Was macht Bach einzigartig?

  • Hi Oliver,


    ich denke, dass ich dein Empfindungen Bach gegenüber ganz gut nachvollziehen kann. Es ist unmöglich, dieses Gefühl genau zu definieren. Aber ohne solche Versuche wäre im Forum wenig los.


    Es mag etwas pathetisch klingen. Aber ich habe das Gefühl, dass Bach's Musik ein Teil von mir ist. Ich brauche ständig etwas davon, egal ob ich traurig oder glücklich bin. Bach's Musik bedeutet mir wirklich sehr viel, auch, weil sie mit das Schönste war was mir auf diesem Planeten bis jetzt begegnet ist.


    Wenn ich im Urlaub keinen Bach dabei habe, werde ich immer recht bald ungemütlich.
    :D


    Am Besten finde ich Bach's hervorgehobene Stellung immer bestätigt, wenn ich andere Komponisten höre. Mit Ausnahme von Mozart finde ich andere Komponisten nach einer gewissen Zeit langweilig. Beethoven's Klavierwerke möchte ich häufig nach der Hälfte abbrechen.


    Aber die Kunst der Fuge: Ich kann mit meinen limierten Fähigkeiten die unvollendete Fuge meditativ in 30 Minuten spielen, ohne dass mir nur einmal langweilig wird.


    Alles klingt so ungezwungen richtig.


    Dabei ähnelt ein Bachsches Menuet einem Menuett von zum Beispiel Haydn so sehr. Doch irgendwie fehlt bei Haydn etwas. Dieses etwas kann ich nicht näher beschreiben. Auch aus sogenannten "limitierten" Formen schuff Bach kleine Mikrokosmen.


    Aber warum ist das so?
    Weiß ich nicht. Ist ja auch egal. Wir sollten einfach froh sein, dass es Bach's Musik gibt.

    "Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten" Gustav Mahler

  • Hallo Oliver,
    ich danke Dir für diesen Thread. Ich finde es schön, wenn hier neben all den hilfreichen und interessanten CD-Besprechungen und Empfehlugen auch über Gefühle gschrieben wird. Und das darf (so denke ich) nicht nur subjektiv sein, das soll subjektiv sein. Und wenn da einer subjektiv das selbe empfindet wie ich, dann finde ich das wunderbar. :]


    Als ich erstmalig Bach hörte, legte ich ihn beseite, dachte mir, zu trivial und griff zu Mahler. Ich hatte ach so keine Ahnung. Ich hatte nicht hingehört.


    Die Goldberg Variationen weckten erneut mein Interesse. Nach den Brandenburgischen Konzerten und dem Weihnachts-Oratorium war ich bereit für die Mathäus-Passion. Dann kamen die Overtüren und just in diesem Moment läuft die Kunst der Fuge.


    Auch micht macht Bach heute einfach glücklich. Er kann mich in einen hypnothischen Zustand versetzen. Das vermag kein anderer, wenn auch ich weiss Gott viele Komponisten liebe.


    Und auch ich möchte dann meist jemanden umarmen. Ich nehm dann eben mene Frau. :]


    Liebe Grüße
    Gallo

    ... da wurde mir wieder weit ums Herz ... (G. Mahler)


  • Salut Oliver,


    ich finde es schön, dass es solche Gefühle gibt. Für mich ist es ein Gefühl des Zuhauseseins. Ich könnte mir vorstellen, dass gerade Bachs Strukturen den "menschlichen" [in allen möglichen Sichtweisen] am ehesten "entsprechen" und daher am meisten "ansprechen".


    Nicht Bach, sondern Meer müßte er heißen


    - vortrefflicher, als Beethoven, hat es noch niemand ausgedrückt.


    Liebe Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo GalloNero


    Zitat

    Original von GalloNero
    Und auch ich möchte dann meist jemanden umarmen. Ich nehm dann eben mene Frau. :]
    Gallo


    Schenkt sie dir auffallend häufig Bach-CDs?

