Anne Sophie MUTTER - Hochgejubelt und abgewertet

  • Zitat

    Original von petemonova



    Aber ich glaube, das scheint nichts für dich zu sein, oder? ;)


    Lieber Peter,


    in der Tat, nach einem lauwarmen Aufguss steht mir nicht der Sinn :D Mal schauen, vielleicht gibt es dieses Jahr einmal eine wirklich neue Aufnahme.


    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Zitat

    Original von Caesar73


    Lieber Peter,


    in der Tat, nach einem lauwarmen Aufguss steht mir nicht der Sinn :D Mal schauen, vielleicht gibt es dieses Jahr einmal eine wirklich neue Aufnahme.


    So, nach dem lauen Aufguss ( :stumm: ) vom Frühjahr gibt es jetzt (na ja fast, also am 19. September) in der Tat eine Neueinspielung Anne-Sophie Mutters:


    Das der Geigerin gewidmete Violinkonzert Sofia Gubaidulinas: "in temus praesens" und Violinkonzerte von Allvater Bach, BWV 1041 & 1042. Begleiter sind die Trondheim Soloists:



    Zu ihren Auseinandersetzungen mit dem "klassischen" Repertoire mag man stehen wie man will (Stichwort: Mozart-Projekt), aber den Einsatz für zeitgenössische Komponisten finde ich mehr als verdienstvoll. Das Violinkonzert Sofias Gubaidulinas ist ja nur eines in einer inzwischen ziemlich langen Liste Kompositionen die im Auftrag der Geigerin entstanden sind. Ich mag mich irren, aber so viele Geiger, die sich für Zeitgenössisches engagieren sind mir nicht bekannt.


    Herzliche Grüße,:hello::hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Nach dem Lesen des gesamten Threads kam mir zunächst der Gedanke, dass man kritisch Eingestellte sicher nicht damit überzeugt, dass man seine Lieblinge mit dem schweren Säbel verteidigt, wo höchstens ein zierliches Florett angemessen wäre. X(


    Weiter blieb ich daran hängen, dass offensichtlich ein vages Gefühl des Nichmögens in der Luft hängt.


    Vielleicht liegt das daran, WIE sie zur Karajan - Zeit vermarktet wurde. Das ging mir seinerzeit gehörig auf den Keks. Was für ein Hascherl haben die denn da, das hier in einer vergreisten Schnöselwelt durchreicht wird! Das absolute Anti - Idol für alle, die damals weiblich, zwischen 20 und 30 und durchaus der Klassik und der Geige zugetan waren. Und, ehrlich gesagt, diese Deutsche Grammophon - Covers regen mich auch jetzt noch mächtig auf. So vertreibt man zielsicher junge Leute von der klassischen Musik. Wenn man SO werden muss dabei, dann doch wohl lieber Madonna und Co.


    Nachdem ich, die mal Geige angefangen, aber wegen einer zu dehnbaren Sehne an den Daumen das beenden musste, die perfekte Beherrschung dieses Instruments bewundere, lasse ich es mit doch nicht nehmen, immer wieder mal reinzuhören, wenn sie spielt. Dass sie sich sowohl karitativ als auch für zeitgenössische Musik engagiert, freut mich und zeigt, dass sie sich aus diesem unsäglich doofen Weichspül - Schwiegerpappasliebling - Image gelöst hat. Das beginnt mich zu interessieren. Sicher hat sich die Spielweise auch entsprechend verändert, düfte für eine Geigerin dieses Könnens sicher ganz organisch entwickelt worden sein.


    LG
    :hello:


    Ulrica

  • Hallo Ulrica,


    ja, nur daß sie eben früher m. E. sehr viel bessere Leistungen erbracht hat als heute. Sie hat den Anschluß verpasst, was HIP betrifft und versuchte dies mit den Violinsonaten [Mozart] wieder aufzuholen, was ihr aber überdeutlich nicht geglückt ist. Daß man aber dafür nicht nur mit dem Bogen auf der Geige herumschlittern muß, ist ihr offenbar entgangen.


    Zitat

    Original von Caear73
    Ich mag mich irren, aber so viele Geiger, die sich für Zeitgenössisches engagieren sind mir nicht bekannt.


