Anna Netrebko - Einzigartig oder nur Marketing?

  • Zitat

    Original von Harald Kral



    PS: Angela Gheorghiu hat inzwischen ebenfalls abgesagt: Sie verzichtet auf die angebotene "Carmen" an der MET!


    Zumindest auf die Carmen-Vorstellungen mit ihrem angetrauten Ehemann Roberto Alagna. Die Vorstellungen mit Jonas Kaufmann wird sie wohl singen.


    LG
    Jolanthe

  • Ich liebe utube auch deshalb, weil man da eine beliebige Sängerin mit einer hübschen Arie reinstellen kann, und gleich antworten im Club mindestens fünf mit: "She is the best! She did the thing! She really is Violetta!"


    Also es gibt doch noch Menschen, die sich über was freuen können.


    Was die Violetta und das Dumassche Vorbild betrifft, so verdankt sie ihre Bühnenkarriere ja nicht etwa der Verherrlichung einer Halbweltdame, sondern dem Umstand, daß dieselbe geläutert, sozial und moralisch zerstört und schließlich zu Tode gebracht wird. Um den Preis läßt man sich dann auch das erste und den Beginn des zweiten Bildes gefallen. Die Peripetie findet im Duett mit Père Germont statt, vor dem Violetta auf die Knie sinkt und ihre Version des "Allmächtger Vater, hör mein Flehen" zu Gehör bringt. Daß es um das Glück ihres Lebens geht, daß sie bald sterben wird ("Morrò!"), adelt bloß den Einsatz und die Größe ihres Verzichts.


    In zwei berühmten Inszenierungen hantieren die Heldinnen zu "È strano" mit Champagnerbouteille und -Kelch! Als gute Russin schmettert A.N. in Salzburg ihren Sektkelch an die Wand, daß es eine Freude ist. Die Stratas könnte das in Zeffirelli´s Plüschboudoir beliebig oft tun, ohne daß ein Glas zu Bruch ginge. - Verschiedentlich wurde in diesem Thread die "Kurtisane" gegen das billige Flittchen o. dgl. ausgespielt. Das ist bigott und frauenfeindlich auf eine besonders perfide Weise, weil es die kultivierte Begleitdame über das Straßenmädchen stellt.


    Ich finde gar nicht genug Fettdruck, um laut festzustellen, daß A.N. als Violetta schön, stilvoll und elegant ist. Ihre Darstellungskunst über verschiedene Pressefotos als erotische Selbstvermarktung faute de mieux (nämlich einer Stimme) abzutun, möchte hier in aller Form als das geißeln, was es ist: als übelste Nachrede, Demagogie, als Diffamierung unterster Kategorie.


    Gerade von einer Frau schockiert mich die kaltschnäuzige Wendung von einer sie kaltlassenden "Prise Sex" bei A.N., so als handele sich um die lüsterne Freizügigkeit einer Gewinnspiel-Moderatorin, die angelegentlich sinkender Quoten ihre Brüste entblößt.


    Nietzsche, in der Absicht, besonders boshaft zu sein, unterstellt Wagner einmal, seine Musik versuche stets, "den Augenblick so überzugend wie möglich zu gestalten". Er meint damit, der Effekt kaschiere die fehlende Form. Aber Nietzsche unterläuft unbeabsichtigt eine der besten Definitionen dessen, was Theater zu leisten hat. Und A.N. überzeugt als Violetta in jedem Augenblick.

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    - uns bliebe gleich die heilge deutsche Kunst!

    2 Mal editiert, zuletzt von farinelli ()

  • Lieber Farinelli,


    wodurch überzeugt A.N. als Violetta???
    Durch laszive Posen, die ja der Partie zuträglich sein können, oder durch schlampige Intonation und Textunverständlichkeit???



    Heldenbariton

    Wie aus der Ferne längst vergang´ner Zeiten
    GB

  • Ich könnte sagen:


    http://www.youtube.com/watch?v=OZ8xNV0dK3s


    hierdurch. Zunächstmal ist weder das etwas überkniekurze rote Abendkleid mit Trägern zu den roten Hochhackigen obszön, es ist sogar vergleichsweise brav und nach heutigem Standard nüchtern, kühler Party-Look.


    Ich bewundere die Konzentration der Künstlerin, die bei jeder Kameradistanz in ihrer Rolle verbleibt. Wundervoll etwa in Nahaufnahme die Art wie sie sich, bäuchlings auf dem Sofa, du bout des lèvres in den Handrücken beißt, wärend ihre Augen nervös abgleiten. Das anschließende sich Aufrichten voller Anmut.


    Ohne die Inszenierung wirklich toll zu finden: schwierig umzusetzen ist wohl der Schluß der Stretta, ein imaginäres Duett mit Alfredo, das hier sehr gelungen als Agon ausgeführt wird: Violetta, an die Wand gedrängt, in die Enge getrieben.


    Der Grundeinfall, eine nach außen starke, selbstbewußte, aggressive Frau zu geben, wird von der Netrebko in einer durch jede Geste getragenen Weise durchgehalten und lebendig gestaltet. Gerade angesichts der Kahlheit der Bühne ist ihre Beherrschung des Raums zu bewundern. Sie bewegt sich geschmeidig, kraftvoll, mit dem ganzen Körper, und erweckt nie den Eindruck der Steifigkeit, des Herumstehens oder Händeringens. Sie ist einfach sehr professionell und präsent.

