Passionsmusik und Oratorien mal nicht von Bach

  • Hallo!


    Als "Neuling" in diesem Forum einige meiner >Passion Ausgrabungen<


    1. Johann Balthasar Kehl (1725 -1778 ) Die Pillgrimme auf Golgatha
    Mitra CD unter Walter Opp (Schön zu hören!)


    2.Pepping: Matthäus -Passion (div. Aufnahmen) nur Vokal


    3. Der Tod Jesu: von Graun / oder Telemann /oder Bach Sohn J.Ch.Fr.
    Div. Aufnahmen Wunderschöne Vergleiche möglich!
    Auch die div. Brockes Passionen (Händel /Mattheson /Telemann /Stötzel sind immer wieder hörenswert!


    4.J.D. Heinichen: Passionsoratorium:NICHT DASS BAND; DAS DICH BESTRICKET
    CD Aufnahme auf D G /Man kann nur staunen über diese Musik


    5. H.von Herzogenberg : Die Passion (Op.93 ) div CD Aufnahmen sehr schön zu hören!


    6. O.G. Blarr : Jesus Passion ("Einhören" erforderlich)


    7. Loewe: Das Sühneopfer des neuen Bundes ( mitfühlende Musik)


    8. Spohr Des Heilands letzte Stunde ( großes Oratorium ) div. Aufnahmen


    9. Theile Matthäus Passion (div. Aufnahmen ) Ein Vergleich lohnt sich!


    10. Mattheson: Das Lied des Lammes ( Wiesbadener Knabenchor / lohnt sich wirklich zu besorgen! )


    11. Die Passionsoratorien von J.A.P. Schulz: (bekannt durch sein Lied : Der Mond ist auf gegangen..) Christi Tod /Des Erlösers letzte Stunde , sind Perlen , die aus der Vergessenheit gerissen werden müssen!


    Hier nur einige der anderen Möglichkeiten Passionsmusik zu hören:


    übrigens: auch die CD Passion aus Oberammergau, mit der Musik der Passionsfestspiele , soll nicht vergessen werden.


    Gutes hören wünscht :


    ;)Dieter Göbler

    Glaube - Hoffnung - Liebe
    Miteinander - Füreinander

  • Zitat

    Original von dietergoebler
    Auch die div. Brockes Passionen (Händel /Mattheson /Telemann /Stötzel sind immer wieder hörenswert!


    Wunderte mich sowieso gerade, wieso noch niemand auf den guten Stölzel hingewiesen hat.
    Diese Aufnahme hier ist absolut empfehlenswert. Wer es etwas kleingliedriger mag, auf Affekte, Rhetorik und Erfindungsreichtum nicht verzichten möchte – bitte sehr:



    :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:

  • Hildebrandt:


    Zitat

    Wunderte mich sowieso gerade, wieso noch niemand auf den guten Stölzel hingewiesen hat.


    Hallo Hildebrandt, als da kennst du Salisburgensis und mich schlecht, daß wir unseren erzgebirgischen Landsmann so einfach mirnichtsdirnichts übersehen hätten, das liegt nun aber nicht zu letzt am ein wenig unübersichtlich gewordenen Tamino-Forum, aber guggsdu hier, wirste auch zu Stölzel was finden !


    Im Schatten Bachs - Hörenswerte Zeitgenossen deutscher Abstammung


    Den eigenen Thread hab ich mir, wegen zu befürchtender geringer Nachfrage, geschenkt; hätte es sich um einen Komponisten gehandelt, der vor allem Instrumentalmusik hinterlassen hätte, säh das anders aus aber wenn ich bedenke, wie gering die Resonanz selbst bei solchen Kapazitäten wie Palestrina, Lasso oder Willy Vogel blieb überleg ich mir schon genau, worauf ich meine Kräfte konzentriere.


    Wichtig im Zusammenhang mit Stölzel ist mir noch die Tatsache, daß neben Bach keiner wie er sonst Choräle behandelt und zu wirklichem Leben erweckt und die immer noch Bach zugeschriebene Meldodie von "Bist du bei mir, geh ich mit Freuden", stammt auch von Stölzel...