    8)

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Ich schließe mich den Bach-Verehrern an.
    Genau beschreiben, was den Zauber seiner Musik ausmacht, kann ich nicht. Ich bin mir sogar absolut sicher, dass es nicht mit Worten beschrieben werden kann (oder könnt ihr jemanden anhand der Pigmente die Mona Lisa "erklären"?)
    Kurzum, Goethe und Beethoven treffens ganz wunderbar.


    Viele Grüße

    Das Frühstück ist ihm viel zuviel Zeremonie. Die ganze Lächerlichkeit kommt zum Ausdruck, wenn ich den Löffel in die Hand nehme. Die ganze Sinnlosigkeit. Das Zuckerstück ist ja ein Anschlag gegen mich. Das Brot. Die Milch. Eine Katastrophe. So fängt der Tag mit hinterhältiger Süßigkeit an.

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  • Zitat

    Original von SMOB
    Dabei ähnelt ein Bachsches Menuet einem Menuett von zum Beispiel Haydn so sehr. Doch irgendwie fehlt bei Haydn etwas. Dieses etwas kann ich nicht näher beschreiben. Auch aus sogenannten "limitierten" Formen schuff Bach kleine Mikrokosmen.


    Das könnte man (und ich würde das sogar tun, bin allerdings nicht der Ansicht, dass sich ein Bach- und ein Haydn-.Menuett so wahnsinnig ähnlich sind) durchaus auch gerade umgekehrt behaupten: Bachs Menuett fehlt was, was Haydn hat, z.B. eine gewisse Art Humor :D
    Ich kann die Fasziniation Bachs ja auch verstehen, aber die angebliche ÜberallesEinzigartigkeit wird dadurch Lügen gestraft, dass ein so berühmtes Werk wie BWV 565 gar nicht von ihm stammt; auch einige der Konzerte sind vermutlich Bearbeitungen von Stücken anderer Komponisten (bei dem für 4 Cembalo kennt man ja Vivaldis Original).


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Ich kann die Fasziniation Bachs ja auch verstehen, aber die angebliche ÜberallesEinzigartigkeit wird dadurch Lügen gestraft, dass ein so berühmtes Werk wie BWV 565 gar nicht von ihm stammt; auch einige der Konzerte sind vermutlich Bearbeitungen von Stücken anderer Komponisten (bei dem für 4 Cembalo kennt man ja Vivaldis Original).
    JR


    Wird sie dadurch wirklich Lügen gestraft? Vielleicht bekommen Werke durch seine Bearbeitung erst "den Zauber".


    Nur so ein Gedanke.


    Gallo

    ... da wurde mir wieder weit ums Herz ... (G. Mahler)

  • Ich finde es sehr schön, daß Bach derzeit diese Verehrung enthgegengebracht wird. Das war nicht immer so. Zeitweise wurde er als akademisch und trocken, altertümlich gesehen.


    Nun aber - in einer Zeit die eigentlch eher die klassische Moderne als die Klassik verehrt - erweist sich der Meister des Spätbarock als Fixstern am Firmament klassischer Musik. Nicht nur Verehrung, nein Begeisterung wird ihm zuteil (erwas das Mozart aus meiner Sich derzeit abgeht)-
    Ein Beweis, daß auch "Klassische Musik" sehr lebendig ist, und daß hier einerseits "Modetrends" zu registrieren sind - daß aber die "EwigenWerte" in gewisser Weise "uinantastbar" sind, wenngleich nicht unveränderlich.
    Damit meine ich Zeitstömungen. Ich erinnere mich, wie stolz man was, Bach "entstaubt" zu interpetieren, im Stile des 20,. Jahrhunderts.
    Da gab es einerseits "Modernen" Bach am Konzertpodium, soll heißen mit modernem Instrumentarium, Klavier verdängte das Cembalo (und man wies drauf hin , welche Klangnuancen man aus dem alten Bach herauskitzeln konnte) - andereseite gab es Experimente wie "Switch on Bach" und die "Swingle Singers".
    Heute beruft man sich auf "Historisch informierte Interpretation" (informiert war man eigentlich früher auch - aber man negierte gewisse Dinge bewusst.) und verdammt diese Modeströmungen.


