Resteverwertung oder Meisterwerk ? - - - Bachs "Brandenburgische Konzerte"

  • Zitat

    Original von Bernhard
    Guten Tag



    Naja, hoffen wir mal, manches wurde aus diversen Schallarchiven schon veröffentlicht - wenns überhaupt aufgenommen wurde :D


    Ich habe etliche Goebel-Konzerte erlebt, und sehr oft stand ein Mikrofon vor der Bühne - ich denke, eher zur Eigenkontrolle, obwohl man bei guter Akustik mit einem simplen Stereomikrofon oft bessere Aufnahmen hinbekommt als mit großem Aufwand. Ich glaube aber kaum, dass diese Mitschnitte seinen Ansprüchen gerecht würden.


    Zitat

    Diese Sinfonia ist u.a. auch hier



    mit eingespielt.


    Ein Grund mehr, Alessandrinis Aufnahme auf meine Wunschliste zu setzen! :rolleyes: seufz!

    2 Mal editiert, zuletzt von miguel54 ()

  • Guten Morgen


    Zitat

    Original von miguel54
    Sinfonia Allegro C-Dur NWV 174 (1729)
    für 2 Hörner, 2 Oboen, Oboe da Caccia, Fagott, Streicher und b.c.
    (für die Kantate "Ich liebe den Höchsten von ganzem Gemüte)


    Zitat

    Diese Sinfonia ist u.a. auch hier



    mit eingespielt.


    Zitat

    Ein Grund mehr, Alessandrinis Aufnahme auf meine Wunschliste zu setzen! :rolleyes: seufz!


    Wenn es nur um die Sinfonia BWV 174 geht, auch hier



    günstig zu haben ;)


    Angenommen, die "Brandenburgischen Konzerte" wären nicht überliefert und man würde nur die Sinfonia aus BWV 174 ( und den Eingangschor von BWV 207 ) kennen, in der Literatur würde nur zu lesen sein: "Der Sätz stammt wohl von einem verlorengegangenen Instrumentalwerk"; da könnte man kaum ahnen, welch musikalischer Verlust man zu beklagen hätte.


    Gruß aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Zitat

    Original von Bernhard


    Lohnt sich die Anschaffung ?


    Das kommt darauf an, wie ausführlich man es haben will - wenn ja, jedes Detail mal diskutiert haben will, mit genauen Angaben von Quellen und Literatur auf wissenschaftlichem Niveau, dann auf jeden Fall.



    Habe ich heute morgen in der Buchhandlung abgeholt - das bezieht sich viel auf Rampe und Sackmann, ist aber drei Jahre später erschienen und so auf einem neueren Stand, was einige Details angeht.


    ich würde sagen, wenn man es nicht alles bis ins letzte Detail wissen will, reicht Schleuning. Sollte jede(r) gelesen haben, der/die die "Schwedter Konzerte" - denn so hätte sie Spitta nennen müssen, sagt Schleuning - liebt.


  • Es ist doch erstaunlich, wie sehr ästhetisches Wohlbefinden von der Hörsozialisation bestimmt wird. Mir geht es nämlich ganz genauso wie Carola. Die Einspielungen mit dem MBO unter Richter, das sind für mich die Brandenburgischen Konzerte. So habe ich sie kennen und lieben gelernt (Mitte der 1970er von den LPs einer älteren Schwester) - und ich liebe diese Einspielung immer noch (hab' sie inzwischen naklar auf CD), obwohl ich einige andere kenne und besitze (MAK unter Goebel [großartig!!!]; Akademie Berlin [ist mir stets fremd geblieben] und Brandenburg Cons. unter Goodman [mein Favorit jenseits von Richter :D ]), die meinem aktuellen Geschmack ganz erheblich näher sind. Eigentlich ist Richter ja auf gradezu brutale Weise kalt - das Cembalo, da haben BBB, Hildebrandt und Miguel fraglos recht, ist kein Musik- sondern ein akustisches Terror-Instrument mit dem Klang einer elektrisch verstärkten Drahtharfe. Aber dennoch - wenn ich diese Einspielung höre, bin ich irgendwie zuhause. Ich würde sie keinesfalls hergeben - aber die anderen brauche ich daneben unbedingt, insbesondere eben diese hier:


    51w+C47ctCL.jpg


    Brandenburg Consort, Roy Goodman


    Für mein Empfinden die farbigste unter den mir bekannten Einspielungen. Sehr dynamisch aber nie gehetzt, virtuos ohne ins Schaustellerische abzugleiten, schroff ohne sperrig zu wirken (wobei die Blechbläser, wie häufig bei Goodman, schon seeehr agressiv klingen :] ), stets differenziert und transparent.