    Mir schon. Aber meine Werke spielt trotzdem keine der Damen... lieber spielen sie sowas, wo niemand bemerkt, wenn sie's nicht können. :P


    Zitat


    von ASM direkt gab es wirklich nichts Neues, aber die DGG hat trotzdem an die vielen Fans gedacht und einen Best-of-Sampler von ihr Ende des letzten Jahres rausgebracht:


    Und ich hatte schon gedacht, sie geht in den wohlverdienten Ruhestand...


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Original von Ulli
    Hallo Ulrica,


    ja, nur daß sie eben früher m. E. sehr viel bessere Leistungen erbracht hat als heute.


    Lieber Ulli,


    was den Mozart angeht kann ich mich nur zu den Konzerten äußern- und da sind mir beim Hören keine offenkundigen Schnitzer aufgefallen- was zugegebenermaßen für sich nichts heißen muss :D


    Besser als Vergleich taugt die Einspielung des Tschaikowsky-Konzerts. Die hält in jedem Fall einem Vergleich mit jüngeren Kolleginnenen stand möchte ich doch meinen. Volles Risiko- und dabei absolut präzise.


    Abgesehen davon muss ja auch nicht jeder Geiger in hippen Gefilden wildern- dann würde es dort ja viel zu eng :stumm:


    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

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  • Zitat

    Original von Caesar73
    was den Mozart angeht kann ich mich nur zu den Konzerten äußern- und da sind mir beim Hören keine offenkundigen Schnitzer aufgefallen- was zugegebenermaßen für sich nichts heißen muss :D


    Schnitzer sicher keine, davon war ja auch nicht die Rede. Aber wozu spielt sie den Kram wieder neu ein? Irgendeine Veränderung muß es da doch geben, sonst ist ja eine solche Produktion überflüssig.


    Zitat


    Abgesehen davon muss ja auch nicht jeder Geiger in hippen Gefilden wildern- dann würde es dort ja viel zu eng :stumm:


    Sehe ich genauso - nur: warum tut sie's dann?


    Für mich eindeutig ein Fall für die Lang-Lang-Schubalde.


    Ebenso herzliche Grüße


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Original von Ulli



    Schnitzer sicher keine, davon war ja auch nicht die Rede.


    Nein? Dann habe ich Dich- hinterhältig wie ich bin- miss deutet :D :D


    Warum sie die Sachen neu eingespielt hat? Ich rufe mal bei ihr an und verlange Auskunft ;)


    Mir persönlich gefallen die Konzerte recht gut- und den Rest kenne ich nicht- allerdings kenne ich von den neueren HIP-Einspielungen keine, insofern fehlt mir der Vergleich.


    Und in die gleiche Schublade wie Chinas größten Pianisten würde ich sie denn dann doch nicht einsortieren.


    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Zitat

    Original von Caesar73


    Nein? Dann habe ich Dich- hinterhältig wie ich bin- miss deutet :D :D


    Ja, hast Du: Sie kratzt auf der Geige herum und meint, das sein nun HIP. Naja, jeder das ihre...


    Zitat


    Warum sie die Sachen neu eingespielt hat? Ich rufe mal bei ihr an und verlange Auskunft ;)


    Okay - gib mir dann bitte Bescheid.


    Zitat


    Und in die gleiche Schublade wie Chinas größten Pianisten würde ich sie denn dann doch nicht einsortieren.


    Immerhin saß sie bei Gottschalk auf dem gleichen Sofa... das sollte zum Schubladisieren genügen ;)


    :baby:


    Ulli

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    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Inzwischen ist die neue CD von Anne-Sophie Mutter auf dem Markt:




    Violinkonzerte von Bach und das zweite Violinkonzert von Sofia Gubaidulina: "in tempus praesens", begleitet wird ASM bei Bach von den Trondheim Soloists, mit denen die Geigerin ja schon die eine oder andere CD aufgenommen hat. Vivaldi- wenn ich mich nicht irre. Gubaidulina musiziert sie zusammen mit dem LSO unter der Leitung von Valery Gergiev. Die optische Aufmachung ist dieses Mal- wie ich finde- klassisch dezent.