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    Einmal editiert, zuletzt von farinelli ()

  • Also zuerst muß man einmal sagen: die Frau kann wirklich singen und auf der Bühne ist sie eine ernsthafte Künstlerin. - und das ist doch das Interessanteste.
    Aber ich habe mich auch schon des öfteren gefragt: was ist ihr ideales Repertoire? Lucia (hab mich gewundert, daß sie ausgerechnet damit ihr comeback gemacht hat) und Violetta - nein. Dazu hat sie die Spitzentöne nicht (mehr). Die Adinas und Norinas - da ist sie fast überbesetzt. Das französische Fach? Da fehlt es ihr meiner Meinung nach an Geschmeidigkeit und Leichtigkeit. Puccini, auch nicht oder? Desdemona, Trovatore-Leonora? Was würde man ihr raten?

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  • Hallo Gioconda,
    du schreibst:..."die Frau kann wirklich singen..." und rätselst über ihr Repertoire...wenn sie singen könnte (nur wie) wäre doch das Repertoire nicht fraglich.
    IMO ist sie eine total überschätzte Sängerin...das Stimmmaterial ist fantastisch, aber was Intonation und Aussprache angeht.....


    Heldenbariton :hello:

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    GB

  • Wer hat gestern die Nozze-Aufzeichnung von den Salzburger Festspielen 2006 gesehen?


    Ich finde, Netrebko hat sich sehr schön in das Ensemble eingefügt. Sie sieht nun mal fabelhaft aus und da kann sie wirklich nichts dafür. Für das Live- oder DVD-Publikum spielt das Aussehen einer Künstlerin auch eine Rolle. Einen Quasimodo will man als Susanna eben nicht sehen.
    Ob sie nun die beste und tollste Sängerin aller Zeiten ist, spielt doch wirklich keine Rolle. Sie singt gut, spielt ansprechend und ist eine Freude fürs Auge. Sogar meine Frau meinte gestern, sie habe in der Nozze eine sehr schöne Frisur. Und meine Frau ist bei ihr mit Komplimenten sehr zurückhaltend.
    Ich weiss nicht, was immer gemeckert wird. Und besonders bei Frauen. Sieht eine gut aus und ist erfolgreich, kann sie eigentlich nichts und alles ist Aussehen. Singt sie schön, ist aber hässlich, will sie keiner sehen. Hätte irgendwer lieber eine vom Schlage Monserrat Caballes als Violetta an der Seite Villazons in La Traviata sehen wollen?


    Ich finde die ganze Diskussion einfach übertrieben. Wie oft muss ich noch schreiben, dass die Zeit rum ist, als Aussehen weniger wichtig war? Typen mit Hornbrillen und breit gemusterten Krawatten will man auf keinem Cover mehr sehen. Und hühnenhafte Wagnersoprane auch nicht mehr.


    Hat jemand die Cosi-Aufzeichnung von 2009 am Samtag auf 3sat gesehen? Lauter schöne Menschen, allen voran Persson und Leonard. Dürfen die weiblichen Rollen nicht hübsch sein, wenn sie singen?


    Es wird auf sehr hohem Niveau gejammert. Und außerdem standen auch frühere Generationen auf hübsche Frauen. Heute ist Aussehen vielleicht noch eine Spur wichtiger als früher, aber das bedeutet längst nicht, dass heute alle taub sind.


    Ich finde die Aufnahmen mit Netrebko gut. Es gibt zwar zT bessere, aber das heisst nicht, dass man ihre gar nicht kaufen kann. Hinzu kommt, dass sie sich durch ihre Popularität quasi die Orchester und Dirigenten aussuchen kann, mit denen sie CDs macht. Auch das erhöht die Qualität. Solange sie noch nicht tingelt wie Pavarotti, ist doch alles in Ordnung.


    Und apropos Pavarotti: Der hätte sich bei seiner Leibesfülle nicht mehr besonders gut als Figaro oder Alfredo gemacht, schön singen hin oder her.

  • "Hat jemand die Cosi-Aufzeichnung von 2009 am Samtag auf 3sat gesehen? Lauter schöne Menschen, allen voran Persson und Leonard."


    Diesen Eindruck hatte ich auch und das wäre ein wunderbarer neuer Thread. Leider fehlt mir gerade die Zeit dazu.


    :hello:

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Zitat

    Hat jemand die Cosi-Aufzeichnung von 2009 am Samtag auf 3sat gesehen? Lauter schöne Menschen, allen voran Persson und Leonard. Dürfen die weiblichen Rollen nicht hübsch sein, wenn sie singen?


    Hat zwar nix mit A.N. zu tun, aber es gibt darüber schon einen Thread:


    So machen's alle - Mozarts "Cosí fan tutte" bei den Salzburger Festspielen


    LG


    :pfeif: :pfeif:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Beides ist ideal, allerdings problematisch wird es, wenn jemand seine Karriere macht, weil er/sie eben optisch dem entspricht, was für die Figur ideal sein dürfte, aber leider nicht den sängerischen Anforderungen.

