Die großen Sänger der DDR

  • Im Gedächtnis geblieben ist mir die bulgarische Sängerin der Azucena "Margarita Lilowa", die war richtig gut. Ansonsten war ich nur in der Staatsoper. Dieses Haus war für mich 12 Jahre lang der Garant für großartige Aufführungen mit einem wunderbaren Orchester und hervorragenden spitzenmäßigen Gesangssolisten.
    Herzliche Grüße
    CHRISSY


    Mein lieber Christian,
    mit der Margarita Lilowa sprichst du eine Sängerpersönlichkeit an, die mir viel bedeutet. In den frühen Sechzigern wurde sie vom angeblichen Ensemblevernichter Karajan an die Wiener Staatsoper engagiert, der sie bis zu ihrer Pensionierung als treues, immer verläßliches Mitglied angehörte und stets gute Leistungen, wenn auch zumeist in der zweiten Reihe, bot. Die Lilowa verfügte über ein unglaublich breitgefächertes Repertoire und war zweifellos eine Stütze unseres Ensembles. Gern denke ich an die vielen Abende zurück, in denen sie mitwirkte.


    Margarita Lilowa lebt hier in Wien, und ich wünsche ihr aus alter Verehrung und Dankbarkeit einen schönen, erfüllten und gesunden Lebensabend.

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Danke, lieber Chrissy, für Deine engagierten Betrachtungen. Ich lese Dich auch gern, weil Du so viel Enthusiasmus verbreitest, der gut tut. :):):)


    Lieben Gruß von Rüdiger

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Hallo Dr. Pingel,


    ich möchte nur eine kurze Anmerkung zum Randthema " Thomaner und Kantor Biller" machen. Deine künstlerische Bewertung von Billers Leistung möchte ich nicht diskutieren, sie sei Dir unbenommen - ich teile sie allerdings so nicht!


    Mir geht es nur darum, darauf zu verweisen, dass die Ausgangssituation des Chores, die Kantor Rotzsch in der DDR hatte, ÜBERHAUPT NICHt mit der heutigen Situation vergleichbar ist. Der Thomanerchor galt bei den bürgerlichen und kirchlich geprägten Eliten der DDR als eines der ganz wenigen Refugien staatsfernerer Bildung mit der Möglichkeit zu reisen ( ob Rotzsch diese Staatsferne nicht gerade untergraben sollte, wird unterschiedlich gesehen, aber das möchte ich nicht hier bewerten) . Der Chor hatte also die Auswahl aus den begabtesten Jungen der ganzen DDR.


    Heute nun ist die Nachwuchsaquise ungemein schwierig geworden und der Teich, in dem die Talente gefischt werden, sehr klein. Der damit sicher einhergehende Rückgang sängerischen Potentials ist aber wahrlich nicht Biller zuzuschreiben. Dass er auch Probleme hat, bestreite ich nicht - ich rechne es ihm jedoch hoch an, dass er die Bindung des Chores an den Gottesdienst wieder deutlich verstärkt hat und ich habe manche musikalisch UND geistlich überzeugende Kantate oder Motette in der Thomaskirche gehört. Rotzsch mag den besseren Chor geleitet haben, sein geistliches Profil mußte jedoch durch Biller erst wieder rekonstruiert werden. Das mag manchen Hörer nicht interssieren - seis drum - mir ist das wichtig.


    Gruß


    Oolong

    Psalmen sprechen und Tee trinken kann niemals schaden!

  • Lieber Oolong, vielen Dank für diese Information. So ähnlich habe ich mir das schon gedacht; es trifft ja auch die meisten Knabenchöre, mit Ausnahme wohl einiger englischer, die immer noch eine reiche Auswahl haben. Der Weg, den Biller dann geht in der Anbindung näher zur Kirche, ist sicher sinnvoll. Aber in der Konkurrenz zu anderen Aufführungen der großen Bachwerke kann der Thomanerchor nur schwer bestehen. Dazu kommt ja noch der Zeitgeist, wonach auch die großen Passionen heute eher von spezialisierten kleinbesetzten Spezialensembles aufgeführt werden. Ich glaube übrigens, dass ich, lebte ich in Leipzig, mir die Aufführungen live absolut anhören würde, so weit geht meine Ablehnung durchaus nicht!

