirken, wie es der Platten-Version nachgesagt wurde. Für Paukenliebhaber wie Josef und mir wird ebenfalls ordentlich was geboten.


    :thumbsup: Mir hat die CD jedenfalls richtig Spass gemacht, da Ormandy diesen Superlang-Schinken kurzweilig gestaltet (auch wenn ich auf der anderen Seite hier Karajan und Solti vorziehe):
    Spielzeiten 20:02 - 16:50 - 12:29 - 23:00



    SONY, 1965, ADD


    :!: Ormandy verwendet folgerichtig auch die Originalfassung (1875/76) und nicht die entstellende Schalk-Fassung.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Kennt jemand diese mir bis dato völlig unbekannte Aufnahme?
    Sawallisch und Bruckner, hörte ich noch nie in Kombination, glaube ich ... ;)

    Diese Aufnahme unter Sawallisch von dieser Sinfonie, die ich so liebe, schätze ich seit langem sehr. Bei mir steht sie direkt neben Gielens Aufnahme. Nach Norberts Überlegungen im Fred Was hört Ihr gerade jetzt? (2012) weiß ich jetzt auch, warum:

    Gerade im CD-Spieler:
    Nach dem Eindruck der ersten drei Sätze könnte das für mich eine meiner "TOP 5 der 5." werden (nach Gielen und neben Herreweghe, Jochum, Wand und von Dohnanyi. Okay, das sind schon 5, also "TOP 6" Na gut, dann nehme ich Chailly und Welser-Möst noch hinzu und komme auf "TOP 8").


    Fantastische Abstimmung im Orchester, "organische", fließende Tempi und sehr schöne Detailarbeit, die im Bombast macher Dirigenten gerne einmal untergehen.


    Wie nicht anders zu erwarten verwendet Sawallisch für den letzten Satz die gleiche Sorgfalt und Liebe wie für die anderen drei.
    Weiterhin ist die Qualität des Orchesters zu loben. Das Bayerische Staatsorchester verfügt über ein "warmherziges Blech", brilliante Streicher und exakt phrasierendes "Holz".
    Für mich ist das eine Spitzenaufnahme, egal, ob nun zu den TOP 5 oder 10 (Eichhorn und von Matacic sind auch noch hervorragend) gehörend.



    Danke Norbert! :hello:

  • Gerne geschehen, lieber Ulrich.


    Was mich bei Sawallischs (leider sehr rar gesäten) Bruckner-Aufnahmen immer wieder fasziniert sind die Tatsachen, daß er zum einen die Werke für sich sprechen läßt, also keine "Mätzchen" wie Tempo- oder, noch schlimmer, Dynamikmodifikationen benötigt, um die Sinfonien "interessant" zu machen. Er läßt die Werke "aus sich heraus" wirken und sie gerade deswegen als Meisterwerke erscheinen. Das ist das, was ich mit der oben oft beschriebenen "Organik" meine.


    Und zum anderen schert Sawallisch nicht alle Bruckner-Sinfonien "über einen Kamm". Fast 77 Minuten für die 5. sind nicht sonderlich fix, 55 Minuten für die 9. sind es schon eher. Trotzdem gelingt es ihm in beiden Sinfonien, den Satzcharakteren voll gerecht zu werden. "Feierlichkeit" z.B. ist keine Frage des Tempos.


    Es ist schade, daß er keinen kompletten Bruckner-Zyklus veröffentlicht hat.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • 1, 4, 5, 6 und 9 habe ich aber mit ihm.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


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  • ...das sind auch die einzigen Aufnahmen, die offenbar mit ihm veröffentlicht wurden...

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Ich habe eben in der Bruckner-Aufnahmen-Datenbank von abruckner.com nachgesehen. Es gibt noch eine Aufnahme der 3.:


    Sawallisch, Wolfgang Philadelphia Orchestra 8/10/2002 Philadelphia Orch. Download 53:56 20:53 13:40 6:46 12:35


    Scheint in der Tat nur als Download erschienen zu sein, aber Amazon bietet ihn zumindest, um knapp 10 EUR, an: --> ()


    Und, wo wir schon bei Downloads sind: Auch die 5. gibt es noch ein zweites Mal unter Sawallisch, leider wiederum nur als Download:


    Sawallisch, Wolfgang Philadelphia Orchestra 8/1/2004 Philadelphia Orchestra Download 81:30 22:18 19:11 13:12 26:35


    --> ()


    Die 2., 7. und 8. scheint Sawallisch hingegen nie aufgenommen zu haben.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Lieber Joseph,


    ich habe nun auch einmal recherchiert: Beim japanischen Amazon kann man noch eine weitere Aufnahme von Bruckners 9. kaufen:



    Leider scheint die Aufnahme in Deutschland nicht erhältlich zu sein.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Korrektur: Die 2. gibt es doch von Sawallisch.