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Zitat

    Original von BigBerlinBear
    das liegt nun aber nicht zu letzt am ein wenig unübersichtlich gewordenen Tamino-Forum...


    ...in den Tiefen des Universums... 8)


    Zitat

    ...überleg ich mir schon genau, worauf ich meine Kräfte konzentriere.


    Vielleicht auf Sweelinck? :D


    Zitat

    Wichtig im Zusammenhang mit Stölzel ist mir noch die Tatsache, daß neben Bach keiner wie er sonst Choräle behandelt und zu wirklichem Leben erweckt und die immer noch Bach zugeschriebene Meldodie von "Bist du bei mir, geh ich mit Freuden", stammt auch von Stölzel...


    Jawoll! Stölzel for president! :yes:

  • Ein unbekanntes aber sehr hörenswertes Werk:


    Carl Martin Reinthaler (1822 - 1896)
    Jephta und seine Tochter
    Oratorium in zwei Teilen nach dem Alten Testament


    Reinthaler wurde am 13.10.1822 im Erfurter Augustinerkloster geboren. Das Werk wurde am 05.05.1955 unter Leitung von Carl Reinicke in Elberfeld uraufgeführt. Nach weiteren Aufführungen, sogar in London, wurde das Werk 1856 erstmals in Erfurt unter der Leitung des Komponisten aufgeführt. Weitere Aufführungen in Erfurt erfolgten 1873, 1884 und zuletzt 1897. Nach 110 Jahren kam es am 14.07.2007 zu einer großartigen Wiederaufführung des Werkes im Erfurter Augustinerkloster!


    Auf CD ist das Werk bei cpo erschienen:


  • Zitat

    Original von Oolong
    Als Verehrer der Tenebrae- Vertonungen, also der Passions- responsorien, habe ich dieses Jahr die Variante von Jan Dismas Zelenka kennengelernt:



    Zumindestens in dieser Aufnahme habe ich keinen Zugang zu diesem Werk gefunden - für meine Vorstellung einer Karfreitags- Liturgie ist dies viel zu galant oder auch glatt. Da erreicht mich Gesualdos schmerverzerrte Deutung aber viel stärker!


    Das überrascht mich jetzt! Ich habe die Responsorien von ZELENKA schon im Konzert gehört- und war schlichtweg begeistert! Galant oder glatt war da für mich nichts! Man höre sich nur das herrliche "Caligaverunt" an! Allerdings enthält die obige CD eine Mischung aus den "Lamentationen" und den "Responsorien", und zumindest für die "Lamentationen" könnte Dein Urteil eher zu treffen.


    Auf folgedner CD ist der Zyklus vollständig enthalten:



    Zum Kennenlernen des Werkes durchaus geeignet, kann ich sie dem Liebhaber leider nur zum Teil empehlen, das sich hier immer wieder stärkere Schwächen in Intonation und Homogenität des Chores einschleichen (neben sehr gelungenen Passagen). Ich habe neben dieser Aufnahme (der Ersten?) bisher nur Eine weiter gefunden.



    Empfehlen möchte ich auch das schon weiter oben erwähnte Oratorium "I Pellegrini al Sepolcre di Nostro Signore" von J.A.HASSE in der Einspielung mit G. LESNE.
    Werk und Interpreation können hier beide überzeugen.



    Für den heutigen Karfreitag muss ich meine Konzertentscheidung noch treffen:
    Homilius Johannespassion oder Zelenkas Responsorien (Auswahl)


    Grüße aus DD
    pt_concours

    Hören, hören und nochmals hören: sich vertraut machen, lieben, schätzen.
    Keine Gefahr der Langeweile, im Gegensatz zu dem, was viele glauben, sondern vielmehr Seelenfrieden.
    Das ist mein bescheidener Rat. (S. Richter, 1978)

  • Zitat

    Original von pt_concours
    Für den heutigen Karfreitag muss ich meine Konzertentscheidung noch treffen:
    Homilius Johannespassion oder Zelenkas Responsorien (Auswahl)


    Hallo!