    Zur Musik:


    Natürlich kann man sich fragen: Warum diese Programmwahl? Warum Bach, obwohl der doch inzwischen Domäne von Manze, Huggett und Co ist? Der Bezug ist einfach herzustellen: Die Komponistin wurde mit dem Bach-Preis der Stadt Hamburg ausgezeichnet insofern macht es durchaus Sinn Bach mitaufzunehmen.


    Bei Bach ist der Eindruck zwiespältig. Das liegt aber vor allem daran, dass ich- seitdem ich die Violinkonzerte mit HIP-Besetzungen gehört habe- Bach auf modernen Instrumenten nicht so richtig goutieren kann. Und dafür kann Anne-Sophie Mutter ja nun wirklich nichts.


    Was man deutlich hören kann: Die Beschäftigung mit den Erkenntnissen der historisch informierten Aufführungspraxis. Kleine Besetzung, zügige Tempi in den Ecksätzen, eine schlanke Tongebung. Zudem spielen die Solistin und ihr Ensemble auf Barockbögen. Möchte man Bach auf modernen Instrumenten hören ist die CD mit Sicherheit eine Alternative. ASM schwelgt deutlich weniger im Schönklang als beispielsweise Hilary Hahn- die man vom Ansatz her durchaus vergleichen kann.



    Zu Gubaidulina kann ich erst ein provisorisches Fazit abgeben, da ich die CD gerade erst zum zweiten Mal höre und zum anderen in Sachen Moderne nicht der große Kenner bin. Wie "in tempus praesens" im Schaffen von Sofia Gubaidulina zu verorten ist- dazu mögen sich die Kenner äußern.


    Das Violinkonzert beginnt mit einem ausgedehnten Solo der Violine auf der hohen Seite. Das ist aus einem Grund interessant: Die Komponisten, die für ASM bisher komponiert haben scheinen das Spiel der Geigerin in dieser Lage besonders zu schätzen- zieht man nur einmal Wolfgang Rihms "Gesungene Zeit" oder das Violinkonzert von Dutillieux zum Vergleich heran. In der Tat ist der Ton der Geigerin in dieser Lage ausgesprochen intensiv und leuchtend. Und Gubaidulina gibt der Geigerin ausgiebig Gelegenheit diese Fähigkeit zu zeigen. Der Orchesterapparat verzichtet auf hohe Streicher völlig. Dagegen gibt´s reichlich Schlagwerk und tiefe Streicher. "In tempus praesens" besteht aus fünf Teilen- zu meinem Leidwesen sind die Tracks allerdings nicht einzeln ansteuerbar. Vielleicht ist das auch auf Wunsch der Komponistin geschehen? Für Freunde des seelenvollen schönen Tons ist "in tempus praesens" nicht zu empfehlen. Schrille, scharfe Dissonanzen sind die Regel nicht die Ausnahme. Es drängt sich der Gedanke an Trauer und Wut auf.


    Vorläufiges Resümee? Mir gefällt die Einspielung! Man hat nicht den Eindruck als geige ASM hier einfach nur ihren Stiefel herunter. In keinster Weise.


    Herzliche Grüße,:hello::hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • danke für die besprechung. so in der art hab ichs mir schon gedacht - die höreindrücke wiesen schon in die richtung. alles wird mir wohl nicht gefallen, aber sicherlich vieles ... nun ja, ist sowieso schon zu spät. die bestellung läuft ... :D


    :hello:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

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  • Zitat

    Original von klingsor
    danke für die besprechung. so in der art hab ichs mir schon gedacht - die höreindrücke wiesen schon in die richtung. alles wird mir wohl nicht gefallen, aber sicherlich vieles ... nun ja, ist sowieso schon zu spät. die bestellung läuft ... :D


    Lieber Jörg,


    hast Du die Aufnahme inzwischen hören können? Mich würden Deine Eindrücke interessieren.


    In der FAZ vom vergangenen Samstag war übrigens eine Besprechung der CD. Der Rezensent ging ausführlich auf Gubaidulina und ASM´s Interpretation ein- den Bach würdigte er nur dreier Zeilen. Die Interpretation von "In tempus praesens" gefiel ihm offenkundig.