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Mein lieber Christian,
    mit der Margarita Lilowa sprichst du eine Sängerpersönlichkeit an, die mir viel bedeutet. In den frühen Sechzigern wurde sie vom angeblichen Ensemblevernichter Karajan an die Wiener Staatsoper engagiert, der sie bis zu ihrer Pensionierung als treues, immer verläßliches Mitglied angehörte und stets gute Leistungen, wenn auch zumeist in der zweiten Reihe, bot. Die Lilowa verfügte über ein unglaublich breitgefächertes Repertoire und war zweifellos eine Stütze unseres Ensembles. Gern denke ich an die vielen Abende zurück, in denen sie mitwirkte.

    Das kann ich nur bestätigen. Auch in der zweiten Reihe braucht man gute und zuverlässige Sänger, und das war sie!

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

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  • Lieber Dr. Pingel,


    da liegen wir dann tatsächlich wieder beieinander - auf dem internationalen Plattenmarkt kann man sicher mit den traditionellen deutschsprachigen Knabenchören nicht bestehen, weder gegen die professionellen Spezialensembles noch gegen die englische Chortradition! Und bei den Aufnahmen schien mir Biller tatsächlich - gerade auch im Vergleich mit den Lokalrivalen des Dresdner Kreuzchores unter Roderich Kreile - nicht immer so eine glückliche Hand gehabt zu haben. Auch wenn für die Dresdner das o.g. strukturelle Grundproblem ebenso besteht, scheinen sie es bisher besser zu verkraften. Nach meiner Meinung ist der Kreuzchor derzeit ( auch durch die geringere Bindung ans " überlaufene"Bachsche Werk) derzeit agiler und spannender!


    Schauen wir mal, was die Zukunft bringt


    Gruß


    Oolong

    Psalmen sprechen und Tee trinken kann niemals schaden!

  • Ich finde es gut, neben allgemeinen Betrachtungen über Interpreten aus der damaligen DDR sich speziell den Sänger/innen zuzuwenden. Inzwischen fehlt wohl kaum ein Name, der hier noch zu nennen wäre. Hinweisen möchte ich noch auf eine CD, mit einer wunderhübschen Einspielung des Salon Pitzelberger von Offenbach, einfach köstlich! Dabei ist mit einer Paraderolle der hier zu Recht erwähnte Reiner Süß, der im Fernsehfunk sogar eine eigene Sendung hatte: "Da liegt Musike drin", die er immer mit seiner sonoren Stimme eröffnete: "Seid gegrüßt, alle miteinander". Außerdem auf der CD Renate Hoff und Harald Neukirch sowie der für komische Rollen prädestinierte Schauspieler Gerd E. Schäfer. Ich habe diese Aufführung auch selbst erlebt und ab und zu lege ich mir immer wieder gerne die CD zur Erinnerung auf.



    :hello:

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

  • Er wurde bisher in diesem Thread noch gar nicht genannt:


    Rolf Apreck (* 9. Februar 1928 in Leipzig; † 21. Mai 1989 ebenda) war ein deutscher Kammer- und Opernsänger in der Stimmlage Tenor. Viele kennen ihn nur als Oratorien-Sänger.



    Apreck wurde als Sohn eines Bankvorstehers geboren und studierte an der Hochschule für Musik in Leipzig von 1946 bis 1949 Gesang. In dieser Zeit sang er schon Oratorien-Solopartien in der Universitätskirche. Sein erstes Engagement führte ihn nach Halle/Saale, er gehörte zum Ensemble der Händel-Festspiele in Halle. Gleichzeitig begann seine Karriere als Konzert- und Oratoriensänger. 1956 wurde er ans Landestheater Halle verpflichtet, wo er mit dem Don Ottavio in Don Giovanni debutierte. 1959 wurde ihm der Titel „Kammersänger" und der Nationalpreis verliehen.