    Il mare, il mare! Quale in rimirarlo
    Di glorie e di sublimi rapimenti
    Mi si affaccian ricordi! Il mare, il mare!
    Percè in suo grembo non trovai la tomba?

  • Zitat

    Original von Waltrada
    Beides ist ideal, allerdings problematisch wird es, wenn jemand seine Karriere macht, weil er/sie eben optisch dem entspricht, was für die Figur ideal sein dürfte, aber leider nicht den sängerischen Anforderungen.


    Ich glaube nicht, dass es so einfach ist, und auch nicht, dass es stimmt. Man kann höchstens darüber diskutieren, ob der Erfolg vielleicht überproportional ist. Aber wenn deine These stimmte, müsste z.B. Elina Garanca eine viel größere Karriere haben als A.N. ...


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Anna Netrebko ist gewiß nicht einzigartig im Sinne von Callas,
    Sutherland oder Schwarzkopf, aber sie bietet doch eine solide gesangliche
    und darstellerísche Leistung und das ist für heutige Verhältnisse doch schon viel.
    Ich finde die Bartoli viel einzigartiger als die Netrebko, weil sie im Kolloraturgesang einzigartige Leistungen vollbringt.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Es läßt sich ja leicht behaupten, daß jede gute Sängerin eine bessere Traviata wäre als A.N. Beweisen läßt es sich schwer.


    Licia Albanese unter Toscanini ist uns stilistisch zu ferne gerückt, ihr è strano dazu kaum erträglich. - Tebaldi kenne ich nicht, erwarte mir aber von der Koloratur auch keinen Genuß. - Callas unter Giulini ist schon aus technischen Gründen keine Vergleichsgröße. Unter Santini trägt sie schon im ersten Bild eine Leidensmiene, die allerdings sehr effektvoll, zur Schau. Das sempre libera wird quälend beschworen. - Moffo unter Previtali finde ich, im Vergleich zu ihrer Leinsdorf-Butterfly, ausgesprochen fad und konventionell (das geflüsterte "teneste la promessa" ist allerdings superb). - Die Sutherland unter Pritchard entfaltet schon im Brindisi ihre Unarten, verschleift die Phrasenenden und singt vom Affekt her so unbestimmt und reserviert, als ginge ihr das tra voi nur ausnahmsweise über die Lippen. - Berger, Schwarzkopf, Stader und Güden (gibts alles zumindest auf Platte oder bei utube) liefern den Beweis, wie wenig mit technischem Können allein für die Violetta gewonnen ist. - Stratas im Zeffirellifilm hat stimmliche Schwächen. - Delunsch, darstellerisch hervorragend, ist rein stimmlich auch nicht ganz makellos.


    A.N. befindet sich also offenbar in bester Gesellschaft! :baeh01:

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  • Wenn sie so singen könnte, wie sie aussieht.....als Violetta sind Schymberg und Stratas auch nicht zu verachten...


    :hello:Heldenbariton

    Wie aus der Ferne längst vergang´ner Zeiten
    GB

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  • Vielleicht hätte ich besser schreiben sollen, "nach heutigen Standards". Sie hat eine gesunde ausgeglichene Stimme (nach oben hin leicht verkürzt) und ein schön dunkel gefärbtes Timbre. Die Mittellage klingt großartig, die Agilität ist ihr etwas abhanden gekommen, die Stimme ist träger geworden und hat an Elastizität verloren. Als belcanto Sängerin würde ich sie auch nicht bezeichnen, als Stimmwunder auch nicht. Ich finde auch nicht, daß sie eine große Schauspielerin ist oder eine tiefschürfende Interpretin. Aber für heutige Verhältnisse ist sie zumindest eine der wenigen, wegen der ich in die Oper gehe - und gerne. Sie hat mich stimmlich eher immer ein wenig an Bidu Sayao oder Virginia Zeani erinnert - stimmlich nicht außergewöhnlich, aber sehr solide und ein gutes Gesamtpaket.

  • Hier möchte ich mich zunächst als Nicht-Kenner der Gattung Oper outen. Mag sein, dass mein Schülerabo für die Bonner Oper, vor gut 40 Jahren, keine guten Früchte trug und mich auf Distanz brachte. :angry:
    Möchte mir aber dennoch kein :stumm:Redeverbot auferlegen und mich ein 2. Mal outen, in dem ich bekenne: neben der "Lucie d.L." mit N.Dessay war es grade die "Traviata" mit A.N. und zwar das optische (zunächst verstörende) und akustische Gesamtpaket, dass mich nach Jahren der Abstinenz wieder "entflammt" hat. Daran hat A.N. mit ihrer Performance einen gewichtigen Anteil.
    Ich möchte farinelli zitieren (denn so schön könnte ich es nicht sagen):


