Lieber farinelli,
meinem Beitrag liegt die Interpretation von Fischer-Dieskau/Eschenbach/1974-76 zugrunde (mit der ich voll einverstanden bin). Im Folgenden handelt es sich stets um mein Verständnis!
1. Strophe: Mit der besonderen Phrasierung auf "Wolken" - und finde den musikalischen Ausdruck entsprechend - will Schumann die aufkommenden Erinnerungen ausdrücken, die sich von der Beschreibung der Ausgangssituation "In der Fremde" sehr unterscheidet (siehe Textinterpretation). Die Stimmung -Wehmut - ist musikalisch treffend umgesetzt und aus "laaange" kann ich kein "schaurig verzerrt" heraushören - es liegt eben "laaange" zurück (könnte es sein, dass ein Rezitator des Gedichtes auch "laange" liest und nicht "lange"?) Die unterschiedliche Harmonik bei Vater und Mutter könnte die unterschiedliche Erinnerung an Vater + Mutter ausdrücken - oder gab es ein besonderes Wesensmerkmale von Schumanns Mutter (?). Die identischen Phrasierungen auf "…keiner…" und "…Wolken…" sind durch die örtliche Herkunft bestimmt.
2. Strophe: "Wie bald … ruhe ich auch" - das ist in Dur(!) und wechselt erst bei der Wiederholung "…ruhe ich auch" in moll (!) (…auch… höchster Ton der Komposition - Vergleich mit Schubert …balde … auch höchster Ton des Liedes - mein Beitrag, Lebensende, höchster Punkt der Lebenszeit). "Und über mir…Waldeinsamkeit", Wehmut wie in der 1. Strophe, individuelle Lebensvergänglichkeit (siehe Textinterpretation). Identische Phrasierung wie Strophe 1 bei "…keiner…"und nun bei "…kennt…": Auch dann kennt ihn keiner mehr (1.Strophe - hier liegt die Betonung auf dort, in der Heimat, kennt ihn keiner mehr; 2. Strophe - hier liegt die Betonung auf (dann) keiner kennt ihn mehr hier.)
Im Gegensatz zu Schumanns "Über allen Gipfeln…", zu dessen Vertonung ich keinen Zugang gefunden habe, kann ich diese Vertonung voll nachvollziehen und akzeptieren - und kann keine "panische Grundstimmung" erkennen.
Herzliche Grüße
zweiterbass