    Ganz herzlich,
    Medard

  • Die Brandenburgischen Konzerte mit Richter sind auch für mich eine der interessantesten Aufnahmen.Daneben besitze ich eine ganze Reihe von Aufnahmen auf CD zum Vergleich.


    Speziell das 6.Brandenburgische Konzert gefällt mir auf der Aufnahme mit der Academy of St.James und Carl Pini besonders gut:


    Hier wird das 6.Konzert in einem Tempo gespielt,das meiner Auffassung am nächsten kommt,nämlich weder zu langsam noch zu schnell.Es klingt einfach wunderschön.Deshalb möchte ich diese (erschwingliche) CD empfehlen,eine DVD-Audio gibt es auch davon.

    mfG
    Michael

  • ganz kurz: die BBKs sind natürlich Meisterwerke und wenn Resteverwertung, so what ?. Trotzdem fetzen die BBKs. Vor 1 paar Monaten sendete Arte die ersten 3 unter Abbado. :jubel::stumm: Das ergab einen tollen Mitschnitt. :jubel: Sonst höre ich gerne die Livemitschnitte (leider nur in Außnahmefällen eine komplette Serie) von
    Koopman 26.11.06 Lausanne ; :jubel:
    Wolff 05.03.06 Frankfuert ; :jubel:
    Goebel 26.02.05 Neuwied; :jubel:
    Suzuki 10.08.05 Lüneburg. :jubel:
    Ich hoffe Arte sendet auch mal den Rest unter Abbado und es kommen noch viele andere fetzigen Wiedergaben dazu


    :hello:

  • Mich fasziniert die Vielfalt dieser sechs Concerti:
    Das erste Konzert besitzt eher den Charakter einer Orchestersuite, das zweite ein Konzert für concertino ( in der illustren Besetzung Violine, Oboe, Flauto dolce und Trompete ) und Streicherripieno, das dritte mit homogener Streicherbesetzung in hoher und mittlerer Lage strukturell ähnlich dem sechsten, dort in eher tieferer Streicherlage, dem gegenüber das fünfte als ein quasi Solokonzert für Cembalo und Streichorchester und das idyllische vierte, welches als Doppelkonzert für Violine und Fl. dolce daherkommt.

  • Guten Abend


    Zitat

    Original von buccinator
    Mich fasziniert die Vielfalt dieser sechs Concerti:


    Mich auch :yes:
    Die Brandenburgischen Konzerte
    ( eigentlich "Schwedter Konzerte", der Haupttitel des Widmungsträger war seit 1688 "Markgraf von Schwedt")
    stellen für mich ein Musterkoffer des reichhaltigen Instrumentalschaffens von J.S. Bach aus seiner Weimarer und Köthner Zeit dar.


    Zitat

    das zweite ein Konzert für concertino ( in der illustren Besetzung Violine, Oboe, Flauto dolce und Trompete ) und Streicherripieno,


    Das Konzert stellt ursprünglich aller Wahrescheinlichkeit nach
    ein Concerto a quattro
    für Trompete, Flauto, Oboe und Violine mit Generalbass dar,
    der später eine Streicherbegleitung hinzugestellt wurde.


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Guten Tag


    Zitat

    Original von buccinator
    , dem gegenüber das fünfte als ein quasi Solokonzert für Cembalo und Streichorchester.


    Zum 5. Konzert wird spekuliert, dass Bach es 1717 für das Zusammentreffen mit Louis Marchand in Dresden komponiert hatte.
    An der Aufführung könnten neben Bach am Cembalo auch Bachs Kollegen der Dresdner Hofkapelle,
    der Geiger Jean-Baptist Woulmyer und der Flötist Pierre Gabriel Buffardin beteiligt gewesen sein ?


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

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  • Kennt jemand die Aufnahmen des Kammerorchesters Berlin unter Helmut Koch aus den frühen 70ern?