    Hier ist er als Don José zu erleben.


    Ab der Spielzeit 1959/60 wurde er als Heldentenor an das Opernhaus Leipzig verpflichtet, dessen Ensemble er bis 1989 angehörte. Daneben war Apreck auch Gesangslehrer in Jena, Halle und Leipzig.
    Hier ist er als Hans zu hören:



    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Ich habe übrigens mal vor Jahren auf 3SAT einen Zusammenschnitt von DDR-Musiksendungen erwischt, da sang ein toller Tenor die Ballade von Klein Zack. Es könnte Reiner Goldberg gewesen sein, unvergeßlich. Vielleicht kennt das hier jemand? Alles Ausschnitte im Kostüm ...


    Die Sendung kenne ich nicht, aber wenn es um Ausschnitte aus "Hoffmanns Erzählungen" mit Geszty geht, könnte der Tenor Anton de Ridder gewesen sein. Geszty und de Ridder haben einige Ausschnitte für das DDR-Fernsehen gemacht!


    Im Westfernsehen gab es allerdings auch mal einen mehr oder weniger kompletten Hoffmann mit der Geszty in allen vier Frauenpartien. Da sang, wenn ich mich nicht wahnsinnig irre (Aufzeichnungen habe ich keine darüber), Ion Piso den Hoffmann. Das war seinerzeit eine große Hoffnung, die ziemlich schnell verschlissen wurde. Allerdings gibt es von ihm immerhin drei Recitals - bei irgend einem kleineren Platten-Label!


    In der Felsenstein-Inszenierung hat allerdings meines Wissens nie jemand anderes als Hanns Nocker gesungen. Was Rheingold über ihn sagt, kann ich nur voll und ganz unterschreiben!

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Hallo, Caruso41!


    Nett, von dir mal wieder etwas zu hören. Was Anton de Ridder betrifft, könntest du recht haben. Der Aufnahme im Westfernsehen, die du ansprichst, würde ich Tycho Parly zuordnen. Denn mit ihm gab es den "Hoffmann" den ich zweimal gesehen habe. Die drei "Bösewichter" sang Carl Darrow. Leider komme ich an diese Aufnahme nicht heran.




    Gruß Wolfgang

    W.S.

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  • aber wenn es um Ausschnitte aus "Hoffmanns Erzählungen" mit Geszty geht, könnte der Tenor Anton de Ridder gewesen sein.

    Lieber Caruso41,


    schön, dass Du wieder da bist!


    Ich meine auch, bei dem von Farinelli beschriebenen "Kleinzack-Lied" Anton de Ridder vor Augen zu haben ... Sicher bin ich mir jedoch nicht.


    Gruß
    Manfred

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Nett, von dir mal wieder etwas zu hören. Was Anton de Ridder betrifft, könntest du recht haben. Der Aufnahme im Westfernsehen, die du ansprichst, würde ich Tycho Parly zuordnen. Denn mit ihm gab es den "Hoffmann" den ich zweimal gesehen habe. Die drei "Bösewichter" sang Carl Darrow. Leider komme ich an diese Aufnahme nicht heran.


    Ja, ich war in den letzten Monaten ziemlich beschäftigt und konnte deshalb nicht im Forum mitdiskutieren. Mal sehen, ob es in den kommenden Wochen besser wird!


    Ja. Deine Vermutung, der Hoffmann der SWR-Produktion des Hoffmann könnte Ticho Parly gewesen sein, klingt plausibel.


    Aber solange man die Ausschnitte nicht gesehen und gehört hat, ist es leider doch ein Stochern im Nebel! Immerhin hat Geszty öfter mit Ion Piso zusammen gesungen. Mir ist insbesondere eine konzertante Aufführung der Perlenfischer in bester Erinnerung, aber eben auch eine Aufnahme des Hoffmann!

