Beethoven: 3. Sinfonie "Eroica"

  • Zitat

    To some it is Napoleon; to some it is Alexander the Great; to some it is philosophical struggle. To me it is simply Allegro con Brio.


    Toscanini in einem Gespräch über den ersten Satz der Eroica...

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!



  • B E E T H O V E N
    Sinfonie no.3 "Eroica"
    Michael Tilson Thomas; San Francisco Symphony Orchestra

    Eine klare Empfehlung für diese DVD auch von mir - leider habe ich sie langfristig verliehen und will sie endlich wieder haben... ! :wacko:
    Im übrigen ist die ganze "Keeping Score"-Serie m.E. ein guter Kauf - toll gemacht, z.B. auch Tschaikowskis Vierte.



    Beste Grüße
    Accuphan

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)


  • Zur von mir bereits genannten Knappertsbusch-Aufnahme von 1953 mit den Münchner Philharmonikern möchte ich eine weitere nennen, der ich, nach recht intensivem Vergleichshören, sogar noch den Vorzug geben würde, und zwar unter demselben Dirigenten aus dem Jahre 1951 mit dem Bremer Philharmonischen Staatsorchester. Der eine oder andere mag jetzt mit der Nase rümpfen, gelten die Bremer ja nicht unbedingt als Spitzenklangkörper (zumal vor 60 Jahren), aber ich kann versichern, daß die Vorurteile unbegründet sind. Formvollendetes, beseeltes Musizieren vom ersten bis zum letzten Takt.


    Knappertsbusch läßt der Musik Zeit, sich zu entfalten. Metronomzahlen-Puristen kommen freilich nicht auf ihre Kosten. Die Spielzeiten verdeutlichen dies:


    I. 16'43
    II. 17'27
    III. 7'02
    IV. 14'02
    Ges. 55'14


    Kurz charakterisiert: ein typischer Knappertsbusch. Sehr wuchtig, pathetisch, monumental. Was er am Ende des 1. Satzes vollführt, soll ihm erstmal einer nachmachen. Ich vernehme Töne, die ich so nie zuvor hörte. Man vernimmt jedes Instrument, sehr detailiert die Apotheose dieser Coda, besser geht kaum. Sehr bewegend der Trauermarsch. Elegant-beschwingt, doch nicht verhetzt das Scherzo. Majestätisch das Finale mit gewaltiger Schlußsteigerung.


    Es seit die für das Jahr 1951 wirklich außerordentlich gute Tonqualität hervorgehoben (trotz Mono), die so manche mulmige Stereo-Aufnahme auf die Ränge verweist.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Im bisherigen Thread fiel der Name Günter Wand gar nicht. Dabei finde ich, seine Aufnahmen der "Eroica", insbesondere seine letzte von 1994 mit dem DSO, gehören zur absoluten Spitzenklasse. Die Tempi sind ziemlich langsam, aber dessen ungeachtet ein Erlebnis der Sonderklasse. Die beiden anderen Aufnahmen, die mir bekannt sind, entstanden mit dem NDR-SO, eine im Studio 1985, die andere live 1989. Es scheint noch eine Aufnahme mit dem Gürzenich-Orchester von 1956 zu geben.




    I. 1956: 14:49; 1985: 17:59; 1989: 17:34; 1994: 17:13
    II. 1956: 14:11; 1985: 14:37; 1989: 15:31; 1994: 16:25
    III. 1956: 5:49; 1985: 5:44; 1989: 5:46; 1994: 5:53
    IV. 1956: 11:22; 1985: 11:27; 1989: 11:40; 1994: 12:39

