Gustav Mahler: 7. Sinfonie e-Moll – Lied der Nacht

  • Ich war ein wenig erstaunt darüber, wieviele der zu Beginn Anwesenden dieses Monstrum an Symphonie auch wirklich bis zum Schluss durchgehalten haben.
    Vorallem deshalb weil die Klangqualität nicht die beste war (trotz überdimensionaler Leinwand), kam mir alles zu schwach und leise vor, die Einspielung an sich hat mir aber ziemlich gut gefallen.
    Dennoch wird es Mahlers 7. wohl nicht in meine Top 10 der Lieblingssymphonien schaffen, sie ist mir mit ihren knappen 80 Minuten definitiv zu lang, sie zieht sich zu sehr, es gibt einfach zuviele Stellen bei denen ich ein Gähnen nicht unterdrücken kann.
    Trotzdem kann sie auch Stellen vorweisen die mein Herz vor Glückseligkeit springen oder mir den kalten Schauer über den Rücken laufen lassen kann.

  • Hi!


    Ein weiteres Mal verweise ich auf einen hervorragenden Mahler - Zyklus:



    :jubel:


    LG Florian


    :hello:

    Gustav Mahler: "Das Wichtigste in der Musik steht nicht in den Noten."

  • Hi Florian,


    um ehrlich zu sein, habe ich diese Sinfonie auch mit Bernstein kennen gelernt. Das hat mich von Anfang an so beeindruckt, dass dies bis heute eins meiner Lieblingswerke ist. Auf Bernstein folgten Solti, Abbado, Kondrashin, Klemperer. So beeindruckend auch ein Konzert-Eindruck mit Abbado war, kann ich mich bis heute nicht der Wirkung von Scherchen (mit den Wiener Symphonikern 1960) entziehen, der mir ein völlig neues Bild dieses Werks gezeigt hat. Wenn ich zuhause diese herrliche Sinfonie höre, so meist entweder mit Scherchen oder mit Klemperer.


    Viele Grüße,


    Walter

  • Hallo,
    die 7. mit Abbado auf DVD hab ich eben gehört und geschaut.
    Finde ich sehr gelungen.
    Richtig rasant macht Abbado das, seine Chicagoer Aufnahme hab ich zahmer in Erinnerung.
    Auch klanglich gibts nix zu mäkeln.


    Schade, dass er wieder diese seltsame Orchesteraufstellung gewählt hat,
    Bratschen scharf rechts ?(


    Doch Gielen bleibt momentan für mich 1. Wahl.
    Klemperer erhält Ausnahmestatus, diese gegen den Strich gebürstete
    Sichtweise ist gewöhnungsbedürftig :wacky:


    Solti war früher mein Favorit...


    Gruß
    embe

  • Mahlers Siebte mit dem ORF-Orchester unter de Billy (gestern im Konzerthaus - hervorragend!), am Donnerstag, 5. Februar um 19:30 Uhr in Ö1.

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Weil ich es grade höre und zwar mit Hermann Scherchen inToronto 1975:
    Eine völlig verrückte Aufnahme; [deshalb das Semikolon] sie beginnt langsam wie bei Klemp, um dann irrsinnig zu beschleunigen, als ob ihn der Teufel jagt.


    Scherchen 1951 gefällt mir daher besser (live bei Orfeo), es ist nicht so extrem und dennoch merke ich, was Scherchen will.


    Nur: klingen tun beide Aufnahmen nicht!!


    Alternativen?
    Gielen ist mir zu didaktisch, langweilig.


    Bernstein immer zu positivistisch.


    Horenstein, der als Geheimtipp gehandelt wird, in Wirklichkeit aber nur ein langweiliger Zausel war: ein Greuel, weil er Tempowechsel in der Partitur regelmäßig verpennte und dann überhastet nachvollziehen musste und zudem ein lausiges Orchester hatte.

    Klemperer musste diese Sinfonie nach mehr als 40 Jahren Pause mal wieder dirigieren, entsprechend lustlos ist seine Aufnahme. Dennoch gibt es "Jünger", die selbst die Farbabfälle eines Picasso für Kunst halten. So auch bei diesem Werk unter Klemp, das besser nicht veröffentlicht hätte werden dürfen.


    So halte ich mich an eine kleine gemeine Lieblingsaufnahme, die zwar nicht Scherchen Live erreicht, aber in der "Über Alles Qualität"= (Klang+ Interpretation)/2 immerhin sehr gut abschneidet:
    Scherchen 1953 im Studio. Westminster.
    Diese Aufnahme hat klarerweise den Blick in Moderne und daher die harten Reibungen, die "alte" und die meisten aktuellen Mahlerdirigenten entweder vermeiden oder romantisch überhöhen, sie hat den wienerischen Klang und die entsprechende Sehnsucht und das doppelbödige, das sich bei Scherchen wie von selbst einstellt.


    Gruß S.

  • Scherchens Aufnahme aus Toronto war natürlich vom April 1965 nicht 1975, da war er ja schon nicht mehr unter uns.


    Horenstein habe ich nochmals durchgehört und mit Gielen, dem ich ja eine schulmeisterliche Detailbesessenheit unterstelle, verglichen:
    DAS LANGWEILIG NEHME ICH AUSDRÜCKLICH ZURÜCK: Man muss die Aufnahme mehrmals hören!


