Die Klassik-CD - - - Edles Konsum- und Kulturgut oder anonyme Massenware ?

  • Zitat

    Original von Travinius


    :hahahaha:


    Der Aphorismus ist es wert, in eine Sammlung aufgenommen zu werden: ein Buch als Symbol für geistige Trägheit zu sehen, ist zumindest originell.



    Ein freud'scher Verschreiber?

    'Architektur ist gefrorene Musik'
    (Arthur Schopenhauer)

  • Zitat

    Original von John Doe


    Dass es sich bei diesem Ding um eine mittelalterliche Handschrift handelt, sagt doch nichts über ihren Inhalt aus, denn aus Institoris und Sprengers Hexenhammer wird auch in prächtigster Aufmachung keine Literatur ( bzw. kein wissenschaftliches Grundlagenwerk).
    Nach wie vor geht es doch primär um den Inhalt und nicht um die Verpackung. Ist letztere dem Inhalt entsprechend, ist es schön, ist es anerkennendswert, ist sie es nicht, ist es halt auch nicht so schlimm, wenn nur der Inhalt sauber rüber kommt.


    Nun ja, das könnte man auch über Michelangelos jüngstes Gericht sagen, dass es primär um die Botschaft geht, also, dass man brav sein solle, damit man nicht in die Hölle kommt. Heute sehen sich das die meisten Leute aber an, weil es künstlerisch bedeutend ist - und bei klösterlichen Handschriften ist es mitunter auch so - ich werde in den nächsten Jahren ohnehin einmal etwas über mittelalterliche Buchmalerei lesen, dann weiß ich mehr.

  • Hallo Alfred,



    "Am Schlimmsten aber ist, daß man in einem Menschenleben gar nicht die Zeit hat, all das zu hören, zu sehen und zu lesen, was dereinst musiziert, gemalt und geschrieben wurde, auch wenn man sich nur 4-5 Stunden Schlaf pro Tag gönnt."


    Dann muss man eben 21 Stunden am Tag Klassik hören. Die meisten Menschen verschlafen sowiso mehr als die Hälfte ihres Lebens. Wenn man älter wird, braucht man nicht mehr so viel Schlaf, aber viel Musik. Dabei kann man auch lesen, leider nicht beim DVD-Ansehen.


    Liebe Grüße


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Hallo Kurzstückmeister,


    Selbstverständlich anerkenne ich entsprechende mittelalterliche Handschriften als Kunstwerk, wobei ich aber zwischen dem Inhalt und der Darbietung desselbigen unterscheide. D.h. das Kunstwerk ist in diesem Fall das gegenständliche Buch in seiner Ausfertigung und nicht der Inhalt.


    Um wieder in die Gegenwart zu kommen und zur Musik: Ich habe einen Künstler gekannt, der wunderschöne, von der Form her kühnste Lautsprecherboxen gebaut hat, die aber alle unter einem Manko gelitten haben, nähmlich dass ihr Klang schlicht und einfach bescheiden war.


    Die CD nun ist ein primär inhaltsbezogenes Speichermedium, dass gegenüber rein elektronischen Dateien den Vorteil hat, dass man es auch noch in die Hand nehmen und anschauen kann. Natürlich wäre es wünschenswert gewesen, wenn das Outfit dieses Tonträgers sich mehr seinem Inhalt angepasst hätte, aber dem war nun mal nicht so, wobei man aber mit dem jetzigen Status doch auch leben kann.


    Mit Sicherheit ist es möglich, CDs aus hochwertigerem Material herzustellen und bei weitem schöner und edler zu verpacken, letztendlich bleibt sie aber ein Tonträger, dessen Wert durch das bestimmt wird, was auf ihm oben ist.


    Zu einer ähnlichen Situation ist es doch auch bei der Erfindung des Buchdrucks gekommen. Die Produktion kostbarer Handschriften ist eingestellt worden, statt dessen wurden die Bibliotheken mit nicht mehr so prächtigen Druckerzeugnissen gefüllt, die dann auch noch von ihrer Gestaltung her inhaltsunabhängig den entsprechenden Moden unterworfen wurden.


    Viele Grüße
    John Doe

  • Der zweite Beitrag in diesem Thread von mawal ist wirklich exreem. So nüchtern sehe ich das überhaupt nicht.
    :angel: Die CD ist für mich ein hohes Kulturgut in einer ausgezeichneten Form, die mir so wie sie ist gefällt - auch die sogenannten Jewel -Cases ! Ich sage lieber CD-Plastikhülle.