    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Für Ende Januar ist eine neue Aufnahme von ASM angekündigt:


    Mit Kurt Masur und dem Gewandhausorchester spielt die Geigerin einen "Klassiker":


    Mendelssohns Violinkonzert:



    Also ein Ausflug in die Vergangenheit wenn man so will.


    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Das meldet der WDR heute:


    Zitat

    Die Geigerin Anne-Sophie Mutter wird vom französischen Staatspräsidenten mit dem Orden eines Ritters der Ehrenlegion geehrt. Die Auszeichnung wird ihr am Donnerstag in der Französischen Botschaft in Berlin überreicht. Zur Begründung hieß es, Anne-Sophie Mutter sei eine herausragende künstlerische Persönlichkeit. Mit dem Orden werde ihr Engagement für die Werke französischer Komponisten und für zeitgenössische Musik gewürdigt.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Hallo,
    ASM hat anscheinend die Freiheit, Werke, die sie besonders mag, und die etwas abseits liegen, siehe oben, einspielen zu können und das bei einem Großlabel!
    Dafür liefert sie dann zusätzlich eine Portion Standardwerke ab.
    Hey, was wäre mancher Künstler selig, unter solchen Bedingungen arbeiten zu können! Ich würde sie nur beneiden!
    Gruß S.

  • Hab auch nur eine CD von ihr: Carmen Phantasie (Levine), wurde ja schon hier erwähnt.


    Das erste Stück darauf: Sarasate, Zigeunerweisen, ist mein Referenzstück für Violine überhaupt. Meisterhafte Beherrschung des Instruments (und was für ein Instrument !! ich vermute, es ist eine ihrer Stradivari, habe aber im Leaflet keinen Hinweis darauf finden können), große, pompöse Stellen in Abwechslung mit kleinen, leisen, fast zittrig gespielten - Gänsehaut pur.


    Ich finde, sie ist immer noch die größte Geigerin (und Geiger) unserer Zeit, Hahn ist wahrlich nicht schlecht, hat aber die Ausdruckskraft und Intensität von Mutter noch nicht erreicht.

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  • Der Zufall wollte es, dass ich genau diese CD, von der m-müller 2009 im Vorbeitrag begeistert berichtete am Wochenende käuflich in meine Hände gelangte.
    :thumbup: Meine erworbene DG-CD-Ausgabe hat sogar eine Widmung und Autogramm von Anne Sophie Mutter auf der CD-Hülle mit inliegendem Hinweis auf das ASM - Sekretariat in München.


    Man beachte ganz nebenbei bei amazon den Neupreis und den Gebraucht-CD-Preis !



    Sarasate: Zigeunerweisen op. 20, Carmen-Fantasie op. 25
    Wienawski: Legende op.17
    Tartini: Teifelstriller-Sonate
    Ravel: Tzigane
    Massenet: Meditaion
    Faure: Berceuse op.16
    DG, 1993, DDD


    ASM meistert alle Werke technisch perfekt, sodass man ohne Vergleich eigendlich m-müller zustimmen möchte :!: --- aaaaaaber ---
    die Violin-Orchester-Werke, die mich auf dieser CD wirklich interessieren, sind die Stücke von Sarasate und Ravel ! Der Rest ist was für absolute Violinfans und wirkt teils für meinen Geschmack etwas kitschig auf mich. :D Dieses "Softgequitsche" ist halt nicht unbedingt meine Musik.
    :?: Was sagt unser Violinkonzert-Experte van Rossum dazu ?


    Genau die Zigeunerweisen op. 20 und Carmen-Fantasie op. 25 von Sarasate und das Ravel-Meisterstück Tzigan, dass ich sehr hoch schätze besitze ich seit Ewigkeiten in der CD-Aufnahme mit Izhak Perlman (EMI). 8) Und da stelle ich doch fest, dass Perlman der weit bessere Geiger bei diesen Werken ist.
    Das ungarische Element mit seiner Ausdrucksstärke in Tzigan suche ich bei ASM vergebens ... wer das Stück genau kennt wird mir aber zustimmen, das es von diesem Werk ohnehin keine bessere Interpretation gibt, als Perlman / Orchestre National de France/Jean Martinon (EMI) !?!