    Bereits im vergangenen Jahr von "Hans Sachs" vorgestellt:



    Gottfried August Homilius [1714-1785]
    St. Johannespassion HoWV I.4 [1775]


    Jana Reiner, Sopran
    Katja Fischer, Sopran (Magd)
    Franz Vilzthum, Countertenor (Diener)
    Jan Kobow, Tenor (Evangelist)
    Tobias Berndt, Baß (Jesus)
    Clemens Heidrich, Baß (Pilatus)
    Kruzianer Stephan Keucher, Tenor (Knecht)
    Kruzianer Christian Lutz, Tenor (Petrus)


    Dresdner Kreuzchor
    Dresdner Barockorchester
    Roderich Kreile


    Ich mag dieses Werk - unabhängig von der Passionszeit - sehr gerne! Es wurde sehr textbezogen auskomponiert, und das gefällt mir. Auch diese Darbietung ist sehr gelungen - sehr lyrisch und sehr passende, unaufdringliche Stimmen.


    Ich würde die "musikalische Machart" durchaus in die Nähe von Kraus' Tod Jesu rücken, in dessen zeitliche Unmittelbarkeit es ja auch gehört: Zwischen den hervorragend ausgearbeiteten Rezitativen und den wunderschönen Arien werden immer wieder einfache vierstimmige Chorsätze - ohne große Schnörkeleien - sowie beeindruckende "Sprechchöre" eingefügt. Ein sehr homogenes Werk!


    :jubel: :jubel: :jubel:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Auf Anregung Helmuth Rillings veranstaltete die Bach-Akademie Stuttgart Ende der 1990er Jahre das Projekt »Passion 2000«: Vier Komponisten aus unterschiedlichen Kulturkreisen wurden damit beauftragt eine Passionsmusik zu je einem der vier Evangelien zu komponieren. So entstanden folgende vier Passionsmusiken:


    Tan Dun: WATER PASSION after St. Matthew





    Osvaldo Golijov: Markus-Passion





    Wolfgang Rihm: Deus Passus. Passionsstücke nach Lukas





    Sofia Gubaidulina: Johannes-Passion (in russischer Sprache)



    Hierbei handelt es sich um die russischsprachige Originalfassung. Inzwischen ist aber auch eine deutschsprachige Einspielung erschienen:




    Alle vier Werke wurden im Jahr 2000 uraufgeführt.


    Ich selbst kenne bisher nur die Passionsmusiken von Rihm und Gubaidulina.


    Rihms »Deus Passus« ist keine Passion im traditionellen Sinne, denn der Evangelientext des Lukas ist nicht einfach chronologisch vertont worden. Im Gegenteil: verdichtet den Text auf das zentrale Geschehen, läßt bekannte Seitenepisoden weg und verleiht dem ganzen nahezu bühnendramatischen Charakter, indem er Narrativformeln wie »sagte zu ihnen«, »Jesus aber sprach«, »er antwortete« u.a. auskürzt. In den Text integriert werden bestimmte Formeln/Verse liturgischer Texte und Verse moderne Lyrik, insbesondere von Celan, dessen Gedicht »Tenebrae« die Grundlage des Schlußgesangs bildet. Was die Musik anbetrifft, so hat vor langer Zeit einmal jemand hier im Forum das Werk als »etwas karg und spannungsarm« charakterisiert. »Spannungsarm« kann ich »Deus Passus« nicht finden. Im Gegenteil: das Werk ist bestimmt von einer stillen, traurigen, verzweifelten Spannung. Zurückgenommen ist die Tonsprache, eher schlicht und spröde (ja vielleicht auch »karg« - in einem positiven Sinne), für Rihms Verhältnisse introvertiert und fast meditativ.


    Sofia Gubaidulinas russisch-sprachige »Johannes-Passion« ist – was die Anlage des Textes anbetrifft – traditioneller: Hier steht der vollständige Text der Passionsgeschichte des Johannes-Evangeliums im Mittelpunkt, ergänzt durch zurück- bzw vorausverweisende Passagen aus dem Alten Testament und insbesondere der Offenbarung des Johannes. Die Musik hat – bei aller Modernität – einen unmittelbar sinnlich wirkenden, liturgischen Charakter.