    Zitat

    Von den CDs bleibt nichts, in 50 Jahren wird man diese Datenträger nicht mehr lesen können und sie sind Müll.


    8o Das würde bedeuten, dass meine ersten CD´s, die um 1980 gekauft wurden in 20 Jahren nicht mehr spielbar sind !?! Das wären zum Beispiel einige Beethoven- und Tschaikowsky-Sinfonien mit Karajan.


    8) :D In 20 Jahren sprechen wir uns wieder, dann werde ich von meinen erfolgreichen Hörberichten der CD´s der ersten Tage berichten.
    :yes: So sehe ich das !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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  • Zitat

    Von den CDs bleibt nichts, in 50 Jahren wird man diese Datenträger nicht mehr lesen können und sie sind Müll.


    Exakt.


    Man versuche doch heute mal eine 3 1/2 Zoll oder gar eine
    5 1/4 Zoll Floppy Diskette abzuspielen. Auch Audiokassetten
    sind bereits ein Problem. Und die Zeit dieser Datenträger
    ist noch gar nicht so lange her.
    CDs abspielen im Jahre 2050? No way!


    Musikfreunde werden ihre Musik in die digitale Welt
    auf Server bringen und die Datenträger (Vinyls, CD, ...) werden
    als Müll entsorgt.

    :):):)

  • Zitat

    Auch Audiokassetten sind bereits ein Problem. Und die Zeit dieser Datenträger ist noch gar nicht so lange her.


    Die MC war doch ein Datenträger, der eher zum Aufnehmen und Weiternutzen von Musik gedacht war. Meines Wissens nach wurden doch nicht annähernd soviele bespielte Kassetten verkauft, wie LPs. Von dem her war also die MC nie eine ernsthafte zur LP und CD und ihr Ende ist auch nur deswegen gekommen, weil ihr die bespielbare CD sowohl vom Preis als auch von der Qualität her das Wasser abgegraben hat.


    Außerdem hat sich die CD doch nicht deswegen durchgesetzt, weil sie was neues war, sondern weil sie deutliche Verbesserungen im Vergleich zur LP und MC gebracht hat. Ihr große Schwester dagegen, die Bildplatte ist trotz mehrerer Anläufe sang und klanglos untergegangen.


    Zitat

    Musikfreunde werden ihre Musik in die digitale Welt auf Server bringen und die Datenträger (Vinyls, CD, ...) werden als Müll entsorgt.


    Tut mir leid, ich kann diesbezüglich im Moment keine Vorteile wahrnehmen. Du setzt da auf einen technischen und auch gesellschaftlichen Fortschritt, dessen Erreichen mir im Augenblick eher zweifelhaft vorkommt, ignorierst die ganzen Urheberrechtssachen und läßt die ehrenwerte Gema außer Acht.


    Brave New World: Schau dir doch die ganze Posse mit den DVDs an! Ich bewege mich jetzt langsam auf die 50 zu, bin Ende der 70 oft ins Kino gegangen, war seit Mitte der 80er Kunde einer Videothek und stelle jetzt fest, dass manches, was ich früher gesehen habe nicht mehr oder nur noch verschnitten erhältlich ist. Und mit Verlaub, es handelt sich dabei nicht nur um irgendwelche italienischen Splattermovies, sondern um durchaus namhafte Sachen.
    Ich persönlich fühle mich da schlicht und einfach bevormundet.


    Und eine ähnliche Gefahr sehe ich auch bei Musikservern: Ich kann bloß herunterladen, was oben ist und wozu ich berechtigt bin und in Anbetracht der Tatsache, dass Klassik in der westlichen Welt nicht gerade eine Renaissance erlebt und sich diesbezüglich die nächsten 50 Jahre auch nicht recht viel ändern wird, wird da wohl nicht allzuviel oben sein und ich bin froh, mit dem was ich habe, weil ich verdammt noch mal nicht weiß, ob ich´s jemals wieder bekomme.


    Viele Grüße
    John Doe
    :hello:

  • Zitat

    und ich bin froh, mit dem was ich habe, weil ich verdammt noch mal nicht weiß, ob ich´s jemals wieder bekomme.