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Im Westfernsehen gab es allerdings auch mal einen mehr oder weniger kompletten Hoffmann mit der Geszty in allen vier Frauenpartien. Da sang, wenn ich mich nicht wahnsinnig irre (Aufzeichnungen habe ich keine darüber), Ion Piso den Hoffmann. Das war seinerzeit eine große Hoffnung, die ziemlich schnell verschlissen wurde. Allerdings gibt es von ihm immerhin drei Recitals - bei irgend einem kleineren Platten-Label!

    Dat stimmet. Habe ich im Fernsehen gesehen. War überrascht, dass der damalige Intendant Holzamer (er war stockkonservativ) das überhaupt zugelassen hat. Eine sehr schöne Inszenierung. Muss es noch irgendwo auf Videokassette geben.




    1
    Ion Piso Tenor
    La Boheme -Che gelida manina (G.Puccini)
    2
    Ion Piso Tenor
    Tosca -Recondita armonia (G.Puccini)
    3
    Ion Piso Tenor
    Tosca -E lucevan le stelle (G.Puccini)
    4
    Ion Piso Tenor
    La Fanciulla del west -Ch'ella mi creda (G.Puccini)
    5
    Ion Piso Tenor
    Les Pecheurs de perles -Je crois entendre encore (G.Bizet)
    6 Ion Piso Tenor
    Werther -Pourquoi me reveillez (J.Massenet)
    7
    Ion Piso Tenor
    Marthe -M'appari tutto amor' (F.Flotow)
    8
    Ion Piso Tenor
    Lucia di Lammermoor -Tombe degli avi miei (G.Donizetti)
    9
    Ion Piso Tenor
    Cavalleria Rusticana -O, Lola (P.Mascagni)
    10
    Ion Piso Tenor
    Africana -O, Paradiso (G.Meyerbeer)
    11
    Ion Piso Tenor
    La Traviata -De miei bollenti spiriti (G.Verdi)
    12
    Ion Piso Tenor
    Rigoletto -Questa o qella (G.Verdi)
    13
    Ion Piso Tenor
    Rigoletto -La donna e mobile (G.Verdi)
    14
    Ion Piso Tenor
    Il Trovatore -Di quella pira (G.Verdi)


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Lieber Caruso, lieber Manfred, lieber Wolfgang
    Bestimmt haben alle von Euch erwähnten Interpreten diese Partie des "Klein Zack" gesungen und es gibt ohne Zweifel auch Aufnahmen von und mit ihnen. Da aber Farinelli vom "DDR- Fernsehen" schreibt, tendiere ich nach wie vor zu Hanns Nocker. Die Aufnahme mit ihm lief öfter im TV und gedanklich sehe ich Nocker auf einem Tisch agierend noch ganz deutlich vor mir. Es bleibt spekulativ.
    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...


  • Schön, lieber Bernward, dass Du auf diese CD hinweist. Da sind einige sehr gut gelungene Aufnahmen zu hören. Allerdings sind wir hier ja im DDR-Sänger-Thread und deshalb muss man doch anmerken, dass Piso kaum in der DDR gesungen hat. Andere Rumänen oder Bulgaren gingen ja in Berlin ein und aus - zumindest als nach dem Mauerbau viele ehemalige Ensemblekräfte nicht mehr zur Verfügung standen! Piso aber kam meiner Erinnerung nach nicht in die Staatsoper Unter den Linden!

    ;) - ;) - ;)


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  • Das ist die berühmte Felsenstein- Aufnahme von Hofmanns Erzählungen:



    Oper in 5 Akten
    Musik von Jaques Offenbach
    Neubearbeitung von Walter Felsenstein, nach Jules Barbier und Michel Caree
    Chor der Komischen Oper Berlin
    Orchester der Komischen Oper Berlin
    Dirigent: Václav Neumann


    Hoffmann - Hanns Nocker
    Stella, Olympia, Antonia, Giulietta - Melitta Muszely
    Lindorf, Coppelius, Doktor Mirakel, Kapitän Dapertutto - Rudolf Asmus
    Andreas, Cochenille, Franz, Pitichinaccio - Werner Enders
    Spalanzani - Vladimir Bauer
    Crespel - Alfred Wroblewski
    Schlemihl - Horst-Dieter Kaschel
    Niklaus/Muse - Sylvia Kuziemski
    Nathanael - Uwe Kreyssig
    Lutter - Heinz Kögel
    Aufnahme: 1970, Berlin


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Ach, wie schön, auf diesen Seiten den Namen Eberhard Büchner zu lesen. Unter anderem gibt es eine "Winterreise" von ihm, die unmittelbar nach der Wende hier im Tiefpreissegment verscherbelt wurde.