    Zitat

    Ich bewundere die Konzentration der Künstlerin, die bei jeder Kameradistanz in ihrer Rolle verbleibt. Wundervoll etwa in Nahaufnahme die Art wie sie sich, bäuchlings auf dem Sofa, du bout des lèvres in den Handrücken beißt, wärend ihre Augen nervös abgleiten. Das anschließende sich Aufrichten voller Anmut. Ohne die Inszenierung wirklich toll zu finden: schwierig umzusetzen ist wohl der Schluß der Stretta, ein imaginäres Duett mit Alfredo, das hier sehr gelungen als Agon ausgeführt wird: Violetta, an die Wand gedrängt, in die Enge getrieben. Der Grundeinfall, eine nach außen starke, selbstbewußte, aggressive Frau zu geben, wird von der Netrebko in einer durch jede Geste getragenen Weise durchgehalten und lebendig gestaltet. Gerade angesichts der Kahlheit der Bühne ist ihre Beherrschung des Raums zu bewundern. Sie bewegt sich geschmeidig, kraftvoll, mit dem ganzen Körper, und erweckt nie den Eindruck der Steifigkeit, des Herumstehens oder Händeringens. Sie ist einfach sehr professionell und präsent.


    +

    Zitat

    Ich finde gar nicht genug Fettdruck, um laut festzustellen, daß A.N. als Violetta schön, stilvoll und elegant ist.


    So ist das ... und jetzt gebt mir ruhig eins auf die "Mütze"! :untertauch:


    :hello:Niko

    "Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum." - Nietzsche

  • A. N. ???


    Einzigartig ? NEIN !!!


    Nur Marketing ? NEIN !!!


    Sie ist beides nicht, aber sie steht in der ersten Reihe der herrlichen Damen. :angel:


    Ist die Meinung des
    Operngernhörers :hello:


  • Lieber Operngernhörer,


    da stimme ich dir vorbehaltlos zu.


    :hello:
    Jolanthe

  • Künstlergespräch mit Anna Netrebko
    Gustav-Mahler-Saal, Wiener Staatsoper, 13.5.2010
    Veranstaltet von den „Freunden der Wiener Staatsoper“


    Um 3:00 Nachts wurde im Rahmen der Feier zur Carmen-Neueinstudierung dieses Künstlergespräch vereinbart. Ursprünglich wurde bei Anna Netrebko für nächste Saison angefragt, aber sie meinte, da sie schon einmal da wäre, könnte man das ja gleich machen. Wahrscheinlich war die sehr kurzfristige Ankündigung auch der Grund dafür, dass ein paar Plätze im Saal doch frei blieben.


    Die Veranstaltung begann mit 15-minütiger Verspätung, da Mutterpflichten – Tiagos Windel musste gewechselt werden – das rechtzeitige Erscheinen der Hauptprotagonistin verhinderte.


    Auf die Frage, ob Sie sich als „spontan“ bezeichnen würde, meinte AN, dass sie im Süden Russlands geboren worden sei und man dort sicherlich temperamentvoller als anderswo ist.


    Entgegen ihren Image als Medienstar hatte sich AN für das Künstlergespräch einen kleinen Rahmen ausbedungen (man erinnert sich, dass das letzte Gespräch, wo auch Rolando Villazon anwesend war, die komplette Staatsoper füllte).


    Ist das Spiel mit den Medien eigentlich gefährlich? AN meinte, dass die Medien mit ihr spielen. Viele falsche Geschichten werden in die Welt gesetzt. Sie möchte eigentlich nur Opern singen und ist auch so sehr beschäftigt. Wenn es keine Fakten gibt, saugen sich die Medien halt oft was aus den Fingern.


    Auf die Frage, was in den letzten fünf Jahren passierte, wo sie wahrlich zum Weltstar avancierte, meinte sie, dass sie das eigentlich so genau nicht wisse. Sie hat im Prinzip das gleiche gemacht wie vorher, vielleicht singe sie jetzt besser. Es wurde erwähnt, dass sie laut Time-Magazine zu den 100 einflussreichsten Menschen der Mensch gehört. Annas kurze Replik – „So be careful“!!


    Zu ihrem Image als Popstar der Opernbühne trug sicherlich auch ihre erste DVD „The Woman – The Voice“ bei, deren Regisseur Vince Patterson war, der sich vorher vor allem durch seine Arbeiten mit Madonna und Michael Jackson einen Namen macht. Netrebko dachte, als diese Videoclips entstanden, gar nicht an einen Karriere-Boost. Der Hauptgrund für die Produktion war der, dass es ihr Spaß machte. Der Dreh des „Faust“-Videos dauerte zwölf Stunden, insgesamt wurde an den fünf Arien vier Tage lang gearbeitet.


    Auf ihre Werbeaktivitäten angesprochen erwiderte AN, dass sie Werbung nur für schöne Sachen macht. Für die „Schwarzkopf“- Aufnahme dauerte die Vorbereitung für den Dreh, der nur einige Sekunden dauerte, mehr als sechs Stunden, allerdings gab es dann zum Schluss ein Problem. Sie hat zwar prinzipiell kein Problem, vor laufender Kamera zu singen oder zu synchronisieren, nur mit dem Sprechen hapert es. Schlussendlich musste der Schluss von jemand anderem nachsynchronisiert werden. Und im übrigen – „I love Vöslauer“.


    Man lebt jetzt in einem Medienzeitalter, wo es immer mehr auf das „Gesamtkunstwerk“ ankommt – neben einer guten Stimme muss auch das Aussehen und die Vermarktung stimmen. Ob sie dies bewusst einsetzt? AN antwortete da eher ausweichend. Sie sagte, dass „wir alles geben, was wir haben“.