    Genau DAS ist der springende Punkt


    Da werden Werke totgeschwiegen weil sie dem derzeitigen Zeitgeist nicht entsprechen, Kümstler, weil politisch nicht "auf Linie" werden boykottiert.


    "Altväterliche" Aufnahmen - weil nicht HIP - werden gelöscht


    MEIN Archiv ist indes auf mich zugeschnitten - und es fehlt nur wenig, was mich interessiert.


    Die Aufnahme sollten bis zu meinem Lebensende halten - und hinter mir die Sintflut.... :D


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von teleton
    ....
    8o Das würde bedeuten, dass meine ersten CD´s, die um 1980 gekauft wurden in 20 Jahren nicht mehr spielbar sind !?! ...


    genau...ich habe bereits einige CDs entsorgen müssen, die nicht mehr fehlerfrei auslesbar. Wohlgemerkt auf dem CD Player spielten die, weil ein CD Playe fehlende Daten intrapolieren kann...und das bemerkt man nicht...aber der Datenverlust hatte bereits eingesetzt.

    marta

  • Also ich weiß nicht recht, ob das wirklich zutrifft. Ich habe hier CDs der allerersten Generation von 1982 (z. B. Nielsen 4./Karajan, DG), die laufen einwandfrei und klingen besser als manche von nach 2000. Vielleicht kommt's hier auf das Label an? Mit der DG hab ich da eigtl. die besten Erfahrungen ...

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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  • Zitat

    Das würde bedeuten, dass meine ersten CD´s, die um 1980 gekauft wurden in 20 Jahren nicht mehr spielbar sind !?! ...


    In der Simulation wurden 150 Jahre künstliche Alterung realisiert.
    Wenngleich man Simulationen stete meit einem gerüttelt Maß an Mißtrauen gegenüberstehen sollte, so ist doch ein in etwa Anhaltspunkt für die Haltbarkeit gegeben,: Länger als ein Menschenleben.


    Prinzipiell ist ALLES einer Alterung unterworfen, nichts hält ewig.


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Mawal,


    1985 bin ich auf CDs umgestiegen und meine erste Scheibe läuft noch genau so gut, wie meine letzte.
    Da aber nichtsdestotrotz gilt "Alles Fleisch es ist wie Gras und alle Herrlichkeit des Menschen wie des Grases Blume" und mir doch die ein oder andere Blume bei gleichzeitiger Aussicht darauf zwar nicht verdorrt oder abgefallen, so doch anderweitig abhanden gekommen ist, würde ich schon gerne anfangen, mir eine Sicherheitskopie meines Archivs zuziehen und zwar wenn´s geht in 1:1, also unkomprimiert und ohne Datenverlust.


    Zu welchem Speichermedium also würdest du da raten?


    Viele Grüße
    John Doe

  • Zitat

    Original von John Doe
    ... mir eine Sicherheitskopie meines Archivs zuziehen und zwar wenn´s geht in 1:1, also unkomprimiert und ohne Datenverlust.


    Zu welchem Speichermedium also würdest du da raten?


    Viele Grüße
    John Doe


    Ich würde auf eine externe Festplatte setzen, die im RAID 1 Modus läuft. Das bedeutet, es gibt zwei Festplatten, die sich permanent spiegeln.


    Perspektivisch sehe ich das Cloud Computing als Chance an. Also die Möglichkeit, die eigenen Daten auf externe Rechenzentren mit garantierter Ausfallsicherheit zu platzieren. Das entsteht gerade.

    marta

  • Hallo Mawal!


    Danke für die schnelle Antwort!
    Troztzdem noch zwei Fragen:


    1. 5000 CDs a 700 MB sind 3,5 Mio MB bzw. 3,5 Mrd Byte. Das Ding müßte dann im Terabyte-Bereich angesiedelt sein, welcher keine Probleme mehr bereiten sollte, oder?