    Aber ich frage mich - wer gilt als "DDR-Sänger"?


    Vielleicht habe ich es bei den vielen Beiträgen auch überlesen ... aber ich vermisse Ernst Gruber (1918-1979) und Ernst Kozub (1924-1971) Ernst Gruber ist zwar geborener Wiener, hat jedoch seine wesentliche künstlerische Zeit in der DDR verbracht. Von allen "Romerzählungen", die ich kenne, gefällt mir seine am besten (das ist natürlich eine ganz subjektive Feststellung).


    Ernst Kozub ist zwar in Duisburg geboren, aber studierte in Weimar und debütierte 1951 an der Komischen Oper Berlin, ab 1954 war er dann ein "West-Sänger".

  • Das ist die berühmte Felsenstein- Aufnahme von Hofmanns Erzählungen: Hoffmann - Hanns Nocker
    Aufnahme: 1970, Berlin

    Richtig, lieber Harald. Diese Aufnahme meine ich. Und daraus wurden ab und zu im DDR- Fernsehen Ausschnitte gezeigt.
    Ich kann mich auch nicht erinnern Anton de Ridder je im Fernsehen gesehen zu haben. Das hing eben auch mit der Kulturpolitik, überhaupt mit der Politik dieses Staates zusammen. De Ridder war ja ein Holländer, also einer vom Klassenfeind. Man hat diese Künstler gebraucht und war auch bestimmt stolz sie zu haben. Sie wurden aber auch nicht übermäßig popularisiert, vielleicht weil man fürchtete sie wieder zu verlieren (s. auch den ital. Tenor Ruggiero Orofino oder Frau Casapietra). Man hielt sie wie im goldenen Käfig. (Ich möchte aber betonen, dies ist meine persönliche Meinung, ins Nachhinein betrachtet aus früherem Erleben. Die muß nicht stimmen).
    Übrigens, in Prag am Nationaltheater gab es seinerzeit jahrelang auch einen fest engagierten sehr guten ital. Tenor, den wohl hier auch keiner kennt "Gaetano Bardini". Ich habe mit ihm eine Supraphon- LP, sehr gut.
    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Übrigens, in Prag am Nationaltheater gab es seinerzeit jahrelang auch einen fest engagierten sehr guten ital. Tenor, den wohl hier auch keiner kennt "Gaetano Bardini". Ich habe mit ihm eine Supraphon- LP, sehr gut.
    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Na klar erinnere ich mich noch an Bardini. Ein etwas trocken klingender und rustikal singender - aber sehr verlässlicher Tenor! Übrigens sang lange in Prag auch ganz regelmäßig Bruno Sebastian. Auch von ihm gab es Aufnahmen bei Supraphon und Opus! Die sind sogar ganz hörenswert - nur nicht die Duettaufnahmen mit Magdalena Blahusiakova. Die ist schlimm!

    ;) - ;) - ;)


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  • Aber ich frage mich - wer gilt als "DDR-Sänger"?


    Vielleicht habe ich es bei den vielen Beiträgen auch überlesen ... aber ich vermisse Ernst Gruber (1918-1979) und Ernst Kozub (1924-1971) Ernst Gruber ist zwar geborener Wiener, hat jedoch seine wesentliche künstlerische Zeit in der DDR verbracht. Von allen "Romerzählungen", die ich kenne, gefällt mir seine am besten (das ist natürlich eine ganz subjektive Feststellung).


    Darüber wurde ja - wie schon von Harald Kral erwähnt - bereits in einem anderen Thread diskutiert! Da habe ich mit Nachdruck auf Gruber hingewiesen.