    Zwei IMO äußerst suggestive und ergreifende Werke!


    Ganz herzlich,
    Medard

  • Zitat

    Original von Ulli
    Ich mag dieses Werk - unabhängig von der Passionszeit - sehr gerne! Es wurde sehr textbezogen auskomponiert, und das gefällt mir.


    Hallo Ulli,


    Ich hatte mich dann wirklich für den Homilius entschieden. Vorallem aus Zeitgründen (Konzert" lag günstiger"), aber vielleicht auch wegen Deiner Empfehlung. Ich habe es nicht bereut! (Insofern Veilen Dank.)
    Das Stück lohnt ein Anhören auf alle Fälle. Die Musik ist voller schöner Einfälle- Melodien und Instrumentierung sind sehr gelungen. Den größten Teil des Werkes nehmen Arien und Rezitative ein, der Chor ist eher wenig gefordert, einige Fugato-Chöre, sonst Choräle. (Darüber war ich auch ganz glücklich, denn obwohl die Kantorei gut sang, man hört schon auch die "Grenzen"), die Solopartien und der Orchesterpart waren mit jungen Musikern glücklich besetzt.


    Das nur als kurze Rückmeldung, ( da ich nichts "extra" im Konzert-Thread schreiben wollte).


    Gruß pt_concours

    Hören, hören und nochmals hören: sich vertraut machen, lieben, schätzen.
    Keine Gefahr der Langeweile, im Gegensatz zu dem, was viele glauben, sondern vielmehr Seelenfrieden.
    Das ist mein bescheidener Rat. (S. Richter, 1978)

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • eine wunderschöne römische Passion gibt es noch von Antonio Caldara:


    Ich habe einen Radiomittschnitt der "Capella de'Turchini" unter der Leitung von Antonio Florio.


    Aber dieses schöne Werk gibt es auch auf CD:




    Caldara: La Passione di Gesù Cristo Signor Nostre
    L'Europe Galante / Biondi


    :hello:



    Die Passion verfügt gegenüber der üblichen Praxis auch über kurze Chöre, diese werden allerdings nur von den 5 Solisten dargeboten.


    Caldaras Oratorien sind wirklich fabelhaft und es ist ziemlich seltsam, dass er immer noch so unbekannt ist, dabei gehört er neben Scarlatti und Corelli zu den größten italienischen Meistern seiner Generation.


    Der Aufbau ist typisch für die Zeit, Da Capo Arien wechseln mit Rezitativen.
    Die Arien sind hochvirtuos, aber deutlich als geistliche Musik konzipiert.
    Etwas das ja bei späteren Komponisten kaum noch zu spüren ist.

  • Caldara:


    Zitat

    Caldaras Oratorien sind wirklich fabelhaft und es ist ziemlich seltsam, dass er immer noch so unbekannt ist, dabei gehört er neben Scarlatti und Corelli zu den größten italienischen Meistern seiner Generation.


    Das Problem bei Caldara ist die geradezu aussichtslose Unüberschaubarkeit des ihm zugeschriebenen Werkbestandes, hier wäre Arbeit, die endlich einmal in Angriff genommen werden müsste aber für die wohl derzeit die finanziellen Mittel fehlen...
    Nach wie vor gibt es nur wenige Ausgaben seiner Werke. Das alles ist dem Bekanntwerden nicht eben förderlich ! :no:


    Bedenke aber, daß selbst ein so bedeutender Meister wie Stradella, der wie kein anderer die verkrustete Musikstruktur seiner Zeit "aufgemischt" hat, allenfalls aufgrund seiner Biografie und durch eine mittelmässige Oper im 19. Jahrhundert "überleben" konnte. Als praktischer Musiker ist er noch immer ein Insider-Tipp !