    Ich möchte diese DG-Hochpreis-CD auf keinen Fall schlecht machen. Für den Fan dieser Werke und ASM ist das auf jeden Fall etwas mit dem man viel Freude haben kann. Levine begleitet ebenfalls ohne Fehl und Tadel und die Klangquaitat der DG-CD ist herausragend !
    ^^:D Ich denke ich werde schon durch das originale ASM-Autogramm einen Käufer/Liebhaber finden ... wer will die CD ???

    Gruß aus Bonn, Wolfgang


  • atemberaubend gut sind von ASM und Orkis die Anton Webernsche 4 Stücke für Violine und Klavier op. 7 gespielt (ein kurzes und grandioses Meisterwerk)...
    und damit ein ganz verzüglicher Anfang für Neueinsteiger in die sog. freie Atonalität => absolute Hörempfehlung


    :hello:

  • Auch wenn ASM durch Hilary Hahn, Leila Josefowicz, Julia Fischer oder Janine Jansen beinharte Konkurrenz erhielt - von Mulova oder Midori hörte ich schon lange nichts -, halte ich sie trotz ihrer Exzentrik noch immer für eine der bedeutendsten Geigerinnen der Gegenwart. Dass sie sich als Begleiter neben Maisenberg und Previn auch noch den Orkus (sic!) "angelacht" hat, stieß auch bei mir auf Unverständnis. So hörte ich vor Jahren einen Sonatenabend im Musikverein mit diesen beiden, wo die Mutter grandios war!


    Aber so ist eben die Geigenwelt - auch der große Isaac Stern hatte häufig Partner, die sein Niveau nicht erreichen konnten (da fällt mir der Zakin zB. ein). Damit müssen wir leben ...


    Grüße aus Wien
    von Fritz

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Dass sie sich als Begleiter neben Maisenberg und Previn auch noch den Orkus (sic!) "angelacht" hat, stieß auch bei mir auf Unverständnis.


    Worin besteht dein Unverständnis?


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Wenn Du der Meinung bist, dass Solisten von internationalem Rang einen Begleiter (welch blödes Wort in der Musiksprache!) aussuchen oder vom Management zugeteilt erhalten, der eben nur "Begleiter" ohne kreative Akzente ist, finde ich es bedauerlich, zumal es heutzutage wesentlich aufregendere Klavier-Kammermusiker gibt - sogar im kleinen Österreich (von Frankreich, Deutschland, Ungarn oder England/Amerika ganz zu schweigen).


    Aber nebenbei gesagt bin ich es schon gewohnt, auch in bedeutenden Opernproduktionen den einen oder anderen Wehrmutstropfen zu erleben - Beispiel der Wiener "Ring" mit einer an die anderen Hauptpartien bei weitem nicht heranreichenden Brühnnhilde.


    Liebe Grüße aus Wien nach "meinem" Graz
    von Fritz

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

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  • Dass ASM zu bedeutendsten Geigerinnen überhaupt gehört, steht auch für mich ausser Zweifel; technisch wohl schon immer, aber das ist m.E. nicht das Entscheidende. Was Gestaltungs-und Ausdrucksvermögen anbelangt, hat sie für mich in den letzten Jahren viele gute Schritte nach vorne gemacht.


    Die neuere Brahms-Aufnahme mit Orkus höre ich als eine gelungene Gesamtinterpretation auf ungefährer Augenhöhe. Obwohl man über diese Aufnahme öfter entsprechende Aussagen liest, kann ich nicht finden, dass man hier eine fantastische Geigerin und einen brauchbaren Durchschnittsarbeiter hört. Dem ist einfach nicht so.