    2. Von welcher Lebenserwartung ist für so eine externe Festplatte auszugehen?


    Viele Grüße
    John Doe

  • Eben. CDs halten meistens ziemlich sicher länger als Festplatten. Man muss also irgendwelche Backup-Routinen fahren. Ich sehe das sehr gelassen. Die LP-Technik ist über 60 Jahre alt und es ist kein Problem, equipment zu kriegen. Es ist nicht einmal ein großes Problem, wenn auch etwas schwieriger, Geräte mit 78 U/min und Nadeln für Schellacks zu kriegen. Vielleicht gibt es in 50 Jahren keine CDs mehr; so what? Das heißt nicht, dass es keine Abspielgeräte für die Altbestände mehr geben wird. Aber es wird noch einige Jahrzehnte CDs und DVDs geben. Downloads sind auch nur eine Zwischenstufe. Diese Schiene muss eigentlich darauf hinauslaufen, dass ich eine monatliche Gebühr zahle und dann per Stream oder so jederzeit das höre, was ich möchte, sozusagen Privatradio on Demand. Downloads lokal abzuspeichern ist dann ähnlich veraltet wie CDs. Die friedliche Koexistenz kann noch länger gehen, da es immer welche geben wird, die "was in der Hand haben wollen".


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

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  • 1. Du könntest deine CDs mit einen verlustfreien aber komprimieenden Codec umwandeln, wie Apple Lossless oder Flac, dann halbiert sich dein Datenbedarf.



    2. Das hängt von der Nutzung ab, Festplatten enthalten noch eine Menge mechanischer Komponenten, ich würde mal 3-5 Jahre ansetzen, aber die klassische Festplatte ist ja selbst ein Auslaufmodell. Der Vorteil der Festplatte oder eines Nachfolgers ist eben, dass du mit einem Kopierbefehl, den geamten Dateninhalt auf ein neues Medium bekommst.



    Ich denke, ich würde an deiner Stelle warten bis sich "Cloud Computing" etabliert hat.


    All deine CDs zu rippen und vor allem sauber zu taggen würde ich als nicht zu geringen Arbeitsaufwand einschätzen.

    marta

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Downloads sind auch nur eine Zwischenstufe. Diese Schiene muss eigentlich darauf hinauslaufen, dass ich eine monatliche Gebühr zahle und dann per Stream oder so jederzeit das höre, was ich möchte, sozusagen Privatradio on Demand. Downloads lokal abzuspeichern ist dann ähnlich veraltet wie CDs.


    Das kann ich jetzt nicht so sehen, da ja die Dateien auf mehreren Festplatten gleichzeitig liegen (backup) und bei Verlust einer Platte wieder auf eine weitere kopiert werden. Das wäre das neue Konzept, das solange funktioniert, bis die ursprünglichen Dateiformate nicht mehr unterstützt werden. Oder bis die Verkäufer der Downloads zwecks Vermeidung von "Raubkopien" irgendwelche Schweinereien in die Dateien einbauen, die ein Kopieren verunmöglichen.


    Radio mit Wunschprogramm gegen Bezahlung (stream) ist für mich ein völlig unattraktives Medium, da ich davon ausgehe, dass vieles, was mich interessiert, aus den Wunschprogrammen bald wieder verschwindet (sofern es überhaupt drin ist).

  • Wie schon mehrfach gesagt, zum einen will man unabhängig vom Geschmack der Anbieter sein.


    Wenn ich bedenke, was solch ein Downloaddienst alles "verweigern" könnte - beispielsweise weil man die Aufnahmen von Karajan oder Böhm gerne als "Auslaufmodelle" in den Orkus schicken würde.


    Statt dessen gäbs Gielen und Boulez bis zum Überdruss - NEIN DANKE.


    Zum andern möchte man die Aufnahmen natürlich BESITZEN,


    Wie man sieht können zudem Tonträgergesellschaften pleite machen, da ist es beruhigend, wenn man alles was einen interessiert ohnedies schon im Kasten hat,


    mfg auis Wien



    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt


    Wenn ich bedenke, was solch ein Downloaddienst alles "verweigern" könnte - beispielsweise weil man die Aufnahmen von Karajan oder Böhm gerne als "Auslaufmodelle" in den Orkus schicken würde.


    Auch, wenn das jetzt vom Thema wegführt: Die Gefahr sehe ich nicht. Im Gegenteil habe ich als Händler immer wieder das Problem, daß einige Aufnahmen nur als Download greifbar sind (okay, greifbar ist hier das falsche Wort).
    Speziell bei Karajan ist einiges nur auf diese Weise erhältlich, auch diese "DG-Concerts" Reihe der DG ist so ein Beispiel. Wobei die wenigstens direkt für diesen Vertriebsweg gedacht war.
    Warum sollten die Label Aufnahmen, die sie ja nichts weiter kosten als ein bißchen Bandbreite, unter Verschluß halten? Bei Streams oder Downloads geht es ja nicht mehr um Auflagengrößen oder ähnliches.