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Guten Tag


    1726 hat J.S. Bach in Leipzig eine Friedrich Nicolaus Brauns zugeschriebene Maruspassion aufgeführt, diese Pasion soll Bach schon vorher in Weimar aufgeführt haben. F.N. Brauns war ein Onkel des bekannten Nicolaus Bruhns, ab 1682 war er Ratsmusikdirektor in Hamburg und von 1685 bis zu seinem Tode 1718 Musikdirektor am Hamburger Dom.
    Hat sich von dieser Markus-Passion etwas erhalten ?


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Hallo Bernhard,


    natürlich hat sich herumgesprochen, daß die Schwaben schier alles können !(ausser hochdeutsch), denn wer bitte ist Friedrich Nicolaus Brauns der ausserdem auc noch eine Maruspassion komponiert haben soll ?? :D


    Aber Spass beiseite: das Werk, um das es sich hier handelt, wurde bis zum Beginn der 90ger Jahre des letzten Jahrhunderts dem Opernmeister Reinhard Keiser zugeschrieben, unter dessen Namen es auch auf Tonträgern veröffentlicht wurde. Lieberbar sidn derzeit folgende Aufnahmen:



    und


    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Guten Tag


    Zitat

    Original von BigBerlinBear
    Hallo Bernhard,


    natürlich hat sich herumgesprochen, daß die Schwaben schier alles können !(ausser hochdeutsch)


    Naja, Schwaben sind wir Kurpfälzer bei Leibe nicht, Jahrunderte lang Kurpfälzer, 1803 durch einen faulen Deal zwischen Napoleon und dem badischen Großherzog (Baden war ein kleines unbedeutendes Herzogtum) zu Baden verscharrert und 1952 durch eine Volksabstimung mit Württemberg vereinigt. :D
    Hochdeutsch können wir Kurpfälzer auch nicht, unsere rheinfränkische, ostpfälzer Mundart mit französischen, jiddischen, rotwelschen, italienischen und holländischen Einschlag verträgt sich mit Hochdeutsch nur schwer :hahahaha:
    "Sparsam sind wir schon manchmal und vergessen gelegendlich "K" und "S" in Wörtern zu schreiben =)



    Zitat

    , denn wer bitte ist Friedrich Nicolaus Brauns der ausserdem auc noch eine Maruspassion komponiert haben soll ?? :D


    Aufmerksam auf Friedrich Nicolaus Brauns/Bruhns wurde ich im Booklet der Bruhn-Orgel-CD mit Lorenzo Ghielmi, dort istu.a. zu lesen:


    "Noch einmal treffen die beiden Namen von Bach und Bruhns in des letzteren späterer Karriere aufeinander, obwohl Bach dieses Mal seine Aufmerksamkeit einem Werk von Bruhns Onkel Friedrich Nicolaus [1637-1718] zuwendet, dem ältesten Bruder seines Vaters Paul. Am Karfreitag 1726 führte Bach in Leipzig eine Passion dieses Komponisten auf."


    Im bekannten Buch von Chr. Wolff "J.S. Bach" von 2000 fand ich unter der


    Tabelle 8.16: Passionsaufführungen in Leipzig 1723 - 1750


    1726 N Markus (Brauns)


    Weiter im Text schreibt er, dass Bach 1726 die Friedrich Nicolaus Brauns zugeschriebene Markus-Passion für eine Aufführung im selben Jahr überarbeitete.


    Weitere Infos darüber fand ich im "Bach-Jahrbuch 1999" ab Seite 38. Hier ist über den von 1685 - 1718 als Dommusikdirektor zu Hamburg zu lesen, dass F.N. Bruhns 1637 als einer der drei Söhne des Lautenspielers Paul Bruhns geboren wurde. Seine Brüder waren der Geiger Peter Bruhns und der Organist Paul Bruhns, der Vater des bekannten Nicolaus Bruhns. F.N. Bruhns benutzte aber immer seinen Namen -warum auch immer ?- in der Form "Brauns". Brauns hat viele Vokalwerke komponiert, wenige sind aber erhalten. Weiter schreibt das BJ 1999, dass Bachs Zuschreibung der Markuspassion an Keiser richtig sein mag, dass es aber keine Hinweise gibt, dass Keiser Anfang des 18. Jhd. an der Komposition geistlicher Musik beteiligt gewesen sei. Mit dem Hinweis darauf, dass Brauns/Bruhns der Komponist dieser Markus-Passion sein könnte, muss die Möglichkeit in Betracht gezogen werden, dass Bachs Zuschreibung der Passion an Keiser falsch war.
    Also könnte Bach wirklich 1726 eine Markus-Passion von Brauns/Bruhns aufgeführt haben. Gibts irgendwo noch weitere Hinweise zur Thematik ?