    Interessant , wie es weitergeht....


    LG


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Es ist interessant, dass du, Oliver, deine Vorliebe für einen bestimmten Komponisten gerade durch eine Umarmung (was folgt? Küsse?) zum Ausdruck zu bringen wünschst. Ich muss offen gestehen, dass mir eine derartige fixe Idee noch nie in den Sinn kam. Und obwohl ich mir, um deine "Argumentationsbasis" zu prüfen, einmal Bach angehört (in Gedanken umarmt) habe und - wiewohl mich die Musik, um es mit den Worten eines gewissen barocken Musikwissenschaftlers zu sagen, "afficieret" hat - nichts von solcherlei Empfindungen verspürt habe.


    Nun, Spaß beiseite. Wie schon gesagt, spricht mich die Musik Bachs auch an, und zwar auf einer mit deinen Eindrücken vergleichbaren Ebene. Ich muss jedoch einräumen, dass es mir nicht bei allen seinen Werken so geht, sondern nur bei ganz bestimmten. Oftmals hängt es dann auch sehr vom Interpreten ab, wie stark mich ein bestimmtes Werk anspricht.


    Dabei ist interessant, dass meine Vorliebe hier einen Wandel durchgemacht hat. Ich tendiere mittlerweile zu nicht allzu "mechanisch" (Anführungsstriche, weil dieses Wort in dieser Form nicht ganz passt) gehaltenen Deutungen. Ein Präludium in C-Dur WTK1 von Herrn Glenn Gould empfinde ich als mechanisch, die Non-Legato-Technik mittlerweile nicht mehr als nicht zwingend notwendig, manchmal gar als Störfaktor.
    Das beste Beispiel für eine sehr gefühlsintensive Interpretation ist jene Sviatoslav Richters. Er stellt unter Beweis, dass in Bachs Musik Unmengen an "emotionalem Potential" vorhanden sind, die herauszukitzeln sich lohnt.


    Ich empfehle in diesem Zusammenhang, einmal folgende seiner Aufnahmen anzuhören:


    WTK1 - Präludium und Fuge in c-Moll
    WTK1 - Präludium und Fuge in E-Dur


    Vor allem letzteres sei als Beleg für meine These genannt.



    Auch Gould kann sehr emotional sein, im Grunde ist er es immer, doch finde ich, dass die Emotionalität an manchen Stellen durch seine "strenge" Wiedergabe flöten geht.


    Zwei Stücke seien jedoch genannt, die Gould durchaus so spielt, wie ich es mir wünsche, zwei Stücke, bei denen ich mir keinen anderen Pianisten vorstellen kann:


    WTK2 - Präludium und Fuge in d-Moll
    Sinfonia Nr. 11 g-Moll



    Ich bin, um abzuschließen, glücklich darüber, dass Bachs Musik wieder eine breitere Masse anspricht. Darüber hinaus gibt es nur wenige Komponisten bei denen die Interpretationsfrage so kontrovers diskutiert wurde, wenige, die so unterschiedlich interpretiert wurden. Wie Alfred schon sagte: Es bleibt spannend.

    "Noten haben einen zumindest ebenso bestimmten Sinn wie Wörter, wiewohl sie durch diese nicht zu übersetzen sind." (Felix Mendelssohn-Bartholdy)

  • Liebe Bach Freunde,
    heute morgen im Bett habe ich eine Theorie entwickelt. Theorie ist vielleicht fast ein bisschen zu viel gesagt. Spinnereien trifft es wohl eher, aber sachlich, objektiv werden wir dem Phänomen sowieso nicht näher kommen.