    Netrebkos CDs erreichen auch vordere Plätze in Hitparaden, somit hat sie eine Art Crossover geschafft, ohne eine Crossover-Künstlerin zu sein. Bis jetzt hat sie noch nichts in dieser Hinsicht gefunden, was sie interessiert. Allerdings schließt sie nicht aus, sich einmal in dieser Richtung zu versuchen – es muss ihr Spaß machen. Allerdings ist sie an keine Crossover-Karriere interessiert, obwohl in dieser Hinsicht bei ihr schon sehr oft angefragt wurde und viel mehr Geld zu verdienen wäre.


    Eine Ur-Ur-Großmutter was in Sibirien eine Opernsängerin mit der Stimmlage Alt, allerdings gab es sonst keine familiäre Beziehung zu dieser Kunstform. Ihre Liebe zur Oper erwacht rund um das Jahr 1990, als sie zum ersten Mal einer Opernaufführung beiwohnte. Doch von Anfang an interessierte sie nicht nur Puccini und Verdi, sondern sie hat auch eine Schwäche für zeitgenössische Oper wie zum Beispiel von Benjamin Britten. Eine Aufführung, die sie sehr beeindruckt hat, war die Stuttgarter Produktion von Bernd Zimmermanns „Die Soldaten“. Die meisten Besucher waren wegen der Brutalität und der Nackten auf der Bühne schockiert, ihr hat das aber gefallen.


    Man zeigte ein Video, das Netrebko zeigte, als sie 1992 noch am Konservatorium studierte. Ihr Kommentar dazu war „A Fashion – Trauma…“ Ihre Lehrer sagten ihr zu dieser Zeit noch keine Weltkarriere voraus. Sie meinten, dass ihre Stimme zwar schön klar sei und eine große Spannweite besitzt, allerdings wäre sie ansonsten nicht so außergewöhnlich. Und es wartet viel, viel Arbeit auf sie. Mit ihren frühen Förderern Gergiev und Scotto ist sie noch immer in Kontakt.


    Wenn sie nicht Sängerin geworden wäre, hätte sie sich auch als Malerin vorstellen können. Angesprochen, ob eine Model-Karriere vorstellbar gewesen wäre, verneinte sie dies, da sie dafür viel zu klein sei. Allerdings hatte sie ihre Schwester einmal überredet, sich für einen Model-Wettebewerb anzumelden. Sie war damals achtzehn Jahre alt, hatte eine knabenhafte Figur (überhaupt war sie eine Spätentwicklerin – den ersten Freund hatte sie erst mit 22 Jahren), trug zum ersten Mal Stöckelschuhe. Zu ihrer Überraschung wurde sie Zweite. Das war aber ihr einziger Abstecher ins Model-Business.


    Anna Netrebko hat in allen bedeutenden Opernhäusern der Welt gesungen. Natürlich würde sie gerne überall singen, das ist aber leider unmöglich, da Neuproduktionen doch monatelange Probezeiten mit sich bringen und sie schlicht und ergreifend nicht die Zeit dazu hat. Ein Ausweg ist, dass sie Konzerttourneen macht. Das ist viel zeitsparender und sie kann damit mehr Leute erreichen. Nicht festlegen wollte sich AN auf die Frage, was die wichtigste Produktion ihrer Karriere war. La Traviata in Salzburg wurde von den Medien intensive gecovert, aber sie meinte, dass dieses Frage das Publikum und die Kritiker beantworten sollten. Was Kritiken angeht, so kann sie damit leben, wenn schlechte Besprechungen entsprechend fundiert sind. Allerdings gäbe es einige Kritiker, die von oben herab beurteilen und eigentlich nur zeigen wollen, wie viel sie wissen. Das gilt nicht nur für Kritiken, die sie selbst betreffen, sondern auch für Kritiken an Kollegen und Kolleginnen. Besonders schlimm seine da englische Kritiker. Daniel Barenboim hat ihr einmal eine Kritik erzählt, die über einen Pianisten in einer englischen Zeitung erschienen sei: „ Yesterday N.N. gave a concert at the Barbican. Why?“


    Es war einmal geplant, „Krieg und Frieden“ mit ihr in der Rolle der Natascha neu zu verfilmen, aber dafür ist es jetzt zu spät, da ja Natascha 15 Jahre alt sei und sie doch schon ein bisschen älter. AN zeigte sich auch skeptisch, was Opernverfilmungen im Allgemeinen und mit ihr im Besonderen betrifft. La Boheme war da relativ einfach, da es sich da fast um ein Kammerstück handelt. Opern sollte man auf einer großen Bühne sehen. Was sie selbst betrifft, so gibt es schon so viel mit ihr auf dem Markt, es wäre Zeit für ein neues Gesicht.


    Zu Hause wird kaum Musik gehört. Sie selbst hört manchmal Aufnahmen von ihr selbst, wenn sie eine Produktion auffrischen muss. Ihr Ehemann Erwin Schrott wiederum liebt südamerikanische Musik.