    Bayerisches Staatsorchester, 1986


    Mal sehen, vielleicht kommt das mal als CD oder DVD heraus.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Und da es hier um die 5. geht, kann ich nur erwähnen, dass man ohne eine von Günnni Wands Aufnahmen (ich habe 2) zu kennen, über die 5. nicht großartig filosofieren sollte.

    Wenn man heute Bruckner 5 im Konzertsaal hört, ich leider zuletzt vor mehr als 10 Jahren mit einem Herrn Wand, dann hat man ne spez. Architektur der Sinfonie im Ohr.
    Die geht dann nicht mehr raus, die ist gültig!

    Ich fand die alte Kölner Aufnahme, ehrlich gesagt, am gelungensten. Diese sprüht vor Spontaneität. Das Blech und die Pauken sind herrlich eingefangen (die Kritik am Kölner Blech kann ich somit zumindest bei Symphonie Nr. 5 nicht bestätigen). Wie Günter Wand die Pauken am Ende kommen läßt – Wahnsinn! Gewaltige Steigerung, kaum zu toppen. Auch nicht von ihm selber, weder in München noch Berlin.

    Trotz meiner Vorlieben für Solti und Karajan habe ich mir wegen der durchweg guten Kritiken jetzt auch seinen Kölner Zyklus zugelegt (und Nr.1, 4,5 , 6, 8 gehört !).
    :thumbsup: Ich bin schlichweg begeistert und kann sagen: Spät habe ich zu Wand gefunden ! Meine ersten Wand-CD´s sind das nebenbei !
    Meinen ersten Beitrag zu G.Wand´s Bruckner stelle ich gerade bei der Sinfonie Nr.5 ein, weil dies ein ungeheuer packende Interpretation ist, mit dem sein Bruckner-Zyklus eingeleutet wurde und für die er ganz zu recht den gefeierten Schallplattenpreis erhielt. Klug disponiert Wand zieht die Spannungsbögen; die beinahe brutale Wucht der Blechbläser hat etwas aufwühlendes, fern von jeglichem Schönklang - einfach packend. Die Pauken kommen auch keinesfalls zu kurz.
    Ich muste auch mit genugtuung feststellen, dass Wands Temporelationen, die nie etwas verschleppen aber auch nirgens gehetzt wirken, mir geschmacklich voll liegen. Wand ist eher auf der schnelleren Seite - TOP.
    :hello: :angel: Ich freue mich die obigen zitierten Lobpreisungen nun auch voll erleben und nachvollziehen zu können.



    Natürlich ist auch in der Kölner Aufnahme alles "da, was da sein muß". Es gehen keine Blechbläserpassagen unter, Wand unterschlägt nichts.
    Aber es ist ohrenfällig, daß die Blechbläser kein allererstes Niveau zur damaligen Zeit besaßen. Es mag auch sein, daß die Tontechnik sie nicht adäquat einfangen konnte, aber die Trompeten klingen stellenweise etwas quäkig, die Posaunen etwas dumpf.
    Generell fehlen mir die Brillianz und eine feinere dynamische Abstufung.

    Norbert, ich kann in der RCA-Neuausgabe die mit 24Bit neu remastert wurde auch klanglich nichts negatives feststellen. Auch diese Erstaufnahme in der Kölner GA von 1974 klingt tontechnisch einwandfrei; da quäkt nichts ! Gerade die wuchtigen Blechbläer des Kölner RSO finde ich Megaklasse; und das nicht nur in der Sinfonie Nr.5. Auch wie er in der Esrten, dem kecken besserl die Post abgehen und die Blechbläser schmettern lässt - Super.


    Wir hatten einen ähnlichen Fall mit dem 24Bit-Remastering bei den Beethoven-Sinfonien mit Bernstein (SONY). Da hatte ich mir die GA im 24Bit-Remastering auch nochmal gekauft, obwohl ich die GA mit 20Bit-Remastering bereits hatte. Besonders Ulrich war total begeistert über den Unterschied. Ich glaube hier bei Wand sind die Erstausgaben noch älter als mein Beethoven-Beispiel, sodass auch klanglich was wirklich feines rausgekommen ist. Ich bin voll zufrieden in jeder Hinsicht - das hat auch von der Dynamik her DDD-Qualität.


    Zu einem Hammerpreis zu haben, da man diese Hammer-GA bereits ab 15-16Euro NEU bekommen kann:

    RCA, 1974-1981, ADD/DDD (auf der Box nirgends angegeben; die Aufnahmen ab 1980 müssten eigentlich Digital sein !?!)