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Hallo Bernhard, um festzustellen, ob diese Passion wirklich von einem Herrn Bruhns komponiert wurde, müsste man weitere Werke dieses Komponisten kennen, denn nur so liesse sich eine Stilanalyse herstellen.


    Gegen Keiser, der einer der großen Dramatiker seiner Epoche war, spricht der ausgeprägte Lyrismus der Passion, der mir wenig zu den erhatenen Werken des Komponisten passen will.


    Gäbe es von Brauns/Brunhs weitere erhaltene Werke, hätten sich sowohl die Bach aber auch die Nikolaus-Bruhns-Forschung längst darüber hergemacht.

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • nun möchte ich auch noch einmal auf telemanns


    der tod jesu


    zu sprechen kommen


    diese aufnahme schreckt mich alleine deshalb ab weil ich herrn mertens überhaupt nicht mag :(




    alternative lösungen gäbe es da noch ganze zwei


    Vocal Ensemble Ex Tempore, Baroque Orchestra Le Mercure Galant, Florian Heyerick


    "Der moderne Komponist darf seine Werke einzig und allein auf der Grundlage der Wahrheit schreiben."
    Claudio Monteverdi


    "Der Komponist komponiert erstens für sich selbst und zweitens für das Publikum; aber für ein ideales Publikum und nicht für das...welches real existiert"
    Nikolai Rimski-Korsakow


    "Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche."
    Gustav Mahler

  • Guten Abend


    ""Lamentationes & Passionsmusik"


    von Johann David Heinichen



    enthält diese CD mit lateinischer und deutscher Passionsmusik,
    darunter das 1724 erstmals aufgeführte "Oratorio tedesco al sepolcro santo - Nicht das Band, das dich bestricket".


    Diese überaus lobenswerte Aufgrabungen wurden von der
    musica antiqua Köln 1996 hervorragend eingespielt.




    Sozusagen eine "Kurzfassung" der Brockes-Passion hat


    Johann Friedrich Fasch


    als Passionsoratorium "Passio Jesu Christi" um 1718/19 komponiert.
    Solide eingespielt vom Capella Savaria Baroque Orchestra und der Schola Cantorum Budapestiensis



    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Für mich eine der schönsten Passionen:

    Peppings Musik klingt zugleich alt und neu, sie ist von starker Eigenart. Ein Vergleich fällt mir nur in der bildenden Kunst ein: Die Holzschnitte Ernst Barlachs verströmen eine ähnliche Aura.
    Die "Matthäuspassion" ist berichtend komponiert, also gleichsam in dritter Person - und trotz (oder wegen?) der gezielten Distanz zutiefst erschütternd. Ich garantiere allen, die keine A-cappella-Musik mögen, daß sie ihre Vorbehalte bei diesem Werk vergessen.
    Übrigens ist auch die Aufführung makellos.
    :hello:

    ...

  • Heute morgen wurde ich im WDR-Mosaik auf folgende Passionsmusik der Gegenwart aufmerksam gemacht:


    Krzysztof Penderecki: Lukas-Passion


    Musik ist die Sprache der Seele. Und der wird man nie müde.(Hille)

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  • Hallo!


    Meine liebste Passions-Vertonung ist dieses jahr die lateinische Johannes-Passion von Pärt:



    So kann ich mir geistliche Musik in der Moderne sehr gut vorstellen.
    Das Werk hat - wie ich finde - eine sehr religiöse und meditative "Aura" und fasziniert mich derzeit sehr.


    Für das nächste Jahr werde ich mir dann wahrscheinlich die Telemann-Brockespassion und die Pepping-Matthäuspassion zulegen.