    Von den Tempi und der Besetzungsstärke her spricht mich das sehr an. (Achtung: Un-HIP.)
    Es klingt m. E. "barocker", da unhektischer und sinnlicher, als viele Aufnahmen in kleiner Besetzung auf "historischen" Instrumenten.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Die Schätze der Klassik vom Label Berlin sind offenbar auch so eine Art Resteverwertung...


    :beatnik:

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Kennt jemand die Aufnahmen des Kammerorchesters Berlin unter Helmut Koch aus den frühen 70ern?


    also ich hab davon auch etwas auf CD, aber mir rollen sich da die Fußnägel auf - das ist absolut nichts für mich - allein schon das Dauervibrato...nee nee :no:

  • Der Klang und auch die Spielweise diese Monstrums, dass ein Cembalo sein sollte, finde ich ehrlich gesagt ziemlich gruselig, schon wenn ich es über das Netz höre.
    Anspiel"tip": Track 2 und 8 von der CD mit den Konzerten 4-6 bei JPC.
    Sinnlich finde ich das nicht gerade....auch nicht die Spielweise.
    Hier könnten wieder die von Alfred im anderen Thread aufgeworfenen Formulierungen wie "behäbig, altbacken etc." zum Einsatz kommen, auch im Hinblick auf die Spielweise aller anderen beteiligten Instrumentalisten.
    In diesem Fall kann ich mich den Aussagen der beiden Herren, die vor mir in dieser Sache gepostet haben, also nur anschliessen.
    Eine dicke Empfehlung könnte ich für diese Art von auf CD festgehaltenen Bachaufführungen sicher nicht aussprechen.


    Alternativen kann ich jedoch gerne nennen:


    Wenn schon Bach "auf die Art, wie man ihn früher machte", dann sind aus meiner Sicht die Aufnahmen der Interpreten Karl Richter und Pablo Casals mit einigem Abstand dieser vorzuziehen.


    Wenn es eine gute Einspielung auf modernen Instrumenten sein soll, die von der Spielweise her in Richtung " the best of both worlds" geht, dann kenne ich im Moment keine bessere als diese hier:



    Die gibt es sogar als Blueray-Disc - wenn ich mir so ein Ding erst einmal gekauft haben werde, dann wird das möglicherweise meine erste Musik-Blueray sein.
    Wer die Aufführungen ausführlich begutachten will, kann dies in voller Länger bei Youtube tun. Einfach nur die Stichworte "Bach" und "Abbado "eingeben, dann müsste es sichtbar werden.
    Die Mühelosigkeit, mit dem der Trompeter da agiert, ist schon beeindruckend. Es ist m.E. ein Hybrid-Instrument mit modernem Mundstück und Ventilen, dass aber vom Klang her der originalen Naturtrompete sehr ähnlich ist, was für die dynamische Balance zwischen eigentlich sehr unterschiedlich lauten Soloinstrumenten wie z.B. Blockflöte und Trompete ( 2. Konzert) sehr vorteilhaft ist.
    Ich kann ebensowenig grundsätzlich am Spiel des Cembalisten etwas aussetzen, noch an seinem Instrument, sehr im Gegensatz zur oben genannten Koch-Aufnahme.


    Insgesamt am Besten finde ich für die Brandenburgischen Konzerte immer noch Harnoncourts sehr sprechende Einspielung aus den 80er-Jahren, die solche Aspekte wie Gesanglichkeit, grosser Bogen, schön abwechslungsreiche Klanglichkeit und Tongebung der alten Instrumente und sprechend-rhetorisches Spiel mit grosser Musikalität, Lebendigkeit, Innigkeit, Geschmacksbewusstsein und Mut vereint.


    Die CD-Aufnahmen sind von den musikalischen Details her noch etwas besser gelungen, als die wahrscheinlich mehr oder weniger einfach hintereinander aufgenommenen (Unitel?) Video-Versionen, in die man mit durchaus sehr unterschiedlicher Klangqualität bei Youtube hineinschnuppern kann, um einen brauchbaren Eindruck von Harnoncourts Interpretation zu bekommen.


    Hier z.B. der zweite Satz des 6. Brandenburgischen Konzertes:


    "http://www.youtube.com/watch?v=0-sSCnXvJFQ"


    Die DVD mit dem Freiburger Barockorchester habe ich auch; und sie sagt mir auch durchaus sehr zu, obschon ich Harnoncourts Version aufgrund unzähliger Details und auch einiger grundsätzlicher Dinge, die ich aus Zeitgründen jetzt nicht detailiert erläutern kann, noch etwas mehr favorisiere.