    Horensteins Aufnahme ist vom 29.4 1969, erschienen als DESCANT 02 im Jahre 1982 und dürfte eine der vielen Raubpressungen sein, die von diesem Konzert existieren.
    Die Tonqualität ist sehr mittelmäßig. Und dennoch hört man sehr viel. Nämlich, dass alle Nebenstimmen, die bei Gielen und anderen vorhanden sind, eingeebnet wurden.
    Daher wirkt die Aufnahme grau in grau und keinesfalls so klangfarbenfroh wie andere Aufnahmen.


    Auch "verpennt" er nicht die Tempowechsel, wie ich oben geschrieben habe, er macht sie gar nicht erst.
    Horenstein ebnet die dynamischen und Temporelationen einfach ein. So wird der Satz 1 in 20:49 erledigt und er ist damit schneller als Gielen, der braucht 21:43 und dennoch habe ich bei Gielen das Gefühl, das viel viel mehr passiert ist.


    Außerdem wird es immer, wenn es schnell werden soll, ziemlich chaotisch im Orchester, da stimmt die Koordination nicht mehr so richtig.
    Man höre mal im 1. Satz die Passage, die bei 18:20 (Horenstein) einsetzt. Dickflüssig, undelikat und unsensibel, die Hörner tuten um die Wette, wird da drauflos gespielt.
    Dagegen höre man nur mal Gielen (ab 19:30) zu. Die zwei Melodien im Marsch klar erkennbar, sauber gestaffelte Bläsergruppen, die Dynamik fein abgestuft und alles sauber durchhörbar und koordiniert.
    Von Scherchen ab 16:45 (Toronto) ganz zu schweigen. Auch in dieser Aufnahme hört man viel mehr von der Orchestrierung und das ist nicht allein der Klangqualität der Aufnahme geschuldet, sondern dem Einebnen aller Besonderheiten.
    So wird es grau und grau, eben "das Lied der Nacht".


    Aber so wird es Mahler wohl nicht gemeint haben, oder?


    Allein der Vergleich der letzten 40 Sekunden des 1. Satzes ist eine Offenbarung und sollte jeden Horenstein Fan zur Verzweiflung bringen.

    Oder gar der Anfang des 2. Satzes.....
    So kann man die gesamte Sinfonie durchgehen. Takt für Takt.


    obwohl mancher Kritiker dieses Werk unter den Händen von Horenstein für ne Sternstunde halten mag, bleibt mir am Ende bleibt die Erkenntnis:
    Ich finde die Aufnahme grässlich und nicht konkurrenzfähig. Klanglich nicht, interpretatorisch nicht und deshalb vernachlässigbar.


    Dennoch habe ich sie und denke nicht daran, sie zu verkaufen.
    Vor ca. 20 Jahren sagte man mir, ich müsse Horenstein mal hören, das sei das Größte. Also habe ich mich an den Rat dieses "Experten" gehalten. Horensteins Aufnahmen (Beethoven 3 und 9, Bruckner 8 und 9, Mahler 6, 7 8 9 und LvD) bilden daher einen besonderen Abschnitt meines Konsumentenlebens.
    Sie bilden auch die Erinnerung an einen durch die Zeit getriebenen Dirigiernomaden, der nie heimisch werden konnte oder durfte.


    Gruß S

  • Ich erinnere mich, vor einiger Zeit auf Bayern 4 Klassik eine der beiden Nachtmusiken aus Mahlers mir sonst eher unzugänglichen Siebten in der neuen Liveaufnahme des London Symphony Orchestra unter Valery Gergiev gehört zu haben. Wie überrascht war ich damals, wie gut mir die sonst so schlecht verdauliche Musik plötzlich gefiel.


    Trotzdem konnte ich mich immer noch nicht aufraffen, die Aufnahme zu kaufen. Da sind die Vorbehalte gegenüber dieser Symphonie wohl doch noch zu groß. Kennt jemand diese CD und kann mich doch noch zum Kauf motivieren? Oder vielleicht ist der Gesamteindruck der Einspielung dann doch nicht so gut, so dass ich froh sein kann, nicht zugegriffen zu haben? Ich würde mich freuen, wenn jemand einen Kommentar dazu abgeben könnte.



    Viele Grüße,


    Kerstin

  • Kann zu dem Gergiev nichts sagen, aber die beiden Nachtmusiken (besonders die zweite) sind natürlich schon die eingängigsten Sätze des Werks. Der Kopfsatz ist wohl nur mit dem aus der 9. zu vergleichen und das Finale irritierend wegen seiner Lärmigkeit und weil man nicht weiß, ob das nun eine Parodie (Meistersinger?) sein soll, oder nicht. Für viele Hörer eine der sperrigsten Sinfonien Mahlers, mich eingeschlossen, wobei mir 3 und 8 noch größere Schwierigkeiten bereiten/t haben.


    Ich würde ja den Kondrashin empfehlen, auch wenn die 6. da noch krasser kommt. Sonst Gielen, Scherchen (Studio), evtl. Abbado (da gibt es inzwischen aber auch eine neuere, ich habe die aus Chicago).


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Mal ein erfreuliches Thema, wo Mahler doch einer meiner absoluten Favoriten ist.


    Abbado mit CSO ist meiner Meinung nach hervorragend, weil trotz der Komplexität der Sinfonie gut hörbar. Ich halte sie für Mahlers wegweisenste, für den wahren Aufbruch in die Moderne, neben dem Lied vd Erde.


    Kondrashin gab es ja mal sehr günstig zu kaufen, ich fand die Aufnahmen beim Probehören nicht so gut und habe es gelassen. Aber ich höre gern nochmal Probe :D.