    Dieses Vergleichen zwischen den Geigern (oder auch den Pianisten) betrachte ich ohnehin mit sehr gemischten Gefühlen, weil es mich einfach zu sehr an sportliche Weltranglisten erinnert. Sicher braucht man ein hervorragendes technisches Rüstzeug, um die Werke als mühelos erklingen zu lassen.
    Der hier immer wieder gescholtene Lang Lang ist technisch gesehen ein erstaunlich brillianter Pianist, der durchaus auch musikalisch ansprechend spielen kann. Wer möchte denn nicht derart flinke Finger haben? Die Frage ist dann, wie man es einsetzt. Beim Publikum mit Beindruckerstücken die Oohs und Aahs nur so herauszufordern (besonders bei Zugaben), wäre für mich allerdings überhaupt gar kein musikalischer Wert an sich, weshalb ich auch diese technisch ach so beeindruckenden Teufelsgeiger-Kabinettstückchen nur mit Grausen ertragen kann. Aber da sind die Geschmäcker offensichtlich verschieden.
    Wenn ich mir dann also wesentlich lieber eine Brendel- als eine Lang-Interpretation anhöre, dann hat das sehr spezifisch musikalische Gründe.


    Ebenso kann ich bei diesen zweifelhaften Vergleichen zwischen den Geigen-Damen (z.B. ASM, Fischer, Jansen) keine Gold, Silber- und Bronzemedaille vergeben und will so etwas auch nicht. Das eine Stück überzeugt mehr von der einen, das andere mehr von der anderen Geigerin.
    Das Barockrepertoire habe ich stilistisch gesehen z.B. als erstaunlich gut bei Janine Jansen aufgehoben gehört.


    ASM erkennt man nach wenigen Takten an der Tongebung im Zusammenhang mit der allgemeinen Interpretationshaltung. Ich bin mir sicher, dass das immer so wäre, egal auf welcher Geige sie spielt. Es erinnert an das Timbre einer menschlischen Stimme.
    So etwas macht m.E. auch eine grosse Geigerin aus, obwohl ich dieses Phänomen auch von Streichern kenne, die nicht derartige Weltstars sind.


    LG
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Ebenso kann ich bei diesen zweifelhaften Vergleichen zwischen den Geigen-Damen (z.B. ASM, Fischer, Jansen) keine Gold, Silber- und Bronzemedaille vergeben und will so etwas auch nicht. Das eine Stück überzeugt mehr von der einen, das andere mehr von der anderen Geigerin.


    LG
    Glockenton


    Mein lieber Glockenton!


    Auch abseits obigen Zitats bin ich mit Deinen Ausführungen voll auf Deiner Linie.


    Ich führe dieses Zitat hier an, um ausdrücklich zu betonen, dass die Aufzählung auch anderer Violinistinnen (das Wort Geigerinnen generalisiert, denn bekanntlich sind auch Bratschen, Celli und Kontrabässe Geigen -> Bassgeige!) aber auch gar nichts mit sportlichen oder sonstigen Wertungen zu tun hat, sondern ich meinte nur, dass NEBEN der A.-S.Mutter auch einige weitere Kolleginnen (zu Recht!) die Weltspitze erklommen haben. Das wird doch wohl noch erlaubt sein dürfen, ohne missverstanden zu werden.


    Ist etwa zuviel verlangt, wenn ich erhoffe, dass Beiträge genau gelesen werden?


    Grüße aus Wien
    von Fritz

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Anne Sophie Mutter löst bei mir disparate Assoziationen aus. Ich besitze eine Aufnahme mit allen Brahms-Sonaten (mit Weissenberg) von ihr, die mir gut gefällt.
    Ansonsten ist sie bei mir etwas mit dem Kennedy-Garrett-Netrebko-Hype verbunden, was bei mir immer auf Skepsis stößt.
    1. Ich finde, dass Frauen grundsätzlich nicht mit halbfreiem Oberkörper Geige spielen sollten. Das ist keine sexistische Bemerkung, sondern eine ästhetische.
    2. In einer der ersten Spielzeiten in der Essener Philharmonie gab es folgende Eintrittspreisbedingungen: Mutters Konzerte waren mit Abstand die teuersten ("Qualitätsvermutung durch überhöhte Preise", sagt der Wirtschaftswissenschaftler).
    Die sonst zu bekommenden Stehplatzkarten waren bei ihr mit dem Zusatz versehen: "Erhältlich nur, wenn alle Sitzplatzkarten verkauft sind."
    Das finde ich abstoßend. Leute, die kein Geld haben, sind kein Publikum. Ich weiß natürlich nicht, ob es ihr Management ist oder sie selbst.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Zitat

    1. Ich finde, dass Frauen grundsätzlich nicht mit halbfreiem Oberkörper Geige spielen sollten. Das ist keine sexistische Bemerkung, sondern eine ästhetische.

    von mir aus kann jede(r) Solist(in) in Bikini oder Badehose auftreten, wenn man/frau es möchte..