    :pfeif: Jürgen

    Ich brauche keine Millionen, mir fehlt kein Pfennig zum Glück...

  • Die Argumentation von KSM und Alfred verstehe ich nicht so ganz.
    Mal abgesehen davon, dass fast alles von Karajan zigmal ad nauseam in Billigreihen (oder als "Karajans Krönung/ Gold" oder was weiß ich) zulasten anderer Künstler wiederveröffentlicht worden ist, besteht diese Gefahr doch viel stärker bei physischen Tonträgern, oder?
    Hier wird und wurde doch ständig "verweigert", gewisse Aufnahmen wieder zugänglich zu machen. Die Hoffnung ist doch gerade, dass das besser wird, wenn man nur noch downloaden oder streams empfangen muss. Man muss Böhms Beethoven dann eben nicht in Australien oder Japan bestellen oder warten, bis Hänssler oder Audite einige Archivaufnahmen der dt. Rundfunkanstalten herausbringen, sondern holt sich Schurichts oder Fricsay Radioaufnahmen der 50er eben direkt vom WDR- oder SWF-Server...
    (Ich zahle GEZ ja nicht für imbezile Auswahlentscheidungen zwischen "Jenny" und "Lena"... :kotz: )


    Klar, so eine Verbesserung muss es nicht geben. Warum die Situation aber *schlechter* werden sollte als bei physischen Tonträgern, bei denen eben die Hoffnung bestehen muss, eine signifikante Anzahl zu verkaufen und man Gefahr läuft, auf bereits hergestellten sitzenzubleiben als wenn man nur ein wenig Serverplatz bereitstellen muss, leuchtet mir nicht ein.


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
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    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

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  • Zitat

    Original von Hans Sachs
    Auch, wenn das jetzt vom Thema wegführt: Die Gefahr sehe ich nicht. Im Gegenteil habe ich als Händler immer wieder das Problem, daß einige Aufnahmen nur als Download greifbar sind (okay, greifbar ist hier das falsche Wort).


    Lieber Jürgen,


    wäre das nicht die Basis für einen neuen Geschäftszweig für Dich: Der Kunde fragt nach einer Aufnahme, die nicht greifbar ist: Du lädst die für ihn vom Server, brennst sie auf eine CD, lädst ebenso das Cover herunter und druckst es auf Glanzpapier aus - das ganze in ein Jewel-Case gepackt und verkauft - Classic CDs on demand!


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)


  • Hallo Harald,


    die Idee ist mir auch schon gekommen. Das Problem ist für mich momentan noch, daß Downloads (meines Wissens) nicht über den Zwischenhandel vertrieben werden. Was bedeuten würde, daß der Fachhandel am Ende wieder mit (in den Augen des Kunden) überzogenen Preisen dasteht. Das Problem habe ich jedesmal, wenn ich im Beisein des Kunden nach Künstlern suche, die dann nur Direktvertrieb anbieten. Habe ich die CD dann gefunden darf ich langwierig erklären, daß ich das Ding gerne bestelle - daß es dann natürlich ein wenig teurer wird. Wie Du vermutlich aus eigener Erfahrung weißt, hört beim Geld der Spaß dann irgendwann auf.
    Oder kennst Du ein Download-Portal, das mit dem Handel zusammenarbeitet? Ich fände diese Möglichkeit nämlich großartig. Viele meiner Kunden haben nämlich keine Lust, ihre Kontodaten durchs ganze Netz zu blasen...


    :pfeif: Jürgen

    Ich brauche keine Millionen, mir fehlt kein Pfennig zum Glück...

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Die Argumentation von KSM und Alfred verstehe ich nicht so ganz.
    Mal abgesehen davon, dass fast alles von Karajan zigmal ad nauseam in Billigreihen (oder als "Karajans Krönung/ Gold" oder was weiß ich) zulasten anderer Künstler wiederveröffentlicht worden ist, besteht diese Gefahr doch viel stärker bei physischen Tonträgern, oder?


    Es geht doch um die Sachen, die man schon hat. Bei CDs oder Downloads ist man, wenn man es gekauft hat, vom Angebot unabhängig. Bei Streams offenbar nicht, weshalb ich dieses Konzept nicht mag.