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Auf Norberts freundliche Empfehlung drehte sich bei mir in den letzten Tagen die Eroica immer wieder unter dem Dirigat Schurichts mit dem Berliner Philharmonischen Orchester aus dem Jahr 1941. Ausgesprochen kraftvoll, viril, an manchen Stellen fast unbeugsam im Gesamteindruck, an anderen wieder recht zart und gesanglich, im ersten Satz geradezu soghaft. Was mich in der Wahrnehmung etwas hemmt, ist der Eindruck, den die Tempi hinterlassen: Keinesfalls auf der langsamen Seite, im Gegenteil bin ich sogar verblüfft, bei einem Dirigat aus dieser Zeit einen derart (relativ) straffen Ansatz zu hören. Das zeigt aber eher, mit welchem Vorurteil ich durch die Gegend gelaufen bin - Furtwängler-Zeit = alle Dirigate müssen à la Furtwängler ablaufen; das ist natürlich genauso unsinnig wie die Annahme, während Karajans Lebzeit müssten alle Dirigate nach dessen Facon abgelaufen sein (obwohl dieser Zusammenhang durchaus im öffentlichen Bewusstsein verankert zu sein scheint). Von daher liegt dort für mich der Hauptwert dieser Aufnahme: Einen völlig anderen - geradezu frischen, modernen, trotz kraftvollen Orchesters eher schlanken Ansatz - von einem Zeitgenossen Furtwänglers präsentiert zu bekommen. Wenn mich allerdings das Weglassen von Wiederholungen schon grundsätzlich annervt, im dritten Satz ist das ein absolutes No-Go: das verdirbt mir den Gesamteindruck zu einem Gutteil - die Kürze dieses amputierten dritten Satzes, auf die Norbert schon hingewiesen hat, bringt das Gleichgewicht der Sätze völlig durcheinander.


    Anders als Norbert haut mich der Spannungswert dieser Aufnahme allerdings jetzt nicht unbedingt vom Hocker, dazu scheinen mir auch die Tempi zu unentschieden, ich empfinde das als "nicht Fisch, nicht Fleisch". Und ich gestehe, dass ich - was Spannung und Gestaltung angeht - dann doch lieber zu dieser Wiener Aufnahme vom 19. und 20.12.1944 mit den Wiener Philharmonikern greife: Eine Marcia funebre, die mich für 18 Minuten nicht einen Augenblick loslässt, ein unfassbares Geschehen, das Furtwängler da zelebriert, in allen vier Sätzen. Und wer immer glaubte, von Furtwängler gebe es keine Aufnahmen in akzeptabler Klangqualität, mag sich diese Aufnahme in der Gestalt dieses neuen Masterings anhören (Hybrid-SACD ist egal, aber die klangliche Aufarbeitung ist hier kolossal gut gelungen).

  • Wenn mich allerdings das Weglassen von Wiederholungen schon grundsätzlich annervt, im dritten Satz ist das ein absolutes No-Go: das verdirbt mir den Gesamteindruck zu einem Gutteil - die Kürze dieses amputierten dritten Satzes, auf die Norbert schon hingewiesen hat, bringt das Gleichgewicht der Sätze völlig durcheinander.


    Lieber Ulrich,


    mich stört das Scherzo in 4'15'' nicht ganz so sehr wie Dich, aber merwürdig verstümmelt klingt es schon, wenn ca. 1 1/2 Minuten fehlen.


    Bei Schuricht lasse ich noch eine gewisse "Milde" walten, weil vor 70 Jahren in Bezug auf Wiederholungen nicht nur bei Beethoven anders gedacht wurde. Wenn mir allerdings eine (fast) brandneue Aufnahme über den Weg läuft, bei der der erste Satz mit Wiederholung, aber das Scherzo verkürzt gespielt wird, dann frage auch ich mich: Was soll das? Was hat sich der Dirigent dabei gedacht?


    Das Corpus Delicti:


    :no:

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Ich kenne zwar Schurichts nicht, aber Furtwänglersche Agogik ist ganz sicher nicht der Standard in dieser Generation gewesen.
    Es gibt zwar noch weitere Dirigenten mit sehr flexiblen Tempi (wie Mengelberg, der allerdings meist von einem zügigeren Grundtempo aus) oder angeblich auch Pfitzner (von dem ich noch nichts gehört habe).