    Barenboim hat mich bei der 7. und 9. nicht ganz überzeugt, irgendwie war alles ein bisschen fahrig.


    Bernsteins DGG-Zyklus hat sicher anderes Stärken als die 7.


    Bei Gergiev scheiden sich die Geister, vielen ist er zu forsch und am Thema vorbei. Ich habe noch nicht reingehört, muss ich gestehen, bin aber eher skeptisch.


    Gielen ist ja immer wieder gern genommen bei Mahler. Ich kann mir nicht helfen, aber ich finde die Aufnahmen so wie die Cover: Sauber, korrekt, aber die Mahler-Welle, die einen bei Bernstein mitreissen kann oder auch bei Solti und Inbal, fehlt.


    Tilson-Thomas habe ich vor ca. 4 Wochen live mit der 5. und den MPHIL gesehen. Toll. Aber bei der 7. ist sein eher süffiger, romantischer, weicher Mahlerklang vielleicht nicht die beste Lösung.


    Inbal hat eine formidable Gesamteinspielung vorgelegt, die bei 2001 nur ca. 19Ö kostet und in jedes Sammlerregal gehört. Auch die 7. ist gut musiziert.


    Ein herausragendes Live-Erlebnis möchte ich noch erwähnen: Jansons mit dem BR-Symphonieorchester 2008. Jansons ist ein ganz großer Mahler-Dirigent. Man saß von der 1. bis zur letzten Minute gespannt da und es war ein toller Abend. Da ich ca. 1-2 Wochen vorher auch noch die 1. mit ihm und dem BRSO gesehen hatte, war das Erlebnis noch größer.

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Zitat

    Original von s.bummer


    Ich finde die Aufnahme grässlich und nicht konkurrenzfähig. Klanglich nicht, interpretatorisch nicht und deshalb vernachlässigbar.


    Zum musikalischen Ausdruck bei Horenstein - bei all seinen sonstigen Mängeln - sagst Du aber gar nichts....


    :boese2:

    Gruß ab


    ---
    Und ich meine, man kann häufig mehr aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lernen als aus Gesprächen mit Männern, die drauflosreden nach Begriffen, die sie geborgt haben, und nach den Vorurteilen ihrer Erziehung.
    J. Locke

  • Mein Eindruck.


    Horensteins Mahler ist nicht Mahlers Mahler!


    Die Aufnahme der 7. hat mich ja mal begeistert, nur war es nicht Mahlers Musik, sondern Horensteins Art, Mahlers Musik so zu vereinnahmen, dass Mahler dabei verschütt ging. Das habe ich aber erst später rausgekriegt, als ich diverse andere Aufnahmen hörte und die Partitur zu Rate ziehen konnte.
    (Wer es wissen will: Mahler hat ja seine Partituren über und über mit Anweisungen für die Ausführenden vollgeschrieben,- ganz anders als frühere Komponisten-, wohl wissend, was er wollte.)
    Und daran hält sich Horenstein nun mal nicht. Vor allem in den Temporelationen und auch in der Behandlung der Nebenstimmen treibt er seine eigene Existenz.
    (Bernstein, über den hier viel gelästert wurde und wird, ist da viel genauer. Und Gielen leider zu genau! Haha)


    Das wäre nicht so arg schlimm, wenn nicht in Zeiten heutiger Orchesterkultur auffiele, dass es für mich so wirkt, als sei Horenstein nicht mehr Herr der Details, sprich, er das Orchester nicht mehr zu kontrollieren schien.
    Nur die große Linie vorgeben und zu hoffen, dass man damit durchkommt, das reicht dann nicht mehr.


    Ich habe auch in der Eroica mit Horenstein (195x), eine steif lederne Aufnahme übrigens, im letzten Satz den Eindruck, dass da munter gepfuscht wird. Allerdings ist das Orchester auch extrem mies drauf.
    Und Mahler 6 aus Stockholm ist ähnlich, in Mahler 9 mit dem American Symphony Orchestra geht das Rondo komplett baden, das alles deutet darauf hin, dass Horenstein zumindest in den seinen letzten Jahren nicht mehr dem Orchester vermitteln und daher umsetzen konnte, was er wollte.
    Der völlig verschnarchte "Abschied" im LvdE gehört auch dazu. Man vergleiche nur mal mit (ich will nicht Klemp heranziehen) der nahezu zeitgleich erschienenen Aufnahme unter Paul Kletzki.
    Und Kletzki war wahrlich kein Kacker!


    Es ist eben so:
    Die Linie mag stimmen, aber en Detail geht dann alles verschütt.
    Und da waren die anderen Großen der Zeit genauer!


    Gruß S.


    PS: Wegen Klemp: Jeder, der mich aus anderem Zusammenhang kennt, weiß, das ich ein großer Verehrer von Klemperer bin. Und eben aus diesem Grunde erlaube ich mir die Bemerkung, dass der Meister auch manchmal puren Mist abgeliefert hat:
    Bach Suiten von 1970 nochmals, nach der guten Monoaufnahme von 1954
    Strawinsky Petruschka wurde ja schon jahrelang zurückgehalten, bis Testament "das Wasser nicht mehr halten" konnte und eben diese 7. von Mahler.
    Wie viel besser ist die 9., deren Aufnahme Klemp ein wirkliches Anliegen war!!
    Und auch Bruckners 8. von 1970, man vergleiche sie mit der aus Köln von 1957!
    Und Beethovens 7. von 1968. Was sollte das noch?
    Dagegen Haydns 92., die Oxford Sinfonie von 1971: ein Traum.
    Die schönste Aufnahme überhaupt! allerdings kenne ich mal wieder nicht alle

  • Guten Morgen,


    hab gestern die neue 7. in der Live-Einspielung mit Mariss Jansons und dem Sinfonieorchester des Bayrischen Rundfunks geschenkt bekommen und natürlich sofort hören müssen. Die Aufnahme stammt bereits vom März 2007 aus der Philharmonie am Münchner Gasteig. Eine Aufnahme, die mich einerseits fasziniert, andererseits etwas ratlos zurückgelassen hat (Luis.Keuco hat ja das Konzert erleben dürfen und ist begeistert).