    Was ich feststelle ist, dass ich Bach liebe, meine Frau eher weniger. Deswegen schenkte sie mir entgegen Theophilus’ Erwartung noch nie eine Bach CD. ;) Ich drücke Sie aber trotzdem. :lips:


    Was ich an Bach bewundere ist die Polyphonie, die ich bisher in diesem Maße bei keinem anderen kennen lernen durfte. Als ich da so im Bett lag und mich auf die vielen Stimmen konzentrierte, da viel mir ein, dass hier etwas geschieht, was nicht unbedingt zu den Stärken der Männer gezählt werden darf. Es ist wohl erwiesen, dass sich Frauen leichter tun, mehrere Dinge gleichzeitig zu erfassen bzw. zu tun. Männer haben dafür andere Stärken.


    Nun bei Bach gelingt es mir viele Stimmen gleichzeitig wahrzunehmen. Und dennoch bleibt das Ganze in einem überschaubaren Rahmen und ergibt ein geordnetes (Klang-)Bild. Erfahre ich hier Dinge, die ich als Mann so normalerweise nicht erfahre? Liebe ich Bach so sehr weil ich ein Mann bin? Ist Bach bei Männern überhaupt beliebter, als bei Frauen?


    Auf was für einen Unsinn man doch morgens im Bett so kommen kann. Oder ist am Ende sogar was dran.


    Liebe Grüße
    Euer Gallo

    ... da wurde mir wieder weit ums Herz ... (G. Mahler)

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  • Hallo Gallo (auch nicht schlecht :D )


    Zitat

    Was ich feststelle ist, dass ich Bach liebe, meine Frau eher weniger.


    Eindeutig zweideutig, würde ich mal sagen!


    :angel:



    Gruß, Peter.

  • Zitat

    Original von petemonova
    Eindeutig zweideutig, würde ich mal sagen!


    Dachte ich auch gerade, kein Wunder, dass sie ihm keine CDs schenkt... ;)


    Kurz zu Bach - ohne weitere Analyse, warum das so ist: Diesen Komponisten verehre ich auch sehr. Seine Musik schenkt mir in haltlosen Zeiten so etwas wie Sicherheit und Beständigkeit, sie „erdet“ und versöhnt mich wieder.


    Gruß, Cosima


  • Oje, was habe ich da von mir gegeben. :stumm:


    Zugegeben, wirkt eindeutig zweideutig, war aber eindeutig eindeutig gemeint:


    1. Ich liebe Bach
    2. Meine Frau liebt Bach weniger.
    und 3. liebe ich natürlich meine Frau. :yes:


    Euer Gallo

    ... da wurde mir wieder weit ums Herz ... (G. Mahler)

  • Hallo Cosima,


    gut Idee und schon erledigt.


    Grüßle von Thomas,
    ausnahmesweise mal als Mod

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

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  • Nein- NICHT zusammenlegen !!


    Natürlich bin ich bestrebt, die Doppelgleisigkeit gering zu halten.


    Aber - es wird gelegentlich passieren.


    Wenn ein Thread SOFORT als Doppelthrad entdeckt wird, dann wird es oft gut sein die Threads zu verbinden. In manchen Fällen ist das jedoch eher kontraproduktiv - wenn beispielsweise die beiden Threads - bei aller Ähnlichkeit - verschieden Entwicklungen durchmachten.


    Man sollte beim Verbinden schon sehr vorsichtig sein - So hätt ich beispielsweise die beiden Threads


    Die großen Violinkonzerte


    und


    Mein liebstes Violinkonzert



    NICHT miteinander verbunden - aus meiner Sicht ist da ein feiner Unterschied.


    Aber ich will nicht alles reglementieren - es geschah - und basta....


    In Zukunft kann ich mir aber durchaus vorstellen, daß es (als Beispiel)
    5 Threahds über Beethovens 5. Sinfonie gibt, von verschiedenen Seiten beleuchtet. Ein NEUER Thread ist beispielsweis dann vorteilhaft, wenn man zwar über ein schon besprochenes Werk schreiben will, aber einen anderen theamatischen Schwerpunkt im Auge hat.


