Wie groß die Schmidt-Kowalski-Zielgruppe ist, ist schwer zu sagen. Er ist offenbar Schullehrer und hat auch Werke mit den Schülern seiner Schule aufgeführt - in so einem Kontext wird das toll funktionieren, der lokale Umkreis wird ihn und seine Musik lieben. Ähnliches gilt für Laienorchester, deren Publikum vor allem Angehörige sind. Wenn man dort mit Gegenwartsmusik "der Art Donaueschingen" kommt, sind Aggressionen zu erwarten, filmmusikartig verzerrte Spätromantik führt zu Begeisterungsstürmen.
Prinzipiell finde ich es auf jeden Fall begrüßenswert, dass Leute einfach praktisch musizieren und für ihre Umgebung Stücke schreiben, die diese auch hören und bei der sie auch partizipieren will. Ich denke nur so kann in weiterer Folge auch "besseres" entstehen. Das Hauptproblem unserer Zeit ist ja die Entkopplung der allgemein "bürgerlichen" Musizierpraxis und der modernen Musik. Am Anfang des 20.ten Jahrhunderts war das ja noch nicht so, siehe Kabalewski oder Kodaly.
Im snobistischen Kreis der Konzertsäle und in den Elfenbeintürmen der CD-Sammler wird Schmidt-Kowalski wenig Chancen haben, das sieht man ja auch in den Klassikforen: Ablehnung oder mäßiges Wohlwollen, mehr ist kaum drin. Er müsste "moderner" sein ohne zu verstören - mehr Elemente der Filmmusik der letzten Jahrzehnte aufnehmen, also mehr John Williams und weniger Schumann. Eine nahe beim Original bleibende Romantik hat mE keine Chance.
Ich werde mir den Herren einmal anhören, allerdings, um ehrlich zu sein, mir nicht zu viel erwarten. Ganz gut scheint den "modern aber nicht verstören"-Spagat der gute Schostakowitsch zu schaffen. Seine Musik ist so unglaublich populär - auch bei Leuten, die sonst keine Klassik hören - dass ich mich nur wundern kann. John Williams schätze ich eigentlich sehr, aber der ist wohl auch schon zu konservativ (er komponiert mit Bleistift und Papier). Epigonal war er natürlich immer schon, allerdings eher auf die Hochromantik oder "leichte" Spätromantik schielend, Holst z.B. Vielleicht wäre Morricone ein besseres Beispiel. Der kann ähnlich viele Leute begeistern wie bspw. Piazolla.