    Edelstes Orchesterspiel gepaart mit edelster Aufnahmetechnik (SACD) – so durchsichtig hab ich schon lange keine Aufnahme mehr gehört. Seidige Streicher und funkelndes, nicht zu fettes Blech. Unglaublich viel Raum und Atem. Jansons geht das Werk eher rhythmisch an; man spürt förmlich seine musikalisch russischen Wurzeln. Bei den beiden Nachtmusiken hab ich mich eher am Wolgastrand als an der heimeligen Donau oder Moldau gesehen. Nicht falsch verstehen: eine insgesamt höchst famose Aufnahme, die Spaß macht. Nie hab ich besseren Prokofieff oder Shostakovich gehört. ;-) Barenboim, Kondrashin und Abbado (meine Vergleichseinspielungen) sind aber m. E. doch ein ganzes Stück ma(h)lerischer. Kennt noch jemand die Aufnahme?

  • Jetzt muss ich ja quasi was dazu schreiben:
    Ich bin auch gespannt, das Konzert nochmal auf CD zu hören.
    Live war es ein Erlebnis, noch dazu, wo ich ein paar Tage zuvor schon den Titan in gleicher Besetzung hören durfte.
    Bei Jansons fasziniert mich die Musikalität. Die 7. ist sicherlich die komplexeste, vorausgreifendste Sinfonie Mahlers. Abbados Aufnahme entschlüsselt sie für mich bisher am besten. Mit vielen anderen, u. a. auch Barenboim, habe ich Schwierigkeiten. Sogar Bernstein versperrt den Blick mehr, als das er ihn öffnet.
    Jansons hat so einen fabelhaften Draht zur Musik und zum Orchester. Und als Zuschauer wird man richtig hineingezogen in diesen Strudel. Ob sich das auch in der CD wiederfindet, muss ich erst hören. Und gleich auf die leider etwas trockene und verschluckende Akustik der Philharmonie hinweisen, die sich bei einer Aufnahme evtl etwas negativ auswirkt. Ist halt nicht alles das Concertgebouw oder der Musikvereinssaal.
    Jansons hat sicher einen "russisch" geprägteren Ansatz, er vermittelt einen anderen Melodiefluss als bspw. Solti oder Haitink. In Anbetracht seiner hervorragenden (was ist bei Jansons eigentlich nicht hervor-, wenn nicht sogar herausragend?) Dvorak-Einspielungen, könnte man sagen, er sucht und findet das Böhmische in Mahler. Ich kann mir deshalb vorstellen, wie das mit Wolga, Donau und Moldau gemeint ist.
    Neulich wurde ja postuliert, Jansons sei bei Mahler besser als bei Bruckner. Das sind aus meiner Sicht ohnehin Abwägungen auf hohem Niveau. Ich werde in nächster Zeit mal reinhören in die 7., dann kann ich auch gleich die 5. mit dem RCO probehören.
    Ich danke für die Einschätzung.

  • Zitat

    Original von Luis.Keuco
    Neulich wurde ja postuliert, Jansons sei bei Mahler besser als bei Bruckner. Das sind aus meiner Sicht ohnehin Abwägungen auf hohem Niveau. Ich werde in nächster Zeit mal reinhören in die 7., dann kann ich auch gleich die 5. mit dem RCO probehören.


    Diese Meinung habe u.a. ich vor einigen Tagen kundgetan.


    Ich kenne bei Mahler Jansons Interpretation der 2. (Oslo Philharmonic Orchestra), 5 (Concertgebouw) und 6. Sinfonie (LSO), bei Bruckner die der 3. und 4. Sinfonie (Concertgebouw).


    Natürlich läßt Jansons bei Bruckner auch auf höchsten orchestralen Niveau spielen, aber es fehlt mir zum einen die individuelle Handschrift, Jansons Bruckner ist mir zu "glatt" und zum anderen braucht man heutzutage im ersten Klimax im Finale der 4. Sinfonie keinen Beckenschlag mehr...


    Als Mahler-Dirigent schätze ich Jansons außerordentlich. Er ist kein Dirigent der "Extreme" (bei der brutalen 6. Sinfonie liefert er keine "Hinrichtung" à la Solti oder kein "pschychologisches Getrieben-sein" eines Kubeliks, sondern er läßt Raum für "Hoffnung"), wird aber den individuellen Gefühlswelten, die in den einzelnen Sinfonien offenbart werden, in meinen Augen voll gerecht.


    Die 7. kenne ich nicht, aber was ich hier lese, klingt schon wieder sehr kaufanreizend...

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Eine Bemerkung vorweg: Die Suchmaschine hier ist sehr eigenwillig. Wenn man "Mahler Symphonie Nr. " eingibt, findet man diesen Thread einfach nicht. Das sollte doch eigentlich möglich sein?