    Gruss :hello:
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Zitat

    Der Klang und auch die Spielweise diese Monstrums, dass ein Cembalo sein sollte, finde ich ehrlich gesagt ziemlich gruselig, schon wenn ich es über das Netz höre.



    nun ich brauch den Kram auch nicht - zumal da keine "Cembalisten" spielten sondern, wie der neuere Vorschungsstand einwandfrei herausfand,
    dass man da ein ganz anderes Instrument verwendete:


  • :hahahaha:


    War früher nicht doch alles besser?


    Ich warte ja nur noch auf irgendeinen Beitrag, der sich für die Rehabilitierung oder gar die Wiedereinführung dieser Dinger

    ernsthaft starkmacht - getreu dem Motto: früher war alles besser, und die HIP-Mode hat den Leuten ja nur die Ohren verdorben.


    Da kommen jetzt Erinnerungen hoch...
    Ich weiss noch, wie ich als Jugendlicher stundenlang in der Musikbibliothek sass, und mir immer wieder die LPs von Leonhardts/Harnoncourts erster Aufnahme der Cembalokonzerte von Bach auflegen liess, die ich ja schon in und auswendig mit Richter/Bilgram kannte und sehr mochte.
    Allein schon vom Cembaloklang her, und natürlich was die Spielweise der solistisch besetzen Barockstreicher angeht, war das für mich alles überwältigend und irritierend neu.
    Ich brauchte Wochen bis Monate, um mir selbst gegenüber endgültig zuzugeben, dass ich das eigentlich lieber hörte, denn Richters Bachaufführungen waren mir grundsätzlich hochheilig, weil er mein Idol war, wie man heute sagen würde.


    "Dürfen die denn so frech sein, und das einfach so ganz anders als Richter spielen; darf ein Cembalo denn so klingen? " habe ich mich in meiner halbwegs kindlichen Naivität gefragt.


    Bevor dann die zweite Harnoncourt-Aufnahme der Brandenburgischen Konzerte herauskam ( die ich- wie gesagt- summa summarum bis heute als Referenz ansehe) waren diese Einspielungen mit Leonhardt meine Lieblingsaufnahmen, die ich mir bei ihrem Wiedererscheinen auf CD auch sofort bestellte:



    Gegenüber dem, was man bisher kannte, war das schon eine echte Umwälzung. Bis heute finde ich, dass sie eine besondere Klarheit und Durchsichtigkeit auszeichnet, ohne dabei in irgendwelche hektische oder profilsüchtige Extreme zu verfallen ( z.B. erster Satz, 4. Konzert)
    Leonhardts Orchester war mit Leuten wie etwa Frans Brüggen oder Anner Bylsma hervorragend besetzt.


    Harnoncourts viel frühere erste Aufnahme litt noch darunter, dass man sich die Spieltechnik der Instrumente ( besonders die Blechbläser) aber auch die interpretatorische Klangsprache erst mühevoll erarbeiten musste.
    Sie sind für mich eher als interpretationshistorisches Dokument interessant, quasi als Information darüber, wie weit man damals war, mehr aber auch nicht.



    Gruss :hello:
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)


  • Die DGG bringt Ende Januar die früheren Aufnahmen Karajans von 1964 neu im Low-Price-Sektor heraus.


    Vermutlich löst die Erwähnung dieser Aufnahmen heute ein Schmunzeln aus, aber dennoch wuchsen Generationen mit diesen (und Richters) Aufnahmen auf und lernten so Bach kennen. Daß die Aufnahmen bis zum heutigen Tage nicht gestrichen wurden, zeigt immerhin, daß sie sich offenbar nach wie vor verkaufen.


    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • ,
    ,,


    5 Neuerscheinungen, davon 3 als SACDs.Das zeigt,daß die SACD gerade im Klassikbereich immer noch aktuell ist.
    Und da ich vom Klang der SACD (seit Jahren)begeistert bin,empfehle ich immer wieder einen Kombiplayer für den Klassikhörer,damit man mit SACDs noch besseren Musikgenuß hat.Jede Anlage erfährt eine Klangsteigerung mit SACDs,ob Stereo oder Multichannel.
    Suzuki kam nochmal auf den Markt,nun gemeinsam mit den 4 Orchestersuiten.Savall ist zwar auch nicht neu ,aber diesmal als SACD.

    mfG
    Michael

  • B000C1XGCG bei a.... nicht mehr verlinkt.