    .. auf das Resultat der Wiedergabe kommt es an.


    es wäre wünschenswert, wenn ASM noch stärker zeitgenössische und klassische Moderne ins Repertoire aufnähme. Sie hat gezeigt, dass sie Webern (den der freien Atonaiität) wunderbar meistert..
    :hello:

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  • Geschätzter Amfortas!


    Ich weise darauf hin, dass die ASM ein ihr von S.Gubaidulina dediziertes großartiges Violinkonzert aufregend und beeindruckend nicht nur mit ihrem Instrument "gespielt", sondern furios zum Leben erweckt hat (so gesehen im TV).


    Übrigens finde ich ihre Auftritte "mit halbnacktem Oberkörper" keineswegs unästhetisch. Dies hat außerdem den Vorteil, dass die Violinistin die Schwingungen ihres Instruments "hautnah" in ihrem Körper spürt.


    Vielmehr stören mich solch unsympathische Marotten wie oben dem Publikum gegenüber angeführt, sollten diese tatsächlich von ASM ausgegangen sein!


    Grüße aus Wien
    von Fritz

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Zitat

    Die sonst zu bekommenden Stehplatzkarten waren bei ihr mit dem Zusatz versehen: "Erhältlich nur, wenn alle Sitzplatzkarten verkauft sind."
    Das finde ich abstoßend. Leute, die kein Geld haben, sind kein Publikum. Ich weiß natürlich nicht, ob es ihr Management ist oder sie selbst.


    Man kann getrost davon ausgehen, daß ASM nichts damit zu tun hat - bzw nur indirekt - indem sie vermutlich eine hohe Gage verlangt, die den Veranstalter zu solchen Kunstkniffen treibt (?)
    Den Künstler interessieren in der Regel Kartenpreise und Auslastung nur wenig, die vereinbarte Gage ist das Maß aller Dinge.


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat Glockenton:

    Dass ASM zu bedeutendsten Geigerinnen überhaupt gehört, steht auch für mich ausser Zweifel; technisch wohl schon immer, aber das ist m.E. nicht das Entscheidende. Was Gestaltungs-und Ausdrucksvermögen anbelangt, hat sie für mich in den letzten Jahren viele gute Schritte nach vorne gemacht.

    Ich hab zwar nur 11 CD von ihr, aber nachdem ich sie persönlich gesehen und gehört habe, kann ich das nur bestätigen. Ihre Kleidung würde ich als sehr geschmackvoll bezeichnen. Halbnackt ist was ganz anderes (siehe Postings zu Regietheather)!


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)



  • Sämtliche Deutsche-Grammophon-Aufnahmen mit AS Mutter in einer Box mit 40 CDs sind ab 26.08.2011 erhältlich.
    Diese auf 5000 Exemplare (weltweit) limitierte Box enthält auch ein 300seitiges Buch.

    mfG
    Michael

  • 1. Ich finde, dass Frauen grundsätzlich nicht mit halbfreiem Oberkörper Geige spielen sollten. Das ist keine sexistische Bemerkung, sondern eine ästhetische.


    Ich finde genau wie Berward und Miletre das ASM immer sehr geschmackvoll gekleidet ist.
    Wenn man im Sommer ein Konzert gibt, dann kann "der halbfreie Oberkörper", also das Trägerlose Kleid, sehr befreiend wirken. :thumbup: Und ich finde das übrigens sehr ästhetisch, weil es zudem einfach auch TOP aussieht.


    :D;) Aber ich kenne diese "Opas", die nur dann nichts auszusetzen haben, wenn ein Kleid hochgeschlossen ist. :pfeif:

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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