    Die Siebte Symphonie von Gustav Mahler ist mit seine schwierigste, sowohl was das Verständnis des hochkomplexen Werks angeht, das wohl eine Auseinandersetzung Mahlers mit Friedrich Nietzsches philosophischer „Zarathustra“-Dichtung darstellt, als auch die erheblichen Anforderungen an die
    Musiker. Wer diese Symphonie mal im Konzert erlebt hat mit einem „Provinzorchester“, der wird das leicht nachvollziehen können.



    Kyrill Kondrashin hat eine wahrlich außergewöhnliche Studioaufnahme hinterlassen mit Mrawinskys „Leningradern“ – zugleich wunderschön und überlegen virtuos. Das französische Label Thara hat nun –
    endlich, muß man sagen! – Kondrashins Konzertmitschnitt mit dem Concertgebouw-Orkest von 1979 wiederveröffentlicht. (Kondrashin war emigriert aus der Sowjetunion und Principal Guest Conductor dieses Orchesters – er verstarb leider schon 1981 an einem Herzanfall.) Für die St. Petersburger Aufnahme hat er schon den Orden und Ritterschlag als einer der großen Mahler-Dirigenten verdient – dieser Konzertmitschnitt bedeutet da noch einmal eine Steigerung! Kondrashin und das Mahler-Orchester aus Amsterdam mit dieser Tradition (Mengelberg, Haitink) – das ist schlicht sensationell! Man merkt, da spielt das Orchester „seine“ Musik – was allein die Bläser an Rhetorik zu bieten haben, ist atemberaubend. Und Kondrashin dirigiert mit höchst ungewöhnlicher Akribie – da wird die Musik bis in den letzten Winkel ausgeleuchtet – die Tempi entsprechen übrigens ziemlich exakt denen seiner Melodia-Aufnahme.


    Den ersten Satz beginnt er episch breit – es wird nicht knallig bunt, wie bei so vielen anderen. Für die Vielschichtigkeit des Ausdrucks sorgt das fabelhafte Orchester. Schon hier fällt Kondrashins Fähigkeit auf, klug auf die dynamischen Höhepunkte zuzusteuern. Seine ebenso klug dosierten Tempowechsel wirken immer organisch. Man hat das Gefühl, Dirigent und Orchester kommen in dieser Konzertsituation erst allmählich so richtig in Fahrt. Die erste der beiden Nachtmusiken ist ein Traum – einzigartig! Besser kann man das nicht spielen!


    Das dämonische Scherzo kann man kafkaesker kaum vortragen und die zweite Nachtmusik beeindruckt durch ihre Beschwingtheit und die sich aus der scheinbaren Harmlosigkeit herausbildende schmerzliche, dramatische Spannung.


    Das berühmte – um nicht zu sagen berüchtigte (Adorno hat es ja geradezu denunziert als bloß hohlen Pomp!) – Rondo-Finale verschlägt einem den Atem. Das ist nicht nur virtuos, sondern unglaublich virtuos! Das Atemberaubende liegt in der Mühelosigkeit und Leichtigkeit – man meint, da erklingt ein leichtfüßig tänzelnder Mozart. Wo ist eigentlich das schwere, schwerfällige Blech geblieben, das einen bei vielen anderen Aufnahmen förmlich erdrückt? Da ereignet sich ausgelassene Lebensfreude, ohne dass es jemals lärmig würde. Auch hier versteht es Kondrashin meisterhaft, mit den Tempowechseln umzugehen und damit nicht nur monoton „knallig“ zu wirken, sondern eine große Ausdruckspalette zu zeigen. Das ist leidenschaftliche Lebensbejahung in allen ihren Facetten – das Leben wird in seinen verschiedenen Tempi der Freude wahrlich ausgekostet – da wirkt nichts irgendwie aufgesetzt, etwa wie bloßer „Theaterdonner“. Kaum zu glauben, dass die Ansterdamer hier mit ihrer Spontaneität und Mühelosigkeit in dieser Konzertsituation sogar die fabelhafte St. Petersburger Aufnahme noch ein klein wenig toppen können. Wahrlich „fabel“-haft!


    Beste Grüße
    Holger


  • Es existiert auch eine CD von Kontrashin mit den Leningradern Philharmoinkern vom 3. März 1975 beim Label Icone .

    Ich dachte immer, diese unterscheidet sich von der Melodiya-Aufnahme,

    habe aber soeben nachgesehen, dass die Gesamtzeit mit 72:45 als identisch angegeben wird. Ist dies nun dieselbe Aufnahme oder handelt es sich dabei um einen Konzertmitschnitt? Bei meiner Icone-Ausgabe (mit den Satzlängen 21:47 - 14:15 - 9:49 - 10:54 - 16:00) ist als Ort Concert Hall for the Leningard Philharmony angegeben, auf der Amazon-Seite steht bei der Melodiya-Ausgabe als Beschreibung zu lesen: Recorded in 1975, Moscow.


    ?(

    Gruß ab


    ---
    Und ich meine, man kann häufig mehr aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lernen als aus Gesprächen mit Männern, die drauflosreden nach Begriffen, die sie geborgt haben, und nach den Vorurteilen ihrer Erziehung.
    J. Locke


  • Kyrill Kondrashin hat eine wahrlich außergewöhnliche
    Studioaufnahme hinterlassen mit Mrawinskys „Leningradern“ – zugleich
    wunderschön und überlegen virtuos. Das französische Label Thara hat nun –
    endlich, muß man sagen! – Kondrashins Konzertmitschnitt mit dem
    Concertgebouw-Orkest von 1979 wiederveröffentlicht.