  • Es mag ja interessant sein, über die Zukunft der auf Tonträgern konservierten klassischen Musik zu spekulieren.
    Aber vielleicht hat man ja auch einen gewissen Einfluss auf diese Zukunft. Es ist zwar richtig, dass der technische Fortschritt nicht aufzuhalten ist, aber nicht nur der Fortschritt, sondern auch die Nachfrage der Kunden bestimmt, in welche Richtung die Reise gehen wird.
    Auch wenn es nicht repräsentativ wäre, könnte man hier spaßeshalber eine Umfrage starten und fragen, was wir uns als Klassikkunden denn wünschen.


    Für mich gilt folgendes:
    Wenn ich zum Hören meiner klassischen Musik auch noch auf die Qualität und die Sicherheit eines Internetproviders und eines Online-Stream-Anbieters angewiesen wäre, dann hielte ich das für eine mittlere Katastrophe! Ich muss mein edles Kulturgut ebenso wie ein Buch anfassen und ins Regal stellen können.



    Meine Gründe:


    1. Versorgungssicherheit


    Ich wohne z.B. so weit weg vom nächsten DSL-Verstärker (oder wie die Dinger heißen), dass die Telenor (die Telekom Norwegens) entgegen den wohlklingenden Aussagen der Politik uns wohl niemals DSL via Telefonkabel liefern wird.
    Mein drahtloser Internetanbieter ICE-Net erzählt auf seiner Seite schon seit Jahren, dass man ständig das Netz ausbaut und die Geschwindigkeit erhöht. Man spricht von 3MB, 6MB und mehr. Leider sieht die Wirklichkeit seit Jahren so aus, dass ich mich mit 307,2 k (momentan) begnügen muss, trotz Antenne.
    Das bedeutet, dass man je nach Netzauslastung oder Wetterverhältnissen fürs Streamen oder für das Ansehen von Youtube-Filmen vor allem Geduld und einen niedrigen technischen Qualitätsanspruch mitbringen muss.


    Ich habe schon Mails an Politiker und die Telenor geschrieben.
    Meistens bekommt man keine Antwort, und wenn doch, dann ginge es leider leider im Moment nicht, aber.....
    Von daher weiß ich, was es bedeutet, von einem Onlineangebot abhängig zu sein. Du fühlst dich machtlos und ausgeliefert.
    Selbst wenn das System Internet so sicher, stabil und schnell wie das Stromnetz wäre (was noch Zukunftsmusik ist), zöge ich "Offline" und "etwas in der Hand zu haben" für meine geliebte Musik immer vor.


    2. Informationelle Sicherheit/ Recht auf echte Privatsphäre


    Allein schon die Möglichkeit, dass "sie" mir aus irgendwelchen Gründen den Zugang zu den von mir gewünschten "Daten" (hier also der klassischen Musik...) verweigern könnten, behagt mir nicht.
    (vielleicht konnte der Betrag für meine monatliche Datenmenge aus irgendwelchen Gründen nicht von meinem Konto abgebucht werden...?)
    Und dann wäre man noch etwas transparenter, als man es im Zeitalter von Plastikgeld, Online-Shopping, GPS-Navigation, Online-Kameraüberwachung usw. ohnehin schon ist.
    Wenn man alles streamen oder downloaden würde, dann könnte irgendwer ganz einfach abfragen, welche Musik ich mag, welche Filme ich sehe, welche Nachrichtensendungen ich bevorzuge....etc.
    Aus diesem Wissen könnte man ein noch genaueres Profil erstellen, mich noch gezielter bewerben, oder, im Falle von politisch-gesellschaftlichen Veränderungen, derartige Informationen auf irgend eine Art und Weise gegen mich einsetzen.
    Das mag sich paranoid anhören, aber es ist nicht so lange her, dass man in einem Teil Deutschlands Unmengen von häufig auch unbrauchbaren Daten über die eigene Bevölkerung sammelte.
    Damit wurde ein unfreies, kontrollierendes System mit ermöglicht.
    Menschen sind also dazu fähig, und nicht wenige von denen leben heute ein ganz normales Leben als "imperialistischer Klassenfeind".
    Von daher komme mir keiner mit dem beliebten Totschlags-Argument „na und? Ich habe nichts zu verbergen“….
    Nicht auszudenken, was geschehen wäre, wenn die Stasi damals über die jetzt vorhandenen technischen Möglichkeiten verfügt hätte.


