Hallo,
ich kann (Zeitaufwand!) nicht alles Geschriebene mit Texthinweisen belegen und kann auch nur sehr grob, ohne ins Detail zu gehen, beschreiben - ich beziehe mich aber immer auf das schon vielmals genannte rororo-Taschenbuch - dessen Kauf ich sehr empfehlen kann, wer sich ernsthaft mit Musikwahrnehmung und deren Folgen beschäftigen will - (und ich bin bemüht, richtig wiederzugeben), Zitate daraus setze ich "- ".
""Akustische Informationen werden zunächst vom Innenohr in neuronale Impulse umgewandelt. Diese erreichen dann über den Hirnstamm und Thalamus vor allem den (primären) auditorischen Kortex".
Das war der Einstieg und zugleich Ausstieg im Beitrag v. 23.12. gem. o. g. Zitat. Hier geht es nun weiter beim Weg der akustischen Signale durch das Gehirn; den Hirnstamm betreffend folgendes Zitat:
"Es zeigt sich, dass emotionale Reaktionen auf Musik Hirnareale weit unterhalb der Hirnrinde einschließen, die evolutionsgeschichtlich mit dem Übergang zwischen Reptilien und reptilienartigen Säugetieren vor mehr als 180 Millionen Jahren verbunden sind."
Es geht hier also um sehr grundlegende archaische Regungen: Aggression, Flucht, frohe, ängstliche, missliche Gefühle usw.
Es ist einleuchtend, dass hier bereits eine 1. Signalselektion stattfindet: Was emotional im Hirnstamm anspricht, wird in den für Emotionen zuständigen Hirnbereich weiter geleitet (welche namentlichen Hirnbereiche das sind, werde ich, auch im Folgenden, nicht benennen, da es für unser Thema nicht interessiert).
Die von der 1. Selektion nicht betroffenen Signale werden nun in folgenden Stationen untersucht:
"1. Station: Tonhöhe, -chroma, Timbre, Intensität, Rauigkeit (10 - 100 ms)
2. Station: Gestalt, Bildung; melodische Gruppierung - auditorisches Gedächtnis(100 - 200 ms)
3. Station: Intervall Analyse, Akkorde, Melodien, Zeitintervalle
4. Station: Struktur, Bildung; Harmonie, Metrum, Rhythmus, Timbre (180 - 400 ms)
5. Station: Strukturelle Reanalyse (600 - 900 ms)
6. Station: Vitalisierung; Herzschlag, Atmung, Neurotransmitter usw.
7. Station: (prämot.) Handlung (tanzen usw.), Immunsystem"
Diese 7 Stationen sind laufend sowohl mit dem Emotionszentrum wie auch mit dem Bedeutungszentrum (=verstandesmäßige Einordnung, Zusammenfassung der Ergebnisse aus den Stationen 1 - 7) verbunden; unabhängig davon sind das Emotionszentrum und das Bedeutungszentrum unmittelbar (außerhalb der 7 Stationen) verbunden (wechselseitige Beeinflussung: Emotionale Wirkung beeinflusst die Bedeutung und umgekehrt).
Es ist eine meist nur selten bewusst werdende Tatsache, dass die Verarbeitung unserer Sinneseindrücke in den dazu vorhandenen Aufnahmeorganen und die anschließende Verarbeitung im Gehirn eine bislang vom Menschen nicht überbietbare (und nie überbietbar werdende) Meisterleistung der Schöpfung/Evolution ist.
Es ist verständlich, dass die Musikwissenschaft bei der Erforschung der höchst komplexen Vorgänge bei der Verarbeitung akustischer Signale im menschlichen Gehirn auf Computersimulation zurückgreifen muss.
"Die Musikwahrnehmung des Menschen und die Weiterverarbeitung wird von ca. 100 Milliarden Nervenzellen realisiert, die untereinander wiederum mehrere tausend Mal miteinander verknüpft sind. Ein künstliches neurales Netzwerk (Computersimulation) kann diese Vielfalt nicht leisten" (und beschränkt sich daher auf die Realisierung einzelner, abgrenzbarer Vorgänge in vereinfachter Form; die Wissenschaft setzt diese Erkenntnisse dann zu einem Gesamtbild zusammen).
Die wichtigsten Vorgänge (z. B. Reaktion auf Disharmonie etc.) und Besonderheiten in den 7 Stationen werden im nächsten Beitrag dargestellt.
Viele Grüße
zweiterbass