    Mehrfachthreads zu einem Werk, jedes 4 Beiträge umfassend, sind lähmend - Spaghettithreads mit 300 Beiträgen und mehrfachem Schwerpunktwechsel innerhalb des Threads - sind es jedoch auch. Ich habe den Verdacht, daß am Ende die neu hinzukommenden, den Anfang gar nicht mehr lesen....


    Daher ist gegen einen ÄHNLICHEN Thread gar nichts einzuwenden.
    Er sollte nur im Beinamen schon die gewünschte Richtung anzeigen.


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred



    EDIT: Ich war wohl zu spät ..... :D

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Ich habe den Verdacht, daß am Ende die neu hinzukommenden, den Anfang gar nicht mehr lesen....



    kann ich bestätigen... wenn ein Thread mehrere Seiten hat, quäle ich mich nur selten durch den gesamten Inhalt, obwohl ich sehr schnell lese...

    Im übrigen bin ich der Ansicht, dass gepostete Bilder Namen des Fotografen, der dargestellten Personen sowie eine genaue Angabe des Orts enthalten sollten.
    (frei nach Marcus Porcius Cato Censorius)

  • Noch einmal zurück zur Ausgangsfrage.



    Was macht Bach einzigartig?


    Sehr Vieles macht ihn einzigartig. Ich will nur einen - für mich sehr bedeutenden Punkt - benennen.


    Allein schon die


    Sonaten und Partiten für Violine solo


    und die Suiten für Violoncello solo


    machen Bach einzigartig.


    Stücke, die niemals auszuschöpfen sind und von einer Konzentration auf die musikalische Form, zu der es schwer fällt etwas auch nur annähernd Vergleichbares zu benennen.


    Ich habe etwa am Wochende wegen der neuen Aufnahme von Gidon Kremer die Chaconne 8 oder 9 mal in Vergleichaufnahmen gehört (Dauer jeweils zwischen 12,5 und 15,5 Minuten). Und es war immer wieder ein Genuß - bis auf eine neuere Aufnahme, die im Vergleich nicht wirklich standhalten konnte. Bei welchen Stücken würde ich mir das sonst antun. Zum Glück war niemand im Haus, sonst wäre wahrscheinlich wieder einmal an mir gezweifelt worden.


    Mit besten Grüßen


    Matthias

    Tobe Welt, und springe,
    Ich steh hier und singe.

  • Hallo,


    ja, Du hast im Ergebnis recht.


    Aber mit Verlaub, wenn Du schreibst:


    Bei welchen Stücken würde ich mir das sonst antun ,


    vermag ich dazu nichts zu sagen, denn ich kenne Deine Gewohnheiten nicht.


    Beste Grüße aus der Landeshauptstadt

  • Hallo Tom,


    ich höre öfter im Vergleich (mit immer wieder überraschenden Ergebnissen), aber nicht sehr häufig mit einer Stimmung, dass man nur schwer wieder aufhören mag und wieder und wieder ein 14 Minuten-Stück. Das war und ist bei diesen Stücken für mich aber so.


    Das ist vielleicht auch Teil der nicht versiegenden Faszination für die klassische Musik, nicht Sammelwut, sondern das Wissen, das man immer wieder Aufnahmen findet, die einem Lebendigkeit, Intensität und Tiefe vermitteln, die das Leben bereichern.


    Mit bestem Gruß


    Matthias

    Tobe Welt, und springe,
    Ich steh hier und singe.

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  • Hallo,


    ja, wahrscheinlich hast Du recht. Das gezielte Hören von Vergleichsaufnahmen kann durchaus einen Erkenntnisgewinn herbeiführen. Welche Aufnahme(-n) hat/haben Dich denn neben Kremer besonders zufriedengestellt?