    Aber zB Weingartner, Kleiber, Klemperer, Busch, Toscanini sowieso stehen alle für eher flüssige Tempi (Klemperer und auch Bruno Walter wurden im Alter erheblich langsamer). Es mag teils natürlich auch an den 3-5? min, die eine Schellackseite bot, gelegen haben, aber eine der schnellsten Eroicas überhaupt, ist eine der ersten Aufnahmen, dirigiert von Albert Coates (ich habe die irgendwo als Dowload, 1926 aufgenommen). Es fehlen natürlich auch alle Wdh., aber ich meine, es wäre nichts wirklich gekürzt und der Kopfsatz dauert etwas über 12 min (schneller als Leibowitz...) Henry Wood, ebenfalls um 1930 oder so benötigt glatt 13 für den Kopfsatz, auch noch ein ganzes Stück flotter als Toscanini. Allerdings sollte man das nochmal mit Partitur überprüfen, wenngleich man in der Zeit elektrischer Aufnahmen eigentlich keine solch groben Kürzungen mehr vorgenommen hat. (Oder jemand hat die Schellacks zu schnell abgespielt, aber dann müsste es ja zu hoch klingen...)


    Falls Interesse besteht, kann ich diese (garantiert keinem Copyright unterliegende Überspielungen) mal irgendwo hochladen.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • In der Schellackzeit wurden aus Platzgründen meist die Wiederholungen weggelassen, allerdings nicht bei Toscanini.
    Man kann das natürlich leicht mit Hilfe der Partitur feststellen.


    :hello: Herbert

    Tutto nel mondo è burla.

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  • Die Wiederholungen der Exposition im ersten Satz fehlen bei allen von mir genannten Beispielen (das höre ich gerade so auch noch ohne Noten... ;)). Ich meinte, dass bei sehr alten Aufnahmen darüberhinaus echte Kürzungen vielleicht nicht völlig auszuschließen sind, wobei ich allerdings ziemlich sicher bin, dass das bei Coates nicht der Fall ist. Da ich mich aber nicht erinnern kann, diese Überspielung mal mit Partitur gehört zu haben, kann ich es eben nicht völlig sicher sagen. Ich glaube aber, dass mir das bei einigermaßen konzentriertem Hören auch so aufgefallen wäre, eigentlich kenne ich die Eroica gut genug.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Weingartner, Kleiber, Klemperer, Busch, Toscanini

    Natürlich, gute Beispiele! Die fallen ja alle in Furtwänglers Dirigentengeneration und polarisieren ganz sicher nicht mit einer ausgeprägten Agogik. Was ich meinte, war: Obwohl ich musikgeschmacksmäßig aus einer ganz anderen Ecke (vielleicht Toscanini, Kleiber) komme, prägt die Furtwänglerfigur meine Sicht auf diese Zeit so übermäßig, dass ich an die Genannten erst im Nachgang denke.


    Es lohnt, die Aussage "garantiert kein Copyright" zu überprüfen. Falls Dir tatsächlich eine uralte Originalaufnahme vorliegt, könnte die tatsächlich rechtefrei sein. Hast Du aber eine Wiedergabe einer solchen Aufnahme downgeloadet, die z. B. von einem CD-Produzenten zuvor remastert wurde, hat dieser Produzent sich damit möglicherweise ein Leistungsschutzrecht aus § 85 Urheberrechtsgesetz erworben. Dort würden sich dann die Vervielfältigungs-, Verbreitungs-, etc., -rechte konzentrieren.

  • Meiner Erinnerung nach sind es private Schellacküberspielungen, die Sammler online gestellt haben. Aber ich habe natürlich kein Dokument, das das belegt und die Sachen befinden sich seit einigen Jahren auf meiner Festplatte, ich kann mich daher auch irren. Es waren aber sicher keine kommerziellen Downloads und ich meine auch keine Raubkopien von CDs. Da der Administrator ja paranoiderweise die eingebauten Möglichkeiten privater Kommunikation deaktiviert hat, schreibt man mir am besten privat parrhesia (at)web(punkt)de. Wenn kein Link im Forum auftaucht, ist man jedenfalls auf der sicheren Seite.
    (Auch diesen Beitrag werde ich nach einiger Zeit löschen.)

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • 12 Minuten für den Kopfsatz? Das ist wirklich sehr flott.
    Ich glaube, Asahina braucht 20:12 dafür (wohl mit Wiederholung).
    Sehr langsam nach meiner Erinnerung auch Thielemann (knapp 20 Minuten) und Klemperer 1970 natürlich (knapp 19).