    3. der Wunsch nach einem Qualitätsprodukt/Kulturgut


    Für mich enthält ein „Produkt“ wie dieses hier



    eine qualitativ äußerst hochwertige Musik in einer ebenso hochwertigen Ausführung ( Hinweis auf den anderen Werbe-Thread: auch die konservative Covergestaltung entspricht meinen Vorstellungen)
    Ich mag es also, wenn dem physisch noch vorhandenen Tonträger ein möglichst umfangreiches Booklet mit möglichst interessanten und umfangreichen Informationen beigelegt ist.
    Dann lege ich den Tonträger in meinen hochwertigen Player ein und höre die Musik über meine hochwertige Anlage ungestört und in der von mir gewünschten Lautstärke.
    So halte ich es, und so wünsche ich es mir auch in Zukunft.


    Dabei bin ich nicht auf die CD als ewig festgeschriebenen Standard festgelegt.
    Eine hochaufgelöste Hybrid-Multichannel-SACD hört sich meiner Erfahrung nach natürlicher (="analoger") an, als eine CD mit 16bit Wortbreite und 44,1kHz-Samplingfrequenz.
    Sie ist wohl nur ein Zwischenschritt zur Blueray. Die wird es dann als Video/Audio- und als reine Audio-Blueray geben.
    Neben den möglichen hochaufgelösten Ton- und Bildformaten bietet die Blueray aufgrund ihrer großen Kapazität auch noch die Möglichkeit, umfangreiche Bonusimformationen unterzubringen, z.B. Dokumentationen über die Proben, Interviews, Hintergründe usw.
    Die Abwärtskompatibilität zur CD ist ja gewährleistet, weshalb ich meine große CD-Sammlung weiter über den Blueray-Player genieße – so mache ich es ja auch schon.


    Als Klassiknachfrager wünsche ich mir für die Zukunft also ein Offline-Qualitätsprodukt mit Abwärtskompatibilität zur CD.
    Es stimmt mich nachdenklich, dass neuerdings bei JPC-Suchabfragen immer erst die mp3-Downloads herauskommen, was ich dann erst mühsam durch "Filter entfernen" wegklicken muss.
    Natürlich wollen solche Firmen die Inhalte möglichst so vermarkten, dass die Pressfirmen und die Post nichts mehr daran verdienen. Den guten alte Klassikladen (jede Stadt hatte früher wenigstens einen) findet man so gut wie überhaupt nicht mehr. Er ist aus der Wertschöpfungskette eliminiert worden.
    Dafür, dass bestimmte Musikversandfirmen eine höhere Rendite erzielen können, soll ich mich dann mit indiskutablem mp3 statt mit DTS-Masteraudio zufriedengeben?
    Solange ich es ändern kann sage ich dazu nur:


    Nicht mit mir!


    ...und richte mein Kaufverhalten dementsprechend ein.


    Und je mehr Leute das so sehen, desto preiswerter können solche hochwertigen Klassikprodukte auch in Zukunft wie bisher die CDs für die Nische der Klassikhörer mit Gewinn für alle Seiten angeboten werden.



    Gruss :hello:
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Danke, Glockenton, dem braucht man nichts hinzufügen. Ich sehe es genauso.


    Ich kenne allerdings einige (jüngere) Klassikhörer, die kaum eine einzige CD besitzen. Es ginge ja alles über youtube und mp3s. Das Argument, daß das qualitativ nie den CD-Standard hat, wird heruntergespielt. Die Unterschiede seien ja ohnehin kaum merklich (was ich natürlich anders sehe). Ich wundere mich immer wieder, wie qualitativ unterdurchschnittlich viele Leute Klassik hören. Für die CDs gibt man ja vielleicht noch was aus, aber für eine anständige Möglichkeit, sie auch abzuspielen, hat man dann kein Geld. Und man habe auch keine Lust, Geld in irgendwelche CDs zu investieren, die einem danach gar nicht gefallen könnten bzw. von denen man ohnehin nur ein paar Tracks toll finde. Lieber stellt man es sich bunt gemischt zusammen, eine Art "Best of"-Sammlung. :wacky: Davon halte ich nichts. Als Anfänger mag das ja noch angehen, aber der fortgeschrittene Klassikhörer sollte sich m. E. schon die ganzen Werke zulegen und nicht nur die "Rosinen" rauspicken (z. B. 1. Satz der 5. von Beethoven, 3. Satz der 6. von Tschaikowsky, das Adagietto aus Mahlers 5. oder nur "O Fortuna" aus "Carmina Burana", um nur wenige Beispiele zu nennen).