    Das ist die von Holger angesprochene Aufnahme:



    Ich hatte sie eigentlich vor ein paar Tagen bei Amazon geordert, aber heute wurde mir mitgeteilt, daß sie nicht lieferbar seii.


    Dann eben über den Marketplace (und das auch noch günstiger...).

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Eine Bemerkung vorweg: Die Suchmaschine hier ist sehr eigenwillig. Wenn man "Mahler Symphonie Nr. " eingibt, findet man diesen Thread einfach nicht. Das sollte doch eigentlich möglich sein?...


    Natürlich ist das möglich. Und die Suchmaschine ist nicht eigenwillig, sondern präzise (d.h. sie indiziert nicht nach "ähnlichen" Begriffen). Wenn du deine Abfrage in "Mahler Sinfonie Nr." abänderst, erhältst du deine gewünschten Ergebnisse. Gelegentlich müssen wir uns einfach nach den geänderten Verhältnissen richten. ;)


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!



  • Natürlich ist das möglich. Und die Suchmaschine ist nicht eigenwillig, sondern präzise (d.h. sie indiziert nicht nach "ähnlichen" Begriffen). Wenn du deine Abfrage in "Mahler Sinfonie Nr." abänderst, erhältst du deine gewünschten Ergebnisse. Gelegentlich müssen wir uns einfach nach den geänderten Verhältnissen richten. ;)


    :hello:

    Hallo Theophilus,


    in diesem Sinne aber zu präzise! Bei der Google-Suche, die Standard ist, käme man nicht weit, gäbe es diese bewährte Suche nach "ähnlichen" Begriffen nicht. Man soll also im Ernst alle Varianten "durchproben" 7. Symphonie, Symphonie Nr. 7, und am besten den vollen Titel "Lied der Nacht" kennen. Das finde ich völlig praxisfremd - so funktioniert heutzutage keine vernünftige Internet-Recherche! Ich habe rund 10 Minuten Zeit verschwendet, um den Thread zu finden, nur weil ich hartnäckig vermutet habe, es gibt ihn. Sonst hätte ich längst aufgegeben. Das ist doch nicht normal! ?(


    Beste Grüße
    Holger

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Es existiert auch eine CD von Kontrashin mit den Leningradern Philharmoinkern vom 3. März 1975 beim Label Icone .

    Ich dachte immer, diese unterscheidet sich von der Melodiya-Aufnahme,

    habe aber soeben nachgesehen, dass die Gesamtzeit mit 72:45 als identisch angegeben wird. Ist dies nun dieselbe Aufnahme oder handelt es sich dabei um einen Konzertmitschnitt? Bei meiner Icone-Ausgabe (mit den Satzlängen 21:47 - 14:15 - 9:49 - 10:54 - 16:00) ist als Ort Concert Hall for the Leningard Philharmony angegeben, auf der Amazon-Seite steht bei der Melodiya-Ausgabe als Beschreibung zu lesen: Recorded in 1975, Moscow.


    ?(


    Hallo Svjatolav,


    die Eintragung auf der Amazon-Seite ist wohl fehlerhaft. Auf der Melodya-CD steht: Recorded Leningrad 1975. Es ist ja die einzige Mahler-Aufnahme von Kondrashin mit dem Leningradern aus der ehemaligen UDSSR, die anderen sind alle mit den Moskauern. Genau das ist natürlich faszinierend: Kondrashin mit Mrawinskys Orchester. Beide Aufnahmen von Kondrashin mit der 7. muß man natürlich haben, ich möchte wirklich keine missen! ^^


    Beste Grüße
    Holger

  • ... in diesem Sinne aber zu präzise! Bei der Google-Suche, die Standard ist, käme man nicht weit, gäbe es diese bewährte Suche nach "ähnlichen" Begriffen nicht.


    Man sollte die Kirche im Dorf lassen! Google verfügt praktisch über unbegrenzte Rechner- und Speicherkapazität. Die können es sich leisten, die beste und leistungsfähigste Suche zu realisieren, die heute technisch möglich ist. Die Forensoftware muss effizient auf einem Webserver laufen, der zig Websites hostet. Das ist der Vergleich von Ameise zu Elephant!




    Zitat

    Man soll also im Ernst alle Varianten "durchproben" 7. Symphonie, Symphonie Nr. 7, und am besten den vollen Titel "Lied der Nacht" kennen. Das finde ich völlig praxisfremd - so funktioniert heutzutage keine vernünftige Internet-Recherche!


    Das ist überhaupt nicht praxisfremd, denn wir sind in einem Forum und in keiner Internet-Recherche! Du brauchst nur einmal Google-Ergebnisse mit jenen anderer Internet-Suchmaschinen zu vergleichen, um festzustellen, dass niemand auch nur in die Nähe kommt. Nicht einmal Microsoft kommt da bislang mit seiner noch relativ neuen, eigenen Suchmaschine heran. Und da verlangst du von einem kleinen Softwarebetrieb unter Voraussetzung von sehr bescheidenen Hardware-Ressourcen die Leistungsfähigkeit von Google? Wer ist da praxisfremd? ;)




    Zitat

    Ich habe rund 10 Minuten Zeit verschwendet, um den Thread zu finden, nur weil ich hartnäckig vermutet habe, es gibt ihn. Sonst hätte ich längst aufgegeben. Das ist doch nicht normal! ?(


    Doch, das ist normal. Ich kenne zumindest keine Foren-Software, die das anders macht (es sei denn, sie vollführt einen Taschenspielertrick - doch davon später). Man könnte natürlich schon darüber nachdenken, eine leistungsfähigere Suche (im Sinne von "intelligenter") in die Forensoftware einzubauen. Aber dann müsste man wohl zweigleisig vorgehen und für die leistungsfähigere Version höhere Voraussetzungen an den Webserver stellen. Das wiederum bedeutet höhere Kosten für das Webhosting und zwangsläufig das Ende des kostenfreien Zugangs zum Forum. Wer dafür ist, der zeige auf!