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Klemp 1970! Das sind gaaaanz späte Aus(f)nahmen!
    Ich habe oben für andere Aufnahmen Klemps geworben, solche aus den 50iger Jahren. Freundlicherweise habe ich auch die aus Dänemark.
    Alle sind sehr gut und konkurrenzfähig und haben so gar nichts mit der von Thomas Sternberg beklagten undurchdringlichen Massigkeit zu tun!
    Aber sie haben eine Härte, die man aushalten muss!
    Die bekannte EMI Studioeinspielung von 1959 schätze ich nicht besonders!! Zu dick, zu massig!
    Leider fehlt der ansonsten fantastischen Aufnahme Giulinis aus Los Angeles diese letzten Härte, Jahre vorher in Chicago (beste Bruckner 9 meines Bestandes) war er noch anders zugange. Giulini/CSO wären ideal für heutige Tonqualitätsansprüche unter Klemp.


    Bei Schuricht empfehle ich doch eher seine Aufnahme aus Frankreich aus den 50igern.
    Warum? Sie klingt besser als das 40iger Jahre Dokument, ist im Tempo entschiedener und es ist eben ein Orchester, welches nicht "entfurtwänglert" werden musste.
    Die Berliner waren den Furtwängler Sound gewohnt, ein Gastdirigent, der eben mal vorbei kommt, kriegt diesen Sound nicht so leicht raus. Und der verträgt sich nicht mit Schurichts Vorstellungen, denke ich. Ein spritziger Riesling verträgt sich ja auch nicht mit nem dicken australischen Shiraz. Dazwischen muss man schon heftig neutralisieren.
    Daher behaupte ich mal, ohne letzten Beweis antreten zu können, die Pariser Aufnahme ist mehr wie Schuricht es haben wollte, zumal er alle 9ne mit denen gemacht hat. Da lernt man sich sehr gut kennen.
    Leider (oder noch nicht gefúnden) gibt es keine Eroica mit Schuricht und den Wienern, die mochten ihn ganz besonders.


    Zu Furtwängler: Ich habe 2 Aufnahmen. Die von 1944 aus Wien und eine von 1952 von Music and Arts. Beide sind gut bis sehr gut.
    Aber die von 1952 ist mir in den Temposchwankungen doch zu arg. Da mögen die Steigerungen noch so gut inzeniert sein, die Aufnahme geht mir dann zuweilen auf den Keks, trotz der großen Momente.
    Die von 1944 finde ich dagegen richtig gut: "So kann man es auch machen." (Muss man aber nicht!)
    Aber aus der Zeit habe ich eben auch Erich Kleiber mit dem Concertgebouw und von 1954 eben Klemperer. Das ist dann doch etwas anderes!


    Gruß S.

  • Stimmt natürlich, Klemperer mit dem Königlich Dänischen Orchester 1957 ist ein absoluter Gegenentwurf zu 1970 (Bonn toppt London, auch da stimme ich zu, ist halt noch etwas langsamer).
    Diese dänische Aufnahme gefällt mir ausnehmend gut, seine schnellste "Eroica". Ist bei Testament erschienen.


    I. 15:18
    II. 14:04
    III. 6:02
    IV. 11:36


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zitat

    Alle sind sehr gut und konkurrenzfähig und haben so gar nichts mit der von Thomas Sternberg beklagten undurchdringlichen Massigkeit zu tun!
    Aber sie haben eine Härte, die man aushalten muss!

    Es gibt zur Zeit soviel spannendes an modernen Eroica-Aufnahmen das der werte Herr Klemperer immer mehr nach hinten rutscht und die Motivation, sich eine Eorica von ihm anzuhören, sich auch durch solche Aussagen immer mehr verringert.
    Die Beispiele im web öden mich schlicht an.

  • Neue Eroicas tauchen in einer Geschwindigkeit auf, dass einem fast schwindelig wird.
    Und Du, Thomas, hast ja noch Zeit bis zur Rente bzw. bis das Gehör versagt. Also keine Bange.
    Es war auch mehr ne Erinnerung.
    So, und nun höre ich die Eroica mit Fabio Luisi und dem Dänischen Rundfunk Sinfonie Orchester aus dem Jahre 2011.
    Musik zur Arbeit.
    Gruß S.