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Zitat

    Original von reklov29


    Die schaut jetzt so aus:



    und kostet beim Mediamarkt 14,99 €.


    Die Musik ist nicht besonders originell, gefällt mir aber. Ein Wechselspiel zwischen Rezitativ, Arie, Chor und (altbewährten) Chorälen.


    Die Solisten und das Orchester sind wunderbar. Beim Knabenchor komme ich zu keinem exakten Urteil: da ist von perfekt intoniert (insbesondere die Choräle) bis hin zu völlig verjodelt (Chöre) alles drin... anscheinend sind die Grenzen des Chores nicht besonders hoch gesteckt.


    Summa sumarum aber keine schlechte Sache. Die Textverständlichkeit ist besonders gut.


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Von C.Ph.E. Bach gibt es auch noch die Lukas Passion



    Zufällig habe ich sie heute gehört. Nicht so überwältigend wie die MP von Herrn Papa. Oder wie sein eigenes Oratorium "Auferstehung und Himmelfahrt Jesu".
    Außerdem ist auch noch eine DVD dabei. Die habe ich aber noch nicht geschaut.


    LG, Paul

  • Hallo Passionsmusik-Freunde!


    Sehr vielfältige Passionsmusiken sind in diesem thread genannt.


    Ich suche noch eine, die mir nicht aus dem Kopf geht, seidem ich sie als Jugendlicher mehrmals mitgesungen hatte:


    DIE GLASHÜTTER-PASSION eines Anonymus aud der nach Schütz-Zeit.


    Eingangschor: Das Leiden unseres Herren Jesu Christi .... Schlußchor: Dank sei unserem Herren, Jesu Christi ...


    Jemand von Euch kennt sie bestimmt und weiß, wo ich die Noten her bekomme.


    Danke


    Adamo

    Magnificat anima mea

  • Liebe Musikspezialisten!


    Schade-, seit mehreren Wochen konnte mir noch keiner weiterhelfen. Ich suche:


    ... eine, die mir nicht aus dem Kopf geht, seidem ich sie als Jugendlicher mehrmals mitgesungen hatte:


    DIE GLASHÜTTER-PASSION eines Anonymus aud der nach Schütz-Zeit. Laut Internet wurde sie auch mehrmals in den letzten Jahren aufgeführt.


    Eingangschor: Das Leiden unseres Herren Jesu Christi .... Schlußchor: Dank sei unserem Herren, Jesu Christi ...


    Jemand von Euch kennt sie bestimmt und weiß, wo ich die Noten und eine Aufnahme her her bekomme..


    Danke


    Adamo

    Magnificat anima mea

  • Zitat

    Original von wolfgadamo
    ...
    DIE GLASHÜTTER-PASSION eines Anonymus aud der nach Schütz-Zeit. Laut Internet wurde sie auch mehrmals in den letzten Jahren aufgeführt.


    Eingangschor: Das Leiden unseres Herren Jesu Christi .... Schlußchor: Dank sei unserem Herren, Jesu Christi ...


    Jemand von Euch kennt sie bestimmt und weiß, wo ich die Noten und eine Aufnahme her her bekomme..


    Hast du schon mal gegoogelt ? Ich bekomme mehrere Ergebnisse zur Glashütter-Passion u.a einen Link zum Verlag Breitkopf & Härtel:


    http://www.breitkopf.com/inven…%BCtter+passion&was=1%2C1


    Die Passion scheint recht häufig augeführt zu werden.


    Viele Grüße,


    Bernd

  • Hallo Bernd!


    Danke für Dein Interesse an meiner Suche. Ja-, die Noten gäbe es bei Breitkopf. Aber eine Aufnahme fehlt bisher.


    Gruß am Gründonnerstag


    Wolfgang

    Magnificat anima mea

  • Joseph Haydns "Sieben letzte Worte unseres Erlösers am Kreuze", ein Werk, bei dem es Haydn geschafft hat trotz sieben aufeinanderflgender langsamer Sätze keine Minute Langeweile aufkommen zu lassen.



    Viele Grüße
    John Doe

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