    ABER: Ich habe schon eine Forensoftware gesehen, die gar keine Suche mehr eingebaut hat! Die schickt die Anfrage einfach an Google weiter und bereitet die Google-Ergebnisse so auf, dass man fast gar nicht merkt, dass dies keine interne Funktion ist. Das ist zwar etwas langsamer und optisch nicht so perfekt in die Umgebung integriert, erfüllt aber seinen Zweck.


    Und diesen Trick kann natürlich auch jeder Tamino-Leser anwenden! Ein zusätzliches Browser-Fenster öffnen, die erweiterte Google-Suche auswählen und mit den Suchwörtern angeben, dass nur auf http://www.tamino-klassikforum.at gesucht werden soll (Domains / "ausschließlich" / <URL>). Damit hat man über einen kleinen Umweg die Leistungsfähigkeit von Google zur Verfügung!


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Das berühmte – um nicht zu sagen berüchtigte (Adorno hat es ja geradezu denunziert als bloß hohlen Pomp!) – Rondo-Finale verschlägt einem den Atem. Das ist nicht nur virtuos, sondern unglaublich virtuos! Das Atemberaubende liegt in der Mühelosigkeit und Leichtigkeit – man meint, da erklingt ein leichtfüßig tänzelnder Mozart. Wo ist eigentlich das schwere, schwerfällige Blech geblieben, das einen bei vielen anderen Aufnahmen förmlich erdrückt? Da ereignet sich ausgelassene Lebensfreude, ohne dass es jemals lärmig würde. Auch hier versteht es Kondrashin meisterhaft, mit den Tempowechseln umzugehen und damit nicht nur monoton „knallig“ zu wirken, sondern eine große Ausdruckspalette zu zeigen. Das ist leidenschaftliche Lebensbejahung in allen ihren Facetten – das Leben wird in seinen verschiedenen Tempi der Freude wahrlich ausgekostet – da wirkt nichts irgendwie aufgesetzt, etwa wie bloßer „Theaterdonner“. Kaum zu glauben, dass die Ansterdamer hier mit ihrer Spontaneität und Mühelosigkeit in dieser Konzertsituation sogar die fabelhafte St. Petersburger Aufnahme noch ein klein wenig toppen können. Wahrlich „fabel“-haft!


    Lieber Holger,


    ich zitiere einmal Deinen letzten Absatz, denn er beschreibt sehr gut, wie Kondraschins Aufnahme auf mich wirkt.


    Ich gestehe, nach dem ersten Hören war ich irritiert, denn ich wußte nicht, in wieweit ich diesen "komplett anderen Zugang" deuten sollte, ob er mir schlichtweg gefällt oder nicht.


    Inzwischen hat mich Deine Begeisterung größtenteils angesteckt. So filigran, so unendlich zart, so verspielt und so mühelos dargeboten wurde Mahlers 7. in keiner anderen mir bekannten Aufnahme.


    Hermann Krebbers, der damalige Konzertmeister des Concertgebouw Orchestra wird im Beiheft zitiert: "His starting-point was an extreme pianissimo. The word "softer" was continuously on his lips. Sometimes was hardly made any sound at all, and yet he would say 'softer, it is still too loud'. And he got what he wanted."


    Bernard Haitink wird ebenfalls zitiert: "When I have been away for a few weeks I konw whether a good or a bad conductor stood before the orchestra... The orchestra was unbelievably transparent; it was almost too beautiful. And why? Kondrashin had been working with them for four weeks. He was a sensitive man whr preferred a very muted sound."


    Beides hört man deutlich in der vorliegenden CD. Zwischen dem Concertgebouw Orchester und Kondraschin wird ein ganz spezielles Verhältnis geherrscht haben.


    Ich bin zwar in der Tempowahl und in der Phrasierung nicht immer 100%ig mit Kondraschin einverstanden, manche Passagen gerade im Finale, wirken mir zu "verhuscht", aber die Individualität, die der Dirigent dem Werk angedeihen läßt, ist faszinierend und stellenweise begeisternd.


    Das ist zwar nicht "meine Referenz" (diesen Status dürfte Vaclav Neumann mit dem Gewandhausorchester innehaben), aber eine faszinierende Alternative, die ich mir immer wieder gerne anhören werde...

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Denn bis auf Neumann (ich habe die Aufnahme mit den Pragern) und Levine kommen mir viele Aufnahmen
    - zu didaktisch vor. Das mag ich nicht. Gielen: pure Volkshochschule
    - oder sie sind Mist
    Horenstein. Schlampiges Orchester, starre und unbewegliche Tempi
    Klemp. Vieeeel zu langsam und mieses Orchesterspiel
    MTT. Wer ist denn das?
    - oder völlig verrückt. Scherchen. (aber sehr geil Toronto 1965!!)
    oder kenne ich nicht Barenboim, Janssons


    Wo also ist die goldene Mitte?