    Karl Richter gibt's übrigens auch auf DVD: 1970 aus Schloß Schleißheim bei München. Ich meine mir einzubilden, daß die sechs Konzerte hier sogar noch besser klingen als in den altbekannten Studioeinspielungen aus den 60ern.


    Hörprobe aus dem 1. Konzert:


    "http://www.youtube.com/watch?v=RxFKtmrlaW8"


    Egal, in welche Neuaufnahme ich auch reinhöre: Keine kommt mir da heran.


    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zitat

    Original von Joseph II.


    Vermutlich löst die Erwähnung dieser Aufnahmen heute ein Schmunzeln aus, aber dennoch wuchsen Generationen mit diesen (und Richters) Aufnahmen auf und lernten so Bach kennen. Daß die Aufnahmen bis zum heutigen Tage nicht gestrichen wurden, zeigt immerhin, daß sie sich offenbar nach wie vor verkaufen.


    :hello:


    Da erlaube ich mir aber heftigen Widerspruch. Karajan und Bach, das ist und war etwas für Karajaniten, keinesfalls für Musikliebhaber. Gehört habe ich das Machwerk auch und fand das gar nicht zum Schmunzeln sondern einfach nur schwer erträglich.


    Seit den frühen 1950er Jahren gab es bei Major-Labeln die recht verbreitete Einspielungen von Karl Münchinger (DECCA), zunächst mono, dann in stereo wiederholt, Kenner und Liebhaber haben zur Aufnahme mit August Wenzinger (DGG Archiv) gegriffen, stereo dann Karl Richter (DGG Archiv), in den 1960er Jahren dürften dann die Aufnahmen mit Harnocourt und Gustav Leonhardt entstanden sein (Horenstein für VOX ebenfalls zu Beginn der 1950er, allerdings vornehmlich in den USA rezipiert). Sollte mich wundern, wenn Baumgartner mit seinen Festival Strings Luzern nicht auch eine Aufnahme vorgelegt hätten (über das Gruselwerk von Lorin Maazel gehe ich jetzt hinweg). Gute Aufnahmen bei Philips mit den Musici oder Raimond Leppard, und das sind jetzt alles Aufnahmen, die mir ohne großes Nachschauen im eigenen Bestand in den Kopf kommen. Die Karajan-Aufnahme ist in diesem Zusammenhang - man sehe mir das bitte nach - so überflüssig wie ein Kropf. Bei allen Verdiensten, die der Bursche an anderer Stelle erworeben hat: da hätte er besser die Finger von gelassen (wie im übrigen auch von Vivaldis "Vier Jahreszeiten" mit ASM; fürchterlich).


    Nichts für ungut und liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

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  • Vor vielen, vielen Jahren - ich glaube, da war sie noch recht aktuell - habe ich mir mal diese Aufnahme zugelegt:



    Damit bin ich eigentlich ganz glücklich. Für mich verbindet sich dieser Klang inzwischen mit dem Begriff der Brandenburgischen Konzerte.

  • Hallo Travinius,


    ich pflichte dir voll bei, wenn wir über dieselben Aufnahmen reden.


    Ich kenne sie in dieser Form:



    Das ist HIP, so wie ich mich damit anfreunden kann. Die Details sind sehr schön zu hören, etwa die Blechbläser im 1. Satz des 1. Konzerts. Die gehen oft unter. Sozusagen mein "Vergleichssatz" schlechthin bei den Brandenburgischen Konzerten.


    Gesellt sich gut zu meinen Karl-Richter-Aufnahmen (von der DVD übrigens; die finde ich noch besser als die auf CD).


    Weihnachtliche Grüße
    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Habe nur 3 GA, Harnoncourt mit dem Concentus musicus,
    Marriner mit der Academy und
    Maazel mit dem RSO Berlin.


    Damit bin ich zufrieden.



    LG, Bernward 8o


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Habe nur 3 GA, Harnoncourt mit dem Concentus musicus,
    Marriner mit der Academy und
    Maazel mit dem RSO Berlin.


    Damit bin ich zufrieden.


