Wenn Du den besonderen Fokus auf die beiden weiblichen Hauptrollen bei der Haitink-Aufnahme legst, dann würde ich zu 3/4 zum Kauf raten.
Keine Abstriche gibt's bei der Venus der Waltraud Meier zu machen. Ihr Vortrag, ebenso ihre Stimme, sind "Verführung und Erotik pur". Wer wollte ihr bei diesem Rollenportät nicht verfallen ?
Lucia Popp hat immer dann starke und berührende Momente, wenn sie ihr sensibles Gespür für lyrische Szenen einsetzen kann. Ihr "Allmächt'ge Jungfrau, hör mein Flehen!" gelingt vorzüglich, ebenso wie sie auch am Ende des 2. Aktes im Ensemble für sich einnehmen kann. Aber: Für sie vollkommen atypisch klingt ihre Stimme in den Höhen etwas spitz, fast säuerlich, wenn sie sich in die Höhen "stemmen" muß. Gerade "Dich, teure Halle, grüß ich wieder" ist somit kein uneingeschränktes Vergnügen.
Ansonsten: Fantastisches, einfühlsames und klangschönes Dirigat von Bernard Haitink, ein ebenso fantastischer Kurt Moll als Landgraf Hermann, ein vorzüglicher Siegfried Jerusalem als Wolfram von Eschenbach.
Klaus König singt die Titelrolle mit viel Engagement und ohne stimmliche Probleme. An die "spielerische Leichtigkeit" eines René Kollo (in der Solti-Aufnahme) indes reicht er nicht heran.
Auch Bernd Weikl weiß, was er als Wolfram Eschenbach zu singen hat. Den großen stimmlichen Anforderungen ist er gewachsen, jedoch erscheint er mir stimmlich zu "robust" für die Rolle.
Mit leichten Abstrichen würde ich durchaus zur Haitink-Aufnahme raten. Eine Aufnahme, die mich zu 100% zufriedenstellt, habe ich beim "Tannhäuser" ohnehin noch (?) nicht finden können.