    Probieren wir es mit Kondrashin


    Gruß S.

  • Neumanns Aufnahme mit der Tschechischen Philharmonie finde ich ebenfalls ganz vorzüglich.


    Bei Jansons bin ich nicht ganz sicher. Kennst Du die Aufnahme oder nicht?
    Falls nein, auch sie ist "kaufwürdig" in meinen Augen: Hervorragendes Orchesterspiel, flüssige Tempi, kein "Klangbombast" im Finale, aber -wie bei Kondraschin- auch keine Aufnahme, die sich einem nach einmaligem Hören komplett erschließt.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Ich gebe es zu!
    Ich habe nun (Faust verballhornend)) mir leider Tennstedts Mahler kaufen müssen, um mit Foren Teilnehmern diskutieren zu können und ich leide noch heute unter dem Schmalzausstoß dieser Aufnahmen, mehr folgt demnächst. Was für ein riesen Sche....! das ist. Man glaubt es nicht!
    Ich habe mir Horenstein mit Mahler 3 angetan und war recht zufrieden, aber eben nicht richtig. Siehe Bericht.


    Daher habe ich mich in das Land von Arthur Rubinstein begeben.
    Einfach, klar, wunderbar. Dort kann man ein paar Tage überwintern und hat keinen Stress, nur gute Musik.
    Gell?


    Gruß S.

  • Ach, es ist ja nicht schlimm, Jansons Mahler nicht zu kennen ;) .


    Er ist, anders als Tennstedt, kein Dirigent, dem man entweder himmelhoch jauchzend oder verdammend begegnet, Jansons' Zugang zu Mahler ist "sachlicher", nicht so emotional aufgeheizt, aber alles andere als langweilig oder nichtssagend, im Gegenteil.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • hat mich nochmals veranlasst, meinen gesamten Mahler-sieben-Vorat zumindest im 2. Satz nochmals nach zu hören.
    Boulez und das Concertgebouw waren übrigens vorzüglich!
    Also kamen dran.
    Horenstein
    Scherchen 2*
    Klemp
    Gielen
    Chailly,
    Solti
    Bernstein (NYP)
    Abbdao,
    MTT,
    Levine und
    Neumann (Prag).
    So leid es mir tut, die Neumann Aufnahme mag ich inzwischen am liebsten.
    Warum?
    Sie ist so herrlich unangestrengt, liedhaft und doch alles beinhaltend.
    Neumann vermag es, einen Mahler zu präsentieren, dessen innere Kämpfe zwar spürbar, aber nicht mit dem Zeigefinger umgesetzt sind.
    Das mag manchem zu leicht sein, mir gefällt es ausnehmend gut. Immerhin habe ich so die Chance, zu der Musik noch eigene Gedanken zu entwickeln.


    Beispiel: Der von mir durchaus sehr geschätzte Levine betont im 2. Satz dermaßen die Pauken, dass ich mich gefragt habe, ob das so sein muss?
    Der Vergleich mit dem dagegen schlichten Neumann ergibt ein neues Bild,. Wo Neumann die Musik fließen läßt, wird hier rumgestockt, wenn auch auf hohem Niveau.
    Die allgemein abgefeierte Aufnahme Gielens verkommt gegen Neumanns natürlichem Fluss zur Volkshochschuldidaktik.
    Und das schreibe ich als ein Fan von Gielen.
    Aber so ist es. Da kommt nur Scherchen ran.


    Gruß S.

  • Lieber s.bummer,


    ich habe schon in einem anderen Thread gelesen, dass du ein Scherchen-Fan bist (und kein Barbirolli-Fan, aber das gehört hier nicht hin), aber wie ist es mit der 7. von Abbado, die mir ausnehmend gut gefällt?
    Überhaupt scheinen seine Aufnahmen nach seiner (hoffentlich endgültig überwundenen Krebserkrankung) noch an Tiefe gewonnen zu haben.
    Außerdem gefallen mir die in meiner Sammlung befindlichen Aufnahmen von Bernstein mit New York Philharmonic), Tennstedt (mit dem du ja auch so deine Probleme zu haben scheinst) und Sinopoli mit Philharmonia Orchestra wirklich gut.


    Viele Grüße


    Willi :rolleyes:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Hallo Willi,
    vor Abbados Aufnahmen habe ich großen Respekt.
    Ich habe selbst aber nur 3 (Live mit Wiener Philh.) 6 mit dem CSO und 7 ebenfalls mit dem CSO.
    Bei der 7. stört mich wenig, ich wundere mich gerade selbst, dass ich sie zu selten höre.


    Die neueren Aufnahmen habe ich meist im Fernsehen verfolgt. Arte oder 3Sat senden da vorbildlich. Bisher verspürte ich allerdings nicht (auch wegen der aufgerufenen Preise und den vielen anderen Aufnahmen, die ich mittlerweile habe) eine Dringlichkeit, sie zu erwerben.


    Von Tennstedt kenne ich die meisten EMI Aufnahmen aus dem Studio, habe aber selbst nur die 5.
    Die 2. Live habe ich mir letztes Jahr zugelegt. In der Tat, mit der Aufnahme habe ich extreme Probleme.
    Das werden Ausdruckswelten beschworen, die mir zu happig sind. Bernstein ist dagegen fast schon zahm.


    Gruß S.

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