  • Hallo s. bummer,


    so lange die Eroica so dargeboten wird wie von Krivine und dem la chambre philharmonique mache ich mir um die Zuiunft keine Sorgen.


    Ich kann die Eroica nicht nebenbei hören. Gerade im Dämmerlicht, bequem auf der Couch, ganz leise über die Lautsprecher und dem Spiel gelauscht. Hier wird sie gespielt, nicht zelebriert, mit Leidenschaft und einer Selcstverständlichkeit, als wäre es das einfachste Musikstück der Welt. Dabei wird nichts vereinfacht, weggelassen, gekürzt.


    Ein Kauf, der sich gelohnt hat. :angel:


    Viele Grüße Thomas

  • Hallo zusammen!
    Ich habe jetzt diagonal den Thread durch und wundere mich, dass das, was mir passiert ist, gar nicht auftaucht. Seit ich die Aufnahme Leonard Bernstein New York Philharmonic von 1966 aus der Jackett Collection gehört habe, sind alle anderen Aufnahmen nur noch ein Abklatsch. Und es sind vor allem die ersten beiden Akkorde, die alles anders machen, das heißt, nach 3 Sekunden ist der Unterschied klar. Wie Bernstein einem das da um die Ohren haut und damit klar macht, wo der Hammer hängt, das ist so unglaublich und dann schafft er es, dieses furiose, brutale Anfangen tatsächlich aufzufangen und jeden Melodiebogen als etwas ultimatives durchzuboxen.
    Ich gehe nächsten Freitag nach Köln, wo der WDR die Eroica spielen wird. Ich bin ganz nervös, ob ich einen dezenten Anfang überhaupt noch genießen kann, oder ob er mir das Ganze vermiesen wird.
    Ich bin gar nciht so sehr ein Bernstein-Freund, z.b. finde ich, dass er Shostakovich überhaupt nicht hinkriegt, und oft ist es mir zu poppig. ABer die 3. ist für mich das Beste, was ich von ihm kenne.
    Ich weiß auch gar nciht, ob Ihr, die ihr Bernstein und die New Yorker genannt habt, diese Aufnahme meint? Dann hätte doch einer den Anfang erwähnt, oder?
    Grüße
    Klaus

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

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  • Hallo Klaus,


    ich habe jetzt keine Lust in diesem megalangen Thread zurückzublättern (sowie in zahlreichen anderen Beethoven-Threads über die Bernstein - GA (SONY)) . Aber nicht nur ich habe diese Aufnahme mit Bernstein New Yorker PH (SONY) schon mehrfach als meinen Favoriten genannt.
    :thumbsup: Das ist die Beethoven-GA (SONY) für die Insel für mich (aber noch lange nicht für einige Andere hier ... manche brauchen es "weicher" :D ), sodass ich deine positiv begeisternden Worte nur voll nachvollziehen kann.
    *** Ich habe diese Bernstein - GA sogar in zwei verschiedenen Versionen im Remastering von 1992 im 20Bit-Verfahren und von 2009 im 24Bit-Verfahren. Auch darüber hatte es eine längere Diskussion welche vorzuziehen ist gegeben. Die Beiträge darüber sind aber beim letzten Tamino-Crash abhanden gekommen - leider !
    8| Natürlich ist, wenn hier von Bernstein/New Yorker PH die Rede ist, diese Aufnahme gemeint - :D Du Ei !


    Das ist die neuste CD-Version der GA:

    SONY, 24Bit-ADD


    Die Original-Jacket Box von Dir, enthält die Aufnahme im alten Remastering !


    (((OT: Was Schostakowitsch angeht, hast Du zwar auf der einen Seite Recht, aber ich schätze diese wegen der gegeben Emotion trotzdem - die 5 aus Tokyo LIVE ist der Hammer !)))