    Beste Grüße

  • Die Chaconne ist sicher eines der Stücke, die aus Bachs Ouevre herausragen.
    Es ist durchaus exemplarisch: 1. Es sind Variationen (=>Goldbergvariationen)2. Wunderschöne Melodien (wie fast immer bei Bach) Insgesamt eine gelungene Mischung aus Strenge und Freiheit.
    Und als Besonderheit: Die Musik soll das Leben eines Menschen von der Geburt bis zum Tode symbolisieren.
    Man mag es kaum glauben: So schöne Musik aus vier Saiten.


    Auf meiner Beerdigung sollte dieses Stück gespielt werden. Wenn nicht live, dann von Mark Lubotsky.

    "Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten" Gustav Mahler

  • Zu nächtlicher Stunde erlaube ich mir eine geheime Liebe zu offenbaren:


    Die Einspielung mit dem Titel "Morimur" unter Mitwirkung des Hilliardensembles und Christoph Poppen ist ausnehmend gut. Hier wird sozusagen als Höhepunkt die Verbindung von Bachs Chaconne mit seiner Kantate "Christ lag in Todesbanden" (BWV 4 ?) zelebriert. Kopfhörer aufsetzen und anhören.

  • tom


    Wenn ich mich bei den Sonaten und Partiten äußerst beschränken müßte, was zum Glück nicht der Fall ist:


    1. Arthur Grumiaux (Philipps 1961)


    2. Jascha Heifetz (RCA 1952)


    Ich ziehe die Grumiaux-Aufnahme der Aufnahme von Szeryng vor. Sie sind im Ansatz ähnlich, aber Grumiaux ist für mich eine Spur differenzierter.


    Heifetz mit ganz anderem Interpretationsansatz - deshalb hier genannt - nicht in Abstufung zu Grumiaux - in 12:53 Minuten für die Charconne - aber man hat keinen Eindruck, dass es beschleunigt gespielt wäre. Einfach äußerst virtuos und ausdrucksstark.
    Die neue Gidon Krmer-Aufnahme würde ich auch nicht mehr hergeben.


    Mit besten Grüßen


    Matthias

    Tobe Welt, und springe,
    Ich steh hier und singe.

  • "Nicht Bach, sondern Meer sollte er heissen."


    In der Überschrift greife ich ein (angebliches) Zitat Beethovens über Bach auf. Sollte dieses wahr sein, dann war Bach also schon vor Mendelssohn-Bartholdys "Wiederentdeckung" ein sehr angesehener Komponist.
    Heutzutage scheint es ja fast so, als hätte es neben Bach keinen anderen Komponisten des Barock gegeben - zumindest hier, im deutschsprachigen Raum (die Franzosen werden natürlich Einspruch erheben und ihren Lully anführen). Ich weiß, das war vor 30, 40 Jahren noch ganz anders. Karl Richter, Nikolaus Harnoncourt, Helmuth Rilling u.a. haben sicherlich ihren Teil dazu beigetragen. Klar, man kennt Händels "Messias", Vivaldis "Die vier Jahreszeiten", den Kanon von Pachelbel, vielleicht noch einiges von Telemann - aber Bach ist, so scheint mir, heute die alles überschattende Komponistenpersönlichkeit des Barockzeitalters.


    Was meint ihr dazu?


    War als neuer Thread gedacht, habe ihn hier auf Wunsch des Autors angefügt.
    Mod TB

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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  • Hallo Felipe,


    Ich dachte, Du wußtest dies.


    Zitat

    Baron van Swieten (1733 - 1803)
    I [i.e. Mozart] go to the house of Baron Van Suiten [sic] every Sunday at 10 o'clock and nothing is played there but Händel and Bach.