    Klassikinterpreten der DDR - Wer ist heute noch bekannt?



    Er ist einer der wirklich großen Heldentenöre der Zeit. Ich bin froh, seinen Tristan, Tannhäuser und Erik komplett auf CDs zu haben! Und das Sängerportrait mit immerhin 4 randvollen CDs ist auch ein Schatz! Man kann auf diesen Tenor einfach nicht oft genug hinweisen!

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!


  • Die Aufzeichnung ist ja auch bei uns mehrfach im TV gezeigt worden. Bei einer der letzten Wiederholungen gab es vorher eine halbstündige Einführung - mit einem Gespräch mit Felsenstein, der seine Arbeit erläuterte. Er sagte sinngemäß, er wollte einen "kleinen dicken Hoffmann" haben für diese Oper, keinen Wagner-Recken....


    Bevor diese umfangreiche Felsenstein-Edition auf einem Dutzend DVDs veröffentlicht wurde, war es schwierig, an diesen Film zu kommen. In Japan ist er bei "dreamlife" erschienen. Ich habe mir die DVD damals direkt in Japan bestellt, wobei das Porto fast mehr kostete als die Platte, die so aussieht:



    Da sind wohl auch diverse Bonus-Tracks drauf, aber alles auf japanisch.


    Als Dirigent und musikalischer Bearbeiter wird übrigens "Karl-Fritz Voigtmann" genannt, auch auf dem Original-Vorspann. Der Name Vaclav Neumann taucht nirgends auf.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • er wollte einen "kleinen dicken Hoffmann" haben für diese Oper


    ... den hat er mit Hanns Nocker auch gefunden.


    Was den Dirigenten Vaclav Neumann betrifft, das hätte mich auch ein wenig gewundert, wenn der 1970 noch in der KO dirigiert hätte. Neumann war bis 1968 Gewandhaus- Kapellmeister in Leipzig und ging aus Protest gegen den Einmarsch der Roten Armee und deren Verbündeten zu dieser Zeit nach Prag zurück und legte in der DDR seine Ämter nieder.
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Zwar hält sich das Interesse an diesem Thread in engen Grenzen, aber trotzdem möchte ich hier weitermachen, mit einem Sänger, der heute Geburtstag hat:

    Emmerlich, Gunther, Baß, * 18.9.1944 Eisenberg in Thüringen;
    er war an der Musikhochschule von Weimar Schüler von H. Kremers und studierte weiter bei Eleonore Elstermann, bei Johannes Kemter in Dresden und bei Pavel Lisitzian.
    1978 fand sein Debüt an der Staatsoper von Dresden in der Rolle des Bauern in »Die Kluge« von Carl Orff statt, nachdem er bereits zuvor im Studio der Dresdner Staatsoper tätig gewesen war.
    Bei der Eröffnung der wieder aufgebauten Dresdner Semper-Oper mit Webers »Freischütz« sang er am 13.2.1985 die Partie des Kuno.
    Bekannt wurde er in den achtziger und in den neunziger Jahren weiten Kreisen durch diverse Fernsehsendungen, z. B. als Gastgeber der Sendung Showkolade.



    Nach der Wende habe ich ihn live auf der Bühne des St.-Pauli-Theaters in Hamburg erlebt, und zwar als Milchmann "Tevje" im Musical "Anatevka".


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • In einem Thread, in dem über "GROSSE SÄNGER DER DDR" debattiert werden soll, hätte ich Gunther Emmerlich ehrlich gesagt eigentlich wirklich nicht erwartet.