    ;):!::hello: Nur --- derzeit geht es bei TAMINO eben um die zahlreichen neueren Beethoven-Aufnahmen von Mackerras angefangen, über P.Järvi bis Thielmann und jetzt der neue Chailly-Zyklus. Von daher sind Bernstein und siene Zyklen natürlich etwas in den Hintergrund getreten - aber seine Aufnahme der Sinfonie Nr.3 ist wirklich fabelhaft und eine der Allerbesten.
    Auch bernsteins Aufnahme der Eroika mit den Wiener PH (DG) ist die Beste in seiner DG-GA und klingt zudem herausragend gut ! Diese hatte ich schon vor der CBS (SONY)-Aufnahme kennen und schätzen gelernt.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo Teleton!
    Du Ei ist gut ;)
    Aber es geht mir echt hauptsächlich um den Anfang. Die ersten 3 Sekunden, die eine neue Zeit einläuten. Ich will, verdammt ncoh mal, dazu von anderen etwas hören. Ichkenne leider keinen persönlich, der davon so angerührt ist wie ich.


    Und auf die Gefahr hin, diesen Thread jetzt ganz durcheinander zu bringen: Bei der Jackett-Collection ist auch die 5. von Shostakovich (die ich sehr, sehr verehre), und bei Bernstein bleibt eben überhaupt keine Emotion, sondern er spielt (vor allem den Schluss) gefühllos hinunter. Meine Erklärung: Er hatte damals engen Kontakt mit dem Komponisten, der wollte klarmachen, dass die Symphonie nie ernst gemeint war und Leo tat ihm den Gefallen undspielte sie so, dass man merkte: "ach, ist doch gar nichts dahinter, nur Fassade". (Ich weiß schon, dass das sehr gewagt und nicht untermauert ist).
    Tschüß
    Klaus

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • Bernsteins Beethoven-Interpretationen, bei DG wie auch CBS/Sony, sind seit Jahrzehnten Garanten für hohe und höchste Qualität. Welche man mehr schätzt, das bleibt jedem selber überlassen. Ich tendiere stark zu den DG-Aufnahmen mit den Wiener Philharmonikern (bis auf Nr. 5, da die mit dem BRSO, auch auf DG). Und ich pflichte Wolfgang auch bei, was die "Eroica" angeht: Lenny lag die besonders gut, wie auch Nr. 4, 5, 7 (letzte Aufnahme mit dem BSO!) und 9 (aus Wien und Berlin 1989). Den Rest habe ich grad nicht so im Ohr, aber ich war seinerzeit auch sehr angetan.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Hallo Klaus,


    ich habe gerade mal nachgesehen, was alles in deiner Original-Jacket Box enthalten ist. Bis auf Haydn habe ich alles in den GA/Einzelaufnahmen was dort enthalten ist.
    Wenn Du von der Eroika mit Bernstein natürlich nachvollziehbar so begeistert bist, dann solltst Du die anderen Beethoven-Sinfonien in der abgebildeten Box (nurrrrrr zwischen 10-20€) unbedingt kaufen, denn dann wirst Du ebensolche Positivüberraschungen erleben wie bei der EROIKA !
    Ich bin übrigens der totale Bernstein-Fan und dazu stehe ich gerne - mit größter Vorliebe !


    Zum Anfang der Eroika:
    :thumbsup::D Wasser auf die Mühlen für Dich: Es gibt keinen besseren Anfang mit diesen zwei Orchesterschlägen des Anfangs !
    Aber ob eine Interpretation sehr gut ist hängt nicht von diesem genialen Anfang ab - aber in diesem Falle Bernstein - sie ist es !!!



    (((Über Schostakowitsch können wir uns gerne im entsprecheneden Schosty-Thread austauschen ! Ich bin für Ordnung !)))

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo Wolfgang!
    Na also, geht doch. Geht mir runter wie Öl und die Box ist bestellt. Ich freu mich schon drauf. Bin mal sehr gespannt.
    (Eine Bitte: Ich finde die Threads hier kaum, wie finde ich jetzt genau den über die 5. von Shostakovich?).
    Danke schön aus der Euregio
    Klaus

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • Ich finde die Threads hier kaum, wie finde ich jetzt genau den über die 5. von Shostakovich?