    Ihre drei Hauptwohnsitze befinden sich in New York, Sankt Petersburg und in Wien. Wien ist auch der Ort, wo ein wunderbares Publikum zu finden ist, das zu den besten der Welt gehört. Es herrscht immer eine ganz spezielle Atmosphäre und jeder Sänger tritt hier gerne auf. Ob Wien der zukünftige Lebensmittelpunkt sein wird, das ist noch nicht entschieden. Sohn Tiago soll auf jeden Fall mehrsprachig aufwachsen (geplant sind zumindest vier Sprachen), vielleicht dauert es daher auch ein bisschen länger, bis er zum Reden beginnt. Allerdings kann er schon „Mama“ sagen. Als sie letzte Woche einen Mitschnitt der Staatsopern-Carmen anschaute und sie selbst ins Bild kam, zeigte Tiago auf den Fernseher und sagte „Mama“. Das hat sie schon sehr gerührt. Als am nächsten Tag die selbe „Mama“-Reaktion des Sohnes im Rahmen eines Zeichentrickfilms bei einem grünen, singenden Krokodil kam, war die Rührung aber wieder sehr schnell weg…


    Sie versteht schon recht viel auf deutsch, sie spricht auch schon etwas die Sprache. In einem Restaurant kann sie schon bestellen – es besteht also keine Gefahr, dass sie dort verhungert. Das Problem ist, dass hier jeder englisch spricht und sie auch in dieser Sprache anspricht. Ihre Freunde bittet sie, in ihrer Anwesenheit immer nur deutsch zu sprechen.


    Netrebko wird von vielen als Galionsfigur einer neuen Sängergeneration gesehen, der auch Villazon, Beczala, Garanca, Giordano und etliche mehr angehören. Kommt da manchmal Neid untereinander auf? AN ist das nicht aufgefallen, allerdings kann sie es nicht ausschließen. Wenn jemand auf sie neidig ist, so ist ihr das herzlich egal. Sie hat unter Kolleginnen und Kollegen viele Freunde. Es ist oft so, dass man überall auf der Welt die selben Bühnenpartner hat. Sie hat auch kein Problem damit, dass bei gewissen Konstellationen (z.B. mit Villazon oder Garanca) man überall nur für gewisse Rollen angefragt wird, ja sie versteht das sogar, weil das Publikum für Liebesgeschichten eben gut aussehende Sänger und Sängerinnen sehen möchte.


    Was die Produktion der Carmen in Wien betrifft, so lastete ein enormer Druck auf jeden Mitwirkenden, besonders auf Nadia Krasteva und Massimo Giordano. Es war harte Arbeit, das Resultat war gut, ebenfalls die Teamleistung. Von einer „Jahrhundertvorstellung“ zu sprechen, das wäre allerdings zu hochgestochen. Natürlich waren alle bei den Vorstellungen, die aufgezeichnet wurden, sehr angespannt, sodass die Vorstellungen, wo kein Fernsehen dabei war, viel besser waren, da nur die Grundspannung da war. Sie selbst liebt die Rolle der „Micaela“ – sie ist kurz, man erhält viel Applaus, jeder mag die Figur und sie ist auch leicht zu singen. Und die Gage ist die gleiche wie für die Carmen… Sie selbst wird niemals die Carmen singen, da sie ein Sopran ist und jeder das tun sollte, was er kann.


    Was Rolando Villazon betrifft, so ist ihres Wissens nach demnächst kein gemeinsamer Auftritt geplant, allerdings weiß da vielleicht ihr Manager mehr. Es war immer sehr schwer mit ihm gemeinsam auf der Bühne zu stehen, da er einen immer wieder zum Lachen brachte. Und da man ja ernst bleiben muss, ist das unter diesen Umständen umso schwieriger. Es macht für sie nicht viel Unterschied, ob sie in einer Komödie oder in einer Tragödie auftritt, allerdings empfindet sie es manchmal für sehr nett, wenn sie nicht sterben muss. Vor etlichen Jahren passierte es bei einer „Nozze“-Aufführung, dass im 2.Akt zum Schluss die Perücke des Grafen verkehrt rum aufgesetzt wurde und der Zopf im Gesicht herumwedelte. Im Finale, als einer nach dem anderen die Bühne betrat, mussten die Sänger alle lachen und konnten nicht weiter singen. Die Musik ging allerdings weiter und der italienische Dirigent hatte dann in der Pause einen veritablen Wutanfall.


    Im Jahr 2005 erhielt sie von Vladimir Putin im Kreml einen russischen Orden überreicht. Sie hatte vorher keine Ahnung, was für eine große Ehre dies sei, erst als sie die halbe Elite Russlands im Saal sitzen sah, dämmerte das ihr. Außerdem beging sie noch insofern einen Fauxpas, indem sie zum Dolce&Gabbana Kleid keine Strümpfe trug, was ihr der Organisator nachher vorwarf. Im Kreml seien dunkle Strümpfe Pflicht – allerdings hätten diese sowieso nicht zum Kleid gepasst…


    Nach der Geburt ihres Sohnes hat sie lange mit dem Gedanken gespielt, sich total von der Bühne zurückzuziehen. Sie liebt es, einfach Mutter zu sein und den Sohn bei sich zu haben. Tiago ist mit ganz wenigen Ausnahmen immer bei ihr. Sie kocht ihm Essen in der Früh, bringt ihn zu Bett und – wenn es sich zeitlich ausgeht – geht mit ihm auch in den Park. Erwin Schrott ist auch viel unterwegs und er soll auch seine Karriere fortführen. Zumindest im Sommer sind sie dieses Mal am gleichen Ort engagiert.


