Im gestrigen Kölner "Express" wurde über eine neu ausgegrabene Oper von E.T.A. Hoffmann berichtet. "Der Trank der Unsterblichkeit" wird im Erfurter Theater heute Abend uraufgeführt. Als "besonderer Leckerbissen" wird hier auf nackte oder halbnackte Sänger- und Sängerinnen auf einem Foto hingewiesen: "Spärlich bekleidet steht eine Sängerin vor einem opulent beladenen Speisetisch. Diese Aufnahme macht Appetit auf die Oper. Sie verspricht ein Hörgenuss (und ein Augenschmaus) zu werden." Wenn ich es recht verstehe, scheint die Musik hier nur zweitrangig zu sein. Der Trend hin zur Fleischbeschau scheint sich immer weiter fortzusetzen.
Ich komme gerade aus besagter Uraufführung und zumindest hinsichtlich der nackten Frauen ist zu sagen, dass deren zur Schau gestellte Nacktheit sich auf den Oberkörper beschränkt und keinesfalls als provozierend bzw. obszön verstanden werden kann und zudem durchaus zur Handlung passt. Das jedoch läßt sich leider keineswegs von den übrigen Regieeinfällen sagen, was während des Schlußapplauses mit einen Buh-Sturm quittiert wurde. Es gab viele Symbole und Assoziationsimpulse auf der Bühne zu sehen und das Ganze war ingesamt akzeptabel. Doch warum bringt man nicht einmal bei solch einer Uraufführung den Stoff librettogetreu auf die Bretter? Das Argument, dass das Publikum die ewig gleichen Inszenierungen satt habe, kann da ja wohl kaum zutreffen.
Die Musik, derentwegen ich primär die Aufführung besuchte, wußte zu gefallen und bei vielen Arien und Orchesterstücken bedauere ich, sie (noch?) nicht zu Hause von Konserve wieder hören zu können. Ich bin gespannt, wie das Resümee der Presse ausfällt.