    In diesem Fall eine leicht zu beantwortende Frage: im Forum Tamino Klassikforum Organisation findet sich das "Threaddirectory" mit Artikelreihen über einzelne Werke. Dort findest du auch die 5. Schostakowitsch unter Komponisten instrumental.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Gerade im Dämmerlicht, bequem auf der Couch, ganz leise über die Lautsprecher und dem Spiel gelauscht.


    Dann wünsche ich Dir, dass Du die Eroica nie live erleben mußt.
    Die ist nämlich ziemlich laut! Da geht es zur Sache!
    Das ist nix für doppelt entcoffeinierten Kaffee!
    Gruß S.

  • Zitat

    Dann wünsche ich Dir, dass Du die Eroica nie live erleben mußt.
    Die ist nämlich ziemlich laut! Da geht es zur Sache!
    Das ist nix für doppelt entcoffeinierten Kaffee!
    Gruß S.


    Danke für die Warnung, ich werde mir Ohrschützer mitnehmen :D


    Jetzt aber mal im Ernst: Gerade bei der Krivine-Eroica habe ich festgestellt, das eine Zurücknahme der Lautstärke den Musikgenuss erhöht. So eine differenzierte Aufnahmetechnik, die alle Orchesterteile gleichmäßig wiedergibt, habe ich in symphonischen Aufnahmen fast noch nie gehört. Einfach toll.


    Viele Grüße Thomas

  • Hallo Klaus und alle anderen,


    die mächtigste "Eroica", die ich kenne, ist nicht mal von Bernstein (dessen Versionen allerdings auch ganz vorne stehen bei mir) oder Klemperer (von dem allerdings die langsamste, nicht negativ gemeint), sondern Knappertsbusch 1951 mit den Bremern. Schon wie die ersten Takte kommen: Das ist wie in Stein gemeißelt! Und wie kunstvoll er die Coda bringt. Das habe ich auch selten so gelungen gehört. Klingt für eine uralte Live-Aufnahme sehr ordentlich.



    Nichts für alle Tage, aber immer wieder kehre ich zu dieser Aufnahme zurück!


    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões


  • Leider fehlt der ansonsten fantastischen Aufnahme Giulinis aus Los Angeles diese letzten Härte, Jahre vorher in Chicago (beste Bruckner 9 meines Bestandes) war er noch anders zugange. Giulini/CSO wären ideal für heutige Tonqualitätsansprüche unter Klemp.


    Giulini/LAPO habe ich nun zum ersten Mal gehört. Es grenzt vermutlich an ein Wunder, dass ich den Kopfsatz überhaupt durchgehalten habe. Der währt hier inklusive Wiederholung etwa 20:30, das entspräche ohne Wdh. immer noch beinahe 17 min! Normalerweise sind ~17 min. mit Wdh. (entspricht etwa E. Kleiber oder Bernstein/NY) etwa die Oberkante des Tempos, das ich noch akzeptieren kann (ohne Wdh entspricht das +-14-14:30 min)...
    Meine einzige Klemperer-Einspielung ist EMI-Mono (1955?), lange nicht so langsam wie Giulini (wenngleich für meine Maßstäbe sehr langsam, ~15:40 ohne Wdh.)


    Ich finde da auch bei aller Wucht, Klarheit, relativer Transparenz ungeachtet des großen Orchesters nach wie vor *viel* zu langsam. Muss ich vermutlich noch weiter auf mich wirken lassen. Die Dissonanzen (und 2 gegen 3 Rhythmus) in der berühmten Stelle der Durchführung (das ist kurz vor dem Auftauchen des "neuen Themas") bringt Giulini allerdings mit außerordentlicher schneidender Intensität (und man merkt auch, wie fast alle, die ein erheblich schnelleres Tempo an den Tag legen hier breiter werden, das ist m.E aber akzeptabel. Giulini ist schon so langsam, der muss natürlich nicht nachgeben.) Beim Trauermarsch ist er wohl im Vgl. nicht ganz so lahm (obwohl recht langsam 17:23), das finde ich o.k., und dieser Satz gefällt mir bei ihm auch sehr gut. (Wieder grandiose Intensität + Transparenz, etwa in der Fugato-Passage).

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

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