    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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  • Zitat


    Original von JosephII
    Als Anfänger mag das ja noch angehen, aber der fortgeschrittene Klassikhörer sollte sich m. E. schon die ganzen Werke zulegen und nicht nur die "Rosinen" rauspicken (z. B. 1. Satz der 5. von Beethoven, 3. Satz der 6. von Tschaikowsky, das Adagietto aus Mahlers 5. oder nur "O Fortuna" aus "Carmina Burana", um nur wenige Beispiele zu nennen).


    Genau, sehe ich aus so :yes:
    Wenn durch die Download- und mp3-Kultur dieses Rosinen-Picken zum Standardverhalten für Klassikhörer würde, wäre das kulturell gesehen ein echter Verlust.
    Man würde z.B. nie erkennen, dass das strahlende Hauptmotiv des letzten Satzes der 5. von Beethoven bereits im Cello-Thema des Anfangs des zweiten Satzes enthalten ist. Diese Symphonien muss man im Zusammenhang verstehen und erleben, sonst geht einem viel verloren.


    Ein Theaterstück mit etwas aus dem Faust, und dann wieder etwas aus "die Räuber" und zum Schluss noch ein bisschen Shakespeare macht ja auch keinen Sinn, für mich konservativen Knochen jedenfalls.... ;)


    :hello:
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Wie gesagt, die CD ist für mich kein edles Konsum-/Kulturgut, sondern nur ein Datenträger zur Vermittlung von Kulturgut.


    Aber ich erwerbe klassische Musik lieber auf CD/SACD denn als elektronisches File: schon gar nicht als MP3.


    1) Ich bin stets am ganzen Werk interessiert, nicht an einzelnen Sätzen.
    2) CDs sind relativ verlässliche Langzeitspeicher. Festplatten nur bei entsprechenden Datensicherungsmaßnahmen.
    3) Ich mag Musik durchaus nachweisbar besitzen.
    4) Ich mag keinen DRM-Blödsinn.
    5) Ich mag es, wenn ich für die Wiedergabe nicht immer den Computer bemühen muss.
    6) Ich mag meine MP3 files für den iPOD gerne so beschriftet, wie es in mein Schema passt und zwar systematisch und einheitlich. Also muss ich das sowieso selber machen.
    7) Ich mag meine MP3 files für den iPOD in der Qualität, die ich für richtig halte.
    8.) Ich mag informative Booklets, schöne Covers und den Umstand, dass ich das ohne PC lesen kann.


    Auch wenn ich MP3s nutze, gekauft werden für Klassik nur CDs/SACDs. Bei Popmusik dagegen würden mir eigentlich MP3s reichen, aber noch schöner ist's als Videoclip.


    Gruß enkidu2

    Nach Schlaganfall zurück im Leben.

  • Zitat:
    "CDs sind keine Menschen!!!
    Das möchte ich nur mal klar sagen.
    Man kann sie streicheln, sie behüten, ihnen eine Gute-Nacht-Kuss geben, versuchen, sie zu füttern, mit ihnen sprechen - aber sie werden nicht antworten und auch nicht bellen oder miauen!"




    Ja das stimmt. Agon hat Recht. Aber ich will auch gar nicht mit ihnen sprechen, es reicht mir schon, dass sie anfangen zu singen, wenn ich sie in den Player lege. Und manche singen auch noch so schön, als ob's ein Stück vom Himmel wär'. Gell.



    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


    Einmal editiert, zuletzt von Bernward Gerlach ()

  • Hallo!


    Was bin ich doch froh, daß ich außer CD alle meine Vinylplatten noch habe. Die klingen, außer einigen schlecht gepflegten von Flohmärkten, im Alter von 50 - 60 Jahren noch einwandfrei. Und die werden auch, bei guter Pflege, mir noch viele Jahre Freude bereiten.


    Gruß Wolfgang

    W.S.