    LG, Paul

  • Hallo Paul,


    nein, das wußte ich gar nicht. Daß der Baron ein Verehrer von Händel war, allerdings schon. Meines Wissens fand die Mozart-Bearbeitung des Messias ja auf van Swietens Vorschlag statt.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Bachs Wohltemperiertes Klavier war unter Musikern in der zweiten Hälfte des 18. Jhds. durchaus verbreitet, besonders als Lehrwerk (über den Teenager Beethoven wird lobend hervorgehoben, dass er hauptsächlich das WTK spielt).
    Händels Oratorien wurden in England weiterhin aufgeführt (wovon u.a. Haydn war außerordentlich beeindruckt war), sein Cembalomusik war ebenfalls in ganz Europa sehr beliebt.
    Mozart arrangierte eine Handvoll Fugen von Bach für Streichensemble den bearbeitete nicht weniger als vier Händelsche Werke (außer Messiah, noch Alexanderfest, Acis & Galathea und die Cäcilienode), vermutlich für konkrete Aufführungen.
    Beethoven hatte wie gesagt, das wichtigste von Bach (allerdings kannte er vermutlich kein Chorwerk) schon als Schüler Neefes kennengelernt, später äußerte er große Bewunderung für Händel (und komponierte eine Art Hommage in der Ouverture zur Weihe des Hauses.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von tastenwolf



    kann ich bestätigen... wenn ein Thread mehrere Seiten hat, quäle ich mich nur selten durch den gesamten Inhalt, obwohl ich sehr schnell lese...


    Kann ich nicht bestätigen.
    Wenn mich ein Thema sehr interessiert, vor allem wenn es so viele aussagekräftige Beiträge dazu gibt, ist es alles andere als eine Qual für mich, mich durchzuschmökern, und ich suche mir sehr wohl den Anfang des Fadens und lese einen Beitrag nach dem anderen - und wenn ich es auf drei Etappen mache. Herrlich!

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Hallo!


    Diese Frage habe ich mir jetzt auch wieder gestellt. Ich habe keine Antwort, nicht ansatzweise.
    Aber ich möchte kurz beschreiben, warum Bach für mich so einzigartig ist.


    In die Barockmusik bin ich wie viele andere mit diversen berühmten Orchesterwerken Bachs sowie der obligatoriuschen Pop-Musik von Vivaldi und Händel eingestiegen. Schon damals hatte Bach in diesem trio für mich die Nase vorn.
    Es sind aber inzwischen nicht mehr die BBKs und die Orchestersuiten und ähnliches, die mich erstaunen lassen - diese Werke Bachs finde ich nicht einzigartig.


    Eine kurze unvollständige Liste IMO absolut einzigartiger Werke:


    Suiten, Partiten, Sonaten für Cello/Violine solo - singuläre Meisterwerke, ich kenne nichts annähernd vergleichbares
    Messe h-moll - es gibt keine Messe, die mich so bewegt
    Matthäuspassion - ragt für mich unter all den großartigen Passionsmusiken nochmal deutlich heraus
    Die Kunst der Fuge - ich bin sprachlos; ich glaube, dies wäre mein "Insel-Werk"


    Um kurz anzführen, was ich mit vergleichbar meine: Bei den Sonaten für Violine und Klavier gibt es noch die von Corelli, die mir im Schnitt weniger gefallen, aber IMO nahe an Bach heranreichen. Der Vergleich muß aber nicht aus der selben Epoche sein: Die Einzigartigkeit der Goldberg-Variationen wird IMO durch die Diabelli-Variationen stark relativiert.


    Inzwischen kenne von mehr als drei Barockkomponisten diverse Werke, aber Bach ragt für mich immer noch wie ein einzigartiger großer Berg hervor.
    Was ich von Lully, Rameau, Purcell, Händel, Vivaldi, Corelli, Schütz, ... kenne, beeindruckt mich (mit wenigen Ausnahmen) längst nicht so sehr.
    Es sind eher Werke von Bach, die mich immer wieder in die Barockzeit ziehen, momentan z.B. die Gambensonaten, die ich neu für mich entdeckt habe.


    So, das mußte ich anscheinend mal loswerden.


    Wer nur ein kurzes statement lesen will, hier die Zusammenfasung:


    J.S. Bach = :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:


    Viele Grüße,
    Pius.

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