    Eine etwas frischere HIP-Einspielung wäre eine naheliegende Ergänzung: Musica Antiqua Köln, Akademie f. Alte Musik, Giardino Armonico, u.v.a. vermutlich gibt es ein dutzend aus den letzten 25 Jahren.
    (Ich will die Zufriedenheit nicht stören, aber anderswo scheinst Du ja auch nicht vor mehr als drei Alternativen zurückzuschrecken :D)


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Gerade bei den Brandenburgischen Konzerten ist die Interpretatioon meines Erachtens nach besonders wichtig,
    Sie könne dröge und nichtssagend klingen, oder aber voll Feuer und Esprit sein, auch die Instrumente tragen dazu bei. Ich werde in den nächsten Tagen einiges zum Vergleich hören, schon deshalb, da das Interesse an Barockmusik hier allmählich wieder im Steigen begriffen ist.


    Daher wäre es zu überlegen diesen alten Thread zu den Akten zu legen (erbleibt aber weiter im Angebot - sowohl zm Lesen als auch zum Schreiben) und einen neuen mit anderem Schwerpunkt zu starten,


    Man würde sich wundern welch unterschioedleichen Verlauf zwe Parallelthreads nehmen können.


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Nein, bitte KEINEN neuen thread starten. Ich finde das Forum, vielleicht durch das neue Gewand unübersichtlicher denn je. Threadverdopplungen sind das letzte, was gebraucht wird (Nachricht wird irgendwann wieder gelöscht)


    JR


    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • (Ich will die Zufriedenheit nicht stören, aber anderswo scheinst Du ja auch nicht vor mehr als drei Alternativen zurückzuschrecken )

    Hallo Johannes,

    Du hast ja Recht. Aber nehme ich nun großes Orchester (HvK soll es ja auch geben) oder diese


    oder diese


    und in diesem Zusammenhang wollte ich schon immer mal fragen was bedeutet eigentlich HIP-Einspielung?


    LG, Bernward :hello:


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Resteverwertung oder Meisterwerk?


    Das eine schließt angesichts dieser Musik das andere nicht aus! Haben wir es mit 0815 Barockgedudel zu tun? Ganz ganz sicher nicht! Und hier kommt auch ganz entscheidend das Gewicht der Wiedergabe zum Tragen. Man kann die Brandenburgischen sicherlich wie Barockgedudel wiedergeben. Aber damit wird man den schon erwähnten Ecken und Kanten dieser Konzerte überhaupt nicht gerecht. Und an diesem Punkt beginnt man, die Sache näher zu betrachten und wird bei angemessener Wiedergabe an mehr und mehr Stellen feststellen, was für ein Teufelskerl der Bach doch war. Die Brandenburgischen mögen vielleicht "Resteverwertung" darstellen, doch bewegt sich ja Bach mit diesen Konzerten in einem gewissen Rahmen der gewisse Strukturen und Formen herausfordert. Wie er diesen angesichts dessen und dies auch akzeptierend dennoch mit seiner so eigenen unverwechselbaren Musikalität füllt, ist schlichtweg atemberaubend.


    Die Brandenburgischen lassen eigentlich keine Wünsche offen. Sie (ba)rocken, sie überraschen, sie faszinieren, sie reißen mit, sie lassen inne halten, aufhorchen, stimmen traurig und heitern wieder auf und bringen einem sofort wieder Verblüffung in den Geist. Sie erscheinen nie überambitioniert und sind trotzdem ein absoluter Volltreffer.


    Das ist schlicht und ergreifend ein Werk eines ganz großen Meisters.


    Und in meinen Ohren sollte hier wirklich HIP gehört werden. Der "Hirsch in der Tiefgarage" (oben zu sehen) ist hierbei wirklich eine sehr gelungene Einspielung, die wirklich diesen Werken absolut gerecht wird.


    LG :hello:

    29.08.1958 - 25.06.2009
    gone too soon

  • und in diesem Zusammenhang wollte ich schon immer mal fragen was bedeutet eigentlich HIP-Einspielung?


    Das ist eine englische Abkürung für Historically Informed Performance (oder Practice), also historische Aufführungspraxis.


    Bei Wikipedia findest Du die Begriffserklärung; was historische Aufführungspraxis ist, brauche ich Dir vermutlich nicht zu erklären... :D

  • Vielen Dank Travinius.


    Nun weiß ich auch, warum ich kein Freund von HIP bin, stehe auf großes Orchester. Sorry.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


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