    Auf ihrer Homepage beantwortet AN auch Fragen von Fans. So erfahren wir, dass Annas Lieblingseissorten Vanille, Schokolade und Kaffe sind, sie dem Sohn keine Schlaflieder singt und ihr Gesicht mit Produkten von Clarins, Biotherm, Chanel und Dior pflegt.


    Rollen, die sie zur Zeit vorbereitet, sind die Tatyana in Eugen Onegin, Anna Bolena und die Marguerite. Was noch nicht sicher ist, ist die Elsa. Auf jeden Fall möchte sie ein neues Repertoire erarbeiten, allerdings plant sie nur für die nächsten drei Jahren, da sie noch nicht weiß, ob dies ihrer Stimme gut tun wird.


    Weitere Informationen über Anna Netrebkos Privatleben – sie geht mit Freunden gerne essen, Discos sind nicht mehr so gefragt, sie mag Kino und Shopping (wenn sie viel Geld hat, dann in Luxusgeschäfte, ansonsten liebt sie auch Flohmärkte). Sie mag keine Spinnen, Golf („Boring“) und nicht über ihren Beruf reden. Ihr Lieblingsfilm ist „Bram Stoker’s Dracula“. Essen ist ihre Lieblingsspeise. Sie mag wirklich alles und wäre sie nicht Opernsängerin und müsste da gut aussehen, würde sie wahrscheinlich rund um die Uhr essen und fett und glücklich sein.Es gibt definitiv keine Pläne für eine weitere Schwangerschaft.


    Sie ist moderner Regie gegenüber aufgeschlossen, sofern sie nicht entgegen der Musik agiert und findet es sehr gut, dass Opern live im Kino übertragen werden. Sie hat einiges Feedback von Personen erhalten, die nach einem Kinobesuch nun einen Opernbesuch ins Auge fassen.


    Schlussendlich ist sie mit ihrem jetzigen Leben sehr zufrieden. Sie hat mit ihrer Popularität kein Problem, weil „I love people who love me“!


    Es waren zwei sehr unterhaltsame Stunden mit einem Superstar zum Anfassen, Anna Netrebko ist sicherlich nicht die Künstlerin, die ihre Rollen vom intellektuellem Standpunkt aus erarbeitet, sondern jemand, der viel aus dem Bauch heraus arbeitet, sich eine sehr sympathische Naivität erhalten hat und noch immer das Mädchen von nebenan ist.

    Hear Me Roar!

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  • also ich habe mir die Vorstellung in der Staatsoper angesehen und fand AN sehr gut; auch wenn es sicherlich "technisch" bessere Sängerinnen gibt und gab, ihr Timbre finde ich einfach bezaubernd und sie spielte mit wirklicher Hingabe. Cetero fand ich die Aufführung durchschnittlich, Nadia Krasteva überfordert, im Dirigat von Andris Nelsons fehlte mir der Biss.

    Beste Grüße, KFB
    _________________________________________
    Being individual is more important than being popular

  • Hallo Dreamhunter,


    habe mit großem Interesse Beitrag über das Künstlergespräch mit AN gelesen und freue mich,
    dass nicht alles stimmt, was in der Boulevardpresse über sie geschrieben wird.


    Neulich mit ihr gehört: Duett aus Heubergers Opernball mit Beczala, hervorragend.


    In Hamburg habe ich sie in einem Open-Air-Konzert mit Rolando erlebt, das mit dem Lachen
    stimmt tatsächlich. Aber das macht die beiden auch so sympathisch.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Am 23. September veröffentlicht die Deutsche Grammophon eine CD mit Live-Auftritten von Anna Netrebko an der Metropolitan Opera.



    Auf "Anna Netrebko - Live at the Metropolitan Opera" findet man Arien und Duette aus Don Giovanni, I Puritani, Lucia di Lammermoor, Don Pasquale, Rigoletto, Romeo & Juliette, Les Contes d'Hoffmann, La Boheme und Krieg und Frieden.


    Duettpartner sind Juan Diego Florez, Dmitri Hvorostovsky, Roberto Alagna, Joseph Calleja und Piotr Beczala.


    Gregor

  • A.N. habe ich in Wien als Anna Bolena erlebt, und meine Meinung über sie hat sich verfestigt, nachdem ich sie schon sehr oft auf CD´s gehört habe: Sie hat eine sehr schöne, unvergleichliche Stimme, das Volumen ihrer Stimme ist größer geworden. Dass sie optisch "etwas zugelegt hat", steht ihr gut; dadurch sieht sie nicht mehr so mainstreamig schön aus. Was ich bei ihr vermisse, ist dass sie in den dramatischen Szenen niemals 100 % gibt. Man sieht ihr immer an, dass sie innerlich Haltung bewahrt. Auch wenn sie faucht, flucht etc. und sich dabei offensichtlich Mühe gibt, dramatisch zu wirken, erreicht sie live nie das Drama einer Callas oder auch nur einer Caballe. Das dolce giudami war sehr gefühlvoll vorgetragen, gekrönt mit einem eingeschobenem Spitzenton in PP am Ende der Arie. In den Läufen waren ihre Intonationsprobleme jedoch unüberhörbar. Dem Wiener Publikum machte dies wohl aber nichts aus, oder aber sie hörten darüber hinweg, da der Arie ein Riesenapplaus folge.