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

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  • Doch. Ich habe ihn in der Semperoper in einer kleinen Rolle in "Die Hochzeit des Figaro" live erlebt. Er war großartig.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • in der Semperoper in einer kleinen Rolle live erlebt

    Ich erlaube mir mal zu behaupten, zu mehr dürfte es als Opernsänger wohl auch nicht gereicht haben.
    Er war unbestritten in seiner Glanzzeit ein sehr guter Entertainer mit großem Unterhaltungswert. Besonders seine "Showkolade" hatte ein hohes Niveau. Ich habe ihn in DDR- Zeiten selbst mal in unserer Stadthalle erlebt und natürlich auch oft im damaligen Fernsehen. Ich fand ihn richtig klasse.
    Nach der Wende wurde er mir total unsympathisch. Es gab kaum ein Interview oder eine Talk- Runde, wo er nicht negativ über alles aus der früheren DDR her zog. Da war schnell vergessen, daß er in dieser ach so schlechten DDR zweimal studieren durfte (vor seinem Musikstudium, hatte er ja Bauwesen studiert), daß er viele Privilegien hatte und garantiert auch genoß, daß er sich auch wirtschaftlich und finanziell deutlich von der breiten Masse abhob und dabei ganz sicher kein "offener und bekennender Kämpfer" gegen das Regime war. Denn dann wäre seine Karriere schlagartig beendet gewesen, bzw. hätte gar nicht erst begonnen! Meine Aussage betrifft aber nicht nur ihn, davon gibt es leider viele.
    Ein persönliches Statment: Ich war nie in der SED, war auch nie, auch ins Nachhinein nicht, ein Freund dieses Staates, wußte um die vielen negativen Dinge, habe auch einige persönliche Schwierigkeiten, Hindernisse und Repressalien selbst erlebt. Das habe ich denen auch nicht vergessen. Nur, wie heißt es so schön, wo Licht ist, ist auch Schatten. Und bei all´dem vielen Schlechten und Kritikwürdigen, es gab auch Gutes. Und da bin ich der Meinung, das sollte und darf man nicht vergessen, dazu stehen und nicht ins Nachhinein aus sicherer Position alles ins Negative pauschalisieren! Ein genereller "Nestbeschmutzer" hat für mich diesbezüglich einen sehr negativen Charakterzug.
    Nochmal zu Emmerlich und einigen anderen: Auch nach der Wende ist er ja wohl bis jetzt ganz gut im Geschäft und es geht ihm wirtschaftlich/finanziell bestimmt noch besser wie zu DDR- Zeiten. Dies sei ihm unbenommen und gegönnt. Nur die Grundlage, die Wurzeln, daß dies alles auch jetzt möglich ist, die liegen...
    Das möchte ich auch einem bestimmten Mitglied unseres Forums zu bedenken geben: es gab in dieser DDR mehr Gutes als nur den "grünen Pfeil", vergiß´das nicht.
    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Kutsch-Riemens über Gunther Emmerlich in der Semperoper, Dresden:

    Zitat

    Als Höhepunkte aus seinem weit gespannten Bühnenrepertoire sind zu nennen: der Osmin in der »Entführung aus dem Serail«, der Geronimo in »Il matrimonio segreto« von Cimarosa, der Eremit im »Freischütz«, der Rocco in »Fidelio«, der Dulcamara in Donizettis »Elisir d'amore«, wobei er sich in diesen Aufgaben jedesmal auch als Darsteller von hohem Rang erwies.


    [muß wohl eine andere DDR gewesen sein....?]


    ?(

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • In einem Thread, in dem über "GROSSE SÄNGER DER DDR" debattiert werden soll, hätte ich Gunther Emmerlich ehrlich gesagt eigentlich wirklich nicht erwartet.

    Ich auch nicht .

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Ich war auch einmal sehr überrascht, was Gunther Emmerlich betrifft. Auch ich gehörte zu den Kritikern, die Gunther Emmerlich stets mehr als Entertainer als denn einen Opernsänger sahen. Es sind schon einige Jahre her, als ich ihn zufällig in einer Fernsehsendung erlebte, wo er eine Opernarie sang. Es war aus der ENTFÜHRUNG AUS DEM SERAIL "Oh , wie will ich triumphieren", die er wirklich bemerkenswert gut sang. Ich weiß noch, daß ich damals sehr überrascht war. Das hatte ich nicht von ihm erwartet. Natürlich, absolute Spitze war das nicht, aber das war schon hörenswert.

    W.S.

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