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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  • Hallo Wolfgang,


    wenn die Kölner Aufnahmen durch das neue Remastering tontechnisch gewonnen haben, um so besser. Es kann dadurch auch angehen, daß "das Blech" prägnanter und transparenter 'rüberkommt.


    Interpretatorisch gab/gibt es ohnehin nichts am Zyklus auszusetzen; im Unterschied zu den späteren Aufnahmen mit "seinen" NDR-Sinfonikern und den Berliner Philharmonikern (die 5. ist uneingeschränkt empfehlenswert) fallen aber schon Qualitätsunterschiede bei den Blechbläsern auf (mir zumindest ;) ).

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Hallo Wolfgang,


    freut mich sehr, dass dich der Wand doch noch anspricht. Dir dürften seine früheren Aufnahmen tendenziell eher liegen, auch wenn er selbst in den späten nie auch nur annähernd so langsam war wie Celibidache. Bzgl. der 5. Symphonie von Bruckner liegen mir unter Wand einige Aufnahmen vor (Kölner RSO, NDR SO, DSO Berlin, Münchner Ph, Berliner Ph), wo ich die Kölner Aufnahme als die spritzigste bezeichnen würde. Tempomäßig geben sie sich nicht sehr viel. Die Coda des Finales etwa legt er immer in circa 3 Minuten hin.


    Hier noch die exakten Aufnahmedaten von der älteren Box (übrigens auch schon 24-Bit remastered):


    Nr. 1: ADD, 11.07.1981, WDR, Großer Sendesaal (Klaus-von-Bismarck-Saal), Köln
    Nr. 2: ADD, 01.-05.12.1981, Studio Stolberger Straße, Köln
    Nr. 3: ADD, 05.-17.01.1981, WDR, Großer Sendesaal (Klaus-von-Bismarck-Saal), Köln
    Nr. 4: ADD, 10.12.1976, WDR, Großer Sendesaal (Klaus-von-Bismarck-Saal), Köln
    Nr. 5: ADD, 07.07.1974, WDR, Großer Sendesaal (Klaus-von-Bismarck-Saal), Köln
    Nr. 6: ADD, 16.-25.08.1976, WDR, Großer Sendesaal (Klaus-von-Bismarck-Saal), Köln
    Nr. 7: ADD, 18.01.1980, WDR, Großer Sendesaal (Klaus-von-Bosmarck-Saal), Köln
    Nr. 8: ADD, 28.05.-02.06.1979, WDR, Großer Sendesaal (Klaus-von-Bismarck-Saal), Köln
    Nr. 9: ADD, 05.-10.06.1978, WDR, Großer Sendesaal (Klaus-von-Bismarck-Saal), Köln


    Scheinbar wurde alles noch analog aufgenommen, auch die 1980/81er Aufnahmen. Das fällt aber m. E. nicht ins Gewicht.


    LG

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Für den Bruckner-Fan ist die 5. eigentlich atypisch - denn es gibt "nur" drei Versionen, von denen eine - die Orginalversion, entstanden von Februar 1875 bis Mai 1876 - nicht rekonstruierbar ist. Haas hat es zwar versucht, aber ohne großen Erfolg. Dennoch gibt es eine Aufnahme, die jedoch auf der Arbeit von Carragan aufbaut.


    Weiss jemand welcher Aufnahme diese Carrigan Rekonstruktion zugrunde liegt? Unterscheidet sie sich merklich von der ueblichen "2." Fassung?
    Gruß aus Freiburg
    Byron

    non confundar in aeternum

  • Hallo Byron,


    abruckner.com listet eine Aufnahme mit Akira Naito und dem Tokyo New City Orchestra auf, die aber leider weder bei Amazon noch bei JPC erhältlich ist.


    Von der unveröffentlichten 1876er Version gibt es eine Aufnahme mit Shunsaku Tsutsumi und dem Shunyukai Symphony Orchestra, die aber beiden Werbepartnern ebenfalls unbekannt ist.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Hallo Norbert,


    vielen Dank für die schnelle Antwort. Ich hatte zwar im Internet rumgesucht, war aber auf diese Seite nicht gestossen, die gerade auch für die Frage der Fassungen sehr hilfreich ist. An die CDs werde ich zwar vorläufig nicht rankommen, aber trotzdem vielen Dank!
    Vielleicht kennt aber jemand eine der Aufnahmen und kann mir sagen, ob es einen gravierenden Unterschied zur ueblichen Fassung gibt?


    Gruß aus Freiburg
    Byron

    non confundar in aeternum

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