  • Anna Netrebko feiert heute ihren 40. Geburtstag!



    Herzlichen Glückwunsch! :jubel::jubel::jubel:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Welcher Fan soll sich denn die Live CD mit Met Auftritten von Frau Nebtreko kaufen ? Die wahren Fans werden doch schon ihre DVD`s mit ihren Met Auftritten haben. Auch wenn ich meine Meinung hier wahrscheinlich nicht viele teilen werden, aber das beste Beispiel das Familie Nebtreko teilweise aus Marketing besteht, ist ihr Anhängsel Erwin Schrott. Wenn er nicht mit Anna Nebtreko verheiratet wäre, würde ihn kaum einer beachten und er würde auch nicht an den großen Opernhäusern auftreten. Das große plus von Anna Nebtreko ist ihre Unbekümmertheit und ihre Fröhlichkeit, die ich manchmal genau wie die von Frau Dessay etwas aufgesetzt finde. Gesanglich ist sie leider nur obere Mittelklasse und sie muss noch einiges an ihrer Stimmtechnik verbessern.

  • Auch von mir die allerherzlichsten Glückwünsche an eine große Sängerin. Auch wenn man sie kritisiert und ihr den Erfolg neidet, sie bleibt eine der ganz großen Sängerinnen unserer Tage.



    Alles Gute Anna!

    W.S.

  • Nur weil sie kritisiert wird, heißt das noch lange nicht das ich neidisch auf ihren Erfolg bin. Ich finde es nur schade das es Sängerinnen in den Ensemble Theatern gibt, die eine eine bessere Stimmtechnik als Frau Nebtreko haben, nur leider haben sie keine große Schallplattenfirma als Webeträger hinter sich. Wenn ich da nur an den unerträglichen Medienhype denke, der um ihre Anna Bolena in Wien gemacht wurde. Eine Frau Gruberova hat so etwas nicht nötig.

  • ....Anhängsel Erwin Schrott. Wenn er nicht mit Anna Nebtreko verheiratet wäre, würde ihn kaum einer beachten....


    Da bist Du ziemlich auf dem Holzweg. Er war schon vorher bekannt, ist in den ersten Häusern aufgetreten. Liste seiner Opern-Gesamtaufnnahmen ab 1997 (Montevideo) kann ich Dir gerne zur Verfügung stellen. Der kann auch ohne Frau Netrebko Karriere machen - und sei es nur als Tangotänzer!



    Er hat übrigens einen eigenen Thread hier im Forum:
    Erwin Schrott - Eine neue Stimme


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Nun, die CD wird auch die Fans der Netrebko ansprechen, da vieles davon ja gar nicht auf DVD erschienen ist. Zum Beispiel Rigoletto, Romeo & Juliette oder Hoffmann's Erzählungen. Obwohl die Offenbach-Oper noch als DVD erscheinen wird.


    Sie ist sicher eine sehr gute Sopranistin. Meine Live-Erfahrungen mit ihr waren durchaus positiv. Doch ist der Hype um ihre Person wirklich gerechtfertigt?
    Es gibt neben ihr noch einige andere sehr gute Sängerinnen, manche sind ihr gesanglich und stimmtechnisch vielleicht sogar überlegen.
    Vor kurzem hörte ich die Frage, warum eine Krassimira Stoyanova - deren Stimme ebenso schön und deren Technik der von Netrebko weit überlegen ist - nicht mindestens genauso berühmt ist wie Anna Netrebko. Die Antwort darauf war, weil sie wohl nicht genauso schön ist. Was sagt uns das wohl?


    Aus Anna Netrebko ist inzwischen eine richtige Marke geworden. Ihre Gesangsleistung tritt oft in den Hintergrund und wird von ihrem Image überstrahlt. Manchmal zu ihrem Vorteil, manchmal aber auch zu ihrem Nachteil.


    Was Erwin Schrott betrifft, ist es schon richtig, dass er erst als Netrebko's Mann zum Star wurde. Er war zwar vorher auch schon bekannt, doch der Hype um seine Person begann als er mit ihr zusammenkam. Denn vorher hat sich gerade mal die Fachpresse mit ihm - wenn auch wenig - beschäftigt. Seit er Mr. Netrebko genannt wird, findet man plötzlich Interviews mit ihm in Modemagazinen und er darf in Tenor/Sopran-Konzerten als dritter Künstler an ihrer Seite auftreten. Da ist es nicht so wichtig, dass er nicht der Super-Bass ist, wie uns die Medien erzählen wollen. Es genügt, dass er der Lebenspartner der Netrebko ist. Hätte ihn nicht die Netrebko im Schlepptau, wäre er ein Bass wie viele andere eben auch.


    Gregor

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